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{"created":"2022-01-31T14:36:35.633219+00:00","id":"lit18248","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Otto Rostocki","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 46: 125-135","fulltext":[{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis des Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rpers.\nVon\nEmil Abderhalden und Otto Rostoski.\nA,,S <lem 1 lh<i,ni!\u201c'ht\u2018n lnstit,,t Universit\u00e4t Merlin umi ,1er medizinischen Klinik in\nW tir/.hiirg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 1\u00ab. August l-tof. )\nDer im Jahre 1847 von llouce-.lones im Uriu auOcl.m-,lH,e> <lllrcl1 mehrere charakteristische Eigenschaften siel, scharf p-emiber anderen Eiwei\u00dfarten unterscheidende Eiwei\u00dfk\u00f6rper, welcher jetzt ganz allgemein unter dein Namen ltencc-.lonessches Eiwei\u00df bekannt ist. ist wiederholt (legenstand eingehender Unter--Mchungen gewesen, sei es hinsichtlich seines Vorkommens, seiner Stellung den \u00fcbrigen Eiwei\u00dfarten resp. Abbauprnduktcn i Alburn, een) gegen\u00fcber, sei es hinsichtlich seiner Herkunft und auch -einer Zusammensetzung, doch ist cs bis jetzt nicht gelungen alle diese Kragen v\u00f6llig aufzukl\u00e4ren. Wir verweisen besonders aut die liitersueliungen von Alexander Ellinger,1) Wa-nus-f^evy*) und Reach.3)\t*\nr)er \\erliegenden Arbeit lag der Gedanke zugrunde, ein-inal mit Hille der biologischen .Methode festzustellen, ob der Ilenee-Jonessche Eiwei\u00dfk\u00f6rper als -k\u00f6rperfremdes, oder als k\u00f6rpereigenes, Eiwei\u00df aufzufassen ist und ferner, welcheAmino--auren an seinem Aufbau beteiligt sind. Das erstem Experiment bewies klar und deutlich, da\u00df nicht etwa nicht assimiliertes Nahrungseiwei\u00df vorliegt, wie Magnus-Eevy') vermutet hatte, sondern K\u00f6rpereiwei\u00df. Was die Zusammensetzung\n\u2018) Alexander Ellinger, Das Vorkommen des Bence-Jonesschen \"tpcis im Harn bei 1 umoren des Knochenmarkes und seine diagnostische eulung. Deutsches Archiv f\u00fcr klinische Medizin, Bd. LXII, S.\nAdolf Magnus-Levy, \u00dcber den Bence-Jonesschen Eiwei\u00df-k\u00b0r|jer; I)ie^ Zeitschrift, Bd. XXX, S. 200. (Enth\u00e4lt weitere (jueJIen.)\n' Ulix Reach, Ein Beitrag zur Kenntnis der Bence-Jonesschen\nC\u00ab , riM05r,e DeUtSC,ICS Archiv f\u00fcr kIimsc,u\u2018 -Medizin. Bd. EXXXH. S.\nFerner verweisen wir auf E. Parkes Weber, R Hutchison 1 \u2022\u2022 \u2022\u2022 j ladend, A Use of multiple myeloma (Myelomatosis) with\n,he Uri\"e- Medic\" ' -liirurgical Transactions. '<\u00bb1. LXXXV I, 1903 i>ep.-Abdr.).\n4) 1. c.","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nKmil Abderhalden und Otto Rostoski,\ndes Benoe-Jonessehen Eiwei\u00dfk\u00f6rpers anbetrilft, so konnten wir mit Hilfe der Estermethode Glvcoeoll, Alanin, Leucin. \u00ab-Pyrrolidincaibons\u00e4ure, G lutamins\u00e4ure, A spar agi n-s\u00e4ure und Phenylalanin nachweisen. Ferner wurde der Tyrosingebalt festgestellt, und au\u00dferdem die \u00abDiaminos\u00e4uren Lysin. Arginin und Histidin nachgewiesen. Der Bence-Jonesseln\u00bb Eiwei\u00dfk\u00f6rper zeigt somit qualitativ genau dieselbe Zusammensetzung, wie die \u00fcbrigen bis jetzt untersuchten Eiwei\u00dfarten. Aus den Mengenverh\u00e4ltnissen der einzelnen Aminos\u00e4uren m\u00f6chten wir keinen Schlu\u00df auf seine Herkunft ziehen, denn einesteils sind die Zahlen selbstverst\u00e4ndlich keine absoluten, anderenteils wird der Vergleich mit der Zusammensetzung der bis jetzt untersuchten Eiwei\u00dfk\u00f6rper des tierischen Organismus dadurch etwas unsicher, da\u00df bei der Ausf\u00fchrung der Methodik eine wesentliche Ab\u00e4nderung vorgenommen worden ist. Immerhin verdient hervorgehoben zu werden, da\u00df die gefundenen Zahlenwerte denen des Serumglobulins1) und des Serum-albumins -i sehr nahe stehen. Besonders der relativ recht hohe d\u00e9liait an Tyrosin scheint uns nach den Erfahrungen \u00fcber die Verdauung der Eiwei\u00dfk\u00f6rper3) gegen die Annahme zu sprechen, da\u00df ein irgendwie tieferes Eiwei\u00dfabbauprodukt vorliegt, es scheint unsere Fntersuchung vielmehr daf\u00fcr zu sprechen, da\u00df das Ben\u00ab \u2022<>-.lonessche Eiwei\u00df ein wirklicher Eiwei\u00dfk\u00f6rper\u00bb ist. Wir m\u00fcssen allerdings die Frage vollst\u00e4ndig offen lassen, ob der Bern <*-Jonessche Eiwei\u00dfk\u00f6rper ein \u00ab einheitliches\u00bb Produkt oder nicht vielmehr ein.Gemisch darstellt.\nDer zu den vorliegenden Untersuchungen dienende Ben\u00ab \u00ab -Jonessche Eiswei\u00dfk\u00f6rper stammte von dem folgenden Patienten, dessen Krankengeschichte hier kurz angef\u00fchrt sei.\nD. K. \u00f6\u00f6 Jahre alt, Tagel\u00f6hner, aufgenommen am 29. November HMM): gest. am Di. M\u00e4rz 1901. Aus gesunder Familie. Von fr\u00fcheren Krankheiten wird Scharlach angegeben. Au\u00dfcr-\nM Kmil Abderhalden. Abbau und Aufbau der Kiweibk\u00fcrper in; tierischen Organismus. Diese Zeitschrift, Bd. XLIY, S. 17, 1905.\n* Emil Abderhalden. Hydrolyse des kristallisierten Sern: -albumins aus Pferdeblut. Diese Zeitschrift. Bd. XXXVII, S. 495, 19o:>.\n;i) Yergl. Kmil Abderhalden und B\u00e9la Reinbold, Diese Zeitschrift, Bd. XLIY. $. 284, 1905.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrap zur Kenntnis des Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00fcrpers. 127\ndem will der Patient im Alter von 17 Jahren eine mit hochgradiger Schwellung des ganzen K\u00f6rpers einhergehende Krankheit von 10 Wochen Dauer gehabt haben. Dieses Leiden hat\nsich 4 oder 5 mal wiederholt, zum letztenmal vor zehn Jahren (Nephritis?).\nJetzt klagt der Patient seit t-\u00f6 Monaten \u00fcber Atemnot, angeblich im Anschlu\u00df an das Heben einer schweren Last, worauf er zun\u00e4chst eine Viertelstunde vollkommen bewu\u00dftlos gewesen sein will. Ein solcher Anfall von Bewu\u00dftlosigkeit wiederholte >ich vor <s lagen, dabei starke Schmerzen in der Niere u-gegend, ferner schlechter Appetit und vermehrter Durst.\nStatus : Mittelkr\u00e4ftiger K\u00f6rperbau, reduzierter Ern\u00e4hrungszustand. An\u00e4misches Aussehen. Hippen und Sternum gegen Druck empfindlich. Auf der \u00d6. und 7. Hip|w in der vorderen Axillarlinie eine beim Druck schmerzhafte linsen-giohe Erhabenheit. Lungenbefund bis auf vereinzelte Ronchi normal. Herz: an der Spitze ein lautes systolisches Kpr\u00e4usch. Zweiter Pulmonalton verst\u00e4rkt. Kreuzen der absoluten D\u00e4mpfung normal. Puls m\u00e4\u00dfig gespannt, regelm\u00e4\u00dfig. Digestionstraktus, Lobery Milz und Nervensystem ohne besonderen Befund. Urin gibt starke Eiwei\u00df- und Biuretreaktion, letztere mit ausgesprochen iot( i b aib<. Ls f\u00e4llt ferner auf, da\u00df sich beim Erw\u00e4rmen schon bei einer Temperatur zwischen 40 und 50\u00b0 ein Niederschlag bildet, der sich beim weiteren Erhitzen spurlos wieder aufl\u00f6st, ferner l\u00f6st sich der in der K\u00e4lte entstehende Salpeters\u00e4ureniederschlag beim Erhitzen wieder auf. Reaktion des Harnes sauer, im Sediment zahlreiche epitheliale, granulierte und hyaline Zylinder.\no. XII. oO\u201455\u00b0/o H\u00e4moglobin nach Fleischl, B 5.00000 Ei\\throcythen, 117(H) w\u2019ei\u00dfe Blutk\u00f6rperchen und zwar (>(),(>\" \u201e\nLeukocyten und Bi,4% Lymphocyten. Pathologische Formelemente fehlen.\nZustand des Patienten hat sich gebessert, Atemnot geringer, ebenso Druckempfindliehkeit der Rippen.\nIm weiteren Verlauf war das Befinden des Patienten sehr wechselnd. Am 20. XII fand man eine Spontanfraktur der linken Ciavicula, nachdem vorher Schmerzen und eine Auftreibung der entsprechenden Stelle bemerkbar gewesen waren.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nEmil Abderhalden und Otto Rostoski,\nSeit Anfang Januar bildete sich allm\u00e4hlich eine Kyphose der unteren Brustwirbels\u00e4ule aus..\n5. I. Blutuntersuchung: H\u00e4moglobin 50\u2014 <)0\u00b0/o nach Fleischt, rote Blutk\u00f6rperchen 4020000, wei\u00dfe 15200, darunter Leukoeytcn 07\u00b0/o, gro\u00dfe Lymphocyten 12\u00b0/o, kleine Eympho-cyten 1.5\u201c o, eosinophile 1 %, gro\u00dfe mononucle\u00e4re 18.5\" \u00ab,.\n10. II. Viele Rippen f\u00fchlen sich jetzt uneben an, auch auf dem Sternum zwei deutliche linsengro\u00dfe Protuberanzen. Oie linke Rippe fraktioniert. Die Kyphose wird im weiteren Verlauf so stark, da\u00df sich die 12. Rippen innerhalb der Darm-beinschaufeln linden. Die Abmagerung nimmt sehr erheblich zu. Trotz anfangs guter Nahrungsaufnahme ist das Gewicht von anfangs 55 kg bis zum Exitus letalis, der am 10. III. erfolgt, auf 35,2 kg gesunken.\nKlinische Diagnose. Sarcomatosis ossium. Nephritis cum Albumosuria ( Bence-Jonesscher Eiwei\u00dfk\u00f6rper). Fractura claviculae sinistr. et eostar. spontanea. Pneumonia incipient lot), infer: sinistr.\nAnatomische Diagnose. Sarcomatosis ossium1; eo-lumnae verl(\u2018bralis et thoracis. Infractiones et fractur. spontan, multipli\u00e9es. Nephritis parenchymatosa chronica. Anaemia universalis. Haemochromatosis hepatis et lienis. Cystitis catar-rhalis. Atelectasis lob. infer, pulmon. Pleuritis fibrinosa sinistra. Transsudat io haemorrhagiea pleurar. <*t pericardii.\nUntersuchung des Urins.\nD(t Tagesharn war stets ziemlich st\u00e4rk sauer tS\u00e4uregrad mit Phenolphthalein bestimmt 20,5), seltener schwach sauer oder neutral. Die Menge schwankte zwischen 1.000 und 1800 ccm, das spezifische Gewicht entsprechend zwischen 1000 und 1018. Der Ei wei\u00dfgehalt war ziemlich reichlich. Im speziellen wurden gefunden am 7. 1. Menge 1100 ccm, spez. Gew. 1010 g. Eiwei\u00dfgehalt 7\u00b0oo\n8. 11.\t1100 >\t\t\u00bb 1010 ,\t>\t8 \u00b0/oo\n9. II.\t11\u00d40\t*\t\u2022\u00bb\t1012 >\tf>\t8 \u00b0/oo\n10.11.\tl:ilo\t>\t> 1010\t>\t10 \u00b0/\u00fco\n: 11.11.\t\u00bb 1080\t7*\t\u00bb 1011\t\u00bb\t12\u00b0 00\n1 ! Anatomisch ist der Fall in der Dissertation von fl. Rechtold. \u00ef'her das multiple Myelom. W\u00fcrzburg 1902. beschrieben.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis des Benee-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rpers. 129\nGlobulitenartige Ausscheidungen des Eivvei\u00dfk\u00f6rpers im >ediment wurden vermi\u00dft.\nVerhalten beim Erhitzen. Es lie\u00df sich das immer f\u00fcr den Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rper als charakteristisch be-seliriobcne Verhalten \u2014 Bildung eines Niederschlages bei niederer lemperatur, der sich bei h\u00f6herer Temperatur wieder aufl\u00f6st \u2014 konstatieren. Im einzelnen wechselte die entsprechende Tempel atur sein nach der Reaktion des Urins. So fanden wir, da\u00df l*ei einem neutral reagierenden Harn bei 55\u2014HO0 eine leichte, schleierartige Tr\u00fcbung und bei 60\u00b0 ein dicker flockiger Nieder-h hlag auftrat. S\u00e4uerte man denselben I rin bis zur leicht\nsuiren Reaktion an, so erfolgte die Tr\u00fcbung bei 18_____19\u00ab und\ndie Ausf\u00fcllung bei 02-08\u00ab. Bei noch st\u00e4rkerem S\u00e4uregehalt erfolgte die erste Ausf\u00e4llung bei 12\u00ab und die flicke Flockenbildung wenig sp\u00e4ter. Bei Siedetemperatur l\u00f6ste sich der Nieder-nieder auf, um beim Abk\u00fchlen von neu(*m zu erscheinen, und zwar war die Aufhellung beim Sieden an einigen Tagen vollkommen, an anderen blieb eine Tr\u00fcbung bestehen. Ebenso gelang es, bei Temperaturen .zwischen 10 und 55\u00ab bei saurer Reaktion, bei Temperaturen von 00\u201405\u00ab bei neutraler oder ganz schwach saurer Reaktion an einigen Tagen das Eiwei\u00df vollkommen auszul\u00fcllen, an anderen Tagen blieb noch Eiwei\u00df 1,11\tnachweisbar.1) Die Ausscheidung gelingt besonders\ngut. wenn man den Harn vorher mit der gleichen Menge destillierten Wassers verd\u00fcnnt oder mehrere Male auf die entsprechende Temperatur erw\u00e4rmt.\nVerhalten gegen S\u00e4uren. Durch Verd\u00fcnnen des Harns und Zusatz von Essigs\u00e4ure lie\u00df sich an einigen Tagen eine m\u00e4\u00dfige Tr\u00fcbung erhalten. Salpeters\u00e4ure bewirkte in der K\u00e4lte \u201cinen dichten Niederschlag, der sich im \u00dcberschu\u00df nicht l\u00f6ste, jedoch beim Erhitzen an einigen Tagen ganz, an andern teil-weise in L\u00f6sung ging, unter Auftreten der Xanthoproteinreaktion.\n*) Dieses Verhalten l\u00e4\u00dft nicht ohne weiteres den Schlu\u00df zu. da\u00df ,in Genilsdl v\"n Eiwei\u00dfk\u00f6rpern vorlag. Die wechselnde Zusainmen-yMzung des Harnes kann sehr wohl ein solches Verhalten hervorrufen. An<; entscheidenden Reaktionen mit dem Bence-Jonesschen Eiwei\u00df m\u00fcssen deshalb am isolierten Produkte ausgef\u00fchrt werden.\nHoj.pe-SeykT s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVI.","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"Km il Abderhalden und Otto Ro.stoski,\n130\nEbenso entstand durch Salzs\u00e4ure und Schwefels\u00e4ure in d\u00bb-*r K\u00e4lte ein Niederschlag der sich beim Erhitzen stets vollkommen l\u00f6ste: der Schwefels\u00e4ureniederschlag kehrte beim Erkalten \u00fcberhaupt nicht wieder, der Salzs\u00e4ureniederschlag sehr langsam und unvollkommen. Der Trichloressigs\u00e4ureniederschlag l\u00fcste sieh beim Erhitzen nur zum geringsten Teil, das meiste war koaguliert: genau so verhielt sich die Pikrins\u00e4uref\u00e4llung.\nMit Essigs\u00e4ure und Ferrocyankalium entstand ein Niederschlag, der sich heim Erhitzen, wenn genug Essigs\u00e4ure zugesetzt war, wieder l\u00f6ste und beim Erkalten von neuem auftrat.\nDurch Zusatz eines gleichen Volumens konzentrier!er Kochsalzl\u00f6sung und Ans\u00e4uren mit Essigs\u00e4ure trat vollkommene Ausladung ein, der Niederschlag l\u00f6ste sich beim Erhitzen nicht. Erst bei reichlichem Essigs\u00e4urezusatz verschwand der Niederschlag in der Hitze.\nAlkohol. Durch Alkohol erfolgte Ausf\u00e4llung. Wurde dm Alkoholniederschlag sofort abzentrifugiert, so gelang seine Aufl\u00f6sung wieder. Bei l\u00e4ngerem Verweilen unter Alkohol wurde er jedoch vollkommen unl\u00f6slich.\nDurch Kochsalz oder Magnesiumsulfat entstand bei S\u00e4ttigung im nativen Harn nur eine geringe Tr\u00fcbung, im neutralisierten Harn blieb auch diese aus. Durch Ammonsulfat wurde der Eiwei\u00dfk\u00f6rper im nativen und im neutralisierten Harn vollkommen ausgef\u00e4llt. Die Grenzen lagen im neutralisierten Harn zwischen 42 und 58\u00b0/o S\u00e4ttigung. An einigen Tagen war daneben noch ein sp\u00e4ter bis 72\u00b0, o S\u00e4ttigung ausfallender Eiwei\u00dfk\u00f6rper zu konstatieren.\nDie Biuretreaktion zeigte rotviolette F\u00e4rbung.\nBeim Dial y sie re n passierte der Eiwei\u00dfk\u00f6rper die Membran nicht. Im salzfreien Wasser blieb er in L\u00f6sung\nSpritzt man Kaninchen 50\u2014100 ccm eines 10\u00b0/o Eiwei\u00df enthaltenden Harnes oder eine entsprechende Menge des ausgef\u00fcllten und wieder aufgel\u00f6sten Eiwei\u00dfk\u00f6rpers ein, so linde! man in dem Kaninchenurin weder Eiwei\u00df noch Albumoson bezw. Peptone. Dieses Resultat spricht daf\u00fcr, da\u00df es sich bei dem Bence-Jones um ein wenig abgebautes Eiwei\u00df handelt: denn es werden bekanntlich injizierte Albumosen und Peptone","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis des Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rpers.\nm\n\\on Kanimhen mit dom Harn ausgeschieden, w\u00e4hrend von nativem Eiwei\u00df nur Eiklar im Harn wieder erscheint, Serumeiwei\u00df aber in ziemlich gro\u00dfer Menge injiziert werden kann, ohne da\u00df es die Nieren passiert. Die l'iere bekommen jedoch regelm\u00e4\u00dfig Temperatursteigerungen; so stieg bei einem Kaninchen die Temperatur \u00f6 Stunden nach der Injektion von 50 ccm Harn auf 39,9 an, w\u00e4hrend man an den vorhergehenden 3 Tagen bei 3 st\u00e4ndigen Messungen nur 38,0 bis 38,1 konstatieren konnte. Nach mehreren Injektionen bilden die Tiere Pr\u00e4ci-pitine, welche au\u00dfer auf den Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rper auch aut menschliches Serum und die daraus dargestellten Ei-wei\u00dffraktionen (Euglobulin, Pseudoglobulin, Albumin) reagieren, w\u00e4hrend eine Reaktion mit tierischem Serum bezw. dessen Eiwei\u00dfk\u00f6rpern ausbleibt bezw. entsprechend schw\u00e4cher erfolgt als mit menschlichem Eiwei\u00df. Da man dieses Resultat auch mit einem Harn erh\u00e4lt, der nur den Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rper und kein Serumeiwei\u00df daneben enth\u00e4lt, so spricht das Verhalten gegen die Auffassung von Magnus-Levy, da\u00df der Bence-Jo-nessche Eiwei\u00dfk\u00f6rper direkt aus dem Nahrungseiwei\u00df entsteht. Letzteres mu\u00df vielmehr schon vom menschlichen K\u00f6rper assimiliert gewesen sein, bevor der Bence-Jones daraus hervorgeht, wieder eine von uns schon hervorgehoben hat.1)\nHvdrolvse.\n\u2022 \u00bb\nDas zur Hydrolyse verwendete Eiwei\u00df wurde aus dem durch Chloroform konservierten Harn durch Ammonsulfat ausgef\u00e4llt, die Ausf\u00e4llung zwecks Reinigung noch zweimal wiederholt, der letzte Niederschlag sorgf\u00e4ltig abgepre\u00dft, wieder in Wasser aufgenommen und nun dialysiert. Hierauf wurde die L\u00f6sung bei 3o 40\u00b0 aul ein kleineres Volumen eingedampft, mit Alkohol ausgef\u00e4llt der Niederschlag mit Alkohol und \u00c4ther ausgewaschen und zur Hvdrolvse verwendet.\n75 g Eiwei\u00df (Wassergehalt 10\u00b0/o, Aschegehalt 0,95\u00b0,,)\nl,\n}\nRostoski, Verhdl. der Physikalisch-Medizin. Gesellschaft zu\nW\u00fcrzburg, 1902. Luigi Sacconaghi, Zeitschrift f\u00fcr klinische Medizin Bd. LI.","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nEmil Abderhalden und Otto Rostoski.\nwurden mit 500 ccm 25\" oiger Schwefels\u00e4ure 14 Stunden am Riickflu\u00dfk\u00fchler gekocht, die L\u00f6sung hierauf mit Wasser bis zu einem Gehalt von 5\" o an Schwefels\u00e4ure verd\u00fcnnt und nun mit Phosphor wolframs\u00e4ure gef\u00e4llt. Das Filtrat der relativ reichlichen F\u00e4llung wurde mit Baryt von der \u00fcbersch\u00fcssigen Phosphor-woltrams\u00e4ure befreit, dann der \u00fcbersch\u00fcssige Baryt quantitativ mit Schwefels\u00e4ure entfernt, und nun die L\u00f6sung bis zur beginnenden Kristallisation eingeengt. Vom Ausgeschiedenen wurde abliltriert und solange weiter eingeengt, bis die Hauptmasse des Tyrosins abgeschieden war, und die Mutterlauge nur noch eine geringe Reaktion mit Millons Reagens gab. Das so erhaltene Rohtyrosin (1,3 g) wurde aus hei\u00dfem Wasser unter Anwendung von I i< rkohle umkristallisiert. Die Menge des reinen Tyrosins betrug 1,1 g.\n\u00fc.l\u00e2\u00f4\u00eei il Substanz gaben 0.8t05 g C02 und 0.0810 g H,0 Berechnet fi'ir C:\u00f6HltN03 :\tGefunden:\nC u. 0.07% U.\t50,57\u00b0>C u. 0.08% 11.\nDie Mutterlauge des Tyrosins wurde stark eingeengt, mit lierkohle m\u00f6glichst entf\u00e4rbt, dann gasf\u00f6rmige Salzs\u00e4ure bis zur S\u00e4ttigung eingeleitet. Nach mehrt\u00e4gigem Stehen* schieden sich Kristalle von Glutamins\u00e4urechlorhydrat in reichlicher Menge ab. Nach einmaligem Fmkristallisieren aus Wasser unter Kin-leiten von gasf\u00f6rmiger Salzs\u00e4ure wurden, auf reine Glutamins\u00e4ure berechnet; 4.0 g erhalten. Aus dem Glutamins\u00e4urechlorhydrat wurde durch Kochen mit gelbem Bleioxyd freie Glutamins\u00e4ure dargestellt.\n0.2081 g Substanz gaben 0,8t40 g CO,, und 0.1118 g 11,0 Berechnet f\u00fcr C6H{,N04:\tGefunden:\n40.8l0o C u. (1.12% H. *10,82% C u. fi,l2% H.\nDie Mutterlauge vom Glutamins\u00e4urechlorhydrat wurde im Vacuum v\u00f6llig zur Trockene verdampft, und nun der R\u00fcckstand. wie bekannt, mit Alkohol \u00fcbergossen und trockenes Salzs\u00e4uregas bis zur S\u00e4ttigung eingeleitet. Die Veresterung wurde noch zweimal wiederholt.\nDie Gewinnung der freien Kster erfolgte hier in einer von der bisher \u00fcblichen Methode abweichenden Art, und zwar in","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis des Bence-Jonesschen F.iweifdv\u00fcrpers. 13.3\nAnlehnung an die von Emil Fischer und Fmetaro Suzuki1! angewandte Methode der Darstellung der freien Diaminos\u00e4ure-ester. Die salzsaure, alkoholische L\u00f6sung der Hydrochlorate der K>ter wurde bei vermindertem Druck und einer 10\u00b0 nicht \u00fcbersteigenden lemperatur m\u00f6glichst stark eingedampft,. um die freie Salzs\u00e4ure m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig zu (\u00bbntfernen. Der H\u00fcck-stand. der die Hydrochlorate der Ester enthielt, wurde nun in wenig \u00c4thylalkohol v\u00f6llig aufgel\u00f6st, die L\u00f6sung in einen Me\u00df-kolhen von 250 ccm gebracht und bis zur Marke genau mit \u00c4thylalkohol aufgef\u00fcllt. Nun wurde in einem aliquoten Teil (\u00f6 ccm; der Salzs\u00e4uregehalt bestimmt, und dann durch Zusatz der berechneten Menge einer alkoholischen L\u00f6sung von Natrium die Ester in Freiheit gesetzt. Vor dein Zusatz des Natrium-\u00e4thylats war die L\u00f6sung mit \u00c4ther \u00fcherschichtet und in Eis gestellt worden. Durch weiteren Zusatz von \u00c4ther wurde die Hauptmenge des gebildeten Kochsalzes gef\u00e4llt, vom Ausgeschiedenen abfiltriert, und nun die \u00e4therisch-alkoholische L\u00f6sung durch Sch\u00fctteln mit gegl\u00fchtem Natriumsulfat getrocknet. Der \u00c4ther wurde dann abdestilliert, und der verbleibende R\u00fcckstand, wie \u00fcblich, der fraktionierten Destillation unterworfen. Die erste Fraktion bis (>0\u00b0 und 15 mm Druck enthielt haupts\u00e4chlich Alkohol. Sie wurde mit konzentrierter Salzs\u00e4ure versetzt, auf dem W asserbad zur Trockene verdampft, und'der R\u00fcckstand mit absolutem Alkohol \u00fcbergossen und trockenes Salzs\u00e4uregas eingeleitet bis zur S\u00e4ttigung. Nach einigem Stehen in einer K\u00e4ltemischung und Impfen eines Krist\u00e4llchens von Glycocollesterchlorhydrat erfolgte bald reichliche kristallinische Abscheidung. Die Ausbeute, auf Glyeocoll berechnet, betrug 0.7 g. Dje Mutterlauge vom Glycocollesterchlorhydrat wurde mit gelbem Bleioxyd von der Salzs\u00e4ure befreit. Es wurden l.o g einer s\u00fc\u00df schmeckenden, bei 205\u00b0 (korr.) schmelzenden Verbindung isoliert. Es lag Alanin vor:\n') Emil Fischer und Umetaro Suzuki, Polypeptide der Di-aminos\u00e4uren. Sitzungsberichte der Akademie zu Berlin, laut. ryj.\n\\gl. auch Emil tisch er und Emil Abderhalden, Das Verhalten einiger Polypeptide gegen Pankreassaft. Diese Zeitschrift Bd XLV1 S. \u00f62. IHO\u00f6.","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"i i\nF.mi 1 Abderhalden und Otto Rostoski.\n0.1957 g Substanz traben 0,2889 g CO, und 0.1803 g H,0 Berechnet f\u00fcr CsHrX02:\tGefunden:\n40.45\u00b0,. C u. 7.87\u00b0 > 11.\t10,20\u00b0 .) C u. 7.79\u00b0/o II.\nDie zweite FraktionM (von 60\u2014105\u00b0 des \u00d6lbades, 0,4 mm Druck) wurde, wie \u00fcblich, durch Kochen mit der f\u00fcnffachen Mengt? Wasser verseift und dann zur Trockene eingeengt, mit absolutem Alkohol ausgekocht, und dann durch fraktionierte Kristallisation des Fngel\u00f6sten aus Wasser die einzelnen Aminos\u00e4uren abgetrennt. Erhalten wurden 7,1 g Leucin und 1,5 g Alanin. Aus den Mutterlaugen des Alanins konnten noch 0,4 g (ilyeocoll als Ksterchlorhydrat abgeschieden werden.\nDas isolierte Leucin zersetzte sich gegen 207\u00b0 (korr.).\n0.1*\u00bb8-1 g Substanz gaben 0,3191 g C0g und 0.139;') g H,0 Berechnet f\u00fcr CaH13N0,:\tGefunden:\n54.9(>\u00b0\\> C u. 9,92\u00b0 o II. 51.98\u00b0 o C u. 9.85\u00b0, II.\nI bis isolierte Glycocollesterehlorhydrat gab folgende Zahlen :\n0.1979 g Substanz gaben 0.2480 g CO, und 0.1295 g- 11,0 Berechnet f\u00fcr C4Ill0NOgCl :\tGefunden:\n31.43\u00b0 o C u. 7.18\u00b0 \u00ab H. 34.28\u00b0 o C u. 7,27\u00b0, H.\nDer in absolutem Alkohol l\u00f6sliche Teil dieser Fraktion wurde im Vacuum zur Trockene verdampft, der R\u00fcckstand nochmals in absolutem Alkohol aufgenommen, vom Ungel\u00f6sten abfiltriert und wiederum zur Trockene verdampft. Nun wurde der R\u00fcckstand in Wasser gel\u00f6st, mit \u00fcbersch\u00fcssigem Kupieroxyd gekocht, vom ungel\u00f6st gebliebenen Kupferoxyd abtiltriert, und die tiefblaue L\u00f6sung zur Trockene verdampft. Aus dem R\u00fcckstand wurde durch Auskochen mit absolutem Alkohol das aktive vom racemischen Prolin getrennt. Letzteres wurde aus Wasser umkristailisiert.\n0.2558 g lufttrockenes Salz verloren bei 115\" 0,028(1 g 11,0 Berechnet f\u00fcr C.10II1(.O|N,Cu -f 2 11,0:\tGefunden:\n10.99\u00b0 o ILO.\t11.18\u00b0v'o H,0.\n0.1 lot g lufttrockenes Prolinkupfer gaben 0.0342 g CuO \u2014 0.0273 g Cu Berechnet f\u00fcr CloHl(,04N,Cu -f 2 H,() :\tGefunden :\nCu.\t19,48\u00b0 o Cu.\nAusbeute an Prolin: 1.3 g.\n1 Bei der Verarbeitung gr\u00f6berer Mengen von Eiwei\u00df d\u00fcrfte es sich empfehlen, nach dem Ahdeslillioren des Alliers und Alkohols den R\u00fcckstand nochmals mit \u00c4ther gr\u00fcndlich auszusch\u00fctteln, dann den \u00c4ther abzudestil-la ren und nun mit der fraktionierten Destillation der Ester weiterzufahren.","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrag zur Kenntnis des Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rpers. 135\nDie dritte Fraktion (105\u2014200\u00b0 des \u00d6lbades, 0,4 mm Druck) wurde in der oft geschilderten Weise verarbeitet. Gewonnen wurden 1.0 g Phenylalanin und 3 g Asparagins\u00e4ure. Glutamins\u00e4ure lie\u00df zieh keine mehr naehvveisen.\n0,1322 g Substanz gaben 0.3173 g CO, und 0.0780 g H,0 Berechnet f\u00fcr CytlnN0,:\tGefunden:\n\u2019*\u00bb5.45% C u. 0,60% II. 65.46\u00ab.) C u. (>,03% H.\n0.1045 g Substanz gaben 0.0800 g 11,0 und 0.2184 g CO. Berechnet f\u00fcr C4II;N04:\tGefunden:\n36,00\u00b0/\u00ab C u. 5.2<*,\u00b0/o H. 30,21u o' C u. 5.44% H.\nAuf 100 g trockenes, aschefreies Fi wei\u00df berechnen sich\nsomit:\nGlycocoll\t1,7\tg\nAlanin\t4.5\t*\nLeucin\t10.0\t\u00bb\nProlin\t1,0\t>\nPhenylalanin 1.5 *\nGlutamins\u00e4ure 0.0 \u00bb\nAsparagins\u00e4ure 4.5 >\nTyrosin\t1.7\t\u00bb\nDer Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag wurde mit Baryt zerlegt, der \u00fcbersch\u00fcssige Baryt aus dem Filtrat des phosphor-wolframsaureu Baryums mil Schwefels\u00e4ure quantitativ gef\u00e4llt und hierauf in der bekannten Weise auf die einzelnen < Diamino-s\u00e4uren\u00bb untersucht. (Qualitativ konnten Lysin (\u00abals Pikrat ), Arginin otls Nitrat) und Histidin (als Dichlorid) nachgewiosen werden.\nAnmerkung: Alle in dieser Arbeit angef\u00fchrten Analysen, sowie die meisten derjenigen der j\u00fcngst publizierten Abhandlungen sind im hiesigen Institute von Pr\u00e4parator Wetzel mit Hilfe des von Herrn Pro-lessor F ritz Pregl\u2019i konstruierten automatischen Verbrennungsofens mit einer Geschwindigkeit von HK) verbrannt worden. Die Besultate waren in allen F\u00e4llen durchaus gute und zuverl\u00e4ssige. Wir k\u00f6nnen den Wrbrennungsofen, der neben dem Umstande, da\u00df stets zwei Analysen zugleich ausgef\u00fchrt werden k\u00f6nnen, in seiner ganzen Hinrichtung ('beispielsweise der M\u00f6glichkeit, bei Salzen in ein und derselben Substanzmenge neben G und H noch ganz exakt die Asche zu bestimmen), noch zahlreiche weitere Vorteile bietet, wann empfehlen.\n___________ Emil Abderhalden.\n1 P ritz Pregl, Eine Methode zur Bestimmung von Kohlenstoff md Wasserstoff in organischen Verbindungen. Berichte der Deutschen ehern. Gesellsch., Jg. XXXVIII. S. 1435, 1905.","page":135}],"identifier":"lit18248","issued":"1905","language":"de","pages":"125-135","startpages":"125","title":"Beitrag zur Kenntnis des Bence-Jonesschen Eiwei\u00dfk\u00f6rpers","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:36:35.633225+00:00"}