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{"created":"2022-01-31T13:47:43.525660+00:00","id":"lit17910","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Adler, Oskar","role":"author"},{"name":"Rudolf Adler","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 41: 59-67","fulltext":[{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten gewisser organischer Verbindungen gegen\u00fcber Blut mit besonderer Ber\u00fccksichtigung des Nachweises von Blut.\nVon\nOskar Adler und Rudolf Adler.\n(Der Redaktion zugegangen am 7. Januar 1904.)\nI.\nVon den chemischen Methoden zum Nachweise von Blut kommt die Darstellung der H\u00e4minkristalle an erster Stelle in Betracht ; als unterst\u00fctzend f\u00fcr die Erkennung des Blutes kann unter Umst\u00e4nden auch der Nachweis der Eiwei\u00dfk\u00f6rper und des Eisens von Bedeutung sein. In klinischer Beziehung erfreut sich die Guajakprobe allgemeiner Anwendung zum Nachweise von Blut im Harn, im Magensafte und in den Faeces. In letzter Zeit fand diese Probe in Vitali1) einen warmen F\u00fcrsprecher. Bekanntlich beruht die Guajakprobe auf der F\u00e4higkeit des H\u00e4moglobins, den aus dem Terpentin\u00f6l oder Wasserstoffsuperoxyd stammenden Sauerstoff auf den wirksamen Bestandteil des Guajakharzes, der von Hadelich als Guajakons\u00e4ure bezeichnet wurde, zu \u00fcbertragen, wodurch ein in neutraler oder saurer L\u00f6sung blauer K\u00f6rper entsteht, den man als Guajakon-s\u00e4ureozonid bezeichnet hat.\nAn Stelle der Gnajaktinktnr haben wir uns mit Vorteil zum Nachweise von Blut des Guajacins bedient, eines von Schmitt2) aus Gua-jakholz dargestellten K\u00f6rpers, der sich durch gr\u00f6\u00dfere Empfindlichkeit auszeichnet. Wir versetzen die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit mit etwas\nWasserstoffsuperoxyd und \u00fcberschichten mit einer alkoholischen Guajacin-l\u00f6sung.\nIn neuerer Zeit hat Rossel3) zum Nachweise von Blut im Harn das Barbados-Aloin empfohlen. Die Probe steht nach Utz4) in ihrer Empfindlichkeit der Guajakprobe nach.\n\u00f6 Vitali, Giorn. di Farmac. di Trieste 1902, Bd. 7, S. 193.\n2)\tSchmitt, Le Bois de Gajac, Th\u00e8se de Nancy, 1875, u. Mercks Bericht 1902, S. 75.\n3)\tRossel, Schweizer. Wochenschrift Chem. Pharm. 1901, Nr. 39, S. 557 ff.\n4)\tUtz, \u00d6sterr. Chem. Ztg. 1902, Bd. 5, S. 558.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nOskar Adler und Rudolf Adler,\nIn der vorliegenden Arbeit haben wir uns die Aufgabe gestellt, eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl von chemischen Verbindungen, die durch Oxydation eine Farbenreaktion erfahren, systematisch auf ihr Verhalten gegen\u00fcber Blut (bei Zusatz von Wasserstoffsuperoxyd) zu untersuchen. Ein Teil dieser K\u00f6rper war bisher zum Nachweise von Ozon1) und von oxydierenden Fermenten (Oxydasen)2) in Verwendung. Insofern wir auch auf die Empfindlichkeit der Reaktionen, sowie auf das Verhalten der Kontrollreaktionen R\u00fccksicht genommen haben, d\u00fcrften die Resultate unserer Arbeit vielleicht auch f\u00fcr das Studium von oxydierenden Fermenten einiges Interesse bieten.\nII.\nIm nachfolgenden wollen wir das Resultat unserer systematischen Untersuchungen mitteilen. Von der gro\u00dfen Reihe der hier in Betracht kommenden K\u00f6rper haben wir uns nur auf die aromatischen Amidok\u00f6rper, Phenole, aromatischen S\u00e4uren, auf die Diphenyl- und Naphtalingruppe beschr\u00e4nkt.3) Im Anschl\u00fcsse daran untersuchten wir das Verhalten der Reduktionsprodukte gewisser Teerfarbstoffe (Leukobasen).\nDas bei den Versuchen verwendete Blut wurde unmittelbar nach der Entnahme aus der Carotis des Tieres (Kaninchen) defibriniert und zum Zwecke der Untersuchung durch Verd\u00fcnnen mit destilliertem Wasser auf die bestimmte Konzentration gebracht. Die Reaktionen wurden nun derart angestellt, da\u00df unter Zusatz von Wasserstoffsuperoxyd bei einer Konzentration von 0,001 \u00b0/o Blut (d. i. 100 000 fache Verd\u00fcnnung) begonnen und der Versuch bis zur deutlichen Farbenreaktion bezw. Farbendifferenz gegen\u00fcber der Kontrolle fortgesetzt wurde. Diesen Punkt bezeichnen wir, wie aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlich ist, als die Empfmdlichkeitsgrenze der Reaktion.\n*) Yergl. C. Arnold und C. Mentzel, D. chem. Ges., Ber. 1902, Bd. 35, S. 1324 u. 2902; Chiopin, Zeitschr. f. Untersuch, v. Nahrungsund Genu\u00dfm. 1902, Bd. 5, S. 504 u. a. a. 0.\n2) Yergl. Neumann-Wender, Chem. Ztg. 1902, Bd. 26, S. 1217 u. 1221 u. a. a. 0.\ns) Thalliumhydroxydul zeigt gleichfalls unter gleichen Umst\u00e4nden das Vorhandensein von Blut an. Auf die \u00fcbrigen anorganischen K\u00f6rper haben wir nicht R\u00fccksicht genommen.","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten gewisser organischer Verbindungen etc. 61\nZum Verst\u00e4ndnisse der Tabelle sei hinzugef\u00fcgt, da\u00df s\u00e4mtliche Reaktionen unter Zuhilfenahme von Kontrollen (gleiche Versuchsbedingungen, jedoch Abwesenheit von Blut) angestellt wurden. Zeigte die Kontrolle keine Farben\u00e4nderung, so wurde sie als negativ bezeichnet; erfuhr jedoch das Kontrollreagens bereits durch den Luftsauerstoff eine Farben\u00e4nderung, so konnte naturgem\u00e4\u00df nur die Farbendifferenz in Ber\u00fccksichtigung gezogen werden.\n\tReaktion der\tFarben-\tEmpfind- lichkeits-\tKontrolle\n\tL\u00f6sung\treaktion\t\u2022&A vXli& V A V KJ grenze o/o Blut\t\nA. Amidok\u00f6rper\t\t\t\t\na) Monamine\t\t\t\t\nAnilin\tsauer (HCl, H2S04)\tschwarzgr\u00fcn\t0,1\tnegativ\nMonomethylanilin\tsauer (HCl)\tsclimutzigriolett\t0,1\t\u00bb\nDimethylanilin\t\thellgelb\t0,1\t>\nDiphenylamin\tsauer (C2H402)\tgr\u00fcn\t\u2014\t\u00bb\np-Toluidin\tsauer (HCl)\trot\to o\t\u00bb\nXylidin\t\u00bb\tbraunrot\twenig empfindlich\t>\nb) Diamine\t\t\t\t\no-Phenylendiamin\tneutral\tbraun\t0,007\t\\ nach einigem\nm-Phenylendiamin\t\u00bb\tviolett\t0,007\t> Stehen tritt\np-Phenylendiamin\t)>\tbraun\t0,007\tJ Verf\u00e4rbung ein\nDimethyl-p-phenylendiamin\t\u00bb\trot\t0,009\t1\tbaldiger I Farbenausgleich\nTetramethyl-p-phenylen- diamin\t\tviolett\t0,009\t\nB. Phenole\t\t\t\t\na) einwertige Phenole\t\t\t\t\nPhenol *)\tneutral od. alkalisch\trotbraun\twenig\tnegativ\n\t(NaOH)\t\tempfindlich\t\np-Amidophenol\talkalisch (NaOH od.\tviolett\t0.008 /\tbaldiger\n\tNa3C03)\t\t\tFarbenausgleich\no-Kresol2), *)\tneutral od. alkalisch\trotbraun\twenig\tnegativ\n\t(NaOH)\t\tempfindlich\t\nm-Kresol *), *)\tneutral od. alkalisch\t\u00bb\twenig\t\u00bb\n\t(NaOH)\t\tempfindlich\t\np-Kresol *),*)\tneutral od. alkalisch\tbraunrot\twenig\t\u00bb\n\t(NaOH)\t\tempfindlich\t\nThymol\talkalisch (NaOH od.\t\u00bb\twenig\t>\n\tNa2C03)\t\tempfindlich\t\n*) Alkoholische L\u00f6sung.\n*) Kreosot aus Buchholzteer zeigt naturgem\u00e4\u00df \u00e4hnliches Verhalten.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nOskar Adler und Rudolf Adler,\n\tReaktion der\tFarben-\tEmpfind- lichkeits-\tKontrolle\n\tL\u00f6sung\treaktion\tX i Vli livJL IO grenze % Blut\t\nB. Phenole\t\t\t\t\nb) zweiwertige Phenole\t\t\t\t\nBrenzkatechin\talkalisch (NaOH)\tgr\u00fcn\t0,005\t' nach einigem\n\t\t\t\tStehen Farben-\n\t\t\t\tausgleich\nGuajakol*)\ti \u00bb\tgelbbraun\t0,05\tnegativ\nResorcin Hydrochinon\t\u00bb \u00bb\tgr\u00fcnlich braungelb\t0,01 0,005\tt nach einigem > Stehen Farben-J ausgleich\nOrcin c) dreiwertige Phenole\t\u00bb\trot\t0,002\tnach l\u00e4ngerem Stehen Farbenausgleich\n\t\t\t\t\n\t\t\t\t\nPyrogallol\t\u00bb\tbraun\t0,005\t1\tbaldiger\nPhloroglucin\t\u00bb\tviolett\t0,005\t/ Farbenausgleich\nC, Aromatische S\u00e4uren\t\t\t\t\nBenzoes\u00e4ure\talkalisch (NaOH)\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nSalicyls\u00e4ure\t\u00bb\tbraun\tsehr wenig empfindlich\tnegativ\nProtokatechus\u00e4ure\t\u00bb\trosa (allm\u00e4hlich verschwindend^)\t0,001\tnegativ (gelblich)\nGalluss\u00e4ure\t\u00bb\tbraun\t0,005\tFarbenausgleich\nDiphenylgruppe Benzidin *) Tolidinl 2 3)\tsauer (C2H402) \u00bb\tgr\u00fcn *) 1 rot ) gr\u00fcn\t0,001 i 0,05 / 0,25\tnegativ \u00bb\nNaphtalingruppe\t\t\t\t\na-Naphtol \u00df-Naphtol a-Naphtylamin*)\talkalisch (NaOH) \u00bb sauer (HCl)\tbraun braungelb schmatzigblau\t}\u2022> wenig empfindlich\tnegativ >\nx) Alkoholische L\u00f6sung.\n2)\tNach l\u00e4ngerer Zeit blau werdend.\n3)\tEmpfindlichkeit wurde nicht bestimmt.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022 \u2022\n\u00fcber das Verhalten gewisser organischer Verbindungen etc. 63\nIII.\nAus der vorstehenden Tabelle ist also ersichtlich, da\u00df sich die einzelnen Vertreter der angef\u00fchrten Gruppen (Amidok\u00f6rper, Phenole, S\u00e4uren) bei der angegebenen Behandlung in verschiedener Weise \u00e4u\u00dfern, und zwar derart, da\u00df im allgemeinen bei den h\u00f6heren Gliedern eine gr\u00f6\u00dfere Empfindlichkeit zu bemerken ist.\nIm Anschlu\u00df an diese Versuche haben wir eine Reihe leichtoxydahier Leukobasen der Triphenylmethanreihe untersucht. Es stellte sich heraus, da\u00df sich die Gruppe des Malachitgr\u00fcns (Malachitgr\u00fcn, Brillantgr\u00fcn, S\u00e4uregr\u00fcn) und die Rosanilinderivate (Dahlia, Methylviolett, Kristallviolett) zu dem genannten Zweck am vorteilhaftesten eignen. Die \u00fcbrigen Triphenylmethan-farbstoffe (Alkaliblau, Ketonblau, Patentblau, Cyanin, T\u00fcrkisblau), ferner die Eosine und Rhodamine f\u00fchrten nicht zu einem g\u00fcnstigen Resultate.\nAn dieser Stelle sei den Farbwerken vorm. Meister, Lucius und Br\u00fcnning f\u00fcr die gro\u00dfe Anzahl ihrer Produkte, die sie uns zur Verf\u00fcgung stellten, herzlichst gedankt.\nWenn man ber\u00fccksichtigt, da\u00df alle die vorgenannten Reaktionen dadurch zustande kommen, da\u00df der Blutfarbstoff den aus dem Wasserstoffsuperoxyd stammenden Sauerstoff an die betreffenden oxydationsf\u00e4higen K\u00f6rper \u00fcbertr\u00e4gt, so wird sich naturgem\u00e4\u00df ergeben, da\u00df auch andere K\u00f6rper analoge Reaktionen hervorrufen k\u00f6nnen.\nVon den in Betracht kommenden K\u00f6rpern seien hier genannt die Eisenoxydulsalze (Vitali),1) die Rhodansalze (Tarugi),2) ferner gewisse oxydierende Fermente (indirekte Oxydasen),3) denen allen die F\u00e4higkeit zukommt, bei Gegenwart von Wasserstoffsuperoxyd als indirekte Oxydationsmittel zu wirken. In tierischen, Leukocyten f\u00fchrenden Fl\u00fcssigkeiten (Harn, Speichel, Eiter) werden oxydierende Fermente zu vermuten sein, welche durch Kochen zerst\u00f6rt werden k\u00f6nnen. Eiter, der Spuren von\n4) Vitali, Giorn. di Farmac. di Trieste 1902, Bd. 7, S. 193.\n2)\tTarugi, Gazz. chim. ital. 1902, 32, 1 Vol. 505.\n3)\tVgl. Bourquelot, Congr. Pharm. Paris 1899, R\u00e9pert. Pharm, und Neumann-Wender, Ghem. Ztg. 1902, Bd. 26, 1217 u. 1221 ff.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\tOskar Adler und Rudolf Adler,\nBlut enth\u00e4lt, wie er in der Praxis im allgemeinen anzutreffen ist, wird infolge seines Blutgehaltes naturgem\u00e4\u00df auch nach dem Kochen die Reaktionen ergeben. Die Versuche \u00fcber das Verhalten des von jeder minimalsten Spur Blut freien Eiters sind bisher nicht abgeschlossen.\nIm Gegens\u00e4tze zu den fr\u00fcheren K\u00f6rpern werden andererseits reduzierende Substanzen auch einen st\u00f6renden Einflu\u00df aus\u00fcben k\u00f6nnen. So vermag die Harns\u00e4ure .die Empfindlichkeit der Leukomalachitprobe (s. u.) herabzumindern; doch kann man die letztere ausscheiden, falls man analog wie Weber beider Guajakprobe vorgeht (s. u.). Endlich mu\u00df betont werden, da\u00df jene K\u00f6rper, welche sekund\u00e4re Reaktionen hervorrufen (Eisensalze : Gelbf\u00e4rbung des Malachitgr\u00fcns ; salpetrige S\u00e4ure : Bildung von Diazok\u00f6rpern), Ber\u00fccksichtigung finden m\u00fcssen.\nFa\u00dft man das bisherige Versuchsresultat zusammen, so l\u00e4\u00dft sich behaupten, da\u00df selbst die geringsten Spuren von Blut (100 000 fache Verd\u00fcnnung) durch einige der fr\u00fcher genannten Reaktionen zu erkennen sind, so da\u00df beim negativen Ausfall der Proben (s. u.) wohl mit Sicherheit auf die Abwesenheit von Blut geschlossen werden kann.\nIm nachfolgenden seien einige Vorschl\u00e4ge f\u00fcr die praktische Ausn\u00fctzung der erw\u00e4hnten Blutproben angef\u00fchrt.\nIV.\nNachweis von Blut.\nDer chemische Nachweis von Blut ist sowohl in klinischer, als auch in forensischer Beziehung von gro\u00dfer Bedeutung und man hat sich daher seit langem bem\u00fcht, Methoden auszusinnen, die den Nachweis selbst minimalster Mengen von Blut erm\u00f6glichen. Aber nicht nur der positive Nachweis von Blut, sondern auch der strikte Beweis der Abwesenheit selbst minimalster Mengen von Blut kann unter Umst\u00e4nden von gro\u00dfer Bedeutung sein.\nNun ist es bekannt, da\u00df der negative Ausfall einer unserer feinsten Methoden, der Darstellung der H\u00e4minkristalle unter gewissen Bedingungen nicht den sicheren Schlu\u00df zul\u00e4\u00dft, da\u00df Blut nicht vorhanden sei, und es sind F\u00e4lle bekannt, wo trotz","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten gewisser organischer Verbindungen etc. 65\ndes negativen Ausfalles der Teichmannschen Probe auf das Vorhandensein von Blut erkannt wurde.\nIm folgenden wollen wir einige Proben anf\u00fchren, die den Nachweis von Blutflecken, den Nachweis von Blut im Wasser, im Harn und in den Faeces betreffen.\nErkennung von Blutflecken. Zum Nachweis von Blutflecken haben wir uns des Leukomalachitgr\u00fcns (Leukobase des Malachitgr\u00fcns) bedient. Die Probe stellen wir in folgender Weise an: Der zu untersuchende Fleck wird mit dem Reagens (s. u.) gut durchtr\u00e4nkt und hierauf mit einer 3\u00b0/oigen L\u00f6sung von Wasserstoffsuperoxyd \u00fcbergossen. Handelt es sich um einen Blutfleck, so wird dieser sofort intensiv gr\u00fcn. Auch bei geringen, kaum wahrnehmbaren Blutspuren tritt die Reaktion mit voller Sch\u00e4rfe ein. Ebenso tritt die Reaktion auch bei gekochten Blutflecken ein.\nDas Reagens stellen wir am vorteilhaftesten in folgender Weise dar: Man bereitet eine konzentrierte L\u00f6sung der v\u00f6llig farblosen, chemisch reinen Leukobase des Malachitgr\u00fcns (Tetramethyldiamidotriphenylmethan)*) in Eisessig. Zur Entfernung der selbst bei Verwendung eines vollkommen farblosen Pr\u00e4parates meist auftretenden minimalen Gr\u00fcnf\u00e4rbung setzt man der L\u00f6sung eine gleiche Menge von Chloroform hinzu. Man tropft nun in die Mischung unter vorsichtigem Schwenken so lange Wasser, bis das Chloroform vollst\u00e4ndig ausgefallen ist. Hierauf trennt man das gr\u00fcngef\u00e4rbte Chloroform von dem dar\u00fcber befindlichen Reagens. Eine etwa vorhandene Tr\u00fcbung des Reagens, welche durch Ausfallen der Leukobase bedingt sein kann, wird durch Zusatz von Eisessig beseitigt. Sollte das Reagens noch Spuren einer Gr\u00fcnf\u00e4rbung aufweisen, so wird diese durch Aussch\u00fctteln mit wenig Chloroform entfernt. -\u2014 Das so bereitete Reagens mu\u00df vollkommen farblos sein.\nWie wir bereits hervorgehoben haben, k\u00f6nnen auch andere K\u00f6rper als Blut einen positiven Ausfall der Probe bedingen und es ergibt sich daher die Forderung, auf' das etwaige Vorhandensein solcher K\u00f6rper R\u00fccksicht zu nehmen. Diesbez\u00fcglich verweisen wir auf das im Abschnitt III S. 63 f. Gesagte.\nWas den negativen Ausfall der Probe betrifft, so hat sich ergeben, da\u00df bei Gegenwart reichlicher Menge von Eisensalzen\n*) Eine f\u00fcr diese Zwecke eigens hergestellte Leukobase kann von dem Chemischen Laboratorium der Gro\u00dfdrogerie Wilhelm Adler in Karlsbad bezogen werden, wo auch das fertige Reagens erh\u00e4ltlich ist.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLI.\t5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nOskar Adler und Rudolf Adler,\ntrotz Vorhandenseins von Blut die Gr\u00fcnf\u00e4rbung ausbleiben kann und statt derselben eine Gelbf\u00e4rbung auftritt; Eisensalze sind daher auszuschlie\u00dfen. (Eisenproben.)\nDemnach kann bei Ber\u00fccksichtigung aller Kaut eien bei negativem Ausf\u00e4lle unserer Probe auf die Abwesenheit selbst minimalster Blutspuren geschlossen werden.\nNachweis von Blut in Wasser. *\nZum Nachweise von Blut im Wasser d\u00fcrften sich Leuko-malachitgr\u00fcn (siehe Bereitung des Reagens), Kristallviolettleuko-base und ferner das Benzidin wegen ihrer gro\u00dfen Empfindlichkeit und wegen des vollkommen negativen Ausfallens der Kontrollversuche empfehlen.\nBei der Benzidinprobe verwenden wir eine in der Hitze konzentrierte und nach dem Abk\u00fchlen filtrierte alkoholische Benzidinl\u00f6sung.\nZur Anstellung der Probe wird das zu pr\u00fcfende Wasser mit etwas Wasserstoffsuperoxyd und einigen Tropfen Essigs\u00e4ure versetzt und hierauf einige Kubikzentimeter der Benzidinl\u00f6sung hinzugef\u00fcgt. Bei' Gegenwart von Blut tritt eine prachtvolle Gr\u00fcnf\u00e4rbung auf.\nAuch nach dem Kochen gibt bluthaltiges Wasser die Proben.\nBez\u00fcglich der Kautelen verweisen wir auf das im Abschnitte III, S. 63 f. Gesagte.\nBemerkenswert ist die gro\u00dfe Empfindlichkeit der Leuko-malachitgr\u00fcnprobe und Benzidinprobe im Vergleich mit der spektroskopischen Methode und mit der Teichmannschen Probe. W\u00e4hrend die Teichmannschen Kristalle noch bei mindestens 20000 f\u00e2cher Verd\u00fcnnung1) dargestellt werden k\u00f6nnen, w\u00e4hrend ferner bei der Guajakprobe noch bei 5000-facher2) Verd\u00fcnnung eine Blauf\u00e4rbung eintritt, geben die Leukomalachitgr\u00fcnprobe und die Benzidinprobe noch bei 100000 f\u00e2cher Verd\u00fcnnung des Blutes deutliche F arbenreaktionen.\nx) Hager, Handbuch der pharm. Praxis 1903, Bd. II, S. 879.\n2) Hager, 1. c., S. 881.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Verhalten gewisser organischer Verbindungen etc. 67\nNachweis von Blut im Harn und in den Faeces.\nHarn: Das bereits fr\u00fcher erw\u00e4hnte Leukomalachitgr\u00fcn und Benzidin eignet sich auch zum Nachweis von Blut im Harn, wenn man nach Anologie der Web ersehen Modifikation der Guajakprobe vorgeht.\nMan versetzt 10\u201415 ccm Harn mit dem halben Volumen Eisessig.\nHierbei wird das H\u00e4moglobin in H\u00e4matin umgewandelt. Hierauf wird mit \u2022 \u2022\t\u2022 \u2022 \u2022\n\u00c4ther ausgesch\u00fcttelt, wobei das H\u00e4matin in den \u00c4ther \u00fcbergeht. Sollte \u2022 \u2022\nder \u00c4ther mit dem Gemische eine Emulsion bilden, so kann durch Zusatz\neiniger Tropfen Alkohol eine Scheidung der Fl\u00fcssigkeiten bewerkstelligt\n\u2022 \u00ab\nwerden. Man hebt den \u00c4ther ab und setzt nun das Leukomalachitgr\u00fcn-reagens und etwas Wasserstoffsuperoxyd hinzu. Sollte hierbei etwas von der Leukobase ausfallen, so kann diese durch Zusatz von etwas Eisessig wieder in L\u00f6sung gebracht werden.\nStatt des Leukomalachitgr\u00fcnreagens kann man dem \u00c4ther alkoholische Benzidinl\u00f6sung, etwas Wasserstoffsuperoxyd und einige Tropfen Essigs\u00e4ure hinzuf\u00fcgen.\nWar der Harn bluthaltig, so treten die bereits fr\u00fcher erw\u00e4hnten Farbenreaktionen ein.\nFaeces: Eine kleine Quantit\u00e4t der zu untersuchenden Faeces wird mit etwas Wasser aufgeschwemmt. Man versetzt 3 ccm der unfiltrierten Aufschwemmung mit 2 ccm der fr\u00fcher erw\u00e4hnten Benzidinl\u00f6sung und mit 2 ccm Wasserstoffsuperoxyd (3\u00b0/o) und f\u00fcgt einige Tropfen Essigs\u00e4ure hinzu. Bei Gegenwart von Blut tritt eine intensive Gr\u00fcnf\u00e4rbung ein.\n#\n5*","page":67}],"identifier":"lit17910","issued":"1904","language":"de","pages":"59-67","startpages":"59","title":"\u00dcber das Verhalten gewisser organischer Verbindungen gegen\u00fcber Blut mit besonderer Ber\u00fccksichtigung des Nachweises von Blut","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:47:43.525666+00:00"}