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{"created":"2022-01-31T13:41:43.366361+00:00","id":"lit18007","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Fischer, Emil","role":"author"},{"name":"Emil Abderhalden","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 42: 540-544","fulltext":[{"file":"p0540.txt","language":"de","ocr_de":"Notizen \u00fcber Hydrolyse von Proteinstofen.\nVon\nEmil Fischer und Emil Abderhalden.\n\u2022 Aus il 'm I. ('.ht*mi.si lu !i Institut der Universit\u00e4t Berlin\u00bb. (Bor Kedaktion angegangen am !\u00bb. August 1904.\u00bb\n1. Hydrolyse des Caseins.\nTyrosin, das aus Proleinstonen durch Kochen mit Schwefels\u00e4ure. genaues Ausfallen derselben mit Baryt und Kristallisation der eingeengten L\u00f6sung gewonnen wird, ist bekanntlich nicht rein und mul> mehrmals aus Wasser umgel\u00f6st werden, bevor es die richtige Zusammensetzung zeigt. Hei einer neueren t'ntersi.iehung \u00fcber die Spaltprodukte des Caseins, die wir im Ansehlul) an die \u00e4lteren Versuche des (*inen von uns1) und vor dem Erscheinen der ersten Anzeige von Skraup2) begonnen hatten, sind wir dieser Beobachtung nachgegangen und haben gefunden, dal\u00bb das unreine Tyrosin mehrere Fremdk\u00f6rper enth\u00e4lt. dit* sieh (lurch Wasser abtrennen lassen, und die au\u00dferdem durch Phosphorwolframs\u00e4ure aus ganz verd\u00fcnnter L\u00f6sung gef\u00e4llt werden. Zwei davon haben wir isoliert. Der eine ist Lysin, das trotz seiner groben L\u00f6slichkeit in Wasser dem rohen Tyrosin wahrscheinlich in Form einer schwer l\u00f6slichen 'Kombination sieh beimengt. Der andere ist eine in Wasser relativ schwer l\u00f6sliche Aminos\u00e4ure, von der Formel C12H26N.,05. Sie mub betrachtet werden als eine ges\u00e4ttigte aliphatische Oxyamino-s\u00e4nre. und wir bezeichnen sic* vorl\u00e4ufig ulsDiaminotrioxydodecan-s\u00e4ure. wobei cs allerdings unbestimmt bleibt, ob die Kohlenstoff kette normal oder verzweigt ist. In dem Verh\u00e4ltnis von Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff gleicht sie der k\u00fcrzlich\nniese Zeitschrift. IM. XXXIII, S. 151\n* berichte der Deutschen (Iheni. Gesellschaft. Jg. 37. S. 15tM\u00bb\u25a0\u2022 l'.IOP.","page":540},{"file":"p0541.txt","language":"de","ocr_de":"Noti/.on \u00fcIht Hydrolyse von Proh'instoffen.\nr>.4t\nvon Skraup1) beselirii*bt\u00bbnon Caseins\u00e4ure, dagegen ist der Wassersto\u00dfgohalt erheblich gr\u00f6\u00dfer: auch im optischen Verhalten sind so grobe Unterschiede, dab wir eine Verschiedenheit beider S\u00e4uren f\u00fcr wahrscheinlich halten.\nDa die Ausbeute an der S\u00e4ure von der Art der Isolierung abh\u00e4ngig ist, so halten wir eine genaue Deschreibung der Versuchsbedingungen f\u00fcr notwendig: 2 kg Casein mach Ilaminarsten) werden mit 12 1 2r>\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure im Glas-kolben 12 Stunden am K\u00fccktlubk\u00fchler gekocht, auf etwa .*>() 1 verd\u00fcnnt, dann die Schwefels\u00e4ure mit reinem At/baryt quantitativ ausgelallt, der Niederschlag abgenutscht, nochmals mit Wasser ausgekocht und wieder abtiltriert. Die vereinigten Filtrate1 werden in Porzellanschalcn auf dem Wasserbade, bis zur beginnenden Kristallisation des Tyrosins eingodampft. Her ersten Kristallisation vom Tyrosin, die abliltriert wird, ist schon (\u00e2ne betr\u00e4chtliche Menge der Diaminotrioxys\u00e4ure beige-mengt, aber eine noch gr\u00f6bere Ouantit\u00e4t findet sich in der Mutterlauge, l'm sie zu gewinnen, dampft man weiter ein und sammelt die verschiedenen hierbei resultierenden Kristallisationen. Selbstverst\u00e4ndlich enthalten diese auch Leucin, GIul-atnins\u00e4ure und andere Produkte. Sie werden von den leicht l\u00f6slichen Teilen durch Waschen mit eiskaltem Wasser befreit. Die erste Kristallisation, die die llauptmenge des Tyrosins enth\u00e4lt, wird in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st, mit Tierkohle'gekocht und aus dem Filtrat das Tyrosin durch Abk\u00fchlen ausgeschieden. Die Mutterlauge dient dann zur Gewinnung der Diaminotrio.w-dodecans\u00e4ure. Die \u00fcbrigen Fraktionen, die nur wenig Tyrosin mehr enthalten, werden direkt verarbeitet. Zur Isolierung der Diaminotrioxydodecans\u00e4uredient zuerst die F\u00e4llung mit Phosphorwolframs\u00e4ure. Zu dem Zwecke wird die Mutterlaugevom Tyrosin auf etwa 8 1 verd\u00fcnnt, mit soviel Schwefels\u00e4ure' versetzt, da\u00df sie f>n/o davon enth\u00e4lt, und dann eine L\u00f6sung von Phosphorwolframs\u00e4ure zugeliigt, solange noch ein Niederschlag entsteht. Die drei weiteren Kristallisationen worden, jede-..ebenfalls in 8 1 Wasser gel\u00f6st und dann in derselben Weise behandelt. Die verschiedenen Niederschl\u00e4ge von Phosphorwolfranmten wurden\nl) 1. c. und Diese Zeitschrift. IW. XL1I. S 292 190>","page":541},{"file":"p0542.txt","language":"de","ocr_de":":>i2\n'.mil Fischer und Kmil Abderhalden,\niHmiiil veil einander (illriert, scharf abgepre\u00dft. mil Wasser inx lirnals sm-gfiiltijj gewaschen, mid dann mil \u00fcbersch\u00fcssigem Paryl wasscr in der \u00fcblichen Weise /.erlegt. Als das Kiltrat naeli genauer Ausf\u00fcllung <U\u2018s Paryts mit Schwefels\u00e4ure auf dem \\\\ assorbade stark eingeengt war, fiel beim Hrkalten die Ihaminofrioxydodecans\u00fcure kristallinisch aus, w\u00e4hrend in der Mutterlauge leicht l\u00f6sliehe Produkte zur\u00fcckblieben. Aus der Fraktion, die den llauptteil des Tyrosins enthielt, haben wir i(u dieser Stelle das Lysin mit Hille des Pikrates nachgewiesen. \u00b0-l827 g Substanz gaben 29.9 rem X {22\u00b0, 7\u00bbi| mm|\nO.I71;i -\t\u00bb\t0.218(5 g CO, und 0.07;',0 g M,0.\nIte rechnet f\u00fcr C,.HI4X,0, \u25a0 Ddl, XO, ,011 ;\nis.iiov, n. 8s.to\u00bb/\u00ab c um| n\nGefunden :\nlS.r>7\u00b0... N. 88.78%. C und 1.8(5% II.\nHi<\u2018 rohe Hiaminotrioxydodecans\u00e4ure wird zuerst einmal\naus heil,ein Wasser unter Zusatz von Tierkohle umgelost. Zur v\u00f6lligen Peinigung dient dann die Kristallisation des Hydro-'\u2022hloralcs. Zu dein Zwecke wird die S\u00e4ure in heitier, starker Salzs\u00e4ure gel\u00f6st, stark abgek\u00fchlt, das ausgeseliiedene Hydro-'Tloral abgesaugl, mit starker Salzs\u00e4ure gewaschen, dann in warmem Wasser gel\u00f6st, und die Aminos\u00e4ure durch Neutralisation mit Ammoniak ausgef\u00e4llt. Die Ausbeute an reiner S\u00e4ure betr\u00e4gt ungef\u00e4hr ,J 4\u00b0,n des Daseins. F\u00fcr die Analyse war das i l\u00e4parat nochmals aus hei\u00dfem W asser umgel\u00f6st. Die iin \\ acuum-exsikkator getrocknete Substanz verlor bei 12(1\u00b0 nicht an Gewicht.\no.l\u00e4stl g\tSut,stanz\tgaben\tli.2 ccm N [25\u00b0, 7(58 mmj\n,,|r>(52 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0.1800 g H,0 und 0.29(5;, g\tCO,\nUiTeclinet f\u00fcr C\u201ell,(;N,0, : .10.07*/\u00bb N. 51.79% C. 9.85\u00b0 ., II Gefunden :\t10.01\u00b0;\u00bb \u00bb 51,76\u00b0/o \u00bb '9.21\u00b0,'\u00bb \u00bb\n0.1551 g\tSubstanz\tgaben\t18.7 ccm N [27\u00b0. 7(50 mm]\n0.15tiI ,\t\u00bb\t\u00bb\t0.297(5 g CO, und 0.1297 g\tILO\n(irfundcn: 9.81 \u00b0/o X, 51.99% C und 9,28% H.\nOA500 g Substanz gaben 0.285t g CO, und 0.128(5 g H,0 Gefunden : 51.f\u00bb8% (5 und 9.t9% }f.\nDie Diaminotrioxydodecans\u00e4ure hat keinen konstanten Schmelzpunkt, weil sie sich zersetzt. Im Kapillarrohr schmilzt ho gegen 205\u00b0 unter Draunf\u00fcrbuog und Gasentwicklung. Die","page":542},{"file":"p0543.txt","language":"de","ocr_de":"Notizen \u00fcber Hydrolyse von Prote inst offen.\n543\nKristall form ist nicht charakteristisch. Es sind meist leichte Bl\u00e4ttchen, die in der Kegel zu Rosetten oder kugligen Aggregaten verwachsen sind. Die Verbindung reagiert auf Laktnus-papier ganz schwach sauer und schmeckt gar nicht s\u00fc\u00df, sondern sehr schwach bitter, ln verd\u00fcnnten S\u00e4uren ist sie leicht l\u00f6slich, dagegen ist das Hydrochlorat, wie oben erw\u00e4hnt, in starker Salzs\u00e4ure recht schwer l\u00f6slich. Es kristallisiert aus hei\u00dfer Salzs\u00e4ure in \u00e4u\u00dferst leinen N\u00fcdelchen und kann mit 20\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure mehrere Stunden auf 125\u00b0 erhitzt werden, ohne Zeiftetzung zu erleiden. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung der Aminos\u00e4ure dreht das polarisierte Licht nach links. Bei einer. 5\" \u201eigcn w\u00e4sserigen L\u00f6sung wurde die Drehung im 1-Dezimeterrohr \u2014 o,i bis 0,-H)u gefunden. Die spezifische Drehung w\u00e4re demnach ungef\u00e4hr 9\u00b0. Die Bestimmung darf aber nur als approximativ angesehen werden.\nDas Kupfersalz, das durch Erw\u00e4rmern der w\u00e4sserigen L\u00f6sung mit \u00fcbersch\u00fcssigem Kupferoxyd oder Kupferkarbonat bereitet wurde, bildet eine tiefblaue L\u00f6sung und scheidet sich aus der L\u00f6sung in bla\u00dfblauen Bl\u00e4ttchen aus. Es ist in kaltem W asscr ziemlich schwer l\u00f6slich. Im Yacuumexsikkator getrocknet, ver\u00e4ndert es beim Erw\u00e4rmen auf 120\u00b0 weder sein Gewicht, noch seine blaue Farbe.\n0.1240 g Substanz gaben 0.0287 g C.uO 0,1558 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0350 \u00bb\t\u00bb\nBerechnet f\u00fcr C12H\u00ef4Nyj6Cu ; 18,72% Cu\nGefunden :\t18.38% und 18.42% Cu.\nDas Salz unterscheidet sich in der Zusammensetzung schart von den Kupferverbindungen der gew\u00f6hnlichen Aminos\u00e4uren, es gleicht aber darin v\u00f6llig dem Sulz des Isoserins.1)\n2. Hydrolyse von Gelatine (Bildung von Serin).\nDas in einer ganzen Reihe von Brotcinstof\u00eeen bereits nachgewiesene Serin entsteht auch hei der Spaltung der .Gelatine durch S\u00e4uren. F\u00fcr seine Gewinnung diente dit\u00bb Fraktion der EsHt der Aminos\u00e4uren aus l kg Gelatine, die hei 0,6 mm\n') K. Fischer und 11. Leuchs, Berichte der Deutschen Chern. Gesellschaft. Ikl. 35. S. 3705 (1002,i.\nHnppc-Seykr's Zeitschrift f. physio). Chemie. XLI1.\t3(5","page":543},{"file":"p0544.txt","language":"de","ocr_de":"\u00b044\t^ *s-c,l(\u2018r u. K. Abderhalden. Hydrolyse von ProteinstoflVn.\nI)mok von 100\u2014160\u00b0 (Temperatur des Hades) destillierte. Sie wurde mit viel Petrol\u00e4ther versetzt, wobei der Serinester mit dem Hst er der Asparagins\u00e4ure und anderen Produkten \u00f6lig ausldllt. Diese F\u00e4llung wurde mit 20 ccm Wasser versetzt, wiederholt mit Petrol\u00e4ther ausgesch\u00fcttelt, dann nach Abtrennung des Petrol\u00e4thers mit \u00fcbersch\u00fcssigem Haryt auf dem Wasserbade 2 Stunden erhitzt, um die Ester zu verseifen. Nachdem der Haryt mit Schwefels\u00e4ure genau entfernt war, wurde die w\u00e4sserige L\u00f6sung zur Trockene verdampft, und der Hockstand mit Alkohol ausgekocht. Der unl\u00f6sliche Teil enthielt das Serin, das heim Auslaugen mit wenig eiskaltem Wasser in L\u00f6sung ging und nach dem Entf\u00e4rben der Fl\u00fcssigkeit mit Tierkohle sich beim Eindunsten kristallinisch absehied. Die Analyse der Kristalle, die das Aussehen und das Verhalten des Serins zeigten, gab folgende Zahlen:\n0 ,702 n Substanz galten 0.2117 g C0, und O.lOHi g H,0 l\u00eevrecbnet f\u00fcr Csll;X03: 31,2\u00ab % C und\tII\nbef\u00e4nden :\tMl. Kr ., \u00bb\t\u00bb\t*\nIhre Mengt\u00bb betrug 0,1% d(\u00bbr Gelatine. Da die Isolierung aber mit gro\u00dfen Verlusten verbunden ist. so mu\u00df der wirkliche (iehalt an Serin erheblich gr\u00f6\u00dfer sein.","page":544}],"identifier":"lit18007","issued":"1904","language":"de","pages":"540-544","startpages":"540","title":"Notizen \u00fcber Hydrolyse von Proteinstoffen","type":"Journal Article","volume":"42"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:41:43.366367+00:00"}