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{"created":"2022-01-31T14:34:04.517067+00:00","id":"lit18271","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Sawjalow, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 46: 307-331","fulltext":[{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin.'i\nVon\nW. Sawjalow.\n(Der Redaktion zugcgange\u00bb am 29. September 1905.)\nDie milchgerinnende Eigenschaft der Magenschleimhaut ist schon vom hohen Altertum her bekannt, und man gebrauchte das K\u00e4selab seit Jahrhunderten bei der K\u00e4sebereitung. Die Labwirkung des Magensaftes wurde von Spallanzani, welchem es zuerst gelang, einen ziemlich reinen Magensaft zu gewinnen, konstatiert. Aber der Mechanismus der dabei stattlindenden Reaktion, sowie die Natur des beteiligten Agenten waren bis zu den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts s<> gut wie unbekannt. In den 70er Jahren stellte 0.'Hammarsten in einer Reihe von klassischen Aufs\u00e4tzen die chemische Natur des Fermentes, sowie den Mechanismus der Labwirkung lest. Die Theorie von Hammarsten, welche mit einigen nebens\u00e4chlichen Modifikationen ihre volle Bedeutung bis zu der allerletzten Zeit gewahrt hat, besteht bekanntlich in folgendem:\n1. Die Milchgerinnung ist eine spezifische Wirkung eines besonderen Fermentes, welches den Namen Labferment oder Chymosin bekommen hat. Das Chymosin ist mit dem Pepsin nicht identisch; beide genannten Fermente sind zwar nebeneinander im Magensaft vorhanden, aber man kann das eine S\u00fc wie das andere Ferment aus dem Magensaft gesondert darstellen.\n2. Der Mechanismus der Labwirkung besteht in der Spaltung des Caseins in zwei l\u00f6sliche K\u00f6rper: Paracasein oder K\u00e4se\n\u2018) Mitgeteilt in der Sitzung der Medizinischen Gesellschaft an der I niversit\u00e4t Odessa den 15. Dezember IttOi.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVI.\n20","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"308\nW. Sawjaliitt'.\nund sogenanntes Molkeneiwei\u00df (albumosen\u00e4hnlieh). Das I>;ira. oascin ist \u00abine schwache S\u00e4ure (wie Casein selbst), welche mit den alkalischen Erden ein unl\u00f6sliches Salz bildet. Da die Lab-wirkung gew\u00f6hnlich in einem Ca-halti^en Medium (Milcht statt* findet, so lallt das unl\u00f6sliche Ca-Salz des K\u00e4ses bei der Gerinnung aus. Aber die Ausf\u00fcllung des K\u00e4ses ist eine Nebenerscheinung die mit der Fermentwirkung selbst in keinem Zusammenhang steht.\nIn dieser Form bew\u00e4hrte sich die Theorie der Milch-gerinmmg bis zu der letzten Zeit, als gegen diese Theorie wichtige Fin w\u00e4nde, besonders von seiten Pawlpws, ausgesprochen wurden. Diese Hinw\u00e4nde lassen den Mechanismus der Reaktion ganz und gar unangefochten, sie sind alle gegen die Spezifit\u00e4t des Labfermentes gerichtet. Der Gedanke von der m\u00f6glichen Identit\u00e4t des Labfermentes mit dem Pepsin (\u2018instand zuerst infolge der experimentellen Arbeiten von Peke!-hnring und Neneki. Die Pepsinpr\u00e4parate der beiden genannten Autoren zeigten, obgleich sie gewisse Merkmale der Reinheit an sich trugen, doch neben der Pepsinwirkung immer auch eine ausgesprochene Labwirkung. Es lag nahe, zu vermuten, dal) das Ferment des Magensaftes, materiell betrachtet, einen einzigen Sto\u00df darstellt, und da\u00df es ein sehr gro\u00dfes Molek\u00fcl ist, welches zwei Seitenketten * hat, deren eine proteolytisch wirkt, w\u00e4hrend die andere die Milchgerinnung hervorruft.\nVon diesem Gesichtspunkt aus unterwarf Prof. Pawlow \\<\u00bbr einigen Jahren die Methoden der isolierten Darstellung von Pepsin und Chymosin einer Experimentalkritik und stellte dabei fest, da\u00df die pr\u00e4parative Isolierung der beiden Fermente tats\u00e4chlich nicht gelingt. Man bekommt immer eine Fl\u00fcssigkeit, welche sowohl die proteolytische, als auch die milch-germnende Eigenschaft besitzt: die eine oder die andere dieser Eigenschaften kann nur unter Umst\u00e4nden unterdr\u00fcckt sein: sie entfaltet sich aber in ihrer vollen Kraft, wenn man die st\u00f6renden Einfl\u00fcsse beseitigt. G\nDaraus zog Pawlow den Schlu\u00df, da\u00df das Ferment des Magensaftes ein einziger .Stoff ist, welcher in einem Punkt.\n1 \u00df\"tk ins Hospital-Zeitung. 1908 (russisch).","page":308},{"file":"p0309.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t von IVpsin und Chymosin. 300\nseines Molek\u00fcls die proteolytische, in einem anderen die milchkoagulierende F\u00e4higkeit tr\u00e4gt.\nln einer sp\u00e4teren Arbeit1) geht Pawlow in der Entwickelung seiner Anschauungen weiter, indem er behauptet, dal\u00bb es nicht nur kein Labferment, als einen besonderen Stolf, sondern da\u00df es auch keine spezifische Labwirkung \u00fcberhaupt gibt. Die Labwirkung ist nach Pawlow nur die umgekehrte, also synthetische Reaktion des Pepsins.\nZum Beweise daf\u00fcr hebt Pawlow unter anderem folgende zwei Punkte hervor:\n1.\tKs Existiert ein konstantes Verh\u00e4ltnis zwischen den Mengen der beiden Fermente im Magensaft des Hundes unter m\u00f6glichst verschiedenen Bedingungen.\n2.\tAlle die Einfl\u00fcsse, welche auf die proteolytische Kraft des Magensaftes einwirken, wirken ebenso auch auf die milch-. koagulierende F\u00e4higkeit desselben ein.\nBekanntlich hob 0. Hammarsten gegen Pawlows Ansichten hervor, da\u00df die Gesetze der Wirkung von Pepsin und Chymosin bei verschiedenen Konzentrationen der Fermente verschieden sind. Im Falle des Pepsins ist die Intensit\u00e4t der \\\\ irkung der Quadratwurzel aus der Fermentkonzentration proportional, im Falle des Chymosins ist sie proportional der ersten Potenz der Konzentration.\nPawlow hat unter einigen besonderen Bedingungen f\u00fcr Pepsin die Proportionalit\u00e4t der ersten Potenz und f\u00fcr Chvmosin die der halben Potenz nachgewiesen und somit anscheinend den Einwand von Hammarsten widerlegt. Aber bei den diesbez\u00fcglichen Versuchen war ein Fehler begangen worden und zwar wurde die Gleichheit der Bedingungen nicht gewahrt. In der Tat wirkt Chymosin nach der Regel der halben Potenz bei ver\u00e4nderlichen Konzentrationen sowohl des Fermentes,, als auch der S\u00e4ure, w\u00e4hrend Pepsin derselben Regel nur bei unver\u00e4nderter Konzentration der S\u00e4ure folgt. Pepsin folgt der Regel der ersten Potenz bei ver\u00e4nderlicher Konzentration, sowohl des fermentes, als auch der S\u00e4ure, w\u00e4hrend Chymosin dasselbe Verhalten nur bei konstanter S\u00e4urekonzentration zeigt.\n\u2018) Diese Zeitschrift, 1904.\n20*","page":309},{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nW. Sawjalow,\nEs ist ohne weiteres klar, da\u00df unter den angegebenen verschiedenen Bedingungen keine Vergleichung zwischen beiden Fermenten m\u00f6glich ist: somit ist der Einwand von Hammarsten nicht beseitigt.\nNichtsdestoweniger erscheint der Grundgedanke Pawlows sehr ansprechend und ich kann zur Unterst\u00fctzung desselben einige Versuche, teils von mir selbst, teils von stud, natur. A. Heffter und .1. Blumenzweig anf\u00fchren. Indessen ist der Ausgangspunkt meiner Arbeiten von dem Pawlows etwas verschieden.\nAls erster Beweis f\u00fcr die Identit\u00e4t der beiden Fermente dient in Paw lows Arbeit das konstante Verh\u00e4ltnis zwischen\nder Pepsin- und Chymosinmenge im Magensafte des Hundes\nP : Cli m : n \u2014 const.\nDiese Tatsache ist zwar lange bekannt und wurde zuerst von Gr\u00fctzner hervorgehoben: sie l\u00e4\u00dft sich aber ganz anders mit Hilfe einer sehr wahrscheinlichen Annahme erkl\u00e4ren.\nDer Proze\u00df der Fermentbildung ist uns v\u00f6llig unbekannt. Indessen mu\u00df dieser Vorgang gewissen Regeln unterworfen sein: so z. B. ist es unzweifelhaft, da\u00df die Fermente infolge der Wirkung des Protoplasmas aus indifferentem Bluteiwei\u00df hervorgehen. Die Konstitution des letzteren ist auch unbekannt, aber wir haben gewisse Gr\u00fcnde, zu vermuten, da\u00df das Protoplasmaeiwei\u00df sehr gro\u00dfe Molek\u00fcle bildet, und dabei sind diese Molek\u00fcle f\u00fcr jede gegebene Zelle von konstanter Struktur. Darauf weist schon die chemische Analyse hin; weiter mu\u00df die Konstanz der Zusammensetzung als unumg\u00e4ngliche Voraussetzung f\u00fcr die Konstanz der morphologischen Struktur einer gegebenen Zelle gelten. Diese Konstanz liegt weiter der spezifischen physiologischen Wirkungsweise der Zelle zugrunde. Endlich macht die bekannte, sehr weitgehende Spezifit\u00e4t der Cytotoxine die Annahme einer konstanten Zusammensetzung des Zellprotoplasmas h\u00f6chstwahrscheinlich.\nFolglich besitzt auch das Molek\u00fcl des Protoplasmaeiwei\u00dfes der Magendr\u00fcsenzellen eine konstante Zusammensetzung, welche\nsich durch das Symbol\nR\n/\n\\\nm P\nn Oh","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin.\nau\nvorbildlichen l\u00e4\u00dft, wenn wir unter H ein komplexes, unbekanntes Radikal, unter in I*\u2014in pepsinbildende und unter ii Ch\u2014n chymosinbildende Radikale des Protoplasmaei wei\u00dfes verstehen. Beim Zerfall des Protoplasmaeiwei\u00dfes m\u00fcssen die Pepsin- und Chymosinmengen in einem konstanten Verh\u00e4ltnis m : n zueinander stehen. Somit l\u00e4\u00dft sieh der Parallelismus zwischen dem Pepsin- und Chymosingehalte im Magensaft in ganz anderer Weise, als nach Pawlow, erkl\u00e4ren.\nAber diese Erkl\u00e4rung trifft nicht mehr zu f\u00fcr die Tatsachen, welche von Vernon entdeckt wurden. *i Der genannte Forscher untersuchte den Gehalt des Pankreassaftes an verschiedenen Fermenten und machte dabei folgende bemerkenswerte Entdeckung: W\u00e4hrend die Mengen des Trypsins, der Diastase und der Lipase in keinem konstanten Verh\u00e4ltnis zueinander stehen, geht die milchkoagulierende Kraft des Saftes stets parallel der verdauenden Kraft desselben. Diese Tatsache l\u00e4\u00dft sich nicht mehr aus der Konstanz der Protoplasma-zusammensetzung erkl\u00e4ren und fordert eine andere Erkl\u00e4rungsweise. Die wurde, wie es schien, von Danilewskv gegeben, welcher vermutete, da\u00df Chymosin die R\u00fcckverwandlung der Peptone in Eiwei\u00df verwirkliche.\nDaraus erkl\u00e4rte sich (teleologisch) das konstante Verh\u00fcll nis zwischen Trypsin und Chymosin, da beide Fermente eine und dieselbe Aufgabe der Eiwei\u00dfassimilation, nur in zwei nacheinander folgenden Phasen erf\u00fcllen, und da es-aus der Biologie der Fermente genug bekannt ist, da\u00df die Ausscheidung der Fermente sich den physiologischen Bed\u00fcrfnissen anpa\u00dft, kein Wunder also, da\u00df zwei Fermente, die eine und dieselbe physiologische Arbeit der Assimilation leisten, in konstantem Verh\u00e4ltnis zueinander ausgeschieden werden. Danilewskvs Ansicht erkl\u00e4rte ferner das Vorhandensein von Chymosin im Magensaft der Nichts\u00e4uger, in Bakterien, in h\u00f6heren Pflanzen, mit einem Worte, \u00fcberall da, wo ein proteolytisches Ferment sich vorfindet.\nAber ich bin jetzt zur Kenntnis einiger Tatsachen gelangt, welche hin weisen, da\u00df die Plasteinbildurig, also die\n\u2018j Journal of Physiology, 1903.","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"o i o\n.\u00bb I <L\nW. Sawjalow,\nR\u00fcckverwandlung der Peptone in Fiwei\u00df, eine umgekehrte Reaktion des Pepsins ist. Damit f\u00e4llt Danilewskvs Erkl\u00e4rung von selbst und es erhebt sieh von neuem die Frage: welche physiologische Aufgabe erf\u00fcllt das Labferment in allen den F\u00e4llen, wo es mit der Milch gar nicht Zusammentreffen kann?\nDiese Frage ist durch Pawlows Vermutung zwar nicht gel\u00f6st, aber doch \u00fcberfl\u00fcssig geworden. Fs existiert \u00fcberhaupt kein Labferment, es gibt keine Labwirkung. Pawlow meint, da\u00df die Labwirkung eine umgekehrte Pepsinreaktion ist. Weiter unten spreche ich. gest\u00fctzt auf gewisse Tatsachen, eine andere Ansicht aus. Aberdem Grundgedanken Pawlows von der Identit\u00e4t der beiden Fermente pflichte ich v\u00f6llig bei. Diesem (jedanken haben von vornherein dreierlei Bedenken entgegengestanden:\n1.\tDie M\u00f6glichkeit einer isolierten Darstellung von Pepsin und Chymosin nach den Methoden von Ilammarsten. Dieser Finwand ist von Pawlow wegger\u00e4umt worden.\n2.\tVerschiedenartige Regelm\u00e4\u00dfigkeiten, welche bei den verschiedenen Konzentrationen von beiden Fermenten sich bemerken lassen.\n\u2022L Pepsin wirkt nur bei saurer, Chymosin soll auch bei neutraler und alkalischer Reaktion wirken.\nDie zwei letaleren Schwierigkeiten sind durch Pawlow nicht wegger\u00e4umt worden. Ich gehe zun\u00e4chst zur Besprechung des zweiten Punktes \u00fcber.\nCh y mos in versuche.\nSoxhlet war der erste, welcher das Verh\u00e4ltnis zwischen der Konzentration dos Labfermentes und der Gerinnungszeit feststeltte; nach seinen Versuchen ist die Intensit\u00e4t der Labwirkung der Ferment menge direkt proportional, die Gerinnungszeiten den Fermentmengen umgekehrt proportional oder das Produkt aus Fermentmenge (c) und Gerinnungszeit (t t ist eine konstante Gr\u00f6\u00dfe ct = const.\nAber schon nach den Versuchen von Soxhlet selbst gilt die angef\u00fchrte Gleichung nur f\u00fcr gewisse, nicht allzu kleine Fermentkonzentrationen. Bei den wachsenden Verd\u00fcnnungen weicht die beobachtete Gerinnungszeit von der berechneten","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Krage nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin. 313\nmehr oder weniger ab. Um diese Tatsachen zu kontrollieren und um die Grenzen festzustellen, innerhalb deren die Soxhletsche Hegel ihre Rodeutung bewahrt, unternahmen wir eine Reihe von Gerinnungsversuchen, welche teils in Rrobiergl\u00e4schen, teils in dem Apparate ausgef\u00fchrt sind, welcher in der Arbeit von A. Winogradow beschrieben ist.1)\tt\nDie Versuche sind teils mit nat\u00fcrlichem Magensaft vom Hunde, teils mit k\u00fcnstlichem Magensaft aus der Magenschleimhaut vom Schwein ausgef\u00fchrt. Der nat\u00fcrliche Magensaft wurde mit Salzs\u00e4ure von demselben 'fiter, wie der Saft selbst, verd\u00fcnnt: den k\u00fcnstlichen Magensalt, der immer deeinormal war, verd\u00fcnnten wir mit einer decinorinalen Salzs\u00e4ure. Zur liereeli-iiung der theoretischen Gcrinnuugszeiten verfuhren wir folgenderma\u00dfen. Da heim Vermischen des Ferment\u00e9s mit der Milch eine kurze Zeit zwischen dem Andr\u00fccken des Sekundenmessers und dem wirklichen Vermischen der Fl\u00fcssigkeiten vergeht, so mu\u00df man eine gewisse, f\u00fcr eine Reibe von Versuchen konstante Gr\u00f6\u00dfe von den berechneten Zeiten in Abzug bringen. Die Gr\u00f6\u00dfe dieser Konstante berechnet sieh aus der Gleichung\nto t, \u2014 X) . - [, \u2014 \\\nwo tt die beobachtete Gerinnungszeit mit dem reinen Saft, t<> die mit dem zehnfach verd\u00fcnnten Saft und x die zu bestimmende Konstante ist.\nIch f\u00fchre (\u2018inen Versuch als Beispiel an i Tabelle R. Alle \u00fcbrigen Versuche sind weiter unten tabellarisch zusammen-gcstellt (Tabelle 11).\nIn der Tabelle III ist dasselbe Tatsachenmaterial, wie in der labeile II, in einer mehr \u00fcbersichtlichen Form zusammengestellt. Die Zahlen der Tabelle II sind dabei folgenderma\u00dfen (ungerechnet. Nach der Sox hl et sehen Formel et = const, berechnet man die Soxhietsche Konstante, indem man die Gerinnungszeit durch die Fennentkonzentration multipliziert. Des leichteren Vergleiches halber sind weiter die f\u00fcr den unverd\u00fcnnten Saft so gewonnenen Zahlen gleich 100 gesetzt und alle \u00fcbrigen demgem\u00e4\u00df in \u00b0,o der Zahlen der ersten Kolonne berechnet.\n\u2018) Pfl\u00fcgers Archiv. Bd. LXXXYIl.","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"311\nW. Sawjalow,\nTabelle I. Versuch II.\nNat\u00fcrlicher Hundemagensaft.\nGerinnungs/eiten in Sekunden.\nHeiner Saft\t\tDerselbe\tSaft verd\u00fcnnt\t\n\t5 fach\t20 fach\t30 fach\t40 fach\n4,7\t12,3\t44\t85\t120\n4,a\t12\t\u2014\t90\t130\n4.3\t10\t\u2014\t\u2014\t\t\n4.3\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u25a0 \t\t\n3.2\t\u2014\t\u2014\t- \u2014\t\u2014\nMittel\t4.1\t11.\u00ab\t\u00ab\t87.5\t125\nMinus Konstante 1,7\t9,2\t41,6\t8o.l\t122,0\nTheorie\t1,7\t8.5\t1. \u00bb\t51\t08\nVon allen \u00fcbrigen Versuchen f\u00fchre ich der Raumersparnis wegen nur die Mittelzahlen in der Tabelle II an.\nTabelle II.\nGerinnungszeiten (Mittelzahlen) hei verschiedenen Konzentrationen des\nLabfermentes (in Sekunden).\nHeiner Saft\tDerselbe Saft verd\u00fcnnt\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t5- fach\t10-la ch\t20- fach\t30- fach\t10- fach\t50- fach\t80- facb\t100- fach\t150- fach\t200- facb\t10(H)- facli\n2.3\t.\too 7\t73.5\t\t154\t\t371\t\t-\t\t\u2014\n1,7\t9,2\t-\t44\t87,5\t125\t\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n3,8\t\u25a0 \u2014\t38,1\t\t\t\u2014\t;\t204,8\t\u2014\u25a0\t527\t970\t\u2014\t\n2,1\t\u2014 ; *\t21 O\t\t\t\u25a0\t101,t\t\u2014\t\u2014\t__\t\u2014\t_\n5,4\t\t\u00fcl ,\u00bb)\t\u2019\t\t\u2014\t-\t\u2014\t782\t\t\u2014\t\t\n0.3\t\u2014\t03.2\t\t_\t__\t\t\t9(K)\t\t\u2014\t\n0.5\t\t04,5\t\t\t\t-\t\u2014\t\u2014\tKein\u00ab Ofr.\t\t\u2014\t1 \u201c\n5,2\t\t51,0\t\t\t\u2014\t\t307,t>\t\t057\t\t2485\ti *\n5.0\t\tDl)\t\t\u2014 -\t\t\t\t_ \u25a0\t2100\t.\t\u2014\t108(H)\n3.4\t\u2014\t30\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t\u2014\t720\t\t\t!\n2.8\t14\t35,4\t\t'\t-\t\u2014\t\u2014\t520 '\t.\t* - ' . ; \t\t! \u201c","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin.\n315\nTabelle III.\nDie Soxhletsche Konstante ( - 100) hei verschiedenen Konzentrationen\ndes Lahfermentes.\nReiner\t\t\t\t\tDerselbe Saft verd\u00fcnnt\t\t\t\t\u25a0\t \u2022\t\u2014\t\u2014\nSaft\t5-\t10-\t20-\tao-\t44)-\t50-\t80-\t100- |\t150- |\t200-\t1000-\n\tfach\tfach fach\t\tfach\tlach\tfach\tfach\tfach\tfach -\tfach\tfach\n100\t\u2014\t90\t' IGO\t\t1G7\t\t202\tj. 1\t\t\t\n100\t108\t\t\t129\t171\t188\t\t\u2014\t\u2014\t\t\t-\t\n100\t\u2014\t100\t\u2014\t\t\t189\t\u25a0\t188\t170\t\t\t_\n100\t\u2014\t101\t\t\t\t\t97\t\t\t.\t.\t\t\t\t\n100\t-\t95\t\t\u2014\t\u2014\t\tr\t\t1 K)\t\u2019\t\t\t\u2022 .\n100\t\t100\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t148\tI\t\t\t\t-\n100\t\t101\t\t\t\u25a0\t\u25a0 ....\t\u25a0\tKeine Or.\t\u2014\t.\t\n100\t_\t99\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t118\t\t126\t\u2014\t239\t\n100\t\t100\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t429\t\u2014\t\t1928\n100\t\t100\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t_ \u25a0\t212\t\u2014\t\t\u25a0>\t\t\t\n100\t100\t12(1\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t.\t186 . r\t\u2014\t\u25a0\t\nAus den Tabellen II und III kann man den Schlu\u00df ziehen, da\u00df die Soxhletsche Regel nur f\u00fcr kleine Zeitintervalle (in unseren Versuchen h\u00f6chstens 10 Minuten) Geltung hat. Nimmt die Gerinnung mehr Zeit in Anspruch, so weicht die beobachtete Gerinnungszeit mehr und mehr von der berechneten ab.\nPepsi\nnversue\nh\nDie Intensit\u00e4t der Verdauung mit Pepsin, nach der Menge der Verdauungsprodukte gemessen, ist ceteris paribus der Quadratwurzel aus der Pepsinkonzentration direkt proportional. Diese\nRegel wurde zuerst von Sch\u00fctz sen.1) und (unabh\u00e4ngig voi ihm) von Prof. Borissow2) entdeckt, von Sch\u00fctz jun.,s> sowii von Sch\u00fctz sen. und Huppert best\u00e4tigt. Diese Sch\u00fctz Rorissowsche Regel wird aber von Prof. ,1. Sj\u00f6qvist be stritten. Letzterer stellte eine Proportionalit\u00e4t in der erstei Potenz fest.\nM Diese Zeitschrift, Bd. IX. S. 557. *j Dissertation, russisch.\n3) Diese Zeitschrift. Bd. XXX. S. 1.","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nW. Sawjalow,\nWir wollen zun\u00e4chst diejenigen Arbeiten kritisch besprechen, welche f\u00fcr die erstere Anschauung eintreten. Von allen Versuchen dieser Art k\u00f6nnen, meiner Ansicht nach, nur die von Borissow als einwandfrei betrachtet werden. Aber die 1\u00ce<>-rissowsehen Versuche stehen wegen der besonderen Bedingungen ganz allein da und sollen in einem besonderen Abschnitte besprochen werden. Alle \u00fcbrigen Arbeiten erwecken gewisse Bedenken.\nSch\u00fctz sen. w\u00e4hlte, als Ma\u00df der Verdauungskraft, die Menge der bei Verdauung sich bildenden Deuteroalbumose. In der Tat bestimmte er aber zugleich mit der letzteren auch das Pepton von K\u00fchne, sowie alle die kristallisierbaren Verdauungsprodukte. kurz, alle die Produkte der Verdauung, prim\u00e4re Albn-mosen ausgeschlossen, ohne da\u00df ein Grund zu dieser Ausschlie\u00dfung ersichtlich w\u00e4re. Wenn man indessen auf (irund der Arbeit von Sch\u00fctz und Huppert die ganze Menge Verdauungsprodukte ohne jede Ausnahme berechnet, so bekommt man Zahlen, welche keinesfalls mit den theoretisch berechneten \u00fcbereinstimmen, wie dies folgende Tabelle IV zeigt, welche ein im angegebenen Sinne umgoroehnetes Material aus den Tabellen V, VI, VII und VIII von Sch\u00fctz und Huppert enth\u00e4lt.\nTabelle IV.\nTheorie\tVersuch\nfr <V>\t0,331\u00ab\tit r* 0.2283\n0,4586\t0,4566\n0,6849\t0,6849\n0,9132\t0,9132\n(VI) 0,0947\t0,4480\n0,1894\t0,1905\n0,2841\t0,3069\n0,3708\t0.4050\n(VII 0,3253\t0,7939\n0.6306\t0,7867\n0.9759\t0.8373\n1,3012\t0,8356\nA\u2019III) 0,2670\t0,5158\n0,5340\t0,7375\n0,8010\t0.7028\n1.0680\t0,7138","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin. 31\nDie von Sch\u00fctz sen.1) gefundenen Albumosenmengen stimmen mit der Theorie wirklich vortrefflich \u00fcberein. Aber Sch\u00fctz selbst hat in seiner zweiten (mit Huppert publizierten Arbeit eine Reihe von Daten erhalten, welche seiner Regel widersprechen. Es ist klar, da\u00df man aus einem so schwankenden Tatsachenmaterial keine bestimmten Schl\u00fcsse ziehen kann.\nDie Restimmungsmethode von Sch\u00fctz jun. war vorwurfsfrei, da er als Ma\u00df der Verdauungskraft den gesamten Stickstoff aller Verdauungsprodukte w\u00e4hlte. Die erhaltenen Zahlen stimmen mit der Theorie sehr gut \u00fcberein. Aber die gebrauchte Pepsinl\u00f6sung war sehr schwach: sie wurde durch Aull\u00f6sen von gr k\u00e4uflichen Pepsins in 100 1 schwacher Salzs\u00e4ure, erhalten. Die L\u00f6sung war so schwach, da\u00df die Me tischen R\u00f6hren darin innerhalb 10 Stunden gar nicht angegriffen wurden.\nIch will nicht behaupten, da\u00df geringe Konzentrationen des Fermentes selbst bedenklich w\u00e4ren. Aber als Sch\u00fctz sein Pr\u00e4parat in einer gr\u00f6\u00dferen Konzentration an wendete, zeigte sich, da\u00df seine Regel f\u00fcr diese h\u00f6heren Fermentkonzentrationen nicht mehr g\u00fcltig ist, und je konzentriertere L\u00f6sungen in Anwendung kamen, desto gr\u00f6\u00dfere Abweichungen von der Regel lie\u00dfen sich bemerken. Diese Tatsache kann meiner Ansicht nach nur folgenderma\u00dfen erkl\u00e4rt werden. Das Pr\u00e4parat von Sch\u00fctz war wahrscheinlich (wie fast alle k\u00e4uflichen Pepsinpr\u00e4parate) durch Selbstverdauung der Schleimhaut gewonnen. In diesem falle enthielt das Pr\u00e4parat zweifellos Antipepsin. Somit dr\u00fccken die Zahlen von Sch\u00fctz eine Resultante von zwei entgegengesetzten Komponenten aus: die Menge der Verdauungsprodukte war in seinen Versuchen jedesmal durch die katalvsicrende \\\\ irkung des Pepsins und die antikutalysierende Wirkung des Antipepsins bestimmt. Da die relative Menge beider, sowie die besetze ihrer Wirkungen unbekannt sind, so dr\u00fccken die Zahlen von Sch\u00fctz eine Summe von zwei unbekannten Gr\u00f6\u00dfen aus. Daraus erkl\u00e4rt sich, da\u00df seine Regel nur f\u00fcr bestimmte Zeitdauern gilt ; f\u00fcr andere Zeitintervalle ist sie schon eine andere.\nIch hebe alle diese Umst\u00e4nde besonders darum hervor,\n') Diese Zeitschrift, Bd. IX, S. 577.","page":317},{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"ai 8\nW. Sawjalow,\nweil wir eine einwandfreie Arbeit von .1. Sj\u00f6qvist1) haben, welche f\u00fcr l\u2019epsin eine ganz andere Kegel ergibt, und zwar dieselbe, welche auch f\u00fcr das Chymosin g\u00fcltig ist. Die Zahlen von Sj\u00f6qvist sind so genau, da\u00df man aus denselben eine gew\u00f6hnliche monomolekul\u00fcre Gleichung ableiten konnte, und dabei betrug die mittlere Abweichung der Daten von der Theorie nur Ui\" o, die gr\u00f6\u00dfte Abweichung nur 4,3\u00b0/o der theoretisch berechneten Gr\u00f6\u00dfe, kurz, es liegen .hier vortreffliche Zahlen vor, welche durch sehr genaue Methoden unter verschiedenen Bedingungen erhalten sind. Aus seinen Versuchen leitet Sj\u00f6qvist die Gleichung\n^ \u2014 Const. P (a\u2014x)\nd. li. die Geschwindigkeit der Reaktion (oder die Menge \u2014 dx \u2014 der in dem Zeitelement \u2014 dt \u2014 sich bildenden Verdauung-Produkte) ist zu jedem Moment ceteris paribus der ersten Potenz der Pepsinkonzentration (P) projKirtional.\n\\\\ ir haben also zwei Arbeiten \u00fcber das uns interessierende Thema, die von Sch\u00fctz jun. und diejenige von Sj\u00f6qvist. welche zu entgegengesetzten Schl\u00fcssen f\u00fchren. Aus den oben angef\u00fchrten Gr\u00fcnden halte ich den Schlu\u00df von Sj\u00f6qvist f\u00fcr wahrscheinlicher. Wenn man sich aber auf den Standpunkt von Sch\u00fctz stellen will, so mu\u00df man doch zugeben, da\u00df die Proportionalit\u00e4t der halben Potenz nur f\u00fcr ganz bestimmte Bedingungen, n\u00e4mlich f\u00fcr gro\u00dfe Zeitintervalle g\u00fcltig ist. Wie \u00ablas Gesetz f\u00fcr k\u00fcrzere Zeit intervalle ausf\u00e4llt, wissen wir aus der Arbeit von Sch\u00fctz nicht; wir wissen nur, da\u00df hier eine andere Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit obwaltet.\nPm die vergleichbaren Daten zu erhalten, ist es also n\u00f6tig, die Anwendbarkeit der Sch\u00fctz-Borissowsehen Kegel f\u00fcr k\u00fcrzere Zeitintervalle zu pr\u00fcfen. Ohne diese Pr\u00fcfung kann man die Identit\u00e4t der beiden Fermente weder best\u00e4tigen,2) noch widerlegen, weil die Regeln f\u00fcr Pepsin und Chymosin so lauten:\n1. Die Intensit\u00e4t der Chymosinkatalyse ist der ersten Po-\n*' Sk;ind. Arch. f. Physiol.. Kd. V.\n*j Gewi\u00df nur, wenn inan die Arbeit von Sj\u00f6qvist nicht ber\u00fccksichtigt, was \u00fcbrigens unbegreiflicherweise oft stattfindet.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Pr\u00e4ge nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin. 319\nt(*nz der Fermentkonzentration proportional; diese Hegel gilt aber nur f\u00fcr kurze Zeitdauer; die f\u00fcr l\u00e4ngere Zeitintervalle g\u00fcltige Regel kennen wir nicht, wir wissen nur, da\u00df sie eine andere ist, als die f\u00fcr k\u00fcrzere Zeiten.\n2. Die Intensit\u00e4t der Pepsinkatalyse (nach Sch\u00fctz) ist der Quadratwurzel aus der Fermentkonzentration proportional, aber das ist nur f\u00fcr lange Zeitdauer der Fall (10 Stunden). Die Regel f\u00fcr kurze Zeitintervalle lautet anders, aber wie, das wissen wir nicht.\nUm die Pepsinregel f\u00fcr kurze Zeitdauer zu pr\u00fcfen, haben wir die alte Gr\u00fctznersehe Methode gebraucht, die bekanntlich darin besteht, da\u00df man mit Carmin gef\u00e4rbte Fibrinflocken der Verdauung unterwirft und die Menge der Verdauungsprodukte nach der Intensit\u00e4t der in L\u00f6sung gehenden Farbe bestimmt. Wenn man streng neutrale1) Carminl\u00f6sungen zum F\u00e4rben anwendet, so gibt das gef\u00e4rbte Fibrin wirklich keine Farbe an die 0,2\u2014 0,4 \u00b0/o Salzs\u00e4ure ab. Von dem trockenen (durch Alkohol\u00e4ther-Behandlung getrocknet) Fibrin wurden gleiche Mengen abgewogen und in eine Reihe von Probiergl\u00e4schen hineingebracht, in denen sich Fermentl\u00f6sungen von verschiedenen Konzentrationen befanden. Nach Ablauf von 10\u201415 Minuten wurde der Inhalt der Probiergl\u00e4ser auf Marlifilter gegossen und die Intensit\u00e4t der Farbe in den Filtraten mit dem Du-bosqsehen Kolorimeter verglichen. Fs wurde bei jedem zu vergleichenden I aare bmal abgelesen und aus den Mittelzahlen die relative Menge der Verdauungsprodukte berechnet.4 In der Libelle V sind die Resultate der Versuche zusammengestellt; dabei wurde in allen Versuchen die Menge der Verdauungsprodukte in dem 16-fach verd\u00fcnnten Safte gleich eins gesetzt und alle die \u00fcbrigen Zahlen in dieser Kinheit ausgedr\u00fcckt.\nAus den angef\u00fchrten Zahlen ist ersichtlich, da\u00df die Intensit\u00e4t der Verdauung f\u00fcr kurze Zeitintervalle der ersten Potenz der Fermentkonzentration proportional ist.\nIm Hinblick auf die Resultate von Sj\u00f6qvist und die ineinigen sehe ich mich zu folgender Schlu\u00dffolgerung veranla\u00dft.\n\u2018) Durch l\u00e4ngeres Digerieren auf d\u00e9m Wasserbad vom Ammoniak\u00fcberschu\u00df befreit.","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"W. S a\\v ja low.\n820\nPepsin- und Chymosinkatalyse folgen bei verschiedenen\nFermentkonzentrationon einer und derselben Regel. Somit ist das zweite Bedenken gegen die Ansicht von Raw low aulgehoben.\nTabelle V.\nIntensit\u00e4t der Verdauung hei verschiedenen l\u2019epsinkonzentrationen.\nNummer des\tV e r d ii n n u n g\t\t\t\tReiner\nVersucht <\t1 : l(i 1\t1 : 8\t1 : i\t1 : 2\tMagensaft\n1\t1\t1.7 I\t1 3.7\t8.2\t16.0\n\u2022_)\t1\t2.1\t\u2014\t7,1\t16,0\na\t1\t1.7\t3. i\t7.1\t11.0\ni\t1\t1.0\t3.8\t8.1\t15.2\n\u00f6\ti 1\t1.0\t3 1\t8.1\t15.2\n6\t1\t1.0\t. \u2022\t8.S\t17,(1\nt\t1 i\t1.8\t1.1\t7.2\t1(5.0\ns\t1\t1.0\t1.2\t8.0\t1(5.8\n0\t1\t1.0\t3.8\t~~\t15.2\nto\t1\t\u2014\t\u25a0 \u2014\t\t\t1(5.0\n11\t1\t' \u2014\t\t'\t15,2\n12\t1\t\t\u2014\t\t15.2\nld\t1\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t16.8\n11\t1\t\t_ [V\t\u2014\t1(5,0\nMittel\t1\t1.0\t3.8\t8,0\t15,8\nTheorie .1 \u2022V V-,\t1\t1.1\t2.0\t1 2.8\t1,0\nTheorie \u20221\tc .1,\t.c,\t1\t2.0\tj\t8.0\t1(5,0\nI ber die Ursache der Borissowschen Anomalie.\nDie Pepsinregel von Sj\u00f6qvist ist indessen ung\u00fcltig f\u00fcr einen besonderen Fall, n\u00e4mlich f\u00fcr die Mettschen R\u00f6hren. Fs ist von Borissow an einem sehr zahlreichen Tatsachenmaterial","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin. 321\nkonstatiert und von allen anderen Forschern best\u00e4tigt worden, da\u00df die Pepsinwirkung bei Anwendung von R\u00f6hren d(*r Quadratwurzel der Fermentkonzentration proportional ist. Ks existiert also ein schroffer Widerspruch, der erkl\u00e4rt werden mu\u00df. Diese Erkl\u00e4rung geben folgende Versuche.\nIm Falle der Eiwei\u00dfr\u00f6hren handelt es sich um ein zwei-phasiges System, w\u00e4sserige L\u00f6sung und Eiwei\u00dfgel. Ohne in die Natur des letzteren tiefer einzudringen, mu\u00df man doch annehmen, da\u00df die /.weite Phase physikalisch von der ersteren einigerma\u00dfen verschieden ist. Die Pepsinwirkung findet nur inncih.tlb des Eiwei\u00dfkoagulums statt. Indessen kann man vermuten, da\u00df die Konzentration des Pepsins in dem Eiwei\u00dfkoa-gulum (im* nndeio ist, als in der sie umgebenden w\u00e4sserigen Fl\u00fcssigkeit. Roiissow nahm die Fermentkonzentration innerhalb des Koagulums derjenigen in der Fl\u00fcssigkeit gleich und berechnete unter dieser Voraussetzung seine Regel. Diese Annahme ist aber ganz unbewiesen und kaum wahrscheinlich. Es entsteht also die Frage, ob Pepsin innerhalb des Eiwei\u00dfgels in deis< Iben Konzentration sich befindet, wie in dem umgebenden Medium. Um dieser Frage etwas n\u00e4her zu treten, machten wir eine Reihe von Versuchen, bei denen die Konzentration des Pepsins im Gel wirklich bekannt war und pr\u00fcften unter diesen Bedingungen die Regel von Borissow.\nUnreine bekannte Pepsinkonzentration innerhalb des Eiwei\u00df-gels zu erhalten, bereiteten wir statt der Eiwei\u00dfr\u00f6hrcn Gelatiner\u00f6hren. Besondere Versuche zeigten,, da\u00df solche R\u00f6hren, mit reiner Gelatine gef\u00fcllt, nach der Borissowschen Regel verdaut werden. \\\\ enn man aber die in die R\u00f6hren kommende Gelatine vorher mit einer neutralen F'ermentl\u00f6sung vermischt und die so mit Ferment beladenen R\u00f6hren in eine schwache Salzs\u00e4urelosung (dezinormal) wirft, so zeigen die R\u00f6hren eine andere Regel, die mit der von Sj\u00f6qvist abgeleiteten vollkommen \u00fcbereinst immt.\nWir gebrauchten zu diesen Versuchen eine starke (30 bis 40\u00b0/o) Aufl\u00f6sung von k\u00e4uflicher roter Gelatine und vermischten einige Portionen der Gelatinel\u00f6sung bei 40\u00b0 mit dem gleichen Volumen eines w\u00e4sserigen Auszuges aus der Magenschleimhaut","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"322\nW. Sawjalow,\ndos Schweines. Der Auszug kam rein oder mit Wasser zweimal, viermal etc. verd\u00fcnnt in Anwendung. Mit diesen Fermentgelatinegemischen f\u00fcllte man die K\u00f6hren; sie wurden dann auf Eis gelegt und nach dem Festwerden in die dezinormale Salzs\u00e4ure gebracht, in der die R\u00f6hren bei Zimmertemperatur innerhalb 3\u20146 Stunden verblieben. Bei der beschriebenen Versuchs-anordnung ist man sicher, da\u00df die im Gel angenommene Pepsiri-konzentration der wirklichen gleicht. Die Versuche ergaben, wie aus der Tabelle VI ersichtlich, eine der ersten Potenz der Fermentkonzentration entsprechende Proportionalit\u00e4t.\n-\tTabelle VI.\nL\u00e4nge der verdauten Strecke der mit Ferment beladenen Gelatiner\u00f6hren\n(in mm).\nVersuch\tFermentl\u00f6sung rein Fermentgehalt 16 x\t2 Fach verd\u00fcnnt Fg. = Hx\t4 fach verd\u00fcnnt Fg. = 4 x\tXfach verd\u00fcnnt Fg. = 2 x\t16fach verd\u00fcnnt Fg. \u00ab 1 x\nI\t.\t(,5\t3,1\t1.5\t0,6\n11\t7.0\t\u2014\t1.5\t0.76\t0,42\nIII\t6.7\t\u2014\t1.6\t0,8\t0,98\nIV\t\u2014\t\u2022) 7 -\u2022*\t4.4\t\u2014\t\u2014\nV\t4.X\t2.7\t\t\u2014\t\u2014\nVI\t4.0\t2.0\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nVII\t5.X\t3,3\t\u2014\t0,9\t\u2014\nVIII\t6.1\t3.5\t\u25a0 _\t0.6\t\t\t\nIX\tX.5\t\u2014\t\u2022\t0.8\t\u2014-\nX\t5,6\t2.7\t\u2014\t\u2014\t\n\\\\ enn man die Zahlen der ersten Kolonne gleich 16 setzt, so ergeben sich f\u00fcr die \u00fcbrigen Zahlen Werte, deren Mittel in der Tabelle VII zusammengestellt sind.\nAus diesen Versuchen kann man den Schlu\u00df ziehen, da\u00df, wenn die Pepsinkonzentrationen im Gel wirklich den angenommenen entsprechen, die Intensit\u00e4t der Verdauung (J, ,),) der ersten Potenz der Fermentkonzentration (c, c,) proportional ist, Es liegt nahe, zu vermuten, da\u00df die Fermentkonzentrationen innerhalb des Eiwei\u00dfgels in gew\u00f6hnlichen Mettschen R\u00f6hren","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin.\n323\nandere als irn umgebenden Medium sind, und zwar sind die Fermentkonzentrationen innerhalb des Kiwei\u00dfgels viel niedriger als in der umgebenden Fl\u00fcssigkeit.\nTabelle VII.\n\tFerme ntgehalt\t\t\t\t\n\t10 x j 8 x I\t\t4 x\t2 x\tX\nVerdauungskraft Versuch\tl('\t\t\u00ab,7\t3.0\t2,05\t1.0\n.1\tc Theorie -, - =\t|\t10 Jt\t<i\t1\t\t8.0\t4,0\t. 2,0\t- 1.0 ' '\n. J\tl'c l lieorie \u2014r\u2014 - - \t\t\t J.\tJ/c,\t10\t11.2\t8.0\t5.0\t\u2022CO\nZum Beweise hierf\u00fcr dienen folgende Versuche: Man bereitet zwei Mettsehe B\u00f6hren: in die eine kommt Gelatine mit dem gleichen Volumen Wasser verd\u00fcnnt (unbeladeneR\u00f6hren) hinein, die zweite f\u00fcllt man mit derselben Gelatinel\u00f6sung, aber mit dem gleichen Volumen w\u00e4sserigen Magenschleimhautauszuges vermischt. Die zweite R\u00f6hre legt man in dezinormale Salzs\u00e4ure, die erste in den zweifach mit Wasser verd\u00fcnnten Schleim-\nhautauszug,1 \u00bb zu welchem au\u00dferdem Salzs\u00e4ure bis zum dezinormalen Titer zugegeben ist. Man hat also die beladenen und unbeladenen R\u00f6hren unter gleichen Bedingungen vor sich: wie die S\u00e4urekonzentration, so ist auch der Fermentgehalt gleich, nur ist das Ferment in einem Falle (beladene R\u00f6hren) in dem Gel selbst, also in der Sph\u00e4re seiner Wirkung, in dem anderen Falle (unbeladene R\u00f6hren) au\u00dferhalb dieser Sph\u00e4re in der umgebenden Fl\u00fcssigkeit vorhanden und soll somit aus der\nletzteren erst in das Gel gelangen. Die Versuche zeigen, da\u00df der Fermentgehalt2) innerhalb des Gels im zweiten Falle viel geringer ist, sls im ersten Falle (in beladenen R\u00f6hren). Zum Beweise dienen folgende Zahlen:\n*) Welcher zur Bereitung der beladenen R\u00fchren gedient hat. *) Nach der Intensit\u00e4t der Wirkung gemessen.\nHoppe-Seyler s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVI.\n21","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"324\n\\Y. Sawjalow,\nTabelle VIII.\nL\u00e4nge tier verdauten Gelatines\u00e4ule in mm.\nNummer des Versuches\tDauer des Versuches \u2022\tReladene : \u2022 R\u00f6hre\tl nheladene R\u00f6hre\nI\t\u2022 \u2022 \u2022 \u2022 ' . \u25a0 . \u2022 0 Stunden\t3.8\t0.60\nli\to\t7.2\t0,32\n111\t3\tf).(S\t0,6\n1V,\to i ... :'\u25a0 '\tS.f) 1 :\tn.7 .\nWir haben also im Falle der Mettsehen R\u00f6hren sein verwickelte Verh\u00e4ltnisse: es teilt sieh das Pepsin zwischen zwei Phasen in verschiedenen Konzentrationen auf und man kann vermuten, da\u00df die Borissow sehe Kegel nicht die Wirkungsweise des Fermentes, sondern das Teilungsverh\u00e4ltnis zwischen beiden Phasen ausdr\u00fcckt. In der Tat kennen wir, dank den Versuchen von Nernst,1) einen Fall, in dem die Verh\u00e4ltnisse den bei den Me tischen R\u00f6hren obwaltenden ganz analog sind. Ich ineine hiermit das Teilungsverh\u00e4ltnis der Benzoes\u00e4ure zwischen Benzol und Wasser, wobei die Konzentrationen ct und t*2 in beiden Medien anstatt der gew\u00f6hnlichen Formel\nc\u201e\n\u2014 = const, in der Gleichung -l-~ = const, sich ausdr\u00fccken.\n\nDie letzte Gleichung in der Form \u2014\u00fc- = const, ist zugleich\nl c,\nein Ausdruck liir die Borissowsche Regel, weil die Konzen-tration des Pepsins (Verdauungskraft) innerhalb des Eiwei\u00dfgels der Quadratwurzel der Konzentration in der Fl\u00fcssigkeit proportional ist.\nEs ist bekannt, da\u00df die Benzoes\u00e4ure im Palle von Nernst in beiden Medien ungleiche Molek\u00fcle bildet. Wenn wir also die Borissowsche Regel mit diesem Falle in eine Parallele stellen, so m\u00fcssen wir annehmen, da\u00df Pepsinmolek\u00fcle beim \u00dcbergang aus der Fl\u00fcssigkeit ins Gel sich verdoppeln. Das ist wohl annehmbar, da die Kolloide in verschiedenen L\u00f6sungs-\n\u2018) Zeitschrift f. physikalische Chemie. Rd. VIII.","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin.\n325\ns\nmittein bekanntlich physikalisch verschiedene L\u00f6sungen geben. So unterscheiden sich z. 13. die L\u00f6sungen von Eiwei\u00dfk\u00f6rpern in Wasser, Soda oder Neutralsalzl\u00f6sungen durch ihr \u00e4u\u00dferes Aussehen, Filtrierbarkeit, Koagulationspunkt usw. Vom molekularen Standpunkte aus kann man diese Verschiedenheiten nur in dem ungleichen Molekulargewichte des Eiwei\u00dfes sehen.\nDie Formel = const. ist f\u00fcr die Met Ischen H\u00f6hren\nl vt\neben darum anzunehmen, weil die beladenen R\u00f6hren, eine Proportionalit\u00e4t der ersten Potenz, die: unbeladenen eine solche der halben Potenz zeigen. Es bedarf also diese Formel keiner besonderen experimentellen Pr\u00fcfung. Sie kann aus den Versuchen mit beladenen und unbeladenen R\u00f6hren abgeleitet werden. Aber ich kann auch zum Beweise der Formel zwei Versuche an f\u00fchren, welche mit reinem und zweifach verd\u00fcnntem Magensafte ausgef\u00fchrt worden sind, und zwar unter den oben beschriebenen Bedingungen, d. h. bei gleichen Konzentrationen des Fei mentes, das eine Mal im Gel selbst, das andere Mal in der umgebenden Fl\u00fcssigkeit. Nach der Formel sollen die Quadratwurzeln aus der L\u00e4nge der verdauten Eiwei\u00dfstrecke in beladenen R\u00f6hren zur L\u00e4nge der gel\u00f6sten Gelatines\u00e4ule in unbeladenen R\u00f6hren in einem und demselben Versuche bei verschiedenen.' Fermentkonzentrationen in einem konstanten Verh\u00e4ltnis zueinander stehen. (Siehe Jabelle IX auf folgender Seite.)\nSomit erkl\u00e4rt sich die Anomalie von Borissow aus dem I eilungsgesetze des Pepsins zwischen Wasser und Eiwei\u00dfgel. Pie physikalische Ursache des Quadratwurzelgesetzes liegt wahrscheinlich in der Ungleichheit der Molek\u00fclgr\u00f6\u00dfe des Fermentes in beiden Medien.\nIber die angebliche Wirksamkeit des Chymosins bei\nneutraler Reaktion.\nDer dritte Unterschied zwischen Pepsin und Chvmosin ist nur ein scheinbarer. Es ist allbekannt, da\u00df neutrale L\u00f6sungen von Chymosin die Milch koagulieren k\u00f6nnen, aber Chymosin wirkt dabei durchaus nicht bei neutraler Reaktion. Die Milch ist keine neutrale Fl\u00fcssigkeit, sie besitzt bekanntlich amphotere\n21*","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"W. Sawjalow,\n326\nReaktion, d. h. es sind darin auch die f\u00fcr Pepsin n\u00f6tigen H-Ionen vorhanden. Nach dem bekannten Schema der Dissoziation von Monokaliumphosphat haben wir\nKH,P( )4\n/\\\nK II#P04\n/\\\nII HP04\nTabelle IX.\n' Versuch\t. '\ti Dauer des ! Versuches\tKerment- gelialt\tBeladene | R\u00fchren verdaut mm\tUnbeladene R\u00fchren verdaut mm\tKonstante\n1\t\u00dc Stunden\t2 v to A * . X\t\u25a0 3.8 1.6\t0.66 0.43\t0.66 0-31 Vw i\u00e4 =0.\u00ab Vifi\n:\u25a0 ' 1!\t15 Stunden\t\t12,7\t3,5\t3.5 \u2014 0.37 1^2.7\n\t\u25a0 h':V\tX i\t7.1\t2.3\t-- = 0.85\nCourant1) zeigte durch genaue Versuche, da\u00df Casein in neutralen L\u00f6sungen mit Lab gar nicht gerinnt: es gerinnt nur in sauer reagierenden Phosphatl\u00f6sungen. Somit ist bewiesen, da\u00df Chymosin, ebenso wie Pepsin nur in Anwesenheit von H-Ionen wirkt: es ist dabei nat\u00fcrlich ganz gleichg\u00fcltig, oh die H-Ionen von den S\u00e4uren oder von den sauren Phosphaten sich abspulten.\nVon dein Standpunkte der Theorie der elektrolytischen Dissoziation war es von vornherein unzweifelhaft, da\u00df Pepsin in sauren Phosphatl\u00f6sungen seine Wirkung bewahren mu\u00df. Die experimentelle Aufgabe bestand nur in der Best\u00e4tigung - dieser Tatsache. Zu diesem Zwecke setzte ich einem neutral\n\u25a0*) Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. L.","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin. R27\nreagierenden w\u00e4sserigen Auszuge der Magenschleimhaut vom Schwein 0..r)\u00b0/o iges Monokaliumphosphat zu. Die Fl\u00fcssigkeit verursachte innerhalb 24 Stunden keinen Schwefelniederschlag in einer Hyposulfitl\u00f6sung, es war also in ihr keine freie S\u00e4ure vorhanden. Trotzdem verdaute diese Phosphalfermentl\u00f6sung sowohl gekochte Fibrinflocken, als auch Mett sehe R\u00f6hren, nur begreiflicherweise langsamer, als der gew\u00f6hnliche salzsaure Magensaft.\nSchlu\u00df.\nNach den angef\u00fchrten Versuchen bleibt kein wesentlicher Fnlersohied zwischen Pepsin und Chymosin \u00fcbrig. Fs w\u00fcrde also e>in Wortstreit sein, ob wir die beiden Fermente mit einem oder mit zwei verschiedenen Namen bezeichnen. Fs existiert in dem Magensaft nur ein einziges Ferment, welches beide Wirkungen, die proteolytische und die milchkoagulierende, bat. Dadurch bekommt auch das r\u00e4tselhafte Vorhandensein von Chymosin im Magensalt von Fischen, Fr\u00f6schen, in dem Pflanzenreiche usw., \u00fcberhaupt da, wo das proteolytische Ferment sieb vorfindet, eine einfache Erkl\u00e4rung; es kann nicht anders sein, weil das proteolytische und das milchkoagulierende Ferment ( in und derselbe Stoff ist.\nIn dieser Hinsicht pflichte ich den Ansichten von Pawlow bei. Ich kann mit ihm nur in seiner Deutung der Milchgerinnung nicht \u00fcbereinstimmen. Pawlow erkl\u00e4rt bekanntlich die Milchgerinnung als die r\u00fcckl\u00e4ufige Wirkung des Pepsins, als die umgekehrte, also proteosynthetische Reaktion. Vom allgemeinen chemischen Standpunkte aus ist diese Ansicht kaum annehmbar. Das Casein ist kein Verdauungsprodukt, es ist ein natives Eiwei\u00df, von hohem Molekulargewicht. Die der Pepsinwirkung entgegengesetzte Reaktion beginnt \u2014 ebenso wie dies bei anderen Fermenten der Fall ist \u2014 erst nach der Ansammlung von Produkten der direkten, also proteolytischen Reaktion. Ich bin im Resitze einiger Versuchsergebnisse, welche es wahrscheinlich machen, da\u00df die Plasteinbildung eben diese umgekehrte Reaktion des Pepsins ist. Somit kann man die Cabgerinnung unm\u00f6glich f\u00fcr die umgekehrte Reaktion des Pepsins erkl\u00e4ren.","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"W. Sawjalow,\n:i28\nCasein gibt mit Pepsin eine Reihe von Albumosen und fliese letzteren geben dann weiter Plastein. Ob aber ein nativer Eiwei\u00dfk\u00f6rper eine Verwandlung in einen anderen nativen (d. h. hochmolekularen) Eiwei\u00dfk\u00f6rper unter dem Einfl\u00fcsse des Pepsins erfahrt, ist zweifelhaft und sogar schwer begreiflich.\nMan kann die Labgerinnung der Milch als Anfang ihrer Verdauung betrachten. Es bilden sich bekanntlich bei der Labgerinnung zwei Produkte, Molkeneiwei\u00df und K\u00e4se. Die beiden sind l\u00f6slich und nur das Calciumsalz des K\u00e4ses ist iu Wasser unl\u00f6slich. Die Labgerinnung ist also unzweifelhaft eine Spaltung: dabei bildet sich ein typisches Verdauungsprodukt, Molkeneiwei\u00df, das bekanntlich albumosen\u00e4hnlich ist. Der Unterschied der Labgerinnung von anderen Verdauungsprozessen beruht nur darauf, da\u00df sich dabei ein Niederschlag bildet. Aber die Ausf\u00e4llung des K\u00e4ses hat mit der Fermentation selbst gar nichts gemein: sie ist eine Begleiterscheinung. Au\u00dferdem wird die Caseinverdauung auch in sp\u00e4teren Stadien von solchen Niederschlagsbildungen (Paranucleine verschiedener Zusammensetzung) begleitet. Man kann also die Bildung der Niederschl\u00e4ge als etwas f\u00fcr-die CascinverdauungCharakteristisches betrachten und die Labgermnung als ersten Anfang dieses Prozesses ansehen.\nEs existiert also nicht nur kein besonderes Labferment, sondern es existiert auch keine Labwirkung: die letztere ist nur eine\u00bb maskierte Verdauung des Caseins.\nUm diese Ansicht zu unterst\u00fctzen, kann ich auf die bekannte Hemmung der Lubgerinnung durch Albumosen hin weisen.\nWenn die K\u00e4sebildung eine umgekehrte Reaktion des Pepsins w\u00e4re, so w\u00e4re es unbegreiflich, warum die Verdauungsprodukte diese umgekehrte Reaktion verlangsamen. Wenn aber die Labgerinnung nichts anderes als Caseinverdauung ist, so erscheint die hemmende Wirkung der Albumosen leicht begreiflich. Ce-wi\u00df mu\u00df man die Nebenwirkungen der letzteren dabei ausschlie\u00dfen. Von diesen Nebenwirkungen f\u00e4llt haupts\u00e4chlich die Salzs\u00e4urebindung durch Albumosen ins Auge. Aber die weiter unten angef\u00fchrten Versuche zeigen, da\u00df die hemmende Wirkung von der Salzs\u00e4urebindung ganz unabh\u00e4ngig ist und sich sogar in neutralen Fl\u00fcssigkeiten zeigt.","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin. 329\nDie Tabelle X enth\u00e4lt die Resultate der Versuche, in denen Milch mit verschiedenen Mengen einer st\u00e4rkeren.Pepton-l\u00fcsung (ca. 30\u00b0/o) vermischt wurde. Die polarimetrische Untersuchung nach Ostwald (d. h. die Ermittelung der Inversions-hcmmung durch die Peptonl\u00f6sung) zeigte, da\u00df l ccm Pepton-l\u00f6sung (>,\u00df6 mg Salzs\u00e4ure binden kann. Der Gehalt der freien Salzs\u00e4ure (titrimetrisch bestimmt) war 0,005475 g in l ccm des Salles gleich. Unter der Rubrik \u00abGerinnungszeiten\u00bb sind die Mittel aus 8 \u2014 lo Einzelbestimmungen der Gerinnungsdauern angegeben.\nTabelle X.\nb\u00e4* hemmende Wirkung der Peplonl\u00f6sung auf die Milchgerinnung.\nNr.\tMilch\tWasser '\tPeplonl\u00f6sung\tMagensaft '\tflorinn\u00fcngs- /.eit\n\tccm\tccm\tccm\tccm\tSekunden\n1\t10\t4\t\u2014\ti\t. 20.K\nII\tlo\t. .\t\ti \u25a0\t701,0\nIII\t10\t3\t\u2014\t1\tdt, 1\nIV\t10\t\u2014\t\t<\t434,8\nV\t10\to tat\t\ti\t. 38,0\nVI\t.10\t\t0\t1\t.1(50,5\nVII\tlo\t1\t\u2014\t1\t45.7\nVIII\t10\t\t!\t1\t110.0\nWenn die hemmende Wirkung der Peptonl\u00f6sung nur von der Bindung der Salzs\u00e4ure abh\u00e4ngen w\u00fcrde, w\u00e4re es unbegreiflich, warum die Vermehrung der Peptonl\u00f6sung von 1 ecm ab die hemmende Wirkung vermehrt. In der Tat bindet 1 ccm der Peptonl\u00fcsung 0,66 mg HCl; 1 ccm des Magensaftes entladt, wie gesagt, 5,475 mg HCl: demgem\u00e4\u00df wird die ganze im Magensafte vorhandene Salzs\u00e4ure schon von 1 ccm der Peptonl\u00f6sung gebunden.\nHiernach ist es sehr wahrscheinlich, da\u00df die Peptone nicht durch ihr S\u00e4urebindungsverm\u00f6gen, sondern als solche, in ihrer Eigenschaft als Verdauungsprodukte, die Caseingerinnung (= Caseinverdauung) hemmen. Dasselbe beweist auch die","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nW. Saw ja low.\nTabelle XI): hier ist ein Versuch angef\u00fchrt, in welchem die Peptunrnenge zwar zureichend war, um die ganze Salzs\u00e4ure1 zu binden : dennoch blieb hier die hemmende Wirkung des Peptons ganz aus. Der Magensaft, welcher hier in Anwendung kam, war von dem fr\u00fcheren quantitativ etwas verschieden; 1 ccm des Magensaftes enthielt 2,8835 mg HCl: 1 ccm des Peptons war imstande, wie fr\u00fcher, 6,(Mi mg HCl zu binden.\nTabelle XI.\nMilch ' . ccm\tu.\tPepton- Wasser losung ccm\tccm\t\u25a0 Magen- saft ccm\t\u25a0 Salzs\u00e4ure im (jemische mg\tSalzs\u00e4ure ilnrrh Pepton gt\u2019huii tien mg\tGerin- nungs/.rit Sekunden\n10\t. ! -\t1\t2.88\t0\t11,5\nln\t- 1\t1\t2.88\t. 2.88\t20.1\n10\t0.5\t|\t2.88\t2,88\t11.2\nTabelle XII.\n\u2022\t\t\tPeptun-\tNeulrali-\t\t\tGe-\ni r \\ er-\t\t\t\tsierter\tPankreas-\t\u2019Papayotin-\t\n\tMilch\tWasser\t\t\tsaft\t\tririnungs-\nsuch\t\t\tl\u00fcsung\tMagensaft\t\t\u2018l\u00fcsung\tzeit\n\tccm\tcem\tccm\tccm\tccm\tccm\tSekunden\n1 !10 t 10\t\t1\t\t\t2\t. . .\t\t208\n\t\t\tt\t2\t.\t.\t571.1\n( 1\u00b0 11 1 10\t\t2\t. \u2018\t' !\t. 2 \u25a0\t\u25a0\t18,7\n\t\t\t2\t1\t2\t\u2022 -\t12.0\n( 10 III 10\t\t2 '\t\t\t . \u2022\t. \u2022 \u2022 v.\t2\t\u2022\t28\n\t\t\u2014\t2\t-\t2\t,\t58,7\nr io IV \\ 10 \u25a0(\t\t1 \u25a0 ' \u25a0\u2019\t\ti\t_\t\u2014\t2\t11.0\n\t\t\t\t.1\t\u2014\t\t2\t78.8\n( 10 V \u00bb 10 . I.\t\t2 ;\t\u2022) \u25a0 \u201c\t\\ h ;.:\t. \u2014\t2 2\t30.0 M'5\nMan kann also in dem dritten Falle, wo 0,5 ccm der Peptonl\u00f6sung zugesetzt wurde, keine Hemmung mehr nach-weisen, obgleich die ganze in dem Gemische vorhandene Salz-","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin. 331\nsaure von 0,5 ccm der Peptonl\u00f6sung gebunden ist. Das ist ein weiterer Beweis f\u00fcr die Unabh\u00e4ngigkeit der Hemmung von der S\u00e4urebindung. Endlich beweisen die weiter in der Tabelle XII angef\u00fchrten Versuche mit dem neutralisierten Magensafte, dem Pankreassaft (nat\u00fcrlich) und der w\u00e4sserigen L\u00f6sung von Papayotin dasselbe: in allen diesen Versuchen war die hemmende Wirkung der Peptone sehr leicht zu erkennen, obgleich von der S\u00e4urebindung hier gewi\u00df keine Bede war.\nLs bleibt also nichts \u00fcbrig, als die hemmende Wirkung der Peptone ihrer chemischen Natur selbst zuzuschreiben und somit die Gerinnung des Gaseins als Anfang seiner Verdauung zu betrachten.","page":331}],"identifier":"lit18271","issued":"1905","language":"de","pages":"307-331","startpages":"307","title":"Zur Frage nach der Identit\u00e4t von Pepsin und Chymosin","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:34:04.517072+00:00"}