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{"created":"2022-01-31T14:55:27.114402+00:00","id":"lit18258","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Fischer, Hugo","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 46: 206-208","fulltext":[{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"Ober den Zustand der lebenden Substanz.\nZur Entgegnung an Herrn Prof. E. B\u00fcchner.\nVon\nHu\u00a3o Fischer, Bonn.\nI\u00bb*\u2018r lt.\u2018\u00ablaktion Zug\u00e4ngen am 10. August l'.to\u00e4.\nDio Art. in welcher B\u00fcchner1) sich neuerdings mit mir befa\u00dft hal. zwingt mich zu einer kurzen Entgegnung.\nIch hatte\u00bb) den Standpunkt vertreten, da\u00df man - nat\u00fcrlich nur in einem erweiterten Sinne - auch das Enzym als etwas Lebendes betrachten k\u00f6nne.\nIhe Biochemie hat uns, namentlich durch die Enzymlehre, eine Leihe von Lehensvorg\u00e4ngen zu analysieren gelehrt \u2014 von Vorg\u00e4ngen, welche nur einen Bruchteil des ihnen dargebrachten Interesses finden w\u00fcrden, wenn sie nicht eben zu den Fundamenten des Lehens geholten, sondern nur rein rheinischer Art w\u00e4ren.\nB. belehrt mich: \u00abEs gibt aber au\u00dfer chemischen Verbindungen und abgesehen von den Elementen noch eine dritte Klasse von K\u00f6rpern, was II. Fischer anscheinend \u00fcbersieht, n\u00e4mlich die Gemenge, die aus \\etseliiedenen chemischen Stoffen zusammengesetzt sind.\u00bb\nAn der zitierten Stelle meines Aufsatzes hei\u00dft es: \u00ab\u2014 da\u00df____\nalso auch das Protoplasma nicht aus anderen als aus chemischen Stoffen zusammengesetzt sein d\u00fcrfte \u2014\u00bb und auf derselben Seite: \u00ab\u2014das Protoplasma, das wir .... doch wohl f\u00fcr ein recht zusammengesetztes G**-misch halten m\u00fcssen \u2014.\u00bb\t__ __ __\\\u2018j\n\\\\ enn man lebende Zellen in Alkohol oder dergl. eintr\u00e4gt \u2014 wird dann an dem Gemenge als solchem, oder an den Stoffen, die das Gemenge zusammensetzen, etwas ge\u00e4ndert??? Aus dem Gemenge wird nichts * ntic ml. und da\u00df nur fremde Stoffe in das Gemenge eintreten. ist sicherlich nicht du* Todesursache. Der Tod tritt dadurch ein, da\u00df durch ein chemisches Agens die Bestandteile des Gemenges chemisch \\mindert werden (die Giftwirkung tolgt dem Massengesetz!): eine chemische Ver\u00e4nderung der Gemengteile ist auch die unmittelbare Ursache, wenn Zellen durch Hitze, durch Licht oder Elektrizit\u00e4t get\u00f6tet werden\n\u2019) Diese Zeitschrift, Bd. XLIV. S. 227. 1905.\n'\t*> Zentral!)!, f. BakterioL. H. Abt.. Bd. X. 5. 452. 1903, und fr\u00fcher\nebenda. Bd. IX. S. 353. 1902.","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber don Zustand der lebenden Substanz\n207\nWenn aber eine molekulare \u00c4nderung den Tod herbeif\u00fchrt, so mu\u00df (ioch wohl (1er molekulare Zustand der Gcmongtcile vor der \u00c4nderung eine h\u00f6chst wesentliche Bedingung des Lebens sein; dann kann es auch nicht so ganz t\u00f6richt sein, von lebenden Molekeln zu sprechen \u2014 man muh es nur nur richtig auffassen. \u2014 K\u00e4me es nur auf darf Gemenge an, so m\u00fc\u00dften vergiftete Zellen, wie Schneewittchen im M\u00e4rchen, nach Entfernung des Giftes wieder lebendig werden.\nIn jenem molekularen Zustand, den wir in erster Lime als \u00abKennzeichnung des Lebens\u00bb ansehen m\u00fcssen, liegt aber die weitgehende I bereinstimmung zwischen Enzym und Protoplasma. Wenn B. es gegen mich anf\u00fchrt, da\u00df Alfred Fischer die Enzyme f\u00fcr leblos erkl\u00e4rt, so ber\u00fchrt mich das wenig: diesem kam es an jener Stelle darauf an, auf den jauch von mir nicht geleugneten und nicht untersch\u00e4tzten) Lnter-s< hied hinzuweisen, ich hielt es f\u00fcr n\u00f6tig, das Gemeinsame hervorzuheben, beides besteht neben ein der.\nDar\u00fcber habe ich ja von vornherein keinen Zweifel gelassen, da\u00df ich, wenn ich den Enzymen eine Art von Leben zuschreibe, dieses Wort m recht weitem Sinne auffasse. Wo aber hinsichtlich der zul\u00e4ssigen Ausdehnung eines Begriffes Meinungsverschiedenheiten obwalten, da ist es doch ein recht wenig \u00fcberzeugendes Argument, wenn jemand sp\u00f6ttisch darauf hinweist, welcher Nonsens dabei herauskommt, wenn man den Begriff noch weiter fa\u00dft. Irgendwo mu\u00df selbstredend eine Grenze sein, aber in der belebten Natur herrscht das Gesetz der Entwicklung und damit der i'bergang, jede Grenze ist k\u00fcnstlich und der Streit darum unfruchtbar.\nEinen Satz scheint B. auf sieh selbst bezogen zu haben, obwohl er ganz anders gemeint war: ich schrieb: \u00abDurch eine vern\u00fcnftige Kritik kann meines Erachtens der Wissenschaft nur gedient, nicht geschadet werden. Der schlimmste Fehler in der Wissenschaft ist die Kritiklosigkeit\u00bb. Damit habe ich nat\u00fcrlich nur sagen wollen, da\u00df es ,nicht gut w\u00e4re, wenn jede neue Entdeckung oder Anschauung von den Fachgenossen sofort kritiklos aufgenommen und gutgehei\u00dfen w\u00fcrde; auf irgend anderes bezog sich das Wort \u00abKritiklosigkeit\u00bb nicht. Dagegen wollte ich allerdings damit Einspruch erheben: da\u00df jemand, der sachliche Kritik \u00fcbt, dadurch \u00abdie Entwicklung der Wissenschaft aufhalte\u00bb und \"jeden Fortschritt in Frage stelle\u00bb.\nEber den Inhalt meines zitierten Aufsatzes ein weniges zur Feststellung des Tatbestandes:\nB. hatte in seiner \u00ab Zyrnaseg\u00e4rung \u00bb den Satz aufgestel.lt : \u00abAltes deutet darauf hin, da\u00df das Leben nur bei organisierter Struktur, also bei festem Zustand der ma\u00dfgebenden Bestandteile, vorhanden ist. Man wird .... geneigt sein, den festen Zustand als Charakteristikum der Organismen aufzufassen\u00bb, und weiter: \u00ab\u2014 da\u00df als Kennzeichnung des Lebens Assimilation und Vermehrung aufzufassen seien * Hiergegen hatte ich an bekannte Tatsachen erinnert, welche beweisen: 1. da\u00df das","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"Hugo f ischer, \u00dcber den Zustand der lebenden Substanz.\nlebende Protoplasma eine unzweifelhafte Fl\u00fcssigkeit ist und 2. da\u00df Zellen oder vielzelligen Organismen die F\u00e4h,gkeit zu Assimil\u00e2t.\u00ab\u00ab und Vermehrung abgehen kann, ohne da\u00df w.r ihnen darum schon den Totenschein zu schreiben brauchen. - Auf diese Tatsachenbeweise von der Unhalt-r ei seiner biologischen Grundanschauungen antwortet B. mit dem Satze .Die \u00fcbrigen kleinen Angriffe des Herrn II. Fischer sind rein dialektischer Art; ein Eingehen darauf halte ich nicht f\u00fcr n\u00f6tig \u00bb _ Den Kommentar dazu bitte ich mir zu erlassen","page":208}],"identifier":"lit18258","issued":"1905","language":"de","pages":"206-208","startpages":"206","title":"\u00dcber den Zustand der lebenden Substanz. Zur Entgegnung an Herrn Prof. E. Buchner","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:55:27.114408+00:00"}