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{"created":"2022-01-31T13:51:16.301630+00:00","id":"lit18043","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"},{"name":"E. Winterstein","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 43: 316-319","fulltext":[{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"Ober das Verhalten des Cholesterins gegen das Licht\nVon\nE. Schulze und E. Wintersteilt.\nfAu.\u201c dom aprikulturchemi.'oho\u00bb Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich!\n(Der Redaktion zupeganpon am 1. November 1904.)\nDa\u00df zu den Substanzen, die durch das Sonnenlicht langsam ver\u00e4ndert werden, auch das gew\u00f6hnliche tierische Cholesterin geh\u00f6rt, war fr\u00fcher, so viel wir wissen, nicht bekannt. Eine dahingehende Beobachtung wrurde schon vor mehreren Jahren in unserem Laboratorium gemacht.1) Zwei von E. Schulze vor etwa 25 Jahren aus Gallensteinen und aus Wollfett dargestellte Cholesterinpr\u00e4parate, die in mit Glasst\u00f6pseln verschlossenen Gl\u00e4sern sich belandon und, ohne vor dem Licht gesch\u00fctzt zu sein, in einem Schrank aufgestellt waren, hatten sich im Laufe der Jahre an der dem Licht zugekehrten Seite der Pr\u00e4parateugUiser nach und nach gelb gef\u00e4rbt \", da der Inhalt der Gl\u00e4ser von Zeit zu Zeit umgesch\u00fcttelt wurde, so hatte sich die Gelbf\u00e4rbung schlie\u00dflich auf die ganzen Pr\u00e4parate verbreitet. Als diese Pr\u00e4parate sp\u00e4ter f\u00fcr einen Versuch verwendet werden sollten und vor der Verwendung auf ihre Beschaffenheit untersucht wurden, zeigte sich, da\u00df ihr Schmelzpunkt sich sehr bedeutend erniedrigt hatte. Das Schmelzen begann schon bei einer unter 10t t0 liegenden Temperatur. Beim Umkristallisieren dieser Pr\u00e4parate aus Weingeist blieb, nach m\u00f6glichst vollst\u00e4ndigem Auskristailisieren des Cholesterins, eine Mutterlauge \u00fcbrig, die beim Verdunsten eine br\u00e4unlichgelbe, in kaltem Alkohol gr\u00f6\u00dftenteils l\u00f6sliche Masse lieferte.\nDiese Beobachtungen veranla\u00dften uns zur Anstellung einiger Versuche Wir brachten einen Teil eines anscheinend sehr\n') Eine kurze Mitteilung \u00fcber dieselben wurde von E. Ritter (Diese Zeitschrift, Bd. XXXIV, S. 480) gemacht.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fcber das Verhalten des Cholesterins gegen das Licht. 317\nreinen, aus wei\u00dfen gl\u00e4nzenden Bl\u00e4ttchen bestehenden Cholesterin-pr\u00e4parates,1) dessen Schmelzpunkt bei 116,;)n lag, zwischen zwei gut aufeinander passende, durch eine Klammer zusammengehaltene Uhrgl\u00e4ser, befestigten die Klammer in einem Stativ und stellten diese Vorrichtung an einem nach S\u00fcden gerichteten b enster unseres Instituts so aut, da\u00df das Cholesterin m\u00f6glichst stark belichtet war. Als wir nach Verlaut von unget\u00e4hr zwei Jahren das Cholesterin wieder untersuchten, zeigte sich, da\u00df dasselbe sich nicht nur gelblich gef\u00e4rbt hatte, sondern auch einen niedrigeren Schmelzpunkt als fr\u00fcher besa\u00df! das Schmelzen begann schon bei llf)\u00b0 und war bei 137\u00b0 vollst\u00e4ndig. Nachdem wir das gleiche Pr\u00e4parat noch \\ Monate l\u00e4nger, einer m\u00f6glichst starken Belichtung ausgesetzt hatten, war eine noch\nst\u00e4rkere Ver\u00e4nderung seines Schmelzpunktes zu konstatieren. Schon bei 108\u00b0 begann nun das Pr\u00e4parat zusammenzusintern, indem zugleich an einzelnen Stellen kleine Tropfen auftraten; bei IL>\u00b0 flo\u00df die Masse zusammen und war bei l\u00dffy\u00ab vollst\u00e4ndig geschmolzen und durchsichtig.\nDiese Beobachtungen zeigen, da\u00df w\u00e4hrend der langen Belichtung das Cholesterinpr\u00e4parat eine \u00c4nderung in seinen Eigenschaften erfahren hatte. Ein Beweis daf\u00fcr wurde auch, wie aus den nachfolgenden Angaben hervorgeht, durch das Verhalten\ndes belichteten Cholesterins gegen einige Reagentien geliefert.\na) Verhalten gegen Essigs\u00e4ureanhydrid und Schwefels\u00e4ure. Als eine kleine Menge des nicht belichteten Cholesterins in ;> ccm Chloroform gel\u00f6st, die L\u00f6sung sodann mit 10 Tropfen Essigs\u00e4ureanhydrid und 2 Tropfen konzentrierter Schwefels\u00e4ure versetzt wurde, trat die bekannte Reaktion ein; die Fl\u00fcssigkeit wurde nach kurzer Zeit blau, dann sch\u00f6n gr\u00fcn ; erst nach l\u00e4ngerer Zeit schieden sich aus der anfangs ganz klaren L\u00f6sung \u00f6lige, schwach blaugr\u00fcn gef\u00e4rbte Tropfen aus, die in Chloroform unl\u00f6slich waren. Das belichtete Cholesterin gah bei gleicher Behandlung eine sofort schwach gelblich gef\u00e4rbte L\u00f6sung, die allm\u00e4hlich mi\u00dffarbig, zuletzt schmutzig braup-griin wurde: nach Verlauf einiger Stunden hatten sich \u00f6lige\n') Das Pr\u00e4parat war von Merck in Dannstadt bezogen.","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nE. Schulze und E. Winterstein.\nTropfen von schmutzig blaugr\u00fcner Farbe ausgeschieden, welche in Chloroform unl\u00f6slich waren (die \u00fcber diesen Tropfen stehende Fl\u00fcssigkeit erschien nun gr\u00fcn gef\u00e4rbt).\nb) Verhalten gegen Vanillin und Salzs\u00e4ure. Eine kleine Menge des unbelichteten Cholesterins gab beim Zusammenh\u00e4ngen mit ungef\u00e4hr der gleichen Menge Vanillin und 5\u201410 ccm konzentrierter Salzs\u00e4ure eine ganz schwach gelbgr\u00fcn gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit: die F\u00e4rbung blieb einige Stunden lang unver\u00e4ndert. Das belichtete Cholesterin gab bei gleicher Behandlung eine schwach gr\u00fcn gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit, die bald r\u00f6tlich wurde; bei Anwendung einer sehr kleinen Substanzmenge blieb die L\u00f6sung l\u00e4ngen4 Zeit r\u00f6tlich, w\u00e4hrend sie bei Anwendung von mehr Substanz nach ungef\u00e4hr einer Stunde mi\u00dffarbig wurde.\nWir haben auch noch eine L\u00f6sung des Cholesterins in Chloroform mit etwas Vanillin und 2 Tropfen konzentrierter Schwefels\u00e4ure versetzt. Dabei gab das unbelichtete Cholesterin sofort dunkle Rotf\u00e4rbuug: bei Anwendung von viel Substanz wurde die Fl\u00fcssigkeit allm\u00e4hlich undurchsichtig und mi\u00dffarbig. Das belichtete Cholesterin gab bei gleicher Behandlung eine schwach gr\u00fcn gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit, die allm\u00e4hlich sich tr\u00fcbte und nach l\u00e4ngerer Zeit mi\u00dffarbig wurde.\nDas belichtete Cliolesterin wurde nun zweimal aus absolutem Alkohol umkristallisiert. Die dabei erhaltenen Kristalle zeigten dann wieder das Aussehen und das Verhalten des reinen Cholesterins. Die von diesen Kristallen getrennte Mutterlauge wurde eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand mit kaltem absoluten Alkohol behandelt. Das so erhaltene Extrakt lieferte beim Eindunsten eine br\u00e4unlichgelbe Masse, die in Alkohol und in Chloroform leicht l\u00f6slich war, in warmem Toluol sich aber nur unvollst\u00e4ndig l\u00f6ste. Der bei der Behandlung mit letzterem L\u00f6sungsmittel verbliebene R\u00fcckstand war harzartig. Eine sehr geringe Mengt4 dieses R\u00fcckstands gab mit Vanillin und \u00ee^alz-s\u00e4ure eine intensiv kirschrot gef\u00e4rbte L\u00f6sung. Die L\u00f6sung dieses R\u00fcckstandes in Chloroform wurde beim Versetzen mit 10 Tropfen Essigs\u00e4ureanhydrid und 2 Tropfen konzentrierter Schwefels\u00e4ure schmutzig braungr\u00fcn. Diese Beobachtungen zeigen, da\u00df die bei Einwirkung des Lichts auf das Cholesterin entstandenen","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Uber das Verhalten des Cholesterins gegen das Licht. 319\nUmwandlungsprodukte beim Umkristallisieren aus Alkohol in die Mutterlauge \u00fcbergegangen waren.\nIn einem anderen Versuche wurde ein Teil des gleichen Cholesterinpr\u00e4parates in eine Glasr\u00f6hre gebracht, letztere sodann mit Kohlens\u00e4ure gef\u00fcllt, hierauf zugeschmolzen und nun dem Sonnenlicht ausgesetzt. Das so behandelte Cholesterin hatte nach Verlauf von ca. 4 Monaten weder sein Aussehen noch seinen Schmelzpunkt ver\u00e4ndert. \\\\ ir werden aber diesen Versuch noch fortsetzen. Auch liegt es in unserer Absicht, das \\ erhalten des Isoeholesterins sowie des Phytosterins und anderer aus I flanzen darstellbarer Glieder der Ghulesteringruppe gegen das Lieht zu untersuchen. Line fr\u00fcher von uns gemachte Beobachtung lehrte, da\u00df ein aus einem Pilz dargestelltes Cholesterinpr\u00e4parat besonders empfindlich gegen das Licht war.","page":319}],"identifier":"lit18043","issued":"1904-05","language":"de","pages":"316-319","startpages":"316","title":"\u00dcber das Verhalten des Cholesterins gegen das Licht","type":"Journal Article","volume":"43"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:51:16.301638+00:00"}