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{"created":"2022-01-31T13:48:54.626020+00:00","id":"lit17908","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Dennstedt, M.","role":"author"},{"name":"Th. Rumpf","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 41: 42-54","fulltext":[{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Bestimmung der anorganischen Bestandteile in\nmenschlichen Organen.\nVon\nM. Dennstedt und Th. Rumpf.*\n(Der Redaktion zugegangen am 5. Januar 1904.)\nDie Wichtigkeit der anorganischen Bestandteile im Tier-und Pflanzenk\u00f6rper ist zuerst von Liebig erkannt und gewi\u00df nicht \u00fcbersch\u00e4tzt worden, wenn er z. B. sagt, da\u00df die Ermittelung des Gesetzes der Abh\u00e4ngigkeit der Funktionen und Beschaffenheit des Blutes von der Natur und Quantit\u00e4t der unverbrennlichen Bestandteile der unterste Stein der Grundlage der Medizin und Physiologie und da\u00df es vollkommen th\u00f6richt sei, vor der Legung dieses Steines an eine rationelle Heilwissenschaft zu denken.\nZahllose Aschenanalysen, die in seinem Laboratorium von ihm und seinen Sch\u00fclern ausgef\u00fchrt wurden, haben ihn zu dieser Schlu\u00dffolgerung berechtigt. Es ist allgemein bekannt und anerkannt, welche Umw\u00e4lzungen die aus seinen Arbeiten entwickelten Ideen in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Physiologie hervorgebracht haben.\nNoch viele Jahre sehen wir die Chemiker mit Aschenanalysen der Tier- und Pflanzensubstanzen lebhaft besch\u00e4ftigt und zumal auf dem Gebiete der land- und forstwirtschaftlichen Produkte hat Emil Wolff die Wissenschaft durch Tausende wertvoller Analysen bereichert.\nAllm\u00e4hlich aber nimmt die Zahl dieser Arbeiten ab und schlie\u00dflich verschwinden sie fast ganz aus der Literatur.\nUnd das mit Recht; denn was an wichtigen Schlu\u00dffolgerungen aus solchen Analysen gezogen werden kann, das ist bereits von Liebig geschehen, im wesentlichen sind seine","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Die Bestimmung d. anorganischen Bestandteile in menschl. Organen. 43\nAnsichten nur best\u00e4tigt worden und es ist kaum anzunehmen, da\u00df auf diesem Wege noch ein besonderer Fortschritt zu erzielen ist.\nEs ist jedoch zu beachten, da\u00df man durch Veraschung der organischen Substanzen in mancher Beziehung zu geradezu unrichtigen Resultaten kommen kann, denn der in organischer Bindung vorhandene Schwefel und Phosphor wird in der Asche als Schwefels\u00e4ure und Phosphors\u00e4ure gefunden und mu\u00df ein v\u00f6llig falsches Bild \u00fcber die Verteilung von S\u00e4uren und Basen geben.\nEs ist im h\u00f6chsten Grade zu bewundern, da\u00df sich Liebig hierdurch nicht auf Abwege hat bringen lassen, sondern da\u00df er alsbald erkannt hat, da\u00df im lebenden Organismus in Wirklichkeit nur Spuren von Schwefels\u00e4ure vorhanden sind. Ebenso haben ihn die \u00fcberm\u00e4\u00dfig gro\u00dfen Phosphors\u00e4uremengen in der Blutasche, die ebenfalls zum gro\u00dfen Teil organischer Herkunft sind, nicht an der Erkenntnis und wichtigen Bedeutung der Alkaleszenz des Blutes irre gemacht.\nWir haben schon vor einigen Jahren, durchdrungen von der Bedeutung der Mineralbestandteile im lebenden Organismus im gesunden und kranken Zustande, eine umfangreiche Arbeit \u00fcber die chemische Zusammensetzung des Blutes und verschiedener menschlicher Organe in Krankheiten begonnen und 1900 in den Mitteilungen aus den Hamburgischen Staatskrankenanstalten Bd. Ill, S. 1 ver\u00f6ffentlicht.\nWir gingen dabei von der Ansicht aus, da\u00df mit Ausnahme gewisser krankhafter Zust\u00e4nde nur die in der K\u00f6rperfl\u00fcssigkeit gel\u00f6sten anorganischen Bestandteile von physiologischer Bedeutung seien, da\u00df man daher die l\u00f6slichen und unl\u00f6slichen Salze gesondert bestimmen m\u00fcsse, ferner aber, da\u00df die bei der Veraschung entstehende Schwefels\u00e4ure und Phosphors\u00e4ure v\u00f6llig gleichg\u00fcltig ist und da\u00df nur die im lebenden Organismus fertig gebildete und zirkulierende eine physiologische Rolle spielen k\u00f6nne.\nDa der in der Asche als Schwefels\u00e4ure und Phosphors\u00e4ure vorhandene Schwefel und Phosphor als aus Eiwei\u00dfverbindungen stammend anzusehen war, so glaubten wir durch Diffusion eine Trennung bewirken zu k\u00f6nnen.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nM. Dennstedt und Th. Rumpf,\nObwohl wir auf diese Weise nicht zum Ziele gelangten \u2014 in betreff der Einzelheiten verweisen wir auf die angezogene Mitteilung \u2014 so haben wir doch eine gro\u00dfe Reihe von Analysen durchgef\u00fchrt, haben aber nun bei Fortsetzung der Arbeit den Gang der Untersuchung wesentlich vereinfacht.\nNeben der Schwefel- und Phosphors\u00e4ure, die in eiwei\u00dffreier w\u00e4sseriger L\u00f6sung zu bestimmen waren, sind nur in l\u00f6slicher Form vorhanden die Alkalien, Magnesium und Chlor. Kalk und Eisen finden sich auch in unl\u00f6slicher Form und zwar der Kalk wohl ausschlie\u00dflich in Gestalt unl\u00f6slicher Salze, das Eisen dagegen, dessen unl\u00f6slicher Teil den l\u00f6slichen weit \u00fcbertrifft, d\u00fcrfte in dem unl\u00f6slichen Teil wohl ausschlie\u00dflich Bestandteil organischer Verbindungen sein. Aber es lie\u00df sich nunmehr nicht nur der Gang der Analyse wesentlich vereinfachen, sondern es konnten auch noch neue wichtige Zahlen gewonnen und \u00fcberdies auch die Gesamtmenge der vorhandenen anorganischen Salze berechnet werden.\nDer umst\u00e4ndlichste Teil der Arbeit war selbstverst\u00e4ndlich die Herstellung der von Eiwei\u00df befreiten L\u00f6sung, sie wurde daher auf das geringste Ma\u00df beschr\u00e4nkt und in dieser L\u00f6sung wurden au\u00dfer Schwefels\u00e4ure und Phosphors\u00e4ure nur diejenigen Stoffe bestimmt, die auch in unl\u00f6slicher Form Vorkommen, n\u00e4mlich Eisen und Kalk. Die \u00fcbrigen aber, von denen sicher feststeht, da\u00df sie \u00fcberhaupt nur in l\u00f6slicher Form im Organismus enthalten sind, n\u00e4mlich Alkalien, Chlor und Magnesium, die wurden direkt in der eingetrockneten und entfetteten Organmasse mit dem Gesamtkalk, Eisen, Schwefel und Phosphor in gleich zu beschreibender Weise bestimmt.\nVon der Bestimmung dieser letzten drei haben wir trotzdem nicht absehen zu d\u00fcrfen geglaubt, weil sie, wenn auch nicht f\u00fcr'die Mineralsalze selbst, doch an sich von physiologischer Bedeutung sein d\u00fcrften. Nur von der Bestimmung des Stickstoffs wurde v\u00f6llig abgesehen, da die Organe h\u00e4ufig schon die Zeichen beginnender F\u00e4ulnis erkennen lie\u00dfen.\nAuch der Fettgehalt des Blutes und der Organe steht gewi\u00df mit vielen Krankheiten im n\u00e4chsten Zusammenh\u00e4nge, wir haben daher geglaubt, ihn in allen F\u00e4llen bestimmen zu","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"Die Bestimmung d. anorganischen Bestandteile in menschl. Organen. 45\nsollen. Da das Fett aber offenbar mit den mineralischen Salzen und ihren physiologischen Funktionen kaum etwas zu tun hat, so mu\u00dften die gefundenen Mineralbestandteile, wenn die gefundenen Werte untereinander vergleichbar werden sollten, von diesem zuf\u00e4lligen Faktor befreit und daher auf fettfreie Substanz berechnet werden.\nDa endlich auch die Konzentration der Salze innerhalb der K\u00f6rpers\u00e4fte von Bedeutung sein kann, so sind die gefundenen Resultate nicht nur auf Trockensubstanz, bei 100\u00b0 getrocknet, sondern auch auf frische Substanz berechnet worden.\nDas ganze Verfahren nahm nunmehr folgende Gestalt an:\nEtwa 100 g, je nach der zur Verf\u00fcgung stehenden Menge mehr oder weniger, Blut oder mit Hilfe der Fleischmaschine zerkleinertes Organ wurde in einem ger\u00e4umigen Kolben mit einem Liter kalten Wassers \u00fcbergossen und 24 Stunden stehen gelassen, dann aufgekocht und nach dem Erkalten auf 2 1 aufgef\u00fcllt. Eine abgemessene Menge, z. B. 500 ccm, wurde zur Ausf\u00e4llung der Eiwei\u00dfsubstanzen mit 50 ccm einer konzentrierten Tanninl\u00f6sung versetzt, einen Tag stehen gelassen und ein aliquoter Teil, z. B. 200 ccm, abfiltriert.\nIn 100 ccm wurde dann die Schwefels\u00e4ure, in 100 ccm die Phosphors\u00e4ure bestimmt. Zur Bestimmung der Schwefels\u00e4ure wurde einfach mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uert und mit Chlor-baryum gef\u00e4llt, f\u00fcr die Phosphors\u00e4ure wurde mit Salpeters\u00e4ure anges\u00e4uert, mit Molybd\u00e4nl\u00f6sung gef\u00e4llt und wie gew\u00f6hnlich weiter verfahren. Zur Bestimmung des in l\u00f6slicher Form vorhandenen Eisens und Kalks wurde ein aliquoter Teil der klar filtrierten Fl\u00fcssigkeit, etwa 3\u2014400 ccm, eingedampft, der R\u00fcckstand verascht und in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure gel\u00f6st. In dieser L\u00f6sung wurde das Eisen nach Zusatz von Natriumacetat als Phosphat gef\u00e4llt und bestimmt und im Filtrat der Kalk als Oxalat.\nZur Bestimmung des Gesamteisens und Kalks, sowie zur Bestimmung der Magnesia und der Alkalien wurde die urspr\u00fcngliche Substanz benutzt.\n2\u201410 g, auch mehr, der auf dem Wasserbade getrockneten Substanz wurde ohne jeglichen Zusatz vorsichtig verascht, mit wenig Salzs\u00e4ure extrahiert und der R\u00fcckstand weiter ge-","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nM. Dennstedt und Th. Rumpf,\ngl\u00fcht, bis fast s\u00e4mtliche Kohle verbrannt war. Die durch Ausziehen mit Salzs\u00e4ure gewonnene und filtrierte L\u00f6sung wurde dann auf 250 ccm aufgef\u00fcllt und davon 100 ccm f\u00fcr die Bestimmung des Eisens, des Calciums und des Magnesiums verwendet, indem man nach \u00dcbers\u00e4ttigen mit Ammoniak essigsaures Ammon zusetzte und mit Essigs\u00e4ure ans\u00e4uerte. Der entstandene Niederschlag von Eisenphosphat wurde nach einigem Stehen in der W\u00e4rme filtriert. Aus dem essigsauren Filtrat wurde der Kalk mit oxalsaurem Ammon, aus dem Filtrate davon die Magnesia mit Ammoniak gef\u00e4llt. Die vorhandene Phosphors\u00e4ure reicht immer vollst\u00e4ndig aus, um nicht nur das Eisen als Phosphat, sondern auch die Magnesia als phosphorsaure\nAmmoniakmagnesia zu f\u00e4llen.\n100 ccm dienten zur Bestimmung der Alkalien und zwar wurde zun\u00e4chst mit Baryt und Eisenchlorid gekocht, filtriert, der \u00fcbersch\u00fcssige Baryt mit Schwefels\u00e4ure entfernt, die letzten Spuren von Kalk mit Ammoniak und kohlensaurem Ammon gef\u00e4llt, filtriert, eingedampft und nach Zusatz von etwas Schwefels\u00e4ure, um die etwa noch vorhandenen Chloride in Sulfate umzuwandeln, gegl\u00fcht und gewogen. In der so gefundenen Menge der Alkalisulfate wurde nur noch die Schwefels\u00e4ure bestimmt und daraus Kalium und Natrium berechnet.\nZur Bestimmung des Chlors und des Phosphors wurde der nicht entfettete, von der Wasserbestimmung stammende, bis zu konstantem Gewicht getrocknete R\u00fcckstand benutzt.\nDieser R\u00fcckstand wurde nach Moraczewski (siehe diese Zeitschr., Bd. XXIII, S. 487) mit konzentrierter Salpeters\u00e4ure unter Zusatz von Silbernitrat erhitzt und nach der Zerst\u00f6rung der organischen Substanz das Chlor entweder titrimetrisch oder gewichtsanalytisch bestimmt. Aus dem von Silber befreiten Filtrat wurde die durch Oxydation entstandene Phosphors\u00e4ure mit molybd\u00e4nsaurem Ammon gef\u00e4llt und schlie\u00dflich als Mag-nesiumpyrophosphat auf die Wage gebracht.\nDer Gesamtschwefel wurde nach Asb\u00f6th durch Zerst\u00f6ren der Substanz mit Soda und Natriumsuperoxyd im Nickeltiegel bestimmt.\nWas die Zusammenstellung der Resultate anbetrifft, so","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"Die Bestimmung d. anorganischen Bestandteile in menschl. Organen. 47\nmu\u00dften wir uns fr\u00fcher, da uns die Menge der in der K\u00f6rperfl\u00fcssigkeit gel\u00f6sten Schwefels\u00e4ure und Phosphors\u00e4ure unbekannt war, damit begn\u00fcgen, die gefundenen Zahlen, berechnet auf 1000 Teile frischer Substanz und auf 100 Teile Trockensubstanz, in Tabellen zu ordnen; au\u00dferdem konnten wir den Gehalt der Asche an den einzelnen Substanzen in Prozenten ausgedr\u00fcckt angeben. Es sei nochmals besonders betont, da\u00df hier unter Asche die Summe der anorganischen Salze, nicht aber die wirkliche Asche, die man beim Verbrennen der Substanz zur\u00fcckbeh\u00e4lt, verstanden ist; denn diese hat eine ganz andere Zusammensetzung, weil ein Teil ihrer Bestandteile durch Verfl\u00fcchtigung verloren geht, und weil die Hauptmenge des organischen Schwefels und Phosphors in Gestalt von Schwefel- und Phosphors\u00e4ure eventuell unter Verjagung von Kohlens\u00e4ure Zur\u00fcckbleiben. Wir haben daher fr\u00fcher diese beiden S\u00e4uren bei der Berechnung der Gesamtasche, unter der Annahme, da\u00df sie in Wirklichkeit trotz ihrer physiologischen Wichtigkeit doch nur in sehr geringer Menge vorhanden seien, einfach vernachl\u00e4ssigt und aus dem angef\u00fchrten Grunde geglaubt, nur einen geringen Fehler zu begehen. Das ist jedoch nicht unter allen Umst\u00e4nden richtig, sondern nur dann, wenn die Basen in so gro\u00dfer Menge vorhanden sind, da\u00df sie zur S\u00e4ttigung der Salzs\u00e4ure, der Schwefels\u00e4ure und Phosphors\u00e4ure vollst\u00e4ndig ausreichen, oder wenn gar die S\u00e4uren \u00fcberwiegen; in diesem letzten Fall hat man das Vorhandensein saurer Phosphate anzunehmen; sind dagegen die Basen im \u00dcberschu\u00df, so mu\u00df der \u00fcbersch\u00fcssige Teil schon im K\u00f6rper an Kohlens\u00e4ure oder an organische S\u00e4uren z. B. Milchs\u00e4ure gebunden gewesen sein. Wir haben stets Kohlens\u00e4ure angenommen und diese den Salzen zugerechnet; die Salzmenge wird dadurch entsprechend vermehrt.\nEs hat sich nun gezeigt, da\u00df von allen Organen, ein-\nschlie\u00dflich dem Blute, nur die Leber stets einen Uberschu\u00df\nvon S\u00e4ure enthielt, mit Ausnahme eines einzigen Falles, w\u00e4h-\n\u2022 \u2022\nrend umgekehrt das Blut nur ein einziges Mal Uberschu\u00df an S\u00e4ure besa\u00df. Von den \u00fcbrigen Organen verh\u00e4lt sich das Herz mit wenigen Ausnahmen fast immer wie das Blut, die anderen zeigen bald S\u00e4ure, bald Base im \u00dcberschu\u00df.","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nM. Dennstedt und Th. Rumpf,\nBeider Berechnung und Zusammenstellung der gewonnenen analytischen Daten glaubten wir erst, um eine bestimmte und vergleichbare \u00abAschenmenge\u00bb zu erhalten, derart verfahren zu k\u00f6nnen, da\u00df wir Basen und S\u00e4uren zu den wahrscheinlichsten Salzen kombinierten und dann einen \u00dcberschu\u00df von S\u00e4ure als freie Phosphors\u00e4ure, einen \u00dcberschu\u00df von Basen als kohlensaures Alkali in Rechnung stellten.\nEs wurde, was uns am wahrscheinlichsten d\u00fcnkte, zun\u00e4chst\n1\ti\t1\ndas gesamte Chlor als in Chlornatrium und die gesamte Schwefels\u00e4ure als in Kaliumsulfat vorhanden angesehen und berechnet. Dann wurden Eisen stets, Kalk und Magnesia dann als terti\u00e4re Phosphate angenommen, wenn Uberschu\u00df an Base, Kalk aber als prim\u00e4res, Magnesia als sekund\u00e4res Phosphat, wenn \u00dcberschu\u00df an S\u00e4ure vorlag.\nDas bei der Berechnung des Kochsalzes etwa \u00fcbriggebliebene Natrium und das bei Berechnung des Kaliumsulfats etwa \u00fcbriggebliebene Kalium wurde mit der noch vorhandenen Phosphors\u00e4ure bei S\u00e4ure\u00fcberschu\u00df zu prim\u00e4rem Phosphat, bei Metall\u00fcberschu\u00df zu terti\u00e4rem Phosphat kombiniert und zum Schlu\u00df der verbleibende Rest von Alkali als Karbonat berechnet.\nObwohl bei dieser Art der Berechnung in vielen F\u00e4llen ein \u00fcberraschend genaues Aufgehen von Basen und S\u00e4uren eintrat, so sind wir doch sehr bald, wenn auch gerade wegen des h\u00e4ufig eintretenden guten Zusammenstimmens, nur mit einigem Widerstreben davon zur\u00fcckgekommen, denn wir konnten uns doch nicht so leicht \u00fcber die in dem Verfahren liegende Willk\u00fcr hinwegsetzen und mu\u00dften uns selbst sagen, da\u00df wir uns ja die Bestimmung der in den K\u00f6rperfl\u00fcssigkeiten gel\u00f6sten Mineralbestandteile zur Aufgabe gesetzt hatten, da\u00df aber gerade in L\u00f6sungen von einem Bestehen der so willk\u00fcrlich angenommenen Salze nebeneinander keine Rede sein kann.\nWir gingen daher zu der einzig rationellen und unbestreitbaren Berechnung und Zusammenstellung in Form der Ionen \u00fcber. Wir verfuhren so, da\u00df die auf 1000 Teile fettfreier Trockensubstanz berechneten analytischen Zahlen der Elemente durch die \u00c4quivalentgewichte dividiert wurden, wobei K, Na, CI als einwertig, Ca? Mg und S, entsprechend dem","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Die Bestimmung d. anorganischen Bestandteile in menschl. Organen. 49\nSchwefels\u00e4ureion (S04), als zweiwertig, Fe und P, entsprechend\ndem Phosphors\u00e4ureion (P04) als dreiwertig angesehen wurden.\nDie Summe der basischen Bestandteile, der Kationen, mu\u00dfte,\nwenn nur neutrale Salze vorhanden waren, gleich sein der\nSumme der sauren, der Anionen.\nWaren jedoch die Basen im \u00dcberschu\u00df, so war dieser\nals in Wahrheit mit Kohlens\u00e4ure verbunden anzunehmen und\n\u00ab \u2022\nman mu\u00dfte die Differenz mit 6, dem \u00c4quivalent des Kohlenstoffs in dem Kohlens\u00e4ureion (C03), multiplizieren und die so gewonnene Zahl den in der Analyse gefundenen analytischen Werten hinzuaddieren.\n\u2022 \u2022\nWaren dagegen die sauren Bestandteile im Uberschu\u00df, so mu\u00dfte die Differenz auf freie S\u00e4ure mit dem \u00c4quivalent des Wasserstoffs H = 1 multipliziert in Rechnung gesetzt werden.\nF\u00fcr die Berechnung der im ganzen vorhandenen Salzmenge waren die Ionen einzusetzen, d. h. f\u00fcr die Kationen n\u00e4mlich f\u00fcr die Metalle und den Wasserstoff und von den Anionen nur f\u00fcr das Chlor, die Elemente selbst ; f\u00fcr Schwefel Phosphor, und Kohlenstoff die Anionen S04, P04 und C03. Die Summe der Ionen ergab die Menge der in den Organen enthaltenen l\u00f6slichen Salze, die, auf 1000 Teile fettfreier Trockensubstanz und frischer Substanz berechnet, in den Tabellen zusammengestellt sind. In einer zweiten Tabelle ist dann noch die prozentische Zusammensetzung der l\u00f6slichen Salze angegeben. Um diese Art der Berechnung leichter verst\u00e4ndlich zu machen, soll sie an zwei Beispielen, einem, wo die Anionen, und einem, wo die Kationen im \u00dcberschu\u00df sind, durchgef\u00fchrt werden.\n1. Laue: Diabetes mellitus (Leber).\nTausend Teile frischer Substanz enthalten:\nWasser\t=\t757,77\nTrockensubstanz \u2014 190,65 Fett\t=\t51,58\nfolglich 1000 Teile fettfreier frischer Substanz:\nWasser\t\u2014\t798,98\nTrockensubstanz = 201,02 In 1000 Teilen Trockensubstanz wurden gefunden\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLI.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nM. Dennstedt und Th. Rumpf,\nin l\u00f6slicher Form:\ndividiert durch die \u00c4quivalente:\n\tK\t= 9,93 :\t39,15\t\u00ab=\t0,2539\"\t\n\u00f6 <x> -\u2022 i\tNa\t= 9,21 :\t23,05\t=\t0,3995\t\n\u00d6 0 \u2022 rH\tGa\t= 0,62 :\t20,00 =\t0,0310\t- 0,8627\no\u00e4 \u00ab\tMg\t= 0,84 :\t12,18 =\t0,0690\t\n\t[Fe\t= 2,04 :\t18,67\t=\t0,1093\t\ng 1\t[Gl\t= 13,59 :\t35,45\t=\t0,3833\t|\n\u00a9 \\\ts\t= 0,39 :\t16,03\t=\t0,0243\t0,9487\n< 1\tp\t= 5,59 :\t10,33\t=\t0,5411 J\t1\n\tH\t= 0,086 :\t1 =\t0,0860\t\n0,0860 Differenz\nDie Anionen sind im \u00dcberschu\u00df, es mu\u00df daher die\nDifferenz 0,086 durch 1 multipliziert als Wasserstoff, wie oben geschehen, hinzugef\u00fcgt werden.\nDie Gesamtmenge der l\u00f6slichen Salze in 1000 Teilen Trockensubstanz betr\u00e4gt dann, nachdem der Schwefel auf das Schwefels\u00e4ureion S04 und der Phosphor auf das Phosphors\u00e4ureion P04 umgerechnet wurde,\nabsolut :\t\tin Prozenten :\nK\t= 9,93\t18,18\nNa\t= 9,21\t16,86\nGa\t= 0,62\t1,14\nMg\t= 0,84\t1,54\nFe\t= 2,04\t3,74\nCI\t= 13,59\t24,88\nS04\t=\t1,17\t2,14\nP04\t= 17,13\t31,37\nH\t= 0,08\t0,15\n54,61 100,00\nDa 1000 Teile frischer Substanz 201,02 Teile Trocken-\nsubstanz enthalten, so sind, um die Zusammensetzung von 1000 Teilen frischer Substanz zu erhalten, diese Zahlen mit\n0,201 zu multiplizieren und man erh\u00e4lt:\nK\t= 2,00\nNa\t= 1,85\nGa\t= 0,12\nMg\t= 0,17\nFe\t= 0,41\nCI\t= 2,73\nS04\t= 0,24\nP04\t= 3,44\nH\t= 0,02\n10,98","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Die Bestimmung d. anorganischen Bestandteile in menschl. Organen. 51\n2. Laue (Blut).\nTausend Teile frischer Substanz enthalten:\nWasser\t=\t826,19\nTrockensubstanz = 173,66 Fett\t=\t0,15\nfolglich 1000 Teile fettfreier frischer Substanz:\nWasser\t=\t826,31\nTrockensubstanz = 173,69\nIn 1000 Teilen Trockensubstanz wurden gefunden\nin l\u00f6slicher Form:\ndurch die \u00c4quivalente dividiert:\n\u00f6\n\u00d6\no\n\u2022 H\nc\u00f6\nua\n\u00f6\n\u00d6\nO\n\u2022 r\u2014I\n\u00d6\nK\t= 9,00\t39,15\t=\t0,2298 ]\nNa\t= 11,22\t23,05\t=\t0,4868 j\nCa\t= 0,27\t20,00 =\t0,0135\nMg\t= 0,67\t12,18 =\t0,0542\nFe\t= 0,18\t18,67\t=\t0,0097\n(CI\t= 10,40\t35,45\t=\t0,2934 Y\nS\t= 0,40\t16,03\t==\t0,0250\nlp\t= 0,56\t10,33\t=\t0,0542 J\nC\t= 2,52\t6 =\t0,4214\n0,7940\n\u2022 0,4214 Differenz\n0,3726\nDie Kationen sind im \u00dcberschu\u00df, es mu\u00df daher die Differenz\n* \u2022\n0,4214 als Kohlens\u00e4ure (C03) und multipliziert mit dem \u00c4quivalent des Kohlenstoffs 6 den gefundenen Elementen hinzuaddiert werden, wie oben geschehen ist.\nDie Gesamtmenge der l\u00f6slichen Salze betr\u00e4gt dann, nachdem der Schwefel auf das Schwefels\u00e4ureion, der Phosphor auf das Phosphors\u00e4ureion und der Kohlenstoff auf das Kohlens\u00e4ureion umgerechnet wurde:\nabsolut :\t\tin Prozenten:\nK\t= 9,00\t19,01\nNa\t= 11,22\t23,71\nCa\t= 0,27\t0,57\nMg\t= 0,67\t1,40\nFe\t= 0,18\t0,38\nCI\t= 10,40\t21,97\nS04\t= 1,20\t2,52\nP04\t1,72\t3,65\nco3\t= 12,68\t26,79\n47,84\n100,00\nDa in 1000 Teilen frischer Substanz 173,69 Trockensubstanz enthalten sind, so sind die gefundenen Zahlen, um\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\tM. Dennstedt und Th. Rumpf,\nsie auf 1000 Teile frischer Substanz umzurechnen, mit 0,1737\nzu multiplizieren und man erh\u00e4lt:\nK = 1,563 Na = 1,943 Ga = 0,047 Mg = 0,115 Fe = 0,031 Gl = 1,806 S04\t=\t0,207\nP04\t\u2014\t0,300\nG03 = 2,202\nWie schon auseinandergesetzt, sind die von uns in der geschilderten Weise bestimmten und errechneten Mineralbestandteile nat\u00fcrlich mit den durch wirkliche Veraschung gefundenen durchaus nicht identisch. Wir sind aber der Meinung, da\u00df die nach unserem Verfahren gefundenen Werte von gr\u00f6\u00dferer Bedeutung sind, als die alten durch Veraschung gefundenen, die wohl die Beurteilung des relativen Verh\u00e4ltnisses einzelner, und zwar nur der in keiner Weise fl\u00fcchtigen Bestandteile zulassen, nicht aber auf die wirkliche Menge und Art der zu Lebzeiten in den Organen enthalten gewesenen Mineralbestandteile einen R\u00fcckschlu\u00df gestatten.\nMan wird nat\u00fcrlich erst dann hoffen d\u00fcrfen, weitgehende Schl\u00fcsse zu ziehen, wenn ein gr\u00f6\u00dferes Material vorliegt, als wir es hier zu bieten imstande sind. Zwar sind im ganzen von uns, zusammen mit den bereits ver\u00f6ffentlichten, nicht weniger als 123 Organe von 35 Leichen mit etwa 2400 Einzelbestimmungen untersucht worden. Das ist eine Arbeit, die die Kraft des einzelnen \u00fcbersteigt, die auch f\u00fcr uns nicht durchf\u00fchrbar gewesen w\u00e4re, wenn wir uns nicht der unerm\u00fcdlichen Hilfe des Herrn F. H\u00e4\u00dfler, wissenschaftlichen Hilfsarbeiters am Chemischen Staatslaboratorium, zu erfreuen gehabt h\u00e4tten.\nTrotz dieser ungeheuren Arbeit fehlt aber noch immer das eigentliche Fundament, auf dem die ganze Untersuchung ruhen sollte, d. h. die Kenntnis von der normalen Zusammensetzung gesunder Organe. Ja nicht einmal die Frage k\u00f6nnen wir mit Sicherheit beantworten, ob es \u00fcberhaupt eine solche, in nicht zu weiten Grenzen schwankende normale Zusammensetzung gibt.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Die Bestimmung d. anorganischen Bestandteile in menschl. Organen. 53\nWir haben uns dadurch zu helfen gesucht, da\u00df wir vorl\u00e4ufig die Zusammensetzung der nicht erkrankten untersuchten Organe als Norm angenommen haben. Auf dieser Grundlage l\u00e4\u00dft sich immerhin aus dem gro\u00dfen zur Verf\u00fcgung stehenden Material eine Reihe von Schlu\u00dffolgerungen ziehen, die an andrer Stelle mit den zu Tabellen geordneten Daten ver\u00f6ffentlicht werden sollen.\nHier wollen wir zum Schlu\u00df nur noch dem Wunsch und\n\u2022 \u2022\nder \u00dcberzeugung Ausdruck geben, da\u00df auf Grund einer Art von Vereinigung der Fachgenossen das unvollst\u00e4ndige Material nach den von uns angebahnten Gesichtspunkten eine Vervollst\u00e4ndigung durch gemeinsame Arbeit erfahren kann.\nGewi\u00df lassen sich die von uns angewandten Methoden noch vereinfachen und verbessern ; so lie\u00dfe sich vielleicht zum Beispiel die indirekte Bestimmung der Alkalien durch direkte Bestimmung des Kaliums als Kaliumplatinchlorid noch sicherer gestalten. Wir sind aber der Meinung, da\u00df im gro\u00dfen und ganzen der von uns eingeschlagene Weg sehr wohl gangbar ist.\nAllj\u00e4hrlich werden in den Unterrichtslaboratorien der Universit\u00e4ten usw. zahllose \u00dcbungsanalysen angestellt, ohne da\u00df damit dem Fortschritte der Wissenschaft gedient wird. Hier k\u00f6nnten sehr wohl nach dem von uns vorgeschlagenen Gange tierische Organe, im besonderen auch Blut untersucht werden. L\u00e4\u00dft man die Bestimmungen doppelt ausf\u00fchren, so hat man auch f\u00fcr deren Richtigkeit eine gewisse Garantie und im Laufe der Zeit w\u00fcrde ein wertvolles Material gesammelt.\nDie agrikulturchemischen Laboratorien, die landwirtschaftlichen Versuchsstationen u. a. besch\u00e4ftigen sich noch immer mit Aschenanalysen von Pflanzen, obwohl aus ihnen kaum noch neue Gesichtspunkte gewonnen werden k\u00f6nnen.\nSetzte man an deren Stelle eine Bestimmung der Mineralbestandteile in dem von uns bef\u00fcrworteten Sinne, bestimmte man sie so z. Bt im ruhenden Samen, in den einzelnen Organen und in den verschiedenen Entwicklungstadien, so ist sehr wohl zu hoffen, da\u00df auch \u00fcber die physiologische Bedeutung der Mineralstoffe in der lebenden Pflanze eine gr\u00f6\u00dfere Klarheit gewonnen w\u00fcrde.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54 M. Dennstedt u. Th. Rumpf, Bestimmung d. anorg.Bestandteile etc.\nIst erst einmal durch gemeinsame Arbeit gen\u00fcgendes Material zusammengetragen, dann l\u00e4\u00dft sich vielleicht auch durch Anwendung physiko-chemischer Methoden die Untersuchung f\u00f6rdern und erleichtern, indem man vor Beginn der eigentlichen Analyse z. B. durch Bestimmung der elektrischen Leitf\u00e4higkeit, der Gefrierpunkterniedrigung der gewonnenen w\u00e4sserigen L\u00f6sungen feststellt, ob man es, was die gel\u00f6sten Salze anbetrifft, mit normalen oder von der Norm abweichencjen L\u00f6sungen zu tun hat. Die ersten k\u00f6nnten dann ausgeschaltet, die anderen weiter untersucht werden.\nWir wollen zum Schlu\u00df der Hoffnung Ausdruck geben, da\u00df diese unsere Anregungen bei den Fachgenossen auf fruchtbaren Boden fallen m\u00f6gen.\nHamburg und Bonn, den 31. Dezember 1903.","page":54}],"identifier":"lit17908","issued":"1904","language":"de","pages":"42-54","startpages":"42","title":"\u00dcber die Bestimmung der anorganischen Bestandteile in menschlichen Organen","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:48:54.626026+00:00"}