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{"created":"2022-01-31T13:37:42.247806+00:00","id":"lit18272","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Steudel, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 46: 332-336","fulltext":[{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Thymusnucleins\u00e4uren.\nIII. -Mitteilung.1)\nVon\nH. Steudel.\n1 Ans ficm physiologisclu-n Institut zu Der l\u00efeiiaktion zugc^angoii am i. Oktober\nBei fier Spaltung der Nucleins\u00e4uren durch siedende S\u00e4uren entstehen unler anderen Zersetzungsprodukten K\u00f6rper sowohl aus der Purin- wie aus der Pyrimidingruppe. Beide K\u00f6rperklassen stehen chemisch in enger Beziehung, weil man sowohl < iliedor der Puringruppe aus Pyrimidinderivaten auf bauen als auch Purinderivate zu Pyrimidinverbindungen abbauen kann: auch physiologisch muh eine nahe Verwandtschaft beider K\u00f6rperklassen, z. B. bei der Entstehung der Harns\u00e4ure im Tierorganismus, vorausgesetzt werden. Nachdem also das Vorkommen von Pyrimidink\u00f6rpern unler den hydrolytischen Zersetzungsprodukten der Nucleins\u00e4uren festgestellt war, als das Thymin als Pyrimidinderivat charakterisiert war und sich ihm kurz darauf noch das Cytosin und das Uracil hinzu gesellten, lag nichts n\u00e4her, als auch hier an einen Zusammenhang zwischen Purin- und Pyrimidinverbindungen in der Weise zu denken, da\u00df die K\u00f6rper des einfachen Pyrimidinringes oder wenigstens ein rI ei 1 von ihnen einer Einwirkung der siedenden S\u00e4uren auf die Purinbasen ihre Entstehung verdanken.\nAber einer solchen Annahme standen doch manche Bedenken gegen\u00fcber: so lieh sich erstens das Thymin von keinem bekannten Purinderivat ableiten, seine Entstehung aus einem Purinkern wird auch durch seine Konstitutionsformel wenig\n\u2018J 1 Mitteilung. Diese Zeitschrift, Bd. XLII, S. lti\u00f6.\nII. Mitteilung, Diese Zeitschrift, Bd. XLIII, S. 402.","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Tliyinusnucleins\u00e4uren. 111.\n\u2022133\nwahrscheinlich gemacht: ferner wurde in einem besonderen Versuch untersucht, ob aus Guanin bei der Einwirkung siedender Schwefels\u00e4ure Pyrimidinderivate entst\u00e4nden, allein auch hier, lie\u00dfen sich keine solche Verbindungen isolieren. Endlich sprachen die Versuche, in denen eine quantitative Bestimmung der Zerret zungsprodukte augestrebt wurde, die bei der Einwirkung siedender S\u00e4uren auf Nucleins\u00e4ure entstehen, nicht f\u00fcr die Auffassung, da\u00df die Purinbasen Muttersubstauzen der Pyrimidin-k\u00fcrpor seien. Wurde mit hydrolysierenden S\u00e4uren unter Zugabe starker Reduktionsmittel gespalten, so wurde gefunden, da\u00df z. B. .lodwasserstoffs\u00e4ure und Phosphor einen betr\u00e4chtlichen Teil des Guanins, Salzs\u00e4ure und Zinnchlor\u00fcr einen gro\u00dfen Teil des Guanins und Adenins zerst\u00f6rte: eine entsprechende Vermehrung der Pyrimidinfraktionen lie\u00df sich aber nicht feststollen, hier wurden in s\u00e4mtlichen Versuchen nahezu die gleichen Zahlen erhalten, der Anteil der zerst\u00f6rten Purinhasen hatte keinen Kinflu\u00df auf die Gr\u00f6\u00dfe des Betrages der Pyrimidinderivate.\nI'm weiteren Verfolg dieser Frage habe ich nun einen Versuch ausgef\u00fchrt, in dem die Nucleins\u00e4ure so energisch mit Schwefels\u00e4ure gespalten wurde, da\u00df s\u00e4mtliche Purinhasen zerst\u00f6rt wurden: es ist dies leicht auszuf\u00fchren.1) Man sollte denken, da\u00df wenigstens unter solchen Bedingungen sich ein Einflu\u00df auf die Quantit\u00e4t der Pyrimidinverbindungen, die gegen siedende S\u00e4uren resistenter wie die Purinbasen sind, zeige; aber auch liier hat der Versuch zugunsten der Ansicht entschieden, da\u00df die Pyrimidinderivate unabh\u00e4ngig von den Purinbasen aus dem Molek\u00fcl der Nucleins\u00e4ure bei der S\u00e4urespaltung hervorgehen.\nAls Ausgangsmaterial dienten wie bei meinen fr\u00fcheren l ntersuchungen 10()g lufttrockenes a-nueleinsaures Kupfer aus Thymus. Die Reaktionsfl\u00fcssigkeit wurde auf 1000 ccm auf-gef\u00fcllt, dann eine Bestimmung des Gesamtstickstoffs gemacht.\n\u2022> ccm, nach Kjeldahl verascht, s\u00e4ttigen 88,8 ccm \u00bb io-Oxals\u00e4ure \u2014 0,05122 g N = 10.8140 oo.\n5 ccm, nach Kjeldahl verascht, s\u00e4ttigen 118.5 ccm \u00ab>-\u00dcxals\u00e4ure\n-= 0,058110 g N 10.780\u00b0>.\nl) Kossel und Neumann, Ber., Bd. XXVII, 8. 2215.","page":333},{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"m\nH. Steudel,\nDer Ciesamtstickstoff in der Zersetzungsfl\u00fcssigkeit betrug also 10,812 g N (Durchschnittszahl).\n- Nach Entfernung des Kupfers mit Schwefelwasserstoff, der Schwefels\u00e4ure mit Baryt hydrat und des Ammoniaks durch Kochen mit Haryumcarbonat wurde die Fl\u00fcssigkeit auf 5 Volumprozent Schwefels\u00e4ure gebracht und mit Phosphorwolframs\u00e4ure ausge-l\u00e4llt. Bei der Aulteilung des Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlages mit Silbernitrat und Baryt konnten keine Purinbasen erhalten werden, es fiel nur Cytosinsilber, das mit Salzs\u00e4ure vorn Silber befr eit und mit Natriumpikrat ausgef\u00e4llt wurde. Erhalten wurden g. (Nach einmaligem Umkristallisieren F. P. 270\u00b0.) Aus dem filtrat der Phosphorwolframs\u00e4uref\u00e4llung wurden in bekannter Weise 4,992 g Thymin erhalten.\nNun enthalten <\u00bb,95 g Cytosinpikrat 2,25 g Cytosin mit 0.858 g N.\n4.992 g Thymin entsprechen 1.110 g N, oder, in Prozenten des Gesamtstickstoffs ausgedr\u00fcckt: Cytosin-N \u2014 7,9 \u00b0;o Th\\ inin-N\t10,3\u00b0/o.\n(Es sei zn diesen Zahlen noch bemerkt, da\u00df 81\u00b0/\u00ab> des Stickstoffs wiedergefunden wurden, der in der Fl\u00fcssigkeit vorhanden war, in der die F\u00e4llung mit Phosphorwolframs\u00e4ure vor-genommen wurde.)\nVergleicht man diese Zahlen mit den Resultaten, die ich fr\u00fcher erhalten habe.1) so ergibt sich f\u00fcr die in Frage kom-nienden Werte folgende \u00dcbersicht:\nIn Prozenten des Gesamt-sticksloffs gefunden f\u00fcr\tJodwasserstoffs;! ure und Phosphor\tBei der 8p Salzs\u00e4ure und Zinnchlor\u00fcr\taltung mit Schwefel- s\u00e4ure, gew\u00f6hnliche Spaltung\tSchwefel- - s\u00e4ure, tiefe Spaltung\nGuanin ....\t8.61\t. \u25a0' 3.15\t10,07\t0\nAdenin ....\t18,45\t4,76\t16,39 \u2022\t0\nCytosin ....\t11,45\t10,15\t11,47\t7.9\nThymin ....\t15,88\t11.91 .\tv W 13,11\t10,3\n*) Diese Zeitschrift. Bd. LXIII, S. <104.","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Thvmusnudeins\u00e4uren. III.\n335\nDie Menge der Pyrimidinverbindungen but sieh also nicht, einer Abnahme der Purink\u00f6rper entsprechend, vermehrt und man m\u00fc\u00dfte jetzt schon zu ganz gek\u00fcnstelten Erkl\u00e4rungsversuchen greifen, wolitt; man noch l\u00e4nger behaupten, da\u00df die Pyrimidinderivate, die man bei S\u00e4urespaltung findet, weiter nichts wie Zersetzungsprodukte der Purinbasen seien.1) Mir will es auch scheinen, als ob man eine solche Erkl\u00e4rung ihrer Herkunft h\u00e4ufig theoretischen Erw\u00e4gungen \u00fcber eine eventuelle Struktur der Nucleins\u00e4ure zuliebe herangezogen habe.\nDie bisher bekannten Elementaranalysen der Nuclein-s\u00e4uren haben zur Aufstellung einer Formel gef\u00fchrt, die von Schmiedeberg2) als C40H56Nl tO26P4 angegeben wird. F\u00fcr ein Kupiersalz w\u00fcrde daraus ClftH-2Cu2N,4026P4 sich ergeben. Auch die von mir am nucleinsauren Kupfer ausgef\u00fchrten Analysen stimmen einigerma\u00dfen zu einer solchen Formel, trotzdem ich mein Material auf ganz anderem Wege wie Schmiedeberg gewonnen habe. Nur die N-Werte sind durchweg zu hoch.\nDie Substanz wurde bei 120\u00b0 bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Sie br\u00e4unt sich dabei nicht, nur die gr\u00fcne Farbe wird dem Wasserverluste entsprechend blasser und heller; dann wurde das nucleins\u00e4ure Kupfer mit Soda und Salpeter verbrannt, das Kupfer als Sullur und der Phosphor als Magnesium-pyrophosphat gewogen. Der Stickstoff wurde nach K.jeldahl bestimmt.\n\t0.2120 g =\t0,0200\tg Cu,S\t= 0,77 %\tGu\n\t0.2\u00df42 \u00bb =\t0,0300\t\u00bb\tl\t= 0.07%\t\u00bb\n\t\t0,08*12\t\u00bb Mg P ()\t. = 8.87%\tP\n\t0,4080 \u00bb -\t0,1574\t)> \u00bb\t8,70 \u00b0/o\t\u00bb\n0.2358\tg verbrauchen 24,2\t\tccm n/\u2018\u00b0\u2018D\txals\u00e4ure\t14,37 '\n0.1200\t\u00bb \u00bb\t12,4\ty>\t\t14,47'\n0.1314\t\u00bb \u00bb\t13.9\t\u00bb\t\u00bb - -\t14.48\n\tBerechnet :\t\tGefunden ;\t\t\nCu\t9,10 \u00b0/o\t\t\t0,77 \u00b0/o\t0.07%\t\nP\t= 8,89 \u00b0/<*\t\t8,87%\t8,70 V*\t\nN\t= 14,10 \u00b0/o\t\t14,37\u00b0/\u00ab\t14.47%\t1\t4,4s %\n\u2018) Selbstverst\u00e4ndlich soll damit nichts \u00fcber die physiologische Beziehung beider Gruppen ausgesagt sein.\n*) Arch. f. exp. Path. u. Pharm., Ikl. XLIIl, S. 57.","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"\u25a06 II Steudel, Zur Kenntnis der Thymusnucleins\u00e4uren. III.\nAber di\u00ab Unterbringung der Spaltungsprodukte in die-K\u00f6nne! macht gro\u00dfe Schwierigkeiten. Rechnet man nur je ein Molek\u00fcl Guanin, Adenin, Thymin und Cytosin als Spaltungsprodukte, eine Annahme, die nat\u00fcrlich ganz hypothetisch isi. so erh\u00e4lt man schon lo Stickstollatome, w\u00e4hrend die Formel nur aul 1 \\ N berechnet ist. Ebenso gibt eine Berechnung der Mengen der einzelnen Spaltungsk\u00f6rper, falls sie in molekularen Mengen aus der Formel f\u00fcr die Nucleins\u00e4ure hervorgehen sollen. Zahlen, die nicht mit den experimentellen Ergebnissen in Einklang zu bringen sind. Die Mitteilung solcher Berechnungen entbehrt einer Berechtigung, bis die quantitative Aufteilung weiter fortgeschritten sein wird.\nDie Untersuchungen worden von mir fortgesetzt werden.","page":336}],"identifier":"lit18272","issued":"1905","language":"de","pages":"332-336","startpages":"332","title":"Zur Kenntnis der Thymusnucleins\u00e4uren. III. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:37:42.247812+00:00"}