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{"created":"2022-01-31T14:40:08.118608+00:00","id":"lit18054","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Moriya, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 43: 397-401","fulltext":[{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"I\nZur Kenntnis der Milchs\u00e4ure in tierischen Organen\nVon\nDr. G. Moriya.\n(Xn* ,1'\u2018r d,emischl\u2018n Aht. iluiii? d..\u201e pliysitilogi^ihoi\u00bb Instituts zu Halin't (U';r Deduktion Zug\u00e4ngen am (i. I).\u2018z\u00ab*mbor l'JO\u00ce.)\nA. Milchs\u00e4ure des Gehirns.\nIm Jahre 18\u00d67 teilte Wilhelm M\u00fcller*, mit, dal! du aus Ochsengohirn isolierte Milchs\u00e4ure G\u00fcrungsmilehs\u00fcurp. sei Diese Angabe, welche von Gseheidlen*) (f\u00fcr Huudegehirne heshiligl wurde, ist in die Lehrb\u00fccher \u00fcbergegangen. Sie mul nui\u00efallcnd erscheinen, da aus allen andern Organen, welch, daraulhin untersucht worden sind, \u00abFleiselunilchs\u00e4ure.\u2019erhaltet wurde. Aul Veranlassung von Herrn Prof. Thierfelder unternahm ich es, diese . Angabe auf ihre Richtigkeit zu pr\u00fcfen.\nf\u00fcr die Untersuchung dienten Gehirne von Mensch, Pferd Dmd und Hund. Die tierischen Organe wurden unmitielbai 1 dem TotU\u2018 entweder direkt in Arbeit genommen oder in ^klemerlem Zustande in Alkohol gebraehl, die menschlichen, kamen nat\u00fcrlich erst einen oder einige Tage nach dem \"de in meine Hunde. Die Isolierung der Milchs\u00e4ure geschah elgender Weise: Die. von Blut m\u00f6glichst befreite und fein zerkleinerte Gehirnmasse wurde mit schwefels\u00e4urehaltigem Hasset' tinger\u00fchrt, zum Sieden erhitzt und filtriert, das Filtrat \", h,rtfernung der Schwefels\u00e4ure mit Barvtwasser und des \u00fcbersch\u00fcssigen Baryun.s mit Kohlens\u00e4ure zum d\u00fcnnen Sirup unged\u00e4mpft, anfangs auf kochendem Wasserbad, zuletzt bei ,\"\u2018l\u2019r /0\u00b0 nielit \u00fcbersteigenden Temperatur. Der R\u00fcckstand\n') Ann. il. Chem. u. Pharm., Bd. 103, S. 152.\nV' Arch. f. d. ges. Physiol., Bd. 8, S. 178 (1874).\n20*","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"3<iS\nG. Moriva.\nwurde wiederholt mit Alkohol ausgezogen und der beim Verdunsten der vereinigten alkoholischen Filtrate hinterbleibende Sirup mit Phosphors\u00e4ure unges\u00e4uert und mehrfach mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt. Der \u00c4therr\u00fcckstand wurde in Wasser gel\u00f6st, die w\u00e4sserige L\u00f6sung mit Zinkkarbonat gekocht, filtriert und eingeengt. Die beim Stehen sich ausscheidenden Kristalle wurden durch Umkristallisieren unter Zuhilfenahme von Tierkohle gereinigt und v\u00f6llig farblos erhalten.\nZur Identifizierung diente die Kristallwasserbestimmung, die Zinkbestimmung sowie die optische Untersuchung.\n1.\tMenschliches Gehirn:\n0.247 t g Zinksal/. verloren hei 110\u00b0 0,0318 g \u2014 1*2.8.) \"o 11,0.\n<50 hei 110\u00b0 getrockn. Zinksal/. lieferten 0,0723 g ZnO = 33.o3\u00b0;\u00ab ZnO.\n2.\tPferdegehirn:\n(\u00bb.2100 g Zinksal/. verloren hei 110\u00b0 0.0281 g = 12.96\u00b0;\u00bb* 11,0.\n0.1888 \u00bb hei 110\u00b0 getrockn. Zinksalz lieferten 0.0(131 g ZnO - 23.58\u00b0/o ZnO\n3.\tPferdegehirn (wei\u00dfe Substanz):\n0.0311 g Zinksalz verloren hei 110\u00b0 0.0040 g = 12,80\u00b0\u00bb ILO.\n0.0271 - hei 110\u00b0 getrockn. Zinksal/. lieferten 0,0002 g ZnO \u2014 33.95\u00b0\u00bb ZnO\n4.\tHindergehirn :\n0.4022 g Zinksalz verloren bei 110\u00b0 0,0a 13 g ~~ 12.7a'.) HX).\n0.2080 \u00bb hei 110\u00b0 getrockn. Zinksal/. lieferten 0,0701 g ZnO = 43,70'\n5.\tHundegehirn:\n0.0588 g Zinksalz verloren bei 110\u00b0 0,0074 g =.12,59\u00b0\u00bb HX).\n0.0514 hei 110\u00b0 getrockn. Zinksal/. lieferten 0,01(58 g ZnO = 32.88\u00b0/o ZnO.\nDie w\u00e4sserigen L\u00f6sungen aller Zinksalze drehten die Ebene\ndes polarisierten Lichtes nach links.\nDas Zinksalz der aktiven Milchs\u00e4ure kristallisiert mit 2 Mol. Wasser (= 12,88\u00b0/o 1120), das Zinksalz der inaktiven mit 3 Mol. Wasser (== 18,lHn/o H.,0i, das wasserfreie Zinksalz liefert beim (H\u00f6hen 33,1 l\u00b0/o ZnO. Es handelt sich also in allen unsern F\u00e4llen um aktive Milchs\u00e4ure, und zwar um d-Milchs\u00e4ure, die sog. Fleischmilchs\u00e4ure.\nNach meinen Untersuchungen findet sich also im Gehirn dieselbe Modifikation der Milchs\u00e4ure wie in den \u00fcbrigen Organen. W'ie sind nun die abweichenden Angaben von M\u00fcller und Gscheidlen zu erkl\u00e4ren? Beide gr\u00fcndeten die Entscheidung \u00fcber die Natur der Milchs\u00e4ure\nZnO","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Milchs\u00e4ure in tierischen Organen. 890\nlediglich auf je eine Kristallwasscrbestimmung des Kalksalzes Sie fanden 29,6\u00b0/<>, bezw. 29,37 \u00b0/o Kristallwasser. Das inaktive milchsaur\u00e8 Calcium kristallisiert nach Engelhardt und Mad-droll ') mit 5 Mol. Wasser (\u2014 29,22\u00b0/o), das lleischmilchsaure nach Liebig9) und Engelhardt3) mit 4 Mol. (\u2014 24,83\u00b0/\u00ab)! Doch ergaben die Analysen von Engelhardt Werte, die zum Teil mit dem berechneten Wert schlecht stimmen (24,88 \u00b0/o 20,34\u00b0/o). Nach Wislicenus4) kristallisiert das Kalksalz der Fleischmilchs\u00e4ure (d-Milchs\u00e4ure) mit 4*/2 Mol. Wasser (\u2014 27.09\u00b0; o und denselben Wert fand Schardinger5) f\u00fcr das Kalksalz der l-Milchs\u00e4ure.\nAus diesen widersprechenden Angaben geht hervor, dal\u00bb das Kalksalz nicht geeignet ist, die Frage nach der Natur der Milchs\u00e4ure zu entscheiden. Dazu kommt, da\u00df M\u00fcller, wie es scheint, ein aus hei\u00dfem Weingeist umkristallisiertes Salz benutzt hat. Nach Engelhardt enth\u00e4lt aber das aus hei\u00dfem Weingeist sich abscheidende Kalksalz der ' Fleischmilchs\u00e4ure ebenso wie das der inaktiven S\u00e4ure 5 Mol. Kristallwasser, d. h. 29,22\u00b0/o. Daf\u00fcr, da\u00df auch Gscheidlen aus Alkohol umkristallisiert hat, ergeben sich aus seiner Mitteilung keine Anhaltspunkte. Jedenfalls aber hat er vers\u00e4umt, die Richtigkeit seiner Angabe durch Pr\u00fcfung des optischen Verhaltens zu pr\u00fcfen. Mtillers Untersuchungen fallen in eine Zeit, in der \u00fcber das verschiedene optische Verhalten der Milchs\u00e4uren noch nichts bekannt war.\nAuch in Bezug auf die Milchs\u00e4ure der Thymusdr\u00fcse hat die Kristallwasserbestimmung im Kalksalze zu einer irrt\u00fcmlichen Auflassung der Natur der S\u00e4ure gef\u00fchrt, v. Gorup-Besanezr\\i fand in einem aus Weingeist umkristallisierten Pr\u00e4parat von milchsaurem Kalk, das aus Thymusdr\u00fcse erhalten war, 29,25\u00b0/.) Kristallwasser und sprach daraufhin die S\u00e4ure als G\u00e4rungs-\n*) Ann- d.\tChem.\tu.\tPharm.,\tDd.\t03,\tS.\t11t\t(1847).\n*) Ann. d.\tChem.\tu.\tPharm..\tBd.\t02,\tS.\t328\t(1847).\ns) Ann. d.\tChem.\tu.\tPharm.,\tBd.\t05,\tS.\t301\t(1848).\n4)\tAnn. d.\tChem.\tu.\tPharm.,\tBd.\t107. S. 315 (1873).'\n5)\tMonatsh. f. Chem., Bd. 11, S. 551 (1890).\n6)\tAnn. d. Chem. u. Pharm., Bd. 98, S. 34 (1850).","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nG. Mori va.\nmilchs\u00e4ure an. Sp\u00e4ter wurde von Moseatolli1) gezeigt, da\u00df es sieh auch hier um Fleisehmilehs\u00e4ure handle.\nAls meine Untersuchung abgeschlossen war, fand ich, da\u00df schon Thudichum2) die aus Gehirnen von Mensch und Rind isolierte Milchs\u00e4ure auf Grund von Kristallwasserbostimmungen der Zinksalze und auf Grund des optischen Verhaltens als d-Milchs\u00e4ure erkannt hat. Diese Angaben, welche durch meine Befunde eine vollst\u00e4ndige Best\u00e4tigung erfuhren, scheinen g\u00e4nzlich \u00fcbersehen worden zu sein.\nB. Milchs\u00e4ure der \u00fcbrigen Organe.\nSoweit die Untersuchungen reichen, ist die Milchs\u00e4ure der Organe optisch aktiv, aber nur f\u00fcr einige von ihnen ist lest gestellt, ob es sieh um die d- oder die 1-Modiiikation handelt. Im Fleisch,3) im Blut,4) im Glask\u00f6rper,5) im Gehirn (Thudichum und meine eigenen Untersuchungen) ist d-Milchs\u00e4ure nachgewiesen, f\u00fcr viele andere Organe ist nach dieser Richtung nichts bekannt. Ich beschlo\u00df deshalb, wenigstens f\u00fcr einige diese L\u00fccke auszuf\u00fcllen. Das Untersuchungsmaterial stammle von Rindern.\nDie Isolierung der Milchs\u00e4ure und die Darstellung des Zinksalzes geschah, wie oben beschrieben. Lin I eil der v\u00f6llig farblosen Kristalle diente f\u00fcr die Kristallwasser- und Zinkbestimmung, ein anderer f\u00fcr die Polarisation.\nLymphdr\u00fcsen :\n0.f>925 g Zinksalz verloren bei 110\u00b0 0.07.);> g \u2014 12,74 V II/).\n0.3f>79 \u00bb bei 1100 getrockn. Zinksalz lieferten 0,1235 g ZnO = 33.570 \u00ab Zn( \u2022.\nNiere :\n0.5304 g Zinksalz verloren bei 110\u00b0 0,0680 g = 12,82\u00b0,o II./).\n0.3139 > bei 110\u00b0 getrockn. Zinksalz lieferten 0,1062 g ZnO = 33.83V ZnO.\nT h y m u s :\n0.6705 g Zinksalz verloren bei 110\u00b0 0.0852 g \u2014 12.71% 11*0.\n0.3991 \u00bb bei 110\u00b0 getrockn. Zinksalz lieferten 0.133a g ZnO = 33.45% ZnO.\n'j Diese Zeitschrift. Bd. XII. S. 416 (1888).\n- ) Grundz\u00fcge der anatom, u. klin. Chemie, 8. 183 1 Berlin 1886 \u2022\n\u25a0 > Wislicenus, a. a. \u00dc.\n4 Gaglio. Arch. f. Anat. u. Physiol.. Physiol. Abtlg., 1880, S. h\u00bb.i ' Pautz, Zeitschr. f. Bioh. Bd. 31. S. 212 (1894>.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"Zui Kenntnis der Milchs\u00e4ure in tierischen Organen. \u2022i,01\nMilz:\no.Ttiiiti g Zinksalz verloren hei 110\u00b0 0.0000 g = 12.\u00ceM\u00ce0 o HO\n0. \u00bb2*JS \u00bb bei 110\u00b0 getrockn. Zinksalz lieferten 0.1 Uh g ZnO = *33,49\u00bb 0 Zn.0.\nPankreas :\n0.4018 g Zinksalz verloren hei 110\u00b0 0.0520 g = 12,94\u00b0 0 H.O.\n*\tbei 110\u00b0 getrockn. Zinksalz lieferten 0,0312 g ZnO = 33.18\u00b0 o ZnO\nSchild d r \u00fc s e :\n\u00b0--\u00bb592 g Zinksalz verloren bei 110\u00b0 0.0582 g == 12,07\u00b0 w H.O. i'.ioot) > bei 110\u00b0 getrockn. Zinksalz lieferten 0,0855 g ZnO -=\u25a0 33.15\"ZnO\nDie w\u00e4sserigen L\u00f6sungen aller dieser Zinksalze, die durch \u00abhe vorstehenden Analysen als Salze der aktiven Milchs\u00e4ure\n\u00eeestgestellt worden sind, drehten die Ebene des polarisierten Lichtes nach links.\nDie isolierte S\u00e4ure war also in allen F\u00e4llen die d-Milchs\u00e4ure. Eine andere\u00c4thylidenmilehs\u00e4ure als died-Milch-siure ist bisher in tierischen Organen nicht nachgewiesen worden, wenn man von der bis jetzt noch nicht best\u00e4tigten Angabe von lleintz,1) nach der im Fleisch neben der aktiven auch inaktive Milchs\u00e4ure Vorkommen soll, absieht.\n\u2022\tAnn. d. Cliem. u. Pharm., Hd. 157, S. 314 il871).","page":401}],"identifier":"lit18054","issued":"1904-05","language":"de","pages":"397-401","startpages":"397","title":"Zur Kenntnis der Milchs\u00e4ure in tierischen Organen","type":"Journal Article","volume":"43"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:40:08.118614+00:00"}