Open Access
{"created":"2022-01-31T13:43:34.460374+00:00","id":"lit18037","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schittenhelm, Alfred","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 43: 228-239","fulltext":[{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente des Nucleinstoffwechsels.\nVon\nAlfred Schittenhelm.\n(Aus >lom Laboratorium <ter medizinischen Klinik zu Gottingen: Geheimrat Ebstein.) ( Oer Redaktion zugegangen am 3. Oktober 19\u00bb4.)\nVor kurzem1) konnte ich milteilen, da\u00df mir der Nachweis des quantitativen \u00dcbergangs der Aminopurine, Adenin und Guanin, in Harns\u00e4ure unter der Einwirkung von Gewebs-fermenten gelang. Sodann konnte ich konstatieren, da\u00df auch die an Thymusnucleins\u00e4ure gebundenen Purink\u00f6rper von den Fermenten in Harns\u00e4ure umgewandelt werden. Endlich erw\u00e4hnte ich noch kurz, da\u00df die wirksame Oxydase sich aus dem Milzextrakt mit Ammousulfat aussalzen lasse.\nInzwischen habe ich meine Untersuchungen noch weiterausgedehnt und nicht nur die verschiedensten Organe auf ihre harns\u00e4urebildende F\u00e4higkeit durchgepr\u00fcft, sondern vor allem mein Augenmerk auch auf die Zwischenstufen gerichtet, welche die Aminopurine bei ihrer Oxydation zu Harns\u00e4ure notwendig durcheilen m\u00fcssen. Meine Untersuchungen hier\u00fcber sind noch nicht abgeschlossen und ich verzichte daher vorderhand auf eine breitere Ausf\u00fchrung der Harns\u00e4urebildung. Ich glaube jedoch einige Untersuchungsresultate schon jetzt mitteilen zu m\u00fcssen, nachdem vor kurzem eine Arbeit von Jones und Partridge2) erschienen ist, welche in engstem Zusammenhang zu meinen Untersuchungen steht. Dieselben fanden n\u00e4mlich, da\u00df das Pankreas ein Enzym enth\u00e4lt, welches die \u00dcberf\u00fchrung von Guanin in Xanthin zustande bringen kann und dem sie den Namen \u00abGuanase\u00bb gaben. Aus ihren fr\u00fcheren Arbeiten3)\n') Diese Zeitschrift, Bd. XLII, S. 251.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XLII, S. 343.\ns) Diese Zeitschrift. Bd. XLII, S. 35.","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente des NucleinstofTwcchsels.\t229\nschlie\u00dfen sie, da\u00df ein solches Enzym auch in der Thymusdr\u00fcse und in der Nebenniere existiert, jedoch nicht in der Milz. Weiterhin sprechen sie die Meinung aus, da\u00df, da nach den Untersuchungen \u00fcber die Selbstverdauung der Milz Adenin in Hypoxanthin \u00fcbergef\u00fchrt werden kann auch bei Abwesenheit von \u00abGuanase\u00bb, diese \u00dcberf\u00fchrung einem anderen Enzym (Adenase) zuzuschreiben sei, welches offenbar in der Thymus, der Nebenniere und dem Pankreas vorkomme.\nMeine Untersuchungen f\u00fchrten mich zu denselben Fragern, indem ich die Zwischenstufen zu linden suchte, welche bei der \u00dcberf\u00fchrung der Aminopurine in Harns\u00e4ure entstehen m\u00fcssen. Ich habe nun zwar inzwischen zahlreiche Organe auf ihre harns\u00e4urebildende F\u00e4higkeit hin untersucht : da ich jedoch mit der Milz meine Untersuchungen begann und aus ihr eine Isolierung des Fermentes mit Erfolg versucht hatte, so lag es mir am n\u00e4chsten, mit ihrer Hilfe nach den \u00dcbergangsprodukten zu suchen. Zudem ergaben meine weiteren Erfahrungen, da\u00df in der Milz die einfachsten Verh\u00e4ltnisse zur Entscheidung dieser b ragen zu linden sind, da ihr harns\u00e4urebildendes Ferment sehr intensiv arbeitet und ihr keine harns\u00e4urezerst\u00f6renden F\u00e4higkeiten zukommen.\nZuerst besch\u00e4ftigte ich mich mit der Isolierung des Fermentes und fand, wie schon bemerkt, da\u00df sich dasselbe mit konzentrierter Ammonsulfatl\u00f6sung aussalzen l\u00e4\u00dft. Nach Jakobys!) Angabe unterwarf ich einen w\u00e4sserigen Milzauszug der fraktionierten Aussalzung, wobei sich ergab, da\u00df die F\u00e4llung des Fermentes bei einem S\u00e4ttigungsgrade von b(>0/o am ausgiebigsten vor sich geht. Der dabei gewonnene Niederschlag wurde in Wasser (500\u2014800 ccm) suspendiert, mit etwas Chloroform versetzt und das Ganze 'k\u2014 1 Stunde in die Sch\u00fcttelmaschine gebracht. Dann wurde solange gegen best\u00e4ndig flie\u00dfendes Wasser dialysiert, bis kein Ammoniak mehr nachweisbar war, was meist 6 8 Tage erforderte. Nunmehr wurde filtriert\u2019und die so erhaltene leicht gelblichbraune Fl\u00fcssigkeit direkt zu den \\ ersuchen benutzt. Die auf diese Weise erhaltenen Fermentl\u00f6sungen erwiesen sich stets als hochwirksam. Ihre Zusammen-\n\u2022) Diese Zeitschrift, Bd. XXX, S. 136.\n15*","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nAlfred Schittenhelm,\nSetzung wechselte in engen. Grenzen. Um ein ungef\u00e4hres Bild von derselben zu geben, teile ich die Analyse der zu den folgenden Versuchen benutzten Fermentl\u00f6sung mit:\nAuf 1000 L\u00f6sung kommen :\n998.9 Wasser 3,72 organische Substanz 2,4 Ascher\u00fcckstand 0,77 Stickstoff.\nVon Purink\u00f6rpern ist die L\u00f6sung so gut wie frei.\nDie folgenden Versuche dienen als Beleg f\u00fcr die Wirksamkeit der Fermentl\u00f6sung: die Versuchsanordnung und die Methode der Harns\u00e4ureisolierung habe ich in meiner letzten Arbeit ausf\u00fchrlich besprochen, weshalb ich auf eine Wiederholung verzichten kann.\nVersuch 1. 400 ccm Fermentl\u00f6sung -f~ 0,2 g Guanin (in Natronlauge gel\u00f6st zugesetzt) gehen unter Chloroformzusatz und bei st\u00e4ndiger Luftdurchleitung 3 Tage lang bei 43\u00b0 im Wasserbade.\nGehalten 0,157 g H arns\u00e4ure.\n0,13 g verbrauchen 15,4 ccm */r> Normal-H.jS04 Verlangt f\u00fcr C5H4N403: 33,33\u00b0/o N Gefunden\t: 33,17\u00b0,o \u00bb\nMithin waren 7\u00f6,4\u00b0/o des zugegebenen Guanins als Harns\u00e4ure wiedergefunden.\nVersuch II. 250 ccm Fermentl\u00f6sung -|- 0,2 g Guanin analog angesetzt.\nErhalten 0,203 g Harns\u00e4ure.\n0,1224 g verbrauchen 14,5 ccm */. Normal-H,S04 Verlangt : 33,33 \u00b0/o N Gefunden: 33,17\u00b0/o >\nEs waren also 91,2\u00b0/o des zugegebenen Guanins als Harns\u00e4ure wiedergefunden. Da aber im Filtrat der Harns\u00e4ure die Silberf\u00e4llung keinen Basenniederschlag mehr hervorrief, so mu\u00dfte alles Guanin, demnach 100\u00b0/o, in Harns\u00e4ure umgesetzt worden sein.\nVersuch III. 400 ccm Fermentl\u00f6sung-f-0,2 g Guanin analog angesetzt.","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente des Nucleinstoffwechsels.\n231\nErhalten 0,222 g Harns\u00e4ure.1)\n0,12 g brauchen 28,51 ccm Vto Normal-HCl Verlangt : 38,\u00bb3**/\u00ab N Gefunden : 33.30\u00b0,'# \u00bb\nEs waren demnach 99,5\u00b0/o des zugegebenen Guanins als Harns\u00e4ure wiedergefunden. Auch hier wurde im Filtrat der Harns\u00e4ure keine Silberf\u00e4llung mehr erzielt. Es mu\u00df demnach das Guanin quantitativ in Harns\u00e4ure umgesetzt worden sein.\nVersuch IV. 350 ccm Fermentl\u00f6sung -| 0,2 g Hypoxanthin -{- 0,1 g Adenin natronalkalisch analog angesetzt.\nErhalten 0,33 g U.\n0.147 g verbrauchten 31,8 ccm '/*o Normal-Salzs\u00e4ure Gefunden: 33,15\u00b0/# N\nVerlangt : 33.33 '# \u00bb\nDemnach wurden 89% des angewandten Gemisches als Harns\u00e4ure wiedergefunden.\n\u00dcbrigens gelingt es auch, wirksame Fermentl\u00f6sungen durch Alkoholf\u00e4llung zu erzielen, vorausgesetzt, da\u00df rasch hintereinander gearbeitet wird.\nVersuch V. 120t) ccm eines w\u00e4sserigen Milzauszuges werden mit 1200 ccm Alkohol gef\u00e4llt. Nach etwa einstiindigem Stehen wird abfiltriert, der Niederschlag mit ca. 800 ccm Wasser \\ Stunden bei gew\u00f6hnlicher Temperatur in der Sch\u00fcttelmaschine gesch\u00fcttelt. Vom Filtrat wird der Alkohol bei 40\u00b0 auf dem Wasserbad abgedampft.\n300 ccm davon -j 0,2 g Guanin analog wie oben.\nErhalten 0,146 g Harns\u00e4ure.\n0,11 g verbrauchen 12,05 ccm '/\u00bb Normal-HltS04 *\nGefunden : 33,11\u00b0/# N.\n') Die angegebenen Ifarns\u00e4uremengen geben die Zahlen, welche gefunden wurden, nachdem das urspr\u00fcngliche Produkt nach Hor-baczewskis Vorschrift behandelt worden war (Diese Zeitschr., Ihl. XVIII, S. 311). Dieselbe lautet dahin, da\u00df je 0,1 g Substanz in 2,0 ccm konz. H^SO, gel\u00f6st und dann mit dem vierfachen Volumen Wasser wieder gef\u00e4llt wird. In meiner letzten Mitteilung (Diese Zeitschrift, Bd. XL1I, S. 255) ist ihre Angabe infolge eines Versehens bei der Korreklur unrichtig.","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nAlfred Schittenhelm,\nEs waren demnach 63,8\u00b0/o des zugegebenen Guanins als Harns\u00e4ure wiedergefunden.\nMan sieht aus dem Versuch, da\u00df die auf diese Weise hergestellto Fermentl\u00f6sung zwar wirksam ist, aber lange nicht in dem Ma\u00dfe, wie die durch Arnmonsulfataussalzung gewonnene. Nach meinen Erfahrungen tritt die sch\u00e4digende Wirkung des Alkohols um so st\u00e4rker zutage, je l\u00e4nger derselbe mit dem Niederschlag zusammen bleibt. Es lag daher der Gedanke nahe, da\u00df durch den Alkohol dem Fermente vielleicht eine alkoholl\u00f6sliche Komponente entzogen wird. Zahlreiche Versuche nach dieser Richtung ergaben jedoch ein absolut negatives Resultat. Durch diese Versuche ist also dargetan, da\u00df aus der Milz eine relativ einfach zusammengesetzte Ferment-l\u00f6sung gewonnen werden kann, welche freie Rurinbasen quantitativ in Harns\u00e4ure \u00fcberzuf\u00fchren imstande ist.\nDie n\u00e4chste Frage, welche sicherhob, war die: Ist diese Umwandlung der Durinbasen in Harns\u00e4ure durch ein einheitliches Ferment bewirkt oder arbeiten dabei mehrere Fermente mit? Diese Frage mu\u00dfte gleichzeitig zu der Aufsuchung von Zwischenprodukten f\u00fchren.\nWie schon oben bemerkt, bediente ich mich hierzu in erster Linie des Milzextraktes und versuchte festzustellen, wie sich die Dinge gestalten, wenn an Stelle der Luftdurchleitung (\u2018in l\u00e4ngerer Aufenthalt des Gemisches im Brutschrank ohne permanente Sauerstoffzufuhr tritt.\nVersuch VI. Von einem Wasserextrakt der Milz, welcher auf die in meiner ersten Mitteilung angegebenen Weise bereitet war, wurden (HK) ccm mit 0,9 g in der berechneten Menge Normalnatronlauge gel\u00f6sten Guanins vierzehn Tage lang unter Uhloroformzusatz im Brutschrank bei einer Temperatur von 37\u00b0 C. gehalten. Danach wurde die Mischung mit 15 ccm konzentrierter Schwefels\u00e4ure am R\u00fcekflu\u00dfk\u00fchler 3 Stunden lang gekocht, dann mit Natronlauge alkalisch, mit Essigs\u00e4ure wieder schwach sauer gemacht, kurz aufgekocht und vom Eiwei\u00dfniederschlag abtiltriert. Letzterer wurde noch zweimal mit leicht essigsaurem Wasser ausgekocht. Aus den vereinigten Filtraten wurden mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung die Purin-","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente des Nucleinstoffwechsels.\n233\nbasen ausgef\u00e4llt. Der gut ausgewaschene und in ca. 800 ccm Wasser suspendierte Silberniederschlag wurde hei\u00df mit Salzs\u00e4ure zersetzt und salzsauer bis zum n\u00e4chsten Tag stehen gelassen.\nDie ausgefallene Harns\u00e4ure betrug 0,14 g und war, wie sich beim Umkristallisieren nach Horbaczewski erwies, rein.\n0,1076 g verbrauchten 25,63 ccm */io Normal-HCl\nVerlangt : 33,33\u00b0/\u00ab N\t\u2019\nGefunden: 33,34\u00b0/o \u00bb\nDas Filtrat der Harns\u00e4ure wurde zur Trockene eingedampft, der R\u00fcckstand in Natronlauge gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit Tierkohle entl\u00e4rbt und mit Essigs\u00e4ure neutralisiert und nunmehr eine nochmalige Silberf\u00e4llung vorgenommen. Der mit Salzs\u00e4ure zersetzte Niederschlag wurde zur Trockene eingedampft. Nach m\u00f6glichster Beseitigung der \u00fcbersch\u00fcssigen Salzs\u00e4ure wurde der R\u00fcckstand in ca. 120 ccm Wasser aufgekocht und filtriert (Filtrat A, Filterr\u00fcckstand B). Aus dem Filtrat A konnte weder Guanin, noch Epiguanin, noch Adenin.gewonnen werden. Dagegen liel beim Einengen auf ca. 30 ccm eine schollige Substanz aus. Nach I2st\u00fcndigem Stehen im Eisschrank wurde abfiltriert. Der R\u00fcckstand betrug 0,26 g. Nach den Angaben Kr\u00fcgers und Salomons ins Nitrat verwandelt wurden 0,28 g eines schweren Kristallpulvers, das aus Pl\u00e4ttchen bestehende Drusen zeigte und einen absolut einheitlichen Eindruck machte, gewonnen. Es lag also zweifellos Xanthin vor. Das Nitrat wurde in freies Xanthin umgesetzt und das letztere bei 140\u00b0 getrocknet.\n0,1232 g Substanz erforderten 32,3 ccm */\u201c> Normal-HCl Verlangt f\u00fcr C5H.N40s: 30,84% N Gefunden\t: 36,71\u00b0> \u00bb\nIm Filtrat wurden mit der Silberf\u00e4llung nur noch minimale Basenreste gefunden.\nDer Filterr\u00fcckstand B wurde mit verd\u00fcnntem Ammoniak kurz erw\u00e4rmt und vom Ungel\u00f6sten abfiltriert. Das Ungel\u00f6ste betrug 0,04 g und gab intensive Murexidreaktion. Es lag also noch ein kleiner Rest Harns\u00e4ure vor.\nDas Filtrat wurde auf wenige Kubikzentimeter eingeengt.","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nAlfred Schittenhelm,\nDabei fiel Xanthin in derben Krusten aus. Die Gesamtmenge betrug 0,51 g. Dasselbe wurde \u00fcber das salpetersaure Salz gereinigt und nach Trocknen bei 140\u00b0 analysiert.\n0,1418 g Substanz verbrauchten 87.15 ccm \u2018/to Normal-HCl\nVerlangt : 86,84% N Gefunden: 36,68% \u00bb\nIm Filtrat waren wiederum nur unbetr\u00e4chtliche Basenreste vorhanden.\nBei diesem Versuch hatten sich demnach an Stelle der 0,0 g G uanin gefunden 0,18 g Harns\u00e4ure und 0,77 g Xanthin.\nDenselben Versuch habe ich nun des weiteren an einer Fermentl\u00f6sung angestellt, welche nach der vorne angegebenen Weise mittels Aussalzens gewonnen worden war.\nVersuch VII. 500 ccm Fermentl\u00f6sung (von derselben L\u00f6sung, von welcher zu Versuch III genommen worden war) + 0,0 g in Normalnatronlauge gel\u00f6sten Guanins werden sechs Tage lang unter Chloroformzusatz im Brutschrank bei einer Temperatur von 37\u00b0 C. gehalten. Darnach wurde die Reaktionsfl\u00fcssigkeit natronalkalisch kurz aufgekocht, mit Essigs\u00e4ure schwach anges\u00e4uert und vom sp\u00e4rlichen Eiwei\u00dfniederschlag abfiltriert. Nach dem Erkalten wurde im Filtrat eine Silberf\u00e4llung vorgenommen. Der nach einigen Stunden abfiltrierte und gut ausgewaschene Niederschlag wurde, in Wasser suspendiert, mit Salzs\u00e4ure in der W\u00e4rme zersetzt und das Filtrat einged\u00e4mpft. Der nach M\u00f6glichkeit von anhaftender Salzs\u00e4ure befreite R\u00fcckstand wurde in verd\u00fcnntem Ammoniak aufgekocht und das Ganze \u00fcber Nacht in den Eisschrank gestellt. Auf diese Weise gewann ich durch Filtration ein das Xanthin haltendes Filtrat und (\u2018inen ungel\u00f6sten R\u00fcckstand (Guanin).\nDer ungel\u00f6ste R\u00fcckstand wurde in Normalnatronlauge gel\u00f6st,' filtriert und das Guanin aus der L\u00f6sung mit Essigs\u00e4ure ausgef\u00e4llt. Es fiel in rein wei\u00dfer Farbe sofort aus. Nach mehrst\u00fcndigem Stellen wurde filtriert. Das Filtrat gab keine Silberf\u00e4llung -mehr.\nDie Menge des wiedergewonnenen Guanins betrug: 0,21 g.","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente des Nucleinstoffwechsels.\n235\n0,143 g Substanz verbrauchten 47,2 ccm '/\u00bb\u2022 Normal-Salzs\u00e4ure Verlangt f\u00fcr C,H5N60: 40,35 \u00b0/o N Gefunden\t: 40,21\u00b0/o >\nDas ammoniakalische Filtrat wurde auf ea. 10 ccm eingeengt, wobei alles Ammoniak abdamplte und das Xanthin in charakteristischer, bl\u00e4ttriger Form sich abschied.\nDie^Menge des so gewonnenen Xanthins betrug 0,363 g.\nDie Substanz wurde in salpetersaures Salz umgewandelt, welches sehr rasch als schweres Kristallpulver zum Vorschein kam und die charakteristische Kristallform zeigte. Dasselbe wurde wieder ins freie Xanthin verwandelt, das letztere bei 140\u00b0 getrocknet und analysiert.\n0.103 g Substanz verbrauchten 42,75 ccm \u2018/to Normal-Salzs\u00e4ure Verlangt f\u00fcr C6I14N4\u00dc,: 30.84 \u00b0/.o N Gefunden\t: 30,72 'V\u00bb \u00bb\nEs waren somit an Stelle der 0,6g Guanin gefunden worden 0,21 g Guanin und 0,363 g Xanthin.\nDie Harns\u00e4ure, welche ich in Versuch VI neben dem Xanthin fand, verdankt ihre Entstehung zweifelsohne, mindestens teilweise, dem Umstand, da\u00df die zerkleinerte Milz zur Darstellung des Wasserextraktes mehrere Stunden andauernd ger\u00fchrt worden war, wobei bereits eine Harns\u00e4urobildung st\u00e4ttiindet, wie ich mich auch sonst h\u00e4utig \u00fcberzeugen konnte.\nDie Versuche haben also ergeben, da\u00df in der Hindermilz (dn isolierbares Ferment enthalten ist, welches im Thermostaten ohne Luftdurehleitung die Umwandlung von Guanin in Xanthin bewirkt, unter Euf tdurchieitung jedoch an Stelle des Xanthins aus dem Guanin Harns\u00e4ure bildet. Es ist also ganz klar, da\u00df der Weg der Harns\u00e4urebildung aus Guanin \u00fcber das Xanthin * f\u00fchrt, 2 - Amino - 6 - 8 Dioxypurin habe ich, trotzdem besonders darauf gefahndet wurde, nicht auflinden k\u00f6nnen, und es ist also anzunehmen, da\u00df dieser von Emil Fischer dargestellte K\u00f6rper, welcher einzig noch neben dem Xanthin eine \u00dcbergangsstufe zur Harns\u00e4ure bilden k\u00f6nnte, durch das vorliegende Ferment jedenfalls nicht dargestellt wird.","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"2.%\nAlfred Schittenhelm,\nMeine Versuche haben des weiteren ergeben, da\u00df, so zutreffend und wichtig die Untersuchungen Jones' \u00fcber die Bildung von Xanthin aus Guanin in der Thymusdr\u00fcse, dem Pankreas und der Nebenniere sind, seine Beobachtung betreffs der Milz nicht zutrifft, wonach dieselbe eine Ausnahmestellung einnehmen und diese Funktion nicht besitzen soll.\nMeine weiteren Untersuchungen1) \u00fcber die Harns\u00e4urebildung in Organen resp. Organextrakten haben bis jetzt ergeben, da\u00df eine solche statthat in der Leber, Milz, Lunge und im Muskel, w\u00e4hrend scheinbar keine Harns\u00e4urebildung vor sich geht in der Thymusdr\u00fcse, dem Darm, dem Blut und der Niere. Trotzdem gehl in der Thymusdr\u00fcse, wie Jones nachgewiesen hat und wovon ich mich selbst \u00fcberzeugen konnte, der \u00dcbergang von Guanin in Xanthin glatt vonstatten. Des weiteren habe ich auch eine Xanthinbildung im Nierenextrakt beobachtet, wie folgender Versuch zeigt.\nVersuch VIII. 500 ccm w\u00e4sserigen Nierenextraktes -j- 0,5g in Natronlauge gel\u00f6sten Guanins wurden 14 Tage unter Chloroformzusatz bei 37\u00b0 im Thermostaten gehalten. Darnach wurde das Reaktionsgemisch analog dem Milzextraktversuch (Versuch V) weiter verarbeitet.\nAuf diese Weise wurden schlie\u00dflich 0,18 g Xanthin isoliert.\n0,0002 g Substanz verbrauchten 20,88 ccm !/io Normal-HCl\nVerlangt : 86,84\u00b0/o N Gefunden: 86,59\u00b0/\u00ab \u00bb\nGuanin und die anderen Basen konnten nicht gefunden werden.\nFs mu\u00df also angenommen werden, da\u00df die Harns\u00e4urebildung, welche auf ganz bestimmte Organe beschr\u00e4nkt ist, durch die T\u00e4tigkeit zweier Fermente zustande kommt, eines desamidierenden, welches die \u00dcberf\u00fchrung von Guanin in Xanthin und Adenin in Hypoxanthin erm\u00f6glicht, und eines lebhaft oxydierenden, welches Hypoxanthin zu Xanthin und Xan-\nKine ausf\u00fchrliche Mitteilung dieser Versuche erfolgt nach Abschlu\u00df derselben an anderer Stelle (Archiv f. klin. Med.).","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente des Nucleinstoffwechscls.\n237\nthin wiederum zu Harns\u00e4ure umwandelt. Das desamidierende Ferment, welches f\u00fcr Guanin und Adenin jedenfalls dasselbe ist, soda\u00df eine Einzelbenennung als \u00abGuanase\u00bb und \u00abAdenase\u00bb nicht n\u00f6tig erscheint, bis nicht das Gegenteil bewiesen wird, erfreut sich einer weiten Verbreitung im Tierk\u00f6rper und scheint so ziemlich in jedem Organ vorhanden zu sein. Es stimmt diese Annahme \u00fcberein mit den Untersuchungen L\u00e4ngs1) \u00fcber die Desamidierung im Tierk\u00f6rper, welcher ebenfalls-die weite Verbreitung eines desamidierenden Vorganges \u2022 im Organismus erwies. Das speziell harns\u00e4urebildende, oxydierende Ferment jedoch scheint auf einzelne bestimmte Organe beschr\u00e4nkt zu sein. Es bed\u00fcrfen jedoch diese Verh\u00e4ltnisse noch weiterer Untersuchungen, weshalb ich auf eine definitive Formulierung bis auf weiteres verzichte.\nWie steht es nun mit der Spaltung der Nucleoproteide resp. der Nucleins\u00e4ure, ist sie durch dieselben Fermente bedingt, welche die \u00dcberf\u00fchrung in Xanthin und in Harns\u00e4ure bewirken ?\nIn meiner ersten Mitteilung konnte ich zeigen, da\u00df der w\u00e4sserige Extrakt von Leber und Milz imstande ist, aus a-thymo-nucleinsaurem Natrium unter Abspaltung der Purin basen Harns\u00e4ure zu bilden, und aus der Tatsache, da\u00df bei der Autolyse \u00abils Endprodukte Xanthin und Hypoxanthin gefunden wurden, ist zu schlie\u00dfen, da\u00df die Nucleoproteide der Organe einer Spaltung unterzogen werden, wobei die Purinbasen frei werden und so zug\u00e4nglich der Einwirkung des desamidierenden Fermentes. Es war daher sehr naheliegend, den Versuch zu machen, ob die k ermentl\u00f6sung in isoliertem Zustande eine Spaltung der Nuelein-s.iure unter Auftreten von Harns\u00e4ure herbeizuf\u00fchren vermag.\nVersuch IX. 400 ccm Fermentl\u00f6sung von der Portion, welche auch zu Versuch III und VII gedient hatte, wurden mit 2,0 nucleinsaurem Natrium, das vorher in Wasser gel\u00f6st war, versetzt und mit Natriumkarbonat leicht alkalisch gemacht! Das Gemisch wurde darauf 3 Tage lang unter Luftdurchleitung nach Chloroformzugabc bei 42\u00b0 im Wasserbad digeriert.\nl) s- Lang, \u00dcber Desamidierung im Tierk\u00f6rper, Hofmeisters teitr\u00e4ge zur chemischen Physiologie und Pathologie 1901, Bd. V, S. 321.","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\nAlfred Schitlenhelm,\nVor der Verarbeitung auf Harns\u00e4ure wurde die L\u00f6sung 3 Stunden lang mit 1U ccm konzentrierter Schwefels\u00e4ure am K\u00fcekllu\u00dfk\u00fchler gekocht. Es fanden sich nur kleinste Spuren von Harns\u00e4ure vor. Dagegen konnte im Filtrat ein dicker Basenniederschlag mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung erzielt werden.\nEs war also nicht gelungen, mittels der L\u00f6sung isolierten Milzfermentes, welche ohne weiteres Guanin in Xanthin und Xanthin in Harns\u00e4ure \u00fcberf\u00fchrte, eine Spaltung der a-Nuclein-s\u00e4ure zu erzielen, so da\u00df die in ihr enthaltenen Purinbasen frei gemacht und in Harns\u00e4ure umgesetzt werden konnten; da dieser Vorgang mit einem w\u00e4sserigen Milzextrakt, wie fr\u00fcher bewiesen, glatt durchgef\u00fchrt werden kann, so mu\u00df in der isolierten Fermentl\u00f6sung das treibende Agens fehlen. Es scheint mir demnach dieser Versuch, dem ich noch einen zweiten gleichlautenden beif\u00fcgen k\u00f6nnte, daf\u00fcr zu sprechen, da\u00df au\u00dfer dem desamidierenden und dem oxydierenden Fermente noch\nV\nein drittes Ferment in T\u00e4tigkeit treten mu\u00df, um aus Nuclein-siiure durch Abspaltung der Basen Harns\u00e4ure zu bilden. Es mu\u00df eine Nuclease im engeren Sinne des Wortes geben, welche Nucleins\u00e4ure zu spalten vermag, so da\u00df die darin enthaltenen Purinbasen in Freiheit gesetzt werden. Damit stellt sich also die Harns\u00e4urebildung im tierischen Organismus als ein komplizierter Vorgang dar und es bedarf zweifelsohne dreier verschiedener Gewebsfermente, um deren Zustandekommen aus den an das Nucleins\u00e4uremolek\u00fcl gebundenen Purinhasen zu erm\u00f6glichen. Es w\u00e4re vielleicht auch denkbar, da\u00df die Fermente durch den umst\u00e4ndlichen Isolierungsproze\u00df derart abgeschw\u00e4cht wurden, da\u00df sie nicht mehr imstande sind, die schwierigere Aufgabe der Nucleins\u00e4urespaltung durchzuf\u00fchren, w\u00e4hrend die anderen Funktionen noch gehen. Es st\u00e4nde jedoch diese < Absehw\u00e4chung des Fermentes \u00bb im Widerspruch zu dessen ausgezeichneter Wirkung bei der Harns\u00e4urebildung, weshalb ich von dieser Annahme vorderhand absehen zu d\u00fcrfen glaube.\nEs bleibt mir nun nur noch \u00fcbrig, in wenig Worten auf die harns\u00e4urezerst\u00f6rende F\u00e4higkeit der Gewebe ein-","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Fermente des NudsKnstof\u00eewechsels.\n239\nzugehen, welche ja fr\u00fcher schon von Wiener* 1) durch ausf\u00fchrliche Untersuchungen festgestellt und auch von Ascoli2) gefunden wurde. Bei meinen Untersuchungen \u00fcber die Harns\u00e4urebildung mu\u00dfte ich mich bald mit ihr intensiver besch\u00e4ftigen, da es sich sofort zeigte, da\u00df in einigen Organen offenbar die gebildete Harns\u00e4ure zum Teil alsbald wieder zerst\u00f6rt wurde und somit das gesuchte Resultat verschleiert blieb. Ich fand so, da\u00df der Niere, Leber, dem Muskel und vielleicht dem Knochenmark harns\u00e4urezerst\u00f6rende F\u00e4higkeiten zukommen, da\u00df dieselben aber am ausgesprochensten der Niere angeboren. Zum Beweis diene der folgende Versuch:\nVersuch X. 400 ccm w\u00e4sseriger Nierenextrakt 0,5 g in Normalnatronlauge gel\u00f6ster Harns\u00e4ure werden wie die Guanin-Milz-Versuche 4 Tage lang unter Chloroformzusatz bei Luftdurchleitung im Wasserbad mit 42\u00b0 C. Temperatur digeriert. Das Reaktionsgemisch wird hernach vor der weiteren Verarbeitung 3 Stunden lang, mit 10 ccm konzentrierter Schwefels\u00e4ure versetzt, am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler erw\u00e4rmt. Das neutralisierte, vom Eiwei\u00dfniederschlag befreite und erkaltete Gemisch wird mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung gef\u00e4llt und wie gew\u00f6hnlich verfahren.\nEs wurde von der zugegebenen Harns\u00e4ure nichts mehr wiedergefunden.\nEs gelang mir inzwischen, auch dieses Ferment isoliert zu gewinnen ; doch werde ich dazu erst nach Abschlu\u00df der dar\u00fcber im Gang befindlichen Versuche n\u00e4heres mitteilen.\nZum Schl\u00fcsse will ich noch erw\u00e4hnen, da\u00df der w\u00e4sserige Milzauszug imstande ist, auch methylierte Purine zu spalten, was daraus hervorgeht, da\u00df ich bei Zugabe von. Coffein, das sich mit der Kupfersulfat-Bisultitmethode nicht f\u00e4llen l\u00e4\u00dft, nach einiger Zeit K\u00f6rper erhielt, welche mit eben dieser Methode sich isolieren lie\u00dfen. Die Identifikation derselben steht noch aus.\n') H. Wiener, Cber Zersetzung und Bildung der Harns\u00e4ure im Tierk\u00fcrper, Archiv f. exp. Pathol, u. Pharmak., Bd. 42, S. 375.\nl) G. Ascoli, \u00dcber die Stellung der Leber im NucleinstofTwechsel.\nPfl\u00fcgers Archiv, Bd. 72, S. 340 (1898).","page":239}],"identifier":"lit18037","issued":"1904-05","language":"de","pages":"228-239","startpages":"228","title":"\u00dcber die Fermente des Nucleinstoffwechsels","type":"Journal Article","volume":"43"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:43:34.460379+00:00"}