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{"created":"2022-01-31T14:40:29.968565+00:00","id":"lit18245","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"B\u00fcnz, R.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 46: 47-51","fulltext":[{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Vorkommen von Cholesterinestern im Gehirn.\nVon\nDr. R. Biinz.\nAus der Chornischen AMriliiiig il- .s physiologischen Instituts zu It.-rlin.> (Der Redaktion zugegangen am August 11*00.)\n\\'*n baumstark1} wurde die Angabe- gemacht, da\u00df das <xdiirn nicht nur Cholesterin, sondern auch gebundenes Cho-1,1'lmn \u201c vielleicht als \u00d6ls\u00e4ureester \u2014 enth\u00e4lt und da\u00df letzteres an Menge ersteres \u00fcbertrifft. Diese Angabe ist in die Lehrb\u00fccher \u00fcbergegangen.\nBei genauerer Pr\u00fcfung der Experimente jedoch, auf Grund \u00fctici Baumstark zu diesem Resultat gekommen ist, ergibt .'i' li. da\u00df der Beweis f\u00fcr die Existenz derartig gebundenen Cholesterins keineswegs erbracht ist. Baumstark benutzte zur Entfernung des Cholesterins aus den \u00e4therischen- Gehirn-ausziigen die Eigenschaft dieser Substanz, sieh in warmem Alkohol zu l\u00f6sen, um beim Erkalten wieder auszukristallisieren, l-i behandelt daher das \u00e4therische Extrakt so lange und so u\u00fc mit Alkohol hei 40\u201450\", als die abgegossenen alkoholischen besungen beim Erkalten noch Cholesterin abscheiden. Die verengten alkoholischen Mutterlaugen engt er bei l()\u00b0 auf ein kleines \\ olumen ein. Den dabei resultierenden R\u00fcckstand, welcher eine mit Cholesterinkristallen durchsetzte, r\u00f6tlichgelbe, \" ^ schmierige Masse darstelll, r\u00fchrt er mit wenig 85\u201c;<>igem Alkohol bei B)\u00b0 an, wobei sich nur das \u00d6l l\u00f6st, filtriert \u00fcber \u2022uaswolle von den ungel\u00f6sten CliolesterinkrjFtallen ab und ver-lliin\"tf\u2018t bei '*0\u00b0- Diese Operation wiederholt er so langen bis\nh auch bei\u2122 Abk\u00fchlen unter 0\u00b0 keine Spur Cholesterin aus ''! \u2018dkoholischcn L\u00f6sung abscheidet.\n1 Diese Zeitschrift. Bd. IX. 8. lUg.","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nH. B\u00fcnz,\nAuf diese* Weise glaubte Baumstark einen in Alkohol leicht l\u00f6slichen, von Cholesterin vollkommen befreiten Gehirnauszug erhalten zu haben. Als er nun nach der Verseifung mit alkoholischer Kalilauge wiederum reichliche Mengen Cholesterin aus dieser Masse erhielt, meinte er, aus diesem Befunde auf das Vorhandensein von gebundenem Cholesterin schlie\u00dfen zu d\u00fcrfen, und zwar vermutet er wegen der dabei auftretenden \u00d6ls\u00e4ure einen Cholesterinester dieser S\u00e4ure.\nKs liegt auf der Hand, da\u00df hier ein falscher Schlu\u00df vorliegt. Die in reichlicher Menge in der \u00c4therl\u00f6sung vorhandenen Stoffe, wie Lecithin, verm\u00f6gen bedeutende Quantit\u00e4ten Cholesterin in L\u00f6sung zu halten, welche sich durch das von Baumstark benutzte Verfahren mittels Alkohol nicht nachweisen lassen, wohl aber nach der Behandlung mit alkoholischer Kalilauge.\nDa wir nun in dem Aceton ein Mittel kennen gelernt haben, mit Hilfe dessen Cholesterin in sehr viel vollkommenerer Weise, itls es bisher m\u00f6glich war, vom Lecithin und \u00e4hnlichen Sto\u00dfen zu trennen ist <G. Zuelzer),1) so veranla\u00dfte mich Herr Drof. Thierfelder, die Angaben von Baumstark nachzupr\u00fcfen, t'ber die Versuche soll im folgenden kurz berichtet werden: Ktwa \u00f6\u00f6O g von Blut und H\u00e4uten befreites und zerkleinertes, frisches Pferdegehirn wurde mit der anderthalbfachen Menge entw\u00e4sserten Natriumsulfats verrieben und darauf durch ein feines Sieb getrieben. Auf diese Weise erhielt ich ein vollkommen trockenes und feines, f\u00fcr die weitere Bearbeitung au\u00dferordentlich geeignetes Pulver. Dieses wurde so oft mit \u00c4ther ausgesch\u00fcttelt, bis im Verdunstungsr\u00fcckstande einer Probe des abgegossenen \u00c4thers kein Cholesterin mehr nachzuweisen war. Die \u00c4therausz\u00fcge wurden vereinigt, eingeengt und mit dem doppelten Volumen Aceton versetzt. Nachdem der entstandene Niederschlag sich abgesetzt hatte, wurde die Fl\u00fcssigkeit abliltriert, der Niederschlag wieder in \u00c4ther gel\u00f6st, di** \u00e4therische L\u00f6sung abermals mit Aceton gef\u00e4llt und das Verfahren in gleicher Weise noch zweimal wiederholt. Ich erhielt so einen in Aceton unl\u00f6slichen R\u00fcckstand und vier Aceton-\u00c4therl\u00fcsungen.\n') Diese Zeitschrift. Bd. XXVII, S. 265.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Iber das Vorkommen von Cholesterinestern im Gehirn.\n19\nDer R\u00fcckstand wurde in Alkohol gel\u00fcst und mit alkoholischer Kalilauge gekocht. Aus der verseiften Masse lie\u00df h<1i mit \u00c4ther kein Cholesterin ausziehen.\nDie Acetonl\u00fcsungen wurden nebeneinander eingeengt und auf 0\u00b0 abgek\u00fchlt, die abgeschiedenen Kristalle abtiltriert, die Mutterlauge wieder konzentriert, abgek\u00fchlt, die ausge-hiedenen Kristalle abermals abtiltriert usw., bis keine weitere Kristallisation mehr erlolgte. Die Hauptmenge des Cholesterins schied sich aus der ersten Acetonl\u00f6sung ab. Aus der dritten wurde nur sehr wenig erhalten, aus der vierten gar nichts.\nDie letzten Mutterlaugen, aus denen sich keine Kristalle mehr gewinnen lie\u00dfen, wurden vereinigt. Sie stellten eine ge-nn^e Menge einer wasserhaltigen, braun gef\u00e4rbten Fl\u00fcssigkeit dar, welche sich mit Alkohol klar mischte. Nach der Verseifung mit alkoholischer Kalilauge lie\u00df sich aus diesen Mutterlaugen kein Cholesterin isolieren.\nDamit ist der Beweis erbracht, da\u00df weder in dem in Aceton unl\u00f6slichen Teil des \u00c4therauszuges der Gehirne, noch 1,1 ,ler 11110,1 Abscheidung des Cholesterins aus der Aceton-l\u00fc-mng hinterbleibenden Mutterlauge eine Substanz, welche na< h der Verseifung Cholesterin gibt, also gebundenes Cholesterin im Sinne von Baumstark, vorhanden ist.\nBaumstark hat die Vermutung ausgesprochen, da\u00df das voii ihm als gebunden angenommene Cholesterin in Form des ( d.si lire\u2018esters vork\u00e4me, da er aus der verseiften Masse au\u00dfer Cholesterin bedeutende Mengen \u00d6ls\u00e4ure zu isolieren vermochte.\nDort wo aber Baumstark das gebundene Cholesterin um hgewiesen zu haben glaubte, d. h. in dem in Alkohol leicht li( h( a teil des \u00c4therauszuges, ist das Vorkommen von Dliolcsterinestern h\u00f6chst unwahrscheinlich: denn nach den l'iitersuchungen von K. Schulze\u00bb) und den sp\u00e4teren von liurthle2) sind die Cholesterinestor in Alkohol schwer l\u00f6slich, \u00df'imnstark selbst weist auf diesen Widerspruch hin.\nDie bisher geschilderten Ergebnisse meiner Versuche 1'| ' < lien nun keineswegs gegen die Existenz von Cholesterin-\n1 Her. (1. deutsch, ehern. Ges., 1872. S. 1075.\n*\u00bb Diese Zeitschrift. Bd. XXI, S. 335.\nH-ppo-Sfylor's Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVI.\t\\","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nR. B\u00fcnz,\nestern im Gehirn, denn diese Substanzen werden aus \u00e4therischer L\u00f6sung, in der sie neben Cholesterin vorhanden sind, ebensowenig wie dieses selbst durch Aceton ausgef\u00e4llt, sie mu\u00dften datier, falls sie im Gehirn vorhanden waren, sich in den Acetou-l\u00fcsiingen finden und mit dem Cholesterin zusammen beim Verdunsten der L\u00f6sungen auskristallisieren. Da\u00df tats\u00e4chlich durch Aceton in \u00e4therischer L\u00f6sung von Gemengen des Cholesterins mit seinen Estern keine F\u00e4llung hervorgerufen wird, konnte ich feststellen, indem ich \u00e4therische L\u00f6sungen von Cholesterin, welches mit verschiedenen Mengen von \u00d6ls\u00e4ureester, Palmitin-saureestor oder Stearins\u00e4ureester1) gemischt war, mit dem mehrfachen Volumen Aceton versetzte: in keinem Falle trat eine Abscheidung auf. Alle L\u00f6sungen blieben dauernd klar.\nFs waren daher nur noch die aus den Acetonl\u00f6sungen erhaltenen Cholesterinkristalle auf einen etwaigen Gehalt an Estern zu untersuchen. Nun sind einerseits die Cholesterinester sehr viel schwerer l\u00f6slich in Alkohol als reines Cholesterin, andrerseits weicht ihr Schmelzpunkt ganz bedeutend (um f><>\u00b0i von dem des reinen Cholesterins ab, soda\u00df zu erwarten war. da\u00df sich die Anwesenheit auch geringer Mengen von Estern neben Cholesterin dadurch zu 'erkennen gehen w\u00fcrde, da\u00df die aus einer warmen alkoholischen L\u00f6sung, welche beide Substanzen enthielt, zuerst auskristallisierende Fraktion einen niedrigeren Schmelzpunkt zeigt, als reines Cholesterin.\nDaraufhin angestellte Versuche mit Mischungen von Cholesterin mit wechselnden Mengen verschiedener Ester ergaben, da\u00df in der Tat gelinge Heimengungen von Estern den Schmelzpunkt der beim Erkalten einer warmen alkoholischen L\u00f6sung zuerst auftretenden Kristalle herunterdr\u00fcckte, w\u00e4hrend die aie der eingeengten Mutterlauge erhaltenen Kristalle sich dem richtigen Schmelzpunkt des Cholesterins n\u00e4herten. Umstehende Tabelle gibt eine \u00dcbersicht \u00fcber die bei diesen Versuchen gefundenen Schmelzpunkte :\n\u2018) Die Ester waren nach den Angaben von H\u00fc rt hie (I. c.)synthetic dargestellt. Sit* stimmten in allen Eigenschaften mit den f\u00fcr diese suitstanzen angegebenen \u00fcberein und zeigten die richtigen Schmelzpunk \u25a0 Der \u00d6ls\u00e4ureester schmolz hei 4*2\u00b0, der Palmitins\u00e4ureester hei 7S\u00b0 ; der Stearins\u00e4ureester hei H2U.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"L'ber das Vorkommen von Cholestermestern im Gehirn. \u00f6l\nAlkoholische C.holesterin-l\u00f6sung mit\tzuerst erhaltenen Kristalle\tSchmelzpunkt der aus der ersten , aus der zweiten Mutterlauge erhaltenen Kristalle\t\nf)\u00b0 \u00fc \u00fcls\u00e4ureester . . .\t80\u00b0\t142 0\t14.-)\u00b0\nPalmitins\u00e4urester .\t80\u201d '\t141\u201d\t145\u201d\n5% Stearins\u00e4ureester .\t75\u201d\t140\u00b0\t\nlo% \u00dcls\u00e4ureester . . .\thg\u00ae\t120\u201d\t142\u201d\n10,J,u Palmitins\u00e4ureester .\t50\u00b0\t189\u00b0\t____\nlo% Stearins\u00e4ureester .\t(\u00bb0\u00b0\t140\u201d -\t\u25a0\nNachdem also festgestellt worden war, da\u00df auf diese W eise schon kleine Mengen von Cholesterinestern neben Chol\u00e8sterin nachgewiesen werden k\u00f6nnen, kristallisierte ich die Gesamtmenge der erhaltenen Kristalle (siehe oben) aus Alkohol um und bestimmte den Schmelzpunkt der zuerst sich abscheidenden Kristalle. Kr lag bei 142\u00b0, um nach abermaligem Umkristallisieren auf 145\u00b0 zu steigen. Danach ist also die Anwesenheit am h kleiner Mengen von Cholesterinestern im Gehirn aus-z\u00fcschlio\u00dfen.\nZur Kontrolle wurden s\u00e4mtliche Cholesterinkristalle noch nach der von Kossel und Oberm\u00fcller1) angegebenen Methode mit Natriumalkoholat behandelt. Es konnten dabei keine Fett-\ns\u00e4uren isoliert werden.\nDas Ergebnis meiner Versuche ist, da\u00df sich im Atherauszug des Gehirns weder Ester des Cholesterins mit h\u00f6heren Fetts\u00e4uren, noch andere Verbindungen fh\" Cholesterins, welche beim Verseifen gespalten werden, finden.\nDiese Zeitschrift, Bel. XVI, S. 141.\n1","page":51}],"identifier":"lit18245","issued":"1905","language":"de","pages":"47-51","startpages":"47","title":"\u00dcber das Vorkommen von Cholesterinestern im Gehirn","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:40:29.968571+00:00"}