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{"created":"2022-01-31T14:58:41.585684+00:00","id":"lit18204","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schittenhelm, Alfred","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 45: 152-160","fulltext":[{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"Zu den Versuchen von Jones, Partridge und Winternitz \u00fcber das Fehlen des Guanin zu Xanthin umwandelnden Fermentes\nin Milz und Leber des Rindes.\nVon\nAlfred Sch it teil heim.\n'Aus \u00abI**m Laboratorium der medizinisehon Klinik zu C.\u00fcttingon: Geheimrat Kl\u00bbstein \u25a0 (Der Redaktion zugegangen am 10. Mai 190'\u00bb >\nJones und Partridge1) haben den Namen < Guanase. aulgestellt liir ein Enzym, welches die \u00dcberf\u00fchrung von Guanin in Xanthin zustande bringt. Sie konnten die Anwesenheit dieses Enzyms in der Thymus, der Nebenniere und dem Pankreas feststellen, w\u00e4hrend es in der Milz fehlen soll. Dagegen findet sich nach ihren Untersuchungen in der Milz ein anderes Enzym, dem sie den Namen * *Adenase geben, weil es Adenin in Hypoxanthin umwandelt: die Adenase\u00bb findet sich au\u00dferdem in der Thymus, der Nebenniere und dem Pankreas. Jones und \\\\ internitz-) haben die Untersuchungen weitergef\u00fchrt. Sie haben einerseits das Vorkommen der < Adenase in der Leber festgestellt, andererseits das Fehlen der < Guanase f\u00fcr dasselbe Organ und nochmals f\u00fcr die Milz bewiesen. Aut diese Befunde st\u00fctzt sieh ihre Behauptung, da\u00df die \u00ab Guanase * und die Adenase\u00bb zwei von einander verschiedene Fermente seien. Sie halten also die Unabh\u00e4ngigkeit der Fermente von einander t\u00fcr erwiesen. Am Schlu\u00df ihrer Mitteilung sprechen sie die Ansicht aus, da\u00df ihre Resultate nicht zu der Meinung f\u00fchren k\u00f6nnen, da\u00df irgend eines der Fermente in einer der Dr\u00fcsen v\u00f6llig fehlte und da\u00df man vielleicht doch durch gen\u00fcgen\u00bb! lange dauernde Digerierungen die Anwesenheit der Guanase in Leber und Milz erweisen k\u00f6nne. Es sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df sie noch weiterhin eine Oxydase annehmen, welche Hypoxanthin in Xanthin umwandelt und welche sich in Leber und Milz, nicht aber im Pankreas vorfindet.\n11 Diese Zeitschrift, Bd. XLII. S. 848. Der Redaktion zugegangen 4. Juli 1U04.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XL1V\\ S. 1. Der Redaktion zugegangen\n7. Januar 1U05.","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"Zu den Versuchen von Jones, Partridge und Winternitz. 153\nJones und seine Mitarbeiter haben, was das Fehlen der -liuanase* in Leber und Milz anbelangt, v\u00f6llig \u00fcbersehen, da\u00df v-n verschiedenen anderen Seiten die Gegenwart derselben (ii! eben diese Organe l\u00e4ngst erwiesen ist. Jones und Partridge haben die Untersuchungen von Horbaczewski 1 ) Spitzer,2) und Wiener3) nicht in den Kreis ihrer Betrachtungen gezogen, wohl deshalb, weil sie annahmen, da\u00df keine weiteren Beziehungen zwischen ihren Untersuchungen und denen der genannten Autoren bestehen; ich werde aber sp\u00e4terhin aus-lullten, da\u00df die Beziehungen recht enge sind. Jones und \\\\ inteinitz haben nun aber auch meine Yer\u00f6tFentliehungen4) vollkommen unbeachtet gelassen, obwohl sie dieselben Ziele verfolgen und ich, wenigstens was die Umsetzung des Guanins in Milz und Leber anbelangt, zu einem gerade entgegengesetzten Resultate gelangte.\nH\u00e4tten Jones und seine Mitarbeiter diese Arbeiten, sowie diejenigen der anderen Autoren, geb\u00fchrend ber\u00fccksichtigt, so w\u00e4ren sie sicher auf die Tatsache aufmerksam geworden, da\u00df ihre Resultate sich mit den bisherigen Feststellungen nicht vereinen lassen. Spitzer sowohl wie ich konnten feststellen, da\u00df im Milzetrakt eine fermentartige Kraft vorhanden ist, welche du Umsetzung von Guanin, sowohl wie von Adenin in Harn-Sture auszuf\u00fchren vermag. Dasselbe haben wir f\u00fcr die Leber bewiesen und auch Durians\u00bb) und Wieners Untersuchungen stimmen damit \u00fcberein. Wie aber soll Guanin in Harns\u00e4ure umgesetzt werden, wenn die Feststellungen Jones' und seiner Mitarbeiter richtig w\u00e4ren? Auch wir h\u00e4tten, doch dann nicht Harns\u00e4ure, sondern Guanin wiederfinden m\u00fcssen. Da wir aber unzweifelhafte Harns\u00e4ure bekamen, so mu\u00dfte das Guanin ent-sprechenden Ver\u00e4nderungen unterliegen, wobei Zwischenprodukte\n\u2022) Monatshefte der Chemie, lHUl. Bd. XII, S. 221.\n\u2019) Arch. f. Physiol., 189h, Bd. LXXVI, S. 192.\nArch. f. expenn. Pathol, u. Pharmak., 1899, Bd. XLI1, S. H7;{.\n) Diese Zeitschrift, Bd. XLII, S. 251. Der Redaktion zugegangen *<\u25a0 Juni 1904.\t\u00b0'n\nDiese Zeitschrift. Bd. XLIIl, 8. 228. Der Redaktion zugegau^n \u2022I. Oktober 1904.\t* . *\n6) Diese Zeitschrift. Bd. XLIIl, S. 497.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"Alfred S chit ten h elm.\n154\ngebildet werden, welche aber nur das Xanthin und das 2-Amino-\u00df-8-Dioxypurin sein konnten. Auf diese \u00dcberlegungen habe ich meine Untersuchungen aufgebaut und kam tats\u00e4chlich zu dem Resultat, da\u00df die Milz Fermente enth\u00e4lt, welche sowohl (iuanin wie Adenin in Xanthin (resp. Hypoxanthin-Xanthin) utn-setzen und dieses wiederum zu Harns\u00e4ure oxydieren. Das N\u00e4here habe ich bereits in vorstehender Mitteilung rekapituliert.\nWie kommen nun Jones und seine Mitarbeiter zu den abweichenden Resultaten? Beim Vergleich der beiden Versuehs-anordnungen f\u00e4llt in erster Linie auf, da\u00df sie die K\u00f6rper als salzsaure resp. schwefelsaure Salze zusetzten, ich aber in natronalkalischer L\u00f6sung. Dieser Umstand k\u00f6nnte wohl zu Differenzen der Resultate Veranlassung geben. Das Guanin ist bekanntlich unl\u00f6slich in Wasser und seine Salze sind ebenfalls als schwerl\u00f6slich bekannt. Jones und seine Mitarbeiter aber setzten das Guanin entweder als Hvdrochlorat oder aber, indem sie die S\u00e4ure desselben vorher mit Ammoniak neutralisierten, als freie Base zu dem jeweiligen Organgemisch. Ls kommt aber bei dieser Versuchsanordnung derselbe \u00dcbelstand zur Geltung, welchen auch Burian1) bei der Pr\u00fcfung des Leberextraktes auf seine harns\u00e4urezerst\u00f6rende F\u00e4higkeit hervorhebt. Setzt man n\u00e4mlich die umzusetzende schwerl\u00f6sliche Substanz (in Burians Fall die Harns\u00e4ure, in vorliegendem das Guanin) in ungel\u00f6stem Zustande zu, so mu\u00df sie erst langsam w\u00e4hrend der Digestion in L\u00f6sung gehen, wobei es nie zur v\u00f6lligen S\u00e4ttigung kommt. Der Verlauf der Reaktion wird also ein sehr protrahierter und man kann sich wohl vorstellen, da\u00df ein nicht unbetr\u00e4chtlicher Teil des Guanins, insbesondere wenn dasselbe auf dem Boden des Gef\u00e4\u00dfes liegend in zugesetztes Chloroform eingeschlossen ist, der Einwirkung der Fermente entgeht, soda\u00df es sp\u00e4ter unver\u00e4ndert wieder gefunden wird.2) Anders verh\u00e4lt sich die Sache beim Adenin, welches als Sulfat\nl) Diese Zeitschrift, Bd. XL111. S. 506.\n*) Organbrei bietet scheinbar bessere L\u00fcsungsbedingungen f\u00fcr ungel\u00f6st zugegebenes Guanin als Organextrakt ; durch diese Annahme lie\u00dfe sich ungezwungen der Umstand erkl\u00e4ren, da\u00df bei Verwendung von Pankreasbrei ein positives Resultat erzielt wurde.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"Zu den Versuchen von Jones, Partridge und Winternitz. 155\nzugegeben wurde. Dieses Salz ist sehr leicht l\u00f6slich und bietet daher den Fermenten von vornherein g\u00fcnstige Angrifis-bedingungen. Damit mag zum Teil wenigstens Zusammenh\u00e4ngen, da\u00df Jones und seine Mitarbeiter eine Umwandlung des Adenins durch die Fermente leicht konstatieren konnten, w\u00e4hrend das Guanin unver\u00e4ndert wiedergewonnen wurde.\nDie folgenden Versuche sind zur Kl\u00e4rung dieser Verh\u00e4ltnisse angestellt.\nVersuchsreihe I.\na)\t400 ccm Milzextrakt!) gehen bei ca. 40\u00b0 unter st\u00e4ndiger Luftdurchleitung drei Tage lang. (Leerversuch).\nErhalten 0,14 g Harns\u00e4ure.\nb)\t400 ccm Milzextrakt -f- 0,85 g Guaninchlorhydrat, welehes vorher i n w e n i g N o r m a 1 n a t r o n 1 a u g e g e 1 \u00f6 s t w< >rden war, analog angesetzt.\nErhalten 0,4 g Harns\u00e4ure.\n0,1738 g Substanz verbrauchten 41,2 ccm \u2018/io-Normalsalzs\u00e4ure\nGefunden: 33,19\"'.. N.\nDemnach waren 98,8\u00b0/o des zugesetzten Guaninchlorhydrats als Harns\u00e4ure wiedergefunden. Im Filtrat gab (ine Silberf\u00e4llung nur noch minimalen Niederschlag.\nc)\t400 ccm Milzextrakt + 0,35 g Guaninchlorhydrat, welches vorher in dem gerade zur vollkommenen L\u00f6sung n\u00f6tigen \u00dcberschu\u00df Normalsalzs\u00e4ure gel\u00f6st war, analog angesetzt.\nErhalten 0,39 g Harns\u00e4ure.\n0,1582 g Substanz verbrauchten 3(>,9 ccm l/io-Normalsalzs\u00e4ure\nGefunden: 33,29\u00b0/\u00ab N.\nDemnach waren 95,1 \u00b0/o des zugesetzten Guaninchlorhydrats als Harns\u00e4ure wiedergefunden. Im Filtrat gab eine Silberf\u00e4llung nur noch minimalen Niederschlag.\nd)\t400 ccm Milzextrakt -j- 0,35 g Guaninchl\u00f6rhydrat, welches vorher in Wasser aufgeschwemmt und mit Ammoniak sorgf\u00e4ltig neutralisiert wurde, analog angesetzt.\nM Die Extrakte wurden auf die in meinen fr\u00fcheren Arbeiten genauer beschriebene Weise hergestellt. Ich mache auch auf den Umstand aufmeiksam. da\u00df meine Milzextrakte mit viel gr\u00f6\u00dferen Mengen Wasser im Verh\u00e4ltnis zur angewandten Menge Milzpulpa hergestellt wurden, wie die von Jones und Winternitz.","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"lot)\tAlfred Schittenhelm,\nErhalten 0,38 g Harns\u00e4ure.\n0.15 <r Substanz verbrauchten 35.5 ccm ' lo-Normalsalzs\u00e4ure\nGefunden: 33,13\u00b0, N.\nIm Filtrat wurde mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung ein Niederschlag erzeugt, dessen Stickstoff 0,7 ccm 1 lo-Normal-s\u00e4lzs\u00e4ure entsprach.\nEs waren also 91,2\u00b0/o des zugesetzten Guaninchlorhydrates als Harns\u00e4ure wiedergefunden.\n(0 Derselbe Versuch in derselben Weise angesetzt.\nErhalten 0,37 g Harns\u00e4ure.\n0,1 loi g Substanz verbrauchten 28,3 ccm '/\u2018^ormal-HGl Gefunden: 33,18 \u00b0/o N.\nIm Filtrat f\u00e4nden sich noch Purinbasenreste (Silberf\u00e4llung), deren Stickstoff 12,5 ccm Fio-Normalsalzs\u00e4ure entsprach.\nEs waren also 87,5'Vo des zugesetzten Guaninchlorhydrates als Harns\u00e4ure wiedergefunden.\nf)\t300 ccm Milzextrakt -f- 0,35 g Guaninchlorhydrat, welches in Wasser aufgeschwemmt zugesetzt wurde, analog angesetzt.\nErhalten 0,34 g Harns\u00e4ure Gefunden: 33,31 \u00b0/o N.\nIm Filtrat wurde mittels der Silberf\u00e4llung eine Restbasenmenge (\u2018rhalten, deren Stickstoffgehalt 15,G ccm 1 io-Normal-salzs\u00e4ure entsprach.\nEs waren also 79,9 \u00b0/o des zugesetzten Guaninchlorhydrats als Harns\u00e4ure wiedergefunden.\ng)\tDerselbe Versuch wiederholt.\nErhalten 0,25 g Harns\u00e4ure Gefunden: 33,38\u00b0/o N.\nEs waren demnach 41,8 \u00b0/<> des zugesetzten Guaninchlorhydrats als Harns\u00e4ure wiedergefunden.\nAus den Versuchen geht klar hervor, da\u00df das gel\u00f6st zugegebene Guanin durch Milzextrakt bei Zuleitun von Sauerstoff quantitativ in Harns\u00e4ure umgewandelt wird, einerlei ob zur L\u00f6sung Natronlauge oder Salzs\u00e4ure benutzt wurde. Die Wirkung der dabei in Betracht kommenden Fermente wird also durch kleinere Mengen S\u00e4ure\n","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"Zu den Versuchen von Jones, Partridge und Winternitz. 157\noder Alkali in ihrer Gesamtheit nicht beeinflu\u00dft. Die Umsetzung verl\u00e4uft aber weniger vollst\u00e4ndig, wenn das Guanin in ungel\u00f6ster Form zugegeben wird, wenn sie auch, wenigstens in dem gr\u00f6\u00dferen Teil der Versuche, trotzdem eine ganz ausgiebige war. Man mu\u00df dabei jedenfalls als f\u00f6rderndes Agens in Betrapht ziehen, da\u00df durch die mechanische Bewegung, welche in der Reaktionsfl\u00fcssigkeit durch die Luftdurchleitung best\u00e4ndig hervorgerufen wurde, die L\u00f6sungsbedingungen wesentlich verbessert werden. Jedenfalls kann es gar keinem Zweifel unterliegen, da\u00df das Guanin, wie es auch zugesetzt werden mag, vom Milzextrakt resp. dessen Fermenten zu Harns\u00e4ure umgesetzt wird, und die notwendige Folgerung davon ist, da\u00df derselbe auch eine \u2022Guanase> enthalten mu\u00df und sogar, im Hinblick auf den quantitativen Verlauf der Reaktion, eine sehr wirksame.\nDa\u00df in der Milz in der Tat ein Ferment existiert, welches Guanin in Xanthin umwandelt, habe ich schon in meiner fr\u00fcheren Mitteilung durch mannigfache Versuche erwiesen und es gelang mir sogar ohne weiteres, mittels der fraktionierten S\u00e4ttigung durch Ammonsulfat einen Weg zu finden, auf dem das Ferment, wenn auch nicht in reinem Zustand, so doch in einer relativ einfach zusammengesetzten w\u00e4sserigen L\u00f6sung in wirksamer Form isoliert werden kann. Obwohl eigentlich aus den vorstehenden Versuchen \u00fcber die Harns\u00e4urebildung schon sicher hervorgeht, da\u00df auch bei der Versuchsanordnung von Jones und seinen Mitarbeitern, also bei Zugabe des Guanins m Form des Hydrochlorates, eine Umsetzung in Xanthin erfolgen mu\u00df, so habe ich doch, um jeden Zweifel zu belieben, den folgenden Versuch angesetzt. Ich stelle demselben einen weiteren Versuch gegen\u00fcber, in welchem das Guanin nach meiner Art in natronalkalischer L\u00f6sung zugegeben wurde, damit man sieht, ob und wie sehr der quantitative Verlauf abh\u00e4ngig ist von der Form, in der das Guanin zugegeben wird.\nVersuchsreihe II.\na) 100 g Milzextrakt wurden mit 0,45 g in Wasser auf-geschwemmten Guaninchlorhydrats, dessen S\u00e4ure-vor dem","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nAlfred Schittenhelm,\nZusetzen mit Ammoniak neutralisiert wurde, unter Chloroformzusatz neun Tage lang im Thermostaten bei 37\u00b0 C. der Autodigestion \u00fcberlassen.\nAm 9. Tag wurde die ganze Menge nach Zusatz von konzentrierter Schwefels\u00e4ure, so da\u00df die Konzentration etwa 2V2\u00b0/o betrug, 3 Stunden lang am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler gekocht, hernach mit Natronlauge neutralisiert, siedend mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert und sofort vom ausgefallenen Eiwei\u00df abfiltriert. Der Eiwei\u00dfniederschlag wurde noch zweimal in Wasser suspendiert, mit NaOH gel\u00f6st und mit Essigs\u00e4ure gef\u00e4llt. Aus den vereinigten Filtraten wurden mit der Kupfersulfatbisulfitmethode die Basen gef\u00e4llt. Die Kupferoxydulverbindungen wurden mit H2S zerlegt und das Filtrat zur Trockene eingedampft. Der Trockenr\u00fcckstand wurde mit verd\u00fcnntem Ammoniak aufgekocht und kurze Zeit bei 60\u201470\u00b0 digeriert. Nach 24st\u00fcndigem Stehen im Eisschrank fiel ein geringer flockiger Niederschlag aus, welcher aber keine Purinbasen enthielt.\nEs war also kein Guanin mehr vorhanden.\nVom ammoniakalischen Filtrat wurde das Ammoniak abgedunstet und darauf die L\u00f6sung auf 5\u201410 ccm eingeengt. Dabei kam Xanthin in typischen Krusten heraus.\nNach einigen Stunden wurde abfiltriert (Filtrat A) und das gewonnene Pr\u00e4parat auf bekannte Art ins Nitrat verwandelt. Es wurden\n0,33 g Xanthinnitrat\ngewonnen. Die Substanz zeigte vorz\u00fcglich ausgebildete typische Kristallform (Filtrat B). Zur Analyse wurde es ins freie Xanthin verwandelt und mit wenig Tierkohle gereinigt.\n0,1022 g Substanz verbrauchten 26,8 ccm \u2018/\u2018o-Normalsalzs\u00e4ure\nGefunden: 86,71 \u00b0/o N Verlaugt: 36.84\u00b0/o >.\nFiltrat A und B werden vereinigt, neutralisiert und mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung versetzt. Die Silberverbindungen der Basen werden in Wasser suspendiert, mit HCl in der W\u00e4rme zerlegt und das Filtrat des Chlorsilbers zur Trockene eingedampft. Nach Entfernung der \u00fcbersch\u00fcssigen Salzs\u00e4ure durch Abdampfen mit Alkohol wurde der R\u00fcckstand in wenig","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"Zu den Versuchen von Jones. Partridge und Winternitz, 159\nverd\u00fcnntem Ammoniak gel\u00f6st und 24 Stunden im Eisschrank stehen gelassen. Dabei kam es zu keiner Ausf\u00fcllung.\nAlso wiederum kein Guanin.\nDie Fl\u00fcssigkeit wurde nunmehr auf 5\u201410 ccm, nach Vertreiben des Ammoniaks, eingeengt. Nach mehrt\u00e4gigem Stehen hatten sich noch 0,06 g einer Substanz ausgeschieden, welche sich leicht in Ammoniak l\u00f6ste. Dieselbe wurde durch die Xanthinproben und durch das charakteristische salpetersaure Salz als Xanthin identifiziert.\nIm Filtrat dieses Xanthinrestes war mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung keine F\u00e4llung mehr zu erzeugen.\nEs waren also an Stelle der 0,45 g Guaninchlorhydrat 0,203 g Xanthin gefunden worden. Bemerkenswerterweise war von dem zugegebenen Guanin auch nicht die Sp\u00fcr mehr wiedergefunden worden.\nb) 400 ccm Milzextrakt wurden mit 0,4g in ca. 6 ccm Nor-ma 1 natr o n 1 auge ge 1 \u00f6s t en G uani ns versetzt und unter Ghloro-lormzusatz 9 Tage lang bei 37\u00b0 C. im Thermostaten gehalten.\nAm 9. Tag wurde ebenso verfahren, wie bei Versuch a.\nAuch hier land sich kein Guanin wdeder.\nDagegen konnten\n0,58 Xanthin nitrat\nisoliert werden, welches typische Kristallform zeigte. Es wurde zur Analyse ins freie Xanthin verw andelt und bei 140\u00b0 getrocknet.\n0.114 g Substanz verbrauchten 29.7 ccm 7\u00bb\u00b0-Normalsalzs\u00e4ure\nGefunden: 3f>,48\u00b0,, N.\nAus den Filtraten w\u2019urde nochmals 0,07 g Xanthin isoliert, welches bei Umwandlung ins Nitrat typische Kristallform zeigte.\nEs blieb im Restfiltrat nur noch eine ganz geringe Basen-inenge, welche die weitere Verarbeitung nicht lohnte.\nEs waren also in: ganzen 0,48 g Xanthin wiedergewonnen worden.\nIch fand also in beiden Versuchen, einerlei ob ich das Guanin als Aufschwemmung seines Hydro-chlorates oder als natronalkalische L\u00f6sung- zugab, kein Guanin wieder, an Stelle desselben aber Xanthin. Das Resultat stimmt sehr gut zusammen mit den Ergebnissen der","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"160 Alfred Sch ittenhelrn. Zu den Versuchen von Jones etc.\nVersuchsreihe I. Da\u00df Jones und seine Mitarbeiter zu einem entgegengesetzten Resultat kamen, mu\u00df also unbedingt an ihrer Versuchsanordnung oder an der Isolierung der Substanzen gelegen haben. Hin guter Teil ihres Mi\u00dferfolgs mag jedenfalls in der Zugabe ungel\u00f6ster Ausgangsmaterialien seine Ursache haben, besonders in den Versuchen, deren Dauer weniger als 9 Tage betrug.\nAus meinen Versuchen geht also klar hervor, da\u00df die vermeintliche Beobachtung von Jones und seinen Mitarbeitern von dem Fehlen der \u00abGuanase> in der Milz eine irrt\u00fcmliche ist. Nachdem Burian und ich zeigen konnten, da\u00df die Leber aus Purinbasen Harns\u00e4ure zu bilden vermag, und nachdem ich in der vorstehenden Mitteilung den experimentellen Beweis erbrachte, da\u00df die Leber ebenso wie alle anderen bisher untersuchten Organe imstande ist, das Guanin in Xanthin umzuwandeln, bedarf es keiner weiteren Versuche mehr, um zu zeigen, da\u00df Jones und seine Mitarbeiter auch bei diesem Organ mit ihrer Behauptung des Fehlens der < Guanase^ einen Irrtum begingen. Es ist klar, da\u00df die Ursache ihrer negativen Befunde ganz dieselbe ist, wie bei den Milzversuchen.\nDer Umstand, da\u00df in allen den Organen, in welchen eine Harns\u00e4urebildung konstatiert werden konnte, sowohl Guanin wie Adenin in Harns\u00e4ure umgesetzt werden, best\u00e4tigt meine schon fr\u00fcher aufgestellte Behauptung von der Gleichartigkeit des Fermentes, welches auf die beiden K\u00f6rper einwirkt: dieselbe wird noch mehr gest\u00fctzt dadurch, da\u00df auch das isolierte Ferment ohne weiteres beide K\u00f6rper quantitativ umzuwandeln vermag. Es bedarf also eines hydrolytischen (desamidierenden) Fermentes und einer Oxydase zur Umwandlung der Aminopurine in Harns\u00e4ure. Nachdem meine Annahme somit eine feste experimentelle Grundlage erfahren hat, ist nach meiner Ansicht absolut sicher gestellt, da\u00df es einer Einzelbenennung des Fermentes als \u00abGuanase* und \u00abAdenase\u00bb, wie es Jones und seine Mitarbeiter wollen, nicht bedarf.\n1 Siehe hierzu aucli meine Ausf\u00fchrungen in der vorhergehenden Arbeit S. 1 ih","page":160}],"identifier":"lit18204","issued":"1905","language":"de","pages":"152-160","startpages":"152","title":"Zu den Versuchen von Jones, Partridge und Winternitz \u00fcber das Fehlen des Guanin zu Xanthin umwandelnden Fermentes in Milz und Leber des Rindes","type":"Journal Article","volume":"45"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:58:41.585689+00:00"}