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{"created":"2022-01-31T14:41:12.438920+00:00","id":"lit17906","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Marchlewski, L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 41: 33-37","fulltext":[{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"Uber ein Umwandlungsprodukt des Chlorophylls im tierischen\nOrganismus.\nVon\nL. Marchlewski.\n(Vorgelegt der Akademie der Wissenschaften zu Krakau am 12. Oktober 1903.) *)\n(Der Redaktion zugegangen am 3. Januar 1904.)\nDie Umwandlung des Chlorophylls beim Durchgang durch den tierischen Organismus war bereits einigemal Gegenstand mehr oder weniger eingehender Untersuchungen. Die erhaltenen Resultate schienen daf\u00fcr zu sprechen, da\u00df diese Umwandlung im gleichen Sinne verl\u00e4uft wie in vitro unter dem Einflu\u00df von S\u00e4uren, d. h. das Chlorophyll unter diesen Bedingungen Phyllo-xanthin und eventuell Phyllocyamn liefert. Etwas andere Resultate erhielt E. Schunek.* 2) Dieser Forscher isolierte aus den Exkrementen einer mit frischem Grase gef\u00fctterten Kuh einen Stoff, den er Scatocyanin nannte und welcher in Chloroform gel\u00f6st ein Spektrum erzeugte, das identisch mit dem des Phyllocyanins war, aber in mancher Hinsicht von letzterem ab wich. Mit demselben Problem habe auch ich mich besch\u00e4ftigt in der Hoffnung, Urobilin isolieren zu k\u00f6nnen, welches durch spontane Oxydation des H\u00e4mopyrrols entsteht, das durch Reduktion des Chlorophylls im tierischen Organismus entstehen konnte. Verschiedene Experimente in dieser Richtung gaben jedoch ein negatives Resultat, daf\u00fcr gelang es mir, ein pr\u00e4chtig kristallisiertes Produkt zu isolieren, welches verschieden von Schuncks Scatocyanin ist und sicherlich als ein Derivat des Chlorophylls anzusprechen ist. Dasselbe m\u00f6chte ich mit dem Namen Phyllo-ervthrin bezeichnen.\nb Bull, de l\u2019Acad. des Sciences de Cracovie, 1903.\n2) Proc. of the Royal Soc., v. 69, p. 307.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLI.\n3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nL. Marchlewski,\nPhylloerythrin wird in folgender Weise erhalten: Frische Exkremente einer Kuh, die ausschlie\u00dflich mit frischem Gras gef\u00fcttert war, wurden mit Chloroform in der K\u00e4lte ausgezogen. Der erhaltene Auszug besa\u00df eine olivgr\u00fcne Farbe. Nach dem Abfiltrieren des Ungel\u00f6sten wurde die L\u00f6sung eingedampft. W\u00e4hrend des Eindampfens oder nach einigem Stehen des erhaltenen R\u00fcckstandes bildeten sich glitzernde, dunkelbraunviolette Kristalle, welche in folgender Art isoliert und gereinigt werden.\n1\ti\nDas Ganze wird zun\u00e4chst von neuem mit Chloroform extrahiert, wobei der weitaus gr\u00f6\u00dfte Teil der Verunreinigungen in L\u00f6sung geht, w\u00e4hrend die Kristalle ungel\u00f6st Zur\u00fcckbleiben. Sodann werden letztere mehreremal mit siedendem Alkohol ausgewaschen, wodurch die letzten Verunreinigungen entfernt werden. Schlie\u00dflich wird das so gewonnene Phylloerythrin aus siedendem Chloroform umkristallisiert, was, angesichts der Schwerl\u00f6slichkeit des Produktes in diesem L\u00f6sungsmittel, am einfachsten im Soxhl et sehen Extraktionsapparat geschieht.\nDie in dieser Art erhaltenen Kristalle erscheinen gut ausgebildet. Am h\u00e4ufigsten kommen folgende Gestalten vor:\nIn Masse erscheinen sie dunkelbraunrotviolett gef\u00e4rbt, einzelne Kristalle durch das Mikroskop betrachtet hellbraun. Die Chloroforml\u00f6sung zeigt eine kirschrote Farbe und besitzt keine Fluorescenz. Konzentrierte L\u00f6sungen erzeugen im Spektrum drei B\u00e4nder, verd\u00fcnntere vier, deren Lage durch die folgenden Wellenl\u00e4ngen bestimmt wird.\nBand I: X\u2014642\u2014640 > II: X\u2014606\u2014581 \u00bb III: X\u2014577\u2014557 \u00bb IV: X\u2014536\u2014515\nDas erste Band ist sehr schwach und schlecht markiert und wird deutlich nur bei Anwendung konzentrierter L\u00f6sungen beobachtet. Das zweite und dritte Band vereinigen sich in konzentrierten L\u00f6sungen, w\u00e4hrend in verd\u00fcnnten das zweite auf der D-Linie zu liegen kommt und breiter, aber schw\u00e4cher als das dritte erscheint. Das vierte Band hinter der E-Linie","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"4 \u2022\nUber e. Umwandlungsprodukt d. Chlorophylls im tierischen Organismus. 35\nist noch schw\u00e4cher als das zweite Band. Nach ihrer Intensit\u00e4t kann man demnach die B\u00e4nder wie folgt ordnen:\nIII, II, IV, I.\nSchuncks Scatocyanin verursacht in Chloroform gel\u00f6st f\u00fcnf B\u00e4nder, deren Lage der der Phyllocyaninb\u00e4nder entspricht, und unterscheidet sich demnach von Phylloerythrin sehr bedeutend. Das Absorptionsspektrum der eisessigsauren L\u00f6sungen unterscheidet sich nur unbedeutend von dem der Chloroforml\u00f6sungen. Das erste Band jedoch, welches in letzteren bereits nur schwach entwickelt ist, ist in diesem Falle noch schw\u00e4cher, kaum sichtbar. Die Lage des zweiten und dritten Bandes ist in beiden L\u00f6sungsmitteln ungef\u00e4hr die gleiche, aber in essigsauren L\u00f6sungen unterscheiden sie sich nur wenig durch ihre Intensit\u00e4t, wobei das dritte einen wohlausgesprochenen Schatten an der der mehr gebrochenen Seite des Spektrums zugewandten Seite besitzt. Die Lage des vierten Bandes ist in beiden L\u00f6sungsmitteln etwa die gleiche. In Wellenl\u00e4ngen ausgedr\u00fcckt, entsprechen die Lagen der B\u00e4nder essigsaurer L\u00f6sungen folgenden Werten :\nBand I: X gegen 640 \u00bb II : X\u2014604\u2014585 \u00bb III: X\u2014576\u2014558 \u00bb IV: X\u2014531\u2014518\nScatocyanin besitzt nach Schunck in essigsaurer L\u00f6sung untersucht ein ganz anderes Spektrum. Nach diesem Forscher liegt hier das erste Band auf der D-Linie, das vierte hart hinter E und zwischen diesen befinden sich noch zwei mehr oder minder gut entwickelte B\u00e4nder.\nUnter dem Einflu\u00df von Salzs\u00e4ure \u00e4ndert sich die Farbe und das Spektrum eisessigsaurer L\u00f6sungen des Phylloerythrins in sehr charakteristischer Art. Die Farbe wird n\u00e4mlich bl\u00e4ulich violett und die L\u00f6sung zeigt, wenn gen\u00fcgend verd\u00fcnnt, vier B\u00e4nder, deren Lage von der urspr\u00fcnglichen sehr verschieden ist. Im Orange bemerkt man jetzt zwei schmale und schwache B\u00e4nder, hinter der D-Linie ein breites dunkles Band und im Gr\u00fcn ein breites, schlecht entwickeltes Band, welchem die folgenden Wellenl\u00e4ngen entsprechen:\n3*","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nL. Marchlewski,\nBand I: X-625\u2014619 > II: X\u2014615\u2014606 \u00bb III : X\u2014584\u2014556\n\u00bb IV: X gegen 536, das weniger gebrochene Ende.\nIn konzentrierten L\u00f6sungen vereinigen sich die zwei ersten B\u00e4nder, das dritte n\u00e4hert sich mehr der D-Linie und das vierte erscheint dunkler und besser markiert. Konzentrierte Schwefels\u00e4ure l\u00f6st Phylloerythrin mit grasgr\u00fcner Farbe ijnd diese L\u00f6sung erzeugt im Spektrum mehrere schlecht ausgebildete B\u00e4nder mit Ausnahme desjenigen im Rot. In dieser Hinsicht erinnert mein Produkt an dasjenige von Schunck.\nBez\u00fcglich der Absorption von kurzwelligen Strahlen fand ich auf photographischem Wege, da\u00df Phylloerythrin zwei B\u00e4nder erzeugt, n\u00e4mlich ein st\u00e4rkeres vor der K\u00df-Linie und ein schw\u00e4cheres hinter derselben. Beim weiteren Verd\u00fcnnen der jedenfalls \u00e4u\u00dferst verd\u00fcnnten Chloroforml\u00f6sungen verschwindet zuerst das Band hinter K\u00df.\nDie chemischen Eigenschaften des Phylloerythrins konnten aus Mangel an Material noch nicht untersucht werden. Da\u00df es eine, wenn auch nur schwache Base (oder Pseudobase) ist, folgt aus dem spektroskopischen Verhalten der mit Salzs\u00e4ure versetzten L\u00f6sungen. In Alkalien ist Phylloerythrin unl\u00f6slich, bildet aber trotzdem mit Salzen schwerer Metalle, wie Zink und Kupfer, Verbindungen, die wahrscheinlich in die Kategorie der Doppelverbindungen zu z\u00e4hlen sind. Die eisessigsaure L\u00f6sung des Phylloerythrins wird auf Zusatz von essigsaurem Zink gr\u00fcn, rot im durchfallenden Licht und die L\u00f6sung erzeugt im Spektrum drei B\u00e4nder:\nBand I: X\u2014628- 603 \u00bb II: X\u2014575\u2014559 \u00bb III: X\u2014533\u2014517.\nEin analoges Produkt entsteht mit Kupferacetat. Unter Ber\u00fccksichtigung aller oben geschilderten Eigenschaften des Phylloerythrins mu\u00df man zu dem Schl\u00fcsse kommen, da\u00df es am meisten \u00c4hnlichkeit mit dem Phylloporphyrin besitzt, einem Chlorophyllderivat, welches bekanntlich durch Einwirkung von","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber e. Umwandlungsprodukt d. Chlorophylls im tierischen Organismus. 37\nAlkalien bei hoher Temperatur auf Chlorophyll entsteht -\u2014 und, da\u00df die Umwandlung des Chlorophylls innerhalb des tierischen Organismus weit tiefgreifender ist, als man bis jetzt annahm.\nExkremente von K\u00fchen, die mit chlorphyllfreier Nahrung gef\u00fcttert waren, enthalten kein Phylloerythrin und glaube ich daraus schlie\u00dfen zu k\u00f6nnen, da\u00df Phylloerythrin jedenfalls nicht dem Blutfarbstoff oder seinen Verwandten entstammt.\nDie Untersuchung des Phylloerythrins wird fortgesetzt.\nKrakau, im Dezember 1903.","page":37}],"identifier":"lit17906","issued":"1904","language":"de","pages":"33-37","startpages":"33","title":"\u00dcber ein Umwandlungsprodukt des Chlorophylls im tierischen Organismus","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:41:12.438926+00:00"}