Open Access
{"created":"2022-01-31T13:41:24.273814+00:00","id":"lit18075","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Neuberg, Carl","role":"author"},{"name":"Wilhelm Neimann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 44: 97-113","fulltext":[{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Reaktionen und Derivate der Giukurons\u00e4ure.1)\nVII. Mitteilung \u00fcber Giukurons\u00e4ure.2)\nVon\nCarl Neuberg und Wilhelm Neimann.\ndos rathologischen Instituts <1\u201e\tBerth,:,\nn)er Redaktion zugegangen am 10. Februar 1905.)\nDurch Untersuchungen von Neuberg und Mayer \u00fcber das Schicksal der stereoisomeren Mannosen im Tierk\u00f6rner hat s.ch ergeben, dal! die bekannte von Lobry de Bruyn und A. van Eckenstein aufgefundene, unter dem Einflu\u00df von Hv-\nroxyhonen vor sich gehende gegenseitige Umwandlung der Zucker\nm einander auch im lebenden Organismus statthaben kann. Bei er weiten Verbreitung der Giukurons\u00e4ure ist es denkbar da\u00df auch diese chemisch wie physiologisch den Kohlehydraten nahe-seende Substanz \u00e4hnlichen Umwandlungen unterworfen \u2022 ist.\nEs wurde deshalb die Einwirkung von Alkalien auf Giukurons\u00e4ure zum Gegenst\u00e4nde einer Untersuchung gemacht die aber bei der Schwierigkeit, die entstehenden Produkte von einander und dem Ausgangsmalerial zu trennen, bisher zu wenig befriedigenden Ergebnissen gef\u00fchrt hat. Dagegen gl\u00fcckte es, bei der Einwirkung von Kalk zu definierten Produkten zu gel\u00e4ngen.\nnter dem Etnllusse von Calciumhydroxyd erleidet n\u00e4mlich die Glu-kuronsaure eine Umwandlung, welche der bekannten besonders\nschaft vom\t^ \"\" De\"\u20188th*\" ^Hen \u00f6mmU-\nflWt.\u2019a'n\u00ae frSI\u2019er\u201c Mitteilungen siehe: 1. Ber, IW. XXXII, S. 2395\nS. \u00c4Sss\u00bbiSt\nKS3\u00bb\u00c4*\u201c \"m,: '\u25a0\t***\u25a0\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XL1V.\t7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"98 t\tC*rl Neube rg und Wilhelm Neimann,\nvon Kiliani1) aufgekl\u00e4rten Saccharinbildung des Traubenzuckers analog ist. Als Hauptprodukt der Reaktion entsteht COOH - CHOU - CHOU \u2014 CHOH \u2014CHOH - GHO \u00ab\u25ba\nCOOH \u2014 CHOH \u2014 CHOH \u2014\t\u2014 COOH,\n\\ \u25a0 . \u25a0 > v\nOH\neine Dikarbons\u00e4ure, welche mit der von Kiliani durch Oxydation des Saccharins mit Salpeters\u00e4ure erhaltenen Saccharon-s\u00e4ure\tV :\nCH,\nCH*\u00ebH - CHOH - CHOH - C - COOH *\n\\ : :\n\\:.,v :?>\u25a0\u25a0>\u25a0\t^OH\nCH,\n/\tV;.;.\nCOOH\u2014CHOH \u2014CHOH-C \u2014COOH\n\\ \"\nOH\nidentisch ist. Genau wie hei der Saccharinumlagerung der Glukose wird auch hier eine Reihe anderer Sauren als Nebenprodukte erhalten, unter denen I-Glyzerins\u00e4ure\nC.HgOll\n-I -v:y*\t'\nCOOH\t, \u25a0 ; .\nhat nachgewiesen werden k\u00f6nnen.\nVon den in der Zukerreihe mit so gro\u00dfem Erfolge angewandten Methoden des Zuckerauh- und -abbaues durch Anlagerung resp. Fort n\u00e4hme der Elemente der Blaus\u00e4ure ist bisher nur der letztere Versuch auf Glukurons\u00e4ure \u00fcbertragen worden. Es wurde daher auch die Einwirkung von Blaus\u00e4ure auf Glukurons\u00e4ure untersucht. Diese Anlagerung erreicht man nach unseren Erfahrungen am leichtesten durch Einwirkung eines geringen \u00dcberschusses von Cyankalium. Das entstehende Nitrit haben wir nicht zu isolieren versucht, vielmehr durch Verseifung des Rohproduktes direkt eine Pentaoxy-pimelins\u00e4ure erhalten. Ein Blick auf die Formeln\nA) II. Kiliani, Her. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd.XV, S. 701 u. 2957.\nH. Kiliani, Annaleh, Bd. CCXVIli, S. 301.","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Reaktionen und Derivate der Glukurons\u00e4ure.\t99\nCOH 1 HCOH\tCN 1 X CHOH\tCOOH : .1-. '. X CHOH 1 HCOH 1\n\t| HCOH\t\n1\t-f- KCN =\t1\t\nOHCH |\tOHCH\tOHCH 1 \u25a0 HCOH\nHCOH j\t| HCOH\t\nHCOH |\t| HCOH\t1 HCOH\nCOOH\t| COOK\tCOOK\nlehrt, da\u00df nach der Theorie die Entstehung zweier S\u00e4uren zu\nerwarten ist, indem das die Synthese vermittelnde Kohlenstoffatom (in den Formeln mit X versehen) asymmetrisch wird. In reinem Zustande haben wir jedoch nur eine dieser S\u00e4uren erhalten k\u00f6nnen, und zwar die o-S\u00e4ure. Diese ist identisch mit der Dikarbons\u00e4ure, welche zuerst Kilian i1) durch Oxydation, der a-Glukosekarbons\u00e4ure und dann Emil Fischer* *) durch die der a-Glukobeptose selbst mit Salpeters\u00e4ure erhielt. Es mu\u00df dahingestellt bleiben, ob hier tats\u00e4chlich, \u00e4hnlich wie bei der Blaus\u00e4ureanlagerung an Mannose,3) ein asymmetrischer Verlauf der\nSynthese vorliegt oder ob die Isolierungsmethode hieran Schuld tr\u00e4gt.\nNicht! unerw\u00e4hnt m\u00f6ge bleiben, da\u00df merkw\u00fcrdigerweise freie Glukurons\u00e4ure und freie Blaus\u00e4ure selbst bei monatelanger Ber\u00fchrung nicht aufeinander einwirken und auch ein geringer Zusatz von Ammoniak hieran nichts \u00e4ndert, da dieses infolge Bindung an die Karboxylgruppe der Glukurons\u00e4ure nicht wie bei den Zuckern als \u00dcbertr\u00e4ger wirken hann.\nDurch neuere Untersuchungen von N. Schoorl*) ist bekannt geworden, da\u00df fast alle Zucker die F\u00e4higkeit besitzen, mit Harnstoff zu Verbindungen zusammenzutreten. Es war nun von besonderem Interesse, zu untersuchen, ob . auch die\n') Ber. (1. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XIX, S. 1917.\n*) Annalen, Bd. CCLXX, S. 64.\nJ) E. Fischer, Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XXII S \u2018165 Bd. XXIII, S. 2226.\t\u2019\t\\\n4) Koningl.Acad. vonWeetenschapen teAmsterdam 1901 (10.Januar).\nRec. d. trav. chim d. Pays-Bas, Bd. XXII, S 31 (1903).\n7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\tCarl Neuberg und Wilhelm Neimann,\nGlukurons\u00e4ure hierzu bef\u00e4higt ist. Denn die physiologischen Bedingungen f\u00fcr das Zustandekommen einer solchen Verbindung sind durchaus vorhanden, ln der Tat gelingt es, Glukurons\u00e4ure und Harnstoff zu einer Verbindung zu vereinigen.\nLa\u00dft man im Brutschrank \u00e4quimolekulare Mengen von Glukurons\u00e4ure und Harnstoff unter Zusatz von f\u00fcnfprozentiger Schwefels\u00e4ure stehen, so kann man bereits nach einigen Tagen eine Abnahme des Drehungsverm\u00f6gens feststellen, welches jedoch erst nach mehrmonatlichem Stehen einen konstanten Wert erreicht. So leicht sich durch diese physikalischen Daten der Eintritt der Reaktion erkennen lie\u00df, so bedeutende Schwierigkeiten machte die Isolierung und Reindarstellung der entstehenden Verbindung, welche schlie\u00dflich in Form des Baryum-: salzes. gelang, '\nDie freie Ureidoglukurons\u00e4ure neigt, wie zu erwarten war, zum Zerfall in die Komponenten, der langsam von selbst und leicht durch Hydrolyse mit verd\u00fcnntem Minerals\u00e4uren ein-tritt. Bemerkenswert erweise drehen die freie Harnstoffglukuron-s\u00e4ure sowie ihre Salze im Gegensatz zur freien Glukurons\u00e4ure links und zeigen somit ein Verhalten, wie es den eigentlichen gepaarten Gtukurons\u00e4uren eigen ist. W\u00e4hrend diese aber nach dem Glykosid-Typus konstituiert sind (s. u.), entspricht die Uretdoglukurons\u00e4ure dem AI d e h y d i m i n - Typus, da ihr nach der Synthese unzweifelhaft die Formel\nNIL \u2014CO\u2014N : CH\u2014 (CHOH)4\u2014COOH\nzukommt.\n^ Die Eigenschaften dieser S\u00e4ure machen es nun wahrscheinlich, da\u00df sie unter Umst\u00e4nden im Harn auftritt \u2014 wenigstens erkl\u00e4ren ihre Eigenschaften (s. exper. Teil) in ungezwungener Weise eine ganze Anzahl merkw\u00fcrdiger Harnbelunde, n\u00e4mlich die F\u00e4lle, bei denen man eine Ablenkung der Polarisationsebene nach links konstatiert, die von selbst oder durch kurze S\u00e4urespaltung in eine solche nach rechts umschl\u00e4gt, ohne da\u00df man imstande w\u00e4re, die Vermehrung irgend eines der typischen Glukurons\u00fcurepaarlinge (Phenol oder Indoxvl) nachzuweisen\u00bb Die Existenz einer Harnstoffglukurons\u00e4ure ist gelegentlich bei klinischen Untersuchungen behauptet worden, ohne da\u00df aller-","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Reaktionen und Derivate der Glukurons\u00e4ure.\nIUI\ndings der Schatten eines Beweises f\u00fcr ihr Vorkommen bisher geliefert ware: auch scheint bei ihrer Zersetzlichkeit die Aussicht gering, da\u00df ihre Heindarstelhing aus Produkten physiologischer Herkunl t je m\u00f6glich sein werde.\nDer exakte Nachweis der Glukurons\u00e4ure bietet bekanntlich erhebliche Schwierigkeiten. Zur Zeit ist die Erkennung mit Hilfe der charakteristischen \u00fcromphenylhydrazinverbindung') die relativ leichteste und sicherste. Bei der vielfachen Anwendung des gew\u00f6hnlichen Phenylhydrazins zum Nachweise der Zuckerarten war es w\u00fcnschenswert, das Verhalten der Glukurons\u00e4ure zu Phenylhydrazin aufzukl\u00e4ren.\nAus kristallisiertem Glukurons\u00e4urelakton und der be-rechneten Menge Phenylhydrazin hat Giemsa2 * 4) das llydrazon des Glukurons\u00e4ureanhydrids dargestelU; allein in praxi bat man es niemals mit reinem kristallisierten Glukurons\u00e4urelakton sondern mit mehr oder minder verunreinigten L\u00f6sungen der freien S\u00e4ure zu tun, aus denen die erw\u00e4hnte Darstellung des Hydrazons nicht m\u00f6glich ist. Aus solchen L\u00f6sungen Phenyl-hydrazinderivate dur Glukurons\u00e4ure darzustellen, hat sieh eine ganze Reihe von Autoren bem\u00fcht.\nZlicrsl \"<,|an? '-s Thierfolder,\u00b0) eine hei 1H\u00b0 schmelzende Verbindung beun Kochen von Glukurons\u00e4ure mit essigsaurem henylhvdrazin darzustellen, welche auf ein Mol. Glukurons\u00e4ure zweieinhalb Mol. Phenylhydrazin enthielt und deshalb kaum eine einfache Verbindung vorstellen kanb. Sodann at P. Mayer1) gezeigt, da\u00df man je nach den Mengenverh\u00e4ltnissen aus Phenylhydrazin und Glukurons\u00e4ure drei Produkte erhalten kann, welche bei 105\u2014110\u00b0, 199\u2014205\u201c, 159\u2014164\u00b0 schmelzen, aber gleichfalls keine einheitlichen Verbindungen ergeben. Da die Schmelzpunkte der beiden letztgenannten Substanzen ganz in der N\u00e4he derjenigen von Pentosazon und Gluko-sazon hegen und demnach bei Schmclzpunktsbestimmungen\n2 !;\u2022N*Hllor 11\tthem. Oes., Bd XXXII. S.2395(1899)\n) Iler. d. Deutsch, ehern. Ges., Kd. XXXIII, S. 299\u00ab (1900).\nDiese Zeitschrift, Bd. XI, S. 395.\n4) I)i(*se Zeitschrift, Bd. XXIX, S. 59.\nBerlin. Klin. Wochenschrift (1899), Nr. 27 u. 28.","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"Carl Neuberg und Wilhelm Neim-ann\nleicht zu Verwechslungen Anla\u00df geben k\u00f6nnen, so erheischen diese Verh\u00e4ltnisse besondere Beachtung.\nDurch einen kleinen Kunstgriff gelang die Hei ndarstellung des bisher unbekannten eigentlichen Glukurons\u00e4ureosazons auf folgende Weise:\n; L\u00e4\u00dft man ein Mol. Glukurons\u00e4ure mit drei Mol. Phenylhydrazin oder mehr im Brutschrank stehen, so tritt nach zw\u00f6lf bis vierundzwanzig Stunden (je nach Konzentration) eine Abscheidung von sch\u00f6n gelben Kristallen ein, welche aus Knollen oder B\u00fcscheln bestehen und deren Menge sich nach drei bis vier Tagen nicht mehr vermehrt. Die Verbindung, aus verd\u00fcnntem Alkohol umkristallisiert, schmilzt bei 200\u2014205\u00b0 und gibt sich durch die Analyse und Eigenschaften als Osazon der Glukurons\u00e4ure\nCH : N\u2014 NHC\u00e4H5\n'\t'\t. I\t-\nC:N \u2014NHCA\n-\u00c8-V\nCOOH\nzu erkennen. Es ist uns unm\u00f6glich gewesen, diese Verbindung, die dem Glukosazon zum Verwechseln \u00e4hnlich ist, auf dem \u00fcblichen Wege der Osazondarstellung durch Erw\u00e4rmen auf dem W\u00e4sserbade in reinem Zustande zu erhalten, da sie unzweifelhaft mit einer oder mehreren der zahlreich m\u00f6glichen Verbindungen der Glukurons\u00e4ure mit Phenylhydrazin ge-mischt ist.\t-\nVon diesen letztgenannten Substanzen konnten wir eine bisher unbekannte darstellen, und zwar ausgehend von dem eben erw\u00e4hnten Osazon.\nErhitzt man ein Mol. Glukurons\u00e4ureosazon mit der zwanzig-fachen Menge Alkohol und 1,2 Mol. Phenylhydrazin zwei Stunden im geschlossenen Bohre auf 150\u00b0, so entsteht das Osazon-hydrazid:\nCH : N \u2014 NHC.6H5\nI\nC : N \u2014 NHC\u00e4H5\n/\tI\n(CHOU),\n1","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"Neu<* Reaktionen und Derivate der Glukurons\u00e4ure.\niud\nDieses ist erheblich schwerer l\u00f6slich als das Osazon und scheidet sich daher beim Erkalten des R\u00f6hreninhalts direkt\naus; durch Kristallisation aus pyridinhaltigem Alkohol kann es leicht rein erhalten werden.\nDie Verbindung ist wie das Osazon gelb gef\u00e4rbt und schmilzt bei ca. 212\u00bb unter lebhafter Gasentwicklung: Zum Nachweise der Glukurons\u00e4ure ist aber weder diese Verbindung noch das Osazon geeignet, und es mu\u00df nach den gemachten Erfahrungen ihre Darstellung aus unreinen L\u00f6sungen als v\u00f6llig unm\u00f6glich bezeichnet werden.\t\u00ae\nExperimenteller Teil.\nEinwirkung von Kalk aul Glukurons\u00e4ure.\nEine Losung von 50 g Glukurons\u00e4ure in 300 ccm Wasser wurde mit 30 g Kalkhydrat versetzt und in verschlossener lasche aufbewahrt. Nach dreimonatlichem Stehen bei Zimmertemperatur, w\u00e4hrend welcher Zeit eine merkliche Sauerst* absorption stattgefunden und sich eine Schicht eines volumin\u00f6sen Kalksalzes abgelagert hatte, war das Reduktionsverm\u00f6gen noch nicht geschwunden; die gesamte Fl\u00fcssigkeit wurde deshalb noch einen Monat im Brutschrank bei 40\u00bb unter h\u00e4ufigem LTnsch\u00fcltcln elassen, und nunmehr war vollst\u00e4ndiger Verlust des Roluktions-vermogens eingetreten. Das Reaktionsgemisch wurde sodann ohne voraulgegangene Filtration zum Sieden erhitzt und mit Kohlens\u00e4ure bis zum Eintritt der neutralen Reaktion behandelt\nDas dunkelgelb gef\u00e4rbte Filtrat der unl\u00f6slichen Kalksalze wurde aul etwa oO ccm eingedampft und der fraktionierten F\u00e4llung mit Bleiacetat (Niederschlag 1), Bleiessig (Niederschlag II) und ciessig unter Zusatz von Ammoniak (Niederschlag IH) unterzogen. Die gut ausgewaschenen Bleiniederschl\u00e4ge wurden hierauf einzeln mit Schwefelwasserstoff, anfangs in der K\u00e4lte schlie\u00dflich in der Siedehitze behandelt und die Filtrate vom Schwefelblei auf dem Wasserbade eingeengt. Dabei ergab die Bleizuckerfallung einen Sirup, der nach kurzem Stehen im Exsikkator last vollst\u00e4ndig kristallisierte. Die abgeschiedenen Knstal e wurden durch Streichen auf Ton von der z\u00e4hen, braunen Mutterlauge beireit und ergaben nach Kristallisation, erst aus","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\tCari Neuberg und Wilhelm Neimann.\nAlkohol unrl dann aus hei\u00dfem Wasser uni er Zusatz von Knochenkohle eine nicht unbetr\u00e4chtliche Menge (ca. 2 g) harter glasgl\u00e4nzender Kristalle.\nDie Analyse ergab, da\u00df die Verbindung 1 Mol. Kristallwasser enth\u00e4lt, welches irn Vacuum bei 70\u00b0 entweicht.\n0.1830 g Substanz verloren 0.0172 g HaO 0,1515 \u00bb\t\u00bb\t: 0,2006 g CO, und 0,0737 g H,0\nBerechnet: H\u201e0 = 9,28; 0 = 37,11 ; 11 = 5.15\u00b0/o l'6,l*U\u2018a + H*U (iefunden : H*0 = 0,40; C - 37,22 ; H = 5.41\u00b0/\u00ab\nDie Verbindung ist optisch aktiv und zwar ist\nL\u00abJI) = \u2014 5,5KI\u00b0\n(\u00e0 = - 0,9\u00b0; c = 15,2; I =\nDer Schmelzpunkt liegt bei 154\u2014150\u00b0 nach vorherigem Sintern.\nNach diesen physikalischen und chemischen Eigenschaften kann kein Zwei fei bestehen, da\u00df die Substanz mit dem Saccharon identisch ist, das Kiliani1) durch Oxydation des Saccharins mit Salpeters\u00e4ure erhalten hat. Den Schmelzpunkt dieser Verbindung gibt Kiliani zu 150\" an; er fand die Substanz gleichfalls linksdrehend (Ja j !\u00bb ==\u2022 - 6.1\u00b0) und nach der Formel C,;H806 4- H80 zusammengesetzt. Die Substanz ist demnach das Anhydrid der sogenannten Saccharoiis\u00e4ure, der die Formel\n/CH\u00bb '\t-\nCOOll 011011 \u20140H011-C<\t- OOOH\nzukommt.\nDer BI e i es si g niedersehlag lieferte nach der Zerlegung und Konzentration des Filtrates vom Schwefelblei im Vacuum nur eine relativ geringe Menge (0.5 g) eines Sirups, welcher nach l\u00e4ngerem Verreiben im Exsikkator von selber kristallisierte. Er war leicht l\u00f6slich in Alkohol, etwas schwerer in \u00c4ther; der Verdampfungsr\u00fcckstand des \u00e4therischen Auszuges schied nach l\u00e4ngerem Stehen sp\u00e4rliche Kristalle aus, deren Menge zur Analyse zu gering war. Aus dem amorphen Anteile haben wir irgend welche kristallisierbaren Salze nicht gewinnen k\u00f6nnen.\nDer B1 o i e s s i g a mm on i a k niedersehlag ergab bei gleicher Behandlung einen ebenfalls nicht kristallisierenden Sirup, welcher\n\u2022t II. kiliani, Annalen d. ('hemie. Bet. COXVHI, S. 303.","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Reaktionen und Derivate der Glukurons\u00e4ure 105\nleicht in Alkohol, aber kaum in \u00c4ther l\u00f6slich war. Von diesem ausgehend gelang es aber, ein kristallisierendes Salz herzuslellen Zu dessen Bereitung wurde der gesamte Sirup, etwa 3 g in 60 em gelost und einige Zeit unter Ersatz des verdampfenden Wassers mit kupferkarbonat gekocht. Aus der filtrierten und auf etwa 10 ccm eingeengten Fl\u00fcssigkeit schieden sich auf ;USa,tZ dw gleichen Menge absolulen Alkohols nach mehrst\u00fcndigem Stehen m reichlicher Menge Kristalle von bla\u00f9gr\u00fcner\nar U\"f a \u2019 dle nadl e|nigen Tagen abgesaugt und mit Alkohol\nans rl,en, An .en; Dur(h L\u00d6S<\u2018n in Wass,'r \u00abad Kristallisation aus der mit Alkohol versetzten L\u00f6sung wurden sie rein erhalten\nZion' l flr\u00dcCknCle Verbindu\"* *Tgab bei der Analyse Zahlen, nach denen sie als glycerinsaures Kupfer') zu betrachten ist.\t1\t'\n0,1808 g Substanz : 0,1730 g CO, und 0,063\u00ab \u00bbHO und 0,0528 g Cut) als R\u00fcckstand (\t0,0323 g Cu)\n0,2006 g Substanz: 0,0577 g CuO (= 0,0362. Cu)\n,(W\u00bb),Cn\nBerechnet: Cu = 23,08; C = 26,36; H = 367%\nGefunden : Cu = 23,03; C = 26,21 ; H = 392.&\t.\nCu = 23,41\nR'irvtl,Ur<1' \u201cr* dC8 Ku|,(wsali\u00ee('s mit \u00fcbersch\u00fcssigem Barytwasser, Behandlung des Filtrats vom Cu(0H). mit CO\nund Konzentration der vom Baryumkarbonal abfiltrierten Fl\u00fcssig!\nle\"s\\ glXZUrinsaUres Baryum\t\u00abessen L\u00f6sung\n1 h\u2019 ,r\u00b0 *!' \\\t\" entslandene Glyzerins\u00e4ure seihst ist die\n1-horm (vergl. Seite 138).\nDie Einwirkung von Kalk auf Glukurons\u00e4ure vollzieht sich soweit man aus den isolierten Produkten schlie\u00dfen kann\nkanntf T \u201c auf ^aubenzucker. Hierbei entstehen b^ kanntheh als Hauptprodukte der Reaktion Saccharin und Milch-\nGHjOH \u2014 CHOU CHOU \u2014 CHOU -CHOU -OHO*\nm\nGILOH-CHOH-t:|IOH - c( \u2019 - COOII und\nCH, -GHOll-GOOH.\nOH\n*) HuPPertt Chcm. Zentralbl., 1863, S 835\n*) Ber,, Md- XXXVII, S. 349.","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nCarl Neuberg und Wilhelm Neimann\nln \u00e4hnlicher Weise entstehen aus der Glukurons\u00e4ure das\nSaccharon bezw. Saccharons\u00e4ure und *Glyzerins\u00e4ure\nCOOH-CHOH - CH\u00d6H \u2014 CHOH - CHOH \u2014 CHO +\n/CH,\nCOOH - CHOH \u2014 CHOH - V/\t\u2019 - COOH und\nCH.^OH \u2014 CHOH \u2014 (.10011.\nEinwirkung von Cyankalium auf Glukurons\u00e4ure.\nPentaoxypimelins\u00e4ure.\nr 5-COOH\nWie schon hervorgehoben ist, reagieren Blaus\u00e4ure und freie Glukurons\u00e4ure bezw. L\u00f6sungen ihres Laktons nicht aufeinander, selbst nicht nach Zusatz einer kleinen Menge Ammoniak.1) Dagegen kann man die Anlagerung der Blaus\u00e4ure durch Einwirkung von Cyanammonium auf glukuronsaures Ammon, d. h. mit Ammoniak neutralisierte Glukurons\u00e4ure erreichen; am einfachsten aber gelingt die Prozedur bei Anwendung von freier Glukurons\u00e4ure und Gyankalium.\nZur Ausf\u00fchrung dieses Versuches wurden 26 g Glukuron-saure und 8 g Cyankalium in ca. 100 ccm Wasser gelost und so lange bei gew\u00f6hnlicher Temperatur stehen gelassen, bis jede Reduktion verschwunden war, was eine Zeit von 10\u201414 Tagen erforderte. Das dickfl\u00fcssige Reaktionsgemisch wurde sodann mit verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure bis zur deutlich saueren Reaktion versetzt und zur Vertreibung \u00fcbersch\u00fcssiger Blaus\u00e4ure, sowie zum Zwecke gleichzeitiger Verseifung des prim\u00e4r entstandenen Nitrils bezw. Amids einige Zeit \u00fcber freier Flamme gekocht. Nach dem Verschwinden des Blaus\u00e4uregeruches wurde die Fl\u00fcssigkeit ann\u00e4hernd mit Ammoniak neutralisiert und nunmehr mit Bleiessig versetzt. Hierbei fiel ein dickes, hellgelb gef\u00e4rbtes Bleisalz aus, Welches abgesaugt, gut gewaschen und durch Schwefelwasserstoff in der W\u00e4rme zersetzt wurde. Die filtrierte\nL\u00f6sung lieferte beim Einengen auf dem Wasserbade schlie\u00dflich einen dicken Sirup, welcher jedoch nicht zur Kristallisation zu\n0 Vergl. die analogen Verh\u00e4ltnisse bei der Einwirkung von Cyanwasserstoff auf Glukosaminchlorhydrat (Neuberg und Wolff, Ber. der Deutsch, chom. Ges., Bd. XXXV, S. 4018.","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Reaktionen und Derivate der Glukurons\u00e4ure 107\nbringen war. Die Isolierung der S\u00e4ure gelang indessen ver-mittelst ihres Kalksalzes.\n, Zu dessen Darstellung versetzten wir den mit der f\u00fcnfzig-fachen Menge Wasser verd\u00fcnnten Sirup mit soviel Caleium-karbonat, da\u00df bei erneutem Zusatz kein Aufbrausen mehr stattfand. Dann wurde unter Zugabe von Tierkohle einige Zeit gekocht, vom Ungel\u00f6sten abfiltriert und eingedampft. Hierbei schieden sich aus der hellgef\u00e4rbten L\u00f6sung Kristalle aus, die nach einigem Stehen abgesaugt und mit Alkohol gewaschen wurden. Die leicht grau gef\u00e4rbte Verbindung wurde zur Reinigung in sehr viel Wasser gel\u00f6st und mit Knochenkohle gekocht ;'versetzte man die eingeengte L\u00f6sung mit etwas Alkohol, so begann nach kurzer Zeit die Kristallisation des reinen Kalksatzes. .\nEs bildet farblose wei\u00dfe K\u00fcgelchen oder Pl\u00e4ttehen; seine\nLosung in Salzs\u00e4ure ist nicht drehend.\n0,124w g Substanz verloren bei 80\" im Vacuum 0,0252 g H <)\n0.1002 \u00bb\t> ergaben 0,1074 g C02 und 0,0858 g t\u00f9%\n*\t*\tV G,0222 \u00bb CaO (0,0150 g Ca)\nC7Hl0O9Ga\nBerechnet: C = 24,00; 11 * 5,14; Ca ^ 11,48; 11,0 \u00db 20,57^ Gefunden : C = 2:MMI; \u00bbI = 5,03; Ca ^ 11,07; 11,0. \u00c4 ^\nDemnach ist die Kalkverbmdung ein Salz der durch intramolekularen Ausgleich optisch inaktiven a-PentaoxypimeHn-sa\u00fcre, webdie Kiliani durch Oxydation der \u00ab-(ilukoheptons\u00e4iire und bischer aus a-Glukoliepto.se seihst durch Salpeters\u00e4ure erhalten haben. Das nach der Theorie zu erwartende Isomere ie \u00df-Pentaoxypmiehns\u00e4ure, haben wir, wie bereits vorher erw\u00e4hnt, nicht aulfinden k\u00f6nnen.\nEinwirkung von Harnstoff auf Glukurons\u00e4ure.\nH,N \u2022 CO \u2022 N : HG\u2014(CHOH)j- COOH. v Vre'idoglukurons\u00e4nre.\t. , :\nI-\u00f6st man 7,5 g Glukuroiis\u00e4ureanliydrid unef 2,5 g Harn-stolf zusammen in 40 ccm Schwefels\u00e4ure von fr\u2019;,, und stellt das Gemisch in den Brutschrank bei 40\", so sinkt die anffing-iche Rechtsdrehung der L\u00f6sung um ein befr\u00e4ehtliehes, ohne jedoch ganz zu verschwinden.","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"10H\tCarl Neuberg und Wilhelm Neimann,\n\u2019 .. \u2022= \" \u2022\u2022\u2022 \u2022\u2022 \u25a0\nErst nach \u00eezweieinhulbrnonutlichem Stehen \u00e4ndert sich die Drehung nicht mehr, so da\u00df man annehmen kann, die Reaktion sei zum Stillstand gekommen. Die Darstellung der Harnstoffderivale der eigentlichen Zucker gelingt nach ihrem Entdecker leicht nur in denjenigen F\u00e4llen, wo man aus dem ( \u00eeemisch der Reakt ionsprodukte den unver\u00e4nderten Zucker durch Verg\u00e4rung entfernen kann- Da aber die Glukurons\u00e4ure bekanntlich gegen die Enzyme der liefe unempfindlich ist, war dieser Weg zur Darstellung der Harnstoffglukurons\u00e4ure von vornherein ausgeschlossen, und die Entfernung aus der resultierenden L\u00f6sung bot die gr\u00f6\u00dften Schwierigkeiten. Derselben wurden wir nach vielen Fehlversuchen auf folgende Weise Herr:\nDie Schwefels\u00e4ure L\u00f6sung wird in der K\u00e4lte mit ges\u00e4ttigtem Barytwasser bis zur stark alkalischen Reaktion versetzt und schnell aulgekocht. Dadurch wird neben Baryumsulfat die Hauptmenge der nicht in Reaktion getretenen Glukurons\u00e4ure als basisches Baryumsalz gelallt. Die durch Einstellen in Eis rasch gek\u00fchlte L\u00f6sung wird durch Filtration von den abgeschiedenen Baryumsalzen und dann durch Einlei len von Kohlens\u00e4ure vom \u00fcbersch\u00fcssigen Baryt befreit: sodann wird die resultierende farblose Fl\u00fcssigkeit im Vacuum bis auf ein kleines Volumen eingedampft. Enth\u00e4lt die L\u00f6sung, was fast immer der Fall ist, eine stark reduzierende Substanz, d. h. unver\u00e4nderte oder aus der Harnstolfverbindung wieder abgespaltene Glukuron-s\u00e4ure, so wird sie nochmals mit Barytwasser aufgekocht, rasch filtriert und durch Kohlens\u00e4ure der \u00fcbersch\u00fcssige Baryt gef\u00e4llt. Die bei richtig geleiteter Operation nunmehr wasserhelle, h\u00f6chstens schwach gelbe Fl\u00fcssigkeit wird dann in das vierzigfache Volumen absoluten Alkohols unter R\u00fchren eingetropft. Die entstehende farblose F\u00e4llung bildet nach dem Abliltrieren einen wei\u00dfen, durchaus best\u00e4ndigen Niederschlag, der zur Reinigung nochmals in Wasser gel\u00f6st und mit absolutem Alkohol wieder ausge-' f\u00e4llt wird.\t- ;:Vv\nDie Analyse der Substanz zeigt, da\u00df hier das neutrale Hary umsalz der Harnstoffglukurons\u00e4ure \\\\lfi * GO . N : HC\u2014(GHOH)4\u2014C\u00d6O|.2I . vorliegt.\t'\t\u25a0\u25a0\u25a0\u25a0\u25a0\u25a0 -\u25a0","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Reaktionen und Derivate der Glukurons\u00e4ure\n0.1808 \u00bb Substanz: 0,0702 g BaS04\n0,2007 \u00bb\t\u00bb\t: 0,2022 \u00bb CO, und 0,0704 g Ht0\n0.2 00 \u00bb\t\u00bb\t: 20,0 rem N (19\u00fc, 74\u00ab intnV\nCuH\u201e0uNtRa\nBerechnet: Ha == 22,57; C Gefunden : Ba ~ 22,28; ('.\n27,08 ; H 27,52 ; H\n.3,62';; N -= 9.23 \u00ae/o 3,00 ; N \u2014 9,31 >\n109\nOie Verbindung zeigt einige, \u00fcberraschende Eigenschaften. Das Reduktionsverm\u00f6gen, welches der Glukurons\u00e4ure und ihren Salzen eigen ist, fehlt der Verbindung. Kocht man sie aber einige Zeit, etwa .4\u20144 Minuten, mit Fehlingschor L\u00f6sung, so erfolgt schu\u00df weise die Ausscheidung von gelbrotem Kupferoxydul. Diese Eigenschaft erinnert an das Verhalten einiger gepaarter Glukurons\u00fcuren. Mit diesen zeigt die vorliegende Substanz eine weitere Analogie, die in der optischen Linksdrehung, dem Charakteristikum aller gepaarten Glukurons\u00e4uren, besteht. Diese Linksdrehung betr\u00e4gt in w\u00e4sseriger L\u00f6sung\nNth: = - l\u00e9,83\u00b0\n(I = t ; r == 8,84: \u00ab ~\t240.\nDurch Enzyme, wie Kefirlaktase, Emulsin oder liefen-maltase, ist die Harnstoffglukurons\u00e4ure im Gegens\u00e4tze zu den eigentlichen gepaarten Glukurons\u00e4uren nicht spaltbar, was bei ihrer abweichenden Konstitution auch nicht zu erwarten ist. (Siehe die folgende Mitteilung.)\nAusgehend von dem reinen Barvumsalze haben wir nun\nversucht, die freie Harnstoffglukurons\u00e4ure darzustellen. Bei genauer Ausf\u00fcllung des Baryums mit Schwefels\u00e4ure enth\u00e4lt die Fl\u00fcssigkeit zun\u00e4chst freie Harnstoffglukuronsjiure, der man eine gewisse Best\u00e4ndigkeit in w\u00e4sseriger L\u00f6sung nicht absprechen kann. Die zunehmende Linksdrehung zeigt n\u00e4mlich an, da\u00df eine Substanz von h\u00f6herem spezifischen Drehungsverm\u00f6gen\nentstanden ist, und zwar betr\u00e4gt an, .= ca.\u201421V Versucht man aber, die Harnstoffglukurons\u00e4ure durch Konzentration der Fl\u00fcssigkeit zu isolieren, so erlangt sic\u00bb nach kurzer Zeit starkes Reduktionsverm\u00f6gen und Rechtsdrehung infolge v\u00f6lligen Zerfalls in freie Glukurons\u00e4ure und Harnstoff. Auch die Darstellung irgend welcher kristallisierter Salze aus der in K\u00e4lte bereiteten\nL\u00f6sung der freien S\u00e4ure sowie durch F\u00e4llung des Baryumsalzes","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"Carl Neuberg und Wilhelm Neimann,\noder doppelte Umsetzung desselben mit Sulfaten f\u00fchrte nicht zum Ziele, so da\u00df wir uns darauf beschr\u00e4nken mu\u00dften, die Eigenst;haften der interessanten Harnstolfglukurons\u00e4ure an ihrem Ha r v u ms a 1 ze zu studieren.\nDieses l\u00f6st sich\nin Wasser und ist durch\nAlkohol f\u00e4llbar, ln diesem Solvens sowie in allen \u00fcbrigen organischen L\u00f6sungsmitteln ist es vollst\u00e4ndig unl\u00f6slich.\nDie fc\u2019/oige L\u00f6sung des Haryumsalzes wird durch kein Schwermetallsalz gef\u00e4llt, nur Bl e i e s s i g und \u00c2 mmo n iak er-\nzeugen eine massige F\u00fcllung. Hierdurch sowie durch ihr Ver-\nhalten zu Barytwasser ist die HarnstofTglukurons\u00e4ure charakteristisch von der freien Glukurons\u00e4ure unterschieden, die bekanntlich durch \u00c4tzharyt sowie bereits durch Bleiessig aus ihren L\u00f6sungen niedergeschlagen wird; Beim Kochen mit Alkalien\nerfolgt, wie schon das Verhalten zu Fehlingscher L\u00f6sung lehrt, Spaltung der llarnstolfglukurons\u00e4ure in die Komponenten. Fast noch schneller findet diese Zerlegung durch Kochen mit verd\u00fcnnten Minerals\u00e4uren statt. Da die Verbindung unter dem kondensierenden Eintlusse verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure aus den\nKomponenten synthetisiert wird, so ist die Reaktion\nc.ooii <eiiom4 c.HO-f-ti*N \u2014 co\u2014nh# COOll (CHOIIy CH : N -CO - Nil,4-11,0\numkehrbar, und die h\u00f6chst erreichbare Ausbeute von 30\u00b0/o l\u00bbaryUmsatz (berechnet auf die angewandte Menge Glukuron-s\u00e4urei, sowie die Bestimmung des in der alkoholischen Mutterlauge bleibenden Harnstoffs geben ein Ma\u00df f\u00fcr den Gleichgewichtszustand ab.\nDer Harnstoff ist in der llarnstolfglukurons\u00e4ure wie in ihrem Baryumsalze als solcher nicht nachweisbar: weder mit Oxals\u00e4ure noch mit Salpeters\u00e4ure erfolgt in der K\u00e4lte eine Kristallisation der entsprechenden Verbindung. Dagegen wird durch alkalische Broml\u00f6sung sowie durch salpetrige S\u00e4ure last augenblicklich Stickstoff freigemacht.\nDie Eigenschaften der llarnstolfglukurons\u00e4ure machen es nmi au\u00dferordentlich wahrscheinlich, da\u00df diese Verbindung auch in der Natur, im Harne, vorkommt. Da, wie beschrieben, die Substanz den Harnstoff nicht in ohne weiteres nachweisbarer","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Reaktionen und Derivate der Glukurons\u00e4ure 111\ntorin enthalt, so wird man durch exakte Ilarnstoffanalysen diese krage entscheiden k\u00f6nnen. Versuche hier\u00fcber sind im Gan*e.\nron s\u00e4ure.\nEinwirkung von Phenylhydrazin auf (jluku\na) Glukurons\u00e4ureosazon CH : N \u2022 NHC.H,\n<: = NNIICA\n(CH Oll),\nCOOII\nWie erw\u00e4hnt, ist es unm\u00f6glich, bei der \u00fcblichen Art dei Osazondarslcllung aus Glukurons\u00e4ure und essigsaurem Phenylhydrazin eine einheitliche Verbindung zu erhalten, indem stets ein Gemisch der zahlreich m\u00f6glichen Verbindungen entsteht. Zu einer einheitlichen Substanz gelangt man nun durch Verwendung eines Verfahrens, welches Wohl und Neuberg') fr\u00fcher zur Darstellung sehr empfindlicher Hydrazinverbindunoen z \u00df der Akrosazone, vorgescl,lagen haben, und das in der Kin'wirkun\u00ab der Komponenten aufeinander bei einer 40\u00b0 nicht \u00fcberschreitenden Temperatur besteht. Versetzt man eine L\u00f6sung von 3 5 g ulukurons\u00e4nrelakton in 100 ccm Wasser mit 6,<> g l'l,, \u2019 hydrazin, gel\u00f6st in der berechneten Menge Essigs\u00e4ure von 3 und stellt das Gemisch in den Brutschrank j so larbt es alsbald gelb; nach einigen Stunden beginnt die Abscheidung \u201ec, gelber Kristalle, und nach drei Tagen ist die Fl\u00fcssigkeit vo einem dichten Kristallbrei erf\u00fcllt. Dieser wird abgesaugt; mi kaltem Wasser gewaschen und aus Alkohol von 60\u00bb/\u00ab umkri stallisiert. Hieraus scheidet sich die Verbindung in langue streckten verlilzten N\u00fcdelchen ab, welche ganz den Habitus de Glukosazons zeigen. Auch die L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse Verbindungen sind au\u00dferordentlich \u00e4hnlich.\nDie Substanz, deren Schmelzpunkt bei 200_____2020\nl\u00f6st sich wenig in Wasser, leicht in Aceton, spielend in Pyriu,\nund wenig ui siedendem Benzol; in \u00c4ther ist sie praktrsc unl\u00f6slich.\nl) Der. d. Deutsch, chem. Ges., Hd. XXX11I, S. 3108","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nCarl Neuberg und Wilhelm Neimann.\nDie Analysen (-\u25a0 -\n0,1889 g Substanz: 0,4032 g C0g und 0,0935 g H/)\n0,2028 v \u00bb\t: 26,7 ccm N (16 V 756 mm)\nBerechnet: C = 58,07; H ^ 5,37; N 15,05\u00b0/o Gefunden : G - 58,19 ; H \u2014 5,48; N 15,28 \u00b0/o\nzeigen, da\u00df die Verbindung die Zusammensetzung des Glu-\u2022kurons\u00e4ureosazons besitzt. Da\u00df die vorliegende Substanz tats\u00e4chlich noch die Karboxylgruppe enth\u00e4lt, ergibt sich aus ihren sauren Eigenschulten, z. B. gibt sie mit Barythydrat und Bleiessig F\u00e4llungen der entsprechenden Salze. Bei der gro\u00dfen \u00c4hnlichkeit des K\u00f6rpers mit dem Glu ko s az on , die sich beispielsweise auch in der typischen F\u00e4llbarkeit durch Wasser aus der Pyridinl\u00f6sung zu erkennen gibt, mu\u00df die von verschiedenen Autoren aufgestellte Behauptung, da\u00df man Glukurons\u00e4ure und Glukose durch den Habitus ihrer Osazone unterscheiden k\u00f6nne, entschieden bestritten werden, \u00dcbrigens ist die Verbindung gleich; dem Glukosazon optiscii aktiv und zwar linksdrehend im Pyridinalkoholgemisch.\nZu bemerken ist hoch, da\u00df man das Glukuronsiiureosazon nur erh\u00e4lt, wenn man auf ein Mol. Glukurons\u00e4ure mindestens drei Mol. Phenylhydrazin wirken l\u00e4\u00dft. Bei einem \u00dc bersch\u00fcsse an letzterem entsteht die Verbindung gleichfalls, nur wird bei der bekannten L\u00f6slichkeit, der Osazone1) in Phenylhydrazin die Ausbeute geschm\u00e4lert. Sind andererseits weniger als drei Mol. Phenylhydrazin zugegen, so erh\u00e4lt man auch bei Einhaltung der beschriebenen Arbeitsweise im Brutschrank stets ein unaufteilbares Gemisch.\t\u25a0\nb) Glukurons\u00e4ureosazonhydrazid CH \u2022 N - NHC6H5\n%;/\u25a0;/\tC : N NHC6H6\nHOCH\nHCOH\nr\t:\nC0-NH NHC,H5 ::\n*) C. Neuberg, Diese Zeitschrift, Bd. XXIX, S. 274 (1900).","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"Neue Reaktionen und Derivate der Glukuronsiiure.\nna\nTheoretisch besteht die M\u00f6glichkeit, noch einen weiteren Phenylhydrazinrest in das Molek\u00fcl des Glukurons\u00e4.uvosazons einzuf\u00fchren: mit einem Molek\u00fcl essigsauren Phenylhydrazin (oder mehr) aut dem \\\\ asserbade erh\u00e4lt man mir sehmicr'ige Zer-setzungsprodukte: hei Rrutsehranktemperatur jedoch wirken die Verbindungen, wie bemerkt, nicht aufeinander ein.\nMan erh\u00e4lt nun \u00ablas Osazonhydrazid, wenn man das l erne Osazon mit der zwanzigfachen Menge Alkohol und l 2 Mol. I hemlhydrazin zwei Stunden iin geschlossenen Rohre auf l\u00f6O\" erhitzt. Nach dein Krkalten des Rohres findet man diesem mit einem Brei gelber Kristalle erf\u00fcllt, welche erheblich schwerer l\u00f6slich sind als das Osazon. Si(\u2018 werden abgesaugl. mit etwas kaltem Alkohol gewaschen -und schlie\u00dflich aus pyridinhaltigem Alkohol umkristallisiert. Man erh\u00e4lt dann das reim Hydrazid in form gleichfalls dem Glukosazon \u00e4hnlicher verfilzter gelber N\u00e4delchen, die sich bei 210\u00b0 verf\u00e4rben und bei 212\u00b0 unter lebhafter Gasentwicklung schmelzen. Die Substanz l\u00f6st sich m allen L\u00f6sungsmitteln au\u00dfer Pyridin schwerer als das Osazon : gleich diesem ist ihre L\u00f6sung in Pyridinalkohol linksJrchend. Die V erbindung zeigt keinerlei saueren Charakter mehr, auch werden ihre L\u00f6sungen durch Metallsalze nicht gefallt. \u2019 Die Ausbeute an Osazonhydrazid betr\u00e4gt wenig mehr als (he H\u00e4lfte der Theorie, berechnet auf das angewandteOsazon \u2022 die direkte Darstellung des Olukurons\u00e4ureosazonliydrazids-aus Glukurons\u00e4urelakton und essigsaurem Phenylhydrazin in alkoholischer L\u00f6sung durch Lrhitzen im Druckrohre ist nicht gelungen,\n0,1020 g Substanz: 0.370t g CO, und 0,0840 g \\\\jy 0.2221 \u00bb\t: 34,4 ccm N 05\u00b0, 7\u00ab\u00f6 min)\nLMlfvfl04N,\nBerechnet : C - 02,34 ; H - 5,03; N == 18,18- 0 Gefunden : C = 62,31 ; H = 5,80; N = ls^P\u00d6 -\nMo,,\nM-t-Scylcr'\u00ff Z< ihi hrift I. j.hysjol. Chemie XLIV.","page":113}],"identifier":"lit18075","issued":"1905","language":"de","pages":"97-113","startpages":"97","title":"Neue Reaktionen und Derivate der Glukurons\u00e4ure. (VII. Mitteilung \u00fcber Glukurons\u00e4ure)","type":"Journal Article","volume":"44"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:41:24.273819+00:00"}