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Der Phosphorsäuregehalt der Cerebrospinalflüssigkeit bei verschiedenen, insbesondere Nervenkrankheiten

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{"created":"2022-01-31T13:22:47.078804+00:00","id":"lit17971","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Donath, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 42: 141-148","fulltext":[{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Der Phosphors\u00e4uregehalt der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit bei verschiedenen, insbesondere Nervenkrankheiten.\nVon\nDr. J. Donath, Universit\u00e4tsdozent,\nOrdinarius der Nervenabteilung am St. Stephan-Spital in Budapest.\n(Der Redaktion zugegangen am 28. Mai 1904.)\nIn meiner voriges Jahr erschienenen Arbeit1) habe ich nachgewiesen, da\u00df das Cholin in der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit nicht nur bei solchen organischen Nervenkrankheiten gefunden wird, welche mit einem raschen Zerfall von Nervengeweben einhergehen, sondern da\u00df es auch bei Epilepsie vorkommt und als ein die Hirnrinde reizendes Gift bei der Ausl\u00f6sung des Krampfanfalles h\u00f6chst wahrscheinlich eine bedeutsame Rolle spielt. Da dieses Cholin offenbar aus dem Zerfall des Lecithins hervorgeht, so schien es mir nicht ohne Interesse zu sein, nachzusehen, ob parallel mit dem Cholin und aus derselben Quelle stammend nicht auch eine Anreicherung an Phosphors\u00e4ure nachzuweisen w\u00e4re. Es interessierte also hier die nicht an Eiwei\u00df gebundene Phosphors\u00e4ure. Allerdings ist der Eiwei\u00dfgehalt der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit unter normalen Verh\u00e4ltnissen ein geringer: 0,2\u20140,5\u00b0/oo; in \u00e4hnlichen Grenzen bewegt sich derselbe im allgemeinen bei nicht entz\u00fcndlichen Zust\u00e4nden des Zentralnervensystems, sowie dort, wo keine Stauung des Liquors, etwa durch Hirngeschwulst bedingt, stattfindet.2) Unter den\n*) Das Vorkommen und die Bedeutung des Cholins in der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit bei Epilepsie und organischen Erkrankungen des Nervensystems, nebst weiteren Beitr\u00e4gen zur Chemie derselben, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX.\n2) Vergl. Rieken (\u00dcber Lumbalpunktion, Deutsches Archiv f\u00fcr klin. Med., Bd. 56), der bei Tumor cerebri 2,17\u00b0/oo Eiwei\u00df (nach Esbach) fand, ferner Lichtheim (Sitzungsberichte, Deutsche med. Wochenschr.,","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nJ. Donath\nhier zur Phosphors\u00e4urebestimmung herangezogenen 30 F\u00e4llen von Lumbalpunktion war in 29 F\u00e4llen die entnommene Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit \u00fcberhaupt so eiwei\u00dfarm, da\u00df nach dem Ans\u00e4uern mit Essigs\u00e4ure und Aufkochen nicht nur kein Niederschlag, sondern \u00fcberhaupt keine Opaleszenz erfolgte. In solchen F\u00e4llen wurde \u00fcberhaupt von einer Filtration abgesehen.\nHierher geh\u00f6rige Phosphors\u00e4ureuntersuchungen sind in der Literatur \u00fcberhaupt sehr sp\u00e4rlich verzeichnet. Nawratzki1) fand unter den anorganischen Bestandteilen der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit von Kalb und Pferd qualitativ Phosphors\u00e4ure; ich (1. c.) fand sie beim Menschen in den nebenbei darauf untersuchten F\u00e4llen (mittels Salpeters auren Ammonmolybdats) konstant. Panzer2) gab die qualitative Analyse der Cere-brospinalfl\u00fcssigkeit von zwei ausgetragenen Kindern, deren Hydrocephalus intra partum punktiert wurde; er fand in dem einen Falle 0,0051 \u00b0/o P205; Jaksch3) gibt in seinem Lehrbuche f\u00fcr normalen Liquor 0,01\u20140,02\u00b0/o an.\nZu meinen Phosphors\u00e4urebestimmungen diente die elegante Neu mann sehe Methode, welche von diesem Autor schon im Jahre 1899 ver\u00f6ffentlicht und inzwischen wieder eingehender er\u00f6rtert wurde.4) Sie ist eine wesentliche Verbesserung der seit\n1893, Nr. 46 u. 47), der als ann\u00e4hernde Werte bei Meningitis tuberculosa bis 1,6, ja sogar 2,4(?)\u00b0/oo, bei Hirngeschw\u00fclsten von Spuren bis 0,8\u00b0/oo, bei Hirnabszess 0,7\u00b0/oo und bei akuter Myelitis l,0\u00b0/oo Eiwei\u00df angibt. Lenhartz (M\u00fcnchner med. Woehenschr., 1896, Nr. 8\u20149) sah den Eiwei\u00dfgehalt bei Entz\u00fcndungen bis zu 9\u00b0/oo steigen, Sch\u00e4fer (\u00dcber das Verhalten der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit bei Dementia paralytica und einigen anderen Formen des Schwachsinns, Allg. Zeitschr. f. Psychiatrie, Bd. 59) bestimmt denselben bei Dementia paralytica und epileptica zu 0,3\u20140,5\u00b0/oo.\n0 E. Nawratzki, Zur Kenntnis der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit, Diese Zeitschrift, Bd. XXIII.\n2)\tTh. Panzer, Zur Kenntnis der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit, Wiener klin. Woehenschr., 1899, Nr. 31.\n3)\tR. v. Jaksch, Klinische Diagnostik innerer Krankheiten, 5. Aufl.,\nS. 567.\n0 Albert Neumann, Archiv f. Anat. u. Physiol., Physiol. Abteil., 1900; ferner: Einfache Veraschungsmethode (S\u00e4uregemisch-Veraschung) und vereinfachte Bestimmung von Eisen, Phosphors\u00e4ure usw., Diese Zeitschrift, Bd. XXXVII.","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Der Phosphors\u00e4uregehalt der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit etc. 143\n1887 von Thilo, Handy, H. Pemberton jun., Hundeshagen gemachten Versuche, die Phosphors\u00e4ure in dem gelben Niederschlage von phosphormolybd\u00e4nsaurem Ammon alkalimetrisch zu bestimmen. W\u00e4hrend nun die letzteren Autoren sich damit begn\u00fcgten, den gelben Niederschlag in Kalilauge von bekanntem Titer zu l\u00f6sen und den Alkali\u00fcberschu\u00df mittels \u00e4quivalenter S\u00e4ure zur\u00fcckzutitrieren, entfernt Neumann nach dem L\u00f6sen des Niederschlages in \u00fcbersch\u00fcssiger Natronlauge das Ammoniak durch Kochen. Es wird dadurch der Hauptfehler der fr\u00fcheren Methode vermieden, da\u00df wegen der Gegenwart des Ammoniaks der Farbenumschlag des Phenolphtaleins ein langsamer und undeutlicher wird und so der \u00dcbergang des ges\u00e4ttigten Alkaliphosphates in das Dinatriumhydrophosphat nicht sofort beobachtet werden kann. Lakmus ist hier wegen der amphoteren Reaktion des Zweidrittelphosphates unbrauchbar, dagegen zeigt das Phenolphtalein das interessante Verhalten, durch das ges\u00e4ttigte Phosphat wie durch ein Alkali ger\u00f6tet zu werden, w\u00e4hrend das Dinatriumhydrophosphat auf dasselbe wie eine S\u00e4ure wirkt. Da der gelbe Niederschlag von phosphormolybd\u00e4nsaurem Ammoniak die Zusammensetzung\n2 (NH4)3P04 \u2022 24 MoOs \u2022 4 HN03 hat und nach der Gleichung:\n2 (NH4)3P04 \u2022 24 Mo03 \u2022 4 HN03 + 56 NaOH = 2 Na2HP04 -f 24 Na2Mo04 -f 4 NaN03 + 32 H20 -f [6 NH3]\nzerlegt wird, so besteht das g\u00fcnstige Verh\u00e4ltnis, da\u00df erst auf 56 Mol. NaOH 1 Mol. P205 kommt, mithin 1 ccm in Bindung getretener W2 NaOH 1,268 mg P205 entspricht. Entfernt man nun nach Zusatz etwas \u00fcbersch\u00fcssiger Halbnormalnatronlauge durch Kochen das Ammoniak, dann erfolgt auf Zur\u00fccktitrieren mit Halbnormalschwefels\u00e4ure sehr prompt die Entf\u00e4rbung des Phenolphtaleins.\nDie Verl\u00e4\u00dflichkeit der Neumannschen Methode pr\u00fcfte ich an einer L\u00f6sung von gew\u00f6hnlichem kristallisierten Natriumphosphat von ungef\u00e4hr 1 \u00b0/o Gehalt. Je 10 ccm derselben gaben in 4 Analysen 0,0232, 0,02337, 0,02351 und 0,02439 g P205.","page":143},{"file":"p0144_145.txt","language":"de","ocr_de":"\n\t144\tJ. Donath, Phosphors\u00e4uregehalt der Cerebrosp\t\t\tinalfl\u00fcssigkeii\t\tDer Phosphors\u00e4uregehalt der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit etc. bei verschiedenen (besonders Nerven-)Krankheiten.\t\t\t\t\t\t\t145\nLau- fende Num- mer\tDatum der Lumbal- punktion\tName\tMter\tDiagnose\tMenge der Stimmung v urspr\u00fcnglichen Fl\u00fcssigkeit in g\tur P4Os-Be i erw endetet v ^ingedamp ten und ein ge\u00e4scherten ) Fl\u00fcssigkeit Ui in g j-\tf=\tPA bestimmt urspr\u00fcng- lichen Fl\u00fcssigkeit\tin \u00b0/o ; aus der Asche\tI bei d Kran Maximum\t\u2019A in \u00b0/\u00b0 Len einzeli Lkheitsform Minimum\tlen en Mittel- wert\tAussehen der Fl\u00fcssigkeit und Verhalten beim Erhitzen mit Essigs\u00e4ure (Kochprobe)\t\n1\t15. I 1904\tFrau Joh. Sz.\t39\tAnaemia\t15,80\t11,32\t\t0,0060\t0,0080\t\t\t0,0067\tFarblos, wasserklar; Kochprobe negativ\t\n2\t15. III 1904\tJulie S.\t40\tAnaemia, Gastritis chronica\t14,10\t\u2022 \u201d i\t\t0,0064\t\t\t> 0,0070\t0,0064\t\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n3\t24. II 1904\tJulie H.\t37\tNeurasthenia, Cephalalgia\t2,77\t\u2014\t\t0,0278\t\t\t\t\t0,0153\tSchwach rosaroth;\t\u00bb\t\u00bb\n4\t16. II 1904\tAlexander K.\t26\tNeurasthenia\t10,02\t\u2014\t\t0,0028\t\t\tj 0,0278\t0,0028\t\tFarblos, wasserklar;\t\u00bb\t\u00bb\n5\t11. XII1903\tJosef F.\t16\tEpilepsia genuina\t8,62\t\u2014\t\t0,0209\t\t\t\t\t\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n6\t4. I 1904\tKarl K.\t45\t\u00bb \u00bb\t14,96\t\u2014\t\t0,0036\t\t\t\t\t\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n7\t16. XII1903\tMarie V.\t18\t\u00bb\t(traumatica ?)\t18,07\t\u2014\t\t0,0079\t\u2014\t\t\t\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n8\t29. II 1904\t\t\u00bb\t\u00bb \u2014\t15,60\t10,00\t\t0,0046\t0,0053\t> 0,0209\t0,0036\t0,0086\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n9\t19. XII 1903\tFrau Joh. D.\t50\t\u00bb (cum dementia)\t2,85\t\u2014\t\t0,0098\t\u2014\t\t\t\tEtwas gelblich und tr\u00fcb, von dem geringen Blut- sediment wurde abgegossen; Kochprobe negativ\t\n10\t8. III 1904\tSiegmund G.\t20\t\u00bb\tgenuina\t13,80\t13,20\t\t0,0066\t0,0059\t\t\t\tFarblos, wasserklar; Kochprobe negativ\t\n11\t14. III 1904\tFanny G.\t19\t> \u00bb\t13,73\t\u2014\t\t0,0066\t\u2014\t\t\t\tEtwas rosarot, von dem geringen Blutsediment wurde abgegossen; Kochprobe negativ\t\n12\t18. III 1904\tTherese S.\t30\tHysteria\t10,02\t\u2014\t\t0,0065\t\u2014\tI\t\t\tFarblos, wasserklar; Kochprobe negativ\t\n13\t22. I 1904\tJohann G.\t23\tMelancholia (hysterica)\t17,77\t15,82\t\t0,0080\t0,0105\t>0,0093\t0,0065\t0,0076\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n14\t26. I 1904\tAnna B.\t42\tHysteria (Cysta interligam. ovarii)\t10,88\t\u2014\t\t0,0070\t\u2014\t\t\t\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n15\t10. II 1904\tHermine K.\t15\tMelancholia, Tuberculosis pulm.\t6,10\t\u25a0\u2014\u25a0\t\t0,0026\t\u2014\t0,0026\t0,0026\t0,0026\tDie farblose Fl\u00fcssigkeit wurde von dem geringen Blutsediment abgegossen ; Kochprobe negativ\t\n16\t23. X 1903\tJosef S.\t3\tHydrocephalus chronicus\t15,03\t\u2014\t\t0,0116\t\u2014\t\t\t\tFarblos, wasserklar; Kochprobe negativ\t\n17\t26. XI 1903\t\u00bb \u00bb\t\u00bb\t\u00bb \u00bb\t26,49\t\u2014\t\t0,0082\t\u2014\t> 0,0116\t0,0082\t0,0100\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n18\t19. XII1903\tGiselia S.\t26\tSclerosis multiplex\t34,79\t\u2014\t\t0,0045\t\u2014\t\\ r\\\tr' a\t\t\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n19\t28. I 1904\tGisella B.\t34\t\u00bb \u00bb\t20,60\t21,60_\t\t0,0049\t0,0053\t> 0,0051\t0,0045\t0,0048\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n20\t10. XI 1903\tFrau Karl Cs.\t34\tTumor cerebri\t6,20\t\u2014\ti\t0,0286\t\u2014\tl r\\ r\\c\\Qn\tA AAAH\t0,0177\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n21\t9. III 1904\tAdam H.\t43\t\u00bb \u00bb\t11,77\t9,00_\t\t0,0065\t0,0072\t> 0,0286\t0,0068\t\tEtwas gelblich;\t\u00bb\t\u00bb\n22\t30. X 1903\tJohann H.\t32\tTabes dorsalis\t20 ccm*)\t\u2014\u201d\t\t0,0152\t\u2014\t\t\t\tFarblos, bei der Kochprobe Opalisation und Niederschlag\t\n23\t19. XI 1903\t\u00bb \u00bb\t\u00bb\t\u00bb \u00bb\t12,06\t\t \t\t0,0327\t\u2014\t\t\t\tSchwach gelblich; Kochprobe negativ\t\n24\t11. I 1904\t\u00bb \u00bb\t\u00bb\t\u00bb \u00bb\t16,80\t14,66^\t\t0,0042\t0,0049\tA A/OP\t\t\tFarblos, wasserklar;\t\u00bb\t\u00bb\n25\t4. XI 1903\tAlexander P.\t32\t\u00bb \u00bb\t7,72\t\t\t0,0426\t\u2014\t\t0,0046\t0,0203\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n26\t16. XII 1903\t\u00bb \u00bb\t\u00bb\t\u00bb \u00bb\t2,92\t\t\t0,0095\t\u2014\t\t\t\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n27\t31. X 1903\tStephan S. N.\t51\t\u00bb \u00bb\t20 ccml)\t\u25a0\u2014\u25a0\t\t0,0170\t\u2014\t\t\t\t,,\t^\tbei der Kochprobe schwache Opalisation\t\n28\t28. XI 1903\tKarl F.\t53\tTabo-paralysis\t19,74\t*\t\t0,0097\t\u2014\t\t\t\ty>\t\u00bb\tbei der Kochprobe Niederschlag\t\n29\t4. XII 1903\tKarl G.\t52\tParalysis progressiva\t8,43\t1 '\t\t0,0508\t\u2014\t> 0,0508\t0,0052\t0,0219\t\u00bb\t^\tbei der Kochprobe schwarhfi Onnlientinn\t\n30\t15. XII 1903\tJosef H.\t39\t\u00bb \u00bb\t13,26\t\t\t0,0052\t\u2014\t\t\t\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\n4) In diesem Falle wurde nur das Volumen der Fl\u00fcssigkeit bestimmt.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLII.\n10","page":0},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nJ. Donath\nDa es sich hier meist um klare Fl\u00fcssigkeiten handelte, so wurde nach dem Ans\u00e4uern mit Essigs\u00e4ure, Aufkochen und eventuellen Filtrieren in dieser Fl\u00fcssigkeit direkt der Niederschlag von phosphormolybd\u00e4nsaurem Ammon erzeugt. In den wenigen F\u00e4llen, wo sich eine Spur von roten Blutk\u00f6rperchen sedimentiert hatte, wurde vorher davon abgegossen. Nichtsdestoweniger wurde zur Kontrolle in 7 F\u00e4llen die nahezu gleiche Fl\u00fcssigkeitsmenge eingedampft, einge\u00e4schert und auch in der Asche die Phosphors\u00e4ure bestimmt.\nDie Lumbalpunktion wurde, wie bei meinen fr\u00fcheren Untersuchungen, stets nur zu diagnostischen oder therapeutischen Zwecken vorgenommen.\nDie Phosphors\u00e4urebestimmungen wurden ausgef\u00fchrt in 2 F\u00e4llen von An\u00e4mie (der eine kompliziert mit chronischer Gastritis), in 2 F\u00e4llen von Neurasthenie (der eine mit den Erscheinungen von C\u00e9phalalgie), in 7 F\u00e4llen von genuiner Epilepsie (der eine m\u00f6glicherweise traumatischen Ursprunges, der andere hatte zu Demenz gef\u00fchrt), in 3 F\u00e4llen von Hysterie (der eine mit melancholischen Erscheinungen, der andere mit einer interligament\u00f6sen Ovarialcyste kompliziert), in 1 Falle von Lungentuberkulose (gleichfalls mit Melancholie einhergehend), in je 2 F\u00e4llen von chronischem Hydrocephalus, multipler Sclerose und Hirntumor, in 6 F\u00e4llen von Tabes-dorsalis und 3 F\u00e4llen von progr. Paralyse.\nAus vorstehender Tabelle geht hervor, da\u00df\n1.\tdie Werte f\u00fcr P20- bei den verschiedenen hier untersuchten Krankheitsformen sich zwischen 0,026 (Melancholie) und 0,508\u00b0/oo (Tabo-paralysis) bewegen;\n2.\tdie h\u00f6chsten Mittelwerte sich bei Tumor cerebri (0,177), Tabes dorsalis (0,203) und Paralysis progressiva (0,219\u00b0/oo) zeigen;\n3.\tdie Mittelwerte f\u00fcr Epilepsie keine entschiedene Erh\u00f6hung erkennen lassen, gegen\u00fcber anderen Neurosen (Neurasthenie, Hysterie, Melancholie) oder solchen Nervenkrankheiten, welche mit keinem raschen Zerfall von Nervengewebe einhergehen (Sclerosis multiplex, Hydroceph. chron.) oder anderen Erkrankungen (An\u00e4mie) ;","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Der Phosphors\u00e4uregehalt der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit etc. 147\n4. die Bestimmung der Phosphors\u00e4ure aus der Asche meist (unter 7 Bestimmungen 6 mal) einen etwas h\u00f6heren Wert als die direkte Bestimmung aus der urspr\u00fcnglichen Fl\u00fcssigkeit ergab.\nNimmt man den Phosphorgehalt der Eiwei\u00dfk\u00f6rper zu 0,42\u20140,85\u00b0/o P an, so w\u00fcrde beim normalen Liquor cerebrospinalis dem Eiwei\u00dfgehalt von 0,2\u20140,5\u00b0/oo 0,00192\u20140,00975 P205 p. M. entsprechen. Diesen Gehalt an P205 m\u00fc\u00dfte man den hier gefundenen Werten bei den nicht entz\u00fcndlichen Krankheiten bezw. chron. Hydrocephalus hinzuaddieren, um die Gesamtphosphors\u00e4ure zu erhalten. Bei Tumor cerebri mit 0,4\u20140,7\u00b0/oo Eiwei\u00df w\u00fcrde das Plus an P205 0,00168\u20140,0864, bei Paralysis progressiva mit 0,3\u20143,5\u00b0/oo Eiwei\u00dfgehalt 0,00288 bis 0,06825\u00b0/oo betragen.\nAls besonders bemerkenswert will ich die hier gefundenen h\u00f6chsten Durchschnittswerte bei Tumor cerebri, Tabes dorsalis und progressiver Paralyse hervorheben, also gerade bei jenen Erkrankungen, welche mit einem rascheren Untergehen von Nervengewebe einhergehen. Dieselben Krankheiten zeigen aber auch, wie schon eingangs erw\u00e4hnt, einen erh\u00f6hten Eiwei\u00dfgehalt der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit.1) Der erh\u00f6hte Eiwei\u00dfgehalt verriet sich in meinen F\u00e4llen von Tabes dorsalisundprogressiver Paralyse2)meistschon bei der Kochprobe.\n\u00bb) K\u00fcrzlich auch von E. Siemerling best\u00e4tigt (\u00dcber den Wert der Untersuchung des Liquor cerebrospin. f\u00fcr die Diagnose der Nerven- und Geisteskrankheiten, Berl. klin. Wochenschr. 1904, Nr. 21).\n2) Widal, Sicard und Ra vaut, sowie G. Guillain und V. Parent (Revue neurologique, 1903) fanden, da\u00df die Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit bei progressiver Paralyse und bei meningitischen Prozessen \u00fcberhaupt au\u00dfer dem normalerweise vorkommenden Globulin (f\u00e4llbar durch ges\u00e4ttigte MgS04-L\u00f6sung) auch Serumalbumin enth\u00e4lt (nach dem Filtrieren des Globulinniederschlages durch Erhitzen gerinnbar). Auch sie fanden, da\u00df dann die Gesamtmenge der Eiwei\u00dfk\u00f6rper vermehrt ist. Demnach w\u00fcrde der Liquor bei progressiver Paralyse au\u00dfer dem vermehrten Eiwei\u00dfgehalt und dem Auftreten von Serumalbumin nach obigem auch durch Vermehrung der Phosphors\u00e4ure gekennzeichnet sein. Allerdings konnte Nissl (Die Bedeutung der Lumbalpunktion f\u00fcr die Psychiatrie, Zentralblatt f\u00fcr Nervenheilkunde und Psychiatrie, 1904, 15. April), der mit dem empfind-\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nJ. Donath, Der Phosphors\u00e4uregehalt etc.\nBei diesen chemischen Arbeiten wurde ich von den Herren Dr. Ludwig Singer und G\u00e9za Requinyi unterst\u00fctzt, denen ich hier meinen besten Dank auspreche.\nlicheren Reagens des ges\u00e4ttigten Ammonsulfats gearbeitet hat, eine solche Verschiedenheit der Eiwei\u00dfk\u00f6rper weder in normalen noch pathologischen Cerebrospinalfl\u00fcssigkeiten finden. Doch best\u00e4tigt auch er die Zunahme der Eiwei\u00dfk\u00f6rper.","page":148}],"identifier":"lit17971","issued":"1904","language":"de","pages":"141-148","startpages":"141","title":"Der Phosphors\u00e4uregehalt der Cerebrospinalfl\u00fcssigkeit bei verschiedenen, insbesondere Nervenkrankheiten","type":"Journal Article","volume":"42"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:22:47.078809+00:00"}

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