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{"created":"2022-01-31T13:11:42.853240+00:00","id":"lit17917","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Peter Bergell","role":"author"},{"name":"Theodor D\u00f6rpinghaus","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 41: 153-156","fulltext":[{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Verhalten des K\u00f6rpereiwei\u00dfes im Hunger.\nVon\nEmil Abderhalden, Peter Bergeil und Theodor D\u00f6rpinghaus.\n(Aus dem I. chemischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 22. Januar 1904.)\n\\\nEs ist in j\u00fcngster Zeit die Frage aufgeworfen worden, ob das K\u00f6rpereiwei\u00df unter bestimmten Bedingungen in seiner chemischen Eigenart beeinflu\u00dft werden kann. So hat Kraus1) aus dahinzielenden Versuchen geschlossen, da\u00df Phloridzindiabetes und Inanition bei ann\u00e4hernd gleichbleibendem prozen-tischem Stickstoffgehalt des entfetteten Trockenr\u00fcckstandes den Monoaminos\u00e4urestickstoff der Leibessubstanz von M\u00e4usen stark herabsetzen. Das Testierende K\u00f6rpereiwei\u00df schien speziell an Leucin verarmt zu sein. Neuerdings hat nun Umber2) aus Versuchen an hungernden und normalen Katzen festgestellt, da\u00df bei gleichbleibendem G/N-Quotienten eine partielle Abartung des K\u00f6rpereiwei\u00dfes erfolgen kann.\nGegen die aus diesen beiden Arbeiten gezogenen Schlu\u00dffolgerungen lassen sich folgende Einw\u00e4nde erheben. Einmal ist weder die von Kraus verwendete Methode des Auskristallisierens noch die von Umber angewendete Fis eher sehe Estermethode eine quantitative. W\u00e4hrend aber die letztere Art der Bestimmung der Aminos\u00e4uren unter gleichen Bedingungen ganz gut vergleichbare Werte liefert \u2014 speziell bei Anwendung eines sehr stark verminderten Druckes (unter 1 mm) bei der\n#\np Fr. Kraus, Phloridzindiabetes und chemische Eigenart. Deutsche mediz. Wochenschrift, Nr. 14, 1903. Yergl. auch Bert. klin. Wochenschr. Nr. 1, 1904.\n2) Umber, F., \u00dcber Ab\u00e4nderung chemischer Eigenart durch partiellen Eiwei\u00dfabbau im K\u00f6rper. Berl. klin. Wochenschrift Nr. 39, 1903.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154 Emil Abderhalden, Peter Bergell u. Theod. D\u00f6rpinghaus,\nDestillation der Ester \u2014, ist es ganz unm\u00f6glich, mit Hilfe der Kristallisation der Aminos\u00e4uren \u00fcber die Mengenverh\u00e4ltnisse derselben exakten Aufschlu\u00df zu erhalten. Die festgestellten Zahlendifferenzen k\u00f6nnten ferner auch darin ihre Ursache haben, da\u00df die verschiedenen Eiwei\u00dfk\u00f6rper, welche ja qualitativ sehr \u00e4hnlich, quantitativ aber sehr verschieden zusammengesetzt sind, in ihrem Verh\u00e4ltnis zu einander sich verschoben h\u00e4tten, wodurch ja ebenfalls eine \u00c4nderung im quantitativen Verh\u00e4ltnis der einzelnen Monoaminos\u00e4uren zu einander erfolgen m\u00fc\u00dfte, ohne da\u00df dabei die Zusammensetzung eines einzelnen Eiwei\u00dfk\u00f6rpers sich zu \u00e4ndern brauchte.\nBei der weittragenden Bedeutung, die die Feststellung der partiellen Abartung der K\u00f6rpereiwei\u00dfstoffe f\u00fcr das Verst\u00e4ndnis des intermedi\u00e4ren Eiwei\u00dfstoffwechsels h\u00e4tte, war es von Interesse, die vorliegenden Angaben nachzupr\u00fcfen.\nVerwendet wurde die Estermethode. Um wirklich vergleichbare Werte zu erhalten, wurden die gefundenen Werte auf aschefreie Trockensubstanz berechnet. Umber hatte dies in seinen Versuchen unterlassen. Es ergab sich hierbei, da\u00df die Summe der erhaltenen Estermengen sowohl als auch die einzelnen entsprechenden Esterfraktionen beim Hunger- und beim Normaltiere einander sehr nahe kommen. Die Leucinfraktion war beim Hungertiere ebenfalls gegen\u00fcber derjenigen des Normaltieres nicht verringert. Von der Annahme ausgehend, da\u00df eine Verschiebung des Verh\u00e4ltnisses der Monoaminos\u00e4uren des gesamten K\u00f6rpereiwei\u00dfes zu einander weit eher der Ausdruck f\u00fcr eine verschieden starke Inanspruchnahme der verschiedenen Eiwei\u00dfk\u00f6rper sein k\u00f6nnte, untersuchten wir, um einen klaren Einblick zu gewinnen, die gesamten Bluteiwei\u00dfk\u00f6rper beim normalen Hunde und beim Hungerhunde. Auch hier lie\u00df sich keine nennenswerte Differenz feststellen. Der h\u00f6here Leucingehalt des Blutes des Hungerhundes findet, wenn man die Differenz nicht als innerhalb der Fehlergrenzen der Methode liegend betrachten will, seine Erkl\u00e4rung im sehr hohen Leucingehalt des H\u00e4moglobins.1) Eine Ver\u00e4nderung des\nb Emil Abderhalden, Diese Zeitschrift, Bd. XXXVII, S. 484 u. 495, 1903.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Verhalten des K\u00f6rpereiwei\u00dfes im Hunger.\n155-\nquantitativen Verh\u00e4ltnisses des H\u00e4moglobins zu den \u00fcbrigen Bluteiwei\u00dfk\u00f6rpern mu\u00df eine Steigerung der Leucinfraktion des Gesamtblutes herbeif\u00fchren.\nExperimenteller Teil.\nZwei junge Katzen, von denen die eine nach 9-, die andere nach 7 t\u00e4gigem Hungern eingegangen war, wurden nach Entfernung des Felles und des Darmes fein zerhackt, gemischt und mit Alkohol anger\u00fchrt. Nach 24 st\u00e4ndigem Stehen wurde der Alkohol abgesaugt und das Gemenge mit einer neuen Portion Alkohol 6 Stunden am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht. Zur Entfernung des Fettes wurde die von Alkohol getrennte Masse zun\u00e4chst mit Chloroform 6 Stunden im Soxhlet extrahiert, dann 2 Stunden mit Schwefelkohlenstoff. Von der im Vacuumexsiccator getrockneten Masse wurden nach staubfeiner Zermahlung 108 g zur Hydrolyse verwendet. Dieselbe wurde durch \u00dfst\u00fcndiges Kochen mit der dreifachen Menge rauchender Salzs\u00e4ure (spez. Gewicht 1,19) herbeigef\u00fchrt. Der nach erfolgtem Einengen im Vacuum verbleibende R\u00fcckstand wurde in der bekannten Weise verestert Erhalten wurden 65,0 g Rohester.\nDie Destillation der Ester wurde bei 0,37 mm Druck vorgenommen und ergab folgende Fraktionen:\nFraktion Ia: 0\u201455 0 (Temperatur des Wasserbades) 3,0 g \u00bb Ib: \u2014100\u00b0 (\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t) 35,0 \u00bb\n\u00bb II: \u2014170\u00b0 (\t\u00bb\t\u00bb \u00d6lbades ) 21,0 \u00bb\nDie Aschenbestimmung des entfetteten und getrockneten\nGemenges beider Katzen ergab folgendes Resultat:\n0,5737 g Substanz gaben 0,1276 g Asche \u2014 22,24 \u00b0/o.\nSomit berechnen sich auf die verwendeten 84,98 g aschefreier Trockensubstanz folgende Prozente an Estermengen:\nRohester\t= 76,48 \u00b0/o\nFraktion Ia -f- Ib = 44,71 \u00b0/o \u00bb II\t= 24,70 \u00b0/o\nDie C-, H- und N-Restimmung des verwendeten absolut\nfettfreien und getrockneten Materials ergab:\n0,2049 g Substanz gaben 0,2750 g C02 und 0,0991 g H20 = 36,60\u00b0/o G und\n5,37 \u00b0/o H.\n0,1683 g Substanz gaben 16,8 ccm N (18\u00b0, 768 mm) = 11,65 \u00b0/o.\nDas Verh\u00e4ltnis G : N ist somit 3,14.","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156 E. Abderhalden, P. Bergeil, Th.D\u00f6rpinghaus, K\u00f6rpereiwei\u00df etc.\nDie auf ganz analoge Weise behandelte Normalkatze wog nach der Entfettung, Mahlung und Trocknung 118 g. Hiervon, wurden 98 g zur Hydrolyse verwendet. Erhalten wurden 59,0 g Rohester.\nDie Destillation der Ester ergab folgende Fraktionen: Fraktion I: \u2014100\u00b0 (Temperatur des Wasserbades) bei 0,4 mm Druck 36,0 g \u00bb II:\u2014170\u00b0 (\t\u00bb\t\u00bb \u00d6lbades )\t18,5\u00bb\nDie Aschebestimmung hatte folgendes Resultat:\n1,0413 g Substanz gaben 0,2004 g Asche = 19,24 \u00b0/o.\nEs ergeben sich somit folgende a\u00fcf 79,15 g aschefreier\nSubstanz berechnete Prozentzahlen an Estermengen:\nRohester:\t= 74,54 \u00b0/o\nFraktion I: = 45,48 \u00b0/o \u00bb II: = 23,37 \u00b0/o\nDie C-, H- und N-Bestimmung ergab folgende Zahlen.\n0,1847 g Substanz gaben 0,2795 g C02 + 0,0910 g H20 = 41,27 \u00b0/o G und\n5,47 \u00b0/o H.\n0,2026 g Substanz gaben 22,6 ccm N (18\u00b0, 763 mm) = 12,93 \u00b0/o N. Das Verh\u00e4ltnis von C : N ist somit 3,19.\nDas Blut von zwei Foxterriers wurde nach erfolgter Gerinnung bei 100\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. 105 g wurden zur Hydrolyse verwendet. Erhalten wurden 67,5 g Rohester.\nDie Destillation der Ester ergab die folgenden 3 Fraktionen : Fraktion I: \u2014100\u00b0 (Temperatur des Wasserbades) bei 10 mm Druck 9,0 g \u00bb\tII:\t\u2014100 \u00b0(\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t)\t\u00bb 0,4 \u00bb\t\u00bb\t22,5 \u00bb\n\u00bb\tIII:\u2014170\u00b0 (\t\u00bb\t\u00bb\t\u00d6lbades\t)\t\u00bb 0*4 \u00bb\t\u00bb\t24,0\u00bb\nIsoliert wurden 16,2 g \u2014 15,42 \u00b0/o Leucin (auf die angewandte Trockensubstanz berechnet).\nZum KontrolversuchA) wurde ein 32,5 kg schwerer Hund vom 11. XII. 03 bis zum 29. XII. 03 auf Karenz gesetzt. Das Gewicht fiel auf 23,07 kg. Das aus der Carotis entnommene Blut wurde gleichfalls bei 100\u00b0 getrocknet. Zur Hydrolyse wurden 250 g Blut verwendet.\nDie Summe der Rohester betrug 165,0 g.\nFraktion I: \u2014100\u00b0 (Temperatur des Wasserbades) bei 10 mm Druck 21,5 g \u00bb\tII:\t\u2014100 \u00b0(\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t)\t\u00bb 0,5 \u00bb\t\u00bb\t59,0 \u00bb\n\u00bb\tIII:\u2014170\u00b0 (\t\u00bb\t\u00bb\t\u00d6lbades\t)\t\u00bb0,5 \u00bb\t\u00bb\t60,5\u00bb\nIsoliert wurden 41,0 g Leucin \u2014 16,40 \u00b0/o.\n9 Die Ausf\u00fchrung dieses Versuches erm\u00f6glichte uns Herr Prof\u00bb Metzner in Basel, wof\u00fcr wir ihm auch an dieser Stelle verbindlichst danken.","page":156}],"identifier":"lit17917","issued":"1904","language":"de","pages":"153-156","startpages":"153","title":"Verhalten des K\u00f6rpereiwei\u00dfes im Hunger","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:11:42.853245+00:00"}