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{"created":"2022-01-31T13:26:44.240403+00:00","id":"lit17964","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hetper, J.","role":"author"},{"name":"L. Marchlewski","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 42: 65-69","fulltext":[{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Blutfarbstoffs. \u00dcber die Formel des H\u00e4mins.\n(Zweite vorl\u00e4ufige Mitteilung.)\nVon\nJ. Hetper und L. Marchlewski.\n(Yorgologt der Akademie der Wissenschaften zu Krakau in der Sitzung vom \u00bb. Mai HHI4.)\n(Der Redaktion zugegangen am Ui. Mai 11*04.)\nIn unserer vorigen Mitteilung1) \u00fcber den Blutfarbstoff haben wir gezeigt, da\u00df M\u00f6rners H\u00fctnin ein Produkt ist, welches in sehr naher Beziehung zum sog. Aceth\u00e4min steht, da\u00df seine Zusammensetzung sehr von den physikalischen Bedingungen abh\u00e4ngt, unter welchen dasselbe dargestellt wird, und da\u00df es in den meisten F\u00e4llen nur sehr wenig OC2H:i-Gruppen enth\u00e4lt, obwohl es niemals frei von \u00c4thoxyl ist. Au\u00dferdem gelang es uns, zu zeigen, da\u00df es m\u00f6glich ist, M\u00f6rners H\u00e4min in Aceth\u00e4min umzuwandeln, und dann blieb nur noch die Frage offen, ob Aceth\u00e4min das erste gef\u00e4rbte Spaltungsprodukt des H\u00e4moglobins ist, oder ob, wie der Name anzeigt, das Kssigs\u00e4ure-radikal ein integrier\u00e9nder Bestandteil desselben bildet. Angesichts der Unm\u00f6glichkeit, die Anwesenheit einer am Kohlenstoff oder Stickstoff hal tenden Acetylgruppe durch Verseifungsversuche nachzuweisen, waren Nencki und Zaieski2) geneigt, anzunehmen, da\u00df in Wirklichkeit die genannte Gruppe abwesend ist, obwohl die M\u00f6glichkeit, da\u00df der Cll3 \u2022 C< )-Rest am Kohlenstoff befestigt ist, nicht abzuweisen war. Mehr beweisende Gr\u00fcnde bewogen sp\u00e4ter Zaieski,3) dieselbe Annahme zu machen. Dieser Forscher kam zur \u00dcberzeugung, da\u00df die Spaltung des \u00abAceth\u00e4mins\u00bb in H\u00e4matoporphyrin nach der Gleichung:\nC34H3304N4FeCl -f 2 HBr -f 211,0 - C3lH3806N4 -f FeBr, '-f HCl\nf\n\u00bb) Bull, intern, de l'Acad. des Sciences de Cracovie. Dezember 1008.\n\u2022) Diese Zeitschrift, Bd. XXX, 40\u00ab (BKKli.\n3) Bull, intern, de l'Acad. des Sciences de Cracovie, 1002, S. 512.\nIloppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XL1I.\t;>","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"60\nJ. Helper und L March lews k i,\nvor sich geht, und da das aus Aceth\u00e4inin\u00bb dargestellte H\u00e4mato-porphyrin in allen St\u00fccken dem H\u00e4matoporphyrin \u00e4hnelte, welches aus ll\u00e4minen dargeslellt wurde, die ohne Zuhilfenahme von Essigs\u00e4ure bereitet waren, so schlo\u00df Zaleski, da\u00df Essigs\u00e4ure bei der Darstellung des Aceth\u00e4mins keine, im wahren Sinne des Wortes chemische Holle spielt. Diese Untersuchung von Zaleski kann jedoch trotz ihrer Gr\u00fcndlichkeit und der gro\u00dfen experimentellen Fertigkeit des Verfassers unserer Ansicht nach noch nicht ausreichou, um die uns interessierende Frage zu erledigen. Der Beweis gr\u00fcndet sich haupts\u00e4chlich aul der Analyse des H\u00e4matoporphyrins und des Mesoporphyrins, also von K\u00f6rpern, welchen fr\u00fchere Untersuchungen wesentlich abweichende Formeln zugeschrieben haben. Ebenso k\u00f6nnen die neuesten K\u00fcstersehen interessanten Untersuchungen als wenig beweisend gelten, denn in allen F\u00e4llen werden die H\u00e4mine, welche urspr\u00fcnglich nach verschiedenen Methoden dargestellt waren, schlie\u00dflich durch Kristallisation aus Fisessig gereinigt, wobei also die Eint\u00fchrung des Acetylrestes m\u00f6glich war. Trotz der Bem\u00fchungen verschiedener Forscher konnte also die Frage nach der Zusammensetzung des einfachsten H\u00e4mins nicht als erledigt betrachtet werden. Unsere eigenen Untersuchungen, zu deren Beschreibung wir jetzt \u00fcbergehen, deren Beweiskraft wie wir glauben, bindend ist, f\u00fchren uns zum Schl\u00fcsse, da\u00df die Zusammensetzung des einfachsten H\u00e4mins tats\u00e4chlich, wie Zaleski annahm, durch die Formel U34H330,N4FeGl wiedergegeben wird. Unser Beweis ist folgender: Im Falle die Essigs\u00e4ure bei der Darstellung des Aceth\u00e4mins die Rolle eines synthetischen Agens spielt, dann sollte jede andere S\u00e4ure von \u00e4hnlichen Eigenschalten sich \u00e4hnlich dem Oxyh\u00e4moglobin gegen\u00fcber verhalten, d. h. es m\u00fc\u00dfte, allgemein gesprochen, ein Acvlh\u00e4min entstehen, welches von dem Aceth\u00e4min verschieden sein sollte. Propions\u00e4ure sollte in diesem Falle ein IVopioh\u00e4min bilden, tats\u00e4chlich sind aber die mit Essigs\u00e4ure und Propions\u00e4ure dargestellten H\u00e4mine vollst\u00e4ndig identisch.\nZur Darstellung von H\u00e4min unter Zuhilfenahme von Propions\u00e4ure verfahren wir wie folgt: 1 1 Propions\u00e4ure wurde mit Kochsalz ges\u00e4ttigt und nach dem Erw\u00e4rmen auf 95\u00b0 mit","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Blutfarbstoffs. \u00efber die Formel des H\u00e4mins. II. 67\n200 ccm Blut versetzt. Die Mischung wurde wiederum auf die Temperatur von 95\u00b0 gebracht und nacli dem Filtrieren der Kristallisation \u00fcberlassen. Nach zweit\u00e4gigem .Stehen wurden die Kristalle abfiltriert und die Mutterlauge behufs Regenerierung der Propions\u00e4ure mit Calciumchlorid \u00fcbers\u00e4ttigt, die obere Schicht abgehoben und durch Destillation rektifiziert. Ks wurden ca. 800 ccm Propions\u00e4ure wieder gewonnen, diese mit 200 ccm Irischer Propions\u00e4ure auf 1 1 gebracht und wiederum mit 200 ccm Blut wie vorher behandelt. Diese Operation wurde dann noch einmal wiederholt. Im ganzen wurde erhalten:\n1.\tDarstellung: 0.515 g H\u00e4min\n2.\t\u00bb\t0.555 \u00bb\t\u00bb\n3.\t\u00bb\t0,750 \u00bb\t\u00bb\nDas erhaltene H\u00e4min war vollst\u00e4ndig rein. Unter dem Mikroskop untersucht, erwiesen sich idle drei Pr\u00e4parate vollst\u00e4ndig einheitlich, amorphe Beimengungen wurden nicht bemerkt. Die Kristalle waren etwas gr\u00f6\u00dfer als die des sog. Acet-h\u00e4mins, aber sonst vollkommen mit letzteren identisch, wie aus den unserer Abhandlung im Bull, de l\u2019Acad. des .Sciences de Cracovie Mai 1904 beigef\u00fcgten photographischen Aufnahmen ersichtlich ist. Fig. 1 und 2 repr\u00e4sentieren H\u00e4min, welches mit Hilfe von Propions\u00e4ure dargestellt war, 3 < Aceth\u00e4min\u00bb und 4 \u00ab-Aceth\u00e4min\u00bb aus M\u00fcrners H\u00e4min bereitet. (Das zur letzten Aufnahme dienende Pr\u00e4parat war leider alt und die Kristalle teilweise zerbrochen.)\nDie Zusammensetzung entspricht genau der Formel ^34H88\u00d64ClFe, wie aus folgender Zusammenstellung ersichtlich ist:\n1.\t0.1201\tg gaben\t0.2000 g C0t\t(nach Mess\t; i n g c r )\t\n2'\t0.1430\t\u00bb \u00bb\t0.3262 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t>\t\n3.\t0.1254\t\u00bb \u00bb\t0.4012 \u00bb\t\u00bb\tund 0.1071\tg 11,0 und\t0.0201 g Fe/)\n4.\t0.2110\t\u00bb >\t10.3 ccm X (t\t= 10,5\u00b0, i\t\u00bb = 741 mrnj\t.\n1.\tC = 452\t1,53%. 2\t. = 02.21 %, 3.:\t- 02,05\u00b0 u\tC:,4H,3()4f:iFc\t'\t('m/1S6(V-IF<\n\t\tMittel:\tC = 02.46%\t\t02,48 \"u\t03.03%\no\tII -=\t5,52%\t\t\t5.ot; v\t5,25%\n3.\tFe\t8.40%\t\t\t8.50%'\t8,40%\n4.\tX =\t8,64%\t\t\t8,00\" o / 1\t8,40\" \u00ab\nDie physikalischen Kigenschaften beider H\u00e4mine, ob mit Hilfe von Propions\u00e4ure oder Essigs\u00e4ure dargestellt, sind voll-","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"08\n.1. Hetper und L. Marchlewski,\nst\u00e4ndig identisch. Die Spektra sind nicht voneinander zu unterscheiden. In verd\u00fcnnten Chloroforml\u00f6sungen, welche in der Weise hergestellt wurden, da\u00df zur L\u00f6sung von den H\u00e4minen in Chloroform -|- Chinin einige Tropfen Essigs\u00e4ure zugesetzt wurden, wurden 3 B\u00e4nder beobachtet, deren Lage durch die folgenden Wellenl\u00e4ngen charakterisiert sind:\nBand I: X\u2014655\u2014030 \u00bb II: X\u2014555\u2014534\n*\tIII: X\u2014524-497.\nln konzentrierteren L\u00f6sungen, in denen B\u00e4nder II und 111 zusammenflie\u00dfen, erscheint noch ein sehr schwaches Band auf der Na-Linie. Der Dimethyl\u00e4ther des H\u00e4mins, welchen wir nach den Angaben von Nencki und Zaleski darstellten, zeigt \u00fcbrigens ein kaum von dem obigen abweichendes Spektrum. Die genannten Autoren fanden f\u00fcr AlkohoLChloroform-L\u00f6sungen folgende Zahlen :\nBand I: X\u2014647\u2014030 > II: X\u2014501\u2014538 \u00bb III : X\u2014518\u2014500.\nDie L\u00f6sung des H\u00e4mins in Chloroform bei Anwesenheit von Chinin, Cinchonin oder Ammoniak zeigt ein wesentlich abweichendes Spektrum, auch die Farbe der L\u00f6sungen erh\u00e4lt einen r\u00f6tlichen Ton. Die hinreichend verd\u00fcnnte L\u00f6sung zeigt zwei B\u00e4nder:\nBand I: X\u2014015\u2014582\n*\tII: X\u2014500\u2014475.\nDas zweite Band ist schlecht deffiniert. Ganz \u00e4hnlich verhalten sich auch die L\u00f6sungen von Dimethylh\u00e4min. Zusatz von Essigs\u00e4ure verursacht, wie bereits erw\u00e4hnt, eine Zur\u00fcek-bilduug des dreib\u00e4ndigen Spektrums.\nDie alkoholischen L\u00f6sungen von H\u00e4min, sowie auch dessen Dimethyl\u00e4ther zeigen ein ganz abweichendes Spektrum von dem der alkoholischen. Das erste Band ist nach Violet hin verschoben, so da\u00df das weniger gebrochene Band des ersten Bandes in dieselbe Lage zu liegen kommt, wie das mehr gebrochene Band des ersten Bandes der Chloroforml\u00f6sung. Im Gr\u00fcn und Blau sind keine zwei B\u00e4nder zu beobachten, sondern nur eines,","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Blutfarbstoffe, i\u2019ber die Formel des H\u00e4mins. II. t>9\nwelches weiter nach dem Violet hin verschoben ist, als das dritte Hand der Chloroforml\u00f6sung.\nIm Ultraviolet werden sehr charakteristische Absorptionen beobachtet. Die Eisessig- und Chloroforml\u00f6sung von H\u00e4min oder dessen Dimethyl\u00e4ther erzeugt, in \u00e4u\u00dferst verd\u00fcnnten L\u00f6sungen angewandt, ein Hand auf der Tl-Linie. Ein Zusatz von Chinin zur letzteren verursacht die Verschiebung desselben auf die K\u00df-Linie.1)\nNachdem die empyrische Formel des H\u00e4mins in dieser Weise als aufgekl\u00e4rt zu betrachten ist, werden wir versuchen, das Molekulargewicht desselben wenigstens auf indirektem Wege zu bestimmen.\nZum Schlu\u00df m\u00fcssen wir noch auf ein Mi\u00dfverst\u00e4ndnis zur\u00fcckkommen, welches in unserer ersten Mitteilung enthalten ist. Wir schrieben K\u00fcster die Angabe zu, da\u00df Marners H\u00e4min eine Substanz sui generis sei: diese unsere Annahme erweist sich, wie wir aus der letzten Abhandlung K\u00fcsters2) ersehen, als irrt\u00fcmlich. Unsere unrichtige Interpretation der K\u00fcstersehen Ansicht findet ihre Ursache in der nicht gen\u00fcgend pr\u00e4zisen \u00c4u\u00dferung dieses Verfassers, bez\u00fcglich des M\u00f6rnerschen H\u00e4mins in seiner vorl\u00e4uiigen Mitteilung.3) Tats\u00e4chlich sind unsere Resultate mit denen von K\u00fcster im gro\u00dfen und ganzen \u00fcbereinstimmend, denn wir kommen beiderseits zu der Ansicht, da\u00df man aus M\u00f6rners H\u00e4min Aceth\u00e4min* erhalten kann. Der Unterschied in unseren Resultaten besteht darin, da\u00df wir im M\u00f6rnerschen H\u00e4min immer OCJI.-Gruppen fanden, obwohl die Menge derselben in einigen F\u00e4llen sehr gering war, w\u00e4hrend K\u00fcster dieselbe f\u00fcr frei von OC8Hrj-Gruppe erkl\u00e4rt. Unsere diesbez\u00fcglichen Resultate halten wir \u00fcbrigens durchaus aufrecht.\nKrakau, den 11. Mai.\n1 ) Vgl. Bull, intern, de l'Aead. des Sciences de Cracovie. Mai 1904. Tafel V. Siehe auch Gamgee. Z. f. Biologie 1890, S. \u00e4Of\u00bb.\n*) Diese Zeitschrift. 40, 391 11903/1).\n:M Her. d. deutsch, ehern. Gesellseh, 3\u00f6. 2918 il902i.","page":69}],"identifier":"lit17964","issued":"1904","language":"de","pages":"65-69","startpages":"65","title":"Zur Kenntnis des Blutfarbstoffs. \u00dcber die Formel des H\u00e4mins. (Zweite vorl\u00e4ufige Mitteilung)","type":"Journal Article","volume":"42"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:26:44.240408+00:00"}