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{"created":"2022-01-31T13:14:49.650550+00:00","id":"lit17905","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ellinger, Alexander","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 41: 20-32","fulltext":[{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"Einige strittige Punkte bei der quantitativen Indikanbestimmung\nim Harn.\nEntgegnung an J. Bouma und L. C. Maillard.\nVon\t#\nAlexander Ellinger.\n(Aus dem Universit\u00e4tslaboratorium f\u00fcr medizinische Chemie und experiment.\nPharmakologie zu K\u00f6nigsberg i. Pr.)\n(Der Redaktion zugegangen am 1. Januar 1904.)\nEine Reihe von Behauptungen \u00fcber die Entstehung des Indikans im Tierk\u00f6rper auf anderem Wege als dem der bakteriellen Zersetzung war die Veranlassung, da\u00df im hiesigen pharmakologischen Institut die gesamte Indikanfrage einer gr\u00fcndlichen Pr\u00fcfung unterzogen wurde. Die erste Vorbedingung einer solchen Untersuchung war nat\u00fcrlich eine Methode der quantitativen Indikanbestimmung, welche zuverl\u00e4ssige Resultate gab. Auf der Suche nach einer solchen Methode in der Literatur fand ich zwar eine recht stattliche Reihe von Bestimmungsweisen bis in die kleinste Einzelheit ausgearbeitet: Bestimmungen, welche auf gravimetrischer, titrimetrischer, kolori-metrischer und spektrophotometrischer Methodik beruhten; aber kein einziger der zahlreichen Vorschl\u00e4ge war darauf gepr\u00fcft, ob danach eine dem Harn zugesetzte Menge reinen Indikans vollst\u00e4ndig oder wenigstens mit einem konstanten Verluste wiedergefunden w\u00fcrde.\nSo blieb mir nichts anders \u00fcbrig, als selbst diese Pr\u00fcfung vorzunehmen, welche seit der Reindarstellung des indoxvl-schwefelsauren Kaliums durch Baumann Pflicht eines jeden gewesen w\u00e4re, der eine neue Methode zur quantitativen Indikanbestimmung vorschlug.1) Meine Absicht war es also nicht,\n*) Da wir \u00fcber eine Methode zur Reindarstellung indoxylglykuron-saurer Salze zur Zeit nicht verf\u00fcgen, mu\u00dfte sich die Pr\u00fcfung auf L\u00f6sungen des indoxylschwefeisauren Salzes beschr\u00e4nken.","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"Einige strittige Punkte b. d. quantitativen Indikanbestimmung im Harn. 21\neine neue eigene Methode den zahlreichen in Vorschlag gebrachten hinzuzuf\u00fcgen, noch weniger diese s\u00e4mtlich nachzupr\u00fcfen, sondern es kam mir nur darauf an, die bisher in der Literatur niedergelegten Erfahrungen mit Auswahl so zu verwerten, da\u00df die daraus abgeleiteten Vorschriften brauchbare Vergleichswerte lieferten, und die Fehlergrenzen der gefundenen Werte zu bestimmen.\nDa bei der Pr\u00fcfung der Indikanfrage in erster Linie Experimente an Tieren, namentlich solche an Hunden, in Betracht kamen, so mu\u00dfte die Methode vor allem an Hundeharn gepr\u00fcft werden. Zugleich mu\u00dfte sie aber auch f\u00fcr den Menschenharn zuverl\u00e4ssige Werte geben, da die klinische Verwertung der Lehre von der Indikanbildung ebenso sehr in Betracht gezogen werden sollte, wie deren rein biochemische Seite.\nDie Erfahrungen, welche wir im hiesigen Institut bei der Anwendung verschiedener Methoden machten und von welchen einiges in der Inauguraldissertation von H. Scholz1) kurz erw\u00e4hnt ist, veranla\u00dfte uns dazu, in der Hauptsache den Vorschriften von Wang-Obermayer zu folgen, dabei aber teils Modifikationen entsprechend den Vorschl\u00e4gen von Bouma in Anwendung zu bringen, teils eigene Erfahrungen zu neuen Modifikationen zu verwerten. So entstand die Methode, wie ich sie im XXXVIII. Band dieser Zeitschrift2) mitgeteilt habe. Sie ist an reinen, w\u00e4sserigen Indikanl\u00f6sungen sowie an Menschen-und Hundeharnen, welchen reines Indikan zugesetzt war, gepr\u00fcft worden, und es stellte sich heraus, da\u00df etwa 86\u00b0/o der berechneten Menge Indikan wieder gefunden wurden.\nDa\u00df eine Methode, die mit so gro\u00dfen Verlusten arbeitet, den idealen Anforderungen an eine quantitative Bestimmung nicht gen\u00fcgt, ist unzweifelhaft. Trotzdem erschien sie mir f\u00fcr die vorliegenden Zwecke ausreichend, da sich der Fehler in einer ansehnlichen Reihe von Kontrollbestimmungen als nahezu konstant erwies.\n*) Harry Scholz, Beitr\u00e4ge zur Frage der Entstehung des Indikans im Tierk\u00f6rper, Inaug.-Diss., K\u00f6nigsberg, 1903, S. 10\u201415.\n2) A. Ellinger, Zur Methodik der Indikanbestimmung im Harn, Diese Zeitschr., Bd. XXXVIII, S. 178.","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nAlexander Ellinger,\nErst in zweiter Linie kam f\u00fcr die Praxis des Harnanalytikers die Frage in Betracht, wodurch der Verlust an Indigo bei dem angewandten Bestimmungsverfahren bedingt werde. Aber ich zog auch diese Frage in den Bereich meiner Untersuchungen und konnte zeigen, da\u00df bei Einwirkung von Obermayers Reagens auf Indikan Isatin entst\u00e4nde, und da\u00df dieses \u2022 \u2022\ndurch Uberoxydation des Indoxyls gebildete Isatin sich selbst dann nach weis en lie\u00df, wenn die entstandene Menge Indigo nur 2 mg betrug.\nDas gleichzeitige Vorhandensein von Isatin und Indoxyl in der salzsauren L\u00f6sung f\u00fchrt bekanntlich zur Bildung von Indigorot, und ich habe deshalb darauf hingewiesen, da\u00df dieser Vorgang eine der Quellen der Indigorotbildung sein k\u00f6nne, welche stets bei der \u00dcberf\u00fchrung des Indikans in Indigo mittels der Eisenchloridsalzs\u00e4ure von anderen Autoren, wie von mir, beobachtet wurde. Ausdr\u00fccklich wurde hervorgehoben, da\u00df auch aus bereits fertig gebildetem Indigoblau beim Abdestillieren der Chloroforml\u00f6sungen roter Farbstoff entstehe, die Beobachtung anderer Autoren von dem Farbenumschlag der Chloroforml\u00f6sungen also best\u00e4tigt, eine Beobachtung, welche wohl noch niemandem bei Ausf\u00fchrung einer Indikanbestimmung nach der alten Wan g sehen Methode entgangen ist.\nZu dieser Rekapitulation sehe ich mich gegen\u00fcber der Kritik von Bouma1) und den Angriffen von Maillard2) gegen meine Arbeit gen\u00f6tigt. Nach den Ausf\u00fchrungen Boumas kann der Leser annehmen, ich h\u00e4tte bei der Indigorotbildung auf die Synthese aus Isatin und Indoxyl das Hauptgewicht gelegt und die \u00abUmlagerung\u00bb oder, wie man diesen noch keineswegs v\u00f6llig aufgekl\u00e4rten Vorgang nennen will, als nebens\u00e4chlich hingestellt.\nWenn ich von unwesentlichen Ausstellungen absehe, welche mir zu einer Erwiderung nicht h\u00e4tten Veranlassung\nh J. Bouma, Nachtrag zur Methodik der Indikanbestimmung im Harn, Diese Zeitschr., Bd. XXXIX, S. 356.\n2) L. C. Maillard, L\u2019indoxyle urinaire et les couleurs qui en d\u00e9rivent, Paris 1903.","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"Einige strittige Punkte b. d. quantitativen IndikanbeStimmung im Harn. 23\ngeben k\u00f6nnen,1) so sind die Anklagepnnkte der genannten Autoren gegen meine Behauptungen und Vorschl\u00e4ge die folgenden :\n1.\tDie \u00dcberoxydation des Indoxyls zu Isatin ist von mir \u00fcbertrieben worden. (Bouma.)\n2.\tDie \u00dcberoxydation durch Obermayers Reagens geht bei reinen und verd\u00fcnnten L\u00f6sungen von indoxylschwefelsaurem Salz (0,02 g und darunter im Liter) viel weiter, als ich annahm. Der Verlust betr\u00e4gt dann 100\u00b0/o, d. h. man erh\u00e4lt mit dem Reagens \u00fcberhaupt keine Indigol\u00f6sung. (Maillard, 1. c. S. 31\n# und 70, 71.)\n3.\tDer Ghloroformr\u00fcckstand, welcher die Indigofarbstoffe enth\u00e4lt, darf nicht, wie ich vorgeschlagen habe, mit hei\u00dfem Wasser ausgewaschen werden, weil auf diese Weise \u00abIndigogelb\u00bb entfernt und der Titration entzogen wird. (Bouma.)\n4.\tDie Kenntnis von Maillards Ver\u00f6ffentlichungen aus den Jahren 1901 und 1902, welche ich nicht zitiert habe, h\u00e4tte mich vor \u00ab der konfusen Darstellung und den irrigen Behauptungen\u00bb \u00fcber die Rolle des Isatins bei der Bildung von Indigorot in dem Harngemisch bewahren k\u00f6nnen. (Maillard.)2)\nAuf Punkt 1 und 2 kann ich zugleich erwidern: Die von mir zuerst beschriebene Beobachtung, da\u00df Isatin bei der Spaltung und Oxydation des indoxylschwefelsauren Kaliums mit Eisenchloridsalzs\u00e4ure entsteht, ist sowohl von Bouma wie von Maillard best\u00e4tigt worden. \u00dcber die Mengenverh\u00e4ltnisse des entstehenden Isatins habe ich nur ausgesagt, da\u00df der Verlust\n\u2022 9\nan Indigo jedenfalls zum gro\u00dfen Teile durch eine Uberoxydation des Indoxyls zu Isatin bedingt sei. Der von Bouma zitierte\n1)\tIn der Frage der Aussch\u00fcttelung z. B. wird es nat\u00fcrlich richtig sein, wenn nach halbst\u00fcndigem Stehen noch Indigo ins Chloroform geht, diesen Auszug den ersten zuzuf\u00fcgen. Mir kam der Fall fast niemals vor, wahrscheinlich weil in den Filtraten von der Bleif\u00e4llung zumeist kein st\u00f6render Blei\u00fcberschu\u00df vorhanden war, dessen Einflu\u00df Bouma in einleuchtender Weise er\u00f6rtert hat. Weitaus die Mehrzahl meiner Bestimmungen wurden am Hundeharn gemacht.\n2)\t1. c., S. 34. Il est d\u2019ailleurs regrettable que A. Ellinger ignore mes publications de 1901 et 1902, dont la connaissance lui e\u00fbt \u00e9vit\u00e9 des pages confuses et des affirmations erron\u00e9es, telles que le r\u00f4le de l\u2019isatine dans la formation de l\u2019indirubine au sein du m\u00e9lange urinaire.","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nAlexander Ellinger,\nSatz: \u00abUnter den angewandten Bedingungen scheint aber \u00fcberhaupt au\u00dfer dem Isatin kaum eine andere Beimengung ins Chloroform \u00fcberzugehen\u00bb, bezieht sich, wie der Zusammenhang deutlich genug ergibt, auf Phenol und Oxys\u00e4uren, welche in den zitierten F\u00e4llen nicht nachgewiesen werden konnten.\nSeine quantitativen Untersuchungen haben nun Bo um a zu der Erkl\u00e4rung gef\u00fchrt, da\u00df die entstehende Isatinmenge minimal sei. Es ist hier nat\u00fcrlich nur von solphem Isatin die Bede, das nicht mit noch unoxydiertem Indoxyl zu Indigorot Zusammentritt; denn nur das nach beendeter Aussch\u00fcttelung frei vorhandene Isatin kommt als Verlust in Betracht, vorausgesetzt, da\u00df Isatin und Indoxyl in salzsaurer L\u00f6sung sich quantitativ zu Indigorot vereinigen.1) Von diesem nachweisbaren Isatin habe ich seiner Zeit jedenfalls erheblich mehr als Bo um a erhalten. Sonst w\u00e4re es mir wohl nicht gelungen, aus den gesammelten Waschwassern von h\u00f6chstens 30\u201440 Chloroformr\u00fcckst\u00e4nden indikanreicher Hundeharne, welche zusammen vielleicht 0,1 g Indigo enthielten, so viel Isatin zu gewinnen, um es in Form des Phenylhydrazons zu charakterisieren.\nMir scheint, da\u00df die Mengenverh\u00e4ltnisse des nachweisbaren Isatins schwanken nach Bedingungen, welche noch nicht gen\u00fcgend erforscht sind. Das Isatin kondensiert sich, wie bekannt ist, sehr leicht nicht nur mit dem Indoxyl und dem Thiophen, sondern auch mit Phenolen,2) Ketonen und anderen Substanzen in Gegenwart konzentrierter S\u00e4uren. Ist erst einmal eine solche Kondensation eingetreten beim Aufnehmen des zu pr\u00fcfenden Waschwasserr\u00fcckstandes mit konzentrierter Schwefels\u00e4ure oder Salzs\u00e4ure, so darf es nicht wundernehmen, wenn nachher die Kondensation zu Indophenin oder Indigorot nicht mehr gelingt. So erkl\u00e4ren sich vielleicht manche negativen Befunde Boumas aus der Kondensation des Isatins mit andern im Wasch-\n*) Ob diese Synthese wirklich quantitativ nach der Formel verl\u00e4uft, ist, soweit mir bekannt ist, noch nicht festgestellt. Die Mitteilung von Beijerinck, auf welche sich Bo um a bezieht, war mir nicht zug\u00e4nglich. F or rer (Ber. d. ehern. Ges., Bd. XVII, S. 975) erhielt aus Indoxyl und Isatin unter Sodazusatz nur 78\u00b0/o der theoretischen Ausbeute.\n2) Von dem st\u00f6renden Einflu\u00df des Phenols auf die Indophenin-probe habe ich mich wiederholt \u00fcberzeugt.","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"Einige strittige Punkte b. d. quantitativen Indikanbestimmung im Harn. 25\nwasser vorhandenen Stoffen, so erkl\u00e4rt es sich vielleicht auch, da\u00df ihm die Indopheninprobe in den R\u00fcckst\u00e4nden besser gelang, wenn er erst thiophenhaltiges Benzol und dann Schwefels\u00e4ure zusetzte.\nWoran es liegt, da\u00df Bo um a mit reinem Isatin die Indopheninprobe nach der Baeyerschen Vorschrift nicht gelang, ist mir schwer verst\u00e4ndlich. Mir hat diese Probe nie versagt, wenn ich mich an die detailliertere Angabe von Baeyer und Lazarus1) hielt, wonach eine 1 \u00b0/oige L\u00f6sung von Thiophen in Benzol mit einer Aufl\u00f6sung von Isatin in 20\u201430 Teilen kalter, 65gr\u00e4diger Schwefels\u00e4ure 2 Minuten kr\u00e4ftig durchgesch\u00fcttelt wird.\nIch habe nach dem Erscheinen von Bo um as Mitteilung noch wiederholt Waschwasser, die von Indikanbestimmungen in normalem Hundeurin stammten, auf Isatin untersucht und die Indopheninprobe fiel positiv aus, obwohl die Indigomenge recht gering war. Bei einem R\u00fcckstand aus normalem Menschenharn ergab die Indopheninprobe keine reine F\u00e4rbung. Da konnte ich mich aber durch Zusatz von reinem Isatin zu der schwefelsauren L\u00f6sung \u00fcberzeugen, da\u00df die Probe auch dann nicht gelang, da\u00df also die Reaktion st\u00f6rende Verunreinigungen zugegen sein mu\u00dften.\nWeiterhin ist zu bedenken, da\u00df dreimaliges Aussch\u00fctteln mit Chloroform nicht gen\u00fcgt, um kleine Isatinmengen, welche in gro\u00dfen Quantit\u00e4ten Salzs\u00e4ure gel\u00f6st sind, quantitativ ins Chloroform \u00fcberzuf\u00fchren. Ich habe, um mich davon zu \u00fcberzeugen, folgenden Versuch angestellt: 20 ccm der von Bouma zur Indikanbestimmung verwendeten Isatinsalzs\u00e4ure, welche 0,4 mg Isatin enthielten, wurden mit 80 ccm Ob er may erschem Reagens und 100 ccm Wasser dreimal wie bei der Indikanbestimmung mit Chloroform ausgesch\u00fcttelt. Der Chloroformr\u00fcckstand gab die Indopheninprobe. Nach weiterem dreimaligen Aussch\u00fctteln wurde abermals ein R\u00fcckstand erhalten, welcher eine sch\u00f6ne Indopheninreaktion lieferte.\nNach dem Gesagten halte ich mich f\u00fcr berechtigt, zu erkl\u00e4ren, da\u00df weder der negative Ausfall der Indopheninprobe noch der Indigorotsynthese die Abwesenheit von Isatin in dem\n*) Ber. d. deutsch, chem. Gesellschaft, Bd. XVIII, S. 2637, 1885.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nAlexander Ellinger,\nWaschwasser des Chloroformr\u00fcckstandes beweist, und da\u00df es unm\u00f6glich ist, nach dem von Bonma gew\u00e4hlten Verfahren die Menge des gebildeten Isatins zu beurteilen.\nIn schroffstem Gegensatz zu Bo um a behauptet Maillard,\n\u2022 \u2022\nder ebenfalls meine Beobachtung der Uberoxydation des Indoxyls zu Isatin durch Obermayers Beagens best\u00e4tigt hat, da\u00df bei reinen verd\u00fcnnten L\u00f6sungen von indoxylschwefelsaurem Kalium die \u00dcberoxydation bis zu 100 \u00b0/o betragen k\u00f6rnte.\nMaillard erhielt, wenn er seine reine L\u00f6sung, welche 0,02 g des Salzes in 1 Liter Wasser enthielt, mit dem gleichen Volumen Eisenchloridsalzs\u00e4ure versetzte, keine Spur Indigo, und er verwirft deshalb prinzipiell den Gebrauch eines Oxydationsmittels bei der Spaltung reiner L\u00f6sungen. Er empfiehlt vielmehr, wie auch bei der Bestimmung im Harn, konzentrierte Salzs\u00e4ure allein zuzusetzen und mit Luft t\u00fcchtig zu sch\u00fctteln, um die Oxydation zu Indigo zu bewirken.\nIch habe an L\u00f6sungen des gleichen Salzes, welches mir zur Pr\u00fcfung der Methode gedient hatte, die Versuche von Maillard wiederholt und gefunden, da\u00df nicht nur L\u00f6sungen von 1 und 2 cg in 1 Liter, sondern noch solche von 2 mg eine deutliche Blauf\u00e4rbung des Chloroforms ergeben, wenn man die Probe im Reagensglas in der \u00fcblichen Weise anstellt. L\u00f6sungen von 1 mg in 1 Liter Wasser f\u00e4rbten das Chloroform noch schwach blau, wenn man 100 ccm davon mit der gleichen Menge des Reagens und nur 10 ccm Chloroform sch\u00fcttelte. Wurde statt des Obermayerschen Reagens reine Salzs\u00e4ure verwandt, so konnte ich schon aus der L\u00f6sung von 2 mg im Liter keine Spur einer F\u00e4rbung erhalten. Das Chloroform nahm selbst nach 24 st\u00e4ndigem Stehen und wiederholtem Sch\u00fctteln weder einen blauen noch einen r\u00f6tlichen Ton an. Ich fand also im Gegensatz zu Maillard das Ob er may er sehe Reagens der reinen Salzs\u00e4ure bei der Pr\u00fcfung sehr verd\u00fcnnter L\u00f6sungen \u00fcberlegen. Wenn Maillard bei L\u00f6sungen von 2 cg in 1 Liter keine positive Ob er may ersehe Probe erhielt, so kann das nur daran gelegen haben, da\u00df er kein reines indoxyl-schwefelsaures Kalium in den H\u00e4nden hatte. Die stimmende Stickstoffbestimmung in 0,0614 g des Salzes gibt keine Garantie f\u00fcr die Reinheit seiner Substanz.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"Einige strittige Punkte b. d. quantitativen Indikanbestimmung im Harn. 27\nDamit f\u00e4llt der einzige wesentliche Einwand von Maillard gegen das von mir ge\u00fcbte und kontrollierte Bestimmungsverfahren, Denn wenn er au\u00dferdem behauptet, da\u00df selbst die mit hei\u00dfem Wasser ausgewaschenen Indigofarbstoffe nach dem Wie der aufl\u00f6s en in Chloroform noch Verunreinigungen an Wasser oder alkalisches Wasser abgeben, so zeigen meine Vergleichsbestimmungen an reinen Indikanl\u00f6sungen und Harnen mit In-dikanzusatz, da\u00df die durch diese Verunreinigungen bedingten Fehler, wenn man die von mir angegebenen Vorschriften befolgt, innerhalb der Fehlergrenzen der Methode liegen.1)\nfl An einer zur Polemik wenig geeigneten Stelle (Eulenburgs Enzyklop\u00e4dische Jahrb\u00fccher der ges. Heilkunde, Neue Folge, 2. Bd., Artikel: Indikanurie) behauptet Blumenthal, da\u00df die Behandlung des Kaninchenharns nach meinen Angaben zum Zwecke der Indikanbestimmung zu braunen Schmieren f\u00fchrte. Ich habe in sehr zahlreichen Bestimmungen, ebenso wie die im hiesigen Institute arbeitenden Herren Scholz und G ent z en, fast ausnahmslos klare blaue L\u00f6sungen erhalten und habe \u00fcberdies\ndie titrimetrischen Bestimmungen durch kolorimetrische kontrolliert. Die\n\u00ab \u2022\ngute \u00dcbereinstimmung schlo\u00df eine in Betracht kommende Verunreinigung der Indigofarbstoffe durch Permanganat reduzierende Substanzen aus. Au\u00dferdem habe ich mich \u00fcberzeugt, da\u00df die Tagesmenge eines indikan-freien Kaninchenharns nach R\u00fcbenf\u00fctterung, in der gleichen Weise wie bei der Indikanbestimmung behandelt, einen nur minimalen R\u00fcckstand hinterl\u00e4\u00dft. L\u00f6st man denselben in konzentrierter Schwefels\u00e4ure und setzt ihn einer Indigosulfos\u00e4urel\u00f6sung von bekanntem Gehalt zu, so entspricht der Mehrverbrauch im h\u00f6chsten Falle noch nicht 0,2 mg Indigo f\u00fcr das ganze Tagesquantum \u2014 ein Fehler, der nicht ins Gewicht f\u00e4llt.\nIch benutze diese Gelegenheit, um lebhaft gegen die Art zu protestieren, in der Blumenthal in einer Enzyklop\u00e4die die Indikan-frage nicht referierend, sondern polemisch behandelt. Er verschweigt in seinem Artikel die Resultate meiner Arbeit \u00fcber die Indolbildung beim hungernden Kaninchen (Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX, Heft 1) vollst\u00e4ndig. Und doch m\u00fcssen ihm dieselben bekannt gewesen sein; denn aus Versehen zitiert er diese Arbeit, wo er meine Abhandlung \u00fcber quantitative Indikanbestimmung (Diese Zeitschr., Bd. XXXVIII, Heft 1 u. 2) anf\u00fchren wollte. Selbst wenn Blumenthal f\u00fcr seine Person meine Versuche nicht f\u00fcr beweiskr\u00e4ftig hielt, wie es nach dem letzten \u2014 meines Erachtens vollkommen mi\u00dfgl\u00fcckten \u2014 Rettungsversuch seiner Anschauungen \u00fcber Indikanurie durch seinen Mitarbeiter Rosenfeld den Anschein hat (Hofmeisters Beitr\u00e4ge z. ehern. Phys., Bd. 5, S. 83), so konnte ihn das nicht von der Pflicht entbinden, die Resultate meiner Versuche, welche sich gegen das Fundament seiner Theorie richten, anzuf\u00fchren.","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nAlexander Ellinger,\nAuch in der Frage, wie die mit Chloroform ausgesch\u00fcttelten Indigofarbstoffe zu reinigen seien, sind \u2014 damit komme ich zu dem dritten der oben aufgez\u00e4hlten Anklagepunkte \u2014 Maillard und Bo um a durchaus entgegengesetzter Meinung. Nach Maillard wasche ich, wie oben berichtet wurde, zu wenig, nach Bouma zu viel aus. Ich habe vorgeschlagen, den Chloroformr\u00fcckstand mit hei\u00dfem Wasser auszuwaschen, einmal um das Isatin, dann aber um etwaige sonstige l\u00f6sliche Beimengungen zu entfernen, die dem Indigoblau und Indigorot a'nhaften konnten, wenn ich auch \u00fcber deren Natur nichts aussagen konnte. Bouma glaubt nun behaupten zu d\u00fcrfen, da\u00df in dieser w\u00e4sserigen L\u00f6sung Indigogelb vorhanden sei, da\u00df man also einen Indigofarbstoff mit entferne, welcher aus dem Indikan des Harns stamme. Selbst zugegeben, da\u00df in dem Waschwasser das bisher wenig scharf charakterisierte Indigogelb vorhanden sei, so darf man meiner Ansicht nach von dem Waschen mit hei\u00dfem Wasser nicht absehen, weil die M\u00f6glichkeit f\u00fcr das Vorhandensein in Betracht kommender Isatinmengen und andrer Verunreinigungen des Chloroformr\u00fcckstands, wie ich oben gezeigt habe, immer besteht, und weil bisher kein Versuch vorliegt, wie die Fehlergrenzen nach der Befolgung des Bo um a sehen Vorschlags sich gestalten w\u00fcrden. Die Endreaktion bei der Titrierung mit Permanganat soll der \u00dcbergang des roten Farbentons in den gelben sein. Titriert man die gelbe L\u00f6sung mit den Indigosuifos\u00e4uren, die man nach meinem Vorgehen erh\u00e4lt, so mu\u00df der Umschlag undeutlich werden, wie man das auch bei Bestimmungen nach dem alten Verfahren von Wang (ohne Auswaschen) beobachten kann. Wollte man \u00fcbrigens dem Vorschl\u00e4ge Bo um as folgen und den Chlorolormr\u00fcckstand nicht auswaschen, sondern nur eine halbe Stunde auf etwa 100\u00b0 erhitzen, so w\u00e4ren wohl auch Verluste an Indigogelb zu bef\u00fcrchten; denn man darf kaum annehmen, da\u00df eine Substanz, welche bei 130\u00b0 sublimiert, bei l\u00e4ngerem Erhitzen auf 100\u00b0 ganz unver\u00e4ndert zur\u00fcckbleibt.\nIch kann also nur raten, bei meinem unvollkommenen Modus procedendi mit dem ermittelten konstanten Fehler so lange zu bleiben, bis eine andre Methode mit reinem indoxyl-","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Einige strittige Punkte b. d. quantitativen Indikanbestimmung im Harn. 29\nSchwefels\u00e4uren Kalium gepr\u00fcft ist, welche geringere Verluste aufweist. Die indirekten Vergleichsberechnungen, welche Bouma f\u00fcr seine titrimetrische Indigorot-Methode beibringt, sind einer solchen Pr\u00fcfung keineswegs gleichwertig, ganz abgesehen davon, da\u00df die Bedenken, welche Scholz und ich fr\u00fcher schon gegen diese Methode erhoben haben, sie in vielen F\u00e4llen einfach als unbrauchbar erwiesen.\nEs er\u00fcbrigt noch, meine Ansichten \u00fcber die Bildung von Indigorot bei der Indikanbestimmung gegen\u00fcber den von Maillard aufgestellten Theorien zu begr\u00fcnden. Die Resultate von Maillards Versuchen aus den Jahren 1901 und 1902 waren mir bei Abfassung meiner Arbeit wohl bekannt, und ich habe sie nur aus dem Grunde nicht zitiert, weil mir die Einwirkung von Salzs\u00e4ure ohne Zusatz eines Oxydationsmittels1) auf indikan-haltige Urine nicht direkt zur Sache zu geh\u00f6ren schien, und weil ich von der Unrichtigkeit der theoretischen Anschauungen Maillards \u00fcber die Konstitution der Indigofarbstoffe2) schon damals auf Grund eigner Beobachtungen \u00fcberzeugt war. Ich h\u00e4tte also meine wesentlich praktisch-analytischen Zwecken dienende Publikation durch theoretische Betrachtungen unn\u00fctz beschweren m\u00fcssen.\nMaillard hat sich von der Entstehung der verschiedenen Indigofarbstoffe bei der Spaltung und Oxydation der Indoxyl-schwefels\u00e4ure folgende Vorstellung gebildet: Der blaue Farbstoff, welcher bei der Obermayerschen Reaktion in das Chloroform geht, ist nicht identisch mit dem gew\u00f6hnlichen Indigotin. Er schreibt ihm die bisher nach Baeyers Vorgang f\u00fcr das Indigotin angenommene Formel\nCO\tCO\nC6h/ \\ = </\t/C6H4\nXNH/\tXNH/\nzu und bezeichnet ihn als Hemiindigotin. Aus diesem Hemi-indigotin sollen durch Polymerisation Indigotin oder Indirubin entstehen k\u00f6nnen, je nach der Reaktion des Milieus, in welchem\n1)\tCompt. rend, de l\u2019Acad. d. sciences, Bd. 132, S. 990, 1901.\n2)\tCompt. rend, de l\u2019Acad. d. sciences, Bd. 134, S. 470, 1902, und sp\u00e4tere Abhandlungen.","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nAlexander Ellinger,\nsich das Hemiindigotin befindet. F\u00fcr Indigotin sowie f\u00fcr Indi-rubin nimmt Maillard die doppelte Molekulargr\u00f6\u00dfe in Anspruch und w\u00e4hlt auf Grund von Betrachtungen, welche er selbst nicht f\u00fcr unbedingt bindend ansieht, von den m\u00f6glichen Formeln f\u00fcr den blauen Farbstoff die Formel:\nCO\tCO\nan,/ X\u2014</ X.h\n'6^4\nXh7\nco\nc6h47 X\nXh7\nf\u00fcr den roten die Formel:\nNH\nP VT '\ny\nxco7\nCO\n,/ \\\nNsnh//\n6AA4\nC\u00dfH\n6iJL4\nNH\nX X\u201eH,\n\\ / 6 4\nNco\nCO\tCO\nCA7 X-X Vh4\nNH7 XNH7\nw\u00e4hrend Baeyer dem Indigorot die Konstitution\nCO\tC6H4\n/\t\\\t/ X\nCM:\tXC = C/\tNH\n6 4\nXX\n\\\nCO\nzuschrieb.\nMaillard st\u00fctzt seine Theorie auf folgende Beobachtungen: Der beim Aussch\u00fctteln ins Chloroform \u00fcbergehende blaue Farbstoff ist viel l\u00f6slicher in Chloroform als reines Indigotin. L\u00e4\u00dft man die blaue L\u00f6sung in dem salzs\u00e4urehaltigen Chloroform stehen, so wandelt sich allm\u00e4hlich der ganze Farbstoff in Indi-rubin um. Durch Erhitzen kann der Vorgang beschleunigt werden. W\u00e4scht man dagegen die Chloroforml\u00f6sung mit Wasser oder besser mit schwach alkalischem Wasser und f\u00fcgt dann eine Spur festes Indigotin zu, so f\u00e4llt Indigotin aus und die F\u00e4rbung der\nL\u00f6sung nimmt ab. Dabei handelt es sich nach Maillard nicht\n\u2022 \u2022\num ein Ph\u00e4nomen der \u00dcbers\u00e4ttigung, denn L\u00f6sungen von\nIndigotin in hei\u00dfem Chloroform zeigen gar keine Neigung zur \u2022 \u2022\n\u00dcbers\u00e4ttigung, sondern lassen auch ohne Impfung nach einiger","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Einige strittige Punkte b. d. quantitativen Indikanbestimmung im Harn. 31\nZeit das \u00fcbersch\u00fcssige Indigotin ausfallen. Da L\u00f6sungen von reinem Indigotin in Chloroform selbst nach Sch\u00fctteln mit Salzs\u00e4ure blau blieben, so erkl\u00e4rt Maillard die Gesamtheit seiner Beobachtungen durch die Annahme: Das zun\u00e4chst entstehende Hemiindigotin polymerisiert sich in Gegenwart von S\u00e4ure langsam zu Indirubin, nach Alkalisierung der L\u00f6sung schnell zu Indigotin. Als St\u00fctze f\u00fcr seine Anschauung bringt er auch die Beobachtungen von Vaubel1) an, der f\u00fcr Indigoblau, in Tolu-idin- und Phenoll\u00f6sung, f\u00fcr Indigorot in Toluidinl\u00f6sung auf kryoskopischem Wege das Molekulargewicht C32H20N4O4 fand.2)\nSehr viel einfacher lassen sich die Beobachtungen erkl\u00e4ren, wenn man annimmt, da\u00df Indigotin in salzs\u00e4urehaltigem Chloroform l\u00f6slicher ist als in reinem Chloroform. Diese Annahme ist berechtigt, wie folgende Versuche beweisen:\nJe 0,3 g synthetisches Indigoblau der Bad. Anilin- und Sodafabrik, welches ein wenig Indigorot enthielt, wurde mit je 100 ccm Chloroform eine Stunde im Sch\u00fcttelapparat gesch\u00fcttelt. Das Chloroform A war frisch aus der Apotheke bezogen und reagierte neutral, Chloroform B war vorher mehrere Minuten mit konzentrierter Salzs\u00e4ure gesch\u00fcttelt. Von jeder L\u00f6sung wurden 50 ccm abfiltriert; L\u00f6sung A zeigte einen fast rein blauen Farbenton, L\u00f6sung B einen deutlich violetten. Beim Abdestillieren des Chloroforms auf dem Wasserbad \u00e4nderte sich in beiden L\u00f6sungen die Farbe, bei A wenig, B wurde rotviolett.\nDer zur\u00fcckbleibende Indigo wurde in konzentrierter Schwefels\u00e4ure gel\u00f6st und titriert. R\u00fcckstand A verbrauchte in einem Versuche 28 ccm, in einem zweiten Versuche 30 ccm, R\u00fcckstand B in beiden Versuchen 41 ccm einer verd\u00fcnnten Permanganatl\u00f6sung.\nUm von der titrimetrischen Bestimmung unabh\u00e4ngig zu sein, wurden in einem dritten Versuch 300 ccm Chloroform zur L\u00f6sung benutzt und von 250 ccm der abfiltrierten L\u00f6sung der R\u00fcckstand gewogen. L\u00f6sung A hinterlie\u00df 9,6 mg Indigo,\nb Chemikerzeitung, 1901, S. 725 und Zeitschr. f. Farben- und Textilchemie, Bd. 1, S. 39, zitiert nach Referat im Chem. Ztrbl.\n2) In Anilinl\u00f6sung entsprach das Molekulargewicht der einfachen Formel C16H10N2O2.","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32 Alexander Ellinger, Strittige Punkte b. d. Indikanbestimmung.\nL\u00f6sung B, deren Chloroform sehr energisch und lange mit Salzs\u00e4ure gesch\u00fcttelt war, 18,7 mg. Der violette Ton trat in der konzentrierten sauren L\u00f6sung in diesem Versuche weniger stark hervor als in den beiden oben angef\u00fchrten, wenigstens in der K\u00e4lte; beim Erw\u00e4rmen wurden die Unterschiede des Farbentons der sauren und der neutralen L\u00f6sung wieder h\u00f6chst augenf\u00e4llig.\nDer Befund, da\u00df Indigo in salzs\u00e4urehaltigem Chloroform leichter l\u00f6slich ist als in neutralem, erkl\u00e4rt auch zwanglos das Ausfallen festen Indigos, sobald man durch Waschen mit Wasser oder verd\u00fcnntem Alkali die S\u00e4ure dem Chloroform entzieht.\nIm Gegensatz zu Maillard habe ich \u00fcbrigens bei meinen Indigol\u00f6sungen, selbst wenn das Chloroform s\u00e4urefrei war, beobachtet, da\u00df beim Waschen mit Wasser sich Indigo fest ausschied. Es liegt wohl am n\u00e4chsten, diese Erscheinung darauf zur\u00fcckzuf\u00fchren, da\u00df wasserhaltiges Chloroform weniger Indigo l\u00f6st als wasserfreies.\nOb L\u00f6sungen von absolut reinem Indigotin sich, namentlich in bezug auf die Umwandlung in Rot, ebenso verhalten wie meine L\u00f6sungen, welche am Anfang etwas Rot enthielten, dar\u00fcber habe ich keine eigene Erfahrung. Beobachtungen von Wang, Bouma und Maillard scheinen dagegen zu sprechen. Aber f\u00fcr das Verhalten der Chloroforml\u00f6sungen bei der Indikanbestimmung kommt das absolut reine Indigotin gar nicht in Betracht, denn sie enthalten stets etwas Indigorot, und die Bildung dieses Farbstoffs, unabh\u00e4ngig von der des Indigotins, ist durch den Nachweis des Isatins bei der Oxydation des Indikans mit Ob er may erschem Reagens befriedigend erkl\u00e4rt. Da\u00df aber die Umwandlung leichter vor sich geht, wenn in der L\u00f6sung von dem Umwandlungsprodukt schon etwas vorhanden ist, ist gewi\u00df eine durch das Vorkommen analoger Vorg\u00e4nge hinreichend gest\u00fctzte Annahme.\nEs liegt also nicht der mindeste Grund vor, in dem blauen Farbstoff, den Maillard als Hemiindigotin bezeichnet hat, etwas anderes zu sehen als das altbekannte Indigotin. Ob diesem K\u00f6rper die einfache oder die doppelte Formel zukommt, ist eine andere Frage, die durch Spekulationen wie die Maillards nicht entschieden werden kann.","page":32}],"identifier":"lit17905","issued":"1904","language":"de","pages":"20-32","startpages":"20","title":"Einige strittige Punkte bei der quantitativen Indikanbestimmung im Harn. Entgegnung an J. Bouma und L. C. Maillard","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:14:49.650555+00:00"}