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{"created":"2022-01-31T13:32:16.214917+00:00","id":"lit18044","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Erben, Franz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 43: 320-324","fulltext":[{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Bestimmung der Aminos\u00e4uren im Harne.\nVon\nDr. Franz Krben, klinischem Assistenten.\n(Aus d\u00bbT nicdi/.iiiist'lieii Klinik des OluTsanitatsratcs l\u2019rof. |{. v. Jakscli in Crag.) (Der Reduktion zugegangen am 4. November l'.'Ot.)\nZu den intermedi\u00e4ren Stoflwechselprodukten des menschlichen Organismus geh\u00f6ren auch die Aminos\u00e4uren. Die Form, in welcher der normale Mensch dieselben ausscheidet, ist die der Hippurs\u00e4m.e, einer gepaarten Aminos\u00e4ure. Ob normalerweise. im Harne neben dieser auch andre Aminos\u00e4uren verkommen. z. R. Leucin und Tyrosin, wie PouchetM gefunden haben will, steht dabin.\nDali diese aber hei schweren Lebererkrankungen und schweren Infektionen in gr\u00f6\u00dferer Menge im Harne ausgeschieden werden, wird \u00fcbereinstimmend von mehreren Autoren angegeben. 1 eh -1 selbst habe mich vor etwa einem Jahre im An-Schl\u00fcsse an die bez\u00fcglichen Arbeiten von R. v. Jak.sch3) mit der Stickstoffverloilung im Harne Infekt it ionskranker besch\u00e4ftigt und bin zu dem Resultate gekommen, da\u00df es (abgesehen von den Leberorkrankungen) bei Autophagie zu einer vermehrten Ausscheidung von intermedi\u00e4ren Stofiwechselproduklen (also auch von Aminos\u00e4uren) komme. Schon bei diesen Arbeiten wurde es mir klar, da\u00df zur definitiven Entscheidung dieser Frage eine Methode zur quantitativen Bestimmung der Aminos\u00e4uren im Harn notwendig sei, und ich ging schon vor einem\n'i Poiieliet. zit. nach Huppert', Analyse des Harns, 10. Auflage, Wiesbaden 1898. S. 280.\n*i Krben, Zeitschrift f. Heilkunde, Bd. 25, S. 33, 1904.\n't Jaksch. Zeitschrift f. klin. Medizin. Bd. 47, S. 1, 1902 u. Bd. 50, S 107. 1903.","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Bestimmung der Aminos\u00e4uren im Harne.\n321\nhalben Jahre daran, das von E. Fischer und P. BergelP) aiisgearbeitete Verfahren zur Isolierung der Aminos\u00e4uren mit Hilfe des \u00df-N\u00e4phthalinsulfochlorids zu einer f\u00fcr die Klinik brauchbaren Methode umzugestalten.\nW\u00e4hrend ich damit besch\u00e4ftigt war, ist nun eine dasselbe Thema betreffende Arbeit Ignatowskis*) erschienen, die mich veranla\u00dft, hier in K\u00fcrze das von mir ge\u00fcbte Verfahren mitzuteilen.\nIch will auf (lie Vorversuche nicht eingehen. Dieselben betrafen 1. die Beseitigung st\u00f6render Substanzen des Harnes, 2. die Frage, ob bei den in Betracht kommenden chemischen I rozeduren nicht aus andern Substanzen des Harnes wie den Purink\u00f6rpern und Kreatinin Aminos\u00e4uren abgespalten werden, und 3. die Reaktion der Hippurs\u00e4ure und Glykochols\u00e4ure mit \u00df-Naphthalinsulfochlorid.\nIm voraus will ich bemerken, da\u00df die gepaarten Aminos\u00e4uren die \u00df-Naphthalinsulfoverbindungen nicht geben, und da\u00df ich in der Voraussetzung, da\u00df vielleicht ' auch in vielen pathologischen Harnen die Hippurs\u00e4ure die Hauptmenge der Aminos\u00e4uren ausmacht, bei meiner Methode auf die M\u00f6glichkeit einer quantitativen Bestimmung der Hippurs\u00e4ure in derselben Portion Harn Bedacht genommen habe.\nIch gehe so vor:\nEin Liter Harn wird mit einigen Kubikzentimetern halbverd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert und mehrmals (mindestens Minimal) mit \u00c4ther, dem Mio seines Volumens Alkohol zuge-selzt ist, ausgesch\u00fcttelt. Der alkoholhaltige \u00c4ther nimmt neben Oxys\u00e4uren und der Hippurs\u00e4ure auch eine gro\u00dfe Menge Harnstoff auf, dessen Beseitigung bei den weiteren Reaktionen nur erw\u00fcnscht ist. Dieser \u00c4ther wird nun mit einer geringen Menge mit Soda versetzten Wassers durchgesch\u00fcttelt, wobei die Hjppur-s\u00e4ure dem \u00c4ther entzogen und nach dem Ans\u00e4uern der w\u00e4sse-\nrigen Fl\u00fcssigkeit aus derselben mit Essig\u00e4ther wieder ausgesch\u00fcttelt werden kann. Die weitere Reinigung der Hippur-\n*) k- frischer u. P. Bergeil, Berichte der deutsch, chemischen\nGesellschaft, Bd. 35, S. 3779, 1902.\n*) Ignatowski, Diese Zeitschrift, Bd. XT,11, S. 371, 1904.","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nFranz Erben,\ns\u00e4ure geschieht auf die gew\u00f6hnliche Weise. (Waschen mit Petrol\u00e4ther, Umkristallisieren mit Tierkohle.) Ich habe ihre Menge entweder durch W\u00e4gung oder durch eine N-Bestimmung nach K.jeldahl ermittelt.\nDer mit \u00c4ther extrahierte Harn wird nun mit Bleiessig vollst\u00e4ndig ausgef\u00e4llt, mit Ammoniak alkalisch gemacht und 12 Stunden stehen gelassen. Das Filtrat vom Bleiniederschlag wird mit H.,S entbleit und auf 100\u2014200 ccm eingedampft. Nach vorsichtigem Neutralisieren und Alkalischmachen mit 2 ccm n/4 KHO wird mit 2\u20144 g in ca. 20\u201440 ccm \u00c4ther gel\u00f6sten \u00df-Naphthalinsulfochlorides 8 Stunden lang gesch\u00fcttelt, wobei \u00f6fters zu kontrollieren ist, ob die alkalische Keaklion der w\u00e4sserigen Fl\u00fcssigkeit erhalten ist (eventuell weiterer Zusatz von n/4 KHO).\nNach dem Sch\u00fctteln wird die w\u00e4sserige Fl\u00fcssigkeit im Scheidetrichter vom \u00c4ther getrennt, nochmals mit \u00c4ther aus-gesch\u00fcttelt, und dann unges\u00e4uert.\nAus dieser unges\u00e4uerten Fl\u00fcssigkeit nimmt \u00c4ther die \u00df-Naphthalinsulfoamitios\u00e4uren auf. Besser scheint nach meinen Versuchen die Ausbeute zu werden, 1 wenn man diese saure w\u00e4sserige Fl\u00fcssigkeit mit nicht zu kleinen Mengen gepulverten Ammonsulfates versetzt. Das Ammonsulfat salzt die Naphth\u00e4lin-sulfoaminos\u00e4uren aus und man findet, auch dann, wenn ohne diesen Zusatz nach l\u00e4ngerem Stehen keine Kristalle ausgefallen sind, in verh\u00e4ltnism\u00e4\u00dfig kurzer Zeit solche in der Fl\u00fcssigkeit schwimmen. (Besonders sch\u00f6n ist diese Wirkung des Ammonsulfales zu sehen bei Alaninzusatz zum Harn, da gerade die Verbindungen dieser Aminos\u00e4ure aus Harn langsam oder gar nicht kristallisieren.)\nAus dieser ammonsulfathaltigen Fl\u00fcssigkeit scheint auch der \u00c4ther die Aminos\u00e4urenverbindungen quantitativer zu extrahieren. Jedenfalls ist aber ein sehr oft wiederholtes Aussch\u00fctteln mit \u00c4ther (nicht unter zehnmal) notwendig. Die aus dem \u00c4therextrakt entstehenden Kristalle werden in hei\u00dfem Alkohol gel\u00f6st und mit Tierkohle entf\u00e4rbt. Ich habe sie dann in Wasser aufgeschwemmt, mit etwas Baryt versetzt und eingedampft, um Ammonverbindungen zu entfernen und beigemengten Harn-","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Bestimmung der Aminos\u00e4uren im Harne.\n323\nStoff zu zersetzen. Dann wurde der N-Gehalt derselben nach Kjeldahl bestimmt.\nLeider ist die Ausbeute nach dieser Methode nicht eine quantitative zu nennen. Meine Zahlen, die ich nach Zusatz gewogener Mengen, von mir selbst durch mehrmaliges Umkristallisieren gereinigter Aminos\u00e4uren (Glykokoll, Alanin, Leucin und Tyrosin) erhalten habe, folgen weiter unten.\nIgnato wski findet 80% Glykokoll, aber blo\u00df 40\u00b0/o Alanin und 50\u00b0/o Leucin wieder \u2014 die Ausbeute bei Tyrosin ist nicht angegeben \u2014. w\u00e4hrend bei E. Fischer und Bergeil die Ausbeute an \u00df-Naphthalinsulfoglycin 85\u00b0/b, an der entsprechenden Alanin Verbindung 90%, an der Leucinverbindung 71% der Theorie betrug.\nIn mehreren Versuchen mit normalem Harne fand ich t< \u00bbIgendes :\nt.. 1000 ccm Harn enthielten 0,2014 g Hippurs\u00e4ure. \u00df-Naphthalinsulfoaminos\u00e4uren fielen nicht aus, die Fl\u00fcssigkeit blieb nach dem Ans\u00e4uern klar. Auch durch Extraktion derselben mit \u00c4ther konnten solche Verbindungen nicht gewonnen werden.\n2. 1000 ccm Harn verbrauchten zur S\u00e4ttigung d\u00e9s aus Hippurs\u00e4ure gewonnenen Ammoniaks 5,1 ccm 1L Normals\u00e4ure, sie enthielten demnach 0,2283 g Hippurs\u00e4ure. Auch in diesem Harne konnten andre Aminos\u00e4uren nicht nachgewiesen werden. Wenn man die Empfindlichkeit der Reaktion ber\u00fccksichtigt, sind weder ignatowskis noch meine Versuche beweisend. (Ich bin damit besch\u00e4ftigt, in gro\u00dfen Mengen normalen Harnes nach Entfernung der Hippurs\u00e4ure und der durch Rleiessig f\u00e4llbaren Stoffe unter Verwendung der Fi sch ersehen Estermethode nicht gepaarte Amidos\u00e4uren aufzusuchen.)\t. . j\nMeine Versuche zur Bestimmung der Empfindlichkeit dp Methode ergeben n\u00e4mlich folgende Resultate:\t1\nl.1) Von 0,3306 g zu 1000 ccm Harn zugesetzten Gly-kokolls2) (entsprechend 0,06283 g N) werden 0,2944 g Gly-\n') Die angef\u00fchrten Versuche sind die best stimmenden einer ganzen Heihe \u00e4hnlicher.\n*) Das Pr\u00e4parat verdanke ich der G\u00fcte meines Chefs, Herrn Prof, v Jaksch.\nHoppi..Sry|,TV Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLIII.\n21","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324 Franz Erben, Zur \u00dfestimmung der Aminos\u00e4uren im Harne.\nkokoll (resp. 0,05495 g Ni wiedergefunden. Das\u00bb entspricht einer Ausbeute von 80,04 \u00b0/o.\n2.\tVon 0,3805 g zu 1000 ccm Harn zugesetzten Alanins (entsprechend 0,0008g Ni werden 0,2492g Alanin (resp. 0,0392 g N) wiedergefunden.\nAusbeute 04,4\"/\u00ab..\n3.\tVon 0,851 g Leucin (mit 0,0910 g N), das zu 1000 ccm Ham zugesetzl wurde, wurden zur\u00fcckgewonnen 0,4912 g Lew in (resp, 0,0525 g N),\nAusbeute daher 57,7\"/\u00bb.\n4 Voii 0,387 g Tyrosin (mit 0.0299 g N) wurden 0,271 g ( resp. ( 1,021 o g N > wiedergefunden.\nAusbeute; daher 70%.\nWenn ich meine Ausbeuten mit denen Ignatowskis vergleiche, so . linde ich sie bez\u00fcglich des (Jlvkokolls gleich, des Leucins etwas, des Alanins bedeutend besser. Die Differenzen d\u00fcrllen dah(*r r\u00fchren, da\u00df ich die unges\u00e4uerte und mit gro\u00dfem Mengen Ammonsnllal versetzte Fl\u00fcssigkeit bis zehnmal mit Irischem \u00c4ther durohseh\u00fcttolte, da\" ich mich \u00fcberzeugte, da\u00df noch im 7. und 8. \u00c4therextrakt Kristalle der Aminos\u00e4uren-Verbindungen sich bildeten.\nTrotzdem glaube ich nicht, da\u00df man mit dieser Methode der Aminos\u00fcurenbcstimmung zufrieden sein d\u00fcrfe. Eine Ausbeute von 50\u201480% kann eine .quantitative wohl nicht genannt werden.\nWeitere l ntersuehungen werden lehren, ob diese Methode f\u00fcr die Anwendung auf den Harn soweit wird vervollkommnet werden k\u00f6nnen, da\u00df man sie in die Reihe der quantitativen Methoden wird aufnehmen k\u00f6nnen.","page":324}],"identifier":"lit18044","issued":"1904-05","language":"de","pages":"320-324","startpages":"320","title":"Zur Bestimmung der Aminos\u00e4uren im Harne","type":"Journal Article","volume":"43"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:32:16.214923+00:00"}