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{"created":"2022-01-31T13:21:41.251954+00:00","id":"lit17949","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"},{"name":"N. Castoro","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 41: 477-484","fulltext":[{"file":"p0477.txt","language":"de","ocr_de":"Findet man in Pflanzensamen und in Keimpflanzen anorganische\nPhosphate?\nVon\nE. Schulze und N. Castoro.\n(Aus dem agrikulturehemischen Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich.)\n(Der Redaktion zugegangen am 7. April 1904.)\nBekanntlich war man fr\u00fcher der Ansicht, da\u00df in den Pflanzensamen der Phosphor gr\u00f6\u00dftenteils in F orm anorganischer Phosphate sich vorfmde.1) Diese Ansicht mu\u00dfte modifiziert werden, nachdem man in den Samen mancherlei Verbindungen der Phosphors\u00e4ure mit organischen Atomkomplexen gefunden hatte; als solche Verbindungen nenne ich die Lecithine, die Nucleine, die Nucleoproteide und die bei der Spaltung Ino si t liefernde gepaarte Phosphors\u00e4ure, welche zuletzt von Posternak2) untersucht und als Anhydrooxymethylendiphosphors\u00e4ure bezeichnet worden ist. Immerhin war auch jetzt noch die Meinung zu finden, da\u00df ein Teil des Phosphors der Samen anorganischen Phosphaten angeh\u00f6re, und man suchte diesen Teil quantitativ zu bestimmen, indem man ein in geeigneter Weise dargestelltes Extrakt mit einer L\u00f6sung von molybd\u00e4nsaurem Ammon in Salpeters\u00e4ure erw\u00e4rmte und den dabei erhaltenen gelben Niederschlag sodann nach der gew\u00f6hnlichen Vorschrift behandelte. In der gleichen Weise suchte man auch den Gehalt von Keimpflanzen an anorganischen Phosphaten zu bestimmen ;3) aus den dabei erhaltenen Resultaten zog man die Schlu\u00dffolgerung, da\u00df w\u00e4hrend der bei Lichtabschlu\u00df er-\n1)\tWie z. Bf aus den von 0. L\u00f6w in seiner Abhandlung: \u00ab\u00dcber die physiologischen Funktionen der Phosphors\u00e4ure\u00bb (Biolog. Zentralblatt, 1891, Bd. 11, Nr. 9 und 10) auf S. 270 gemachten Angaben sich ersehen l\u00e4\u00dft.\n2)\tComptes rendus, vol. CXXXVII (1908).\ns) Solche Bestimmungen sind von Zalesky und von Iwanoff ausgef\u00fchrt worden; ihre Abhandlungen sind zitiert in Dieser Zeitschrift, Bd. XL, S. 118.\n81*","page":477},{"file":"p0478.txt","language":"de","ocr_de":"478\nE. Schulze und N. Castoro,\nfolgenden Keimung ein sehr betr\u00e4chtlicher Teil des in den Samen in organischer Verbindung enthaltenen Phosphors in anorganische Phosphate \u00fcbergef\u00fchrt werde. Vor kurzem haben aber E. B. Hart und W. H. Andrews1) die in solcher Weise erhaltenen Zahlen auf Grund der von ihnen ausgef\u00fchrten Versuche f\u00fcr ganz unrichtig erkl\u00e4rt: sie fanden, da\u00df man weit niedrigere Resultate erh\u00e4lt, wenn man die bei Ausf\u00fchrung der Bestimmung zugesetzte Salpeters\u00e4urequantit\u00e4t verringert. Zur Erkl\u00e4rung dieser Erscheinung nehmen sie* an, da\u00df durch die Salpeters\u00e4ure aus organischen Phosphors\u00e4ureverbindungen Phosphors\u00e4ure abgespalten wird. F\u00fcgt man nur das f\u00fcr die Ausf\u00fchrung der Bestimmung erforderliche Minimum an Salpeters\u00e4ure zu, so erh\u00e4lt man aus den Samenextrakten nur so geringe Phosphors\u00e4uremengen, da\u00df man die Samen f\u00fcr frei oder fast frei von anorganischen Phosphaten erkl\u00e4ren mu\u00df. Auch aus Keimpflanzen des Weizens, des Roggens und des Hafers, welche 2 Wochen lang bei Lichtabschlu\u00df sich entwickelt hatten, erhielten die genannten Autoren bei Anwendung des gleichen Verfahrens nur minimale Phosphors\u00e4uremengen; sie nehmen an, da\u00df in solchen Keimpflanzen zwar ein betr\u00e4chtlicher Teil des Phosphors in l\u00f6sliche Verbindungen, aber nicht in anorganische Phosphate \u00fcbergeht.\nOhne Zweifel sind die von Hart und Andrews aus den erw\u00e4hnten Untersuchungen abgeleiteten Schlu\u00dffolgerungen sehr beachtenswert, aber die Beweisf\u00fchrung, welche ihnen zugrunde liegt, scheint uns doch nicht v\u00f6llig einwurfsfrei zu sein. Denn man kann die Frage stellen, ob die von den genannten Forschern der L\u00f6sung zugesetzte kleine Salpeters\u00e4uremenge hinreichte, um die in Form anorganischer Phosphate etwa vorhandene Phosphors\u00e4ure bei Gegenwart organischer Substanzen im Molybd\u00e4ns\u00e4ureniederschlag zur Ausscheidung zu bringen.2) Es w\u00e4re vielleicht\nx) American Chemical Journal, t. XXX, Nr. 6, Dezember 1903; sowie Bulletin Nr. 238 der New York Agricultural Experiment Station.\n2) Bei Titration der Phosphors\u00e4ure mit Molybd\u00e4nl\u00f6sung und Leim nach dem Verfahren von E. A. Grete (man vergleiche J. K\u00f6nig, Die Untersuchung landwirtschaftlich und gewerblich wichtiger Stoffe, 2. Auflage, S. 147) mu\u00df man viel Salpeters\u00e4ure zusetzen, um die Ausscheidung der Phosphors\u00e4ure in Form ihrer Molybd\u00e4ns\u00e4ureverbindung zu erreichen.","page":478},{"file":"p0479.txt","language":"de","ocr_de":"Findet man i. Pflanzensamen n. i. Keimpflanzen anorgan. Phosphate? 479\nm\u00f6glich gewesen, diese Frage zu entscheiden indem man einem als frei von anorganischen Phosphaten erkannten Untersuchungsobjekt ein bestimmtes Quantum eines solchen Phosphats zusetze und dann pr\u00fcft, ob letzteres im Niederschlag wieder zum Vorschein kam; ein solcher Versuch ist aber, so viel wir wissen, bis jetzt nicht ausgef\u00fchrt worden.\nUm zu pr\u00fcfen, ob Samen und Keimpflanzen anorganische Phosphate enthalten, haben wir einen andern Weg eingeschlagen. Unser Verfahren gr\u00fcndet sich auf die bekannte Tatsache, da\u00df sowohl frisch gef\u00e4lltes Tricalciumphosphat als auch Dicalciumphosphat in einer neutralen L\u00f6sung von Ammoncitrat l\u00f6slich ist und da\u00df man die Phosphors\u00e4ure aus dieser L\u00f6sung durch Magnesiamixturx) ausf\u00e4llen kann. Wir behandelten ein abgewogenes Quantum (in der Regel 9\u201410 g) der fein gepulverten lufttrockenen Samen oder Keimpflanzen bei Zimmertemperatur mit ca. 100 ccm l\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure. Nach ca. 2 st\u00e4ndiger Einwirkung der S\u00e4ure wurde das Extrakt durch Filtration vom Ungel\u00f6sten getrennt und sodann mit Chlorcalcium und Ammoniak versetzt. Es war anzunehmen, da\u00df durch diesen Zusatz die durch die Salzs\u00e4ure in L\u00f6sung gebrachte Phosphors\u00e4ure als Calciumphosphat gef\u00e4llt wurde; allerdings liegt es im Bereich der M\u00f6glichkeit, da\u00df dem Niederschlag auch Magnesiumphosphat beigemengt war. Der durch Chlorcalcium und Ammoniak erzeugte Niederschlag wurde nun abfiltriert und ausgewaschen, hierauf mit ca. 50 ccm Ammoncitratl\u00f6sung \u00fcbergossen. Wir lie\u00dfen das Gemisch mindestens 24 Stunden lang bei Zimmertemperatur stehen, dann wurde die L\u00f6sung durch Filtration vom R\u00fcckstand getrennt und nun mit Magnesiummixtur versetzt, um die von dem Citrat gel\u00f6ste Phosphors\u00e4ure als Ammoniummagnesiumphosphat zu f\u00e4llen. Damit diese Verbindung gen\u00fcgende Zeit zur Ausscheidung hatte, lie\u00dfen wir die mit der Magne^iamixtur versetzte Fl\u00fcssigkeit mindestens 2 Tage lang stehen. Nach diesem Verfahren untersuchten wir folgende Samenarten :1 2)\n1)\tMit diesem Namen bezeichnen wir der K\u00fcrze halber die bekannte Mischung von Chlormagnesium, Chlorammonium und Ammoniak.\n2)\tDie Koniferensamen wurden vor der Behandlung mit l\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure mit Hilfe von \u00c4ther entfettet.","page":479},{"file":"p0480.txt","language":"de","ocr_de":"480\nE. Schulze und N. Castoro,\nSamen von Lupinus angustifolius (blaue Lupine), entsch\u00e4lt ;\n\u00bb\t\u00bb\tLens\tesculenta (Linse);\n\u00bb\t\u00bb\tVicia\tFaba (Ackerbohne);\n\u00bb\t\u00bb Zea Mais (Mais) ;\n\u00bb\t\u00bb\tPicea\texcelsa (Rottanne) ;\n\u00bb\t\u00bb\tPinus\tLaricio (Schwarzkiefer);\n\u00bb\t\u00bb\tPinus\tStrobus (Weymutskiefer) ;\n\u00bb\t\u00bb Pinus Cembra (Arve), entsch\u00e4lt.\nNur die Samen von Pinus Strobus lieferten eine Ausscheidung von Ammoniummagnesiumphosp^at, deren Quantit\u00e4t jedoch ganz unbetr\u00e4chtlich war. Alle \u00fcbrigen Samenarten lieferten kein Ammoniummagnesiumphosphat. In diesen Objekten lie\u00dfen sich also nach unserem Verfahren keine anorganischen Phosphate nachweisen, ein Ergebnis, welches im Einklang mit den von Hart und Andrews gemachten Beobachtungen steht.\nAnders war es bei etiolierten Keimpflanzen; hier erhielten wir Niederschl\u00e4ge von Ammoniummagnesiumphosphat von nicht unbetr\u00e4chtlichem Gewicht. F\u00fcr unsere Versuche verwendeten wir zun\u00e4chst 12t\u00e4gige Keimpflanzen von Lens esculenta, Vicia Faba und Zea Mais, gewachsen auf Gazenetzen, die \u00fcber flache, mit destilliertem Wasser gef\u00fcllte Gef\u00e4\u00dfe gespannt waren; nach der Ernte waren die Pfl\u00e4nzchen im Trockenschrank bei ca. 60\u00b0 getrocknet worden. Sp\u00e4ter verwendeten wir noch f\u00fcr unsere Untersuchung 3w\u00f6chentliche Keimpflanzen von Lupinus albus und 4w\u00f6chentliche Keimpflanzen von Vicia sativa. Diese Pfl\u00e4nzchen wurden nicht im Trockenschrank getrocknet, sondern in absoluten Alkohol geworfen, nachdem sie zuvor durch 24st\u00fcn~ diges Liegen an der Luft einen Teil ihres Vegetationswassers verloren hatten; nach mehrt\u00e4gigem Verweilen unter dem Alkohol wurden sie herausgenommen und nun zuerst \u00fcber Schwefels\u00e4ure, dann bei einer Temperatur von 25\u201430\u00b0 getrocknet.1) Die bei Untersuchung dieser Keimpflanzen nach den von uns\n*) Das Trocknen bei erh\u00f6hter Temperatur geschah nur, um die Pfl\u00e4nzchen leichter zerreiben zu k\u00f6nnen. Der alkoholische Extrakt, der sich beim Ubergie\u00dfen der Pfl\u00e4nzchen mit absolutem Alkohol bildete, wurde nicht auf Phosphate untersucht; wir bestimmten aber seinen Gehalt an Trockensubstanz und ber\u00fccksichtigten letztere bei Berechnung des f\u00fcr die Bestimmungen verwendeten Quantums von Keimpflanzentrockensubstanz.","page":480},{"file":"p0481.txt","language":"de","ocr_de":"Findet man i. Pflanzensamen u. i. Keimpflanzen anorgan. Phosphate? 481\nbeschriebenen Verfahren erhaltenen Resultate teilen wir im folgenden mit, erw\u00e4hnen aber zuvor noch, da\u00df die durch Magnesiamixtur hervorgebrachten F\u00e4llungen im Aussehen mit Ammoniummagnesiumphosphat \u00fcbereinstimmten und Phosphors\u00e4ure enthielten, wie mit Hilfe von Molybd\u00e4ns\u00e4uresolution nachgewiesen wurde:1)\nZw\u00f6lft\u00e4gige Keimpflanzen von Zea Mais:\n9,360 g Trockensubstanz gaben 0,0115 g Mg.2P207 = 0,077 \u00b0/o P205;\nZw\u00f6lft\u00e4gige Keimpflanzen von Vicia Faba:\n9,447 g Trockensubstanz gaben 0,0340 g Mg2P207 \u2014 0,23 \u00b0/o P205;\nZw\u00f6lft\u00e4gige Keimpflanzen von Lens eseulenta:\n9,300 g Trockensubstanz gaben 0,0480 g Mg2P2Q7 = 0,32 \u00b0/o P205;\nDreiw\u00f6chentliche Keimpflanzen von Lupinus albus:\n7,430 g Trockensubstanz2) gaben 0,050 g Mg2P207 = 0,42\u00b0/o P205;\nVierw\u00f6chentliche Keimpflanzen von Vicia sativa:\n8,540 g Trockensubstanz gaben 0,0670 g Mg2P207 = 0,49 \u00b0/o P205.\nDie aus dem Gewicht der Niederschl\u00e4ge berechneten Phosphors\u00e4urequantit\u00e4ten sind nicht unbedeutend, wie sich aus einem Vergleich dieser Quantit\u00e4ten mit dem durchschnittlichen Gehalt der betreffenden Samen an Phosphors\u00e4ure ergibt. Der letztere betr\u00e4gt z. B. f\u00fcr die Samen der Wicke 1,17 \u00b0/o, f\u00fcr die Lupinensamen l,64\u00b0/o, f\u00fcr die Samen der Ackerbohne l,39\u00b0/o, f\u00fcr die Maisk\u00f6rner 0,69 \u00b0/o.3)\nEntstammt aber die im Magnesianiederschlag zur Ausscheidung gebrachte Phosphors\u00e4ure wirklich anorganischen Phosphaten? Diese Frage mu\u00df doch wohl bejaht werden. Wollte man annehmen, da\u00df jene Phosphors\u00e4ure durch die l\u00b0/oige Salzs\u00e4ure aus organischen Verbindungen abgespalten worden sei, so w\u00e4re es auffallend, da\u00df bei den ungekeimten Samen nicht das Gleiche eingetreten ist. Um jedoch noch eine weitere St\u00fctze f\u00fcr unsere Ansicht zu erhalten, haben wir noch einige Versuche in folgender Weise angestellt: Ein abgewogenes\np Es liegt im Bereich der M\u00f6glichkeit, da\u00df diese Niederschl\u00e4ge Beimengungen in kleiner Quantit\u00e4t eingeschlossen haben. Auch wenn dies der Fall gewesen sein sollte, w\u00fcrden die aus unseren Versuchen abgeleiteten Schlu\u00dffolgerungen nicht zu modifizieren sein.\n2)\tMan vgl. die Anmerkung auf der vorigen Seite.\n3)\tWir entnehmen diese Zahlen den von E. v. Wolff herr\u00fchrenden Zusammenstellungen.","page":481},{"file":"p0482.txt","language":"de","ocr_de":"482\nE. Schulze und N. Castoro,\nQuantum der fein gepulverten Keimpflanzen wurde mit soviel verd\u00fcnnter Chlorcaleiuml\u00f6sung \u00fcbergossen, da\u00df die Masse von der Fl\u00fcssigkeit durchfeuchtet war; nach 24 Stunden setzten wir dann ca. 50 ccm Ammoncitratl\u00f6sung zu, trennten nach 24st\u00fcndiger Einwirkung die Fl\u00fcssigkeit vom Ungel\u00f6sten und versetzten sie nun mit Magnesiamixtur. Auch in diesem Falle erhielten wir Magnesiumphosphatniederschl\u00e4ge, deren Gewicht allerdings meistens etwas geringer war, als bei Anwendung des zuerst beschriebenen Verfahrens, wie* aus folgenden Angaben zu ersehen ist:\nZw\u00f6lft\u00e4gige Keimpflanzen von Zea Mais:\n9.360\tg Trockensubstanz gaben 0,0110 g Mg2P207 = 0,074\u00b0/o P205;\nZw\u00f6lft\u00e4gige Keimpflanzen von Vicia Faba:\n9,4470 g Trockensubstanz gaben 0,0340 g Mg2P207 = 0,23 \u00b0/o P2Os;\nZw\u00f6lft\u00e4gige Keimpflanzen von Lens esculenta:\n8.360\tg Trockensubstanz gaben 0,0370 g Mg2P207 = 0,28 \u00b0/o P205;\nDreiw\u00f6chentliche Keimpflanzen von Lupinus albus:\n7,430 g Trockensubstanz gaben 0,0375 g Mg2P207 = 0,32 \u00b0/o P205.\nGegen die Annahme, da\u00df die in diesen Versuchen in Form der Ammoniummagnesiumverbindung zur Ausscheidung gebrachte Phosphors\u00e4ure anorganischen Phosphaten entstammte, die in den Untersuchungsobjekten enthalten waren, wird wohl ein Einwurf noch weniger zu erheben sein, als gegen die aus den ersten Versuchen abgeleitete Schlu\u00dffolgerung. Selbstverst\u00e4ndlich aber k\u00f6nnen die nach dem einen wie nach dem anderen Verfahren erhaltenen Zahlen zu niedrig sein. Wenn man die anorganischen Phosphate mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure in L\u00f6sung bringt und diese L\u00f6sung sodann mit Chlorcalcium und Ammoniak versetzt, so kann neben Calciumphosphat auch Magnesiumphosphat sich ausscheiden; letzteres aber l\u00f6st sich bekanntlich nicht in Ammoncitrat auf. Auch wenn man die zerriebenen Keimpflanzen mit Chlorcaleiuml\u00f6sung anfeuchtet und dann Ammoncitratl\u00f6sung zuf\u00fcgt, kann das Vorhandensein einer Magnesiumverbindung bewirken, da\u00df die Phosphors\u00e4ure der anorganischen Phosphate nicht vollst\u00e4ndig in die Citratl\u00f6sung eingeht.1)\nfl Bekanntlich ist die Asche der Pflanzensamen relativ reich an Magnesia. Der Gehalt daran ist fast immer viel gr\u00f6\u00dfer als der Kalkgehalt.","page":482},{"file":"p0483.txt","language":"de","ocr_de":"Findet man i. Pflanzensamen u. i. Keimpflanzen anorgan. Phosphate ? 483\nUnsere Versuche f\u00fchren zu der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df etiolierte Keimpflanzen im Gegensatz zu den ungekeimten Samen anorganische Phosphate in betr\u00e4chtlicher Menge enthalten und da\u00df also in den bei Lichtabschlu\u00df sich entwickelnden Keimpflanzen Phosphors\u00e4ure aus organischen in anorganische Verbindungen \u00fcbergeht. Da\u00df die diesem Schicksal verfallende Phosphors\u00e4uremenge eine betr\u00e4chtliche ist, l\u00e4\u00dft sich aus den Ergebnissen unserer Versuche schlie\u00dfen, wenn letztere auch nicht als eine Grundlage f\u00fcr genaue Berechnungen angesehen werden\nk\u00f6nnen.\nBekanntlich geh\u00f6ren die Samen zu den an Proteinstoffen und an Phosphors\u00e4ureverbindungen reichsten Pflanzenteilen. Man darf behaupten, da\u00df im allgemeinen der Phosphors\u00e4uregehalt der Samen mit ihrem Proteingehalt steigt und f\u00e4llt, wenn freilich auch ein bestimmtes Mengenverh\u00e4ltnis der Phosphors\u00e4ure zum Stickstoff nicht besteht.\nMan wollte der Phosphors\u00e4ure eine Rolle bei der Bildung der Proteinstoffe zuschreiben; doch kann dies nur insoweit, als es sich um die Bildung phosphorhaltiger Proteinstoffe handelt, f\u00fcr zutreffend gelten.l) Neben solchen Stoffen finden sich in den Samen noch manche andere organische Phosphors\u00e4ureverbindungen vor, unter denen die bei der Spaltung Ino sit liefernde gepaarte Phosphors\u00e4ure der Quantit\u00e4t nach oft zu pr\u00e4-valieren scheint. Diese Stoffe dienen, wie man annehmen darf, als Reservematerial; sie liefern dem in der Entwicklung begriffenen Embryo die zur Bildung von Nuclein, Lecithin usw. erforderliche Phosphor s\u00e4ure. Im Einklang mit dieser Anschauung steht auch die Tatsache, da\u00df die Samenschalen sehr arm an Phosphors\u00e4ure sind, w\u00e4hrend in den nach Entfernung der Schalen \u00fcbrig bleibenden Teilen der Samen viel Phosphors\u00e4ure sich findet. Wir erhielten z. B. f\u00fcr die Samen von Pinus\nCembra und Pinus maritima folgende Zahlen:\nPinus Cembra Pinus maritima\n( entsch\u00e4lte Samen \\ Schalen\n( Samen mit Schalen \\ Schalen\n1,60 \u00b0/o p2o5\n0,066 \u00b0/o\t\u00bb\n1,26 \u00b0/o\t\u00bb\n0,083 \u00b0/o\t\u00bb\ni) Man vergleiche in bezug auf diese Fragen auch die oben zitierte Abhandlung 0. Loews.","page":483},{"file":"p0484.txt","language":"de","ocr_de":"484 E. Schulze und N. Castoro, Findet man in Pflanzensamen etc.\nDie Phosphors\u00e4ure findet sieh also vorzugsweise in denjenigen Samenteilen vor, in welchen auch die als Reservematerial dienenden Proteinstoffe, Fette und Kohlenhydrate enthalten sind. Da\u00df mit der Quantit\u00e4t der Reserveproteinstoffe auch die Phosphors\u00e4uremenge steigt und f\u00e4llt, ist ohne Zweifel vorteilhaft f\u00fcr den sich entwickelnden Embryo und kann als eine Anpassungserscheinung betrachtet werden.\nMan glaubte fr\u00fcher, da\u00df in den Samen anorganische Phosphate als Reservestoffe aufgespeichert ^eien; jetzt m\u00fcssen wir aber annehmen, da\u00df vorzugsweise oder ausschlie\u00dflich organische Phosphors\u00e4ureverbindungen als Reservematerial fungieren. Q L\u00e4\u00dft man die Keimpflanzen sich unter Lichtabschlu\u00df l\u00e4ngere Zeit entwickeln, so geht, wie aus den von uns mitgeteilten Versuchsergebnissen zu schlie\u00dfen ist, ein Teil der Phosphors\u00e4ure aus organischen in anorganische Verbindungen \u00fcber. Diese Umwandlung wird vermutlich nur in sehr geringem Ma\u00dfe eintreten, falls die Keimpflanzen unter normalen Verh\u00e4ltnissen sich entwickeln. Zu den Verbindungen, die im letzteren Falle auf Kosten des phosphors\u00e4urehaltigen Reservematerials sich bilden, sind auch die Lecithine zu rechnen: denn nach den Versuchen W. Maxwells* 2) und J. Stoklasas3) tritt in den am Licht sich entwickelnden Keimpflanzen eine starke Zunahme des Lecithingehalts ein.\n*) Man vgl. auch die Arbeit von Lilienfeld und Monti \u00fcber die mikrochemische Lokalisation des Phosphors in den Geweben, Referat im Chem. Zentralblatt, 1893, S. 50\u201451.\n2)\tAmerican Chem. Journal, 1891, Bd. 13, S. 16.\n3)\tBull, de la Soc. Chim., Paris (3), Bd. 17, S. 520.","page":484}],"identifier":"lit17949","issued":"1904","language":"de","pages":"477-484","startpages":"477","title":"Findet man in den Pflanzensamen und in Keimpflanzen anorganische Phosphate","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:21:41.251960+00:00"}