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{"created":"2022-01-31T13:29:09.236512+00:00","id":"lit18028","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Holst, Gustaf von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 43: 145-155","fulltext":[{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Serosamucin\u00bb, eine Mucinsubstanz in Ascitesfl\u00fcssigkeit\nund Synovia.\nVon\nGustaf von Holst.\n(Dor Redaktion zugegangen am 27. August i\u2018H)t >\nIn diagnostischer Hinsicht hat man bekanntlich dem Vorhalten der Transsudate und Exsudate zu Essigs\u00e4ure eint* gewisse Bedeutung beigeleg!, indem n\u00e4mlich Exsudate inflammatorischen ! rsprunges regelm\u00e4\u00dfig von dieser S\u00e4ure gef\u00e4llt werden, die eigentlichen Transsudate dagegen nicht. Aus dem Grunde hat man auch wiederholt die Natur des durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbaren StufTes zu erforschen sieh bem\u00fcht, ohne indessen zu \u00fcbereinstimmenden Resultaten zu gelangen, was wohl darauf hindeutet, da\u00df die f\u00e4llbare Substanz nicht immer dieselbe ist.\nIm Jahre 18(10 ver\u00f6ffentlichte Professor Hammarsten1) einen Aufsatz \u00fcber das Vorkommen von Mucoidsubslanzen in Ascitesfl\u00fcssigkeiten. Aus solcher Fl\u00fcssigkeit konnte er n\u00e4mlich in einigen F\u00e4llen, wo eine Beimengung von Pseudomucin aus Ovarialgesehw\u00fclsten vollst\u00e4ndig auszuschlie\u00dfen war, zwei Substanzen isolieren, die sowohl ihrer elementaren Zusammensetzung wie ihren anderen Eigenschaften nach unzweifelhaft zu der Mucingruppe geh\u00f6rten und dementsprechend auch als Spaltungsprodukt eine reduzierende Substanz lieferten. Die eine dieser Substanzen war durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbar, die andere, welche wie eine Albumoso sich verhielt, dagegen nicht. Jene wurde als Mucoid, diese als Mueinalbumose bezeichnet. Die Darstellungsmethode, bei welcher das koaguluble Eiwei\u00df durch Sieden entfernt wurde, lie\u00df vermuten, da\u00df die fraglichen Stoffe\n') Hammarsten, Diese Zeitschrift, Bd. XV.\nM 'ppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLIII.\n10","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"1 US\nGustaf von Holst.\nnicht pr\u00fcformiert in der Fl\u00fcssigkeit enthalten waren, sondern als Umwandlimgsprodukte einer mehr komplizierten, der Mucin-gruppe ungeh\u00f6rigen Substanz zu befrachten waren.\nin weiterer Verfolgung dieser Untersuchungen konnte Paijkull1) das Vorkommen dieser zwei Substanzen in lb verschiedenen Ascitesd\u00fcssigkeiten konstatieren. Gleichzeitig fand er aber auch, da\u00df gewisse Ascitesll\u00fcssigkeiten von Essigs\u00e4ure direkt getr\u00fcbt oder gef\u00e4llt wurden, und er konnte aus ihnen durch Ausf\u00e4llung mit Essigs\u00e4ure und weitere Reinigung eine Substanz isolieren, die olfenbar ganz anderer Art war.. Diese, durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbare Substanz l\u00f6ste sich n\u00e4mlich verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig leicht in einem Uberschu\u00df der S\u00e4ure und aus ihr konnte, durch Sieden mit S\u00e4ure keine reduzierende Substanz erhalten werden, wogegen sie, in Salzs\u00e4urt4 von 0,2 \u00b0/o gel\u00f6st, bei der Pepsinverdauung einen phosphorhaltigen Niederschlag gab. Dieser Eigenschaften wegen Gezeichnete Paijkull diese Substanz als ein Nuclcoalbumin und er fand sie immer in solchen Fl\u00fcssigkeiten, welche inflammatorischen. Ursprunges waren, w\u00e4hrend er sie in den reinen Transsudaten vermi\u00dfte. Die Menge dieser Substanz war nie gr\u00f6\u00dfer als 0,2\u00b0Y Den Ursprung dieses Nuoleoalbiimins suchte er teils in den Lcukocyten und teils in Uanccrzcllen, ohne .jedoch die M\u00f6glichkeit, da\u00df es ein Produkt der normalen Serosa sein k\u00f6nnte, in Abrede zu stellen.\nW\u00e4hrend das Vorkommen von Mucoidsubslanzen in As-eitesll\u00fcssigkoitcn von Paijkull konstatiert worden ist, glaubte Young-) das Vorkommen einer pr\u00e4formierten Mucinsubstanz in solchen Fl\u00fcssigkeiten bezweifeln zu k\u00f6nnen. Da man bisher die Mueoidsubstanzen nur aus gekochten Ascitesfl\u00fcssigkeiten und nicht durch Zusatz von Essigs\u00e4ure zu einer solchen Fl\u00fcssigkeit vor dem Kochen hatte\u00bb darstellen k\u00f6nnen, fand er es am wahrscheinlichsten, da\u00df die Mucoide nur kohlehydrathaltige Spaltungsprodukte von Eiwei\u00df seien.\nDie regelm\u00e4\u00dfige F\u00e4llbarkeit der inflammatorischen Exsudate durch Essigs\u00e4urezusatz hat Staehelin3) konstatieren k\u00f6nnen,\n'i l'aijkull, Malys Jahresbericht, \u00dfd. 22.\n\u2019 Young, lnaug>l)iss. Z\u00fcrich 1901.\n'! Stadielin. M\u00fcnchener meet. Wochenschrift, Nr. 31. 1902.","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"\u00abSerosamucin\u00bb. eine Mucinsubstanz in Aseitesll\u00fcssigkeit u. Svnovi\u00e4. 1 57\ngleichzeitig hat er aber bemerkt, da\u00df auch reine Transsudate bisweilen, wenn auch nur \u00e4u\u00dferst schwach, von der genannten S\u00e4ure getr\u00fcbt worden. Die von ihm isolierte, durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbare Substanz, deren Menge nie mehr als 0,2\u00b0/o betrug, enthielt, zum Unterschied von der Substanz Vaijkulls, keinen Phosphor und konnte also kein Nucleoalbumin sein. Sie ist nach ihm ebenfalls keine Mucinsubstanz, steht aber bez\u00fcglich ihrer L\u00f6slichkeits- und F\u00e4llbarkeitsverh\u00e4ltnisse den Globulinen am n\u00e4chsten. Derselben Ansicht scheint auch JoachimU zu sein, und er betrachtet diese Substanz als Globulin.\nIm vorigen Jahre hat Umber2) einige diesen Gegenstand betreffende, wichtige Beobachtungen mitgetcifl. In einigen dickfl\u00fcssigen und etwas ladenziehenden Ascilosfl\u00fcssigkeiten erhielt er durch Essigs\u00e4urezusatz reichliche F\u00e4llung, und das von ihr getrennte Filtrat batte die schleimig dickfl\u00fcssige Beschaffenheit der urspr\u00fcnglichen Fl\u00fcssigkeit verloren. Der mit essigs\u00e4urehaltigem Wasser gewaschene, dann mit Alkohol und darauf mit \u00c4ther gereinigte Niederschlag, dessen Gehalt an Schwefel 1,32\u00b0/o betrug, war ganz phosphorfrei und folglich kein Nucleoalbumin, bezw. Nucleoproteid. Beim Sieden mit einer S\u00e4ure gab er reduzierende Substanz, obzwar nur in geringer Menge. Der Gehalt an Stickstoff war in zwei Pr\u00e4paraten 11,37, bezw. 11,91 \u00b0/\u00ab.\nDiese Substanz wird von Umber zu der Mucingruppe gef\u00fchrt. Vom echten Mucin unterscheidet sie sich aber nach ihm durch den verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig hohen Stickstoffgehalt wie auch dadurch, da\u00df sie so wenig reduzierende Substanz gibt.\nIn seinem Aufsatze erinnert Umber ferner daran, da\u00df Salkowski schon vor vielen Jahren aus der Gelenkfl\u00fcssigkeit in einem Falle von chronischer Coxitis eine \u00e4hnliche Mucinsubstanz isoliert hat. Diese \u00dcbereinstimmung der Unlersuchungs-resultate wird nach Umber leichter verst\u00e4ndlich, wenn inan sich vergegenw\u00e4rtigt, da\u00df die Synovialhaut der Gelenkh\u00f6hlen und das Endothel der ser\u00f6sen K\u00f6rperh\u00f6hlen wahrscheinlich denselben genetischen Ursprung haben, indem sie beide als Derivate von dem prim\u00e4ren Colonie zu betrachten sind. Bei\n'/ Joachim. Pfl\u00fcgers Arch., ltd. !K{.\nt inher. Zeitschrift f\u00fcr klinische Medizin, IM. 48.\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"HK\n(justat' von Holst,\ninflammatorischer Heizung oder bei prolieferierender Neubildung hatte* man also in beiden F\u00fcllen wahrscheinlich dieselben chemischen Produkte zu erwarten. Diese '\u00dcbereinstimmung in den Ki'genscliafien der mit Essigs\u00e4ure aus Gelenkfl\u00fcssigkeit und aus Ascitesfliissigkeit f\u00e4llbaren Substanz wie auch das Verhalten dieser Substanzen zur Serosa veranlagten Ember,- diese Substanz Serosamucin zu nennen. Auf Grund zahlreicher Beobachtungen glaubt Umber ferner mit Bestimmtheit behaupten zu k\u00f6nnen, da\u00df in allen den F\u00e4llen, wo aus der Punktionsfl\u00fcssigkeit diese Substanz von Essigs\u00e4ure reichlich gef\u00e4llt wird \u2014 von minimalen Tr\u00fcbungen wird abgesehen \u2014, die ser\u00f6se Auskleidung der fraglichen K\u00f6rperh\u00f6hle an dem Krankheitsprozesse beteiligt ist.\nAus dieser \u00dcbersicht ersieht man. da\u00df die durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbare Substanz in verschiedener Weise aulgefa\u00dft worden ist, indem n\u00e4mlich einige sie als Mucin, andere als Globulin und wieder andere als Nucleoalbumin aufgefa\u00dft haben.\nAus diesem Grunde, und da es hier wahrscheinlich in verschiedenen F\u00e4llen um verschiedene Substanzen sich handelt, habe ich auf Anregung und unter Leitung von Professor Hammarsten die Eigenschaften der durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbaren Substanzen zum Gegenstand einer Untersuchung gemacht. Durch einen Zufall erhielt ich schon im Anfang meiner Arbeit aus der hiesigen- Klinik eine Ascitesfl\u00fcssigkeit, deren eigent\u00fcmliches Verhalten eine besondere Untersuchung veranla\u00dfte, \u00fcber die ich in diesem Aufs\u00e4tze berichten werde.\nDie Fl\u00fcssigkeit stammte von einem Patienten mit Cancer ventrieuli et peritonei her, und sie wurde durch \u00df verschiedene Punktionen in Mengen von resp. 1, 1,5 und 1,5 1 gewonnen. Sie hatte in allen drei F\u00e4llen dieselbe physikalische Beschaflenheit. Sie hatte die gelbe Farbe des menschlichen Blutserums, reagierte ziemlich stark alkalisch auf Lackmuspapier und war immer dickfl\u00fcssig, fadenziehend. Als Formelemente enthielt sie ziemlich reichliche Mengen von gequollenen Leukoeyten. Die von ihnen getrennte, schleimige Fl\u00fcssigkeit gab mit Essigs\u00e4ure eine grobfaserige F\u00e4llung, die wie typisches Muein um den Glasstab zu einer festen Masse sich herumwinden lie\u00df. Die Menge dieser Substanz und des Gesamt-","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"\u00abSerosainucin\u00bb, eine Mucinsubslanz in Asnteslliissi<'kt*it u. Synovia. 149\neiwei\u00dfes nach den verschiedenen Punktionen ist aus der folgenden Tabelle zu ersehen.\nFeste Stoffe Spez. (uwielit (\u00eecsanitciweib\n1.\tFunktion 4.8'>%\n2.\t\u00bb i 4.\u00ab*2%\n3.\t\u00bb\t3.14%\n1.0188 g\n1.0178 \u00bb 1.0122 \u00bb\n3.708\u00b0 o' 3..\"><\u00ee3% 2.728 \" o\nMit Kssigs\u00e4ure . f\u00e4llbare Substanz 1.13%\n1,11 %\n0.31%\nDie Abnahme des Gcsamteiwei\u00dfos und der mit Essigs\u00e4ure f\u00e4llbaren Substanz steht mit fr\u00fcheren Beobachtungen von N\u00fcrnberg und anderen im Einkl\u00e4nge. Die Punktionen wurden mit einer Zwischenzeit von etwa einer Woche Unternommen.\nNachdem ich durch vorl\u00e4ufige Pr\u00fcfungen gefunden hatte, da\u00df die f\u00e4llbare Substanz sogar in 2\u00b0/oiger Essigs\u00e4ure nur \u00e4u\u00dferst wenig l\u00f6slich war, verfuhr ich behufs Keingewinnung dieser Substanz so, da\u00df ich die mit etwa 8 Volumen Wasser verd\u00fcnnte und filtrierte Ascitesfl\u00fcssigkeit mit Essigs\u00e4ure bis zu l\u00b0/o f\u00e4llte. Um ein Mitausfallen der Globuline zu verhindern, schien es mir nicht r\u00e4t lieh, eine* schw\u00e4chere S\u00e4ure zu benutzen. Den Niederschlag l\u00f6ste ich dann in Wasser, unter Zusatz von m\u00f6glichst wenig Alkali, filtrierte, f\u00e4llte von neuem mit Essigs\u00e4ure und wiederholte dies, bis die Substanz dreimal gef\u00e4llt worden war. Die so gereinigte Substanz konnte leicht in Wasser mit Hilfe von m\u00f6glichst wenig Alkali gel\u00f6st werden und diese neutral reagierende L\u00f6sung war schleimig fadenziehend. Die Substanz war also durch das wiederholte Ausf\u00e4llen und WiederauII\u00d6sen nicht merkbar ver\u00e4ndert worden.\nDie neutrale L\u00f6sung gerann beim Sieden nicht; von Mi-nerals\u00e4uren und Essigs\u00e4ure wurde sie gef\u00e4llt, und der Niederschlag l\u00f6ste sich nicht in \u00fcbersch\u00fcssiger Essigs\u00e4ure, wohl aber in sehr verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure (0,1\u2014-0,5\u00b0/o). Von den Alkaloid-reagent ien, wie Natriummolybdat oder Kaliumquecksilberjodid, wurde die neutrale L\u00f6sung nicht gef\u00e4llt. Die L\u00f6sung reduzierte nicht direkt eine alkalische Kupferl\u00f6sung, wohl aber nach vorg\u00e4ngigem, halbst\u00fcndigem Sieden mit Salzs\u00e4ure von 2(\\\u00bb. Die Orcinprobe konnte nicht erhalten werden. Hei der Pepsin-verdaunng entstand immer, namentlich gut bei einem Gehalte von 0,15\u00b0/o HCl, ein sehr lockerer, feiner Niederschlag, der","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nOustaf von Holst,\nindessen nicht das Aussehen einer Nuclein- oder Pseudonuclein-f\u00e4llung hatte. Dieser Niederschlag, der nur sehr schwer sich absetzte, war in Alkohol und \u00c4ther l\u00f6slich, er war phosphorhaltig und bestand also wahrscheinlich aus Lecithin und Fett. Die Menge dieses Niederschlages wurde einmal bestimmt, und sie war N,7\" \u00bb von dem Gewichte der in Arbeit genommenen Substanz. Diese, bei der Verdauung sich abscheidende, phosphorhaltige Substanz konnte auch ohne \u00c4nderung der Eigenschaften des durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbaren Eiwei\u00dfstoffes entfernt werden. Zu dein Ende wurde ein Teil der Ascitestl\u00fcssigkeit \u25a0mit 3\u20141 Volumen Alkohol gef\u00e4llt, der Niederschlag rasch (\u2018niternt und in Wasser mit Hilfe von m\u00f6glichst wenig Alkali gel\u00f6st. Diese L\u00f6sung wurde von neuem mit Alkohol gef\u00e4llt und dieselbe Prozedur noch zum drittenmal wiederholt. Die so gewonnene, schleimige L\u00f6sung gab bei der Pepsinverdauung nur eine nicht nennenswerte Tr\u00fcbung, und Phosphor konnte nunmehr nicht nachgewiesen werden. Da die durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbare Substanz also weder Nuclein noch Pseudonuclein gab, und da sie nach der Reinigung mit Alkohol und \u00c4ther phosphorfrei war, konnte sie folglich weder ein Nucleoproleid noch ein Nueleoalbumin sein. Da\u00df es ebenso wenig hier um ein Nudeohiston sich handelte, ging daraus hervor, da\u00df durch Einwirkung von 0,8\u00b0/\u00ab HCl, selbst wenn die Einwirkung ein paar Tage dauerte, keine Spur von Histon nachgewiesen werden konnte.\nZur Ermittelung der elementaren Zusammensetzung wurde die mit Essigs\u00e4ure dreimal gef\u00e4llte, mit Alkohol und \u00c4ther vollst\u00e4ndig ersch\u00f6pfte, bei 110\u00b0 C. getrocknete Substanz verwendet. Sie stellte trocken ein wei\u00dfes oder vielleicht richtiger ein schwach gelblich wei\u00dfes Pulver dar, welches in Wasser fast unl\u00f6slich, in Alkalien und starken Minerals\u00fcuren dagegen l\u00f6slich war. Sie war frei von Phosphor, enthielt aber bleischw\u00e4rzenden Schwefel und gab die gew\u00f6hnlichen Eiwei\u00dfreaktionen. Es wurden zwei verschiedene Pr\u00e4parate analysiert, von denen das eine aus der ersten, das andere aus der zweiten Punktionstliissigkeit gewonnen war. Die Kohlen- und Wasserstoffbestimmungen geschahen im Platinschiffe im Sauerstoffstrome","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"\u00abSerosamucin\u00bb, eine Mucinsubstanz in Ascitesll\u00fcssigkcit u. Synovia. 1 T) 1\nmit vorgelegter Kupferspirale. Die Schwefelbest unmutigen geschahen durch Schmelzen mit Kalihydrat und Salpeter nach Hammarsten. Der StieksfutTgehalt wurde nach Kjeldal.il-Willfahrt bestimmt. Die Zahlen sind auf aschefreie Substanz berechnet.\nPr\u00e4parat I. Aschogchalt 0.07\" \\>.\na)\t0,310 g Substanz lieferten 0.207 g H\u201e0\t0.O23 g Wasserstoff - 0.08% it\nund 0.0185 g C\u00f62 \u2014 0.17(180 g Kohlenstoff \u2014 51.11\u00b0/\u00ab C.\nIm 0.1000 g Substanz erforderten 18.00 ccm n io S\u00e4ure --- (i,020580 g Stickstoff = 1:1.32% N.\nn 0,0880 g Substanz erforderten 8.fl ccm \u201c/\u00bbo S\u00e4ure = 0,011/71 g Stickstoff. \u2014 13,20\" .. \\.\nd) 0,01 g Substanz lieferten 0.001 g BaS04 0.0083753 g. Schwefel = 1,30\u00b0 ..) S.\nPr\u00e4parat II. Aschegchalt 0.1%.\na)\t0,378 g Substanz lieferten 0.2255 g 11,0 \u2014 0.025 g Wasserstoff \u2014 0,05\"/o 11\nund 0.710 g C.0.4 = 0.10301 g KohlenstotT = 51,13\u00b0 .) (1.\nb)\t0.1328 i\u00a3 Substanz erforderten 12,50 ccm >\u00bb/io S\u00e4ure 0,017581 g\nStickstoff = 13,2-1\u00b0/\u00ab N.\nc)\t0,203 g Substanz erforderten 10.10 ccm \",io S\u00e4ure = 0.020821 g\nStickstoff = 13,22\"o N.\nd)\t0,010 g Substanz lieferten 0,080 g BaSQ4 = 0.011807 g Schwefel\n= 1,25\u00b0/\u00ab S.\nDie Analysen ergaben\talso f\u00fcr\tdie zwei Pr\u00e4parate\t\ngende Zusammensetzung: <:\tit\tN\tS\nPr\u00e4parat 1 51,11\"\u00ab\t6,08\u00b0/\u00ab\t13.31\"/\u00ab\t1,30\u00b0/\u00ab\n\u00bb\t11 51,13\u00b0/\u00ab\t0,05\".)\t13,23 \"/\u00ab\t1.25\u00b0\nDie untersuchte Substanz ist also offenbar eine Mucin-\nsubstanz. Sie hatte in L\u00f6sung die physikalische Beschaffenheit des typischen Mucins, wie dieses war sie auch durch Kssigs\u00fcure f\u00e4llbar und in einem \u00dcberschu\u00df der S\u00e4ure nicht l\u00f6slich. Beim.\n\u2018j Bei der Sektion des Patienten wurde aus der Bauchh\u00f6hle eine braune Fl\u00fcssigkeit erbalten, die indessen nicht l\u00e4nger fadenziehend war und schon deutliche Zeichen beginnender F\u00e4ulnis zeigte. Sie enthielt jedoch noch die mit Essigs\u00e4ure f\u00e4llbare Substanz, die ausgef\u00e4llt, gereinigt und zur Stickstoffbestimmung verwendet wurde. Der Gehalt, an Stiek-stoff war 13,21\u00b0;.\u00bb, was also zeigt, daft die Substanz verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig resistent ist.","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\n(iustaf von Holst.\nSieden mit einer S\u00e4ure lieferte .sie eine reduzierende Substanz und sie hatte auch einen verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig niedrigen Stickstoif-gehalt. Die Menge der reduzierenden Substanz war jedoch dem Augenma\u00dfe nach unzweifelhaft kleiner als in den typischen Mucinon und der Kohlensto\u00dfg\u00f6halt ist auch ziemlich hoch. Man konnte deshalb vielleicht geneigt sein, diese Proteinsubstanz \u2022gewisserma\u00dfen als ein Zwischenglied zwischen den echten Murinen und dem Kiwei\u00df in eigentlichem Sinne zu betrachten: es liegt jedoch bis jetzt kein Grund vor, dieselbe nicht zu den typischen Murinen zu rechnen. Da\u00df diese Substanz dieselbe wie die von l mber schon beschriebene ist, wenn ich sie auch, nach der mehr konstanten Zusammensetzung und den niedrigeren Stickstolfgelialte zu urteilen, in etwas reinerem Zustande erhalten lube, i.-t wohl nicht zu bezweifeln, und aus dem Grunde, wie auch wegen der unzweifelhalten Mucinnatur des Sto\u00dfes, habe ich den von Umber gew\u00e4hlten Namen Serosamuein akzeptiert.\nDas \\ orkommen von Mucin in Ascitesfl\u00fcssigkeiten ist also durch l rnbors und meine Untersuchungen au\u00dfer Zweifel gestellt, und die Vermutung von Young, da\u00df die fr\u00fcher gefundenen Mucoide nur kohlehydrathaltige Spaltungsprodukte von Eiwei\u00df (Albumin oder Globulin) seien, ist also nicht richtig. Das durch Paijkull erwiesene h\u00e4utige Vorkommen solcher Mucoide in Ascitesfl\u00fcssigkeiten spricht wohl eher daf\u00fcr, da\u00df diese von Hammarsten zuerst beschriebenen Mucoide in naher Heziehun<r zu dem Serosamuein stehen und als Umwandlungsprodukte desselben anzusehen sind. Hierf\u00fcr spricht besonders die gute l boreinstimmung in der elementaren Zusammensetzung zwischen dom Serosamuein und den Mueoidcn, wie aus der am Ende dieses Aufsatzes sich vorlindenden, tabellarischen Zusammenstellung ersichtlich ist.\nDer oben erw\u00e4hnte llelund Salkowskis von einer mit dem Serosamuein \u00fcbereinstimmenden Substanz in der H\u00fcftgelenkfl\u00fcssigkeit bei chronischer Coxitis wie auch die von Umber horvorgehobone genetische Verwandtschaft zwischen Perito-nealcndothol und Synovialschleimhaut veranla\u00dften mich, auch die irische Synovia bez\u00fcglich des Vorkommens einer solchen Substanz zu untersuchen.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"\u00abSerosamurin*, eine Mwinsubstanz in Ascitesfl\u00fcssigkeit u. Svnovia.\nIn der Synovia von Kindern hat Frorichs\u00bb) bekanntlich eine gel\u00f6ste Sehleimsubstanz naehgewiesen, deren Menge kaum betrug. Da indessen zu jener Zeit das Vorhandensein einer Kohlehydratgruppe in den Muciuen noch nicht bekannt war und jede durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbare, schleimige L\u00f6sungen gebende Substanz als Mucin betrachtet wurde, war das Vorkommen von echtem Mucin in der Gelenkll\u00fcssigkeit hierdurch nicht bewiesen.\nVor bald 20 Jahren ver\u00f6ffentlichte darauf Hammarsten-) seine Untersuchungen von zwei F\u00e4llen von pathologischen Erg\u00fcssen in dem Kniegelenke. Er beobachtete ebenfalls eine muein\u00e4hnliche Substanz, die in vielen Hinsichten wie das Serosa-mucin sich verhielt, in folgenden Funkten aber von ihm abwich. Die mit Essigs\u00e4ure gef\u00e4llte Substanz lieferte nach dem Aull\u00f6sen in W asser mit m\u00f6glichst wenig Alkali keine schleimige Losung und sie gab nunmehr mit Essigs\u00e4ure keine grobflockige oder faserige, sondern nur eine feinllockige F\u00e4llung. Sie verhielt sich also eher als ein Nueleoprotcid als wie ein Mucin. Nach dem Sieden mit einer S\u00e4ure konnte keine reduzierende Substanz nachgewiesen werden, was jedoch infolge der geringen Menge des Materiales wenig beweisend war. Die Substanz war phosphorhaltig und geh\u00f6rte also allem Anscheine nach zu der Nucleoalbumin- (resp. Nueleoprotcid-)gruppe. Sie wurde von Hammarsten als \u00abmuein\u00e4hnliche Substanz\u00bb bezeichnet.\nDie von Salkowski3\u00bb in einem Falle von chronischer Coxitis isolierte, durch Essigs\u00e4ure f\u00e4llbare Substanz wai* frei von Phosphor, und Sa 1 ko wsk i konnte eine reduzierende Substanz nicht sicher nachweisen. Die fragliche Substanz konnte also kein Nucleoalbumin sein, sie konnte aber nach Salkowski auch nicht als Mucin angesehen werden, und aus dem Grunde schlug er fiir dieselbe den Namen Synovin vor. Den Crund des abweichenden Verhaltens der von Hammarsten isolierten Substanz sieht er darin, da\u00df das Synovin wahrscheinlich oft mit Nucleoalbumin aus iymphoiden Zellen u. dgl. gemengt Vorkommen kann.\n\u25a0) Frerichs, Wagners Handw\u00f6rterbuch, Md. 3. 2 Hammarsten, Malys Jahresber., Md. 12. j Salkowski, Virchows Arch.. Md. 131.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\n. Gustaf von Holst,\nI)a die nun .erw\u00e4hnten Untersuchungen mit Ausnahme derjenigen von Frericlis nur auf pathologisches Material sich beziehen, schien es mir von Interesse zu sein, ganz frische\nSynovia zu untersuchen. Das hierzu erforderliche Material er-\n*\nhielt ich von Kindern durch Kinliihrcn einer Pipette in die verschiedenen Gelenkh\u00f6hlen des eben geschlachteten Tieres und Aussaugen der Fl\u00fcssigkeit, ln dieser Weise konnte ich bisweilen 10 \u2014 20 ccm Fl\u00fcssigkeit aus einem und demselben Gelenke gewinnen, 'w\u00e4hrend ich in anderen F\u00e4llen last nichts erhielt. Dieses wechselnde Verhalten ist bekanntlich schon von Frerichs beobachtet worden, indem er n\u00e4mlich bei jungen oder im Stalle ge f\u00fctterten Tieren viel, bei weidenden Tieren dagegen nur wenig Gelenkfl\u00fcssigkeit fand.\nDie von mir verarbeitete Synovia, die immer frei von Hint war, hatte meistens eine bla\u00dfgelbe Farbe, war aber bisweilen ebenso farblos wie Wasser. Sie war immer mehr oder -weniger schleimig fadenziehend und reagierte schwach alkalisch auf Lackmus. Lei Zusatz von Essigs\u00e4ure trat immer eine grobfaserige F\u00e4llung auf, die um den Glasstab zu einem testen Klumpen sich herumwinden lie\u00df und deren Menge gegen 0,5 \u00b0/o betrug. In \u00fcbersch\u00fcssiger Essigs\u00e4ure war sie unl\u00f6slich. Die so gef\u00e4llte Substanz verhielt sich in allen Beziehungen wie das von mir aus der Ascitesll\u00fcssigk\u00e9it isolierte Serosamucin und ich kann deshalb bez\u00fcglich der Eigenschaften des Synovia-mucins auf das oben Gesagte hinweisen. Die Substanz war phosphorfrei, sie gab bei der Pepsinverdauung kein Nuclein oder Pseudonuclein und beim Sieden mit einer S\u00e4ure lieferte sie noch etwas leichter und sch\u00f6ner als das Serosamucin eine reduzierende Substanz. F\u00fcr die Elementaranalyse wurde die Substanz, ganz wie das Serosamucin, durch dreimalige Essigs\u00e4uref\u00e4llung und Alkohol\u00e4therbehandlung gereinigt. Die Elementaranalyse der bei 110\u00b0 G. getrockneten Substanz als aschefrei (Ascbegebalt 0,58'V-o) berechnet ergab folgendes:\na> 0.31! g Substanz lieferten 0,1905 g H\u201e0 \u2014 0,02210 g Wasserstoff 0.53 II und 0,0315 g 'GO* =*= 0.17301 g Kohlenstoff ~= 51.05%. C.\nb) O.H* g Substanz erforderten 11,8 ccm n/iu S\u00e4ure = 0,02072 g Stickstoff -= 12,95 V N.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"\u00abSerosamucin\u00bb, eine Mucinsubstanz in Ascitesfl\u00fcssigkeit u. Synovia; 15f>\nc)\t0,157 g Substanz erforderten 14.50 mn n n> S\u00e4ure 0.020420 \u00bb Stick-\nstoff ..= 13.01%, x.\nd)\t0,1212 g Substanz erforderten- 11.31 cnn n/l0 S\u00e4ure 0.0158.3, g Stick-\nstoff = 13.00'V\u00bb N.\nAls Mittel der drei Stickstoff!,,-Stimmungen also 13.01 \" . X. c 0,370 g Substanz lieferten 0.030 g 0aSO4 ^ 0.00W28 g Scbwctd\n- 1.34%, S.\nDie analysierte Substanz enthielt also 01.00% C; 0.5\u2018V II; 13,01\u00b0/o N ; l,.U\u00b0/o S. Sie erwies sieh also ebenfalls wie ein Muein und da sie in allen Hinsichten wir* das Muein der Ascitesfl\u00fcssigkeit sich verhielt, scheinen die beiden Substanzen identisch oder einander jedenfalls sehr nahe verwandt zu sein. Aus dem Grunde z\u00f6gere ich nicht, auch das Muein der Synovia als Serosainuein zu bezeichnen.\nIch habt* auch einigemale Synovia von Mensch und Pferd untersucht und darin ein Muein von ganz denselben Eigenschaften gefunden. Die kleinen Mengen erlaubten jedoch bis jetzt keine mehr eingehende Untersuchung. Pathologische Synovia habt* ich nicht zur Untersuchung erhalten k\u00f6nnen : wahrscheinlich handelt es sieh aber bei solcher um Gemengen in wechselnden Verh\u00e4ltnissen von Serosamuoin und Nucleoproteid, bezw. Nucleoalbumin.\nDer \u00dcbersicht halber lasse ich hier eine tabellarische Zusammenstellung der bisher ausgef\u00fchrten Elementaranalysen von Mucinsubstanzen aus Ascitesfl\u00fcssigkeit und Svnovia .folgen :\nln Prozent C\tH X S\nMucoid ausAscitesfl\u00fcssigkeit 51.40 0.80 13,01 llammarstrn Serosamucinl \u00bb\t\u00bb\t51.41 0.08 13.31 1.80 \\\n\u00bb\t11\t\u00bb\t51.43\t0.05\t13,23\t1.25 Jv,>n h'dst\n*\tI\t\u00bb\t\u00bb\t51,35\t0,72\t14.\u00ce11\t1.321\n*\tII\t\u00bb\t\u00bb\t50.23\t0.87\t14.37\t1.321rillj('r\n\u00bb\t\u00bb Synovia\t51,05 0.53 13.01 1.34 von 1b,1st.\nZuletzt sei es mir gestattet, Herrn Professor Hammarsten meinen tiefgef\u00fchlten Dank, sowohl t\u00fcr die Anregung zu dieser Arbeit wie f\u00fcr die freundliche Unterst\u00fctzung im Verlaufe derselben auszusprechen.","page":155}],"identifier":"lit18028","issued":"1904-05","language":"de","pages":"145-155","startpages":"145","title":"\"Serosamucin\", eine Mucinsubstanz in Ascitesfl\u00fcssigkeit und Synovia","type":"Journal Article","volume":"43"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:29:09.236518+00:00"}