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{"created":"2022-01-31T13:29:56.199093+00:00","id":"lit17926","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Zickgraf, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 41: 259-272","fulltext":[{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Leims mit Permanganaten.\nVon\nG. Zickgraf.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Marburg.) (Der Redaktion zugegangen am 11. Februar 1904.)\nEine Frage von gro\u00dfer Wichtigkeit f\u00fcr die Physiologie ist jene, die sich mit der Bildung des Harnstoffs aus Eiwei\u00df im Organismus des Tieres besch\u00e4ftigt. Da im tierischen Organismus die Oxydationsprozesse vorherrschen, nahm man schon sehr fr\u00fchzeitig an, da\u00df auch die \u00dcberf\u00fchrung von Eiwei\u00df in Harnstoff im Tierk\u00f6rper haupts\u00e4chlich auf Oxydationsvorg\u00e4nge zur\u00fcckzuf\u00fchren sei. Dieser Voraussetzung entsprechend suchte man im Reagensglase die im Tierleibe sich abspielenden Vorg\u00e4nge nachzuahmen.\nIn der Tat berichtete denn auch der franz\u00f6sische Chemiker B\u00e9champ1) als erster \u00fcber Experimente, nach denen es ihm gelungen war, durch Oxydation mit Kaliumpermanganat aus Eiwei\u00df Harnstoff zu erhalten.\nDie Arbeit B\u00e9champs erschien im Jahre 1856. Es war dies gerade eine Zeit, in der sich das allgemeine Interesse der Chemiker infolge der gl\u00e4nzenden Arbeiten Liebigs und seiner Sch\u00fcler auf die Abbauprodukte des Eiwei\u00dfes richtete. Durch die Liebigsche Schule war haupts\u00e4chlich in den Arbeiten von Schlieper und Guckelberger2) eine ganze Reihe von Oxydationsprodukten des Eiwei\u00dfes sicher analysiert worden. Zu diesen bekannten Substanzen f\u00fcgte B\u00e9 champ nun noch den Harnstoff. Als Oxydationsmittel benutzte B\u00eacha mp das Kaliumpermanganat, und zwar lie\u00df er dies im Verh\u00e4ltnis von 7,5:1 auf das gel\u00f6ste Eiwei\u00df bei Zimmertemperatur einwirken. Die positive Beantwortung der viel er\u00f6rterten Frage, ob es m\u00f6glich sei, durch Oxydation von Ei-\nx) Th\u00e8se Strasbourg 1856 ; Journal de Pharmacie, S\u00e9rie III, Tome XXI u. XXXI.\n2) Liebigs Annalen, Bd. 59 u. Bd. 64.\n17*","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nG. Zickgraf,\nwei\u00df direkt zum Harnstoff zu gelangen, erregte damals bereeh-\n(\ntigtes Aufsehen.\nDie Angaben B\u00e9champs haben denn auch den Ansto\u00df zu einer Anzahl von Versuchen gegeben, die alle das gleiche Ziel, n\u00e4mlich die Darstellung von Harnstoff aus Eiwei\u00df verfolgten. Die Ergebnisse, die von den verschiedenen Forschern dabei erzielt wurden, lasse ich im nachstehenden in gedr\u00e4ngter Form folgen. Bei meiner kurzen Zusammenstellung habe ich mich haupts\u00e4chlich an die gute \u00dcbersicht gehalten, die von Dr. E. B\u00e9nech \u00fcber dieses Gebiet in der Bevue g\u00e9n\u00e9rale de\u00e8 Sciences gegeben worden ist.\nBereits im Jahre 1857 erfolgte eine Nachpr\u00fcfung der Arbeit B\u00e9champs durch C. St\u00f6deler1) in Z\u00fcrich. Allerdings w\u00e4hlte derselbe nicht ganz die gleichen Verh\u00e4ltnisse, da B\u00e9champ auf 1 g Eiwei\u00df 7,5 g Permanganat, St\u00f6deler aber nur 3,5 g einwirken lie\u00df. Das Besultat der Untersuchung St\u00f6delers war negativ. Er konnte keinen Harnstoff erhalten. Auch Subbotin,2) der seine Versuche 1865 ver\u00f6ffentlichte, kam zu einem negativen Ergebnis. Im \u00fcbrigen w\u00e4hlte dieser Forscher die Verh\u00e4ltnisse wie St\u00f6deler, operierte aber mit viel zu geringen Eiwei\u00dfmengen, als da\u00df es ihm gelingen konnte, irgend ein Endprodukt genau zu analysieren, weshalb seiner Arbeit kein zu gro\u00dfer Wert beigelegt werden darf.\nDiesen Angriffen gegen\u00fcber ver\u00f6ffentlichte B\u00e9champ3) erst im Jahre 1870 eine neue Mitteilung \u00fcber die Bildung von Harnstoff bei der Oxydation mit Kaliumpermanganat. In derselben verbessert er seine Methode und behauptet von neuem regelm\u00e4\u00dfig, aus der Oxydationsfl\u00fcssigkeit Harnstoff isoliert zu haben. Daneben fand er Oxals\u00e4ure, eine Tatsache, die bis dahin noch nicht bekannt war. Ebenso schnell wie seiner ersten Ver\u00f6ffentlichung \u00fcber diese Frage folgte auch diesmal wieder eine Arbeit, die das Besultat B\u00e9champs negierte. Es war 0. Loew,4) der genau wie St\u00f6deler und Subbotin die Ver-\n\u00dc Journal f\u00fcr prakt. Chemie, Bd. 72, S 251.\n*) Chemisches Zentralblatt 1865, S. 593.\n8) Journal f\u00fcr prakt. Chemie 1870. N. F. Bd. 2, S. 289.\n4) C. R. Acad\u00e9mie des Sciences, Bd. 70, S. 866.\t1870.","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation dess Leims mit Permanganaten.\t261\nh\u00e4ltnisse zwischen Eiwei\u00df und Kaliumpermanganat w\u00e4hlte und als Resultat nicht wie B\u00e9champ Salpetersauren Harnstoff, sondern Baryumnitrat erhielt.\nIn dieser 14j\u00e4hrigen Periode des Streites war es bis dahin noch keinem Forscher gelungen, zu dem gleichen Resultat wie B\u00e9champ zu kommen. Erst im Jahre 1871 fand derselbe in E. Ritter,1) einem Franzosen, einen Genossen f\u00fcr seine Ansicht. Ritter pr\u00fcfte B\u00e9champs Versuche mit der gr\u00f6\u00dften Sorgfalt nach und vermochte ebenfalls Harnstoff als Endprodukt der Eiwei\u00dfoxydation zu erhalten. In seiner Arbeit gibt Ritter all die Vorsichtsma\u00dfregeln an, die zu dem Gelingen des Versuchs geh\u00f6ren. In Deutschland besch\u00e4ftigte sich um diese Zeit Tappeiner2) mit der n\u00e4mlichen Frage, ohne aber zu einem\ni\nbrauchbaren Ergebnis nach der einen oder andern Seite zu gelangen. In demselben Jahre erschien von Kolbe3) eine zusammenfassende Darstellung, in der s\u00e4mtliche Arbeiten erw\u00e4hnt und einer eingehenden Kritik unterworfen werden. Kolbe stellt den beiden Franzosen, die Harnstoff gefunden hatten, vier Forscher, die dies bestritten, gegen\u00fcber. Es schien also die Frage zuungunsten B\u00e9champs entschieden zu sein, und beinahe 10 Jahre vergingen, bevor eine neue Publikation \u00fcber diese Frage erschien.\nIm Jahre 1880 ver\u00f6ffentlichte Lossen4) eine Arbeit mit dem Titel \u00abGuanidin, ein Oxydationsprodukt des Eiwei\u00dfes\u00bb, die wie die vorigen durch die Beobachtungen B\u00e9champs angeregt war. Diese Arbeit ist von besonderem Interesse, weil Lossen zu dem Resultat gelangt, da\u00df wohl nicht Harnstoff, aber Imido-harnstoff bei der Oxydation des Eiwei\u00dfes mit Permanganat sich bildet. Es ist n\u00f6tig, die Methode Lossens n\u00e4her zu skizzieren, weil dieselbe von der B\u00e9champs wesentlich abweicht. Lossen lie\u00df auf 500 g gereinigtes Eiwei\u00df 375 g Kaliumpermanganat und 294 g Magnesiumsulfat einwirken. Diese\n9 Bulletin de l\u00e0 Soci\u00e9t\u00e9 chimique 1871. S\u00e9r. II. Bd. 16, S. 32.\n2)\tBerichte \u00fcber die Verhandlungen der K. S\u00e4chs. Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig.\n3)\tJournal f\u00fcr prakt. Chemie, N. F. Bd. 4.\n4)\tLiebigs Annalen, Bd. 201, S. 369.","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nG. Zickgraf,\nMischung blieb bei Zimmertemperatur 12 Stunden stehen; der nicht entf\u00e4rbte Teil des Kaliumpermanganats wurde durch zugef\u00fcgten Alkohol zersetzt. Die L\u00f6sung reagierte schwach alkalisch und gab mit S\u00e4uren starke F\u00e4llung. Sie wurde daher mit Schwefels\u00e4ure ausgef\u00e4llt, filtriert, im Filtrat die \u00fcbersch\u00fcssige Schwefels\u00e4ure mit Kali neutralisiert. Sodann wurde abgedampft und Kaliumsulfat und Magnesiumsulfat auskristallisieren gelassen. Die Mutterlauge wurde mit Alkohol gef\u00e4llt, der Alkohol verdunstet und der bleibende Rest nochmals mit absolutem Alkohol gef\u00e4llt. Aus der alkoholischen L\u00f6sung wurde der Alkohol wieder verjagt und der R\u00fcckstand von Lossen auf Harnstoff verarbeitet.\nEs gelang ihm auch, daraus durch Salpeters\u00e4ure eine Substanz\n\u2022 *\nzu isolieren, die grosse \u00c4hnlichkeit mit salpetersaurem Harnstoff zu besitzen schien. Aber er vermi\u00dfte vor allem an den Kristallen derselben den f\u00fcr salpetersauren Harnstoff charakteristischen Winkel von 82\u00b0. Nachdem sich dann Lossen eine gr\u00f6\u00dfere Menge des fraglichen K\u00f6rpers dargestellt hatte, konnte er mit Sicherheit durch Elementaranalvse etc. feststellen, da\u00df der K\u00f6rper, den er unter H\u00e4nden hatte, nicht Harnstoff, sondern Guanidin war. Jetzt endlich hatte der fast 30 Jahre dauernde Streit eine befriedigende L\u00f6sung gefunden. R\u00e9champ hatte nach den Ausf\u00fchrungen Lossens einen leicht entschuldbaren Irrtum begangen, indem er wahrscheinlich Guanidin isoliert hatte und, durch die \u00e4hnlichen Reaktionen dieses K\u00f6rpers verf\u00fchrt, denselben mit Harnstoff verwechselte. Um so mehr mu\u00df man dies annehmen, als R\u00e9champ selbst angibt, da\u00df die Vergleichung der f\u00fcr Stickstoff und Kohlenstoff gefundenen Zahlen seiner Substanz nicht ganz mit denen von Harnstoff \u00fcbereinstimmte. Au\u00dferdem waren die Proben, die R\u00e9 champ angegeben hatte, nicht eindeutig.\nMan konnte also nach Lossen durch Oxydation von Eiwei\u00df zwar nicht direkt zum Harnstoff, aber zu dem dem Harnstoff naheverwandten Guanidin gelangen. Die Angaben Lossens sind lange unwidersprochen geblieben. Aber im Jahre 1902 erschien eine Mitteilung von Pommerenig,1) in der sich der genannte Autor zu der Arbeit Lossens mit folgenden Worten\nx) Beitr\u00e4ge zur chem. Physiolog. u. Pathol., Bd. 1, S. 561.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Leims mit Permanganaten.\t263\n\u00e4u\u00dfert: \u00abHier sei auch kurz angef\u00fchrt, da\u00df es mir nicht gelang, im Sinne der Angaben von F. Lossen durch Oxydation von Eiereiwei\u00df oder Casein mit Permanganat auch nur eine Spur Guanidin zu erhalten.\u00bb\nDurch die Beobachtungen Pommerenigs wurde die ganze Frage nach der direkten Bildung von Harnstoff bezw. Guanidin aus Eiwei\u00df, die man durch Lossen endg\u00fcltig entschieden glaubte, von neuem er\u00f6ffnet.\nDie einander widersprechenden Angaben von Lossen und Pommerenig haben abgesehen von dem physiologischen Interesse einen recht betr\u00e4chtlichen Wert f\u00fcr die Eiwei\u00dfchemie, da sie unsere Ansichten \u00fcber den Bau des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls in ganz bestimmter Weise beeinflussen m\u00fcssen. Um dieses zu erkl\u00e4ren, mu\u00df ich etwas weiter ausholen. Durch die Arbeiten von E. Schulze, Drechsel, Hedin und Kossel war die Eiwei\u00dfchemie, die seit den bekannten Untersuchungen von Hlasiwetz und Habermann1) geruht hatte, von neuem zur Aufnahme gekommen. Man hatte unter den Spaltungsprodukten, die durch die Einwirkung starker siedender S\u00e4uren aus den verschiedenen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern entstehen, namentlich eine Beihe bisher unbekannter organischer Basen aufgefunden. Unter anderem zeigte sich, wie die Untersuchungen von Hedin, Kossel und Kutscher ergaben, allgemein verbreitet das von Schulze und Steiger entdeckte Arginin. F\u00fcr diese starke organische Base war von Schulze und Winter stein auf Grund ausgezeichneter Untersuchungen eine Formel angenommen, nach der das Arginin ein Guanidinderivat sein mu\u00dfte. In der Tat gelang es dann B\u00e9neeh und Kutscher, durch Oxydation von Arginin mit Baryumpermanganat zum Guanidin zu kommen und die Annahmen von Schulze und Winterstein v\u00f6llig zu best\u00e4tigen. Kein anderes der zahlreichen aus Eiwei\u00df gewonnenen Zersetzungsprodukte liefert noch bei der Oxydation Guanidin. Ziehen, wir diese Tatsache in Betracht und nehmen die Angaben Lossens als richtig an, so ergeben sich ohne weiteres folgende Schlu\u00dffolgerungen. Erstens im Eiwei\u00dfmolek\u00fcl mu\u00df sich Arginin pr\u00e4formiert vorfinden, das bei der Oxydation\n\u00dc Liebigs Annalen, Bd. 159, S. 304 u. Bd. 169, S. 240.","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"264\nG. Ziekgraf,\ndes Eiwei\u00dfes durch Permanganat das entsprechende Oxydationsprodukt, n\u00e4mlich Guanidin, liefert. Zweitens die Bindung des Arginins im Eiwei\u00dfmolek\u00fcl mu\u00df eine sehr einfache sein, da bei der Einwirkung des Permanganats auf Eiwei\u00df das Oxydationsmittel so wirkt, als wenn es direkt freies Arginin angreift. Zu der Annahme der zweiten Schlu\u00dffolgerung sind wir namentlich durch die Untersuchungen von B\u00e9nech1) berechtigt, nach denen die Bildung von Arginin als Zwischenprodukt bei der Oxydation von Eiwei\u00df mit Permanganaten auszusclflie\u00dfen ist.\nDiese beiden Schlu\u00dffolgerungen sind denn auch bereits von\nB\u00e9nech-Kutscher2) und Kutscher-Zickgraf3)gezogen worden.\nGanz anders gestalten sich dagegen die Verh\u00e4ltnisse, wenn wir die Angaben von Pommerenig als richtig betrachten, nach denen das Eiwei\u00df bei der Oxydation mit Permanganaten kein Guanidin liefern kann. Aus diesen w\u00fcrde sich entweder das Arginin als ein sekund\u00e4res Kunstprodukt, das f\u00fcr die Konstitution des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls nicht von irgend welcher Wichtigkeit zu sein brauchte, ergeben, oder man m\u00fc\u00dfte, wenn man das Arginin als notwendigen Bestandteil des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls voraussetzte, eine Bindung desselben annehmen, die imstande w\u00e4re, es der Einwirkung des Oxydationsmittels zu entziehen.\nUm all diese Fragen zur Entscheidung zu bringen, sind durch Kutscher-Zickgraf4) von neuem Oxydationsversuche mit Permanganaten an Eiwei\u00dfstoffen, namentlich aber an Leim, vorgenommen worden, \u00fcber deren Ergebnisse von Herrn Dr. Kutscher bereits an anderer Stelle berichtet worden ist. Das Fazit unserer Arbeit gipfelte darin, da\u00df sich in der Tat aus Eiwei\u00df und Leim durch Oxydation mit Permanganaten Guanidin abspalten l\u00e4\u00dft.\nDas Verfahren, das sich namentlich bei der Herstellung des Guanidins aus Leim bew\u00e4hrte, war folgendes :10 g Gelatine wurden im Literkolben in 250 ccm siedenden Wassers gel\u00f6st. Der siedenden L\u00f6sung wurde aus einem Tropftrichter langsam\n*) Revue g\u00e9n\u00e9rale d. scienc. du 30 juin 1900.\n2)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXXII, S. 278.\n3)\tSitzungsb. d. K\u00f6nigl. preu\u00df. Akad. d. Wissensch., 28. Mai 1903.\n4)\t1. c.","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Leims mit Permanganaten.\t265\nt eine 10\u00b0/oige L\u00f6sung von Calciumpermanganat zugef\u00fcgt, bis das Calciumpermanganat langsam und erst nach l\u00e4ngerem I Sieden entf\u00e4rbt wurde. Nachdem die Reaktionsfl\u00fcssigkeit ab-i gek\u00fchlt war, wurde der Manganschlamm abgesaugt, mehrmals mit Wasser ausgekocht und die auf diese Weise erhaltenen - Waschw\u00e4sser dem ersten Filtrat zugef\u00fcgt. Darauf wurde die ! ganze Fl\u00fcssigkeit auf ein kleines Volumen gebracht. Aus der-! selben schieden sich bald die schwerl\u00f6slichen Substanzen ab. Nach 24 Stunden wurden sie abfiltriert, mit wenig Wasser gewaschen. Das neugewonnene Filtrat wurde mit Natriumkarbonat vom Calcium vollkommen befreit und mit Natriumpikrat ausgef\u00e4llt. Das auf diese Weise abgeschiedene Guanidinpikrat wurde abgesaugt und entweder direkt oder nach einmaliger Umkristallisation zur W\u00e4gung gebracht.\nIn der eben beschriebenen Oxvdationsmethode ist das fr\u00fcher \u00fcbliche Oxydationsmittel, das Kaliumpermanganat, nach dem Vorg\u00e4nge von Steudel, dem das Verdienst geb\u00fchrt, die Permanganate der alkalischen Erden in die physiologische Chemie eingef\u00fchrt zu haben, durch Calciumpermanganat ersetzt. Es wird dadurch zweierlei erreicht. Man hat in der verbleibenden Reaktionsfl\u00fcssigkeit nicht mit dem schwer zu entfernenden Kali zu tun und kann deshalb das gesuchte Guanidin ohne weiteres durch Pikrins\u00e4ure in Form des sehr wenig l\u00f6slichen Pikrates nahezu quantitativ abscheiden.1) Da ferner das bei der Oxydation frei werdende Calciumoxyd sofort durch die infolge der Oxydation entstehende Kohlens\u00e4ure und Oxals\u00e4ure unsch\u00e4dlich gemacht wird, erreicht man bei Renutzung des Calciumpermanganats gleichzeitig, was Lossen durch Zugabe von Magnesiumsulfat zu seiner Reaktionsfl\u00fcssigkeit erstrebte. Durch die Oxydation des Eiwei\u00dfes in siedender Fl\u00fcssigkeit wird schlie\u00dflich eine schnelle und vollkommene Spaltung des Molek\u00fcls erlangt, und es entziehen sich nicht betr\u00e4chtliche Mengen der Reaktion, indem sie in wenig ver\u00e4nderte K\u00f6rper wie die Oxyprotsulfon-s\u00e4ure etc. \u00fcbergehen.\nNachdem so die Darstellung des Guanidins aus Leim eine handliche Form angenommen hatte, habe ich sie im folgenden\n4) Siehe Emich, Monatsh. f. Chemie 1891, S. 23.\nt\n1","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266\nG. Zickgraf,\nnamentlich benutzt, um Aufschlu\u00df zu erhalten, ob im Leim die Biuretreaktion an den intakten Bestand des Arginins im Leim-\ni r\nmolek\u00fcl gebunden ist oder nicht. Bekanntlich wird von Kos sei in den Eiwei\u00df stoffen ein Protaminkern, d. h. eine Atomgruppierung angenommen, wie sie in den Protaminen \u2014 den einfachsten Eiwei\u00dfstoffen \u2014 sich findet. Von diesem Protaminkern h\u00e4ngt nach Kos sei die Biuretreaktion der Eiwei\u00dfk\u00f6rper ab. Nun sind wir durch die eingehenden Arbeiten Kos sels \u00fcber die Protamine sehr gut unterrichtet. Wir wissen, da\u00df bdim Salmin und Clupein z. B. das Arginin als haupts\u00e4chliches hydrolytisches Spaltungsprodukt auftritt, \u2014 es macht 84,3\u00b0/o resp. 82,2\u00b0/o des zersetzten Protamins aus \u2014 und man geht sicher nicht fehl, wenn man beim intakten Salmin und Clupein die Biuretreaktion von Atom-gruppierungen abh\u00e4ngig macht, die durch Verkettung verschiedener Argininmolek\u00fcle untereinander oder mit dem einen resp. andern der an Menge zur\u00fcckstellenden Spaltungsprodukte entstanden sind. Bei den komplizierten Eiwei\u00dfstoffen dagegen sind die Verh\u00e4ltnisse nicht so durchsichtig. Die Zahl der endg\u00fcltigen hydrolytischen Spaltungsprodukte, die sie liefern k\u00f6nnen, und die wir als die Komponenten des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls betrachten m\u00fcssen, ist sehr gro\u00df. Das Arginin \u00fcb er wiegt hier nicht, sondern andere K\u00f6rper wie das Leucin, Phenylalanin, Glykokoll usw. Gemeinsam ist allerdings diesen Stoffen mit dem Arginin das Fehlen der Biuretreaktion und wir m\u00fcssen uns wohl oder \u00fcbel bei den komplizierteren Eiwei\u00dfstoffen \u00e4hnlich wie beim Salmin denken, da\u00df die Biuretreaktion abh\u00e4ngig ist von Komponenten, die an sich die Biuretreaktion nicht geben, die aber miteinander zu Atomgruppierungen zusammentreten k\u00f6nnen, welchen die Biuretreaktion eigent\u00fcmlich ist. Die Zahl derartiger m\u00f6glichen Atomgruppierungen w\u00e4chst aber mit der Zunahme der Komponenten, die an dem Aufbaue eines Eiwei\u00dfmolek\u00fcls teilnehmen, und man kann von vornherein auch solche annehmen, in die das Arginin nicht eingetreten zu sein braucht.\nUm die Frage zu entscheiden, ob beim Leim die Biuretreaktion in der Tat von einer eigenartigen Verkettung des Arginins im Molek\u00fcl abh\u00e4ngig ist, standen zwei Wege offen. Man konnte entweder auf bestimmte Gewichtsmengen Leim","page":266},{"file":"p0267.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Leims mit Permanganaten.\t267\neine siedende S\u00e4ure wechselnde Zeit einwirken lassen, das gebildete Arginin jedesmal quantitativ bestimmen nach dem Verfahren von Kossel-Kutscher und so feststellen, ob gerade die Maximalausbeute von Arginin mit dem Verschwinden der Biuretreaktion zusammenfiel. Mit dieser Methode l\u00f6st man die Verkettung des im Eiwei\u00df steckenden Arginins und man d\u00fcrfte als h\u00f6chst wahrscheinlich die Abh\u00e4ngigkeit der Biuretreaktion von dieser Verkettung annehmen, wenn die Maximalausbeute an Arginin und Aufh\u00f6ren der Biuretreaktion sich deckten.\nMan konnte aber auch die Oxydation des Eiwei\u00dfes resp. Leims mit Permanganaten benutzen. Diese Agentien greifen, wie ich ausgef\u00fchrt habe, das im Eiwei\u00dfmolek\u00fcl pr\u00e4formiert vorhandene Arginin direkt an und zerst\u00f6ren es. Als charakteristisches und quantitativ isolierbares Oxydationsprodukt geht dabei aus dem Arginin das Guanidin hervor, das durch Permanganate nur wenig leidet. Bei dieser Methode mu\u00dfte, wenn die Biuretreaktion von dem Best\u00e4nde des im Eiwei\u00dfmolek\u00fcl pr\u00e4formierten Arginins abh\u00e4ngig ist, das Verschwinden der Biuretreaktion mit der v\u00f6lligen Zerst\u00f6rung des Arginins oder, was dasselbe ist, mit der Maximalausbeute an Guanidin Zusammentreffen. Ich habe die Oxydationsmethode der hydrolytischen Spaltung des Leims vorgezogen, weil die Reaktions-fl\u00fcssigkeit dabei ungef\u00e4rbt bleibt, was f\u00fcr die Anstellung der Biuretreaktion erforderlich ist, und weil die quantitative Gewinnung des Guanidins leichter ist wie diejenige des Arginins.\nMeine Versuche lasse ich nunmehr folgen:\nI.\t10g lufttrockene Gelatine,1) entsprechend 8 g trockener Gelatine, wurden in 250 cem Wasser gel\u00f6st und der siedenden Fl\u00fcssigkeit langsam Calciumpermanganatl\u00f6sung zugef\u00fcgt. Es wurden zur Oxydation 20 g Calciumpermanganat verwandt. Die Biuretprobe in der Reaktionsfl\u00fcssigkeit fiel stark positiv aus. Das Guanidinpikrat wurde aus der Reaktionsfl\u00fcssigkeit nach dem auf Seite 264 und 265 angegebenen Verfahren dargestellt. Ausbeute an Guanidinpikrat: 0,33 g.\nII.\t10 g der gleichen Gelatine wurden mit 30 g Calcium-\nl) Es wurde beste deutsche Handelsgelatine benutzt, die ohne vorhergehende Reinigung zur Verwendung kam.","page":267},{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"G. Zickgraf,\npermanganat oxydiert. Biuretprobe in der Reaktionsfl\u00fcssigkeit stark positiv; Ausbeute an Guanidinpikrat: 0,47 g.\nIII.\t10 g der gleichen Gelatine wurden mit 40 g Calciumpermanganat oxydiert. Biuretprobe in der Reaktionsfl\u00fcssigkeit stark positiv; Ausbeute an Guanidinpikrat: 0,61 g.\nIV.\t10 g der gleichen Gelatine wurden mit 50 g Calciumpermanganat oxydiert. Biuretprobe in der Reaktionsfl\u00fcssigkeit stark positiv; Ausbeute an Guanidinpikrat: 0,65 g.\nV.\t10 g der gleichen Gelatine wurden mit 60 g Calciumpermanganat oxydiert. Biuretprobe in der Reaktionsfl\u00fcssigkeit stark positiv; Ausbeute an Guanidinpikrat: 0,64 g.\nVI.\t10 g der gleichen Gelatine wurden mit 70 g Calciumpermanganat oxydiert. Biuretprobe in der Reaktionsfl\u00fcssigkeit schwach positiv; Ausbeute an Guanidinpikrat: 0,75 g.\nVII.\t10 g der gleichen Gelatine wurden mit 73 g Calciumpermanganat oxydiert. Biuretprobe in der Reaktionsfl\u00fcssigkeit negativ; das Kupfer wurde mit rein blauer Farbe gel\u00f6st; Ausbeute an Guanidinpikrat: 0,80 g.\nVIII.\t10 g der gleichen Gelatine wurden mit 80 g Calciumpermanganat oxydiert. Biuretprobe in der Reaktionsfl\u00fcssigkeit negativ; Ausbeute an Guanidinpikrat: 0,67 g.\nIX.\t10 g der gleichen Gelatine wurden mit 80 g Calciumpermanganat oxydiert. Biuretprobe in der Reaktionsfl\u00fcssigkeit negativ; Ausbeute an Guanidinpikrat: 0,65 g.\nDer \u00dcbersicht wegen fasse ich die bei der Oxydation des Leims erhaltenen Resultate in nachstehender Tabelle zusammen:\nVersuchs- Nr.\tI\tII\tIII\tIV\tV\tVI\tVII\tVIII\tJM < jfl ># afl .\u00bb M\nAngewandte Gelatinemehge\t8 g trockene Gelatine\t8g trockene Gelatine\t8g trockene Gelatine\t8g trockene Gelatine\tdg trockene Gelatine\tdg trockene Gelatine\t8g trockene Gelatine\t8g trockene Gelatine\t'* 91 ym trifl g|\nZur Oxydation benutzte Menge an Calciumpermanganat\t20 g\t30 g\t40 g\t50 g\t60 g\t70 g\t73 g\t80 g\t\u00ab Ml\nAusfall der Biuretreaktion\tstark positiv\tstark positiv\tstark positiv\tstark positiv\tstark positiv\tschwach positiv\tnegativ\tnegativ\tne|\nAusbeute an Guanidinpikrat\t0,33 g\t0,47 g\t0,61g\t0,65 g\t0,64 g\t0,75 g\t0,80 g\t0,67 g\t0]\nij\nm\u00e4","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Leims mit Permanganaten.\n269\nEin Blick auf die Tabelle zeigt, wie in der Tat beim Leim die Maximalausbeute an Guanidin oder was, wie bereits gesagt, dasselbe hei\u00dft, die Zerst\u00f6rung des Arginins mit dem Verschwinden der Biuretreaktion genau zusammenf\u00e4llt. Mir scheint daher die Schlu\u00dffolgerung durchaus gerechtfertigt, da\u00df beim Leim die Biuretreaktion von dem Bestand des Arginins im Molek\u00fcl abh\u00e4ngig ist.\nDie von mir erhaltenen Resultate lassen sich durch die Angaben Harts,1) der quantitativ die Menge des Arginins bestimmte, die von gereinigter Handelsgelatine bei hydrolytischer Spaltung geliefert werden kann, kontrollieren. Das gewonnene Guanidin \u2022 l\u00e4\u00dft sich ohne weiteres auf Arginin umrechnen. Theoretisch m\u00fc\u00dfte nun eigentlich das aus dem ausschlaggebenden Versuch VII berechnete Arginin genau mit dem von Hart aus der Handelsgelatine wirklich dargestellten der Menge nach \u00fcbereinstimmen. Die 0)8 g Guanidinpikrat im Versuch VII entsprechen 0,483 g Arginin, nach Hart m\u00fcssen 8,0 g Gelatine 0,610 g Arginin liefern. Es sind nach der Oxydationsmethode 20,7 \u00b0/o zu wenig Arginin gefunden worden. Die Ursache f\u00fcr das Defizit geben uns die Versuche VIII und IX an, die zeigen, da\u00df das Guanidin nicht absolut widerstandsf\u00e4hig gegen Calciumpermanganat ist, sondern schlie\u00dflich auch angegriffen und weiter ver\u00e4ndert wird. Diese delet\u00e4re Wirkung des Calciumpermanganats scheint allerdings erst dann besonders stark sich geltend zu machen, nachdem die leicht oxydablen Bestandteile des Leims zerst\u00f6rt worden sind. Wir m\u00fcssen aber wohl annehmen, da\u00df auch vorher bereits geringeMengenvon Guanidin weiter gespalten werden, wodurch sich das Minus des aus dem Guanidin berechneten Arginins erkl\u00e4rt. Au\u00dferdem ist auch wohl die von mir gebrauchte nicht gereinigte Handelsgelatine \u00e4rmer an Arginin gewesen als das gereinigte Pr\u00e4parat Harts.\nIsolierung eines weiteren Oxydationsproduktes.\nGeht man bei der Verarbeitung der Reaktionsfl\u00fcssigkeit auf Guanidin vor, wie dies Seite 264 und 265 n\u00e4her geschildert worden ist, dann scheiden sich aus der eingeengten Reaktions-\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXIII, S. 347.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"270\nG. Zickgraf,\nfl\u00fcssigkeit schwer l\u00f6sliche Kristallmassen ab, die reichliche Mengen von Calcium enthalten. Die aus den verschiedenen ' Versuchen gesammelten Massen betrugen 2,46 g. In der Annahme, da\u00df das Calciumsaiz einer organischen S\u00e4ure vorlag, wurde zur Gewinnung der freien S\u00e4ure die ganze Menge in konzentrierte Salzs\u00e4ure gebracht, der ungel\u00f6ste Rest abgesaugt und aus verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure umkristallisiert. Dabei schied sich in feinen gl\u00e4nzenden makroskopischen Nadeln eine scheinbar v\u00f6llig einheitliche Substanz ab. Dieselbe wurde abgesaugt, mit Wasser, Alkohol und \u00c4ther gewaschen. Sie war in kaltem Wasser sehr schwer, in hei\u00dfem Wasser leicht l\u00f6slich, in Alkohol und \u00c4ther schien sie v\u00f6llig unl\u00f6slich. Ihre w\u00e4sserige L\u00f6sung reagierte gegen Lakmus sauer. Die trockene Substanz sublimierte beim Erhitzen im Reagensr\u00f6hrchen vollkommen und setzte sich in den k\u00e4lteren Teilen des Reagensgl\u00e4schens wieder\nin sch\u00f6nen Kristallen ab. Der Lassaigneschen Probe nach\n\u2022 \u2022\nenth\u00e4lt der K\u00f6rper gro\u00dfe Mengen von Stickstoff. Ubergo\u00df man ihn mit starker kalter Natronlauge, dann begann er nach ca. 15 Minuten reichlich Ammoniak abzuspalten. Ich habe schlie\u00dflich noch versucht, den Sublimationspunkt und den Schmelzpunkt des von mir isolierten K\u00f6rpers zu bestimmen. Es zeigte sich dabei, da\u00df er aus dem offenen Schmelzr\u00f6hrchen bei 260\u00b0 C. zu sublimieren begann, ohne vorher zu schmelzen. Im zugeschmolzenen Schmelzr\u00f6hrchen konnte ich ihn bis 308\u00b0 C. erhitzen, ohne ihn zum Schmelzen zu bringen oder sonst merklich zu ver\u00e4ndern.\nDie Oxydation des Leims mit Raryum- und Kaliumpermanganat.\nUrspr\u00fcnglich hatte ich die Absicht, nach dem Vorg\u00e4nge von Steudel die Oxydationen des Leims mit Baryumpermanganat aus-jzuf\u00fchren. Ich habe aber nur einen Versuch angestellt, indem ich 10 g der auch sonst benutzten Gelatine mit einer L\u00f6sung von Baryumpermanganat bis zum Verschwinden der Biuretreaktion oxydierte. Ich brauchte dazu ca. 65 g Baryumpermanganat. Bei der Darstellung des Guanidins aus der Reaktionsfl\u00fcssigkeit ver-","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"Die Oxydation des Leims mit Permanganaten.\n271\nfuhr ich wie bei den andern Versuchen. Das Guanidinpikrat, das ich gewann, zeigte sich aber stark durch Kaliumpikrat verunreinigt. Erst durch h\u00e4ufiges Umkristallisieren vermochte ich 0,43 g analysenreines Guanidinpikrat zu gewinnen. Ich lasse die Analysenzahlen folgen :\n0,154 g Substanz gaben 38,6 ccm N, T. = 13\u00b0 C., Ba = 750 mm.\nF\u00fcr GH5N3 \u2022 C6H3N307\nBerechnet N = 29,20 \u00b0/o Gefunden N = 29,36 \u00b0/o\nDas Kali, das in diesem Versuch die Isolierung des Guanidinpikrats so erschwert und die Ausbeute vermindert hatte, entstammte dem Baryumpermanganat. Da kalifreies Baryumperman-ganat schwer im Handel zu haben ist, verdient das Calciumpermanganat, welches sich stets kalifrei erwies, sicher in manchen F\u00e4llen den Vorzug.\nZum Schl\u00fcsse habe ich noch zwei Versuche mit dem ung\u00fcnstigsten, aber gebr\u00e4uchlichsten der Permanganate, n\u00e4mlich dem Kaliumpermanganat, angestellt. Ich l\u00f6ste 20 g Gelatine in 400 ccm Wasser, erhitzte zum Sieden und f\u00fcgte dazu langsam eine konzentrierte L\u00f6sung von Kaliumpermanganat. Es wurden im ganzen 84,2 g Kaliumpermanganat verbraucht. Die Reaktions-fl\u00fcssigkeit war am Ende des Versuches stark alkalisch gegen Lakmus. Sie wurde mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure neutralisiert und eingeengt. Aus der stark eingeengten L\u00f6sung kristallisierte beim Erkalten ein gro\u00dfer Teil des Kalis als Kaliumsulfat aus, das abgesaugt wurde. Das Filtrat wurde mit Natriumpikrat ausgef\u00e4llt. Die abgeschiedenen schwerl\u00f6slichen Pikrate wurden abfiltriert, mit Salzs\u00e4ure zersetzt und die Pikrins\u00e4ure durch \u00c4ther entfernt. Die w\u00e4sserige salzsaure L\u00f6sung wurde zur Trockne verdampft und mit hei\u00dfem Alkohol extrahiert. Die alkoholische L\u00f6sung wurde abgedampft, der R\u00fcckstand von neuem mit Alkohol aufgenommen. Dieses Verfahren wurde so oft wiederholt, bis nach dem Verdunsten des Alkohols ein Rest hinterblieb, der sich glatt und leicht* durch Alkohol aufnehmen lie\u00df. Er wurde weiterhin so verarbeitet, da\u00df seine alkoholische L\u00f6sung mit alkoholischer Pikrins\u00e4ure gef\u00e4llt wurde. Das sich ausscheidende Pikrat war der Analyse nach Guanidinpikrat. Es wurden davon 0,46 g gewonnen.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272 G. Z ick graf, Die Oxydation des Leims mit Permanganaten.\nDie Analyse ergab folgende Zahlen:\n0,1374 g Substanz gaben 35,2 ccm N bei 752,5 mm Ba und 15,75\u00b0 G.\nBerechnet N = 29,20 \u00b0/o\tGefunden N = 29,96 \u00b0/o.\nBei einer zweiten Oxydation mit Kaliumpermanganat versuchte ich w\u00e4hrend der Oxydation das Freiwerden von Kali und mithin eine Einwirkung des Alkali auf den Oxydationsvorgang auszuschlie\u00dfen. Dies wurde dadurch erreicht, da\u00df bei den n\u00e4mlichen Verh\u00e4ltnissen wie bei \u00bbder ersten Oxydation w\u00e4hrend des Oxydierens ein kr\u00e4ftiger Strom von Kohlens\u00e4ure durch die Oxydationsfl\u00fcssigkeit geleitet wurde. Die Reaktion nach dem Beenden der Oxydation war schwach alkalisch. Es gelang mir, auch in diesem Versuch nach dem oben geschilderten Verfahren zum Guanidin zu gelangen. Die Ausbeute war 0,52 g Guanidinpikrat aus 20 g lufttrockner Gelatine.\nVorstehende Arbeit ist von mir im physiologischen Institut zu Marburg unter Leitung des Herrn Privatdozenten Dr. Kutscher ausgef\u00fchrt worden, dem ich auch an dieser Stelle f\u00fcr seine liebensw\u00fcrdige Unterst\u00fctzung mit Rat und Tat meinen w\u00e4rmsten Dank ausspreche.","page":272}],"identifier":"lit17926","issued":"1904","language":"de","pages":"259-272","startpages":"259","title":"Die Oxydation des Leims mit Permanganat","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:29:56.199099+00:00"}