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{"created":"2022-01-31T13:23:38.927345+00:00","id":"lit17953","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Peter Bergell","role":"author"},{"name":"Theodor D\u00f6rpinghaus","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 41: 530-534","fulltext":[{"file":"p0530.txt","language":"de","ocr_de":"Die \u00abKohlehydratgruppe\u00bb des Serumglobulins, des Serumalbumins\nund des Eieralbumins.\nVon\nEmil Abderhalden, Peter Bergell und Theodor D\u00f6rpinghaus.\n______ \u2022\n(Aus dem I. chemischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.)\n(Der Redaktion zugegangen am 21. April 1904.)\nSeitdem in einigen den genuinen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern nahestehenden K\u00f6rpern, den Mucinen und Mucoiden, eine Verbindung \u2014 Glukosamin \u2014 nachgewiesen worden ist, welche eine Mittelstellung zwischen den Kohlehydraten und den Aminos\u00e4uren einnimmt, lag der Versuch nahe, auch die eigentlichen Eiwei\u00dfk\u00f6rper auf das Vorhandensein einer Kohlehydratgruppe zu untersuchen, und falls sich eine solche nachweisen lie\u00df, deren Bindungsart im Eiwei\u00dfmolek\u00fcl festzustellen. Es sind denn auch in den letzten Jahren eingehende Untersuchungen in dieser Richtung vorgenommen worden, deren Resultate zu weittragenden Schl\u00fcssen speziell \u00fcber die Zuckerbildung aus Eiwei\u00df Veranlassunggaben. So gibt Langstein an,1) im Serumalbumin neben Glukosamin eine noch nicht aufgekl\u00e4rte Kohlehydrats\u00e4ure, im Serumglobulin Glukose, ferner Fruktose und eine Aminohexose, die mit Glukosamin nicht identisch war, gefunden zu haben. Langstein best\u00e4tigte ferner den Befund von Glukosamin im Eieralbumin, weist aber darauf hin, da\u00df die von ihm isolierte Verbindung, nach der Kristallform zu schlie\u00dfen, nicht das gew\u00f6hnliche Glukosamin w\u00e4re.\n*) Langstein, Die Kohlehydrate des kristallisierten Serumalbu-mins. Beitr\u00e4ge zur chem. Physiologie und Pathol., Jg. 1, S. 259.\n\u2014 Die Kohlehydrate des Serumglobulins (I. Mitteilung). Sitzungsberichte der Kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien. Mathem.-naturw. Klasse; Bd. CXII, Abt. Ilb, Mai 1903.\n\u2014 Die Kohlehydratgruppe des kristallisierten Ovalbumins. Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, S. 49, 1900/01.","page":530},{"file":"p0531.txt","language":"de","ocr_de":"Die \u00abKohlehydratgruppe\u00bb des Serumglobulins, des Serumalbumins etc. 531\nDa ein Teil der in der Literatur niedergelegten Schl\u00fcsse durch die mitgeteilten experimentellen Befunde nicht gen\u00fcgend gest\u00fctzt wird, und es andererseits von hohem Werte war, in einwandfreier Weise festzustellen, inwiefern und in welcher Weise Kohlehydrate am Aufbau des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls beteiligt waren, haben wir mit Ber\u00fccksichtigung der Reinheit des Ausgangsmateriales die erw\u00e4hnten drei Eiwei\u00dfk\u00f6rper auf ihren Kohlehydratgehalt resp. auf deren Beimengung untersucht.\n1. Serumglobulin.\nZehn Portionen von je 50 g Serumglobulin1) wurden mit je 1 1 5\u00b0/oiger Bromwasserstoffs\u00e4ure 3x/a Stunden in lebhaftem Sieden unter R\u00fcckflu\u00df erhalten. Nachdem nach dem Erkalten jede Portion f\u00fcr sich mit einer konzentrierten L\u00f6sung von Phosphorwolframs\u00e4ure bis zu einem geringen \u00dcberschu\u00df versetzt worden war, wurde die L\u00f6sung unter 40\u00b0 im Vacuum eingedampft und von Zeit zu Zeit die S\u00e4ure mit Bleikarbonat abgestumpft. Der Rest des Broms wurde durch frisch gef\u00e4lltes Silberoxyd und Silberkarbonat entfernt. Die w\u00e4hrend dieser Operation bei den verschiedenen Konzentrationen ausgef\u00fchrten Titrationen zeigten bereits, da\u00df weniger als 1 \u00b0/o der angewandten Globulinmenge an reduzierenden Substanzen vorhanden war. Nachdem bis zu einem Gehalt von ca. 1 \u00b0/o Zucker (Reduktionswert) eingeengt worden war, wurde mit Bleizucker gef\u00e4llt, und aus dem Filtrat der Zucker mit dem durch vorsichtigen Zusatz von Ammoniak entstehenden Bleiniederschlag abgeschieden. Die Kontrolle der F\u00e4llungsfraktionen ergab, da\u00df nur geringe Verluste entstanden waren. Nach erfolgter Ausf\u00e4llung des Bleies mit Schwefelwasserstoff und Verjagung des letzteren hinterblieb eine farblose, wasserklare L\u00f6sung.\nDieselbe zeigte eine deutliche positive G\u00e4rungsprobe, drehte schwach rechts (entsprechend 0,26 g Glukose; Wert jedenfalls etwas zu niedrig infolge eventueller Anwesenheit von Aminos\u00e4uren). Die gesamte L\u00f6sung wurde zur Darstellung des Osazons verwendet. Das Osazon kristallisierte vollst\u00e4ndig\nfl Das Pr\u00e4parat verdanken wir der Liberalit\u00e4t der Direktoren der Farbwerke zu H\u00f6chst.","page":531},{"file":"p0532.txt","language":"de","ocr_de":"532 Emil Abderhalden, Peter Bergell u. Theodor D\u00f6rpinghaus,\nin den bekannten zu Garben vereinigten Nadeln. Von denselben erschien ein Teil in hei\u00dfem Wasser leichter l\u00f6slich.\nAn in hei\u00dfem Wasser schwerl\u00f6slichen Osazon wurden 0,45 g erhalten. Schmelzpunkt 199\u2014201\u00b0 (korr. 204\u00b0). Die Analyse ergab :\n0,1938 g Substanz gaben 0,4322 g C02 und 0,1087 g N20.\nBerechnet\tGefunden\nG 60,33\u00b0/o ; H 6,14\u00b0/o\tC 60,82>; H 6,18\u00b0/o.\nNach dem Umkristallisieren aus verd\u00fcnntem Alkohol wurden folgende Zahlen erhalten:\n0,1559 g Substanz gaben 0,3474 g C02 und 0,0873 g H20\n= 60,77 \u00b0/o G und 6,22 \u00b0/o H.\nMit reinem Glukosazon vermengt, schmolz die Substanz\nwiederum genau bei 203\u2014204\u00b0 (korr.).\nDie Menge des in hei\u00dfem Wasser zun\u00e4chst l\u00f6slichen Osazons betrug 0,40 g. (Die Gesamtmenge des v\u00f6llig auskristallisierten Osazons aus 500 g Serumglobulin betrug daher 0,85 g). Der Schmelzpunkt war 186\u2014188\u00b0 (189,5\u2014191,5 korr.). Nach einmaligem Umkristallisieren aus sehr verd\u00fcnntem Alkohol stieg der Schmelzpunkt auf 199\u00b0 (korr. 203\u00b0). Die Substanzmenge betrug noch 0,3 g.\nDie Analyse ergab:\n0,1772 g Substanz gaben 0,3952 g C02 und 0,0985 g H20\n= 60,82 \u00b0/o C und 6,19 \u00b0/o H.\nDie Untersuchung zeigt, da\u00df sich aus dem Serumglobulin eine sehr geringe Menge eines Kohlehydrates erhalten l\u00e4\u00dft, dessen Osazon Glukosazon ist. Die Hauptmenge dieses Kohlehydrates ist jedenfalls Glukose, ob Spuren von Glukosamin zugleich vorhanden sind, k\u00f6nnen unsere Untersuchungen nicht entscheiden. Die Menge der Glukose betr\u00e4gt ca. 0,1 \u00b0/o des verwendeten Serumglobulins. Anhaltspunkte f\u00fcr die Anwesenheit der weiteren von Herrn Langstein erw\u00e4hnten Verbindungen der Kohlehydratgruppe konnten wir keine finden.\nNach der Pf l\u00fcg er sehen Methode der Glykogenbestimmung konnten wir zudem einen dextrinartigen K\u00f6rper gewinnen, bei dessen Hydrolyse durch S\u00e4ure Glukose auftrat.","page":532},{"file":"p0533.txt","language":"de","ocr_de":"Die \u00abKohlehydratgruppe\u00bb des Serumglobulins, des Serumalbumins etc. 533\nNach diesen Befunden halten wir es nicht f\u00fcr erwiesen, da\u00df ein Kohlehydrat als prim\u00e4res Spaltprodukt des Serumglobulins vorliegt. Vielmehr sprechen unsere Resultate, und speziell auch die Beobachtung, da\u00df der Kohlehydratgehalt des Serumglobulins je nach dem Pr\u00e4parat ein verschieden hoher ist, daf\u00fcr, da\u00df das Serumglobulin keine vorgebildete Kohlehydratgruppe enth\u00e4lt. Nat\u00fcrlich ist die M\u00f6glichkeit, da\u00df das Serumglobulin ein Gemenge verschiedener Eiwei\u00dfk\u00f6rper darstellt, unter denen einer die Kohlehydratgruppe tr\u00e4gt und in geringer Menge vorhanden ist, zuzugeben. Ehe jedoch derartige Produkte isoliert sind, kann man von einem Vorhandensein der Kohlehydratgruppe im Eiwei\u00df nicht in dem Sinne sprechen, wie z. B. von dem sicheren Nachweis der Oxyamino-s\u00e4uren (Serin, Oxypyrrolidinkarbons\u00e4ure).\n%\t2. Serumalbumin.\nNach Gr\u00fcbler dargestelltes, kristallisiertes Serumalbumin ergab bei der ersten Kristallisation fast ausnahmslos positive Reaktion nach Moli sch. Der Ausfall der Reaktion war ein sehr verschiedener. Durch wiederholtes Umkristallisieren lie\u00dfen sich Pr\u00e4parate erhalten, welche bei vollst\u00e4ndiger Erhaltung der Kristallform keine Spur einer Molisch-Reaktion ergaben. Es konnte auch bei der Hydrolyse keine reduzierende Substanz erhalten werden. Dieser Befund zeigt, wie wenig Garantie die Kristallisierbarkeit bei den Eiwei\u00dfk\u00f6rpern bez\u00fcglich deren Einheitlichkeit gibt. Jedenfalls spricht der Umstand, da\u00df es gelingt, \u00abkohlehydratfreies\u00bb Serumalbumin darzustellen, nicht f\u00fcr die Auffassung einer Kohlehydratgruppe im Molek\u00fcl, sondern eher f\u00fcr eine Beimengung.\n9\n3. Eieralbumin.\n100 g Ovalbumin wurden nach erfolgter Quellung mit Kalilauge mit 21 3 \u00b0/o iger Salzs\u00e4ure am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler 5 Stunden im Sieden erhalten. Nach dem Abk\u00fchlen wurde abfiltriert, das Filtrat nach Bau mahn benzoyliert, das reichlich ausgeschiedene Benzoylprodukt abgesaugt, mit verd\u00fcnntem Ammoniak und Wasser ausgewaschen und getrocknet. Das isolierte Produkt\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLI.\t35","page":533},{"file":"p0534.txt","language":"de","ocr_de":"534 Abderhalden, Bergeil u. D\u00f6rpinghaus, Kohlehydratgruppe etc.\nstellte ein fast wei\u00dfes Pulver dar. Es wurde in hei\u00dfem Alkohol gel\u00f6st, nach 24st\u00fcndigem Stehen abfiltriert, und das Filtrat mit viel Wasser verd\u00fcnnt. Der erst halbfeste, sp\u00e4ter k\u00f6rnige Niederschlag wurde abfiltriert, mit hei\u00dfem Wasser gewaschen und im Rohr mit konzentrierter Salzs\u00e4ure 24 Stunden auf 100\u00b0 erhitzt. Nach dem Erkalten wurde mit Wasser verd\u00fcnnt, von der Benzoes\u00e4ure abfiltriert, ausge\u00e4thert und im Vacuum eingedampft. Der zur\u00fcckbleibende Sirup kristallisierte zum gr\u00f6\u00dften Teil. Derselbe wurde mit absolutem A^ohol gewaschen und umkristallisiert.\nDie erhaltenen Kristalle unterschieden sich nicht von denen des gew\u00f6hnlichen salzsauren Glukosamins. Die isolierte\nMenge war gering, ca. 0,25 g.\nDie Analyse ergab von der im Vacuum \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrockneten Substanz:\n0,1802 g Substanz gaben 0,2140 g C02 und 0,10152 g N20 Berechnet: 33,34\u00b0/o G und 6,49\u00b0/o H Gefunden: 32,39\u00b0/o G und 6,36\u00b0/o H.\nDer Rest wurde zur Darstellung eines Osazons verwendet, welches Kristallform, L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse und Schmelzpunkt des Glukosazons zeigte.\nDie Untersuchung zeigt, da\u00df das aus Eieralbumin erh\u00e4ltliche Kohlehydrat h\u00f6chst wahrscheinlich als das gew\u00f6hnliche Glukosamin und nicht als das von Herrn Langstein vermutete isomere Produkt anzusprechen ist. Die erhaltene Menge ist gering. Der Befund, da\u00df verschiedene Pr\u00e4parate von Ovalbumin einen sehr verschiedenen Kohlehydratgehalt resp. Reduktionswert besitzen, macht es auch hier zweifelhaft, ob die Kohlehydratgruppe dem Eieralbumin als solchem zukommt, oder nicht vielmehr in irgend einer Form demselben beigemengt ist.","page":534}],"identifier":"lit17953","issued":"1904","language":"de","pages":"530-534","startpages":"530","title":"Die \"Kohlehydratgruppe\" des Serumglobulins, des Serumalbumins und des Eieralbumins","type":"Journal Article","volume":"41"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:23:38.927350+00:00"}