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{"created":"2022-01-31T13:30:52.241571+00:00","id":"lit18045","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Ellinger, Alexander","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 43: 325-337","fulltext":[{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Die Entstehung der Kynurens\u00e4ure.\nVon\nAlexander Ellinger.\n\u00bbAus dem Univmit\u00e4tslaboratorium f\u00fcr medizinische Chemie und * xp\u00e9riment Pharmakologie zu K\u00f6nigsberg i. I\u2019r.)\n(Der Redaktion zugegangen am \u00ab. November l'.wn >\nAn andrer Stelle1) habe ich dargelegt, da\u00df rein chemische Betrachtungen und Versuche mich dazu gef\u00fchrt haben, nach einem Zusammenhang zwischen dem Tryptophan und der Kynurens\u00e4ure zu suchen. Der Gedankengang hierbei sei nochmals kurz zusammengefa\u00dft: Hopkins und Cole, denen wir die Reindarstellung des lange gesuchten Tryptophans, die Feststellung seiner empirischen Zusammensetzung und vortreffliche Untersuchungen \u00fcber sein chemisches Verhalten namentlich gegen\u00fcber Bakterien verdanken, haben diesen K\u00f6rper als Skatol-aminoessigs\u00e4ure\nmm*\nCfpiy \u2022 coo\u00ab\nNH\nangesprochen, weil sie daraus durch Bakterienwirkung die von K. und H. Salkowski entdeckte Skatolkarbons\u00e4ure und die von Nencki aufgefundene Skatolessigs\u00e4ure gewannen.\nIch konnte nun durch die Synth\u00e8se nachweisen, da\u00df der Salkowski sehen S\u00e4ure nicht die allgemein angenommene Konstitution\ti\nC.CH3\n\u2022 COOH NH\n*)\u25a0 Ber- d. deutsch, ehern. Ges.. Jahrg. 87. S. 1801 v190p. Dort siehe auch Literaturangaben?","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\nAlexander Ellinger,\nsondern die einer Indol-Pr3-Essigs\u00e4ure\nG \u2022 CH., COOH\nNil\nzukommt, und da\u00df demnach auch die Formel des Tryptophans einer Ab\u00e4nderung bedarf. Von den vier in Betracht kommenden Formeln des Tryptophans war eine imstande, den \u00dcbergang in Kynurens\u00e4ure, die nach der durch B. Camps ausgef\u00fchrten Synthese als t-Oxy-\u00df-chinolincarbons\u00e4ure aufzufassen ist, zu erkl\u00e4ren :\nH H2N-CH2\n>CH\u2022COOH\nHC//XC CX\nHC%/\nC\nc /\nH\n/\nNH\nCH\nN CH\n^C \u2022 COOH\nC Ci OH) HC^/OH\nC\nH\nKynurehs\u00e4uie\nTryptophan\nEs wurde deshalb das Verhalten des Tryptophans im Organismus des Hundes gepr\u00fcft und der erwartete \u00dcbergang in Kynurens\u00e4ure gefunden.\nDes Zusammenhanges wegen gebe ich hier nochmals das schon ver\u00fcl\u00efentlichte Protokoll der beiden ersten Tryptophanf\u00fctterungen.\nVersuch I und II: F\u00fctterung von Tryptophan beim\nHunde.\nEine etwa 30 kg schwere H\u00fcndin wurde vom 30. M\u00e4rz bis 14. April t\u00e4glich mit 500 g Brot und lis I Milch gef\u00fcttert. Vom 2, April an wurde in der durch Aufiangen von dem ab-gerichteten Versuchstier gewonnenen 24st\u00fcndigen Harnmenge die ausgeschiedene Kynurens\u00e4ure nach der Methode von Jaffe bestimmt. Am 5. April wurden 1,5 g Tryptophan in 3 Dosen in (iclatinekapseln verabreicht, am 11. April 0,9 g in 2 Dosen. Am 4. April stellte sich, wie oft nach Milch-Brotf\u00fctterung, leichter Durchfall ein, und da dieser sich von selbst nicht besserte, wurden vom 8. an ein paar St\u00fcckchen reine abgekochte Kalbsknochen der Nahrung beigegeben, wodurch der","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"Die Entstehung der Kynurens\u00e4ure.\t327\nDurchfall sofort beseitigt wurde. Vom 16. April an wurde die H\u00fcndin mit 1 kg Pferdefleisch gef\u00fcttert und am 23. und 24. April wiederum die Kynurens\u00e4ure bestimmt.\nDie abfiltrierte Kynurens\u00e4ure war durchgehends gut kristallisiert, etwas braun gef\u00e4rbt, zeigte den richtigen Schmelzpunkt, die Jaff\u00e9 sehe Reaktion und lie\u00df sich durch Erhitzen in Kynurin \u00fcberf\u00fchren, dessen Platinsalz dargestellt wurde.\nTabelle I.\nDatum\tNahrung\tHarnmenge\tKynurens\u00e4ure\n\t\u25a0i\tin ccm\tin mg\n2/3 April\t\u25a0 500 g Brot. 500 ccm Milch\t1320\tSpur\n3./4.\t\u00bb\t'*\t\u2022 V .\t870\t>\nT/d. >\t\t640\t10\n5./0.\t1\t\" *\t\u201c\t1,5 g Tryptophan\t1220\t220,3\n6. 7.\t*\t\u00bb\t\u00bb\tr>\ty\tt\t630\t34,4\n7/8.\t\u00bb\t*\t*\t*\t\u00bb\t\u00b1\ti\t550\t33,6\n8./9.\t\u00bb\t\u00bb \u00bb *\t460\t4,2\n9-/10. \u00bb\t\u00bb \u00bb >\t470\t3,3\n10/11.\t\u00bb\t*\t\u00bb\t>\t>\ti\t540\t2,8\n11/12. };> \u2022\t* \u00bb\t\u00bb\t0,9 *\t470\t152,2\n12/13\tv\t*\t\u2019\tt\t>\t381)\t1,2\n13/14. *\t\u00bb \u00bb * - \u00bb \u00bb\t510\t0,3\n14-/15. \u2022\t\u00bb >\t460\t0,2\n15.-23\t,\t1000 g Fleisch\tnicht bestimmt\t\n23/24.\t\u00bb\t\u00bb \u25a0 * .\t850\t280,7\n24/25. ,\t. .\t980\t435,5\nVersuch III. Subkutane Injektion beim Hunde.\nEin Foxterrier von 8\u20149 kg Gewicht wurde mit Milch und Brot gef\u00fcttert. Der Hund wurde in einem StofFweehselk\u00e4fig gehalten und der Harn t\u00e4glich zur gleichen Stunde weggenommen, eine genaue Abgrenzung der 24 st\u00e4ndigen Menge war also nicht m\u00f6glich, woraus sich vielleicht zum Teil die relativ gro\u00dfen Schwankungen an den einzelnen Tagen erkl\u00e4ren. Am 6. und","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nAlexander Ellinger.\n7. Juni wurden je 0,5 g Tryptophan in schwacher Sodal\u00f6sung subkutan injiziert. Befinden und Fre\u00dflust waren stets unver\u00e4ndert gut.\nTabelle II.\n\u2022\nDatum\tHarnmenge in ccm\tKynurens\u00e4ure in mg\n3,/4. Juni\t475 .\tSpuren\n4./?\u00bb.\t\u00bb\t700\t49,4\n5./0.\t500\tSpuren\n6./T.\t\u2022 : 0,5 g Tryptophan\t250\t66,G\n7./S.\t> : 0,5 \u00bb\t270\t87,0\n*/!>. .\t290\t136,1\n0.10. \u00bb\t525\t9,5\n10/11 \u00bb\t325\t0,2 .\n11 12 \u00bb\t580 .\t50,2\nAlle Versuche am Hunde zeigen, wie mir scheint, ein\t\t\nwandsfrei, da\u00df Tryptophan in dessen Organismus in Kynuren-s\u00e4ure umgewandelt wird. Die Gr\u00f6\u00dfe der Ausbeute an Kynuren-s\u00e4ure l\u00e4\u00dft sich namentlich bei dem kleineren Hunde nicht ganz exakt berechnen, weil die t\u00e4glichen Schwankungen in der Vor-und Nachperiode noch gr\u00f6\u00dfer sind als die in der Norm schon meist recht erheblichen Unterschiede (s. den Fleischversucli vom 23. und 24. April in Tabelle I und zahlreiche Beobachtungen fr\u00fcherer Autoren). Zieht man die mittlere t\u00e4gliche Kynurens\u00e4uremenge der Vor- und Nachperiode von der Ausscheidung w\u00e4hrend des Versuchs bezw. an den beiden Folgelagen ab, so schied Hund I im ganzen nach F\u00fctterung mit 2,4 g Tryptophan 0,441 g Kynurens\u00e4ure aus. Da 204 g Tryptophan theoretisch 187 g Kynurens\u00e4ure (C10H7NO3\tH20) liefern\nk\u00f6nnen, so berechnet sich die theoretisch m\u00f6gliche Ausbeute auf 2,2 g Kynurens\u00e4ure, die gefundene Menge entspricht also 20\u00b0/o der Theorie. Fine analoge Berechnung f\u00fcr den Versuch mit subkutaner Injektion gibt eine langsamer erfolgende Ausscheidung von 0,235 g Kynurens\u00e4ure nach 1 g Tryptophan, d. i. 25,7\u00b0/o der Theorie. Was aus dem \u00fcbrigen Teil des Tryp-","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"Die Entstehung der Kynurens\u00e4ure.\n329\ntophans im Organismus des Hundes wird, l\u00e4\u00dft sich zun\u00e4chst nicht entscheiden. Im Kot habe ich in einem darauf zielenden\nVersuch kein Tryptophan nachweisen k\u00f6nnen, und ebenso wenig habe ich bisher ein anderes Stol\u00eeweehselprodukt des Tryptophans im Harn gefunden. Die Indikanreaktion des Harns war stets minimal und ebenso das Gehalt an Indolessigs\u00e4ure.\nDie Menge der ausgeschiedenen Kynurens\u00e4ure gibt uns aber auch beim Hunde durchaus kein Ma\u00df f\u00fcr die Menge der gebildeten Kynurens\u00e4ure. Denn wir wissen aus Versuchen von Hauser1) und Solomin,2) da\u00df wenigstens von verf\u00fctterter Kynurens\u00e4ure nur ein Teil oder gar nichts im Harn des Hundes wieder erscheint. Hauser fand nach Verbitterung von 0,5 g Kynurens\u00e4ure (als Natronsalz) 36,2 \u00b0/o, von 1,926 g 55,2 \u00b0/0, Soloinin von je 1 g einmal (Wo, ein andermal 9,5\u00b0/o im Harn des Versuchstieres wieder. Die Zerst\u00f6rung aufgenommener Ky-mnens\u00e4ure ist also eine betr\u00e4chtliche und bei verschiedenen Individuen innerhalb weiter Grenzen wechselnde.\nNachdem f\u00fcr den Hund die Entstehung der Kynurens\u00e4ure aus Tryptophan erwiesen war, bot ein doppeltes Interesse das Verhalten des Kaninchens. Ein positiver Ausfall des Versuchs war vielleicht noch \u00fcberzeugender als alle Experimente am Hunde und gab zugleich eine Antwort auf die biologisch interessante Frage, ob der Hund eine Sonderstellung in der Bildung der Kynurens\u00e4ure einnimmt oder nur in deren Ausscheidung.\nWie die beiden folgenden Versuchsreihen zeigen, bildet auch das Kaninchen aus Tryptophan Kynurens\u00e4ure.\n*) Archiv f. experim. Pathol, u. Pharmakologie, Bd. 36, S. 1 (1835).\n^ Diese Zeitschrift. Bd. XXIII, S. 197 (1837).","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"Alexander Rllinger.\n330\nTabelle III.\nKaninchen 1 von etwa 2,5 kg. t\u00e4glich 0,5 g Tryptophan\nin Soda per os.\nDatum\tHarnmenge in ccm\t1 1\tKynurens\u00e4ure in mg\n24/25. Mai\ti 420\t154,6\n25.20.\t\u00bb\t600\t114,6\n26/27.\t\u00bb\t450\t113,8\n27./2H.\t\u00bb\t580\t153,9\n2H./29.\t\u00bb\t500\t165,7\n29./3\u00dc, *\t500\t180,8\nNachtr\u00e4glich wurde keine Kynuren:\t\ts\u00e4ure mehr gefunden.\n\tTabelle IV\t\nKaninchen 11 von 2.5 kg, 2 subkutane Injektionen\t\t\n\tvon je 0,5 Tryptophan.\t\nDatum\tHarnmenge\tKynurens\u00e4ure\n\tin ccm\tin mg\n29/30. Mai\t350\t182,6\nHO. H l.\t\u00bb\ti\t210\t184.8\nDas mit R\u00fcben ern\u00e4hrte Kaninchen I schied also nach F\u00fctterung von 3 g Tryptophan im ganzen 0,8834 g Kynurens\u00e4ure aus, d. h. 32,5\u00b0/\u00ab der theoretischen Menge. Kaninchen 11 nach Einspritzung von 1 g Tryptophan 0,3674 g Kynurens\u00e4ure \u2014 40,1 \u00b0,o der Theorie. Die Bestimmungen wurden auch hier nach .lafi\u00e9s Methode ausgef\u00fchrt. Da sich aber Kynurens\u00e4ure zum Teil amorph ausschied, wurden Kontrollbestimmungen nach Capaldi1) angestellt. Die \u00dcbereinstimmung war keine genaue, und die Abschoidung nicht reiner. Am 2. Versuchstage (Tab. 111) erhielt ich in je einer H\u00e4lfte des Harns nach Jaft\u00e9 0,0573 g, nach Capaldi 0,0446: am 3. Tage nach Jaff\u00e9 0,0569, nach Capaldi 0,0618 g.\nM Diese Zeitschrift. Bd. XXIII. S. 92 (1897).","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"Die Entstehung der Kynurens\u00e4ure.\n331\nl m mich der Identit\u00e4t des ausgeschiedenen Produkts mit Kynurens\u00e4ure zu vergewissern und wenigstens einen sichern Minimal wert zu erhalten, f\u00fchrte ich die ganze von beiden Kaninchen erhaltene Rohkynurens\u00e4ure in das charakteristische Baryumsalz \u00fcber. Die Ausbeute an analysenreinem, wasserfreiem, bei 100\u00b0 getrocknetem Baryumsalz betrug nach zweimaligem Umkristallisieren 0,88 g aus 1,26g Rohs\u00e4ure, d. h.\nder Rohs\u00e4ure lie\u00dfen sich rein gewinnen in Form des Barytsalzes. Zieht man die unvermeidlichen Verluste bei der \u00dcberf\u00fchrung der Rohs\u00e4ure ins Baryumsalz und beim Umkristallisieren in Betracht, so ergibt sich, da\u00df die Verunreinigungen der rolien S\u00e4ure nicht sehr betr\u00e4chtlich gewesen sein k\u00f6nnen, und da\u00df die Ausbeute an Kynurens\u00e4ure beim Kaninchen sicherlich mindestens ebenso gro\u00df war als beim Hunde nach F\u00fctterung mit Tryptophan.\nKine Baryumbestimmung im kynurensauren Baryt crirab folgende Zahlen:\n0.2/*5g des bei 100* getrockneten Salzes gaben 0,1282 g BaS04 Gefunden: 27,17\u00b0/o Ba. Berechnet: 20,71 \u00b0/o Ba.\nAuch beim Menschen wurde das Verhalten des Tryptophans gepr\u00fcft. Nachdem ich mich in einem Selbst versuch von der g\u00e4nzlichen Unsch\u00e4dlichkeit von l g Tryptophan \u00fcberzeugt hatte, nahm eine andre Versuchsperson 3 g an einem Tage in Amylumkapscln ein. In beiden F\u00e4llen lie\u00df sich in dem Urin w,n - niai 24 Stunden keine Spur Kynurens\u00e4ure nachweisen. Das Resultat kann nicht allzu sehr \u00fcberraschen, da der Mensch nach den Erfahrungen von Hauser fast f g Kynurens\u00e4ure verzehren kann, ohne da\u00df sich davon im Urin etwas unver\u00e4ndert findet. Auch im menschlichen Urin lie\u00df sich ein charakteristisches \u2022Umwandlungsprodukt des Tryptophans bis jetzt\nnicht auf finden, das Indikan war nicht vermehrt, die Ausscheidung der Hippurs\u00e4ure war in beiden F\u00e4llen gro\u00df, fiel aber \u00abloch noch in die als normal zu betrachtenden Grenzen.\nDurch die mitgeteilten Versuche ist die Tatsache, da\u00df fryptophan eine oder die Vorstufe der Kynurens\u00e4ure im Organismus des Hundes ist, bewiesen. Ks bleibt noch zu er\u00f6rtern, <>b das von andern Autoren \u00fcber die Ausscheidung der Kynuren-","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"332\nAlexander Ellinger.\ns\u00e4ure gesammelte Material durch den neuen Befund befriedigend erkl\u00e4rt wird.\nDurch die zahlreichen Untersuchungen, welche1 seit etwa einem halben Jahrhundert \u00fcber den Ursprung der Kynuren-s\u00e4ure angestellt sind \u2014 die Literatur findet man in der Arbeit von L. B. Mendel und H. C. Jackson1) und in der Dissertation von A. Josephsohn2) zitiert \u2014, k\u00f6nnen die folgenden Tatsachen als gesichert gelten.\nt. Reichliche Eiwei\u00dfnahrung erh\u00f6ht die Ausscheidung der Kynurens\u00e4ure. Die verschiedenen Eiwei\u00dfk\u00f6rper bewirken in gleicher Menge verschieden hohe Kynurens\u00e4ureausscheidung.\n2.\tBei Leimf\u00fctterung verschwindet die Kynurens\u00e4ure. (Eckhard, Mendel und Jackson.) F\u00fctterung mit Thymus bewirkt nur eine geringe Ausscheidung. (Josephsohn, Mendel und Jackson.)\n3.\tUnter den Produkten der pankreatischen Verdauung des Eiwei\u00dfes befindet sich eine in Alkohol l\u00f6sliche, mit Aceton f\u00e4llbare Fraktion, welche verf\u00fcttert eine erhebliche Kynurens\u00e4ureausscheidung beim Hunde bewirkt. (Glae\u00dfner und Langstein.)3)\nDie Kynurens\u00e4ure verschwindet im Harn des Hunger-tiers nicht.\n5. Bei gewissen Vergiftungen (Phloridzin, Phosphor, Borax), welche mit erh\u00f6htem Eiwei\u00dfzerfall einhergehen, ist die Kynurens\u00e4ure im Harn vermehrt; bei Phloridzininjektionen z. B. verlief die Kurve der Kyuurens\u00e4uremengen im Harn genau parallel der des ausgeschiedenen Stickstoffs. (Mendel und Jackson.)\n\u00df. Die F\u00e4ulnisvorg\u00e4nge im Darm sind ohne wesentlichen Einflu\u00df auf die Kynurens\u00e4ureausscheidung. (Baumann, Haagen, Capaldi.)\n7. Die bei gleicher Nahrung ausgeschiedenen Mengen sind individuell verschieden. Es gibt Hunde, die auch bei reichlicher. Fleischf\u00fctterung niemals Kynurens\u00e4ure ausscheiden.\n*) American Journal of Physiology, \u00dfd. 2, S. 1 (18US).\n*) lie it rage zur Kenntnis der Kynurens\u00e4ureausscheidung beim Hunde. Inaug.-Diss. K\u00f6nigsberg 180K.\n8) Hofmeisters Beitr\u00e4ge zur chem. Physiologie und Pathologie. Bd 1, S. H4 (1U02).","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"1\nDie Entstehung der Kynurens\u00e4ure.\t333\n8. Die Kynurens\u00e4ure ist bisher nur als Stoffwechsel-produkt des Hundes gefunden. Mensch, Hund und Kaninchen besitzen die F\u00e4higkeit, Kynurens\u00e4ure zu zerst\u00f6ren. (Hauser. Solomin, .Josephsohn.)\nDer \u00dcbergang des Tryptophans in Kynurens\u00e4ure erkl\u00e4rt den quantitativ verschiedenen Einflu\u00df der Eiwei\u00dfk\u00f6rper, das Verschwinden nach Leimf\u00fctterung, sowie den wichtigen Befund \\on (ilae\u00dfner und L\u00e4ngstem, der, wie keine andere Arbeit, bisher das Kynurens\u00e4ureproblem gef\u00f6rdert hat, ohne weiteres : Da der Gehalt verschiedener Proteinsubslanzen au Tryptophan, wie wir wenigstens aus Sch\u00e4tzungen des Ausfalls der Glyoxyl-s\u00e4urereaktion wissen (Osborne und Harris),*) ein verschiedener ist, so mu\u00df man auch einen verschiedenen Einflu\u00df auf die Kynurens\u00fcureausscheidung erwarten. Dem Leim fehlt die Tryptophangruppe, daher das Verschwinden der Kynurens\u00e4ure Solange man das Fehlen des Tyrosinkomplexes im Leim f\u00fcr das Wesentliche hielt, mu\u00dfte man zu Fragestellungen kommen, welche nur negative Resultate lieferten (Hauser), ebenso wie die zahlreichen Versuche, durch F\u00fctterung von Chinolinderivaten Kynurens\u00fcureausscheidung hervorzurufen (Schmidt, Rosen-liuin), erfolglos blieben.\nBetrachtet man die Mengenverh\u00e4ltnisse der ausgeschiedenen Kynurens\u00e4ure nach einem bestimmten Quantum Eiwei\u00dfnahrung und vergleicht sie mit der Ausscheidung nach demjenigen Quantum Tryptophan, dessen Entstehung man aus der behelfenden Eiwei\u00dfmenge erwarten kann, so darf man, soweit unsere heutigen Kenntnisse einen Schlu\u00df erlauben, behaupten 'la\u00df kein Grund vorliegt, noch eine andere Vorstufe der Kynuren-siiure zu postulieren als das Tryptophan. Der einzige Eiweill-koiper, dessen \u00abTryptophangehalt, ungef\u00e4hr bekannt ist, ist das Casein. Hopkins und Cole sch\u00e4tzen ihn auf l,\u00f6\"/o. W\u00fcrde\n.'ll,ls(' ?anzc\twirklich, sei es innerhalb des Daims, sei es\nun intermedi\u00e4ren Stoffwechsel,. zu Tryptophan abgebaut, so ,\"\"nl<; man \u00bb\u201ceh F\u00fctterung von 100 g Casein die gleiche 1 usscheidung wie nach 1,5 g Tryptophan erwarten. Nach \u2022 \"\u00abephsohn betr\u00e4gt diese bei einem Hunde von der Gr\u00f6\u00dfe\n') lourn. Amer. Chemie. Soc.. Bd. 25. S. 853 (1903t.","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"334\nAlexander Ellinger.\nmeines Versuehshundes I nach 100 g Casein und 1 Pfund Brot 0,154 g. also kaum mehr als die H\u00e4lfte der Menge, welche sich im Harn des Hundes nach F\u00fctterung mit 1,5 g Tryptophan fand. Wir, haben also vorl\u00e4ufig keinen Grund, noch andere Quellen der Kynurens\u00e4ure als das Tryptophan anzunehmen, doch sind noch weitere Untersuchungen \u00fcber den Tryptophangehalt anderer Eiwei\u00dfk\u00f6rper w\u00fcnschenswert, um diese Frage sicherer beantworten zu k\u00f6nnen; namentlich die Eiwei\u00dfk\u00f6rper der Thvmus w\u00e4ren nach dieser Richtung zu untersuchen, um vielleicht eine Erkl\u00e4rung f\u00fcr die exzeptionelle Wirkung der Thymusf\u00fctterung zu linden.\n*\t\u00bby\nNur eine einzige Angabe in der Kynurens\u00e4ureliteratur ist mir aufgefallen, welche mit der ge\u00e4u\u00dferten Anschauung im Widerspruch zu stehen scheint, da\u00df n\u00e4mlich, wie Mendel und Schneider1) fanden, nach F\u00fctterung von Heteroalbumose, welche nach Picks2) Vorschrift dargestellt war, sehr reichlich Kynurens\u00e4ure auftrat. Pick gibt von seiner Heteroalbumose an, da\u00df sie bei der Kalischmelze kaum Indol lieferte, da\u00df die Adamkiewiczsche Reaktion, welche damals noch als Furfurol-reaktion aufgefa\u00dft wurde, schwach ausfiel, und da\u00df der Nachweis dos Tryptophans bei Trypsinverdauung nicht gelang; auf Grund dieser Angaben mu\u00df man die Substanz zum mindesten f\u00fcr arm am Tryptophankomplex halten. Aus der Mitteilung von Mendel und Schneider l\u00e4\u00dft sich aber, da diesem Umstande keine Aufmerksamkeit geschenkt war, nicht entnehmen, ob das verf\u00fctterte Pr\u00e4parat die gleichen Eigenschaften zeigte. Pick zitiert selbst die Angabe von K\u00fchne und Chittenden,3) da\u00df deren Heteroalbumose bei der Trypsinverdauung eine sehr intensive Tryptophanreaktion mit Bromwasser gab. Nach alledem scheint mir in dem Befunde von Mendel und Schneider noch kein gesicherter Einwand gegen die alleinige Abstammung der Kynurens\u00e4ure aus dem Tryptophan vorzuliegen.\nOb f\u00fcr die Kynurens\u00e4urebildung nur im Darm entstandenes\nM Arneric. Journ. of Physiology, Bd. 5, S. 427 (,1901).\n\u00ab) Diese Zeitschrift, Bd. 28, S. 219 (1899).\n3) Zeitschrift f. Biologie. N. F., Bd. 1, S. 195 (1883), und Bd. 2. S 4\u00ab (1884).","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"Die Entstehung der Kynurens\u00e4ure.\n335\nTryptophan in Betracht kommt oder auch im intermedi\u00e4ren Stoffwechsel gebildetes, l\u00e4\u00dft sich zur Zeit mit Sicherheit nicht entscheiden. Die geringe Kynurens\u00e4ureausscheidung, welche (rlae\u00dfner und Langstein am Hunde ohne Pankreas selbst bei Fleischf\u00fctterung fanden, spricht daf\u00fcr, da\u00df das Tryptophan des Darms die haupts\u00e4chlichste Quelle ist: andererseits erkl\u00e4ren sich die Beobachtungen von Mendel und seinen Sch\u00fclern, da\u00df Phosphor, Phloridzin, Borax und andere Stoffwechselgifte, mit dem erh\u00f6hten Eiwei\u00dfzerfall auch vermehrte Kynurens\u00e4ure-ausscheidung hervurr\u00fcfen, ebenso wie die betr\u00e4chtlichen Ausscheidungen des Hungerhundes, wohl am einfachsten dadurch, da\u00df man die Bildung von Kynurens\u00e4ure aus in den K\u00f6rperteilen entstandenem Tryptophan annimmt. Man m\u00fc\u00dfte denn die relativ hohe Ausscheidung in diesen F\u00e4llen auf eine durch die Anwesenheit der Gifte bedingte verminderte Zerst\u00f6rung der Kvnurens\u00e4ure zur\u00fcckf\u00fchren.\nb\u00fcr den wechselnden Ausfall der Versuche \u00fcber den Zusammenhang zwischen Kynurens\u00e4ureausscheidung und Darmf\u00e4ulnis (Baumann, Hosenhain, Haagen) kann die Abstain-' lining vom Tryptophan vielleicht auch eine Aufkl\u00e4rung geben. Die Anwesenheit von Bakterien im Darmkanal kann einerseits dazu f\u00fchren, da\u00df aus solchem Eiwei\u00df Tryptophan gebildet wird, welches sonst der Resorption entgangen oder wenigstens in anderer Form resorbiert worden w\u00e4re, und so zu einer Vermehrung der Kynurens\u00e4ure f\u00fchren. Andererseits kann durch Bakterient\u00e4tigkeit Tryptophan in Indol \u00fcbergeliihrl werden, wie ich es mit Gentzen1) zusammen f\u00fcr den Dickdarm des Kaninchens experimentell gezeigt habe, dann w\u00fcrden die Bakterien das Material zur Kynurens\u00e4urebildung vermindern. Man darf also a priori einen verschiedenen, Einflu\u00df seitens der Darmbakterien und entsprechend auch der Darmdesinlizientien erwarten, je nach der Art, wie die Mikroorganismen die ihnen im Darm zur Verf\u00fcgung stehenden Eiwei\u00dfk\u00f6rper oder deren Abbauprodukte zersetzen.\n*) Hofmeisters Beitr\u00e4ge zur ehern. Physiol, u. Palhol., Bd. 1. 171 (1003), und Max Gentzen, liber die Vorstufen des Indols bei der t.iwei\u00dff\u00e4ulnis im Tierk\u00f6rper, Inaug.-Diss. K\u00f6nigsberg 1001.","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":".VM) Alexander El linger, Die Entstehung der Kynurens\u00e4ure,\nHaben so die physiologisch-chemischen Fragen \u00fcber das Verhalten der Kynurens\u00e4ureausscheidung eine fast ausnahmslos befriedigende Erkl\u00e4rung gefunden, so sind f\u00fcr die andere, mehr allgemein biologische Seite* des Problems, warum sich die Kynurens\u00e4ure nur im Harn des Hundes findet, durch meine Versuche neue Gesichtspunkte gewonnen.\nSolomin hat bereits die Vermutung ausgesprochen, da\u00df beiin Menschen und Kaninchen vielleicht die Kynurens\u00e4ure nicht deshalb im Harn fehlt, weil sie keine bilden, sondern nur, weil sie die gebildete* wieder zerst\u00f6ren. F\u00fcr das Kaninchen ist nunmehr der Beweis erbracht, da\u00df es Kynurens\u00e4ure bilden kann und da\u00df sie hei gen\u00fcgender Zufuhr der Vorstufe auch im Harn erscheint. Damit ist zugleich die wichtige Tatsache festgestellt, da\u00df die eigenartige Hingschlie\u00df\u00fcng, mittels welcher aus dem Tryptophan die Kynurens\u00e4ure entsteht und f\u00fcr welche mir kein Analogon in der chemischen Literatur bekannt ist, nicht ein Vorrecht des Hundeorganismus ist, sondern da\u00df sie auch anderen tierischen Zellen zukommt. Da\u00df mancherlei Gr\u00fcnde vorliegen, eine solche Kingschlie\u00dfung auch in der Pflanzenzelle bei der Alkaloidbildung anzunehmen, sei hier nur nebenbei bemerkt.\nWenn das Kaninchen normal keine Kynurens\u00e4ure ausscheidet, so darf man jetzt schlie\u00dfen, da\u00df es nicht gen\u00fcgend Tryptophan bildet. Unentschieden bleibt vorerst, ob dies an einer qualitativ oder quantitativ von der des Hundes verschiedenen tryptischen Verdauung liegt oder an der Art der Nahrung. Nach orientierenden Versuchen scheint mir die erstgenannte Eventualit\u00e4t wahrscheinlicher, denn auch bei ausgiebigster F\u00fctterung mit Nutrose gelang es nicht, bei Kaninchen Kynurens\u00e4ureausscheidung hervorzurufen.\nOb auch dem Menschen die F\u00e4higkeit der Kynurens\u00e4ure-bildung zukommt, haben meine Versuche nicht entscheiden k\u00f6nnen. Vielleicht h\u00e4tte die Darreichung von mehr Tryptophan, wozu ich mich der Kostbarkeit des Materials halber nicht entschlie\u00dfen konnte, ein positives Ergebnis gehabt. Auffallender als beim Menschen und Kaninchen erscheint das Fehlen der Kynurens\u00e4ure bei ausschlie\u00dflich mit Fleisch gen\u00e4hrten Katzen, wovon ich mich selbst auch in einem Versuche \u00fcberzeugte,","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"Kr Kutscher u. Martin Schenck. Zur Kenntnis der Oxalurie. 337\nund das von anderen Autoren berichtete Fehlen bei den n\u00e4chsten Verwandten des Hundes, beim Fuchs und Wolf. Wenn man aber bedenkt, da\u00df die individuellen Schwankungen bei Hunden auch recht gro\u00df sind, so ist vielleicht etwas hesti\\( gegen\u00fcbei einer Verallgemeinerung der vereinzelten beobachtungen an diesen Tierspezies tingebracht.\nZur Kenntnis der Oxalurie.\nVon\nFr. Kutscher und Martin Schenck.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Marhurg.i (Der Redaktion zugegangen am 21\u00bb. Oktober mot.)\n\u00dfei dri Oxydation des Leims mit C.alciumpermanganat erhielten wir1; betr\u00e4chtliche Mengen Oxamins\u00e4ure. Die Muttersubstanz dieses K\u00f6rpers kann nicht zweifelhaft sein, es ist das Glykokoll. Dementsprechend gaben Eiwei\u00dfstoffe, die \u00e4rmer an Glykokoll sind (Casein, Pseudomucin), weniger oder keine Oxamins\u00e4ure.\nNun sind von klinischer Seite (Lommel)*) Angaben gemacht worden, nach denen sich durch Verbitterung von beim eine. Steigerung der Oxals\u00e4ureausscheidung erzielen l\u00e4\u00dft. Unsere Versuche machen es tuoghch, das Plus der ausgeschiedenen Oxals\u00e4ure, das sich nach Darreichung von Leim zeigen soll, auf eine bestimmte Komponente des jfillns\u00bb namll(,h auf das Glykokoll zur\u00fcckzuf\u00fchren. Dasselbe mu\u00df nach seiner Oxydation im Tierk\u00f6rper durch Zerfall der zun\u00e4chst gebildeten, wenig best\u00e4ndigen Oxamins\u00e4ure in Oxals\u00e4ure und Ammoniak betr\u00e4cht-fclie Mengen Oxals\u00e4ure liefern, die zum Teil zur Ausscheidung kommen wird. Die \u00fcbrigen Komponenten des Leims sind, wie ihre direkte Oxydation zeigt, f\u00fcr die Bildung von Oxals\u00e4ure weniger in Betracht zu\nziehen. Durch F\u00fctterungsversuche hoffen wir \u00fcber diese Verh\u00e4ltnisse Aufschlu\u00df zu erhalten.\n\u2018) Ber. d. deutsch, ehern. Ges., 1904, Heft 18 *) Deutsches Archiv f. klin. Med., 1899.","page":337}],"identifier":"lit18045","issued":"1904-05","language":"de","pages":"325-337","startpages":"325","title":"Die Entstehung der Kynurens\u00e4ure","type":"Journal Article","volume":"43"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:30:52.241577+00:00"}