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{"created":"2022-01-31T14:06:16.723555+00:00","id":"lit18078","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Neuberg, Carl","role":"author"},{"name":"Martin Silbermann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 44: 134-146","fulltext":[{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen in der Glycerins\u00e4urereihe.\n(III. Mitteilung.)1) '\nDie Konfiguration der Glycerins\u00e4ure.*)\nKm i ;i*i zur Fragil der Beziehung zwischen Zuckern und Aminos\u00e4uren.]\n\u25a0 \u2022\u2022Von. :\t' \u2022 '\nCarl. Xenlier# und Martin Silherniann.\n' \\u? .1-m vlu-nii^i hfii l.altnr:itoriani (!**> l\u2019\u00e0fh<il<^ischfu liiytitut? .Irr Kniversitiil Berlin.) Brr Uft'iuktion zuge\u00ff\u00eeinifen am 10 Kohmar 1905 >\nTheoretischer Teil. -\t\u2019\nZuokerarten, so beanspruchen auch in andern Gruppen die Su bst an Zen der 11-Ko h lenst offre i he ein besonderes Interesse, da eine grobe Anzahl physiologisch wie rein chemisch wichtiger Substanzen hierhingeh\u00f6rt. Als besonderes Attribut tritt gerade bei diesen Substanzen in den betreffenden Gruppen vielfach zuerst optische Akt ivitstt auf, die ja untrennbar mit dem Baumaterial der belebten Natur verkn\u00fcpft ist. 1 )iesc in der Asymmetrie dieser Verbindungen begr\u00fcndete Erscheinung b\u00e4ngt andererseits aufs engste mit Konstitution und Konfiguration der betreffenden Substanzen zusammen. Das erste Glied der Reibe ist daher f\u00fcr eine rationelle Nomenklatur, sowie f\u00fcr eine schematische Ableitung der Konfigurationsbeziehungen in der ganzen Reihe von ausschlaggebender Wichtigkeit. Das hat K. F i sc her \u00f4 z. R. f\u00fcr den Glyoerinaldehvd '\nGH* oh\t-\t\u25a0\n:\nCH OM\nC O H\t'\t-\nS Hie fr\u00fcheren Ver\u00f6ffentlichungen siehe: 1. Her. der Deutschen ehern Gesellsch. Hd. XXXVil, S. H3\u00bb (190t) und 2. Her., Bd XXXVII, S. 812 (190t).\t'\t-\t' :. i' / '\n*) Vorgetragen in der Sitzung der Deutschen chemischen Gesellschaft vom 11. Juli 1904.\n\u00bb) Her.. Hd. XXIII. S. 2125.","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"I ntersuchungen in tier (dycerins\u00e4urereihe;\n135\nim Ihnbliek aul die Kohlehyilrate wiederholt mid ausdr\u00fccklich betont, mid deshalb die Itarstollung des liislier unbekannten optisch aktiven tUycerinaldehyds als ein Problem von keines-wejrs untergeordneter Hedeulung gekennzeichnet.\nItiirch die Arbeiten desselben Autors sind die konl'igura-tiven lieziehungen der Kobleliydratreihe experimentell zur (ifundlage aller lielrai blutigen \u00fcber Spiegelbild-isomeric erboben, da diese lielationen liier mit beispielloser Klarheit lestgelegt, auf mein lache Weise abgeleitet und unter-einander kontrollier! sind.\nKim1 noch viel gro\u00dfartigere Mannigfaltigkeit als in der Kohlehydratreihe besteht hinsichtlich der konfigurativen Formen in der physiologisch so bedeutungsvollen Gruppe der Protein-stoi\u00efe, resp. der diese zusammensetzenden Mnlckuivcrb\u00fcudc und Hausteine, der Aminos\u00e4uren.\nHa f\u00fcr die Stereochemie der Zuckerarten in letzter Linie die Konfiguration des Traubenzuckers den Ausgangspunkt bildet, ist es chemisch von Interesse und pvsiol\u00ab\u00bbgisch reizvoll, ei ne Beziehung der Konfiguration der Aminos\u00e4uren mit derjenigen der Glukose herzustellen. die in vieler Hinsicht eine zentrale Stellung einnimml.\nDie in der d-Kohlenstoflieihe vornehmlieh in Met r\u00e4cht kommenden Substanzen sind:\n1. Alanin\tCH.,\to. Milchs\u00e4ure\t-Cll.,\n\tj ciiNtt, l\t1 CIIOII\n\tCOOH\tCOOII\n2. Serin\t\" GH/dl h. Diarninopropions\u00e4ure\t-= CILNII,\n\tr.MMi, 1\t1 ClINll,\n\tGOGH\t1 COOH\nH. Steincystein\t\u2014 GHaNlla: 7. Isoserin\t- CH.NH,\n\ti CilSil\t1 CIIOII\n\tCOOII\t1 COOH\nt Proleincystein\t~ Gfl.su 8. (Myrerins\u00e4ure\t- cH/m\n\tCH-Nilj,\tl \u25a0 CIIOII\n\tCOOH\t\u2022 . 5 COOH","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"m\nCarl Neuberg und Martin Silbermann,\nDavon sind die vier ersten als direkte Bausteine des Eiwei\u00dfes zu betrachten, die Milchs\u00e4ure als eine diesen nahe verwandte im Stol\u00efweehseiliz. t. wohl Oaus dem Alanin hervor-gehende Verbindung.\nKonfigurative Beziehungen zwischen diesen K\u00f6rpern anzubahnen, war der Zweckder vorliegenden Untersuchung; diese kann nur aii den optisch aktiven Formen ausgef\u00fchrt werden, wie in der Natur der Hache liegt, doch konnten bisher nur einige Etappen der zahlreich n\u00f6tigen Umwandlungen verwirklicht werden.2)\n111 f\u00fcr konfigurative Befrachtungen verwertbarer Weise sind von den genannten f\u00fcnf Substanzen untereinander nur d-AlaniU und d-Milchs\u00e4ure verkn\u00fcpft, 3) indem salpetrige S\u00e4ure ersteros in letztere \u00fcberf\u00fchrt ; f\u00fcr die anderen Substanzen bestehen keine durchsichtigen Beziehungen, denn die Verwandlung z, B. des (lysteins in Serin auf dem Wege \u00fcber die Cysteins\u00e4ure4\u00bb\nCH,SH - CHNH, \u2014 ( :OOH ---\u25ba\nCU,ts03ll - CHNH, - COOH CH,.Oll \u2014 CHNH, - COOH\nvollzieht sich bei Temperaturen, die Bazemisierung zur Folge haben, und die Verwandlung des nat\u00fcrlichen Cysteins in i-Alanin\n(.H,SH - CHNH,-COOII \u2014\u25ba v V CH, - CHNH, COOH\ndureh einfaches Erhitzen mit rauchender Salzs\u00e4ure nach K. A. H. M\u00f6rners) stellt eine komplexe Beaktion dar, und \u00fcberdies bleibt auch hierbei die optische Aktivit\u00e4t nicht erhalten.\nDas weitere Ziel, die genannten Substanzen mit dem Traubenzucker in Verbindung zu bringen, ist nur auf einem Umwege l\u00f6sbar. Hierzu geeignet erscheint die Give eri ns\u00e4ure.\n'] C. Neuberg und L. bangstein. Chem. Zentralblatt, lid. II, s 1153 dWdi.\t\u00e7VvvC'\n\u201ci Versuche /ur Verwandlung von Cystein in aktive Glycerins\u00e4ure und von letzterer in aktive Milchs\u00e4ure, sowie zur Spaltung von Diamtno-propions\u00e4ure sind im Gange.\ns) K. Fischer und A. Skita, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIII.\n4) 1\\. Friedmann. Beitr\u00e4ge z. ehern. Physiol. U. Pathol.. Bd. Ill,\n; S U. (tOOdjL \u00ff ,, \u2018 \u25a0\nK. A. H. Murner. Diese Zeitschrift, Bd. XLII. S. dOO (1904).","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen in der (ilycerins\u00e4urereihe.\nio/.\nvon der alle dir\u00bb genannten Substanzen in mehr oder minder einfacher \\Y eise abzul(\u00bbiten sind. Dabei muhten noch zwei weitere Substanzen, die a-\u00df-Riaminopropioiis\u00e4ure und das Isoserin, als Zwischenglieder in den Gang der Untersuchung eingef\u00fchrt werden. Die inaktiven Formen dieser beiden Substanzen sind durch die Salpetrigs\u00e4ure-Reaktion mit der Glyeerin-s\u00e4ure verkn\u00fcpft, U dir\u00bb Diaminopropions\u00e4nre auch noch durch das Tierexperiment.2)\nZwar sind im Gegensatz zum Glycerinaldehyd bei der Glycerins\u00e4ure optisch aktive Formen bekannt, aber so wenig f\u00fcr den M-KohlenstolTzucker selbst, ist f\u00fcr seine Monokarbons\u00e4ure die Konfigurat ion experimentell ermittelt. I)ieFestlegung derselben war daher die erste Aufgabe bei unseren Untersuchungen. Da aber die optisch aktiven (ilycerins\u00e4urcn bisher nur auf dem etwas unsicheren Wege des biologischen Verfahrens3) er-halten sind, und \u00fcberhaupt nur die rechtsdrehende S\u00e4ure von krank land und seinen Mitarbeitern n\u00e4her untersucht ist, so war zun\u00e4chst die rein chemische Dcreitung dieser Substanzen w\u00fcnschenswert. Die Spaltung der inaktiven S\u00e4ure ') gelang leicht mit Hilfe der A1 ka Io i d m e t h od e mittels Ih ucin Aus dem Alkaloidsalz konnte durch Zersetzung mit Darytwasser die S\u00e4ure frei-gemacht werden, und zwar wurde die rechtsdrehende S\u00e4ure rein, ihr optischer Antipode nicht v\u00f6llig frei vom Racemk\u00f6rper erhalten\u2019\nDie experimentelle Verkn\u00fcpfung der Ulycerin-s\u00e4ure mit den Zuckerarien ist ein lusher ungel\u00f6stes Uroblem Zwar haben C. Neuberg und W. Neimann bei der Kin-wirkung von Kalk auf d-Glukurons\u00e4ure*) neben Saccharons\u00e4uren rechtsdrehende (ilycerins\u00e4ure (s. S. 105) erhalten, allein bei dem komplexen Charakter der Reaktion, insbesondere bei der eventuell umlagernden Wirkung des Kalkes, ist es zweifelhaft, ob in der Tat eine Relation im Sinne der Konstitutionslormeln:\n\u2018) 0. Klebs, Diese Zeitschrift, Md. XIX. S, :U() (t8!H).\n\u00dc P. Mayer. Diese Zeitschrift, Md. XLM, S ; \u00e2\u00eef t\u00eeiOlj\n') Levkowitset\u00bb, Mer., Md. XVI, S. 2720 (|88<t);\nKrankland und Frew. Chem. Soc., Md. LIX, S DU\n4J C. Neuberg und M. Si Iber mann, Mer d Deutsch ehern Mes\nBt. xxxvii, s. m (\\m,\t\u2019\n5) Vergl. Mer.. Md. XXXV11. S 3H9 (15WHj.","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"Neuberg und Martin Silbermann,\nOH H Oll Oll\tOM\nCOM C \u2014 0 - C \u2014 C - COOH.\tCH./)!! \u2014 C\u2014 COOH.\nH OH H : H\t; H\n(d-Glukurons\u00e4urej\t(linksdrehende Glycerins\u00e4ure)\nbesteht.\t\"K'.\nF\u00fcr die exakte Herstellung einer Beziehung zwischen Glycerins\u00e4ure und den Zuckerarten schienen sich a priori eine Reihe von M\u00f6glichkeiten zu ergeben, allein ihre praktische Ausf\u00fchrung bot betr\u00e4chtliche Schwierigkeiten. Die bew\u00e4hrten Abbaumethoden in der Kohlehydratreihe, das Verfahren von Wohl, das \u00fcber die Oxime f\u00fchrt, und das von Ruff, das von den Kohlehydrats\u00e4uren ausgelit, versagen bekanntlich bei den niederen Gliedern der Kohlehydratreihe, entweder weil praktisch die Beschaffung des Materials unausf\u00fchrbar wird oder die Reaktion anders verl\u00e4uft.\nKinen neuen Weg schien der vor 4 Jahren von Morrel und Grolls *) ausgef\u00fchrte Abbau des d-Glykosons mit Brom zu er\u00f6ffnen, der d-Ervthrons\u00e4ure liefert :\nH OH OH\tOH OH ; '\nCOH CO G G - C-CH,OH -----------\u25ba COOH - G \u2014 G -GH OH\n\u25a0 Oll II H ;\t, H \u25a0 H\nAllein die Beschaffung eines Pentosons in den erforderlichen Quantit\u00e4ten ist ungemein m\u00fchselig, und hinzu kommt, da\u00df die Reaktion :\nOH OH\tOH -\nCOII - GO - G G \u2014 Oll,OH\tCOOH - G - GH..OH\n\\l II\t; 11 ' \"\neine Ausbeute von 1-2 \u00b0/o liefert, soda\u00df alle Schl\u00fcsse bez\u00fcglich der Konfiguration der in minimaler Menge entstehenden Verbindung der Beweiskraft entbehren.\nEin ganz anderer Weg hat schlie\u00dflich zum Ziel gef\u00fchrt. Vor 14 Jahren hat Will2} durch Behandlung der Nitrocellu-1 ose mit Alka 1 i eine als Oxybrenztraubens\u00e4ure bezeichnete Verbindung erhalten, f\u00fcr die er, dem Stande des damaligen Wissens entsprechend, die Formeln :\n') Journ. of Gliom. Soc., Hd. LXXVH. S. 1219, und Proc. Ghem. Soc., Hd. XVIII, S. \u00bb\u00f6.\n*) Her., Bd. XXIV, S> 406 (1891).","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen in der Glycerins\u00e4urereihe.\nm\ni\nCOM\nund\nII.\nCH/HI\nI\nCO\ndH OH\nI\nCOOH\nzur Diskussion stellte. Die Verbindung ist optisch aktiv und zwar lavogvr. Wegen dieser \u00e4u\u00dferlichen \u00c4hnlichkeit mit dem Fruchtzucker bevorzugte der Kntdecker seiner /.eit die Ketoformel (II); allein heule wissen wir. da\u00df diese gerade kein symmetrisches Kohlensto\u00dfatom enth\u00e4lt und keine optisch aktive Substanz repr\u00e4sentieren kann. Bez\u00fcglich der als Aldehyds glyzerins\u00e4ure aufzufassenden Verbindung sei noch bemerkt da\u00df sie bisher selbst oder in Salzen nur amorph gewonnen ist bis auf das Osiizon, das aber nicht mehr das unver\u00e4nderte\nMolek\u00fcl der Saure enth\u00e4lt, ein Derivat ries entsprechenden nicht mehr aktiven Osons\n0011 \u2014 00 coon\n%\ndarstellt und keine Regenerierung gestattet. Kino zur Isolierung geeignete, schon kristallisierende Verbindung haben wir nun im Drucinsalz gefunden, Hinsichtlich der F\u00e4higkeit, gut kristallisierende Alkaloidsalze zu bilden, gleicht die Verbindung derOluk urons\u00e4ure.\u2019, mit der sie \u00fcberhaupt viel \u00c4hnlichkeit hat Allerdings entsteht die Aldehydglvcerins\u00e4ure auch nur in kleiner Menge aus der Nitrocellulose, aber dieser Umstand ist belanglos, da die durch die Cellulose mit dem Trauben zucker vorhandenen Beziehungen nicht zur Grundlage unserer Beweisf\u00fchrung dienen.\nDie Aldehydglvcerins\u00e4ure l\u00e4\u00dft sich nun experimentell in einfacher Weise einmal mit der Weins\u00e4ure, deren Konfiguration h. Fischer*) ermittelt hat. ferner mit der Glycerins\u00e4ure in Beziehung setzen. Das erste gelingt am leichtesten so, wie Neuberg und W. Nciniann* * 3) fr\u00fcher die homologe Glukuron-\ns\u00e4ure in das um ein Kohlensto\u00dfatom reichere Pcnlaoxypimelm-s\u00e4uremononitril\t.\u00bb\nM G- Neuberg, Mer., Bd. XXXIII. S. HH20 (lHOi)i:\n*) Ger., Md. XXIX, S. 1377 (189\u00ab),\n3) Siehe Seite 106.","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"Carl Neuberg und Martin Silbermann,\nC\u00dcQM\n- COOK\n\" ' I . V .\t- ' '\n(CHOH)\u00ab\n\u25a0 ! \u25a0 -. .. \u25a0\"; v .\nCHOH\nI\nCN\n\u00dcbergef\u00fchrt haben, durch Einwirkung von Cyankali auf die freie S\u00e4ure:.\t\u2018\nCOH\n'\t\u2019 I\nCHOH -f KCN .\nCOOH = CN\nI\t:.r , ,\n;\tCHOH ,\nCHOH\t'\"'v\u00ff'V-/;'-;-\nCOOK\nDurch Verseifung des prim\u00e4r entstehenden Mononitrils und Verwandlung in das Kaliumsalz erh\u00e4lt man Links-Wein-stein, dessen physikalische und analytische Daten v\u00f6llige Reinheit anzeigten, w\u00e4hrend in der Mutterlauge wegen der bekannten doppelseitigen Anlagerung der Blaus\u00e4ure noch Mesoweins\u00e4ure zugegen war.\nBehufs L\u00f6sung des zweiten Teiles der Aufgabe, d. h. zwecks \u00dcberf\u00fchrung in Glycerins\u00e4ure, wurde die Aldehydglycerins\u00e4ure in schwach saurer L\u00f6sung mit Natriumamalgam reduziert1)\n*) Hie Reduktion der Aldehydglycerins\u00e4ure zur Glycerins\u00e4ure COH\tCH,OH\t:\nCHOH \u2014\u00a5 CHOH COOH\tCOOH\t\u25a0\nverl\u00e4uft vollkommen analog der von Thier fehler (Diese Zeitschrift,","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen in der Glycerins\u00e4urereihe.\n141\nund schlie\u00dflich die entstandene S\u00e4ure \u00fcber das Bleisalz gereinigt: die Zerlegung des letzteren ergab die linksdrehende, in ihren Salzen dextrogyre Glycerins\u00e4ure. Es bestehen also folgende Beziehungen:\nCH,OH I\nHCOH\nOCH\n!\nHCOH\nCOOH\tCOOH\nI -Glycerinsiiur\u00bb*.\t1 - Ahhdiydgl vc<irins;iure.\nCOOH\nr\nOHCH\nI\nHCOH\nCOOH\nI-Weins\u00e4ure.\nHierdurch ist die Konfiguration der aktiven Glycerins\u00e4uren eindeutig festgelegt und damit die Grundlage fiir die konfigurativen Relationen aller auf die Glycerins\u00e4ure beziehbaren stickstoffhaltigen Substanzen geschaffen. Die bisher allein nach dem Drehungsverm\u00f6gen ohne R\u00fccksicht auf die Konfiguration gew\u00e4hlte Bezeichnungsweise der aktiven Glycerins\u00e4uren ist beizubehalten, da sie zuf\u00e4llig im Kinklange mit den Konfigurationsermittelungen steht.\nBesonders hingewiesen sei noch auf den eigent\u00fcmlichen Umstand, da\u00df man von der Cellulose, diesem unzweifelhaften Derivat der d-Glukose, auf dem Weg \u00fcber Nitrocellulose, Aldehydglycerins\u00e4ure, 1-G1 ycerins\u00e4ure aus der d-Reihe der Kohlehydrate in die I-Reihe gelangt. Solche \u00dcberg\u00e4nge sind zwar schon bekannt, z\u00e4hlen aber immerhin zu den Seltenheiten. Dieser neue tall reiht sich den Beobachtungen Salkowskis und Neubergs1) \u00fcber die Verwandlung von d-Glukurons\u00e4ure in 1-Xylose, sowie der Feststellung Lobr y de Bruyiis und\nAlberda v. Kkensteins2) an, da\u00df d-Galaktose in i-Sorbose \u00fcbergef\u00fchrt werden kann.\nBd. XV. S. 71) ausgef\u00fchrten Verwandlung der d-Glukurons\u00e4ure in d-Gulons\u00e4ure :\nCOH\nI '\nlCHOH)4\nCH,OH\nI\n<CHOH)4\nCOOH\tCOOH\n') Biese Zeitschrift, Bd. XXXVI, S. 2\u00ab.\n*) Ree. d. trav. chim. des Pays-Bas, Bd. XIX. S. I.","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nCarl Nouberg und Martin Silbermann,\nExperimenteller Teil\n1. D ars teItung der Ald\u00e7hydgly cerin s\u00e4ure.\nZur Bestimmung der Koiliiguratton der (ilycerins\u00e4ure wurde, wie im t heoret ischen Teil er\u00f6rtert, zun\u00e4chst die WH Ische ( hybtenzlraubens\u00e4ure dargestellt. Da keine ausf\u00fchrlicheren Literaturangabch hierf\u00fcr existieren, sei folgendes Verfahren angegeben :\t'\n10 g Kollodiumwolle werden in der zur L\u00f6sung gerade n\u00f6tigen Menge Alkohol und \u00c4ther gel\u00f6st Und mit 50 g 10\u00b0/oiger Natronlauge l\u00e4ngere Zeit (5 Tage) unter h\u00e4utigem Durchsch\u00fctteln stehen gelassen, bis eine Probe mit Schwefels\u00e4ure versetzt nur eine schwache Tr\u00fcbung ergibt. Alsdann wird die vom Alkohol und \u00c4ther mechanisch getrennte Fl\u00fcssigkeit mit Kssigs\u00e4ure neutralisiert, zirka eine Stunde auf dem Wasserbade bis zum Aufh\u00f6ren der lebhaften Gasentwickelung gelinde erw\u00e4rmt und in der K\u00e4lte mit Bleiessig gef\u00e4llt. Nach einigem Stehen wird der Niederschlag abgesaugt, achtmal mit destilliertem Wasser ger waschen, in einer Reibsehale zerrieben und mit etwa 100 ccm Wasser in ein K\u00f6lbchen gesp\u00fclt. Darauf wird zuerst in der K\u00e4lte, dann in der W\u00e4rme Schwefelwasserstoff eingeleitet, filtriert;, mit hoibem Wasser gewaschen und auf dem Wasserbad auf ein kleines Volumen eingedampft. Die so erhaltene reduzierende L\u00f6sung gibt mit \u00fcbersch\u00fcssigem Barytwasser1) sowie mit Chlorcalcium -j- Ammoniak in Wasser unl\u00f6sliche Niederschl\u00e4ge, die sich in Kssigs\u00e4ure l\u00f6sten. Sie dreht schwac h 1 i nk s und liefert das bekannte Osazon.\nDa die S\u00e4ure keine charakteristischen Salze ergibt, so wurde versucht. Verbindungen mit den Alkaloiden darzustellen. W\u00e4hrend die ( \u2019-incluminyerbindung nicht erhalten werden konnte, kristallisierte das Bruci nsaIz in sch\u00f6nen Nadeln. Es wurde einmal aus \\\\ asser und einmal aus Alkohol umkristallisiert.\n1 Ebenso Vorhalt sich jjie (ilykurons\u00e4ure. deren \u00c4hnlichkeit mit der Oxybre.nzlraubehs\u00e4uio schon betont ist. Auch hei ihr sind die Salze mit anorganischen Hasen fast ausnahmslos amorph, dagegen die mit Alkaloiden ebenfalls kristallisiert.","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"Untersuchungen in der Glycerins\u00e4urereihe.\n143\nA na lyse.\nn a!o?: * Sul)stan/ ,T^ibcn 8,1 ccm N (17\u00b0, 753 mm)\nU' ^\t*\t0,27(18 g GO* und 0,0686 g ILO\nP\u00fcr (:\u00ef9hv,n,()4 .c3h4o,\nHerechnet :\tGefunden :\n5-(\u00eel\"\tN 5.70%\n(i*H%\tG\t62,24\u00ab/\u00ab\nH <1.320 \u201e\nAnt diese Weise wurden 200 g Kollodiumwolle in Portionen von je 10 g verarbeitet, Der Oehall der L\u00f6sung wurde durch Titration mil Normalalkali ermittelt.\n2. Umwandlung der Aldehydglyeerins\u00e4ue in 1-Weins\u00e4ure.\nZu einer o,2 g (*nthaltenden w\u00e4sserigen L\u00f6sung der S\u00e4ure wurde ein l bersehuH von reinem Ovankali (5 g) besetzt Die Mischung wurde einige Zeit sieh seihst \u00fcberlassen und f\u00e4rbte, sici dabei dunkel. Nach 10 Tagen wurde die Fl\u00fcssigkeit mit der auf das angewandte Cyankali berechneten Menge Normat-schwefels\u00e4ure (40 eem) eine halbe Stunde auf freier Flamme gekocht, mil der genau entsprechenden Menge titrierter Barytlosung in der Hitze gelallt, vorn Haryuinsullat abfiltriert und die eingeengte L\u00f6sung mit normalem Bleiacetat versetzt Der ilei niederseh lag wurde ahgesaugt. mehrmals mit kaltem Wasser gewaschen und mit Schwef'etwasserstoir zersetzt. Die so er-l'ali\u00e9n\u00e9, sei,wach linksdrehende S\u00e4ure wurde auf ein kleines Volumen eingedampll, mit Kalilauge in der llilze neutralisiert und mit Kisessig anges\u00e4uert. Iteim R\u00fchren und .Stehen schied sich das charakteristische saure weinsaure Kali aus. das aus heiliern Wasser umkristalljsierl wurde. Von diesem Di wurden 0,84 g erhalten.\nAnalyse.\nu) 0,1632 g Substanz ergaben 0,0633 g KCl (== 0,0338 g K) h) 0,1 al 6 \u25a0>\t\u00bb\t\u00bb\t0,1424. \u00bb CO* und 0,0382 \u00bb ILO\n\u25a0mit PM.rO, ! KJ1i\\,07 verbrannt)\nP\u00dcI G4I150\u201eK\nHerechnet :\tGefunden :\n25,53\u00b0/.,\tc\t25,74%\n2W\u00b0I\u00b0\tII\t2,88\u00b0/\u00ab\n20,75%\tK\t20,61\u00b0/\u00ab","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\tCarl Neuberg und Martin Silbermann.\nDie Bestimmung der optischen Drehung ergab :\n0,5139 g Substanz. ergaben in 10 ccin 15\u00b0/oiger K,C03-L\u00f6sung\n\u2018 -\t- 'Md\nZur Trohe wurden 0,5181 g gew\u00f6hnlichen d-Weinsteins in 10 ccm K3(X)3-L\u00f6sung gel\u00f6st. Der Betrag der optischen Drehung war der entsprechende.1)\nDie zur Polarisation verwendete L\u00f6sung wurde mit Kssig-s\u00e4ure anges\u00e4uert und lieferte nach der Konzentration wieder reinen I-Weinstein.\t. .\nGenau wie hei den Aldehydzuckern kann auch bei den Aldehyds\u00e4uren die Cyanhydrinreaktion asyrnmetrisch verlaufen, d h. sie kann Anla\u00df zur Bildung von 2 Stereoisomere n geben; Neben I-Weins\u00e4ure k\u00f6nnte in diesem Kall Mesoweins\u00e4ure entstehen :\nCOOH\t' COOH :.\nOHC.H\tCOH\tHCOll\nIICOH .\tHCOH\t:\tHCOH\n-\tCOOH\tCOOH\t- ; COOH :\nil-Weins\u00e4ure.) i Aldehydglycerins\u00e4ure. | i Mesoweins\u00e4ure.)\nderen leicht l\u00f6sliches Kalisalz sich in der ersten Mutterlauge des schwer l\u00f6slichen 1-Weinsteins finden mu\u00dfte, ln der Tat ergab die Fl\u00fcssigkeit nach Neutralisation mit Ammoniak in der Hitze mit Ghlorcaleium eine- wei\u00dfe F\u00e4llung. Beim Absaugen hinterblieb ein wei\u00dfes Pulver, das getrocknet und analysiert wurde. Ks erwies sich als Calciurnsulz der Mesoweins\u00e4ure.\nAnalyse.\n-.0,1183 g Substanz verloren 0.0266 g 11,0 und ergaben 0,0272 g CaO\n{-= 0,0194 g Ca)\nK\u00fcr C4llkO0Ca-f .3 H,0\nvife rechnet:\tGefunden :\n22.31\u00ae/\u00ab\tH\u201e0\t22,5 t\u00b0/o\n1\t16,53% Ca 1\u00ab,il\u00b0,\t\u25a0\n*) Hei Auerlicht drehten beide L\u00f6sungen, die ja fast absolut gleiehc Konzentrationen besa\u00dfen, in einem f\u00fcr Glukose geeichten Polarisations-app\u00e4rat gleich \u2014 1,7\u00b0;\u2019\u00ab, resp. -{- l,7\u00b0/o.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"l\u2019nlersuchungen in der Glycerins\u00e4irrereihe.\n145\n\u2022Seine L\u00f6sung in Salzs\u00e4ure erwies sich als inaktiv Demnach entstehen hier beide von der Theorie vorauszusehenden Weins\u00e4uren nebeneinander.\n;{ Umwandlung der Aldehydglyzerins\u00e4ure in\nGlyzerin s\u00e4ure.\nZur Ausl\u00fchrung der Deduktion wurde eine o,0!)ti g enthaltende w\u00e4sserige L\u00f6sung \u00ab1er Aldehydglyzerins\u00e4ure unter Tur binteren in kleinen Portionen mit 230 g H'V\u201eigem Natrium-atnalgam (etwa das 6fache der theoretisch berechneten Menge) versetzt. Sobald die lieaktion neutral geworden war, wurde Kohlens\u00e4ure eingeleitet. Nach Beendigung \u00ab1er Wasserst\u201ellenl-wicklung reduziert die Fl\u00fcssigkeit nicht mehr: cs wurde nun vom Quecksilber abgegossen, mit Fssigs\u00e4ure neutralisiert und nnt llleicsstg gef\u00e4llt. Der Niederschlag, der haupts\u00e4chlich aus Hleikarbonnl bestand, wurde verworfen, das Filtrat eingeengt und in der K\u00e4lte mit Bleiessig + Ammoniak gef\u00e4llt. Sodann wurde der Niederschlag, abgesaugt, ausgewaschen, mit wenig Wasser angerieben und mit Schwefelwasserstoff zuerst iii der K\u00e4lte daun in der Siedehitze zerlegt. Das Filtrat vonv Schwefelblei wurde eingeengt, mit Baryumkarbonat bis zur neutralen Reaktion gekocht, nitriert und konzentriert. Aus dieser L\u00f6sung liel durch absoluten Alkohol ein Niederschlag aus, der zur Knt-lenmiig von essigsaurein Baryum (die Fssigs\u00e4ure entstammt, dein bei Bleitallungen mit Bleiacetat stets mit niedergerissehen basisch essigsaurem Salz) mehrere Male umgef\u00e4llt werden nullit\u00e9. Durch Analyse der so gereinigten und bei tOO\" getrockneten Substanz und durch die Bestimmung ihres optischen Drohungs-vermogens wurde sie als rechtsdrehendes glyzerinsaures Barvum erwiesen.\t\u2018\t.\nAnalyst1.\na) 0.1297 Substanz tn^aben 0.0876 \u00fc Ba!504\nIm 0.091M) >\t\u2022>\t0.074KC04 und 0,0270 2 il80\nF\u00fcr C(.II10O8lia\nHt\u2019rt*f*lirif*l :\t(iffunden :\n20.70 \u00b0/o C 20,01 V\n^.yo\u00b0/o\tii ;ui>\n39.50 > o\tHa\t39,5 4 \"\nll\u00abi|ipe\u00bbyler s Zeitschrift, f. phy.-iol. Cltenii\u00ab1 XLIV.\tj()","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"Neu berg u. Silbermann, Untersuchungen der Glycerins\u00e4urereihe.\n0.3031 g der Substanz, gel\u00f6st in 10 ccm H#0, ergaben eine spezi-lische Driebungvon:\n\\ ;\t(a =\u00bb\u00d6,H0I == 1).\tv; z;\\\n\u25a0 V F\u00fcr l-glyzer insaur es Baryum. 'dargestellt aus auf chemischem Wege gespaltener Glyzerins\u00e4ure, haben wir fr\u00fcher (Bd. XXXVll. S. H41) den Werl\ty/yy\u2014.Z'-y\n-\t*\t'\t' W\u00fc + \u00ab.75\u00b0\ngefunden : '.f\u00fcrdas entsprechende d-Salz dagegen :\n[u|f) - - 17.38\u00b0\nDurch Peniriltiumg\u00e4rung haben Frank land und Appleyard (Chem. Soc.. Bd. LXllI, S. 238) eine d-Gly\u00e6erins\u00e2ure gewonnen, deren Baryumsalz eine spezifische Drehung )\n1\u00ab],) - 10.01\u00ae\nbesah. Wir waren fr\u00fcher der Meinung, auf chemischem Wege ein reineres Pr\u00e4parat erhallen zu haben, als auf dem biologischen. Unsere fr\u00fchere Angabe ist, jedoch hinf\u00e4llig, indem unsere optische Bestimmung infolge eines Kehlers des Polarisai ionsapparales (Verschiebung des O-Punktesi sich als unrichtig erwies. Bei der Wiederholung fanden wir nunmehr dyn. Wert :.zv'\\\t\u2019\ty.;Z-\t.\n: * ' K ;\t\u2022\t\u2019 [a][) = \u2014 10.0\u00bb\nIirr d-glyzerinsauren Baryt, der von der entsprechenden Zahl Krank-f ands und A pp le ya rds nur unbedeutend abweidil.","page":146}],"identifier":"lit18078","issued":"1905","language":"de","pages":"134-146","startpages":"134","title":"Untersuchungen in der Glycerins\u00e4urereihe. III. Mitteilung: Die Konfiguration der Glycerins\u00e4ure. (Ein Beitrag zur Frage der Beziehung zwischen Zuckern und Aminos\u00e4uren)","type":"Journal Article","volume":"44"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:06:16.723561+00:00"}