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{"created":"2022-01-31T13:52:22.119941+00:00","id":"lit17918","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Pilzecker, Alfons","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 41: 157-175","fulltext":[{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Gallenuntersuchungen nach Phosphor- und Arsenvergiftung.\nVon\nDr. philos. Alfons Pilzecker.\nDer Redaktion zugegangen am 25. Januar 1904.\n\u00a7 1.\nNachstehende Untersuchung setzt sich das Ziel, zu den von Prof. Brauer so erfolgreich in Angriff genommenen experimentell pathologischen Studien der Ver\u00e4nderungen, welche die Galle unter der Einwirkung krankmachender Stoffe erf\u00e4hrt, einen Beitrag zu liefern. Und zwar hat Verfasser den Einflu\u00df untersucht, den eine chronische Vergiftung durch Phosphor und durch Arsen auf die Gallenbeschaffenheit hat.\nDie au\u00dferordentlichen individuellen Schwankungen, welche gerade die Gallensekretion zeigt, machen es, wie Stadelmann schon bemerkt, n\u00f6tig, \u00abstets wieder von neuem, sobald man Versuche an Gallenfistelhunden machen will, die normale Ausscheidungsgr\u00f6\u00dfe f\u00fcr das betreffende Tier genau festzustellen\u00bb. Verfasser hat daher, bevor er mit der Intoxikation seiner Versuchstiere begann, Versuchsreihen vorausgeschickt, in denen die dem gesunden Tier entnommene Galle den gleichen Pr\u00fcfungen unterworfen wurde, die sp\u00e4ter mit der von dem vergifteten Tiere sezernierten Galle angestellt werden sollten.\nBei der Ankn\u00fcpfung dieser Untersuchungen an die Brauer-sche Arbeit war es verst\u00e4ndlich, da\u00df zun\u00e4chst auf das pathologische Auftreten von Eiwei\u00df und Zucker in der Galle gefahndet wurde.\nZum Nachweis von koagulierbarem Eiwei\u00df in der Galle steht zun\u00e4chst das von Brauer ausgearbeitete und Bd. XL, S. 203 dieser Zeitschrift beschriebene Verfahren zur Verf\u00fcgung. Es gelingt hiermit, das in der Hundegalle enthaltene echte Mucin in L\u00f6sung zn erhalten, w\u00e4hrend anderes etwa auftretendes \u2666 koagulierbares Eiwei\u00df gef\u00e4llt wird.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nAlfons Pilzecker,\nDa Brauer mit Hilfe dieser Methode gezeigt hat, da\u00df koagulierbares Eiwei\u00df in der dem lebenden, gesunden Tier entnommenen Galle nicht vorkommt, so wird man sein Auftreten als die Folge pathologischer Verh\u00e4ltnisse der Gallensekretion zu deuten berechtigt sein.\nEine weitere Methode, sich \u00fcber das Auftreten von vermehrtem Eiwei\u00df in der Galle Aufschlu\u00df zu verschaffen, bietet die Stickstoffbestimmung des Alkoholniederschlages der Galle nach Kjeldahl.\nDa aber dieser Alkoholniederschlag neben etwaigem anderweitigen Eiwei\u00df stets auch das Mucin der Galle enth\u00e4lt, da ferner die Gallenfarbstoffe in wechselnder Menge darin enthalten sind, so sind diese Eiwei\u00dfstickstoffwerte nicht eindeutig. Durch konstantes Einf\u00fchren der Kan\u00fcle bis zu m\u00f6glichst gro\u00dfer Tiefe kann man darnach streben, den Mucinanteil, der gr\u00f6\u00dftenteils den letzten abf\u00fchrenden Gallenwegen entstammt, m\u00f6glichst einzuschr\u00e4nken, w\u00e4hrend man zur Pr\u00fcfung der Konstanz in der Farbstoffbeimischung auf das Auge angewiesen ist.\nEbenfalls nach der Kjeldahl-Methode haben wir ferner an jeder Gallenprobe den Gesamtstickstoffgehalt festgestellt. Neben den schon in der vorigen Probe auf Eiwei\u00dfstickstoff enthaltenen K\u00f6rpern kommen hier als normal schon in der Galle enthaltene Bestandteile in Betracht: Gallenfarbstoffe, Lecithin, Gallens\u00e4uren und Harnstoff. Ob pathologisch noch andere N-haltige K\u00f6rper in der Galle auftreten k\u00f6nnen, etwa wie Ammoniak im Harn, dar\u00fcber ist wenig bekannt. Nur Lecithin und Tyrosin sollen bei akuter gelber Leberatrophie und bei Typhus beobachtet worden sein.\nWeit einfacher als der Nachweis von Eiwei\u00df in der Galle ist derjenige von Zucker, dessen Vorkommen in der normalen Galle von einigen Forschern wie Naunyn und Harley behauptet, durch Brauers Versuch jedoch widerlegt worden ist. Wir bedienten uns der auch von Brauer angewandten Fehling-schen Probe.\nUm ein objektives Ma\u00df f\u00fcr den Grad der Dickfl\u00fcssigkeit der Galle zu haben, wurde das Viskosimeter zu Hilfe gezogen. Es war dies um so w\u00fcnschenswerter, als viskosimetrische Be-","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Gallenuntersuehungen nach Phosphor- und Arsenvergiftung. 159\nStimmungen der Galle bisher nicht vorliegen. Verfasser bediente sich hierzu des von Andr\u00e9 Mayer im Jahrgang 1901 der Soci\u00e9t\u00e9 de Biologie S. 1140 beschriebenen sehr einfachen Apparates. Die Kapazit\u00e4t der Aufnahmekugel betrug einschie\u00dflich der U-f\u00f6rmigen Glasr\u00f6hre f\u00fcr unser Viskosimeter 2,2 ccm.\nDer vorher festgestellte Viskosit\u00e4tswert f\u00fcr destilliertes Wasser ergab f\u00fcr dasselbe, gemessen in einem Wasserbade von 40\u00b0 C., genau 20,0 sec. ; auf diesen sind also die sp\u00e4ter mitgeteilten Werte der Ga,lien Viskosit\u00e4t zu beziehen.\nDas spezifische Gewicht wurde mit der Mo hr sehen Wage ermittelt. Schlie\u00dflich wurde, im Hinblick auf die bemerkenswerten Befunde, die Prof. Brauer bei seinen Versuchen mit Alkoholintoxikation erhoben hat, stets ein Quantum Galle nach geh\u00f6riger Verd\u00fcnnung mit physiologischer Kochsalzl\u00f6sung zentrifugiert und das Sediment mikroskopisch untersucht.\n\u00a7 2. Versuchsanordnung.\nAls Versuchstiere wurden zwei gr\u00f6\u00dfere Hunde von 18 resp. 20 kg Gewicht gew\u00e4hlt und beiden Tieren am gleichen Tage, dem 22. V. 03, Gallenfisteln mit Vern\u00e4hung der vorgelagerten Gallenblasenwand an die Bauchwand angelegt. Die Einm\u00fcndung des Choledochus in das Duodenum wurde geschont, soda\u00df der Abflu\u00df von Galle in den Darm gewahrt blieb. Da die Tiere sich au\u00dferdem die abflie\u00dfende Galle gegenseitig gierig ableckten, so steht zu erwarten, da\u00df das \u00abGallens\u00e4uregleichgewicht\u00bb, um mit Brauer zu reden, bei unseren Versuchen gen\u00fcgend gewahrt ist.\nNach sicherer Vernarbung wurden am 16. VI., also 25 Tage nach der Operation, mit dem Hunde tastende Versuche begonnen. Bei der H\u00fcndin erlitten dieselben eine unliebsame Unterbrechung, da blutendes Narbengewebe eine kleine Nachoperation n\u00f6tig machte. Nach Beseitigung desselben und abgelaufener Heilung 'konnten am 13. VII. die Versuche auch mit diesem Tier fortgef\u00fchrt werden.\nZur Durchf\u00fchrung aller im vorigen Paragraphen angegebenen Bestimmungen waren jedesmal etwa 20 ccm Galle n\u00f6tig. Um diese Menge zu gewinnen, wurde das Versuchstier in der auch","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160\nAlfons Pilzecker,\t;\ng\nvon Prof. Brauer benutzten und beschriebenen Vorrichtung aufgestellt gehalten, bis mindestens obengenanntes Quantum durch die eingef\u00fchrte Kan\u00fcle in den angeh\u00e4ngten Glaskolben j\ngelaufen war.\tj\nWie bereits oben angef\u00fchrt, wurde dabei die Kan\u00fcle bis zu einer bestimmten Marke eingef\u00fchrt und stetig kontrolliert, da\u00df sie sich nicht aus der Fistel herausschob, w\u00e4hrend sie durch Binden in ihrer Stellung fixiert gehalten war. Und zwar j gelang es bei dem Hunde, bis 15 cm vom Ausgang der Fistel j an gerechnet einzugehen, w\u00e4hrend bei der H\u00fcndin dies Ma\u00df j 12 cm war. Die abflie\u00dfende Galle wurde st\u00e4ndig \u00fcberwacht, j soda\u00df sich jede Beimischung von Blut oder Schleimflocken so-\ni\nfort verraten mu\u00dfte. Bei dem Phosphorhund hat gegen das ! Ende der Vergiftung hin durch Katarrh der Gallenwege be- j dingte Vermehrung der Schleimabsonderung stattgefunden, denn j es zeigten sich dicke Massen wenig gef\u00e4rbten Schleimes am ] Ausgang der Fistel. Dieser vermehrte Schleim gelangte jedoch j nicht in die Kan\u00fcle und wurde stets sorgsam entfernt, um seinen j \u00dcbertritt in den \u00fcbrigens durch Gummist\u00f6psel verschlossenen j Glaskolben zu verhindern.\tf\nft\nDie aufgefangene Galle wurde stets sofort in unmittel- j barem Anschlu\u00df an die Entnahme derselben verarbeitet. Wir j d\u00fcrfen also durchaus sicher sein, da\u00df irgendwelche Umsetzungs- j prozesse an derselben noch nicht Platz gegriffen haben.\n\u00a7 3. Untersuchung normaler\tGalle.\tj\nIn der folgenden Tabelle I sind die Werte zusammen- j gestellt, welche die Pr\u00fcfung der dem gesunden Hunde durch die Gallenfistel abgeflossenen Galle ergab.\tj\nZu den Zahlen der Tabelle ist wenig hinzuzuf\u00fcgen:\tI\nDie notierten Gallenmengen zeigen die erwarteten, gro\u00dfen ] Schwankungen. Die besonders hohen Zahlen der letzten beiden j Beobachtungstage, an denen die Gallenentnahme nicht morgens, 1 sondern nachmittags stattfand, erkl\u00e4rt sich wohl im Sinne der I Pawlowschen Untersuchungen aus der eingetretenen Fett- f Verdauung, die dem vormittags n\u00fcchternen Hunde fehlte.\tf","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"Gallenuntersuchungen nach Phosphor- und Arsenvergiftung. 161\nTabelle I.\n\t23. Juni\t25. Juni\t1. Juli\t4. Juli\t6. Juli\t7. Juli\nTageszeit\tmorgens 81/2\u201412 Uhr\tmorgens 81/2\u2014101/, Uhr\tmorgens 9\u201411 Uhr\tmorgens 9\u201411 Uhr\tnachm. 3\u20144 Uhr\tnachm. 5 Uhr\nGewonnene Gallenmenge\t57 ccm\t43 ccm\t40 ccm\t28 ccm\t50 ccm\t28 ccm\nFarbe\tGr\u00fcnlich-braun klar\tUnver- \u00e4ndert\tBr\u00e4unlich-gr\u00fcn, dunkler\tNicht dunkler, aber gr\u00fcner als bisher\tHeller, mehr br\u00e4unlich\tRelativ hell, br\u00e4unlich\nKonsistenz\tWenig dick\tDesgl.\tEtwas dicker als bisher\tDicker\tKaum d\u00fcnner als vorgestern\tNur wenig d\u00fcnner als gestern\nSichtbare Bei-\tWeder Blut\tKein Blut, noch Schleim\tKein Blut,\tKein Blut, etwas Schleim\tKein Blut, etwas Schleim\tKein Blut, wenig Schleim\nmischungen\tnoch Schleim\t\tnoch Schleim\t\t\t\nReaktion\tAlkalisch\tAlkalisch\tAlkalisch\tAlkalisch\tNeutral\tSchwach alkalisch\nSpezif. Gewicht\t1016\t1015\t1018\t1023\t1028\t.\t1024\nViskosit\u00e4t\t\u2014\t\u2014\t56,1\t62,2\t68,1\t56,4\nKochprobe\tNegativ\tNegativ\tNegativ\tKeine F\u00e4llung,aber Spur Opaleszenz\tKein Niederschlag, aber schwache Opaleszenz\tGanz geringe Spur Opaleszenz\nZuckerprobe\tNegativ\tNegativ\tNegativ\tNegativ\tNegativ\tNegativ\nGesamt-N in 5 ccm\t\u2014\tft\t13,16 mg\t13,16 mg\t14,92 mg\t13,86 mg\nStickstoff des Alk.-Niederschl. in 5 ccm\t\u2014\t\u2014\t4,76 mg\t3,36 mg\t3,08 mg\t2,24 mg\nMikroskopischer Befund\tDetritus, Farb-massen, nichts Histologisches\tWie gestern\tNichts Histologisches, nur gef\u00e4rbter Detritus, einige Kristalle\tKeine Zellen, keine Zylinder\tDerselbe Befund wie fr\u00fcher\tWie fr\u00fcher\nDie Tabelle ergibt ferner ein Ansteigen der Werte des spezifischen Gewichts, sowie die Viskosit\u00e4tswerte. Das h\u00f6chste spezifische Gewicht 1028 wurde an demselben Nachmittag gefunden, an welchem durch die lebhafte Verdauung , des Tieres\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLI.\t11","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nAlfons Pilzecker,\ndie Absonderungsgeschwindigkeit und ebenso die Viskosit\u00e4t besonders gro\u00df war. Da\u00df w\u00e4hrend der Verdauung mehr Salze mit der Galle sezerniert werden, dagegen weniger Mucin, Taurochols\u00e4ure und \u00c4therextraktstoffe, hat schon Hoppe-\nSeyler angegeben. R. Thomas hat es in seiner Arbeit\n\u2022 \u2022\n\u00abUber die Abh\u00e4ngigkeit der Absonderung und Zusammensetzung der Galle von der Nahrung\u00bb (Stra\u00dfburg 1890) f\u00fcr Fleischnahrung best\u00e4tigt.\nDie Kjeldahl-Bestimmungen ergaben f\u00fcr den Gesamtstickstoff eine gute Konstanz, w\u00e4hrend der Stickstoff des Alkoholniederschlags innerhalb der 4 untersuchten Tage, die den Zeitraum einer Woche umspannen, bis unter die H\u00e4lfte des Anfangwertes allm\u00e4hlich herabgesunken ist. \u2014 Einige Worte noch \u00fcber die Resultate der qualitativen Proben auf koagulierbares Eiwei\u00df. W\u00e4hrend sich an den 3 ersten Tagen beim Kochen der vorsichtig, aber bis zur deutlich sauren Reaktion anges\u00e4uerten, klar gebliebenen Galle auch nicht die geringste Ver\u00e4nderung zeigte, ist an den 3 letzten Tagen eine Spur Opaleszenz bemerkt. Dieselbe ist jedoch nicht im entferntesten zu vergleichen mit dem, was sich uns sp\u00e4ter als Tr\u00fcbung zeigte und ganz deutlich auf gef\u00e4lltes Eiwei\u00df gedeutet werden mu\u00dfte.\nDie Farbenbestimmungen zeigen, da\u00df im allgemeinen bei gro\u00dfer Absonderungsgeschwindigkeit die Galle weniger Farbstoff enth\u00e4lt, und da\u00df im \u00fcbrigen bald der gr\u00fcnf\u00e4rbende Faktor vor dem rotbraunf\u00e4rbenden in den Vordergrund tritt, bald umgekehrt. Wir werden das bei den sp\u00e4ter zu schildernden Versuchen mit pathologischer Galle noch deutlicher bemerken k\u00f6nnen.\nWir lassen hier zun\u00e4chst die Werte folgen, welche das zweite Versuchstier, die H\u00fcndin, bei den analog ausgef\u00fchrten Versuchen darbot.\nEin Vergleich mit Tabelle I lehrt, da\u00df f\u00fcr die H\u00fcndin alle Werte eine gr\u00f6\u00dfere Konstanz zeigen als f\u00fcr den Hund. Die Gallenmenge in der Zeiteinheit ist f\u00fcr alle Tage ungef\u00e4hr die gleiche.\nDie Kochproben auf koagulierbares Eiwei\u00df, die vor der Nachoperation wegen Anwesenheit von Blut selbstverst\u00e4ndlich Tr\u00fcbung ergeben hatten, fielen nachher absolut negativ aus.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"Gallenuntersuchungen nach Phosphor- und Arsenvergiftung. 163\nTabelle II.\nTageszeit\t2. Juli vorm. Uff/a\u2014 1 Uhr\t6. Juli vorm. 9\u201411 Uhr\t7. Juli vorm. 8\u201411 Uhr\t13. Juli nachm. 4\u20146 Uhr\t14. Juli nachm. 4\u2014 5\u00dc4 Uhr\nGewonnene Gallenmenge\t20 ccm\t20 ccm\tWenige Tropfen\t20 ccm\t25 ccm\nFarbe\tGr\u00fcnlichbraun, klar\tBr\u00e4unlich\tNicht dunkler als gestern\tAuffallend hell, gelblich-braun\tHell, gelbbraun\nKonsistenz\tM\u00e4\u00dfig dick\tD\u00fcnn- fl\u00fcssig\tNicht dicker als gestern Dilatation der Fistel Versuche werden wegen Blutung aus der Fistel unterbrochen Nach- operation\tD\u00fcnnfl\u00fcssig\tD\u00fcnnfl\u00fcssig\nSichtbare Beimischungen\tDeutlich mehrere Blutkoagula\tDeutliche Blutbei- mischung\t\tFrei von Blut und sichtbarem Schleim\tFrei von Blut und sichtbarem Schleim\nReaktion\tAlkalisch\tAlkalisch\t\tAlkalisch\tAlkalisch\nSpezif. Gew.\t1012\t1016\t\u2014\t1014\t1015\nViskosit\u00e4t\t55,2\t46,2\t\u2014\t26,7\t21,7\nKochprobe\tLeichte Tr\u00fcbung\tTr\u00fcbung\t\u2014\tGanz negativ\tGanz negativ\nZuckerprobe\tNegativ\t\u2014\t\u2014\tNegativ\tNegativ\nStickstoff des Alk.-Niederschl. in 5 ccm\t7,14 mg\t\u2014\t\u2014\t7,70 mg\t6,86 mg\nGesamt-N in 5 ccm\t2,66 mg\t\u2014\t\u2014\t0,98 mg\t0,84 mg\nMikroskopischer Befund\tKeine histologische Elemente in der blutfreien Probe \u2022\t\u2014\t\u2014\tKeine Zellen noch Zylinder, nur Detritus, Farbstoff, Kristalle\tDerselbe Befand wie gestern, keine Zellen, keine Zylinder\nEin Vergleich der N-Werte ans der Galle des Hundes mit denen der H\u00fcndin zeigt die weiten, f\u00fcr die Gallensekretion bestehenden individuellen Unterschiede. Dieselben betreffen auch die Viskosit\u00e4t; da die beiden zuerst gefundenen Werte\n11*","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nAlfons Pilzecker,\nwegen Blutbeimischung nicht in Betracht kommen, so mu\u00df man die Zahlen 26 und 27 der beiden letzten Versuchstage, also die normalen, f\u00fcr die H\u00fcndin ansehen. W\u00e4hrend also f\u00fcr dieses Tier die Viskosit\u00e4t der Galle wenig h\u00f6her war als die des destillierten Wassers, ist sie bei dem Hunde durchschnittlich 3ma.l so hoch ermittelt worden.\nDie mikroskopische Untersuchung des durch l\u00e4ngeres Zentrifugieren von verd\u00fcnnter Galle gebildeten Niederschlages hatte bei beiden Tieren dieselben Bilder geliefert:\nMassen von Detritus, mehr oder weniger br\u00e4unlich gef\u00e4rbt, darunter kristallinische gef\u00e4rbte Gebilde, aber keine deutliche Zellen noch sonstige histologische Bestandteile.\n\u00a7 4. Bisherige Besultate von Gallenuntersuchungen nach Phosphor- und Arsenintoxikation.\nSo ansehnlich die Zahl der experimentellen Arbeiten \u00fcber die Wirkung des Arsens und des Phosphors auf die Leber auch ist, so hat sich die \u00fcberwiegende Mehrzahl der Forscher mit den durch diese Gifte gesetzten Gewebsver\u00e4nderungen besch\u00e4ftigt und nur einer hat eine planvolle Erforschung des durch Phosphor und Arsen beeinflu\u00dften Lebersekrets nach Anlegung von Gallenfisteln an Hunden versucht, Stadelm a nn (Der Ikterus, S. 176 ff.)\nDem Phosphor schreibt Stadelmann einen spezifischen, die Sekretion anregenden Einflu\u00df auf die Leberzellen zu; vermehrte Gallenfarbstoffausscheidung, Dunkelwerden der Galle ist die Folge.\nDen Grund f\u00fcr die Vermehrung des Gallenfarbstoffs sieht Stadelmann mit Frankel, R\u00f6hmann u. a. in der Zerst\u00f6rung der roten Blutk\u00f6rperchen durch den Phosphor. Der frei werdende Blutfarbstoff wird dann in der Leber zu Gallenfarbstoff umgewandelt. \u00c4hnlich kann man gelegentlich bei Injektion von H\u00e4moglobin in die Blutbahn eine Verminderung der Gallenmenge mit Vermehrung des Farbstoffs in derselben beobachten. \u2014 W\u00e4hrend so im ersten Stadium der Phosphor die Bildung von Gallenfarbstoff beg\u00fcnstigt, folgt auf die anf\u00e4ngliche Vermehrung bald ein 2. Stadium der Abnahme der Gallensekretion \u00fcberhaupt. Gleichzeitig hat Stadel mann die Menge der ausgeschiedenen Gallens\u00e4uren eher vermindert als vermehrt gefunden, eine Tatsache, f\u00fcr die Brauer (Untersuchungen \u00fcber die Leber, Diese Zeitschrift, Bd. XL, S. 186 ff. in dem Fortfall des intermedi\u00e4ren Gallenkreislaufs der Gallen-","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"Gallenuntersuchungen nach Phosphor- und Arsenvergiftung. 165\ns\u00e4uren, in Ern\u00e4hrungsst\u00f6rungen u. a. plausible Gr\u00fcnde gefunden hat. Zwischen beiden Stadien schiebt sich ein Zwischenraum von 2\u20143 mal 24 Stunden ein, in welchem an der Galle keine Abnormit\u00e4ten sichtbar sind. Im 3. Stadium beginnt die Galle wieder klarer, dunkler, reicher an Farbstoff zu werden, w\u00e4hrend gleichzeitig der im 2. Stadium gesetzte Icterus der Gewebe abnimmt. Die Gallens\u00e4ureausscheidung sinkt durch alle drei Stadien stetig.\nDas Endresultat der Arsenversuche Stadelmanns stimmt mit dem der Phosphorversuche in den Hauptpunkten \u00fcberein. Es stellte sich heraus, da\u00df die Bilirubinausscheidung durch die Galle bis zum 3^2 fachen des Normalen vermehrt war. Gleichzeitig fand aber eine Verminderung der Gallenquantit\u00e4t statt, die Galle wurde dickfl\u00fcssiger, dunkler und au\u00dferordentlich z\u00e4he. Und ganz analog wie der Phosphor bewirkt auch die Arsenvergiftung eine sehr bedeutende Abnahme der ausgeschiedenen Gallens\u00e4ure, so da\u00df letztere bis auf Vio des normalen Wertes heruntergehen kann.\n\u00a7 5. Eigene Phosphorversuche.\nNach Festlegung der normalen Gallenwerte f\u00fcr den Hund (Tab. I) wurde am 7. Juli mit der Phosphorintoxikation begonnen. Verf. bediente sich dazu der subkutanen Applikationsart, deren Vorz\u00fcge vor der Darreichung per os schon Aufrecht, Dinkier u. a. er\u00f6rtert haben. Zur Anwendung gelangte eine m\u00f6glichst ges\u00e4ttigte L\u00f6sung von Phosphor in Oliven\u00f6l. Hiervon wurde dem Hund zun\u00e4chst 1 ccm subkutan eingespritzt. Nachdem dieselbe Dosis im Zeitabstande von je 2mal 24 Stunden noch 2mal wiederholt war, wurde zur Steigerung der Giftwirkung die gleiche Dosis schon nach ca. 36 Stunden und nach wiederum 36 Stunden die 5. Dosis gegeben. Der 6. Injektion, welche nach 24 Stunden folgte, erlag das Versuchstier.\nIn nachstehender Tabelle III sind die innerhalb der Zeit vom 7. bis 15. Juli gewonnenen Werte und Beobachtungen zusammengestellt.\nZun\u00e4chst ersieht man aus unserer Tabelle, da\u00df das subjektive Befinden des Tieres sich nicht sofort verschlechtert, sondern da\u00df zun\u00e4chst eine Zeit unver\u00e4nderten Wohlbefindens folgt. Dieselbe hat bei uns bis zur 4. Injektion angehalten. Ein euphorisches Stadium, das nach dem anf\u00e4nglichen Erbrechen 2\u20143 Tage anh\u00e4lt, wird auch nach Vergiftungsf\u00e4llen bei Menschen beschrieben.","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nAlfons Pilzecker,\nTabelle III.\n\t8. Juli\t9. Juli\t10. Juli\t13. Juli\t14. Juli\t15. Juli\t15. Juli\t16. Juli\nZeitraum seit der Injektion\t16 Stunden nach der ersten Injektion\t46 Stunden nach der ersten Injektion\t24 Stunden nach der zweiten Injektion\t40 Stunden nach der dritten Injektion\t20 Stunden nach der vierten Injektion\t18 Stunden nach der f\u00fcnften Injektion\t23 Stunden nach der f\u00fcnften Injektion\t\nBefinden\tUnver\u00e4ndert gut, munter, Appetit gut\tGut, Munterkeit, Appetit unver\u00e4ndert\tWohl und munter, fri\u00dft gut\tUnver\u00e4ndert gut, fri\u00dft gut\tWeniger munter, fri\u00dft weniger\tSichtlich matter, magerer, fri\u00dft nur noch wenig\tNoch matter, fri\u00dft nicht\nGe- wonnene Gallen- menge\t30 ccm in I72 St.\t30 ccm in */2 St.\t35 ccm in 72 St.\t25 ccm in 172 St.\t22 ccm in 272 St.\t3 ccm in 2 St.\t5 ccm in 3 Stunden\nFarbe\tWie fr\u00fcher braun-gr\u00fcn\tDunkler\tEtwas heller als gestern\tDunkler, undurch- sichtig\tSehr dunkel, tr\u00fcb\tTief dunkel, tr\u00fcb\tTief dunkel, tr\u00fcb\nBe- schaffen- heit\tWeder Blut noch Schleim sichtbar\tDickfl\u00fcssiger, ohne Beimischungen\tKlar, ohne Schleim oder Blut\tSehr dickfl\u00fcssig, ohne Blut\tDick, ohne Schleim noch Blut\tSchmierigdick, durch wiederholte Blutbeimischung aus der Tiefe der Leber verunreinigt\tDickschmierig, aber ohne Blut\nReaktion\tAlkalisch\tAlkalisch\tAlkalisch\tAlkalisch\tAlkalisch\tAlkalisch\tAlkalisch\nSpezif. Gewicht\t1027\t1031\t1020\t1037\t1026\t\u2014\t1029\nViskosit\u00e4t\tGO rs 5 1 1\t56\t32,9\t73\t55,1\t\u2014\t62,8\nKoch- probe\tDeutliche Tr\u00fcbung, nach Stehen deutlicher Bodensatz\tDeutlich positiv\tNur Spur Opaleszenz\tDeutlicher flockiger Nieder- schlag\tKolossale * Tr\u00fcbung und Ausscheidung auf dem Boden\t\u2014\tStark positiv\nZucker- probe\tNegativ\tNegativ\tNegativ\tNegativ\tNegativ\t\u2014\t\u2014\nGesamt-N in 5 ccm\t13,30 mg\t20,58 mg\t10,50 mg\t25,76 mg\t16,52 mg\t\u2014\t\u2014\nN des Alkoholniederschlags in 5 ccm\t2,38 mg\t6,02 mg\t1,4 mg\t4,48 mg\t5,88 mg\t\u2014\t\u2014\nMikrosk. Befund\tNichtsHisto-logisches, nur Detritus, Kristalle u. Farbstoff wie fr\u00fcher\tSehr viel Fett- Tr\u00f6pfchen, k\u00f6rniger Detritus\tWie tags zuvor, insbesondere keine Zylinder\tFettk\u00fcgelchen, k\u00f6rniger Detritus mit Gallenfarbstoff, vereinzelte k\u00f6rnig degenerierte Leberzellen; doch keine Zylinder\tDerselbe Befund wie gestern\t\u2014\tYiel Detritus, weniger Fett, viel Farbstoff, einige schlauchartige Zylinder mit Andeutung von Dichotomie-Leberzellen\nExitus nach der sechsten Injektion.","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"Gallenuntersuchungen nach Phosphor- und Arsenvergiftung. 167\nSehr deutlich zeigen unsere Werte das erste der Stadel-mannschen Stadien bei Phosphorintoxikation, das durch Vermehrung der sekretorischen T\u00e4tigkeit der Leberzellen charakterisiert ist. Zwar bewegten sich unsere normalen Bestimmungen (Tab. I) an den letzten 3 Tagen schon in recht hohen Werten \u2014 am 6. VII. waren es 50 ccm in 1 Stunde \u2014 doch werden diese Zahlen noch \u00fcbertroffen von den Werten am 9. und 10. Juli, an welchen unter der Wirkung der 2 ersten Dosen Phosphor\u00f6l 30 resp. 35 ccm Galle in 1h Stunde gewonnen wurden. Nach der 3. Injektion beginnt das 2. Stadium, das rasche Absinken der Absonderungsgeschwindigkeit. Freilich wird man neben der gesteigerten Giftwirkung auch die verminderte und schlie\u00dflich ganz aussetzende Fre\u00dflust des Tieres hierf\u00fcr verantwortlich zu machen haben. Mit der Wirkung der 5. Injektion tritt schon ein fast g\u00e4nzliches Versagen des Gallenabflusses ein. Daf\u00fcr flie\u00dft jetzt eine blut\u00e4hnliche braunrote Fl\u00fcssigkeit aus der Lebertiefe, die sich durch relativ dunklere Farbe und ihre Dickfl\u00fcssigkeit deutlich von normalem Blut unterscheidet. Stadelmann, der \u00e4hnliches beobachtet, weist den Gedanken, da\u00df es sich um beginnende H\u00e4moglo-binocholie handle, zur\u00fcck und sieht die Ursache in einer L\u00e4sion der Fistelwand. Andere wie F ilehne wollen H\u00e4moglobinocholie nach Applikationen von blutaufl\u00f6senden Mitteln h\u00e4ufig bei Kaninchen, nicht aber bei Hunden gesehen haben. Wertheimer und Meyer bezeichnen H\u00e4moglobinocholie selbst nach intraven\u00f6sen Injektionen gro\u00dfer Mengen von H\u00e4moglobin, denen starke H\u00e4moglobinurie folgte, als eine Seltenheit.\nDie mikroskopische Untersuchung des Sekrets ergab neben intakten roten Blutk\u00f6rperchen zahlreiche Ponficksche Schatten. Zu einer spektroskopischen Untersuchung kam es infolge eintretenden exitus des Tieres nicht, so da\u00df wir die Entscheidung der Frage offen lassen m\u00fcssen.\nDie Farbe d\u00e8r Galle wurde schon nach der ersten Injektion dunkler; jedoch begann die Farbstoffbildung nicht sofort, sie war 16 Stunden nach der Injektion noch nicht wahrzunehmen; wohl aber schon ganz ausgesprochen nach weiteren 20 Stunden. Eine Sonderstellung nimmt sowohl hier als auch","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nAlfons Pilzecker,\nhinsichtlich aller \u00fcbrigen Bestimmungen der 10. Juli ein; mit seinen dem Normalen nahestehenden Werten w\u00fcrde er der zwischen 1. und 2. Stadium liegenden \u00abintermedi\u00e4ren Pause\u00bb Stadelmanns entsprechen.\nDiese intermedi\u00e4re Pause lagert er (S. 249) vor dem Absinken der anf\u00e4nglich gesteigerten Gallenabsonderung, was mit unserer Beobachtung stimmt.\nUm dieselbe Zeit soll nach Stadelmann auch die bedeutend vermehrte Absonderung z\u00e4hen Schleims einsetzen ; auch diese Beobachtung k\u00f6nnen wir best\u00e4tigen, ater unsere Versuche zeigen auch, da\u00df derselbe im wesentlichen den letzten Strecken der Ausf\u00fchrungswege entstammt und nicht so sehr den mehr zentralem; denn er flo\u00df nicht durch die Kan\u00fcle ab, sondern umgab den Ausgang der Fistel\u00f6ffnung. Auf dasselbe Verhalten weisen auch unsere viskosimetrischen Messungen hin ; dieselben zeigen keine wesentliche Erh\u00f6hung der Werte gegen\u00fcber den Normalbestimmungen.*)\nVergleichen wir die Werte f\u00fcr das spezifische Gewicht unserer Tabelle mit denen der zugeh\u00f6rigen Tabelle I, so ist eine leichte Erh\u00f6hung derselben zu erkennen.\nVielleicht das interessanteste Ergebnis lieferten die Proben auf koagulierbares Eiwei\u00df. Gleich nach der ersten Injektion stellte sich eine so starke Albuminocholie ein, da\u00df eine ganz deutliche intensive Tr\u00fcbung der vorher durchsichtig klaren Galle entstand. Nach kurzem Stehen lag diese Eiwei\u00dff\u00e4llung als deutlicher Niederschlag auf dem Boden. Dieses positive Ergebnis\n4) Freilich soll nicht geleugnet werden, da\u00df die Phosphorvergiftung auch einen Katarrh der feineren Gallenwege zustande bringt. Ein Katarrh der makroskopisch sichtbaren feinen Galleng\u00e4nge ist von W. Ebstein schon 1868 an menschlichen Phosphorleichen beschrieben und der gleichzeitig vorhandene Icterus hierdurch erkl\u00e4rt werden. (Archiv f\u00fcr Heilkunde, 9. Jahrg., S. 219.) Und schon vorher haben Wyss und Alter dieselben Tatsachen experimentell an Hunden festgestellt. \u2014 Angesichts unserer obigen Bemerkungen erhebt sich jedoch die Frage, ob man wirklich berechtigt ist, den Grund des Icterus bei Phosphorvergiftung in einer Resorption der wegen ihrer Z\u00e4higkeit nicht abflie\u00dfenden pleiochromen Galle zu erblicken. Jedenfalls w\u00e4ren viskosimetrische Messungen hier sehr zu w\u00fcnschen.","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"Gallenuntersuchungen nach Phosphor- und Arsenvergiftung. 169\nder Eiwei\u00dfprobe wurde mit jedem Tage deutlicher \u2014 mit Ausnahme des als \u00abintermedi\u00e4re Pause\u00bb aufzufassenden 10. Juli. Abgesehen von dieser Besonderheit verh\u00e4lt sich also die Sch\u00e4digung der Leberfunktion durch Phosphor genau so wie die durch Alkohol: es tritt sehr fr\u00fche eine Eiwei\u00dfabscheidung und Abfuhr desselben mit dem Lebersekret ein.\nDie Zahlen, welche die Kjeldahl-Bestimmungen ergeben haben, zeigen f\u00fcr den Gesamtstickstoff eine Zunahme auf fast das Doppelte des normalen Betrags. Mit fortschreitender Intoxikation scheint jedoch dieser Betrag wieder abzusinken, doch schlo\u00df die versiegende Gallensekretion der zwei letzten Versuchstage weitere Bestimmungen des Gesamtstickstoffs aus. Die Gr\u00fcnde f\u00fcr die gefundene Stickstoffverdoppelung k\u00f6nnen nur zum geringsten Teil in der Farbstoffvermehrung liegen, die bekanntlich stets nur einen geringen Anteil der festen Bestandteile der Galle ausmachen und einer Steigerung nur im Rahmen von 0,6\u20140,7 \u00b0/oo bis 1,3 \u00b0/oo der festen Bestandteile f\u00e4hig sind. Auch durch das Hinzukommen von Eiwei\u00df allein l\u00e4\u00dft sich dies N-Anwachsen nicht erkl\u00e4ren. Ein Blick auf die Tabelle gen\u00fcgt, um zu ersehen, da\u00df zwischen den Zahlen f\u00fcrGesamt-N und Stickstoff des Alkoholniederschlags nicht einmal Parallelit\u00e4t besteht.\nF\u00fcr die Urinsekretion, welche ebenfalls eine deutliche Vermehrung des Gesamtstickstoffs bei Phosphorvergiftung zeigt, ist es ja nachgewiesen, da\u00df ein nicht unbetr\u00e4chtlicher Teil des Stickstoffs den K\u00f6rper als Ammoniak verl\u00e4\u00dft. Wie man sich f\u00fcr die Gallensekretion ein Analagon dieses Verhaltens des Stickstoffs zu denken hat, l\u00e4\u00dft sich zun\u00e4chst nicht absehen.\nDie mikroskopische Untersuchung zeigte nach der 3. Injektion zum erstenmal deutlich histologische Elemente, die in Form und Gr\u00f6\u00dfe auf tr\u00fcbk\u00f6rnig degenerierte Leberzellen hinwiesen. Endlich wenige Stunden vor dem exitus gelang es, einzelne Schl\u00e4uche festzustellen, von denen die einen mehr homogen waren, n\u00fcr einige wenige Kerne regellos verteilt enthielten, andere dagegen Schollen einschlossen und dichotomische Teilung zeigten, w\u00e4hrend wiederum Kerne nur in kleiner Anzahl darin lagen. Diese Bildungen entsprachen also einigerma\u00dfen den Brauerschen Zylindern, wie sie dieser bei seinen","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\nAlfons Pilzecker,\nAlkoholversuchen und Haupt bei Schwefelkohlenstoffvergiftung gefunden und beschrieben hat (cf. Brauer, a. a. 0., S. 213 f.).\nWir schlie\u00dfen diesen Abschnitt, indem wir das Ergebnis der Sektion, soweit es hier von Interesse ist, anf\u00fcgen. Das Tier wurde in einer Lache wenig oder gar nicht geronnenen dunkelfarbigen Blutes tot aufgefunden. Aus Mund und Nase waren gr\u00f6\u00dfere stattgebabte Blutungen zu erkennen, ebenso aus der Fistel\u00f6ffnung. Die Gewebe zeigten keinen ausgepr\u00e4gten Icterus. Die Leber bot das typische Bild der Phosphorleber, sie war etwas vergr\u00f6\u00dfert, von weicher Konsistenz, sehr blutreich. Viele parenchymat\u00f6se Blutungen sind sichtbar; Zeichnung der Acini sehr deutlich, die Zellen fettig infiltriert. Nieren etwas geschwollen, Herzmuskel makroskopisch nicht deutlich verfettet. Die Pleuren und das Peritoneum zeigen eine gro\u00dfe Anzahl verschiedener gro\u00dfer, petechialer und gr\u00f6\u00dferer Blutungen. Das im K\u00f6rper enthaltene Blut gerinnt nicht. Die mikroskopisch untersuchten Leberteile ergaben eine ganz auffallend starke Ver\u00e4nderung des Leberparenchyms. Die innere Struktur der Acini war fast ganz verloren gegangen, von Zellbalkenreihen nichts mehr zu unterscheiden; \u00fcberall ein regelloses Gewirr von mehr weniger degenerierten polygonalen Zellen mit teilweise schlecht f\u00e4rbbarem Kern, tr\u00fcbem Protoplasma und feink\u00f6rniger Fettinfiltration. Stellenweise starke vacuol\u00e4re Degeneration. Blutk\u00f6rperchen reichlich zwischen den Zellmassen. Eine Gallengangswucherung ist nirgends erkennbar, ebenso keine Bindegewebsvermehrung. Alle sichtbaren Galleng\u00e4nge \u2014 sowohl auf Quer-, wie Schr\u00e4g-, wie L\u00e4ngsschnitten \u2014 sind erf\u00fcllt mit einer homogenen Masse, die sich als Schleim erweist und in welcher Kerne eingelagert sind. Auch regelm\u00e4\u00dfige Nebeneinanderordnungen von mehreren Kernen \u2014 an einer Stelle waren es 5 \u2014 kommen vor. Doch unterscheiden sich die Kerne deutlich von den Kernen der Wandepithelien nach Gr\u00f6\u00dfe und F\u00e4rbung. Die Gallengangsw\u00e4nde sind anscheinend \u00fcberall gut erhalten, desquamative Prozesse sind nirgends sicher festzustellen.\n\u00a7 6. Eigene Arsenversuche.\nZur Anwendung kam die namentlich in subkutaner Applikation sehr bequem zu dosierende Fowl er sehe L\u00f6sung.","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"Gallenuntersuchungen nach Phosphor- und Arsenvergiftung. 171\nAm 14*. Juli bekam die H\u00fcndin als erste Injektion 0,03 g Liquor Kali arsenicosi. Nachdem die gleiche Dosis am n\u00e4chsten Tage wiederholt war, wurde die 3. Injektion auf 4 Pravazspritzen gesteigert. Am n\u00e4chstfolgenden Tage fand gelegentlich der 4. Injektion wiederum eine Steigerung auf 0,05 g statt und in gleicher Weise jeden folgenden Tag, mit Ausnahme des 19. Juli, an welchem gar keine Injektion gemacht wurde, bis mit der 7. Injektion die Dosis 0,08 g Kali arsen. erreicht war. Da der Zustand des Tieres, insbesondere die multiplen, handtellergro\u00dfen Hautnekrosen zu einer raschen Beendigung der Versuche trieben, so wurde die 8. Injektion auf 0,12 g gesteigert. Erst der 9. Injektion von 0,20 g erlag das Tier.\nWir lassen wiederum zun\u00e4chst eine tabellarische \u00dcbersicht der gewonnenen Werte folgen.\nHier wie bei den Phosphorversuchen zeigte sich das subjektive Befinden des Versuchstieres nicht sofort alteriert. Dagegen stellten sich zum Schlu\u00df au\u00dfer den schon erw\u00e4hnten Hautnekrosen sehr schwere St\u00f6rungen ein, die sich bis zur Parese der hinteren Extremit\u00e4ten steigerten.\nDie von Stadelmann nach Arsen konstatierte Abnahme der Gallenquantit\u00e4t tritt bei unseren Versuchen erst in den letzten 2 Tagen in die Erscheinung, d. h. zu einer Zeit, wo das Tier zu hungern begann. Die Wirkung des Arsens auf das Quantum der Gallensekretion ist also hier ausgeblieben oder doch nicht deutlich.\nDie Farbenbestimmungen zeigen im Gegensatz zu denen der Phosphorversuche ein Hellerwerden der Galle, w\u00e4hrend erst gegen das Ende zu der Gallenfarbstoff zunimmt. Dabei war aber bis zum Ende der braune Farbenton der Galle gegen\u00fcber dem gr\u00fcnen bedeutend vorherrschend, w\u00e4hrend nach Phosphor sehr fr\u00fch die gr\u00fcne gegen\u00fcber der braunen Komponente sich im \u00dcbergewicht befand. M\u00f6glicherweise ist hierin ein Hinweis auf die oxydierende Wirkung des Phosphors gegeben; stellt doch das Biliverdin eine Oxydationsstufe des Bilirubins dar.\nIm allgemeinen zeigte sich \u00fcberall eine Parallelit\u00e4t der Konsistenz der Galle mit dem Farbenton dergestalt, da\u00df die hellere Galle zugleich auch die d\u00fcnnfl\u00fcssigere, die dunklere zugleich auch die dickere war.","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\nAlfons Pilzecker\nTabelle IV.\n\t15. Juli\t16. Juli\t17. Juli\t18. Juli\t20. Juli\t21. Juli\t22. Juli\t23. Juli:\nZeit- dauor\t22 Std.\t14 Std.\t15 Std.\t15 Std.\t40 Std.\t22 Std.\t22 Std.\t20 Std. I\nseit der\tnach der 1. Injektion\tnach der\tnach der\tnach der\tnach der\tnach der\tnach der\tnach der!\nIn- jektion\t\t2. Injektion\t3. Injektion\t4. Injektion\t5. Injektion\t6. Injektion\t7. Injektion\t8. Injekti<$j\nBe- finden\tUnver\u00e4ndert gro\u00dfe Fre\u00df-lust Gew. 17,5 kg\tMatter, doch Fre\u00dflust unvermindert\tUnver\u00e4ndert munter, fri\u00dft gierig Gew. 17,5 kg\tEtwas matter, fri\u00dft unvermindert\tGut, munter, fri\u00dft gut, Hautnekrosenbeginnen Gew. 18,0 kg\tMatt, krank, Hautaffekte vergr\u00f6\u00dfert, sezernieren stark. Fri\u00dft gut\tVerschlechtert, Nekrosen fortgeschritten. Fri\u00dft kaum Gew. 17,5 kg\tBedeuten\u00ab! verschlecjfe tert, hihi f\u00e4llig, fri\u00ef nicht, un|g hig, heul! laut ||\nGallen- menge\twenige Tropfen in 3 St.\t20 ccm in 1V* St.\t25 ccm in 2 7* St.\t25 ccm in 174 St.\t25 ccm in 172 St.\t20 ccm in l3/4 St.\t18 ccm in 3 St.\twenige ca in 3 Sm\nFarbe der- selben\tHell klar\tWeniger hell, mehr gr\u00fcnbraun, klar\tAnfangs dunkelbraungr\u00fcn, dann heller, klar\tAuffallend hell, kaum gr\u00fcnlich, klar\tGanz auffallend hell, bernsteinfarbig, klar\tWeniger hell, vorwiegend braun\tEtwas dunkler \u25a0\ttief dunkl brauhl (wenig gr\u00d6|\nSonstige Be- schaffen- heit\tRelativ d\u00fcnn- fl\u00fcssig, kein Blut noch Schleim sichtbar\tKaum dicker, frei von Blut und Schleim\tAnfangs dick, fadenziehend, dann wesentlich d\u00fcnner. Kein Blut noch Schleim\tD\u00fcnn, frei von Blut und Schleim\tSehr d\u00fcnnfl\u00fcssig. Kein Blut noch Schleim\tWeniger d\u00fcnn, kein Blut noch Schleim\tEtwas dicker, namentlich zuletzt; ohne Blut und Schleim\tSchmier\u00bb dick, fad|J ziehend^ tr\u00fcbe 1\nReaktion\tAlkal.\tAlkalisch\tAlkalisch\tAlkalisch\tStark alkal.\tAlkalisch\tAlkalisch\tAlkalis\u00e4\nSpez. Gew.\t\u2014\t1022\t1019\t1016\t1017\t1018\t1018\t10261\nViskosit\u00e4t\t\u2014\t37,1\t32,4\t32,3\t1\t28,8\t33,5\t35,7\t1171\nProbe anf koagnlier-bares Eiweifs in der Galle\tDeut- liche Tr\u00fc- bung, fein- flockiger Nieder- schlag'\tStarke Tr\u00fcbung und starker flockiger Niederschlag\tStarke Tr\u00fcbung, betr\u00e4chtlicher Bodensatz beim Stehen\tTr\u00fcbung und Bodensatz nach Stehen\tSchwache Tr\u00fcbung, Bodensatz nach Stehen 1 1\tDeutliche Tr\u00fcbung, flockiger Nieder- schlag 1\tErhebliche Tr\u00fcbung, klein- flockige F\u00e4llung\tGanz dic\u00c9 F\u00e4Hm*! noch in\u00ae starker V\u00a7 d\u00fcnnuh||\nEiwei\u00dfprobe im Harn\tNegativ\tNegativ\tZweifelhaft\tSchwach positiv\tSchwach positiv\tDeutlich positiv\tDeutlich positiv\t-1\nZucker- probe\t\u2014\tNegativ\tNegativ\tNegativ\tNegativ\tNegativ\tNegativ\tNegatii\nGes.-N in 5 ccm\t\u2014\t12,6 mg\t9,52 mg\t7,42 mg\t9,10 mg\t10,64 mg\t11,48 mg\t13,86m\u00ab\nN des Alkohol-Niederschlags in 5 ccm\t\u2014\t3,08 mg\t2,38 mg\t1,26 mg\t1,96 mg\t2,24 mg 4\t2,52 mg\t3,78 m!\nMi-\nkro-\nskop.\nBe-\nfund\nViel\namorphe Massen, teilweise schlauchartig angeordnet, einige Kristalle, keine Zellen noch Zylinder\nWenig Fetttr\u00f6pfchen, amorphe u. kristallinische Massen, durch Farbstoff gelb tingiert, keine deutliche histologische Bestandteile\nEinige kleine Fetttr\u00f6pfchen, viel amorphe k\u00f6rnige Masse.Deut-liche Leberzellen mit k\u00f6rnig tr\u00fcbem Protoplasma und Fett gef\u00fcllt. Schl\u00e4uche, Kristalle\nViel kleink\u00f6rnige amorphe zusammengeballte Massen, in denen Leberzellen liegen. Einzelne Zylinder, weniger homogene als k\u00f6rnige\nViel k\u00f6rnige, einzelne mehr homogene Zylinder; Leberzellen deutlich aufzufinden. Wenig kleinste Fetttr\u00f6pfchen\nDeutliche Zylinder, fettig infiltrierte Leberzellen, kleinste Fetttr\u00f6pfchen in vermehrter Zahl. Daneben k\u00f6rniger Detritus, Schollen, Kristalle\nZylinder, vereinzelt gro\u00dfe Zell\u00ab Leberzel\u00ee kleink\u00f6i ges Matei Fett- >1^ tr\u00f6pfchea\u00bb viel\nFarbstoff!\nV i\n\n","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"Gallenuntersuchungen nach Phosphor- und Ars en Vergiftung. 173\nDamit stehen die Viskosit\u00e4tsbestimmungen im Einklang; sie zeigen im \u00fcbrigen kein grobes Anwachsen unter der Arsenwirkung gegen\u00fcber den normalen Werten der zugeh\u00f6rigen Tabelle II. \u2014 Nur der Wert vom Todestage f\u00e4llt mit fast dem 4fachen Betrage der vorherigen Bestimmungen ganz pl\u00f6tzlich aus der Reihe und beweist die tiefgreifende Ver\u00e4nderung der Gallensekretion in den letzten Stunden vor dem Tode, Ver-\u00e4nderungen, die wohl in dem massenhaften \u00dcbertritt von Zerfallsprodukten \u2014 Zellenmaterial und Fett vor allem \u2014 neben vermehrtem Farbstoff ihren Grund haben. Vermehrte Schleimabsonderung war nicht zu beobachten.\nDie Zahlen f\u00fcr das spezifische Gewicht verhalten sich wie die der Viskosit\u00e4t: sie weichen von den Normalwerten desselben Tieres nicht allzuviel ab und zeigen eine gen\u00fcgende Konstanz.\nIn einer Hinsicht gleicht die Arsenwirkung auf die Galle g\u00e4nzlich der des Phosphors: beide bewirken sofort deutliche Albuminocholie. Gleich die erste Gallenprobe ergibt beim Kochen deutliche Tr\u00fcbung und feinflockigen Niederschlag; zu dieser Zeit erschien die Galle weder nach Farbe noch nach Konsistenz irgendwie beeinflu\u00dft. Von da ab hat die Menge des ausgef\u00e4llten Eiwei\u00dfes stetig zugenommen.1)\nDie Untersuchung des Harns zeigte nach zwei Injektionen noch keine Albuminurie, auch nach der dritten Injektion war das Resultat noch zweifelhaft und erst die vierte Injektion lie\u00df deutliche Tr\u00fcbung erkennen. Endlich erst nach der sechsten Injektion stellte sich ganz deutliche Eiwei\u00dfausscheidung durch\nden Harn ein. Wir haben also bereits starke Albuminocholie\n*\nzu einer Zeit konstatiert, zu welcher eine Albuminurie noch nicht eingetreten war.2)\n\u00dc Die etwas schw\u00e4chere Tr\u00fcbung am 20. Juli erkl\u00e4rt sich einmal aus der besonders starken D\u00fcnnfl\u00fcssigkeit des Sekrets an diesem Tage; vielleicht auch aus dem Abstand von 40 Stunden seit der letzten Injektion, der eine vor\u00fcbergehende Erholung des Versuchstieres erm\u00f6glichte.\n2) Bei Untersuchungen \u00fcber febrile Albuminurie hat Hailauer (Verhandl. der physikal.-mediz. Gesellschaft z. W\u00fcrzburg 1903) gefunden, da\u00df die pathologischen Ver\u00e4nderungen, welche bei der Niere die Eiwei\u00dfausscheidung durch den Harn bedingen, in entsprechender Weise auch bei, der Leber \u00dcbertritt von Eiwei\u00df in die Galle bewirken.","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nAlfons Pilzecker,\nDie Zuckerproben waren auch hier, wie zu erwarten, g\u00e4nzlich negativ.\n\u00dcberblicken wir den Gang der Stickstoffbestimmungen, so zeigt unsere Versuchsreihe folgendes Verhalten: Gleich die erste Bestimmnng \u2014 nach der zweiten Injektion \u2014 ergibt ein Ansteigen des Ges amt Stickstoffs fast auf das Doppelte des letzten normalen Wertes. Und gleichzeitig w\u00e4chst der Stickstoff des Alkoholniederschlages auf mehr als das Dreifache des normaliter Gefundenen an. Dann aber gehen unter der Wirkung der dritten und vierten Injektion beide Werte bis zum Normalwerte herab. Von da ab findet ein Ansteigen statt, soda\u00df am Tage des Todes des Versuchstieres Zahlen gefunden werden, welche die hohen anf\u00e4nglichen noch \u00fcbertreffen.\nWenn man Stadelmanns Angaben \u00fcber den Anteil der Farbstoffe und der Gallens\u00e4ure in der Galle nach Arsenvergiftung heranzieht, so m\u00fc\u00dfte man sich vorstellen, da\u00df die anf\u00e4nglich hohe Zahl f\u00fcr den Gesamtstickstoff erzielt ist, zu einer Zeit, wo die Eiwei\u00dfabscheidung ein Plus von Eiwei\u00df der Galle zuf\u00fchrt, wo aber das Gallens\u00e4uredefizit noch nicht begonnen hatte. Bilirubinvermehrung im Sinne Stadelmanns noch au\u00dferdem heranzuziehen, verbieten unsere Protokolle, die Galle wurde nicht dunkler, sondern eher heller. Nach der n\u00e4chsten Injektion beginnt mit zunehmender Giftwirkung die bekanntlich bei Arsen besonders starke Abnahme der Gallens\u00e4ure, w\u00e4hrend gleichzeitig ein Plus von Gallenstoffen \u2014 wie unsere Protokolle besagen \u2014 noch nicht eingetreten ist. Daher geht die Stickstoffausscheidung durch die Galle herab. Endlich wird das durch die fehlenden Gallens\u00e4uren geschaffene Defizit durch vermehrte Bilirubinausscheidung ausgeglichen ; die Eiwei\u00dfausscheidung und damit zugleich die des Gesamtstickstoffs steigt wieder an. Ob diese Darlegung zur Erkl\u00e4rung der Zahlen unserer Tabelle gen\u00fcgt, ist fraglich; eine andere steht aber bei unseren bisherigen Kenntnissen nicht zur Verf\u00fcgung. Insbesondere sind die Stoffwechseluntersuchungen bei Arsenvergiftung in ihren Besultaten zu unsicher und einander widersprechend, als da\u00df sie hier mit Nutzen heranzuziehen w\u00e4ren.","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"Gallenuntersuchungen nach Phosphor- und Arsenvergiftung. 175\nZu betonen ist, da\u00df die Reihe der Werte f\u00fcr den Gesamtstickstoff hier eine v\u00f6llige Parallelit\u00e4t mit den Bestimmungen des Stickstoffs des Alkoholniederschlages zeigt. Doch auch hier l\u00e4\u00dft sich ebenso wie bei den Phosphorversuchen das Anwachsen des Gesamtstickstoffs aus dem des steigenden N im Alkoholniederschlag nicht v\u00f6llig herausrechnen.\nUnsere mikroskopischen Befunde ergeben bei einem Vergleich mit denen nach Phosphor, da\u00df nach Arsen das Fett sp\u00e4ter, histologische Bestandteile aber etwas fr\u00fcher und zahlreicher in der Galle auftreten. Schon nach der vierten Injektion zeigten sich viele Leberzellen, deren Protoplasma k\u00f6rnig getr\u00fcbt und mit kleinsten Fettk\u00fcgelchen erf\u00fcllt ist. Am gleichen Tage sind aber schon die bei unseren Phosphorversuchen erst am Todestage erscheinenden Br au er sehen Zylinder zu finden und von da ab hat Verfasser sie regelm\u00e4\u00dfig in jeder Gallenprobe vorgefunden. Einzelne derselben zeigten einen mehr homogenen fast hyalinen Bau, doch herrschten solche vor, die aus mehrk\u00f6rnigen zusammengeballten Massen bestanden. Auch vereinzelte Epithelien und Zellkerne hatte Verfasser zu sehen Gelegenheit.\nDas Ergebnis der Sektion der H\u00fcndin, die gleich nach eingetretenem Tode ausgef\u00fchrt wurde, war kurz folgendes:\nDie Haut zeigt an verschiedenen Stellen gr\u00f6\u00dfere nekrotische, in Absto\u00dfung begriffene Teile, an zwei Stellen sind dieselben mehr als handtellergro\u00df. Starker Haarausfall.\nAusgesprochener Hydrops anasarka, kein Ascites. Blutgef\u00e4\u00dfe strotzend voll dunklen, geronnenen Blutes.\nDie Leber ist kaum vergr\u00f6\u00dfert, dunkel braunrot, sehr morsch, stark hyper\u00e4misch. Acini gut abgegrenzt sichtbar, mit deutlicher Fettinfiltration.\nHerzmuskel normal, Nieren sehr prall, Zeichnung der Harnkan\u00e4lchen sehr deutlich, auch hier Hyper\u00e4mie, jedoch geringer als in der Leber.\nDer mikroskopische Leberbefund zeigt die Leberbalken sch\u00f6n erhalten, durch Hyper\u00e4mie auseinandergedr\u00e4ngt, dazwischen viel rote Blutk\u00f6rperchen. Fettdegeneration der Leberzellen ist stellenweise ganz charakteristisch, vacuol^re in geringerem Grade. In den Galleng\u00e4ngen sind entz\u00fcndliche Prozesse wahrscheinlich, man erblickt stellenweise im Epithel derselben zahlreiche Leukocyten, auch tritt deutlich eine Desquamation des Epithels zu Tage. Die Galleng\u00e4nge erscheinen gr\u00f6\u00dftenteils leer, nur wenige enthalten hyaline Massen mit Kernen darin. Gallengangs- oder Bindegewebswucherung ist nirgends zu erkennen.\n","page":175}],"identifier":"lit17918","issued":"1904","language":"de","pages":"157-175","startpages":"157","title":"Gallenuntersuchungen nach Phosphor- und Arsenvergiftung","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:52:22.119946+00:00"}