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{"created":"2022-01-31T15:47:02.092941+00:00","id":"lit18096","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Wakeman, Alfred J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 44: 335-340","fulltext":[{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"\u2022\u2022\nliber die chemische Ver\u00e4nderung der Leber bei der Phosphorvergiftung.1!\nVon\n# s. \u25a0\t\u2022\t-\nAlfred J. Wakeman,\n' Aus\t|ihytsio|o^ift( hon Institut /u\n'kW \u00dcf.laktion zujreiranc\u00bb-\u00bb am l_'; M\u00fcrz i'io.v\nW\u00e4hrend man fr\u00fcher hei der Er\u00f6rterung des tierischen Stell Wechsels die in den Geweben vorhandenen oder in der Nahrung zugef\u00fchrlen Eiwei\u00dfsuhstanzen als ganze. ungeteilte Molek\u00fcle in die Rechnung ein f\u00fchrte, hat die neuere Eiwei\u00df-eliemie eine andere Betrachtungsweise; erm\u00f6glicht. Es ist mehr und mehr gelungen, die Zusammensetzung des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls aus einer gewissen Zahl von organistdien Verbindungen zu erkennen, die meistens zur Gruppe der Aniidos\u00e4uren geh\u00f6ren. Diese Bestandteile besitzen in ihrem eigenen innern chemischen Gef\u00fcge (\u00e2ne bedeutende Festigkeit, sie l\u00f6sen sich unter der \\\\ nkung \\ ei schiedener Kr\u00e4fte aus dem Y er bande, der sie zum Proteinmolek\u00fcl vereinigt, als widerstandsf\u00e4hige Gruppen heraus. Ks ist daher gerechtfertigt, mit ihnen als mit (len Grundeinheiten des tierischen Stoffwechsels zu rechnen, und diese Anschauungsweise wird unzweifelhaft manche Vorteile darbiet on. Sie ist um so mehr gerechtfertigt, als man diese Teile des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls auch wirklich in freiem Zustande ip den Organismen \\erfindet, z. If, in den keimenden Samen (1er Pflanzen und im Verdauungstraktus der Tiere. Da diese Bausteine des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls- sich unter einander durch ihre chemische\n*' Vorl\u00e4ufige Mitteilung, in der berliner klinischen Wochenschrift 1904, Nr. 41.","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"Alfred J. Wakeman,\nKonstitution betr\u00e4cht\u00eeich unterscheiden, so werden sie sich auch bei den physiologisch-chemischen Prozessen verschieden verhalten. Von den verschiedenen Tei 1 eii des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls wird der eine leichter in dieses, der andere leichter in jenes Stoff-wechselprodukt \u00fcbergehen. *\n\u00fcnterSUch\u00fcngen \u00fcber die Beteiligung gewisser Bestand-teile des Eiwei\u00dfmolek\u00fcls an den Stoffwechselvorg\u00e4ngen werden zun\u00e4chst haupts\u00e4chlich darin bestehen, da\u00df man ihre Ver-mehrung oder Verminderung unter bestimmten physiologischen \u2022 der pathologischen Bedingungen feststellt.\nSolche Feststellungen sind durch die neueren Arbeiten aul dem Gebiete der Eiwei\u00dfchemie erm\u00f6glicht, welche uns f\u00fcr gewisse Glieder des Kiwei\u00dfmolek\u00fcls, z. B. Histidin. Arginin, Lysin, Glykokol! und Tyrosin, hinreichende quantitative Be-stimmungsmethoden gegeben haben.\nAuf Veranlassung des Herrn Professor A. Kossel habe ich einige vergleichend\u00ab* Bestimmungen dieser Art ausgef\u00fchrt, die sich freilich. zun\u00e4chst auf ein kleines Gebiet beschr\u00e4nken mu\u00dften. Ich untersuchte die Mengen bestimmter im Eiwei\u00df enthaltener Atomgruppen, indem ich zun\u00e4chst ganz davon absah, in welchem chemischen Zusammenhang die untersuchten Ab \u00bbmgruppen vorliegen, ob sie diesem oder jenem Eiwei\u00dfk\u00f6rper, diesem oder jenem morphotisehen Bestandteil der Zelle angeh\u00f6ren. Als Objekt der Analysen wurde Histidin, Arginin und Lysin ausgew\u00e4hlt, weil diese sich nach den Methoden von A. Kos sei und seinen Mitarbeitern ziemlich leicht und genau bestimmen lassen.\nDie Bestimmungen wurden an der Leber von Hunden ausgef\u00fchrt und zwar einerseits im normalen Zustand dieses Organs, andererseits nachdem durch subakute Phosphor Verg\u00fctung ein Zerst\u00f6rungsproze\u00df eingeleitet war. Es handelte sich also um die Frage, wie Verhalten sich die genannten Bestandteile der Eiwei\u00dfk\u00f6rper bei einer krankhaften Ver\u00e4nderung, die nach Ausweis schon der \u00e4lteren von Frerichs und St\u00fcde I er gemachten Beobachtungen zu einer teil weisen Aufspaltung des Zelleneiwei\u00dfes f\u00fchrt. Werden die genannten Basen schneller oder langsamer fortgeschafft als die \u00fcbrigen Teile des Eiwei\u00df-","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"i'lx r die chemische Ver\u00e4nderung der Leber etc. 337\nmolekiils? Sind sie vorwiegend in denjenigen Teilen .der Zelle lokalisiert, welche bei 'diesen Prozessen zuerst angegriffen und aufgej\u00f6st werden .J Pie folgenden Untersuchungen zeigen, da\u00df dies letztere in der Tat der Fall ist.\nVersuchsanordnung.\nFiir die Versuche dienten 5 Hunde mittlerer (ir\u00f6\u00dfe, deren zwei (Xr. III und IV) im Laufe von li Tagen bis 3 Wochen durch subkutane Injektion von ITiosphor\u00f6l vergiftet wurden.\nPer Hund Nr. ill erhielt am 13., 14., 15., 20. und'28. Juni, lerner am 1., L, 0. und 0. Juli eine subkutane Injektion von 0,o ccm einer ziemlich starken L\u00f6sung von Phosphor in Oliven\u00f6l, am 11. VII. o,o cem, am 12. VII. 0,7 ccm, am li. VII, 0,7 ccm-am L). VII. 0,8 ccm An diesem Tage traten Vergiftungs-\u25a0 syniptome deutlich hervor. Am 10. .Juli wurde das Tier durch Verbluten get\u00f6tet. Per Hund hatte an K\u00f6rpergewicht von 10 kg aul 8,3 kg abgenommen. Deutliche Fettleber.\nHund Nr. V erhielt am 0, 8., 10, 11., Ui und l i. Juni subkutane Injektionen von 0,5 ccm Phospbor\u00f6l. Deutliche Wirkung (Depression, kein Appetit, Diarrh\u00f6e) am IL VI. Pl\u00f6tzlicher lod am 17. VI. Die Leber wurde eine halbe Stunde nach dem Tode mit gutem Krfolge mit 5 Liter Hingerseher L\u00ab\u00bbsung durchs)\u00bb\u00fclt. Deutliclie Fettleber. Das Cie wicht des Tieres hatte w\u00e4hrend der Vergiftungsperiode von 10,3 kg auf 8,0 kg abgenommen.\nSowohl die verg\u00fcteten wie die normalen Tiere wurden, mit Ausnahme von Nr. V. durch Verbluten get\u00f6tet. Da es m\u00f6glich erschien, da\u00df der Blutgehalt der Leber einen Kinllu\u00df aul die gefundenen Werte der Hexonbasen aus\u00fcbte, wusch ich m einzelnen F\u00e4llen (Nr. IV und V, die Lel\u00bbcr blutlrei. W\u00e4hrend da> lier Nr. I\\ durch die Carotis verblutete, wurde eine stetige Injektion warmer Hingerseher L\u00f6sung in die Vena jugularis gemacht und auf diese Weise mit Hilfe der Herzt\u00e4tigkeit des Tieres, die bekanntlich unter diesen Umst\u00e4nden ziemlich lange erhalten bleibt, das Blut gr\u00f6\u00dftenteils aus den Gef\u00e4\u00dfen heraus-getriehon.","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nAlfred J. Wakeman,\nDie Leber wurde in allen F\u00e4llen zerkleinert, ein kleiner Teil zur Bestimmung des Wasser- und Stickstoffgehaltes entnommen und die Hauptmenge durch Kochen mit Schwefels\u00e4ure zerlegt. Hierbei schied sich ein unl\u00f6slicher fettiger R\u00fcckstand aus, dessen Stickstoffgehalt festgestellt und dem in der L\u00f6sung vorhandenen Stickstoff hinzu addiert wurde.Das Filtrat, in welchem s\u00e4mtliche l\u00f6sliche, durch die Spaltung der Lebersubstanz enthaltene Stoffe vorhanden waren, wurde nun nach den von A. Kossel und F. Kutscher* 2) beschriebenen Methoden (mit der Modifikation von A. Kossel und A. J, Patten)3) verarbeitet.\nDie Resultate sind in den folgenden Tabellen zusammengestellt.\nTabelle I.\nYer- suehs- nnm- mer\tGe- wicht der Leber g\tTrocken- substanz in 100 Teilen des feuchten Organs\tStickstoffmengen in 100 Teilen trocknen Lebergewebes\tStickstoff der Basen in 100 Teilen des feuchten Gewebes\t\t\tStickstoff der Basen in Prozenten des Gesamtstickstoffs\t\t\tBe- merkungen Ci\n\t\t\t\tim Arginin\tim Histidin\tim Lysin\tim Arginin\tim Histi- din\tim Lysin\t\nI.\t370\t30,13\t11,54\t0,3121\t0,0722\t0,1694\tj 8,982 2,077 j\t\t4,876\tNormales Tier. Leber bluthaltig\nII.\t435\t28,50\t11,28\t0.3295\t0,0774\t0.1762 '\t10,25\t2,407\t5,483\tNormales Tier. Leber blut-haltig\nIII.\t194\t26,74\t7,34\t0,0991\t0,0355\t0,0759\t5,046\t1,809\t3,868\tPhosphorvergiftung. Leber bluthaltig\nIV.\t180\t22,59\t12,48\t0,2458\t0,0673\t0,1103\t8,720\t2,388\t3,912\tNormales Tier. Leber ausgewaschen\nV.\t260\t21,90\t7,90\t0,0717\t0,0217\t0,0469\tj\t1 4,143 1,256 2,710\t\t\tPhosphorvergiftung. Leber ausgewaschen\nx) Die Menge dieses in der unl\u00f6slichen Substanz enthaltenen Stickstoffs war in allen F\u00e4llen sehr gering.\n2)\tDiese Zeitschrift. Bd. XXXI, S. 165.\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. XXXVIII, S. 39.","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"I )>'T die .chemische- Ver\u00e4nderung der Leber eie.\n\n\t\tTa be II\te II.\t. %\n\tIn\t1,M> g trocknen\tLtbeigewebe*\t\\ ! ' \u00ab\nVt-r.-u. hs- immmir\tArminia in\t? i Histidin in *: i\tL-ysii! in g .TL.\t\n1.\t;;-j2\to.ss\t2.\u2018.W\tNormal \u25a0\nII.\t\t1.00\t' \" \u25a0\t\u25a0 \u25a0 \u2019 Vi. a 22 \u25a0; \u25a0 1 ,\tNormal\nIII.\t1.1;')\to.m\tj \ti\t1 \u00bbts \u25a0\tl'bo.sjitio r v < ug i 1t il ng ;i\ntv.\ta.as\tj Llo\t2 5\u00e4\tNormal :: ;\nV.\t1.02\to.ao\u00bb;\tM2 ,\tIM)()S|jtiorvcrgiftung\nl-\u2018s orgiht sich \u00ablus diesen Zahlen folgendes:\nl. Die Hehersubstanz wird w\u00e4hrend der Phosphorvei -iltwng prozcnliseh \u00e4rmer an Stickstoff.\n-\u2022 Hilter dem Einflu\u00d6 der Hhosphorvergiftung nimmt di Menge des Arginins, Histidins und Lysins ab. Di^e Annahm ist bemerkbar, wenn man die Menge des Hasenstickstotfs an das leuchte Organ bezieht (s. Tabelle I). Ebenso deutlich trit sie in Tabelle II hervor, in welcher das (iowiehlsverh\u00e4ltnis de Hasen zum trockenen Eebergewebe dargestellt ist.\n\u2022>. Die Menge des in den genannten Hasen enthaltene! Niekstolls nimmt im Vergleich zum gesamten Stickstoff de lieber bei der Hhosphorvergiltung ab.\nDie llexonbasen weiden also leichter als andere stick stollhaltige (irnppen durch die der Vergiftung folgenden Aul I\u00f6si mgsprozesse f<>rt geschaht.\nDurch diese Untersuchungen wird zum erstenmal au sicherer chemischer (irundlage festgestellt, in welcher Weis, sich der Abbau der grollen als Eiweili bezeichne! en Korn plexc- in dem der Degeneration anheiml\u00e4llendeiiHewebe vollzieht\nDer stickstolTreichste Teil des Eiweillmolekiils ist unte, dt*n von mir untersuchten Bedingungen der labilste. Dieser Wirt","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"Wakoman, \u00dcber die chemische Ver\u00e4nderung der Loher etc.\ninfolge der durch Phosphorvergiftung veranlalUen Zersetzungsvorg\u00e4nge zun\u00e4chst fortgeschalft und es bleibt ein Rest, der \u00e4rmer an Stickstoff und an Basen ist.\n' Ttiese Resultate m\u00fcssen die Anregung geben, auch andere degenerative Vorg\u00e4nge in den Geweben in gleicher Weise zu untersuchen. In manchen F\u00e4llen wird man voraussichtlich den gleichen Verlauf des Eiwei\u00dfzertalls teststellen k\u00f6nnen.","page":340}],"identifier":"lit18096","issued":"1905","language":"de","pages":"335-340","startpages":"335","title":"\u00dcber die chemische Ver\u00e4nderung der Leber bei der Phosphorvergiftung","type":"Journal Article","volume":"44"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:47:02.092947+00:00"}