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{"created":"2022-01-31T13:35:31.580315+00:00","id":"lit18267","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Stanek, Vladimir","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 46: 280-285","fulltext":[{"file":"p0280.txt","language":"de","ocr_de":"Ober das Cholinperjodid und die quantitative F\u00e4llung von Cholin\ndurch Kaliumtrijodid.\nVon\nVladimir Stan\u00eak. \u2018)\n(Aus dem Laboratorium der Untersuchungsstation f\u00fcr Zuckerindustrie in Prag.)\n(Der Redaktion zugegangen am 20. September 1905.)\nIn meiner Arbeitl 2) \u00fcber die quantitative F\u00e4llung von Betain in den Produkten der Zuckerindustrie habe ich einen weiteren Bericht \u00fcber die Bestimmung von Cholin in Aussicht gestellt. Die F\u00e4llung von Cholin durch Jodjodkalium wird in der Literatur3) oft als qualitative Reaktion angef\u00fchrt. Der entstandene Niederschlag wird als braune Masse oder als metallisch gl\u00e4nzendes 01 oder endlich gr\u00fcne kristallische Substanz beschrieben. Cries und Harrow4) halten diesen Niederschlag f\u00fcr das Perjodid des Cholins. Ich fand indes in der mir zug\u00e4nglichen Literatur keine n\u00e4here Angabe \u00fcber die Zusammensetzung des erw\u00e4hnten Perjodids.\nIch versuchte in der vorliegenden Arbeit die Zusammensetzung des Cholinperjodids zu erforschen und auf seiner Unl\u00f6slichkeit eine Bestimmungsmethode, wie bei Betain, zu gr\u00fcnden.\nAls Ausgangsmaterial diente mir Cholinchlorhydrat, welches nach W\u00fcrtz5) durch 24 st\u00e4ndiges Erw\u00e4rmen einer Mischung von Trimethylamin und Monochlor\u00e4thvlalkohol auf 100\u00b0 erhalten wird', nach der Gleichung:\nN(CH3)3 + CH2C1 \u2022 OH = C\u00e0H13N0 \u2022 HCl.\nl) Vorgelegt der b\u00f6hm. .Akademie am 2. Mai 1905.\n*) Listy cukrovamick\u00e9 1905, S. 193.\ns) Brieger. Die Ptomaine, Bd. I, S. 3K; Kippenberger, Z. f\u00fcr L\u2019nters. d. N\u00e4hr.- und Genu\u00dfmittel. 1898, S. 602; Lecco, Chem. Ztg.. 1898, 22, 159; Gulewitsch, Diese Zeitschrift, Bd. XXIV, S. 513 usw\n*). Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XVIII, S. 717.\nB) Liebigs Ann., Supplem., Bd. VI, S. 116.","page":280},{"file":"p0281.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Cholinperjodid und die quantitative F\u00e4llung von Cholin. 281\nDas entstandene Chlorhydrat wurde durch \u00dcberf\u00fchrung in eine Doppelverbindung mit Quecksilberchlorid und Umkristallisieren gereinigt. Nach dem Zersetzen durch Schwefelwasserstoff und Eindampfen wurde reines Cholinchlorhydrat erzielt, das als Platinchloridverbindung identifiziert wurde. Schon bei den Vorversuchen \u00fcber die Bildung des Cholinperjodids habe ich beobachtet, da\u00df verschiedene Perjodide entstehen, je nachdem Jodjodkalium oder Cholinchlorhydrat im \u00dcbersch\u00fcsse ist. In beiden F\u00e4llen entsteht erst ein brauner Niederschlag, der sich rasch absetzt und zwar im ersten Falle als schwarzes, gr\u00fcnschillerndes \u00d6l, im zweiten in Form von gr\u00fcnen, metallisch gl\u00e4nzenden Nadeln. Beide Pr\u00e4parate wurden in gr\u00f6\u00dferer Menge hergestellt und analysiert.\na)\tDie L\u00f6sung von Cholinchlorhydrat wurde in eine ges\u00e4ttigte L\u00f6sung von Jod in lf>\u00b0/oiger Jodkaliuml\u00f6sung eintropfen gelassen; es entstand ein brauner, volumin\u00f6ser Niederschlag, der sich in wenigen Minuten in gr\u00fcne Krist\u00e4llchen um wandelte. Diese wurden abgesaugt, mit Wasser gewaschen und auf einem por\u00f6sen Teller getrocknet. Sie wiesen die folgende Zusammensetzung auf:\nI.\t11.\nJodhydrat des Cholins 18,09\u201c,o\t18,\u00dfH\u00b0.\u00bb\nPerjodidjod\t81,92 V\t80,09\u201c/,,\nDie Zusammensetzung entspricht einem Cholinenneajodid C5IIJ4N0J \u2022 J8, das theoretisch enth\u00e4lt an\nCholinjodhydrat 18,54\u00b0/o Perjodidjod 81,46\u00b0/o\n100,00\u00b0/o\nDas Enneajodid des Cholins kristallisiert in gl\u00e4nzenden, gr\u00fcnen N\u00fcdelchen, die in Wasser unl\u00f6slich, sich in Alkohol sowie in konzentrierter Jodkaliuml\u00f6sung sehr leicht aull\u00f6sen. An der Luft verliert es Jod und geht in ein schwarzes metallisch gl\u00e4nzendes \u00d6l \u00fcber. Desgleichen tritt ein in L\u00f6sungen, die Jod verbrauchen, wie unterschwefelsaures und arsenigsaufes Natron; auch durch Kochen in Wasser geht Jod verloren und es bildet sich Cholinjodhydrat.\nb)\tDieselbe L\u00f6sung von Jodjodkalium, wie sub a, wurde","page":281},{"file":"p0282.txt","language":"de","ocr_de":"282\nVladimir StanCk,\nin die w\u00e4sserige L\u00f6sung des Cholinchlorhydrates, das im gro\u00dfen \u00dcberschu\u00df vorhanden war, eingetropft. Der entstandene braune Niederschlag, der rasch in ein schwarzes, gr\u00fcnlich schillerndes \u00d6l \u00fcberging, hatte die Zusammensetzung:\ni\tii.\tin.\nCholinjodhydrat\t32,04\u00b0/o\t27,13\u00b0/\u00bb\t30,16\u00b0..\nPerjodidjod\t67.93%\t70,28 \u00b0/o\t\u2014\n99,97 \u00b0/\u00bb\t97.Hl\u00b0/o\nDem Pentajodid des Cholins w\u00fcrde folgende theoretische Zusammensetzung entsprechen :\nCholinjodhydrat 31.30\u00b07o Perjodidjod\t68,70%\n100,00\nDas \u00f6lige Perjodid des Cholins ist stark metallisch gl\u00e4nzend, gr\u00fcnlichschwarz, in Wasser unl\u00f6slich, l\u00f6slich in Alkohol und in Kaliumjodidl\u00f6sungen. In Ber\u00fchrung mit pulverigem Jod oder mit Kali\u00fcmtrijodidl\u00f6sung geht es in das gr\u00fcne, kristallinische Enneajodid \u00fcber.\nDie quantitative F\u00e4llung des Cholins durch Kalium-\ntrijodid.\nZum F\u00e4llen von Cholin wurde bis jetzt haupts\u00e4chlich Quecksilberchlorid in alkoholischer L\u00f6sung verwendet,1) sodann Doppelsalze von Jodkalium und Jodquecksilber oder Jodwismut'2) oder endlich die Phosphorwolframs\u00e4ure (Schulze).3) Nur in einem Falle fand ich die Unl\u00f6slichkeit des Cholinperjodids ausgen\u00fctzt, n\u00e4mlich in der Arbeit von P. Griesse und Harow,4) die zur Darstellung von Cholin aus Hopfen den Extrakt desselben mittels einer L\u00f6sung von Jod in Jodwasserstoff f\u00e4llen. Nach Gulewitsch (1. c.) liefert Cholin mit Jodjodkalium einen Niederschlag noch bei einer Verd\u00fcnnung 1: 20000. Ich glaubte nun, da\u00df es m\u00f6glich sein k\u00f6nnte, diese Reaktion zu quantitativen Bestimmung des Cholins zu verwenden.\n\u2018i Brieger, Die Ptomaine, Bd. 11, S. 55; Schulze. Her. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXII, S. 1827 usw.\n*') Jahns. Her. d. Deutsch, ehern. Ges.. Bd. XVIII, S. 2519.\n3) Landw. Versuchsstation, 1904, S. 344.\n*) Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XVIII, S. 707.","page":282},{"file":"p0283.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber das Cholinperjodid und die quantitative F\u00e4llung von Cholin. 283\nDie L\u00f6sungen von Cholin wurden mit Kaliumtrijodid (153 g Jod, 100 g Kaliumjodid und 200 g Wasser) in schwach saurer L\u00f6sung gef\u00e4llt, solange sich ein Niederschlag bildete. Nach etwa 6 Stunden wurde das ausgeschiedene Perjodid in einen Goochtiegel, in welchem sich ein Filtrierscheibchen belaud, filtriert, 5 mal mit je 5 ccm Wasser gewaschen, in den Verbrennungskolben gesp\u00fclt und nach Kjeldahl verbrannt. Ls entsprechen:\n1 ccm n/io-H2S04 : 1,404 mg Stickstoff = 12,119 mg Cholin.\nIn der eben beschriebenen Weise wurde die Bestimmung von Cholin in verschiedenen L\u00f6sungen ausgef\u00fchrt und ergab folgende Resultate :\nLosung ccm\tCholin mg\tn/io-H,S04 ccm\tGefunden Cholin mg\tDifferenz Cholin mg\tGefunden\n50\t50,H\tu\t49,7\t- 0.6\t98,8\n50\t100,7\t8,3\t1(H), 6\t- 0.1\t99.9\n20\t201,4\t16,2\t196,3\t- 5,1\t97,5\n40\t402.8\t31,7\t384,0\t- 18,8\t96,0\n50\t503,5\t41,1\t498.1\t\u2014 5.4\t98,9\n50\t201,4\t16,5\t199,5\t\u2014 t .<)\t99,3\n50\t100.7\t8,4\tltd,8\t~f~ LI\t101,7\nAus den Zahlen der Tabelle ist ersichtlich, da\u00df man Cholin last quantitativ f\u00e4llen kann.\nLs blieb noch \u00fcbrig, den Nachweis zu erbringen, welchen Linflu\u00df auf die F\u00e4llung von Cholin die Verd\u00fcnnung aus\u00fcbt, sodann wie ein \u00dcberschu\u00df des Reagens, die Gegenwart von Salzen, Zucker- und organischen S\u00e4uren etc. wirkt.\nDie Resultate der Versuche, die zu diesem Zwecke ausgef\u00fchrt wurden, sind in den folgenden Tabellen enthalten.\nAus der Tabelle I ist zu ersehen, da\u00df gr\u00f6\u00dfere Verd\u00fcnnung infolge der hydrolytischen Spaltung und der L\u00f6slichkeit des Niederschlages ung\u00fcnstig auf das Resultat wirkt und da\u00df ein unbedeutender \u00dcberschu\u00df des Reagens die Genauigkeit der Bestimmung nicht beeintr\u00e4chtigt, ein allzugro\u00dfer, jedoch wegen","page":283},{"file":"p0284.txt","language":"de","ocr_de":"284\nVladimir Stan\u00ebk,\nder L\u00f6slichkeit des Niederschlages in Kaliumjodidl\u00f6sungen zu vermeiden ist.\nI. Einflu\u00df der Verd\u00fcnnung und der Menge der Reagens.\nCholin mg\tVolumen der L\u00f6sung ccm\tVolumen des Reagens ccm\tn/.o-H*S04 ccm\tGefunden Cholin mg\tDifferenz Cholin mg\tGefunden \u00b0'o\n251,8\t25\t10\t20,1\t244,5\t- 7,3\t97.1\n201,4\t50\t10\t10,5\t199,5\t- 1.9\t99.8\n251,8\t100\t10\t19,6\t287,5\t- 14.8\t94,2\n251.8\t100\t10\t19,7\t288,7\t\u201418,1\t94,8\n251,8\t200\t10\t19.2\t282,6\t- 19,2\t92.3\n251,8\t800\t10\t18,6\t225,4\t-26,4\t89,4\n204.2\t50\t20\t16,0\t194,8\t1 \u00a9\t99.4\n204,2\t50\t20\t16,5\t198,8\t- 6.4\t97.3\nII. Einflu\u00df fremder Substanzen.\nAngewendet \u00e0 251,8 mg Cholin und 10 ccm des F\u00e4llungsmittels.\nSubstanz und Menge derselben in g\tVolumen der L\u00f6sung ccm\tn/io-H2S04 ccm\tGefunden Cholin mg\tDifferenz Cholin mg\tGefunden \u00b0/\u00fc\n\u2022 5 Saccharose . .\t50\t20,0\t242,4\t- 9,4\t92,2\n5\t\u00bb\t25\t20.3\t246,5\t\u2014 5,3\t97.6\n10 Na2S04 ....\t50\t20.5\t249,5\t- 2,3\t98,0\n5 NaCl ....\t50\t20.0\t242,8\t\u2014 9,0\t96.0\n2 Zitronens\u00e4ure 2 Milchs\u00e4ure 2 Oxals\u00e4ure\t50\t19,6\t237,5\t-14,3\t94.2\n10 Saccharose\t\\\t... 10 NaCl\tS 1\t\t20,4\t247,2\t\u2014 4,6\t98.1\nAus der Tabelle ist zu ersehen, da\u00df Zucker und die angef\u00fchrten Salze die F\u00e4llung nicht besonders beeintr\u00e4chtigen, S\u00e4uren jedoch sch\u00e4dlich wirken, indem sie wahrscheinlich das Cholinjodhydrat zum Teil zersetzen. Es sind also zur F\u00e4llung","page":284},{"file":"p0285.txt","language":"de","ocr_de":"Ober das Cholinperjodid und die quantitative F\u00e4llung von Cholin. 285\nm\u00f6glichst konzentrierte und fast neutrale L\u00f6sungen zu verwenden.\nDie Bestimmung des Cholins mittels Kaliumtrijodid hat gegen\u00fcber anderen Methoden den Vorteil, da\u00df sie ziemlich rasch ist, indem sie nur ca. 6 Stunden zur vollst\u00e4ndigen F\u00e4llung ben\u00f6tigt, w\u00e4hrend das F\u00e4llen durch Quecksilberchlorid oft mehrere Wochen in Anspruch nimmt. Au\u00dferdem f\u00e4llt das Kaliumtrijodid auch Kaliumsalze, Ammoniumsalze und Hexon-basen nicht, die durch die Phosphorwolframs\u00e4ure und auch die komplexen Jodide von Quecksilber und Wismut, mit abgeschieden werden. Man wird also die beschriebene Methode mit Vorteil zur Isolierung und Bestimmung von Cholin in pflanzlichen und tierischen Stoffen verwenden k\u00f6nnen.\nDas Perjodid kann in das Chlorhydrat auf folgende Weise\n\u00fcbergef\u00fchrt werden. Das gewaschene Perjodid wird in eine\nSchale gebracht, mit Wasser \u00fcbergossen und solange molekulares\n\u00a5\nKupfer (dargestellt nach der Methode von Stolba durch F\u00e4llen einer L\u00f6sung von Kupfervitriol und Zink vitriol durch Zinkblech) zugesetzt, bis der Niederschlag eine lichte Farbe annimmt und der Jodgeruch verschwindet. Dann setzt man Kupferchlorid zu und kocht auf. Der Jodwasserstoff reagiert nach der Gleichung :\n4 HJ + 2 CuCl, = Cu.2J2 + J2 + 4 HCl mit dein Kupferchlorid und das freigewordene Jod verbindet sich mit dem \u00fcbersch\u00fcssigen Kupfer. Das gebildete Kupfer-jod\u00fcr und Chlor\u00fcr scheidet sich zum gr\u00f6\u00dften Teile aus und wird abfiltriert; der in der L\u00f6sung verbleibende Best von Kupfer wird durch Schwefelwasserstoff entfernt.\nIn den Pflanzen tritt Cholin oft in Begleitung von Betain auf. Ihre Trennung wurde bis jetzt durch wiederholtes Extrahieren der Chlorhydrate mit absolutem Alkohol, in welchem das Chlorhydrat des Betains fast unl\u00f6slich ist, zu erzielen gesucht. Es ist mir nun gelungen, eine quantitative Methode zur Trennung beider Stoffe aufzufinden, wor\u00fcber ich demn\u00e4chst einen Bericht vorlegen werde.","page":285}],"identifier":"lit18267","issued":"1905","language":"de","pages":"280-285","startpages":"280","title":"\u00dcber das Cholinperjodid und die quantitative F\u00e4llung von Cholin durch Kaliumtrijodid","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:35:31.580320+00:00"}