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{"created":"2022-01-31T13:30:15.301050+00:00","id":"lit18223","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"London, E. S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 45: 381-385","fulltext":[{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Zum Verdauungschemismus im tierischen Organismus unter physiologischen und pathologischen Verh\u00e4ltnissen.\nI. Mitteilung.\nVon\nK. S. London.\n\u00abAus der Abteilung f\u00fcr allgemeine Pathologie des K. Instituts f\u00fcr experimentelle Medizi\nzu St. Petersburg.!\n(Der Reduktion zugegangen am >>. Juni 1\u2018Jo.j.)\nDank den Untersuchungen der letzten Zeit i Pa w low sehe Schule u. a.) hat die Physiologie der Verdauung bedeutende Fortschritte gemacht, so da\u00df es mir an der Zeit schien, auch (\u00fcr das Studium der Pathologie der Verdauung die neuen Untersuchungsmethoden in Anwendung zu bringen. Im Sinne dieser Aulgabe f\u00fchrte ich in Gemeinschaft mit A. Sokoloff'M meine Untersuchungen: \u00ab\u00dcber den Einflu\u00df von Blutentziehungen auf die Magen Verdauung, aus. Au\u00dferdem untersuchte ich noch die Magensekretion bei Inanition und Fieber. Die dabei erzielten Resultate waren klar und unzweideutig; sie gew\u00e4hrten mir aber nicht volle Befriedigung, weil ich doch nur \u00fcber eine Seite der Frage Aufkl\u00e4rung bekam, d. h. \u00fcber die Saftabsonderung und nicht \u00fcber die andere, und zwar \u00fcber den Gang des Verdauungsprozesses selbst. Weil wir aber \u00fcber diesen Proze\u00df im normalen Organismus noch wenig Kenntnisse besitzen, so lag der Wunsch nahe, denselben zun\u00e4chst m\u00f6glichst klar zu stellen.\nEs mu\u00dfte nat\u00fcrlich vor allem f\u00fcr eine geeignete Methodik gesorgt werden.\nAm zweckm\u00e4\u00dfigsten mu\u00dfte sieh eine solche Methode er-u eisen, welche gestattete, beim Versuchstier an beliebiger Etappe des V erdauungstraktus die passierenden Massen aufzul\u00e4ngen und zu analysieren. Hierzu war ein Tier erforderlich mit an ver-\n') Zentralblatt f\u00fcr Physiologie, 11)03, Heft\ni.","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"K. S. b on don.\nsehiedenen Stellen des Verdaungskanals derart angelegten Fisteln, dal* aus denselben die bis dabin durch Peristaltik bef\u00f6rderten Massen in voller Menge in ein untergestelltes Gef\u00e4\u00df herauslallen konnten. Die Analyse der an den verschiedenen Stellen successive aufgetangenen Verdauungsgemenge, welche von einer bestimmten, dem Tiere dargereichten Nahrung stammen, m\u00fcssen unter solchen ' Bedingungen \u00fcber den Dang des Verdauungsprozesses Aufkl\u00e4rung bringen.\nAn jeder einzelnen Stelle des Verdauungstraktus stellt das Inhaltsquantum, welches sich genau bestimmen lallt, die Dillerenz dar zwischen der eingenommenen Nahrung und dem resorbierten Teile der Verdauungsprodukte. Der letztere lallt sieh leicht aus den zwei ersteren berechnen. Wenn uns also die Zusammensetzung der eingenommenen Nahrung, des resorbierten Teiles derselben, sowie des noch der Verdauung, Resorption und Ausscheidung harrenden Restes bekannt ist, so erlangen wir die M\u00f6glichkeit, den funktionellen Wert jedes einzelnen Abschnittes des Verdauungstraktus zu eruieren.\nBei einem Hunde mit mehreren Fisteln mu\u00dfte es weiter m\u00f6glich sein, durch Analyse des in eine Fistel eingef\u00fchrten und aus einer anderen wieder entnommenen Materials die tunktionellen V orte des betreuenden Abschnittes des Verdamm\"s-\nkanals noch insbesondere genauer zu bestimmen.\n\\\\ i(* wichtig es auch w\u00e4re, an solchen Hunden zu experimentieren, so schien es mir doch zweckm\u00e4\u00dfiger, das Studium mit hintistelhunden anzufangen und zwar mit einem Hunde, dem eine Magentistel ('Magenfistelhund) angelegt worden war, einem Hunde mit einer Fistel am Beginn des Duodenum gleich hinter dem Pylorus {!Morusfistelhund), einem Hunde mit einer Fistel an der Grenze zwischen Duodenum und Jejunum i Duodenumfistelhund), einem mit einer Fistel ungef\u00e4hr in der Mitte des D\u00fcnndarms (Jejunumlistelhund) und einem Hunde mit einer Fistet dicht vor dem Coecum (Ileumfistelhund).\nAn solchen Hunden sind unsere bisherigen Versuche aus-get\u00fchrt und weitere in Aussicht genommen worden.\nDie Resultate der entsprechenden Versuche sollen im Laufe der Zeit von den an ihnen Beteiligten zur Mitteilung gebracht","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"Zmn Verdauungschemismus im tierischen Organismus usw. 383\nwerden. An dieser Stelle m\u00f6ge es gen\u00fcgen, die Grundprinzipien\nder Operatiunstechnik und die allgemeine Versuchsanordnung mitzuteilen.\nI.\tDer Du re h ni essor der Magenfistelkan\u00fcle muH die Dicke des Kleinfingers dos Experimentators ein wenig \u00fcbertroffen, um die Exploration des Magens und die Entleerung desselben zu erm\u00f6glichen. Bei allen Darmfisteln aber muh eine m\u00f6glichst breite (1,8\u20142,3 cm) Kan\u00fcle angelegt werden.\nII.\tDer Band der Fistelkan\u00fcle. Die Breite des Binges am inneren Bande wird bei der Magenlisteikan\u00fcle am besten gleich 1 cm gew\u00e4hlt werden, bei der Darmfistelkan\u00fcle gleich 0.5 cm. Was den \u00e4u\u00dferen Band der Kan\u00fclen anhetriil't, so lut die Breite seines Binges bei Magen- und Jcjunumfisteln keine besondere Bedeutung, bei Duodenallisteln aber mu\u00df sie m\u00f6glichst gro\u00df (2 cm und mehr) sein, um dem liberwachsen der Fistelkan\u00fcle durch die umliegende Haut vorzubeugen. Bei der Heumfistel mu\u00df man darauf achten, da\u00df der \u00e4u\u00dfert' Bing keinen Druck auf die Genitalia externa (bei M\u00e4nnchen) aus\u00fcbt.\nIII.\tDie Einf\u00fchrungsart der Kan\u00fcle. Bei der Magen-listel wird das R\u00fchrchon im Laparotomieschnitte fixiert: bei allen \u00fcbrigen Fisteln mu\u00df man f\u00fcr dasselbe vermittelst eines Skalpells eine spezielle \u00d6ffnung von genau berechneter Dimension parallel dem Laparotomieschnitt anlegen. Die L\u00e4nge der Spezial-\n\u00f6ffnimg f\u00fcr die Kan\u00fcle mu\u00df ~ (D-Durchmesser der Kan\u00fcle)\nbetragen. Handelt es sich um eine Jejunum- oder Heumfistel, so erzielt man einen sicheren Erfolg nur in dem Falle,, wenn man die Kan\u00fcle durch einen Schnitt im Omentum majus durchzieht, bevor man sie in die f\u00fcr sie bestimmte Bauehdecken-\u00f6ffnung einf\u00fchrt.\nIV.\tDie Befestigung des \u00e4u\u00dferen Binges der Kan\u00fcle. Bei Magenfistelkan\u00fclen ist der \u00e4u\u00dfere Bing schon voider Operation an das Bohr angel\u00f6tet und bietet angesichts der weiten Operationswunde kein Hindernis f\u00fcr seine Fixierung. Bei den Darmfisteln aber mu\u00df der \u00e4u\u00dfere Bing erst gleich nach der Operation angef\u00fcgt werden und zwar bei Duodenalfisteln durch einfaches Anl\u00f6ten, bei Jejunum- und Ilcumfisteln durch","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"m\nF.. S. London.\nAufziehen eines starken Gummiringes \u00fcber denselben auf den freien Hand des Kan\u00fclenrohres, nachdem die Ringscheibe \u00fcber denselben bis an die Hauehwand herangef\u00fchrt worden ist. Hierdurch wird erreicht, da\u00df der Gummireif der Ringscheibe bei Reaktionsschwellungen ein Nachgeben gestattet. Fs kann auch in diesem Falle das Anl\u00f6ten des Ringes erst am 7.\u201410. Tage nach der Operation erfolgen.\nAlle erw\u00e4hnten Operationen f\u00fchren bei geeigneter Technik sicher zum Ziele. Die Tiere erholen sich schnell und k\u00f6nnen mehrere Jahre zu Experimenten dienen.\nDie Versuchsanordnung ist folgende. Nachdem die Hunde 48 Stunden gehungert und einige Zeit (5\u201410 Min.) mit ge\u00f6ffneten Fistelkan\u00fclen zwecks Beobachtung der Ausscheidungen (ausgenommen der Magenlistelhund, bei dem nach der Untersuchung des Magens die Fistel geschlossen wird) im Gestell gestanden haben, bekommen sie alle gleichzeitig eine qualitativ und quantitativ gleiche Nahrung. Unter der Fistel wird ein mit Fis oder Schnee gef\u00fclltes Gef\u00e4\u00df und darin ein Rezipient mit einem St\u00fcck Fis, welches nach Bedarf erneuert wird, aufge-stelit. Auf diese Weise gelingt es, das erhaltene Gemenge von vornherein bei\tG. aufzubewahren und seine weitere\nVerdauung zu verhindern. Der Versuch wird abgeschlossen, \u25a0wenn sich binnen 1 2\u20141 Stunde keine Verdauungsgemenge mein\nzeigen.\nHandelt es sich um eine Magenfistel, so wird dieselbe zur gew\u00fcnschten Zeit ge\u00f6ffnet, der aus ihr entleerte Mageninhalt aufgenommen und der Rest aus dem Magen mit Wasser ausgewaschen.\nDarauf folgt die qualitative und quantitative Analyse der dargereichten Nahrung und der aufgefangenen Gemenge.\nDie qualitativen Resultate sind bei einem derart zusammengesetzten Versuche an einfisteligen Hunden von den individuellen Beschaffenheiten der einzelnen Tiere unabh\u00e4ngig. Was aber die quantitativen Verh\u00e4ltnisse betri\u00dft, so m\u00fcssen diese beim Versuche an mehrfisteligem Hunde noch an Genauigkeit gewinnen.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Zurn Ve rdami ngsch\u00e7m i sm us im tierischen Organismus usw. 385\nDie aufgenommenen Massen enthalten seihst verst\u00e4ndlich aul)er dem \\ erdaunngsobjekt auch noch verschiedene Verdauungss\u00e4fte, wie Speichel, Galle, Magen-, Pankreas- und Darm-sdt. Einerseits erschweren diese nat\u00fcrlich gewisserma\u00dfen die Analyse, andererseits aber gew\u00e4hren sie bei unseren Studien \u00fcber die Verdauungsprozesse gleichzeitig einen Einblick in die Absonderungsverh\u00e4ltnisse dieser S\u00e4fte.\n\\\\ ir sind uns bewu\u00dft, da\u00df bei unserer Versuchsanordnung, welche einzelne Abschnitte des Verdauungskanals von der Verdauungsarbeit w\u00e4hrend des Versuches ausschlie\u00dft, auch ein I eil der vorauszusetzenden Wechselwirkung dieser Arbeit auf die vorhergehenden Abschnitte fort fallen mu\u00df: wir hollen aber, auch \u00fcber diese Frage durch geeignete Versuchsanordnungen mit der Zeit Aufschlu\u00df zu erlangen.","page":385}],"identifier":"lit18223","issued":"1905","language":"de","pages":"381-385","startpages":"381","title":"Zum Verdauungschemismus im tierischen Organismus unter physiologischen und pathologischen Verh\u00e4ltnissen. I. 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