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{"created":"2022-01-31T13:22:29.050837+00:00","id":"lit17861","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Donath, Julius","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 39: 526-544","fulltext":[{"file":"p0526.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkommen und die Bedeutung des Cholins in der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeif hei Epilepsie und organischen Erkrankungen des Nervensystems, nebst weiteren Beitr\u00e4gen zur Chemie derselben.\nVon\nDr. Julius Donath, Universit\u00e4tsdozent,\nOberarzt der Nervenabteilung des St. Stephan-Spitals in Budapest.\nMit drei Abbildungen.\n(Der Redaktion zugegangen am 18. September 1903.)\nIn einer anderw\u00e4rts erscheinenden gr\u00f6\u00dferen Arbeit, welche sich mit der direkten Ursache des Krampfanfalles bei der sog. genuinen oder idiopathischen Epilepsie besch\u00e4ftigt, habe ich die Ansicht entwickelt, da\u00df es sich bei der Epilepsie um zwei Faktoren handelt, die den Krampfanfall bewirken: die gesteigerte Erregbarkeit der Hirnrinde einerseits und eine auf die Hirnrinde ausge\u00fcbte Giftwirkung andererseits. Es ist ja selbstverst\u00e4ndlich, da\u00df jeder Reiz \u2014 sei er mechanischer, chemischer, entz\u00fcndlicher oder infekti\u00f6ser Natur \u2014 bei gen\u00fcgender Intensit\u00e4t und Andauer auch an einem fr\u00fcher normalen Gehirn einen epileptischen Krampf wird her vorrufen k\u00f6nnen. Bei der genuinen Epilepsie aber, welcher ja oft genug ein aus fr\u00fcheren Zeiten herr\u00fchrender Entz\u00fcndungsproze\u00df zugrunde liegen mag, glaube ich, kann man nicht umhin, anzunehmen, da\u00df die Hirnrinde solcher Individuen leichter erregbar ist, soda\u00df giftige Stoffe \u2014 seien sie von au\u00dfen eingef\u00fchrt oder seien es normale giftige Stoffwechselprodukte, auf welche sonst ein gesundes Gehirn nicht reagiert \u2014 hier leicht einen Krampfanfall hervorrufen k\u00f6nnen. Es scheint auch, nach den Untersuchungen verschiedener Forscher, da\u00df das Blut (Kr ai ns ky, neuestens Ceni), der Schwei\u00df (Gabitto), vielleicht auch der Harn epileptischer Individuen giftig ist. Auch die, besonders nach geh\u00e4uften epileptischen Anf\u00e4llen entnommene Cerebro-","page":526},{"file":"p0527.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkommen und die Bedeutung des Cholins etc.\n527\nspinalfl\u00fcssigkeit wurde von Dide und Saquep\u00e9e1) sowie von Pelligrini2) giftig befunden.\nIch habe nun eingehende chemische und mikroskopische Untersuchungen mit der durch die Quincke-sche Lumbalpunktion gewonnenen G er ebro spinalfl\u00fcssigkeit angestellt und gefunden, da\u00df diese bei Epileptikern in der Regel Cholin enth\u00e4lt, und mich ferner durch Tierexperimente \u00fcberzeugt, da\u00df die die Konvulsionen erzeugende Substanz vornehmlich Cholin ist.\nVon Mott und Halliburton3) wurde dieses Alkaloid sowohl im Blut als in der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit bei Erkrankungen des Nervensystems gefunden, welche mit Zerst\u00f6rung des Nervengewebes einhergehen. Vor allem bei progressiver Paralyse und Tabes, dann bei kombinierter Sklerose, dissemi-nierter Sklerose, alkoholischer Polyneuritis, Beri-Beri und auch nach experimenteller Durchschneidung beider Nn. ischiadici bei Katzen. Sie leiten es von dem beim Zerfall der Markscheide freiwerdenden Lecithin ab, bei dessen Zersetzung Cholin abgespalten wird. Das Cholin wurde von ihnen teils auf chemischem Wege nachgewiesen, in der Weise, da\u00df es aus dem Blute4) mittels Alkohol extrahiert und dann dessen Platindoppelsalz dargestellt wurde, welches, wie bekannt, aus warm ges\u00e4ttigtem 15\u00b0/oigen Weingeist5) in Oktaederform krystaliisiert, teils diente\n*) M. Dide et E. Saquep\u00e9e, Note pr\u00e9luminaire sur la toxicit\u00e9 du liquide c\u00e9r\u00e9bro-rachidien dans l\u2019\u00e9pilepsie. (Soci\u00e9t\u00e9 de neurologie de Paris, S\u00e9ance du 18 avril 1901.)\n2)Pelligrini, La tossicita del liquido cerebrospinale negli epilettici. (Riforma medica 1901, Nr. 55.)\ns) Mott and Halliburton, The Chemistry of Nerve-Degeneration. The Lancet 1901, April 13.\n4)\tDas Cholin wurde zumeist aus Aderla\u00dfblut gewonnen; seltener diente dazu Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit, welche post mortem, und nur in wenigen F\u00e4llen in vivo durch Lumbalpunktion entnommen wurde.\n5)\tIn kaltem 15\u00b0/oigen Weingeist fand ich das Cholinchlorplatinat g\u00e4nzlich unl\u00f6slich, was aus dem Original nicht ersichtlich ist. Hierbei krystaliisiert das sonst wasserfreie Platinsalz mit 1 Mol. Wasser. (E. J ahns, Ber. d. deutsch-chem. Gesellsch., Bd. 23, S. 2973.)","page":527},{"file":"p0528.txt","language":"de","ocr_de":"528\nJulius Donath ,\nihnen zur Verifikation des Cholins der physiologische Nachweis, indem der R\u00fcckstand des alkoholischen Blutextraktes in physiologische Kochsalzl\u00f6sung aufgenommen und Katzen, Hunden, Kaninchen in die Vena jugularis externa injiciert, den Blutdruck herabsetzte, und zwar haupts\u00e4chlich durch Erweiterung der Visceralgef\u00e4\u00dfe. Auch fanden Mott und Halliburton in der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit von Paralytikern das Eiwei\u00df auf das Dreifache vermehrt und darunter das unter normalen Verh\u00e4ltnissen sonst nicht vorkommende Nucleoalbumin, welches nach ihnen aus den untergegangenen Nissl-K\u00f6rperchen stammen soll.\nIm folgenden will ich die Ergebnisse meiner Untersuchungen der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit haupts\u00e4chlich der Epileptiker auf Cholin, sowie die mit Cholin anges teilten Tierexperimente mitteilen.\nI. Untersuchung der Cerebrospinalll\u00fcssigkeit auf Cholin bei Epilepsie und einigen anderen Krankheiten.\nNach manchen tastenden Versuchen bin ich zu folgender Methode gelangt:\nDie den Kranken entnommene Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit wurde in sorgf\u00e4ltig gereinigten sterilisierten Eprouvetten aufgefangen. Die schwach alkalisch reagierende Fl\u00fcssigkeit wurde mit Salzs\u00e4ure schwach anges\u00e4uert und auf dem Wasserbade zur Trockne eingedampft, wobei unter Sch\u00e4umen eine leichte Tr\u00fcbung durch ausgeschiedenes Eiwei\u00df entsteht. Der Abdampfr\u00fcckstand wird stets dunkel (orangegelb bis dunkelbraun), selbst dann, wenn die Fl\u00fcssigkeit \u2014 wie gew\u00f6hnlich \u2014 kristallklar war und keine Spur von Blut enthalten hat. In letzterem Falle wurde er sogar schwarz. Wahrscheinlich r\u00fchrt dies von einer leicht oxydablen Substanz her, welche bisher noch nicht mit Sicherheit festgestellt ist. Der R\u00fcckstand wird \u2014- und davon h\u00e4ngt das tadellose Gelingen der Untersuchung ab \u2014 mit vollst\u00e4ndig wasserfreiem Alkohol ersch\u00f6pft. In den absoluten Alkohol gehen das neben dem Chlornatrium stets vorhandene Chlorkalium, sowie das \u2014 wie ich fand \u2014 fast nie fehlende Chlorammonium nicht \u00fcber,","page":528},{"file":"p0529.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkommen lind die Bedeutung des Cholins etc.\n529\nsondern nur das salzsaure Cholin, frei von jeder Beimengung von Chloralkalien. Versetzt man nun diesen alkoholischen Auszug mit Platinchlorid, das gleichfalls in absolutem Alkohol gel\u00f6st ist, dann f\u00e4llt ausschlie\u00dflich das Cholinchloro-platinat aus, welches ich noch durch zwei wichtige Eigenschaften identifiziert habe: 1. dessen Leichtl\u00f6slichkeit in kaltem Wasser, im Gegensatz zum sehr schwer l\u00f6slichen Kalium- und Ammoniumplatinchlorid und 2. dessen sehr charakteristische und mikroskopische Krystallformen : s\u00e4gef\u00f6rmig gez\u00e4hnte Krystallgestalten in Form von Lanzenspitzen, Blatt-, Kreuz- oder Bosettenform letztere drei- oder vierbl\u00e4tterig \u2014 mitunter auch strahlen-oder garbenf\u00f6rmig geordnete Nadeln, scharf abgeschnittene Prismen, oder auch sechsseitige rhomische Tafeln. Dieselben sind gelb, oder in sehr d\u00fcnnen Schichten, wie insbesondere die Nadeln, farblos.\nMan stellt sich diese Krystalle dar, indem man einige Tropfen der w\u00e4sserigen L\u00f6sung auf einen Objekttr\u00e4ger verdunsten l\u00e4\u00dft (S. Fig. 1). Auf diese Weise bekommt man nie eine Spur eines Alkaliplatinchlorids zu Gesichte, welches man \u00fcbrigens an den Oktaeder-und Tetraedergestalten, die zuweilen an den\tFranz Schm. Epilepsia gemma.\nEcken abgestumpft\t(Seibert, Oc. i, Obj. in. i ; 107.)\nsind, leicht erkennen kann. Durch absoluten Alkohol wird also eine vollst\u00e4ndige Trennung von den Alkalien erzielt,1) w\u00e4hrend dies z. B. bei 99\u00b0/oigem Alkohol nicht mehr gelingt.\ni) \u00dfa\u00df durch vollst\u00e4ndig wasserfreien Alkohol eine quantitative Trennung des salzsauren Cholins von Kalium- und Ammoniumchlorid erfolgt, so da\u00df die darauffolgenden F\u00e4llungen mit alkoholischem Platinchlorid\nFi g. 1.","page":529},{"file":"p0530.txt","language":"de","ocr_de":"530\nJulius Donath\nDiese beiden soeben angef\u00fchrten Reaktionen finde ich f\u00fcr viel handlicher als die von Mott und Halliburton angegebenen, n\u00e4mlich das Aus-krystallisieren des Cholinplatinchlorids aus 15\u00b0/oigem Weingeist in Oktaedern, wobei ich fand, da\u00df neben den unvollkommen ausgebildeten Oktaederformen auch die von mir erw\u00e4hnten s\u00e4gef\u00f6rmig gez\u00e4hnten Blatt- und Rosettenformen nicht fehlen (S. Fig. 2). \u00dcbrigens kann man ja auch durch Aufl\u00f6sen dieses Platinchloridniederschlages in hei\u00dfem 15\u00b0/oigen Weingeist noch diese weitere Reaktion auf Oktaederkrystalle anstellen. Ein weiteres empfindliches Reagens auf Cholin in w\u00e4sseriger L\u00f6sung ist: Phosphorwolfram-s\u00e4ure. (Wei\u00dfer Niederschlag, der aus verd\u00fcnnten L\u00f6sungen unter dem Mikroskop sechsseitige T\u00e4felchen oder Rhomben zeigt). Bedingung dabei ist: Abwesenheit von Chlorkalium und Chlorammonium, mit welchem Phosphorwolframs\u00e4ure gleichfalls Niederschl\u00e4ge gibt. Dieser Voraussetzung wird entsprochen, wenn nach Auszug mit absolutem Alkohol dieser filtriert und nach Verjagen des Alkohols in Wasser aufgenommen wird. Des umst\u00e4ndlichen physiologischen Versuches, mittels intraven\u00f6ser Injektion Blutdruckherabsetzung zu bewirken, kann man demnach f\u00fcglich entraten. Bei dieser Gelegenheit will ich erw\u00e4hnen, da\u00df alle\nnur Cholinplatinchlorid ergeben, davon habe ich mich durch 2 Versuche \u00fcberzeugt:\na)\tZu 50 ccm Wasser wurde hinzugef\u00fcgt 0,16759 g salzsaures Cholin, nebst ein wenig KCl, NaCl und NH4C1. Der absolut alkoholische Auszug gab mit Platinchlorid 0,3355 g Cholinplatinchlorid, entsprechend 0,1521 g salzsaurem Cholin. Die mikroskopische Untersuchung ergab ausschlie\u00dflich Cholinplatinformen, ohne jede Spur von Oktaedergestalten.\nb)\tEbenso gaben 0,0707 g salzsaures Cholin 0,15349 g Cholinplatinchlorid, entsprechend 0,06955 g salzsaurem Cholin.\nFig. 2.\nFranz Schm. Epilepsia genuina. (Seibert, Oc. I, Obj. V. 1 : 305).","page":530},{"file":"p0531.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkommen und die Bedeutung des Cholins etc.\n531\nmeine Versuche, f\u00fcr Cholin nach Art der Pflanzenalkaloide eine charakteristische Farbenreaktion zu finden, gescheitert sind, was in Anbetracht dieses K\u00f6rpers der Fettreihe mit niedrigem Kohlenstoffgehalt nicht zu verwundern ist.\nDie Tatsache, da\u00df bei dem geringsten Wassergehalt des Alkohols Chlorkalium und Chlorammonium in L\u00f6sung gehen, und der ich zu Anfang meiner Versuche keine Rechnung trug, war die Ursache, da\u00df ich immer neben dem Cholin-platinchlorid auch reichlich Kalium- und Ammoniumplatinchlorid in L\u00f6sung bekam, beide, letzteren erkenntlich an den Oktaedergestalten. 0\nGleichzeitig wird aber das Cholinchloroplatinat durch den absoluten Alkohol, in dem es vollst\u00e4ndig unl\u00f6slich ist, quantitativ abgeschieden.\nWenn also Mott und Halliburton2) in einem Falle von Beri-Beri das Cholin in etwa 20 ccm Aderla\u00dfblut dadurch nachweisen, da\u00df sie dasselbe mit Alkohol mengten, das Filtrat bei 40\u00b0 C. zur Trockne brachten, den R\u00fcckstand in\n*) Ehe ich zu der sicheren Abscheidungsmethode mittels absoluten Alkohols gelangte, versuchte ich statt der Platinf\u00e4llung das Goldchloridsalz darzustellen. Dieses bot den Vorteil, das Kalium- und Ammoniumchlorid, welche bekanntlich mit Goldchlorid leicht l\u00f6sliche Doppelsalze bilden, vom Niederschlage fernzuhalten. Doch hat das Cholingoldchlorid den Nachteil, leicht reduziert zu werden, sowie in Alkohol nicht unl\u00f6slich zu sein, so da\u00df eine vollst\u00e4ndige Abscheidung des Cholins auf diese Weise nicht erfolgt, und kleine Mengen davon werden sich leicht dem Nachweis entziehen. Auch Phosphorwolframs\u00e4ure, zum qualitativen Nachweis wohl geeignet, empfiehlt sich nicht zur quantitativen Bestimmung wegen der umst\u00e4ndlichen Prozeduren, welche zur Isolierung des Cholins aus dieser Verbindung notwendig sind.\na) Mott and Halliburton, Note on the blood of a case of Beriberi. Brit. med. Journ. 1899, jul. 29.\nFig. 3.\nSalzsaures Ch olinplatinchlorid, aus reinem, synthetischen Cholin. (Seibert, Oc. I, Obi. V. 1: 305).","page":531},{"file":"p0532.txt","language":"de","ocr_de":"532\nJulius Donath\nphysiologische Kochsalzl\u00f6sung aufnahmen und durch Injektion in die Vena jugularis externa bei Katzen ein Sinken des Blutdrucks bewirkten, so kann nach meinen obigen Ausf\u00fchrungen kein Zweifel dar\u00fcber sein, da\u00df in diesem alkoholischen Blutextrakt neben dem Cholin auch Kalium und vielleicht auch Ammoniumsalze vorhanden waren, und von ersteren wissen wir, da\u00df sie in die Blutbahn gebracht den Blutdruck erst steigern und dann vermindern, also dieselbe Wirkung wie das Cholin hervorrufen, w\u00e4hrend die Ammoniumsalze den Blutdruck erh\u00f6hen. Jedenfalls ist die Gegenwart dieser Alkalisalze geeignet, auf die Blutdruckmessungen st\u00f6rend einzuwirken.J) .\nDie verwendete Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit war in der Begel krystallklar, nur selten etwas blutig gef\u00e4rbt. Etwas tr\u00fcbe war sie in den F\u00e4llen von Meningitis basilaris tuberculosa, Meningo-Encephalitis gummosa und Abscessus cerebri, sehr stark getr\u00fcbt sah ich sie in einem Falle von Meningitis ex otitide purulenta.\nDie hier gewonnenen Liquormengen betrugen 12\u201485 ccm. In einem Falle konnten nicht mehr als etwa 5\u20146 ccm eines etwas blutigen Liquors erhalten werden; in selteneren F\u00e4llen kommt selbst bei wiederholten Punktionen in verschiedener H\u00f6he der Lumbalwirbels\u00e4ule kein Tropfen zum Vorschein, obgleich man bestimmt im Subarachnoidalraum sich befindet, wohl infolge Vorlagerung der Cauda equina, Verwachsungen der R\u00fcckenmarksh\u00e4ute, Sp\u00e4rlichkeit der Fl\u00fcssigkeit u. dgl.\n1) Nach der neuesten einschl\u00e4gigen Mitteilung von Mott (A discussion on the pathology of nerve degeneration. 70 th- Meeting of the British medical Association, Manchester 1902. Brit. med. Journ. 1902, S. 925), welche nach Beendigung dieser Arbeit erschien, wird diese Fehlerquelle dadurch vermieden, da\u00df das auf Cholin zu pr\u00fcfende Blut mit dem 6\u20148fachen Volumen absoluten Alkohols gemengt, filtriert, bei 40\u00b0 C. eingetrocknet, der Rest noch dreimal nacheinander in absolutem Alkohol aufgenommen, filtriert und eingedampft wird. Die letzte alkoholische L\u00f6sung wird mit 10\u00b0/oigem alkoholischen Platinchlorid gef\u00e4llt und der Niederschlag mit absolutem Alkohol dekantiert. Dieser Niederschlag wird in 15\u00b0/uigem Weingeist gel\u00f6st, filtriert und auf dem Uhrglas bei 40\u00b0 C. eingedunstet. Dann sieht man bei schwacher Vergr\u00f6\u00dferung die oktaedrischen Cholinplatinchloridkrystalle. 5 ccm normales Menschenblut gibt nur hier und da solche Krystalle, so da\u00df ein solches Resultat praktisch als negativ angesehen werden darf.","page":532},{"file":"p0533.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkommen und die Bedeutung des Cholins etc.\n533\nZum qualitativen Cholinnachweis wurden 10\u201420, zum quantitativen mindestens 30 ccm verwandt.\nDie bei 65 Kranken gewonnene Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit wurde in der Regel mittels des Platindoppelsalzes, seltener mittels des Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlages auf Cholin untersucht. Bei den quantitativen Bestimmungen wurde das Cholin als C5HJ5N02 berechnet.\nAus diesen Untersuchungen geht hervor, da\u00df\nin 18 F\u00e4llen von genuiner Epilepsie der Cholinbefund positiv war 15 mal 0 \u00bb\t3\t\u00bb\t\u00bb\tJacksonscher Epilepsie \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t3\t\u00bb\t1 2)\n\u00bb\t1 Falle\t\u00bb\tsyphilitischer Epilepsie \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t1\t\u00bb\n\u00bb\t3 F\u00e4llen\t\u00bb\tDementia paralytica\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t2\t\u00bb\n\u00bb\t2 \u00bb\t\u00bb\tTabo-paralysis\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t1\t\u00bb\n\u00bb\t15 \u00bb\t\u00bb\tTabes dorsalis\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t10\t\u00bb\t2)\n\u00bb\t3 \u00bb\t\u00bb\tLues cerebralis\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t3\t\u00bb\n\u00bb\t2 \u00bb\t\u00bb\tTumor cerebri\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t2\t\u00bb\n\u00bb\t2 \u00bb\t\u00bb\tAbscessus cerebri\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t2\t\u00bb\n\u00bb\t1 Falle\t\u00bb\tEncephalomalacie\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t1\t\u00bb\n\u00bb\t1 \u00bb\t\u00bb\tSpina bifida\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t1\t\u00bb\n\u00bb\t1 \u00bb\t\u00bb\tMyelitis e compressione\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t1\t\u00bb\n\u00bb\t1 \u00bb\t\u00bb\tCoccygodynia\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0\t\u00bb\n\u00bb\t2 F\u00e4llen\t\u00bb\tHysterie\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0\t\u00bb\n\u00bb\t3 \u00bb\t\u00bb\tHystero-Epilepsie\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t1\t\u00bb\n\u00bb\t1 Falle\t\u00bb\tHydroceph. chron.\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t1\t\u00bb\n\u00bb\t1\t\u00bb\t\u00bb\tSclerosis cerebrosp. multiplex \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0\t\u00bb\n\u00bb\t1 \u00bb\t\u00bb\tPolyneuritis alcoholica\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t1\t\u00bb\n\u00bb\t3 F\u00e4llen\t\u00bb\tNeurasthenie\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t1\t\u00bb\nBemerkenswert ist, da\u00df bei genuiner, Jacksonscher und syphilitischer Epilepsie der Cholinbefund ebenso positiv war (in zusammen 22 F\u00e4llen 19 mal), wie zumeist bei den organischen Erkrankungen des Zentralnervensystems, bei denen letzteren ein Untergang von Nervengewebe und somit ein vermehrtes Freiwerden von Lecithin und Abspaltung von Cholin angenommen werden mu\u00df. Auch d\u00fcrfte die in der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit sich anh\u00e4ufende Cholinmenge proportional der Intensit\u00e4t des nervenzerst\u00f6renden Prozesses sein. Wenn sich auch dies aus den 10 quantitativen Cholinbestimmungen, welche ich in der Tabelle anf\u00fchre, nicht direkt\n1)\tDarunter wurden 5 Individuen 2\u20143mal, zusammen 11 mal pungiert mit 9 mal positivem Befund.\n2)\tDarunter lmal Lecithin.","page":533},{"file":"p0534.txt","language":"de","ocr_de":"534\nJulius Donath,\nergibt, so mag dies an den geringen absoluten Mengen liegen, welche hier gewogen wurden. Handelte es sich doch im ganzen um 8 \u2014 15 mg Cholin! Aus diesem Grunde konnte auch zur Identifizierung des Cholins an keine Platinbestimmung gedacht werden. Hier konnten nur das oben angef\u00fchrte Verhalten gegen Reagentien und das Mikroskop zum Ziele f\u00fchren.\nBei dieser Gelegenheit will ich besonders den Fall von Encephalomalacie hervorheben, bei welchem Kranken durch einen akut verlaufenden Zerst\u00f6rungsprozess in den Zentralwindungen und in der Broca-Windung ein schwerer Status epilepticus mit Jacksonschem Typus zustande kam. Der w\u00e4hrend des tagelang dauernden Status epilepticus zu therapeutischen Zwecken entnommene Liquor zeigt mit Phosphorwolframs\u00e4ure exquisite Cholinformen.\nAuf der anderen Seite war der Cholinbefund in beiden F\u00e4llen von einfacher Hysterie negativ, desgleichen in je 3 F\u00e4llen von Hystero-Epilepsie und Neurasthenie 2 mal negativ. Auch in dem Falle von Coccygodynie und multipler Sklerose war der Befund negativ.\nAllerdings gibt es Ausnahmsf\u00e4lle von Hystero-Epilepsie, \u25a0die \u00dcberg\u00e4nge darstellen und wo die Unterscheidung von der idiopathischen Epilepsie sehr schwierig, ja unm\u00f6glich sein kann. Da\u00df ich gerade das Cholin als diejenige giftige Substanz aussprechen mu\u00df, welche vorzugsweise bei der Ausl\u00f6sung des Krampfanfalles beteiligt ist, wird aus meinen Tierversuchen hervorgehen. Dabei zeigt es sich, da\u00df das chemisch reine Cholin bei weitem giftiger ist, als in den Lehrb\u00fcchern ganz allgemein angenommen wird, und da\u00df es ganz besonders heftig reizende Wirkungen auf die Hirnrinde entfaltet, in welch letzterer Richtung bisher von keiner Seite Versuche angestellt worden sind. Und doch haben schon Brieger1) sowie Cerevello2) die Giftigkeit des Cholins\nq L. Brieger, \u00dcber Ptomaine. Berlin 1885. S. 2?\u201438.\n2) V. Cerevello, Sur Faction physiologique de laneurine. Archives Italiennes de biologie, 1886.","page":534},{"file":"p0535.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkommen und die Bedeutung des Cholins etc. 535\nund Neurins nachgewiesen. Nach Brieger kommt es aber bei Kaninchen nur bei t\u00f6dtlichen (subkutan injizierten) Dosen von Cholin (0,5 g auf 1 kg Tier) zu starken klonischen Kr\u00e4mpfen, worauf die Tiere bald zugrunde gingen.\nII. Anderweitige Bestandteile der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit.\nGelegentlich meiner Arbeiten mit der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit stellte ich auch einige qualitative Untersuchungen an, \u00fcber die ich kurz berichten will.\nIn der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit finden sich bekanntlich als anorganische Bestandteile stets Chlornatrium vor, welches weitaus die gr\u00f6\u00dfte Menge der fixen Bestandteile bildet, sowie Kalium (intensive Flammenreaktion). Ich fand ferner Ammoniak und Phosphors\u00e4ure (mittels salpetersauren Ammon-molybdats). Letztere vermutete ich schon als Spaltungsprodukt des Lecithins, ersteres als m\u00f6gliches Derivat des Cholins. Diese Annahme bez\u00fcglich des Ursprungs des Ammoniaks erwies sich wohl als unrichtig, wie ich gleich auff\u00fchren werde, doch ist Ammoniak ein ziemlich regelm\u00e4\u00dfiger Bestandteil. \u00dcberall, wo auf Kalium, Ammoniak und Phosphors\u00e4ure untersucht wurde, wurden sie auch nachgewiesen; nur in 2 F\u00e4llen (Nr. 7 und 8) wurde mittels des Ne \u00dfl er sehen Reagens kein Ammoniak gefunden, was ich um so nachdr\u00fccklicher hervorheben will, weil es gerade 2 Epileptiker betrifft. Man kann also nicht annehmen, da\u00df das Ammoniak, welches ich als einen nahezu st\u00e4ndigen Bestandteil der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit fand, als die den Krampfanfall ausl\u00f6sende Substanz zu betrachten sei. Auch kann das hier vorkommende Ammoniak nicht als ein Spaltungsprodukt des Cholins angesehen werden, da nach meinen Untersuchungen Cholin in verd\u00fcnnter L\u00f6sung, weder beim Kochen mit Wasser, noch mit Kalilauge oder Barythydrat, Ammoniak oder Trimethylamin entwickelt.1)\n*) In einer neueren Arbeit hat E. Zdarek (Ein Beitrag zur Kenntnis der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit, Diese Zeitschr., Bd. XXXV, Heft 3) in der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit bei der qualitativen Untersuchung der wasserl\u00f6slichen Asche Kohlens\u00e4ure, Chlor, geringe Menge Schwefels\u00e4ure, Spuren","page":535},{"file":"p0536.txt","language":"de","ocr_de":"536\nJulius Donath\nIn 2 F\u00e4llen (Tabes dorsalis und Jacksonsche Epilepsie) fand ich Lecithin, einen gleichfalls vor mir nicht angegebenen Bestandteil, der aber wahrscheinlich pathologisch ist und auf einen raschen Zerfall von Nervensubstanz hindeuten d\u00fcrfte. '\nIch fand ferner ein bedeutendes Reduktionsverm\u00f6gen der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit f\u00fcr kalische Kupferl\u00f6sung beim Kochen, desgleichen f\u00fcr ammoniakalisches Silbernitrat und kalisches Wismuthsubnitrat. Dagegen gibt Ferridcyankalium -|- Eisenchlorid damit kein Berlinerblau.\nWas die Natur dieser reduzierenden Substanz anlangt, so wird sie von Halliburton f\u00fcr Brenzkatechin, von Nawratzki1) f\u00fcr Traubenzucker erkl\u00e4rt. Letzterer bestimmte denselben im normalen Liquor des Kalbes zu 0,0461 \u00b0/o, also etwas weniger als im Tierblut (0,1\u20140,2 \u00b0/o), doch scheint das Vorkommen des Traubenzuckers durchaus nicht konstant zu sein. Bei Hirntumoren wurde von Quincke regelm\u00e4\u00dfig Zucker gefunden, von Lenhartz2) jedoch nie. Dagegen vermi\u00dfte ihn Quincke3) bei entz\u00fcndlichen Prozessen. In der hydrocephalischen Fl\u00fcssigkeit wurde dieselbe von Covazzini4) nachgewiesen und wieder von anderen Untersuchern vermi\u00dft. Schaefer5) fand fast durchweg ohne Unterschied der Schwachsinnsformen, die darauf untersucht wurden, mit der Nyl an der probe positiven Ausfall. Zdarek (1. c.) fand ebenso wie Th. Panzer6) 0,1 \u00b0/o rechtsdrehenden Traubenzucker.\nvon Phosphors\u00e4ure, ferner Kalium und Natrium gefunden; die wasserunl\u00f6sliche Asche enthielt haupts\u00e4chlich Kohlens\u00e4ure und Calcium neben wenig Magnesium, Spuren von Phosphors\u00e4ure und Eisen. Das Ammoniak in der urspr\u00fcnglichen Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit scheint seiner Aufmerksamkeit entgangen zu sein.\n0 Nawratzki, Diese Zeitschr. 1897.\n2)\tLenhartz, M\u00fcnchner med. Wochenschr. 1896, 89.\n3)\tQuincke, Berliner klin. Wochenschr. 1895, Nr. 41.\n4)\tCovazzini, Zentralblatt f. Physiologie. 1896, Bd. 6.\ns) Schaefer, \u00dcber das Verhalten der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit bei Dementia paralytica und einigen anderen Formen des Schwachsinns. Allgem. Zeitschr. f. Psychiatrie. 59. Bd., 1. Heft, S. 96\u201497.\n6) Panzer, Zur Kenntnis der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit. Wiener klin. Wochenschr. 1899, Nr. 31.","page":536},{"file":"p0537.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkommen und die Bedeutung des Cholins etc. 537\nDie Eiwei\u00dfprobe mit Essigs\u00e4ure-|-Ferrocyankalium fand ich stets positiv. *}\nZur Pr\u00fcfung der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit auf das dem Cholin chemisch und, wie ich sp\u00e4ter zeigen werde, auch toxikologisch nahestehende Neurin lag keine Veranlassung vor. Bekanntlich unterscheidet sich das Cholin, d. i. Trimethylox\u00e4thyl-ammoniumoxydhydrat, CH2(OH), CH2 \u2022 N(CH3)3, OH = C5H15N02 um das Plus der Elemente von 1 Mol. Wasser vom Neurin, d. i. Trimethylvinylammoniumoxydhydrat CH:CH2 \u2022 N(CH3)3, OH = C5H13NO. Diese beiden Basen, welche man fr\u00fcher f\u00fcr identisch * gehalten und noch sp\u00e4ter h\u00e4ufig verwechselt hat, lernte man durch Bayer und Brieger scharf von einander unterscheiden. Die genauen Untersuchungen von Gulewitsch* 2) ergaben,- da\u00df das vollkommen frische Ochsengehirn kein Neurin enth\u00e4lt, dagegen ergibt sowohl der m\u00e4\u00dfige Auszug des Gehirns als der mit Natriumalkoholat behandelte alkoholische Extrakt desselben ausschlie\u00dflich Cholin. Dieser Forscher wies auch nach, da\u00df das von Liebreich beim Kochen des von diesem entdeckten Protagons mit Barytwasser nicht Neurin, sondern Cholin ergibt, wie auch das Neurinplatinchlorid beim Um-krystallisieren aus hei\u00dfem Wasser unver\u00e4ndert bleibt und nicht, wie Liebreich behauptet hat, unter Aufnahme der Elemente von 1 Mol. Wasser in Cholin \u00fcbergeht. Auch k\u00f6nnen mit Salzs\u00e4ure versetzte L\u00f6sungen von Cholinchlorid eingedampft, oder verd\u00fcnnte Cholinl\u00f6sungen mit Barythydrat gekocht oder mit Natriumalkoholat behandelt werden, ohne da\u00df sich Neurin bilden w\u00fcrde. Auch das nach den Untersuchungen von\np Nachdem diese Arbeit schon l\u00e4ngst abgeschlossen war, erschienen die interessanten Mitteilungen von Widal, Sicard und Ravant, sowie von G. Guillain und V. Parant (beide in Revue Neurologique 1903, Nr. 8), da\u00df bei progressiver Paralyse und \u00fcberhaupt bei meningitischen Prozessen au\u00dfer dem normalerweise vorkommenden Globulin (f\u00e4llbar durch ges\u00e4ttigte MgS04-L\u00f6sung) auch Serumalbumin gefunden wird (nach dem Filtrieren durch Erhitzen gerinnbar). Auch ist dann die Gesamtmenge der Eiwei\u00dfk\u00f6rper vermehrt.\n2) Wl. Gulewitsch, \u00dcber Neurin und einige Verbindungen. Diese Zeitschr., Bd. XXVI; Derselbe, \u00dcber Leukomatine des Ochsengehirns, ibidem, Bd. XXVII.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XXXIX.\n37","page":537},{"file":"p0538.txt","language":"de","ocr_de":"538\nJulius Donath\nBrieger erst sp\u00e4t im Laufe der F\u00e4ulnis auftretende Neurin, welches dieser Forscher aus dem im ersten Anfang erscheinenden Cholin durch Abspaltung von 1 Mol. Wasser ableitet, konnte keine Analogie zu den Verh\u00e4ltnissen der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit bieten. In der Tat fand auch Halliburton kein Neurin in derselben. Zu demselben Ergebnis gelangten Sowton und Waller1) auf physiologischem Wege; denn Neurin hebt das elektromotorische Verm\u00f6gen der Nerven auf, Cholin dagegen nicht, desgleichen die Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit. Daraus folgern sie, da\u00df diese kein Neurin enth\u00e4lt. \u2014 Doch w\u00fcrde ein Nachweis des Neurins im Platinchloridniederschlag keine Schwierigkeit bieten, denn nach der L\u00f6sung des Cholinplatinchlorids in wenig Wasser w\u00fcrde das schwerl\u00f6sliche Neurinplatinchlorid nebst dem Kalium- und Ammoniumplatin Chlorid Zur\u00fcckbleiben. Die hei\u00df w\u00e4sserige L\u00f6sung dieser Salze, mit Schwefelwasserstoff zersetzt, filtriert, eingeengt, alkalisch gemacht und mit Chloroform gesch\u00fcttelt, w\u00fcrde das Neurin in das Chloroform \u00fcbertreten lassen.\nIII. Untersuchung des Harns und des Blutes auf Cholin.\nZur Entscheidung der Frage, ob Cholin nach intracerebraler oder intraven\u00f6ser2) Einverleibung in den Harn \u00fcbergeht, trachtete ich eine Methode auszuarbeiten, welche den Nachweis von Cholin im Harn gestattet. Zu diesem Zweck ist Platinchlorid wegen der gro\u00dfen Mengen, welche zum F\u00e4llen ben\u00f6tigt werden, ungeeignet, denn selbst der absolut alkoholische Auszug des Harns verbraucht viel davon, da viele darin l\u00f6sliche und durch Platinchlorid f\u00e4llbare Substanzen davon aufgenommen werden. Dagegen kommt man mit Phosphorwolframs\u00e4ure zum Ziele: Der mit etwas Salzs\u00e4ure anges\u00e4uerte Harn wird zur Trockne eingedampft, mit absolutem Alkohol ausgezogen, filtriert, wieder eingedampft, in Wasser aufgenommen, mit Salzs\u00e4ure und w\u00e4sseriger 10\u00b0/oiger Phosphorwolframs\u00e4ure g\u00e4nzlich gef\u00e4llt, wobei gew\u00f6hnlich eine gr\u00fcnlich-violette F\u00e4rbung entsteht. Dieser Niederschlag wird auf dem Filter mit salzs\u00e4urehaltigem Wasser gewaschen, hierauf der Niederschlag in ein hohes Becherglas\nfl Sowton and Waller, Journal of physiology, Supplement.\n2) Vgl. die folgenden Versuche.","page":538},{"file":"p0539.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkommen und die Bedeutung des Cholins etc. 539\ngesp\u00fclt und mit fein pulverisiertem Barythydrat behandelt. Nach kurzer Zeit wird dieses Gemenge abfiltriert und das Filtrat mit Kohlens\u00e4ure ges\u00e4ttigt. Hierauf wird wieder filtriert und zur Trockne eingedampft, wieder mit absolutem Alkohol aufgenommen und schlie\u00dflich mit alkoholischem Platinchlorid gef\u00e4llt.\nAuf diese Weise konnte ich in 100 ccm normalem Menschenharn, zu dem 2 mg salzsaures Cholin hinzugef\u00fcgt waren, dasselbe unter dem Mikroskop nachweisen. 3\u20147 cg salzsaures Cholin, welche 4 Hunden teils intracerebral, teils intraveni\u00f6s injiziert wurden, konnten im Harn nie nachgewiesen werden. Es scheint also, da\u00df das Cholin im Blut verbrannt wird. Auch Mott und Halliburton konnten das Cholin im Harn nicht auffinden.*)\nAuch will ich hier anf\u00fchren, da\u00df ich in 45 ccm normalem Rinderblut gleichfalls kein Cholin fand. Wird also Cholin in einer solchen oder gar noch geringeren Menge Blutes gefunden, so mu\u00df dies wohl als pathologisch angesehen werden. Halliburton konnte bei progressiver Paralyse oft in 10 ccm Aderla\u00dfblut das Cholin chemisch nachweisen. Dagegen kann Cholin in gr\u00f6\u00dferen Mengen von Ochsenblut nachgewiesen werden, wie dies bei der gro\u00dfen Verbreitung seiner Muttersubstanz, des Lecithins, im Organismus, welches ja nicht nur im Gehirn, in den Nerven, sondern auch im Blut, Sperma usw. vorkommt, vorauszusehen war. Auch ist dieser Nachweis Marino-Zucco und F. Martini2) gelungen; nur bezeichnen diese Verfasser irrt\u00fcmlich das gefundene Cholin als Neurin, was aus der von ihnen hervorgehobenen Leichtl\u00f6slichkeit des Platinsalzes in Wasser hervorgeht.\n0 Nach Fertigstellung dieser Arbeit bekam ich den interessanten Aufsatz von Prof. F. Gump recht (Cholin in der normalen u. patholog. Spinalfl\u00fcssigkeit u. die physiol. Funktion derselben, Verhandlungen des Kongresses f. inn. Med., 1900) zu Gesicht. Auch er konnte in 11 Liter normalem Menschenharn kein Cholin nachweisen, nur bei subkutaner Injektion gro\u00dfer Cholinmengen (1 g bei einem Kaninchen von 1,75 Kilo Gewicht) erschien es im Harn. Dieser Autor fand den h\u00f6chsten Cholingehalt in der Spinalfl\u00fcssigkeit von Meningitiskranken.\n2) Atti d. R. Acc. d. Lincei. 1894. I. Sem. 396\u2014399, Ref. Berichte d. deutsch-chem. Gesellsch. 1894. Referate, S. 240.\n37*","page":539},{"file":"p0540.txt","language":"de","ocr_de":"540\nJulius Donath\nIV. Die krampferzeugende Wirkung des Cholins und Neurins.\nDa meine Versuche, das Cholin nach der Einverleibung bei Tieren im Harn nachzuweisen, ein negatives Resultat ergaben, so lag die Annahme nahe, da\u00df das Cholin im Blute rasch verbrannt werde. Ich versuchte daher, das Cholin und ebenso das Neurin direkt in die Hirnrinde, in manchen F\u00e4llen auch subdural zu injizieren und so deren Wirkungen in un-abgeschw\u00e4chter Weise auf das Zentralnervensystem kennen zu lernen. Die Ergebnisse waren wahrhaft \u00fcberraschend, denn es wurden auf diese Weise die schwersten tonischen und klonischen Kr\u00e4mpfe hervorgerufen, die oft zu Paresen f\u00fchrten. Die Kr\u00e4mpfe waren gew\u00f6hnlich allgemeiner Art, doch \u00fcberwogen sie zuweilen entschieden auf der einen Seite, beispielsweise Streckkr\u00e4mpfe der kontralateralen Extremit\u00e4ten, w\u00e4hrend die derselben Seite Laufbewegungen machen, oder (bei Meerschweinchen) Drehen in derselben Richtung um die L\u00e4ngsachse. Mitunter konnte man eine solche zur Ruhe gekommene Drehbewegung durch einen Ansto\u00df wieder in Gang setzen. Auch die Parese trat nach den Kr\u00e4mpfen gew\u00f6hnlich zuerst in den kontralateralen Extremit\u00e4ten auf, wohl infolge der heftigeren Reizung und rascheren Ersch\u00f6pfung der betreffenden motorischen Zentren. Bald folgte die Parese aller Extremit\u00e4ten, wenn sie nicht nach heftigen Muskelkr\u00e4mpfen gleich als solche auftrat. Doch erneuerten sich oft genug die tonischen und klonischen Kr\u00e4mpfe in den paretischen Extremit\u00e4ten.\nObgleich ich mit chemisch reinem Cholin und Neurin1) arbeitete, fand ich bei intracerebraler oder\n\u00dc Beide Pr\u00e4parate von der chemischen Fabrik E. Merck, Darmstadt, bezogen, waren synthetisch dargestellt. Das nach W\u00fcrtz aus \u00c4thylenchlorhydrin und Trimethylamin dargestellte salzsaure Cholin erwies sich als vollkommen rein.\n0,2780 g salzsaures Cholin in 50 ccm Wasser gel\u00f6st und mit wenig Salzs\u00e4ure versetzt, zur Trockene eingedampft, in absolutem Alkohol aufgenommen und mit alkoholischem Platinchlorid gef\u00e4llt, gaben auf vorher getrocknetem und gewogenem Filter gesammelt: 0,6105 g Cholinplatinchlorid (bei 100\u00b0 getrocknet). Dieses hinterlie\u00df beim Gl\u00fchen 0,1910 g Pt = 31,29 \u00b0/o (theor. berechnet 31,63 \u00b0/o Pt).","page":540},{"file":"p0541.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkommen und die Bedeutung des Cholins etc.\n541\nintraven\u00f6ser Applikation keinen irgendwie nennenswerten Unterschied, selbst quantitativen kaum, in der Wirkungsweise dieser beiden Stoffe. Sowohl das Cholin als das Neurin sind also starke Nervengifte. Dagegen sind beide bei intraven\u00f6ser Applikation viel weniger wirksam als bei intracerebraler.\nBez\u00fcglich der Kontrolle begn\u00fcgte ich mich nicht blo\u00df mit der Injektion von sog. physiologischer Kochsalzl\u00f6sung (0,7 \u00b0/o), wie es aus den Tierversuchen mit Cholin und Neurin ersichtlich ist, sondern ich stellte eine besondere Reihe von Tierversuchen mit 10\u00b0/oiger Kochsalzl\u00f6sung an, um nicht nur dieselben Volumen, sondern auch dieselben Konzentrationsverh\u00e4ltnisse wie bei dem Cholin und Neurinchlorid anzuwenden. Das Resultat war dasselbe: Zumeist gar keine Erscheinungen oder h\u00f6chstens leichte Parese der kontralateralen Extremit\u00e4ten.\nAuf diesem geht die eminent krampferzeugende Wirkung des Cholins sowie des Neurins deutlich hervor. Zusammengehalten mit meinen weiter oben mitgeteilten Untersuchungsergebnissen, da\u00df das Cholin in der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit Epileptischer einen ebenso positiven Befund bildet wie bei Zerst\u00f6rungsprozessen des Nervensystems, mu\u00df \u2014 meines Erachtens \u2014 dieser Substanz eine hervorragende Rolle in der Ausl\u00f6sung des epileptischen Krampfanfalles zuerkannt werden, zumal die Hirnrinde Epileptischer von vornherein auf eine niedrigere Reizschwelle eingestellt ist, sei es infolge hyper\u00e4mischer, chronisch-entz\u00fcndlicher oder hypoplastischer Prozesse. Wahrscheinlich werden auch die epileptiformen Anf\u00e4lle bei der progressiven Paralyse vornehmlich durch das Cholin, in Verbindung mit der erh\u00f6hten Reizbarkeit der hyper-\u00e4mischen Hirnrinde bewirkt. Wenn also Halliburton erkl\u00e4rt: \u00abThe presence of choline in the pathological cerebrospinal fluid and blood will not explain all the symptoms of general paralysis for instance, it will not account for the fits just referred to\u00ab, so stimme ich mit diesem Forscher bez\u00fcglich","page":541},{"file":"p0542.txt","language":"de","ocr_de":"542\nJulius Donath\ndes ersten Teils des Passus \u00fcberein, da\u00df n\u00e4mlich das Cholin alle Erscheinungen der progressiven Paralyse zu erkl\u00e4ren wohl nicht vermag; da\u00df es aber auch die epileptiformen Anf\u00e4lle der progressiven Paralyse nicht erkl\u00e4ren k\u00f6nnte, wie der genannte Autor behauptet, ist gerade durch meine Versuche widerlegt, die in einer \u2014 bez\u00fcglich des Cholins \u2014 bisher nicht eingeschlagenen Richtung unternommen wurden. Wenn nun hier das Cholin bei der Erzeugung des Krampfanfalles in den Vordergrund des Treffens gestellt wird, so soll damit die M\u00f6glichkeit nicht in Abrede gestellt werden, da\u00df auch andere Stoffwechselprodukte, wie namentlich das Ammoniak und das Kreatinin, gleichfalls dabei beteiligt sein k\u00f6nnen.\nTrotzdem Brieger1) schon im Jahre 1885 die Giftigkeit des Cholins nachgewiesen hat, ist noch in sp\u00e4teren Handb\u00fcchern die Behauptung zu finden, da\u00df diese Base physiologisch so gut wie unwirksam ist.\nWas das Neurin anlangt, so fanden Brieger2) und Cervello3) an Fr\u00f6schen und Kaninchen \u00e4hnliche, nur heftigere Wirkungen, als das Cholin sie zeigt.\nZu Schlu\u00df m\u00f6chte ich noch der Krainskyschen4) Kar-bamins\u00e4uretheorie Erw\u00e4hnung tun. Dieser Autor hat in einer sehr interessanten und verdienstvollen Arbeit die schon von Haig5) gefundene Tatsache best\u00e4tigt, da\u00df die ausgeschiedene Harns\u00e4uremenge konstant vor dem epileptischen Anf\u00e4lle sinkt und nach demselben in dem gleichen Ma\u00dfe steigt. Haig fand dies \u00fcbrigens auch f\u00fcr Migr\u00e4neanf\u00e4lle. Diese Erscheinung ist so best\u00e4ndig, da\u00df es auf Grund der fortlaufenden quantitativen Harns\u00e4urebestimmungen m\u00f6glich war, den Eintritt des Anfalles\nf) L. Brieger, \u00dcber Ptomaine. Berlin 1885. S. 27\u201428.\n2)\tL. Brieger, 1. c.\n3)\tL. c.\n4)\tK Krainsky, Zur Pathologie der Epilepsie. Allgem. Zeitschrift f\u00fcr Psychiatrie, 1897, 4, S. 612.\n5)\tAlex. Haig, Further observations on the excretion of uric acid in epilepsy and the effect of diet and drugs on the fits. Brain. 1896. Spring, p. 194.","page":542},{"file":"p0543.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vorkommen und die Bedeutung des Cholins etc.\n543\n\u2014 sofern die Anf\u00e4lle nicht sehr h\u00e4ufig oder t\u00e4glich waren \u2014 um 1\u20142 Tage vorher zu sagen. Diese interessante Tatsache ist in j\u00fcngerer Zeit auch von Caro1) sichergestellt worden, der sie nicht nur f\u00fcr die typischen Anf\u00e4lle, sondern auch f\u00fcr geh\u00e4ufte Absenzen best\u00e4ndig fand. Krainsky schreibt diese Abnahme der Harns\u00e4ure einem bei Epileptikern sich bildenden abnormen Stoffwechselprodukt, dem karbaminsauren Ammoniak zu, welches er im Blute von Epileptikern in sehr betr\u00e4chtlicher und der jeweiligen St\u00e4rke der epileptischen Erscheinungen entsprechenden Menge gefunden hat. Nach seiner Annahme soll bei Epileptikern der Harnstoff nicht wie sonst mit Hilfe organischer S\u00e4uren in Harns\u00e4ure \u00fcbergehen, sondern nach einer bekannten Umwandlungsformel unter Aufnahme von 1 Mol. Wasser zu karbaminsaurem Ammoniak werden. Selbstverst\u00e4ndlich kann weder die Harns\u00e4ure, noch die harmlose Kar-bamins\u00e4ure als die krampferzeugende Substanz angesehen werden, sondern h\u00f6chstens das Ammoniak, eine M\u00f6glichkeit, auf welche ich schon oben hingewiesen habe. Erkl\u00e4rt ja selbst Krainsky die von ihm gefundene Wirksamkeit des harns\u00e4urel\u00f6senden Lithiumkarbonats bei Epilepsie dadurch, da\u00df karbamin-saures Lithium und kohlensaures Ammon entstehen, welch letzteres als solches ausgeschieden wird. In \u00e4hnlicher Weise soll nach ihm Bromnatrium wirksam sein, welches als Bromammonium abgehen soll.2) Jedoch in Anbetracht dessen, da\u00df gerade die Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit Epileptischer unzweifelhaft das epileptogene Gift enth\u00e4lt, welches, wie Di de und Saquep\u00e9e gezeigt, nach einer Reihe von Anf\u00e4llen entnommen und in einer Menge von 0,5 ccm Meerschweinchen injiziert, dieselben oft in wenigen Stunden, ja manchmal in wenigen Minuten unter Konvulsionen zu t\u00f6ten vermag \u2014 ist es unwahrscheinlich, da\u00df\n0 Caro, \u00dcber die Beziehungen epileptischer Anf\u00e4lle zur Harns\u00e4ureausscheidung. Deutsche med. Wochenschr. 1900, Nr. 19.\n2) Merkw\u00fcrdigerweise sollen aber auf st\u00e4rkere Gaben von Lithiumkarbonat die Anf\u00e4lle wieder zunehmen, und zwar nach Krainsky infolge Umkehrung der Zersetzungsformel. Dies soll auch beim Bromnatrium der Fall sein. \u00dcbrigens konnte dieser Autor trotz Lithiumkarbonat keine Vermehrung der Harns\u00e4ureausscheidung in toto feststellen.","page":543},{"file":"p0544.txt","language":"de","ocr_de":"544 Julius Donath, Vorkommen und Bedeutung des Cholins.\nes sich hier um karbaminsaures Ammoniak handelt, und zwar gleich um eine solche Menge, welche Kr\u00e4mpfe bewirken kann.*) Auch habe ich weiter oben ausgef\u00fchrt, da\u00df, w\u00e4hrend ich Ammoniak als ziemlich konstanten Bestandteil in der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit nachweisen konnte, ich es gerade in 2 F\u00e4llen von genuiner Epilepsie vermi\u00dft habe.\nEs ist ferner nicht zu verstehen, wie es bei der angeblich abnormen Verarbeitung des Harnstoffs dazu kommen soll, da\u00df unmittelbar nach dem Anfall die Harns\u00e4uremenge ebenso stark ansteigt, als sie vor demselben gesunken ist, so da\u00df die Gesamtausscheidung der Harns\u00e4ure bei diesen Kranken eine unver\u00e4nderte ist. Ich halte diese h\u00f6chst interessante Erscheinung f\u00fcr eine blo\u00dfe Harns\u00e4ureretention, welche unter dem Einflu\u00df einer auraartigen Erregung der Vasomotoren die schwer diffundierende Harns\u00e4ure schwerer durch die Nieren durchtreten l\u00e4\u00dft, da\u00df aber mit dem Aufh\u00f6ren des Anfalles auch diese vasomotorische St\u00f6rung sich ausgleicht. Damit stimmt auch die weitere Beobachtung Krainskys, da\u00df er eine konstante Beziehung zwischen den Anf\u00e4llen und der Ausscheidung des Harnstoffs, der Chloride und Sulfate, also der dif'fusibleren Stoffe, nicht feststellen konnte. Dagegen ist die Angabe dieses Forschers, da\u00df nach den Anf\u00e4llen die P205-Ausscheidung bedeutend steigt, von gro\u00dfer Wichtigkeit und deutet meines Erachtens auf einen gesteigerten Zerfall von Lecithin-\n1) Auch in schweren F\u00e4llen von nerv\u00f6ser Ur\u00e4mie ist, wie J. Gastaigne (Soci\u00e9t\u00e9 de biologie de Paris 3 nov. 1900) nachgewiesen hat, die Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit giftig, welche bei Meerschweinchen, intracerebral injiziert, t\u00f6tlich endende Konvulsionen hervorrufen kann. Dieses in den Liquor diffundierende Gift stammt selbstverst\u00e4ndlich aus anderer Quelle und ist anderer Art als bei der genuinen Epilepsie.","page":544}],"identifier":"lit17861","issued":"1903","language":"de","pages":"526-544","startpages":"526","title":"Das Vorkommen und die Bedeutung des Cholins in der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit bei Epilepsie und organischen Erkrankungen des Nervensystems, nebst weiteren Beitr\u00e4gen zur Chemie derselben","type":"Journal Article","volume":"39"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:22:29.050843+00:00"}