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{"created":"2022-01-31T14:42:37.149298+00:00","id":"lit18230","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Oerum, H. P. T.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 45: 459-465","fulltext":[{"file":"p0459.txt","language":"de","ocr_de":"Quantitative Indicanbestimmung im Harne mit dem Meislingschen\nKolorimeter.\nVf in\nH. P. T. Oeruni.\n(Ans (hrn Laboratorium de* Kpl. Friedrichs-Krankenhauses in Kopenhagen.)\n<L>er Redaktion zugegangen am U. Juli \u00eeyu\u00e2.)\nQuantitative Bestimmungen des Harnindicans sto\u00dfen insofern auf Schwierigkeiten, als wir zur Zeit keine Methode zu seiner exakten Bestimmung besitzen: man kann es titrimetrisch\nnach Wang-Obermaver1) oder nach Bouma2) durch \u00dcberf\u00fchrung in Indigorot messen. So lange es noch unentschieden ' war, ob man nur das Indigoblau oder die gesamte Indigomenge bestimmen sollte, war die Entscheidung \u00fcber die V ciwondbarkeit der Methode zun\u00e4chst eine Prinzipienfrage. Nachdem aber Maillard3) sich der Boumaschen Auffassung angeschlossen hat, da\u00df die roten, durch Oxydation des Indo-x\\ls auftretenden Farbstoffs so gut wie das Indigoblau zur In-digogruppe gez\u00e4hlt werden m\u00fcssen, und El linger1) ebenfalls dieser Ansicht beigetreten ist, mu\u00df man notwendigerweise die Indigorotmethode w\u00e4hlen.\nNun k\u00f6nnen aber Indicanbestimmungen, die klinisch von gro\u00dfer Bedeutung sind, in der Praxis nicht mit so umst\u00e4ndlichen Titrierungsmethoden vorgenommen werden; man hat deshalb nach einfacheren kolorimetrisehen Verfahren gesucht.\nSalkowski \u00b0) hat zuerst den Indigo kolorimelrisch bestimmt, indem er ihn mit Chloroform aussch\u00fcttelte und die\n\u2018) Wese Zeitschrift, fkl.XXV, S.40\u00ab; Bd. XXVI, S. 427- Bd XXVII\nS. 135.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXII, S. 82.\n3) Comptes rendus, Bd. CXXXII, S. 990.\n\u25a0) Diese Zeitschrift, Bd. XXXVIII, S. 178. b) Virchows Archiv, Bd. LXVIII.","page":459},{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"H. P. T. Oerum,\nFarbe der Chloroforml\u00f6sung mit der Farbe bekannter L\u00f6sungen verglich.\nFerner gab Strau\u00df1) einen kleinen Apparat zur kolori-metrischen Bestimmung an. Der Harn wird mit Bleizucker gelallt und das Filtrat in einem graduierten Sch\u00fctteltrichter mit einem gleichen Volumen des Ober may ersehen Reagens und mit einer gemessenen Chloroformmenge gesch\u00fcttelt. Man verd\u00fcnnt dann die Chloroforml\u00f6sung, bis ihre Farbe gleich der einer Vergleichsl\u00f6sung reinen Indigoblaues wird.\nHiese Methode ist so genau wie etwa die klinische H\u00e4moglobinbestimmung und h\u00e4ngt in sehr hohem Grade ab von der Dauerhaftigkeit der Vergleichsl\u00f6sung. Ferner ist hierbei zu bemerken, da\u00df die ausgesch\u00fcttelte Menge immer Indigorot enth\u00e4lt und nicht reinblau wie die Vergleichsl\u00f6sung ist. Dieser \u00dcbelstand tritt jedoch wenig hervor, da die Vergleichsl\u00f6sung sehr verd\u00fcnnt gew\u00e4hlt ist.\nBouma2) schlug vor, mit einer L\u00f6sung von Isatin in Salzs\u00e4ure Indoxyl zu Indigorot zu kondensieren, eine Methode, die von Beyerinck zum Nachweise von Indikan in Pfianzen-zellen benutzt war. Der Chloroformauszug einer solchen L\u00f6sung wird mit Vergleichsl\u00f6sungen verschiedenen Gehaltes verglichen. Aul den B\u00f6hren ist nicht der wirkliche Gehalt angegeben, sondern nur die H\u00e4lfte, da bei dieser Methode die doppelte Menge Indigo gebildet wird \u2014 1 Molek\u00fcl Indoxyl gibt mit 1 Molek\u00fcl Isatin 1 Molek\u00fcl Indigo \u2014 w\u00e4hrend sonst der Indigo aus 2 Molek\u00fclen Indoxvl entsteht.\nDie Bestimmung wird so ausgef\u00fchrt:\n20 ccm Harn werden mit \u2018/\u2018\u00ab\u2019Volumen Bleiessig gef\u00e4llt und durch ein trockenes Filter filtriert. Vom klaren Filtrat gie\u00dft man \u00f6\u2018/s ccm \u2014 5 ccm Harn in ein Prober\u00f6hrchen und f\u00fcgt 10 ccm einer L\u00f6sung von 20 mg Isatin in 1 1 starker Salzs\u00e4ure hinzu. Man erhitzt zum\nSieden, kocht einige Sekunden, k\u00fchlt ab und sch\u00fcttelt mit 5 ccm Chloroform gut durch. Jetzt macht die kolorimetrische Bestimmung keine Schwierigkeit. Die Vergleichsr\u00f6hrchen sind im Dunkeln aufzubewahren und das Reagens ist jeden Monat frisch zu bereiten.\nDie Hesultate dieser Methode waren:\nli Deutsche medizinische Wochenschrift. 1902. Nr. 10.\n*) Diese Zeitschrift. Bd. XXXII, S. 82.\n\u2022(","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"Quantitative Indicanbestimmung im Harn\ne usw.\n461\nE11 i n g e r :\nmg\nHou ma:\nTitrimetrisch\nI.\tIl\nII.\t11\nIII.\t82\nIV.\tr,\nI.\t7 .fi\nII.\t38,0\nIII.\t82,\u00f4\nIV.\t17.fi\nKolorimetrisch Zwischen 10 und In mg\n10\u2014ri;')\t\u00bb\n30 .\nUnter\tf,\t,\nZwischen 5 und 10 \u00bb 30\u201440 \u00bb Etwas \u00fcber ;io \u00bb Zwischen 15 und 20 \u00bb\nZuweilen wird die Farbe violett oder blau stall rot. doch kann\nman nach Boum.*) diesem Ubelslande durch Behandlung des K,lirales mit Schwefelwasserstoff abhelfen.\nDioye Bo um a sehe Methode ist sehr elegant und scheint nach Bouma bessere quantitative Verh\u00e4ltnisse als die direkte Bestimmung der Gesamtindigofarbstoffe bei der Wang-Ober-mayer-Boumaschen Methode zu geben. So liefert die Indigorotmethode 96,4\u00b0/o, die andere Titriermethode 86,8\", Diese letzteren sind aber recht umst\u00e4ndlich, da man einige Stoffe\ndie in das Chloroform \u00fcbergehen und st\u00f6rend auf die Titration mit Cham\u00e4leon wirken, entfernen mu\u00df.\nEs mu\u00df also von gro\u00dfem Vorteil sein, wenn man kolorimetrisch dieselbe Genauigkeit wie titrimetrisch erreichen k\u00f6nnte-aber mit Vergleichsr\u00f6hrchen wird man dann nicht arbeiten d\u00fcrfen, selbst wenn man eine gro\u00dfe Reihe mit nur je f\u00bb mg\nUnterschied bes\u00e4\u00dfe, da die Karbe keineswegs dauerhaft und daher sehr unzuverl\u00e4ssig ist.\nDas Zweckm\u00e4\u00dfigste ist deshalb die Verwendung einer v\u00f6llig konstanten Probefarbe. Ist man im Besitze einer Solchen so wird man den titrieranalytischen v\u00f6llig entsprechende Resultate erzielen k\u00f6nnen, sogar ohne Entfernung der reduzierenden Stoffe, also bedeutend schneller. Rer einzige Mangel einer solchen\nMethode ist ein m\u00f6glicher \u00dcbergang anderer f\u00e4rbender Bestand-teile in das Chloroform.\nBei der Verwendung von Indigoblau als Bestimmungs-Objekt entsteht die Schwierigkeit, da\u00df die Karbe bei den im Harne auftretenden Mengen nicht intensiv genug wird, und zugleich wird das unvermeidlich gebildete Indigorot hi hohem\nl) Deutsche medizinische Wochenschrift, 1302. Nr. 38","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\nH. P. T. Oerum,\nGrade die Beurteilung st\u00f6ren, wenn man mit leidlich konzentrierten L\u00f6sungen arbeitet. Dali man aber trotz der angef\u00fchrten Schwierigkeiten eine Bestimmung von Indigoblau erreichen kann, haben viele Versuche gezeigt, doch ist die Methode zu wenig wissenschaftlich gest\u00fctzt, um hier erw\u00e4hnt zu werden.\nln der Isatinmethode dagegen hat man eine M\u00f6glichkeit, die Aufgabe kolorimetrisch auf eine wissenschaftlich befriedigende Weise zu l\u00f6sen: die F\u00e4rbekraft ist gr\u00f6\u00dfer und die Farbe v\u00f6llig rein.\nDas benutzte Kolorimeter war das Meislingsche Kolorimeter, wegen dessen n\u00e4herer Einrichtung ich auf die Zeitschrift f\u00fcr analytische Chemie, Bd. XL11I, S. 188 verweise. Dieses Kolorimeter scheint mir bedeutende Vorteile vor den sonst an-\ngewandten, z. B. dem von Wolff, zu haben und ich bin nach zweij\u00e4hrigem t\u00e4glichen Gebrauch damit v\u00f6llig zufrieden. Au\u00dfer zu H\u00e4moglobinbestimmungen, zu denen er meistens in der Klinik verwendet wird, habe ich ihn zu Eisenbestimmungen im Blute,1) Kupferbestimmungen2) und Jodbestimmungen benutzt. Die Farbe ist absolut dauerhaft und fordert zum Vergleiche keine Probel\u00f6sung, die jedesmal beim Gebrauche anderer Kolorimeter analysiert werden mu\u00df, und schlie\u00dflich fordert der Apparat nur 1 ccm zur Analyse.\nDer Apparat verf\u00fcgt \u00fcber alle Spektralfarben -f- Purpur, keineswegs aber \u00fcber alle Nuancen. Zur Bestimmung von Indigorot finden sich nun verschiedene Nuancen im Apparate, w\u00e4hrend dies f\u00fcr Indigoblau nicht der Fall ist.\nDen besten Beweis daf\u00fcr, da\u00df eine Farbe wirklich der Farbe der L\u00f6sung entspricht, erh\u00e4lt man, wenn mehrere Reihen von Ablesungen dieselben Durchschnittszahlen f\u00fcr die Schichtdicke geben. Ich f\u00fchre hier das Resultat von 8 Reihen von je 10 Ablesungen an:\n6,59\nderen Durchschnittszahl 6,55 ist. Dieser Fehler ist sehr gering, da der Apparat nicht Ablesung der Schichtdicke auf mehr als\nV) Zeitschrift f\u00fcr analytische Chemie. Bd. XLIII. S. 1-4-7. *> Zeitschrift f\u00fcr analytische Chemie. Bd. LXI1I. S. 35h.","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"Quantitative Indicanbestimmung im Harne usw.\n463\neine Dezimale erlaubt. Da geringe Schichtdicke in der Kegel die besten Resultate ergibt, f\u00fchre ich an :\n10>69\t*0,74\t10,71\nderen Durchschnitt 10,71 ist.\nDieselbe Genauigkeit habe ich wie andere Untersucher immer innerhalb der Schichtdicke 5\u201415 gefunden.\nAls Probefarbe habe ich nun 3 verschiedene gew\u00e4hlt, um immer dieselbe Genauigkeit zu erhalten, und zwar nahm ich m meinem Apparate 198,8\", 210\" und 216,8*, da diese Schichtdicken ergaben, die sich wie 2:3: i verhielten.\nHa der Apparat keinen festen Nullpunkt hat, gibt man am besten die Farbe an und zwar als Abstand von der H\u00e4moglobinfarbe, die in meinem Apparate bis 210\" war.\nDer Abstand wird dann 11,2*, 0\" und 0,8\".\nFine sehr wichtige Aufgabe ist die Kalibrierung, die ich mit einer L\u00f6sung von Indigorot >) in Chloroform ausgefiihrt habe. Der Gehalt der L\u00f6sung mutit\u00e9 durch Abdampfen des Chloroforms festgestellt werden, da die gewogene und getrocknete Menge Indigorot nicht v\u00f6llig in Chloroform l\u00f6slich war.\nLs fand sich in 1 I Chloroform 0,0087 g Indigorot ge-wogen mit ca. Vio mg Genauigkeit.\nDiese L\u00f6sung gab nun folgende Schichtdicke bei den vcr-schiedenen Farben :\n216,80\t210\u00b0\t198,80\n25,22\t18.89\t12,77\nDiese Zahlen sind bei 20 Ablesungen in 2 Reihen mit je 10 Ablesungen und Aufgie\u00dfen f\u00fcr jede Reihe erhalten.\nDie 10 Ablesungen gaben folgende Durchschnittszahlen :\n21\u00ab,8o\t210\u00b0\t198.80\n25,03\t18,\u00ab7\t12.78\n25,41\t18,81\t12.77\nUm den Gehalt an\tIndigorot berechnen zu k\u00f6nnen\nman nur noch eine Konstante n\u00f6tig, die folgende ist: \u25a0\t\nF\u00fcr 216,8\u00ae\t210 o\t198,8\u00bb\n219414\t1H4343\t110099\n\u2018) F\u00fcr die \u00dcberlassung des benutzten Pr\u00e4parates sage ich hiermit der Badischen Anilin- und Sodafabrik meinen besten Dank.","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"m\nII. P. T. Oerum,\nDie Konstante ergibt sich sehr einfach durch Multiplikation der Schichtdicke mit 0,0087. Durch Division der Schichtdicke in dieser Konstante erh\u00e4lt man dann den Gehalt an Indigorot.\nZur Pr\u00fcfung der Konstanten nahm ich eine st\u00e4rkere L\u00f6sung unbekannten Gehaltes. Sie ergab folgende Schichtdicke :\n210,80 210\u00b0 108,8\u00b0\n12.01\t0,11\t0,05\n12.00____-____________-\nIndigorot in mg 18.21\t17,90\t18,10 Durchschnitt 18,1:1\nDie Analyse ergab 18,1 mg Indigorot.\nDer Unterschied im Befunde bei den einzelnen Nuancen war also in diesem Falle 0,2 mg und die Mittelzabl zeigte keine Abweichung von der durch Abdampfen erhaltenen Zahl, bei den einzelnen Nuancen dagegen nur 0,1 mg Differenz.\nDie Abweichung in der Ablesung betr\u00e4gt nur l,l\u00b0/o, w\u00e4hrend die gr\u00f6\u00dfte Abweichung von dem wirklichen Gehalte nur 0,7\u00b0/o ist.\nWenn nun die Probel\u00f6sung ungenau w\u00e4re, z. B. 8,6 oder 8,8 mg statt 8,7 enthielte, so w\u00fcrde ein Fehler von 1,2 \u00b0/o entstehen. Der gesamte Fehler w\u00fcrde dann 2,3\u00b0/o werden, oder man k\u00f6nnte auf diese Weise im ung\u00fcnstigsten Falle 97,7\u00b0.;o des vorhandenen Indigorotes linden, w\u00e4hrend die Titrierung nur einen Gehalt von 96,4\u00b0/o ergab.\nDie Methode kann also mit der Titrierung an Genauigkeit konkurrieren und ist ihr an Schnelligkeit weit \u00fcberlegen. Was die Umsetzung mit Isatin betrifft, so will ich nur bemerken, da\u00df sie leicht vor sich geht und da\u00df die wenigen F\u00e4lle, wo die Farbe einen bl\u00e4ulichen Ton hat, leicht durch Verwendung von Schwefelwasserstoff brauchbar gemacht werden k\u00f6nnen.\nAnfangs benutzte ich ein weniger reines Isatin, das keine glatte Umsetzung hervorrief; seitdem ich Isatin Merck gebrauche, habe ich keine Schwierigkeiten mehr gehabt.\nMan sieht leicht ein, da\u00df man bei Verwendung der st\u00e4rksten Farbe 216,8\u00b0 nicht mehr wie 40 mg bestimmen kann, da die niedrigste Schichtdicke 5 ist, solange man das Verh\u00e4ltnis 5 Teile Harn zu 5 Teilen Chloroform beibeh\u00e4lt. Bei gr\u00f6\u00dferen Mengen wird man also vorteilhaft die doppelte Menge","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"Quantitative Indicanbcstimmung im flame usw. 465\nChloroform nehmen. Das Verfahren ist sonst das von Douma angegebene.\nZum Schlu\u00df ein paar Beispiele :\n210,8\"\t108.8\u00bb\n7,0\t0.1\n7.7\t0.3\n7,0\t5.0\n7.8\t5.0\n7.8\t0,1\n7.0\to,7\n7.4\t5,7\n7.5\t5,8\n7,0\t5,0\n7.8\t0.1\n7.7\t5,05\nF : 28,5 mg\tF: 18,5 mg\nDer Gehalt dieser Harne ist dann 14,25 mg und 9,25 mg Indican in 1000 ccm. Ein diabetischer Harn (Tagesmenge 4380) -ab 1\"\u00bb23 bei 210\u00b0 = 6,4 mg oder f\u00fcr den Tag 27,9 mg Indigorot = 13,95 mg Indican, was der normalen Menge, die zwischen 10\u201415 mg Indican liegt, entspricht.","page":465}],"identifier":"lit18230","issued":"1905","language":"de","pages":"459-465","startpages":"459","title":"Quantitative Indicanbestimmung im Harne mit dem Meislingschen Kolorimeter","type":"Journal Article","volume":"45"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:42:37.149304+00:00"}