Open Access
{"created":"2022-01-31T13:25:45.175379+00:00","id":"lit18273","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Sachs, Fritz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 46: 337-353","fulltext":[{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Nuclease.\nVon\nFritz Sachs.\n(Ails dem physiologischen Institut in Heidelberg.)\n(Der Redaktion /.\u00bbgegangen am 11. Oktober UH)f>.)\nBereits im Jahre 1865 stellte Beehamp(1) die Tatsache fest, da\u00df, wenn man Hefe unter Vermeidung der F\u00e4ulnis der Einwirkung des Wassers aussetzt, Phosphors\u00e4ure in L\u00f6sung \u00fcbergeht. Einige Jahre sp\u00e4ter fand Sch\u00fctzenberger(2), welcher die B\u00e9champ\u2019sehen Versuche best\u00e4tigte, da\u00df au\u00dferdem in dem - nach der Digestion erhaltenen w\u00e4sserigen Auszug eine gummi-\u00fchnliche Substanz, Leucin, Tyrosin, Xanthin, Guanin und Hypoxanthin (angeblich auch Carnin) auftreten. Sch\u00fctzenberger fa\u00dfte diesen Vorgang als einen Verdauungsproze\u00df auf. W\u00e4hrend aber die Entstehung des Leucins, Tyrosins usw. leicht aus einer fermentativen Zersetzung von Eiwei\u00dfsubstanzen erkl\u00e4rt werden konnte, wurde der Ursprung des Sarkins, Guanins, Xanthins und Hypoxanthins erst klar, als durch die Untersuchungen von A. Kossel der genetische Zusammenhang der genannten Purink\u00f6rper mit den Nueleinstoffen bekannt wurde. (3) Kossel zog den Schlu\u00df, da\u00df bei dem genannten Vorg\u00e4nge Nuclein zersetzt wird(3a) und best\u00e4tigte diese Auffassung durch besondere Versuche. In Hefe, die er unter Wasser bei K\u00f6rpertemperatur digerieren lie\u00df, konstatierte er eine Verminderung der Menge der Nucleinphosphors\u00e4ure und somit eine Zersetzung des Nucleins.(4) Im Jahre 1880 \u00fcbertrug Salomon(5) die Sch\u00fctzenberg er'schen Versuche, welche bis dahin nur mit Pflanzenzellen angestellt worden waren, auch auf tierische Organe und fand in Leber und Muskeln, die er 4\u201424 Stunden bei Zimmertemperatur liegen lie\u00df, eine Abspaltung von Xanthink\u00f6rpern.","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nFritz Sachs,\nSalkowski i6) machte es durch systematische Anwendung von antiseptischen Mitteln und mit Hilfe von Kontrollveteuchen hei denen nach Erhitzen dos Gemisches die entsprechende Wirkung ausblieb, wahrscheinlich, da\u00df die autolytische Zersetzung der Nucleinstolle durch ein Ferment bedingt sei.\n\u00c4hnliche Resultate gewannen dann fernerhin Schwie-ning (7i. Biondi (8), Hahn und Geret (\u00ff), Fr. M\u00fcller (I0i KutscherO1), welcher letztere neben den bereits von Sch\u00fctzenberger festgestellten Substanzen noch Ammoniak, Histidin, Arginin, Lysin, Asparagins\u00e4ure und eine Substanz von der Formel G8H6N404 unter den Produkten dieses Prozesses auffand.\nHahn und Geret erbrachten einen Beweis f\u00fcr die enzv-matjsche Natur der Nucleinzersetzung, indem sie auch bei Hi-\ngestion des B\u00fcchner sehen Hefepre\u00dfsaftes Phosphors\u00e4urt* und die Nucleinbasen als Abbauprodukte nachweisen konnten. Aus dem Umstande, da\u00df sich unter den Spaltungsprodukten nur ganz geringe Spuren von Albumosen und gar keine Peptone fanden, glaubten Hahn und Geret, das in Frage kommende Ferment sowohl vom Pepsin, wie vom Trypsin wohl unterscheiden zu m\u00fcssen. Ebenso spricht sich Biondi(8) f\u00fcr die Existenz eines besonderen proteolytischen Fermentes aus. Kutscherf11) hingegen weist darauf hin, da\u00df das proteolytische Enzym der Hefe Hexonbasen, aber kein Indol und Skatol bildet, da\u00df es sich also ebenso wie das tierische Trypsin verh\u00e4lt und nicht etwa wie die proteolytischen Enzyme der Bakterien.\nBereits fr\u00fcher hatte Popoff(12) begonnen, die Wirkung von Pepsin und Trypsin auf die Nucleinstoffe zu untersuchen.\nNach seinen Befunden gehen bei der Verdauung von Thymusbrei durch Pepsin nur ganz geringe Mengen Nuclein in L\u00f6sung, bei der Verdauung durch Pankreatin von Witte aber betr\u00e4cht-\nliche Mengen, ohne da\u00df das Nucleins\u00e4uremolek\u00fcl selbst dabei zersprengt wird. Milroy (13i, welcher die Untersuchungen Popo ffs im Jahre 1890 fortsetzte, fand, da\u00df die aus Thymus, roten Blutk\u00f6rperchen des Vogelblutes und Pankreas dargestellten Nucleink\u00f6rper durch Pepsin und Trypsin in L\u00f6sung \u00fcbergef\u00fchrt werden, ohne eine wesentliche Spaltung zu erleiden. Denn einerseits war die Menge der abgespaltenen Orthophosphors\u00e4ure","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Nurlease.\n339\nstets (bis auf einen Versuch: Trypsinverdauung der Kernsubstanz des Entenblutes, 47\u00b0/o) sehr gering, andrerseits lie\u00df sich die Nucleinsiiure unter den gel\u00f6sten Stoffen nachweisen und die Zusammensetzung des unverdauten Restes hatte sich nicht ver\u00e4ndert.\nUmberf14) best\u00e4tigt diese Untersuchungen (1901). Er fand bei Experimenten mit dem Nucleoproteid des Pankreas unter den gel\u00f6sten Stoffen neben betr\u00e4chtlichen Mengen von Nucleins\u00e4ure Pepton und die weiteren Abbauprodukte des eigent-lirhen Eiwei\u00dfkomplexes.\nAus allen diesen Versuchen scheint also hervorzugehen, da\u00df die eigentlichen proteolytischen Fermente zwar imstande sind, Nucleins\u00e4ure vom Nucleoproteid abzuspalten, nicht aber sie weiter zu zerlegen. I)a aber bei den Autodigestionsversuchen .\u00ab\u00bbwohl mit liefe wie mit tierischen Organen Spaltungsprodukte der Nucleins\u00e4ure selbst auftreten, so m\u00fc\u00dfte die Selbstverdauung von der Trypsin-, resp. Pepsin Verdauung wohl unterschieden werden. Neuerdings ist von Neuberg und Mi lehne r(15) als charakteristischer Unterschied die bei der Autolyse auftretende Bildung freier reduzierender Pentose aus den Nucleoproteiden beschrieben worden.\nWenn man nun auch aus fr\u00fcheren Untersuchungen eine fermentative Zersetzung der Nucleins\u00e4ure annehmen mu\u00dfte, so ist es doch das unbestrittene Verdienst von Arakif16), diese zuerst direkt demonstriert zu haben, indem er rein dar-gostellle Nucleins\u00e4ure der Einwirkung des Fermentes aussetzte. Er w\u00e4hlte zu seinen Versuchen die von A. Kossel und A. Neumann i17) aus der Thymusdr\u00fcse dargestellte a-Nucleins\u00e4ure. deren Alkalisalze in w\u00e4sseriger L\u00f6sung beim Erkalten eine gelatinierende Masse bilden.\nAraki konnte nun durch Einwirkung von Thymus-, Leber-, Milzextrakt, Trypsin und Erepsin eine Verfl\u00fcssigung dieser gelatinierenden Masse konstatieren, wobei die a-Nucleins\u00e4ure zun\u00e4chst in die b-S\u00e4ure umgewandelt, w\u00e4hrend bei l\u00e4nger fortgesetzter Digestion auch die letztere weiter zerlegt wurde, freie Nueleinbasen, sowie anorganischer Phosphor konnten allerdings nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. Be-\nHoppe-Scyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVI.\n22","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"Fritz Sachs,\n3 K )\nz\u00fcglich \u00eeles Trypsins hebt Araki als interessant hervor, flat; die ei weibspaltenden Enzyme im (Gegensatz zu den kohlehydrat-spidtenden auch Stoffe von so verschiedenartiger Konstitution wie flie Xueleins\u00e4uren, zu zerlegen imstande sind. Iw a no IT ^ hingegen h\u00e4lt die von Araki beobachtete Zerspaltung der Nueleins\u00e4ure f\u00fcr zu gering und nimmt daher f\u00fcr die Nuciein-zerselzung im Organismus ein spezielles Ferment an. Iwanolt konnte nun aber in dem Mycel verschiedener Schimmelpilze. Aspergillus niger und P\u00e9nicillium glaucum, ein Ferment na<h-'veisen, welches die Nueleins\u00e4ure bis zur Abspaltung von |\t,s_\nphors\u00fcure und Nticleinbasen zersetzt, und welches er f\u00fcr nicht identisch mit einem proteolytischen Fermente h\u00e4lt. Fine\u00bb St\u00fctze t\u00fcr diese Annahme liefern die Versuche von Plenge welche zeigen, da\u00df verschiedene Bakterien die Gallerte des a-niielein-s\u00fcuren Natrons verfl\u00fcssigen, und zwar nicht nur diejenigen, welche Gelatine Verfl\u00fcssigen, sondern z. B. auch Typhus- und Colibazillus, die Gelatine nicht verfl\u00fcssigen. Zur entgegengesetzten Auflassung (hinsichtlich der Spezilizit\u00e4t eines Xuclein-s\u00e4unk spaltenden Fermentes) kam nach seinen neuerdings erschienenen Fiitersuchungen Nakayamai20). Dieser Forscher land, da\u00df das Trypsin nicht imstande ist. eine tiefgreifende Zersetzung der Nueleins\u00e4ure herbeizuf\u00fchron, w\u00e4hrend aus ihr durch Digestion mit proteolytisch stark wirksamen Krepsiu-l\u00fcsungeii freie Nuclei nbasen, sowie anorganischer Phosphor abgespalten wurden. Aus diesem Befund schlie\u00dft Nakayama einerseits, da\u00df das Trypsin mit dem Krepsin nicht identisch ist. andererseits, da\u00df zwischen proteolytischen und Nueleins\u00e4ure spaltenden Fermenten ein prinzipieller Unterschied nicht zu machen ist. Ich m\u00f6chte jedoch der letzten Schlu\u00dffolgerung nicht durchaus beipllichten, da m\u00f6glicherweise der Darmsaft neben dein Krepsin ein besonderes auf Nueleins\u00e4ure wirksames Ferment, eine 'Nuclease*,*) enth\u00e4lt.\nWeiter unten werde ich noch auf einige dieser Frgebnisse einzugeben haben, doch bemerke ich schon jetzt, da\u00df meine Versuche, die alle unabh\u00e4ngig von Nakayama angestellt wurden,\n*' I w a no ff will diese Bezeichnung mit Recht f\u00fcr ein das Nuclcin-s\u00e4urenndek\u00fcl zerlegendes Ferment Vorbehalten wissen.","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"liber die Nuclease.\n:i \\ i\nzu dem gleichen Resultat t\u00fchrten, was die Unwirksamkeit des Trypsins und die Art der fermentativen Spaltung der Nuclein-silure anlangt.\nI Wirkt das Trypsin auf die Nucleins\u00e4ure ein? *)\nIch \\ ei wandte zu meinen V(*rsuchen eine 4\u00b0/oige w\u00e4sserige Losung von a-nucleinsaurem Natron, dit\u00bb, in der W\u00e4rme fl\u00fcssig, hoi Zimmertemperatur eine vollkommen starre Masse bildete und zu wenigen Kubikzentimetern in Reagenzgl\u00e4sern abgef\u00fcllt war. Ras a-nucleinsaure Natron wurde nach der Vorschrift von Neu mann p21) hergestellt. Nach etwa eingetretener Verfl\u00fcssigung wurde immer versucht, noch vorhandene gelatinierende Substanz nachzuweisen. Renn die Verfl\u00fcssigung allein war ja auch nach physikalischen Gesetzen durch Diffusion m\u00f6glich, und nur die Unm\u00f6glichkeit des Nachweises von gelatinierender Substanz war f\u00fcr eine Zerst\u00f6rung der a-Nucleins\u00e4ure durch das Ferment beweisend. Fs wurde dabei derart verfahren, da\u00df das Versuchsgemenge hei\u00df filtriert und dann mit Alkohol und etwas Natriumacetall\u00f6sung versetzt wurde\u00bb. Durch diese Rea-gention wird das a-nucleinsaure Natron aus der w\u00e4sserigen L\u00f6sung gef\u00e4llt,, und man kann es dann, wenn man es in hei\u00dfem Wasser l\u00f6st, nach dem Krkalten der L\u00f6sung als gelatinierende Substanz selbst in geringer Menge noch erkennen. Als ich also Gr\u00fcbler\u2019sche Trypsinpr\u00e4parate, Hammarsten\u2019schen Pankreas-oxtrakt(22), Mays'sehen Pankreasextrakl.(M),' unter Toluol im Thermostaten auf die Gallerte einwirken lie\u00df, konnte ich mich von einer tats\u00e4chlich intensiven Verfl\u00fcssigung, die auf das Ferment zur\u00fcckzuf\u00fchren war, nicht \u00fcberzeugen. Gelatinierende Substanz war immer nachzuweisen, allerdings war sch\u00e4tzungsweise eine Verminderung derselben anzunehmen.\nAuch Herr Dr. Steudel war, wie er mir mitteilte, bei Versuchen, die er bereits vorher angestellt hatte, zu der gleichen Ansicht gekommen.\n*) Die diese Krage betreffenden Untersuchungen habe ich in meiner Inauguraldissertation: \u00ab1st die Nuclease mit dem Trypsin identisch?\u00bb Heidelberg 1905, ausf\u00fchrlich auseinandergeset/.t. Sie sollen deshalb hier nur kurz wiedergegeben werden.\n'to*","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"342\nFritz Sachs.\nFine intensive Wirkung erhielt ich zum ersten Male bei Anwendung von frischem Pankreasbrei. Hier fiel regelm\u00e4\u00dfig die nach der Verfl\u00fcssigung angestellte Probe auf Gelatinieren negativ*; aus. Ebenso verhielt sich ein nach l\u00f6st\u00fcndiger Digestion des Pankreasbreies unter Toluol bei Zimmertemperalm* mit Hilfe der Buchnersehen Presse erhaltener Pankreaspre\u00df-saft. Diese Versuche f\u00fchrten dann darauf hin, Pankreasextrakte zu untersuchen, die nach k\u00fcrzerer Digestionszeit erhalten waren, und sie mit solchen zu vergleichen, die nach l\u00e4ngerer Digestionszeit erhalten waren.\nEs zeigte sich nun, da\u00df z. B. ein nach lTst\u00fcndiger Digestion gewonnenes Pankreasextrakt die Wirkung in ausgezeichneter Weise hervorzubringen imstande war, w\u00e4hrend es nach 92st\u00fcndigcr Digestion diese F\u00e4higkeit fast vollkommen eingeb\u00fc\u00dft hatte. Gleichzeitig fiel aber auf, da\u00df gerade bei den f\u00fcrNucleins\u00e4ure wirksamen Extrakten, die nach kurzer Digestionszeit erhallen waren, von einer Wirkung auf eine Fibrinflocke kaum eine Andeutung vorhanden war, w\u00e4hrend sie bei den \u00e4lteren Digestionsextrakten deutlich hervortrat. Die Nuclease schien also in den Pankreasextrakten zuerst aufzutreten, um dann bei l\u00e4ngerer Digestion dem proteolytischen Agens Platz zu machen. Dieser spontane Umschlag konnte auch bei ein und demselben Versuchsgemenge deutlich beobachtet werden. Es wurden zu diesem Zwecke 100 g Pankreas mit 200 ccm Wasser und Toluol angesetzt, in einzelnen Zwischenr\u00e4umen Proben von dem Extrakt abfiltriert und auf ihre Wirkungsweise auf eine Fibrinflocke, resp. auf das a-nucleinsaure Natron untersucht. Es sei bemerkt, da\u00df hier sowohl, wie in allen folgenden Versuchen, bei der letzteren Pr\u00fcfung immer soviel von dem Extrakt zugesetzt wurde, als die Menge der L\u00f6sung des a-nucleinsauren Natrons betrug. Die Tabelle, welche das Ergebnis zeigt, sei der \u00dcbersicht halber hier wiedergegeben (s. Seite 343).\nIch m\u00f6chte im Hinblick auf die Tabelle hinzuf\u00fcgen, da\u00df das Verschwinden der Nuclease und das Auftreten des Trypsins bei den vielfach angestellten Versuchen nicht immer zu derselben Zeit stattfand, sondern da\u00df sich hierin gro\u00dfe Schwan-\n*) 1). h. es war keine gelatinierende Substanz nachzuweisen.","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"liber die Nuclease.\n343\nkiin^i\u201811 zeigten, soda\u00df ich die vollkommene Trennung der beiden Fermente nicht in meiner Gewalt hatte. \u00d6fters ist sie aber vollkommen gelungen, so z. B. im Falle des in der Tabelle erw\u00e4hnten Pankreasextraktes, der zuletzt stark proteolytisch wirksam, ohne Wirkung aber auf Nucleins\u00e4ure war. In \u00e4u\u00dferst seltenen F\u00e4llen beobachtete ich, da\u00df der Pankreasextrakt trotz lange ausgedehnter Digestion seine Wirkung auf Nucleins\u00e4ure nicht einb\u00fc\u00dfte. Dann wurde aber das Auftreten des proteolytischen Fermentes vermi\u00dft. Umgekehrt erhielt ich gelegentlich Pankreasextrakte, die schon nach ganz kurzer Digerierungs-zeit stark proteolytisch wirksam waren. Hier war dann aber\nvon der verfl\u00fcssigenden Wirkung auf die L\u00f6sung des a-nuclein-sauren Natrons nichts zu merken. Aus allen Versuchen geht also die Kegel hervor, da\u00df, je st\u00e4rker die proteolytische Wirkung des Pankreasextraktes, desto schw\u00e4cher diejenige auf Nucleins\u00e4ure ist, und umgekehrt. Aut Grund dieser Tatsache und mit Kiieksicht auf die gelegentlich gelungene vollkommene Isolierung der beiden Wirkungen nehme ich an, da\u00df die Nuclease mit dem Irypsin nicht identisch ist. da\u00df es sieh um die Wirkungen zweier verschiedener Fermente handelt.\nj Bis zur Aufl\u00f6sung Hi\u00ab zur Verfl\u00fcssigung der Fibrinflocke (ler Ga,lerte <k*s a-nuclein-\nder Digerierung ; j 1\tverflossene Zeit\tsauren Natrons verflossene Zeit \u2022 .\n10 Stunden\t2\u20143 Stunden\t4\u20140 Stunden*)\n18 Stunden\t1 Stunde\t4\u20140 Stunden*)\ni 22 Stunden\t:,/4\u2014Stunde\t0\u201410 Stunden**)\n25 Stunden\t20 Minuten\t10\u201418 Stunden***)\n41 Stunden\t20 Minuten\t'\tJ r: * Nach 20 Stunden war die Masse\n*i Probe auf Gelatinieren negativ\t\tnoch vollkommen starr.\n**; liier lieb sicli nach 20 Stunden noch gelatinierende Substanz in ganz geringer Menge nachweisen.\n***) Probe auf Gelatinieren nach 45 Stunden positiv.","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"Fritz Sachs,\n\u2022 l f /\n. Vf i\nKs erkl\u00e4rt sich aber auch dor scheinbare Widerspruch meiner Beobachtungen mit den Araki sehen Angaben, da cs. wie aus meinen Ausf\u00fchrungen hervorgeht, wohl m\u00f6glich ist. ein Pankreaspr\u00e4parat zu erhalten, das die F\u00e4higkeit, sowohl Kiweil\u00bb wie auch die Niioleins\u00e4ure zu l\u00f6sen, in hinreichendem Malle besitzt. Nur ist die Wirkung nicht auf ein und dasselbe Ferment, sondern auf eine Beimengung von Nuclease zum Trypsin zur\u00fcckzuf\u00fchren.\nn. Einwirkung des Trypsins aui die Nuclease.\nMit den folgenden Experimenten wurde nun nach einer Erkl\u00e4rung gesucht f\u00fcr den Obergang der Nucleasenwirkung in di<* proteolytische in demselben Pankreasextrakte. Ich dachte\nmir, dull m\u00f6glicherweise die Nuclease allm\u00e4hlich durch das sich bildende Trypsin zerst\u00f6rt wird, und in dieser Erw\u00e4gung stellte ich die folgenden Versuche an:\nKs wurden unbesetzt 100 g zerriebenes Pankreas mit 200 ccm Wasser und Toluol bei Zimmertemperatur. Nach \\ Tagen wurde die Fl\u00fcssigkeit von dem Brei abfiltriert. Der so erhaltene w\u00e4sserige Auszug (Ai l\u00f6ste eine ungekochte Fibrinflocke in wenigen Minuten und verfl\u00fcssigte die Gallerte des a-nucleinsauren Natrons nicht.\n1* \u00fcnl Stunden, bevor Extrakt A abfdtriert wurde, wurden ebenfalls 100 g I ankteas mit 200 ccm Wasser und Toluol bei Zimmertemperatur angesetzt und der hieraus gewonnene Extrakt (IT nach eben diesen \u00fb Stunden abfiltriert, soda\u00df die beiden Filtrate ungef\u00e4hr zu gleicher Zeit erhalten wurden, A nach Tt\u00e4giger, B nach ost\u00fcndiger Digerierung. B verfl\u00fcssigte die Gallerte des nucleinsauren Natrons nach kr\u00e4ftigem Umsch\u00fctteln in wenigen Minuten (Probe auf Gelatinieren nach 19 Stunden negativ), l\u00f6ste eine Fibrinllocke bei schwach alkalischer Reaktion innerhalb 20 Stunden gar nicht.\nEin Teil von A wurde nun zum Sieden erhitzt, soda\u00df er seine Wirkung auf die Fibrinllocke vollkommen einhii\u00dfte, und dann wurden vereinigt :\nI.\tDer ungekochte Teil von Extrakt A mit der gleichen Monge von Extrakt B (Gemisch 1).\nII.\tDer gekochte Teil von Extrakt A mit der gleichen Menge von Extrakt B (Gemisch II).\nDiese beiden Gemische wurden in folgender Weise gepr\u00fcft :\nVersuch 1. 17 Stunden nach der Vereinigung wird Gemisch I einigen Kubikzentimetern der L\u00f6sung des a-nucleinsauren Natrons hin-zugel\u00fcgt. und zwar in doppelter Menge, soda\u00df also von dem nucleasen-","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"I ber die Nuclease.\n345\nhaltigen Extrakt B die der Ballerte gleiche Menge zur Verwendung kommt, ln kurzer Zeit ist die Masse verfl\u00fcssigt. Probe auf Gelatinieren 80 Stunden darauf positiv.\n\\ ersuch 2.\t17 Stunden nach der Vereinigung wird bei schwach\nalkalischer Reaktion eine Fibrinllocke der Einwirkung des Gemisches I ausgesetzt. \u2014 Nach 15 Minuten ist sie v\u00f6llig zerfallen.\n\\ ersuch 8. 17 Stunden nach der Vereinigung wird Gemisch II der Gallerte des nudeinsauren Natrons in doppelter Menge zugef\u00fcgt. \u2014 Nach ca. 1 Stunde ist die Masse d\u00fcnnfl\u00fcssig. Probe auf Gelatinieren 80 Stunden darauf negativ.\nVersuch r i Koni rollversuch). 17 Stunden nach der Vereinigung Extrakt B in gleicher Menge zu nurleinsaurem Natron. L\u00f6sung in wenigen Minuten. Probe auf Gelatinieren nach 80 Stunden negativ.\nAus diesen Versuchen ersieht man, da\u00df in dein Falle, wo die wirksame Trypsinl\u00f6sung 17 Stunden auf den nuclease-haltigen Saft eingewirkt hatte, eine Schw\u00e4chung der Nuclease-Wirkung eingetreten ist, w\u00e4hrend dies dort, wo das Trypsin vorher durch Kochen zerst\u00f6rt worden war, nicht der Fall ist. Noch deutlicher trat dies in den folgenden Versuchen hervor, wo dieselben Gemische, aber erst U Stunden nach der Vereinigung, untersucht wurden:\nVersuch la. Gemisch 1 zur Gallerte des nudeinsauren Natrons in gleicher Menge. \u2014 Nach 72 Stunden ist die Masse starr.\nVersuch 2a. Fibrinflocke bei schwach alkalischer Reaktion der Einwirkung von Gemisch I ausgesetzt. \u2014 Nach 80 Minuten ist sie vollst\u00e4ndig aufgel\u00f6st.\nVersuch 8a. Gemisch II zur Gallerte des nudeinsauren Natrons m gleicher Menge. \u2014 In kurzer Zeit ist Veril\u00fcssigung eingetreten. Probe auf Gelatinieren 50 Stunden darauf negativ.\nVersuch \\a fKontrollversueh). Zur Gallerte des nudeinsauren Natrons Extrakt 13, und zwar von dem Extrakt nur die H\u00e4lfte der Menge di r Gallerte, die andere H\u00e4lfte wird durch Wasser ersetzt. \u2014 Die Masse id bald \\eifl\u00fcssigt. Probe auf Gelatinieren o() Stunden darauf negativ.\nIn den folgenden Versuchen wurde der nucleasehaltige Saft auf andere Weise gewonnen als bisher. Und zwar kam darauf an, \u00abIm m\u00f6glichst schnell zu erhalten, da die Nuclease im frischen Pankreas, wie sich herausgestellt hatte, am wirksamsten ist. Das Verfahren war folgendes: Der Pankreasbrei wurde mit Saud zerrieben, mit der Handpresse gepre\u00dft, der ausgepre\u00dfte Saft mit einer gewissen Menge Wasser verd\u00fcnnt und filtriert. Mit dem so erhaltenen Saft, der im folgenden","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"346\nFritz Sachs,\nstots gemeint ist, wenn schlechthin von Pankreasextrakt gesprochen wird, wurden die vorhergehenden Versuche in entsprechender Weise wiederholt. Unbedeutende \u00c4nderungen der Versuchsanordnung sind dabei vorgekommen. Z. B. lie\u00df ich die beiden Extrakte A und B l\u00e4ngere Zeit (2-3 Tagei auleinander einwirken. Hegelm\u00fc\u00dfig verfl\u00fcssigte Gemisch 11 die gelatinierende Masse vollst\u00e4ndig, und die Probe auf Gelatinieren fiel nachher negativ aus, w\u00e4hrend Gemisch I die Masse entweder. gai* nicht verfl\u00fcssigte, oder nach eingetretener Verfl\u00fcssigung die Probe auf Gelatinieren doch positiv ausfiel. Auffallend war, da\u00df Extrakt B meist sich weniger wirksam auf die Nucleins\u00e4ure erwies, als Gemisch II. soda\u00df bei Versuchen mit der ersten Fl\u00fcssigkeit sich gelatinierende Substanz nach-weisen lie\u00df, w\u00e4hlend dies bei solchen mit der zweiten nicht mehr m\u00f6glich war. Wie ist das zu erkl\u00e4ren? Ich glaube, es liegt daran, da\u00df bei dem Erhitzen von Extrakt A die nat\u00fcrlich auch in diesem, wenn auch nur in geringer Menge noch vorhandene Nuclease nicht mitzerst\u00f6rt worden und mithin bei der Vereinigung mit Extrakt B diesem zugef\u00fcgt ist. Es w\u00fcrde dann das Extrakt B geringere Mengen von Nuclease enthalten als Gemisch II. Ich wurde zu dieser Annahme gef\u00fchrt durch den gelegentlichen Befund, da\u00df bei Erhitzen auf 75\u00b0 der Pankreasextrakt die Gallerte vollst\u00e4ndig verfl\u00fcssigte (Probe auf Gelatinieren fiel negativ aus), w\u00e4hrend die Fibrinflocke von demselben Extrakt nach 17 Stunden noch nicht gel\u00f6st war. Eine feste Norm lie\u00df sich hierf\u00fcr aber nicht aufstellen. Besonders sprechen aber einige andere Befunde, welche sp\u00e4ter erw\u00e4hnt werden, f\u00fcr eine hohe Resistenz der Nuclease gegen W\u00e4rme. Hingegen w ird, wie ich aus den soeben besprochenen Versuchsreihen schlie\u00dfen zu d\u00fcrfen glaube, die Nuclease durch das Trypsin zerst\u00f6rt, und ist der Wechsel in der Wirkung der Pankreasausz\u00fcge auf diese Weise zu erkl\u00e4ren.\nffl. Einwirkung von S\u00e4ure und Alkali auf die Nuclease.\nEs wurde nun des weiteren das Verhalten von S\u00e4ure und Alkali zur Nuclease untersucht. Ich w\u00e4hlte f\u00fcr diesen","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Nuclease.\n347\nZweck Essigs\u00e4ure und Natriumcarbonatl\u00f6sung. Vorher sei bemerkt. da\u00df die Reaktion dos frisch gewonnenen Pankreasextraktes stets schwach sauer ist.\n\\ ersuche mit Essigs\u00e4ure.\n\\ ersuch 1. Zur L\u00f6sung des a-nucleinsaureti Natrons wird die .deiche Menge verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure hinzugef\u00fcgt. \u2014 Nach wenigen Minuten ist die Masse d\u00fcnniliissig. Probe auf Gelatinieren 18 Stunden darauf stark positiv.\n\\ ( isuch 2. Ein Pankreasextrakl von guter Nucloasonwirkung wird stark mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert, der L\u00f6sung des nucleinsauren Natrons in gleicher Menge zugef\u00fcgt. \u2014 Masse nach wenigen Minuten d\u00fcnnfl\u00fcssig. Probe auf Gelatinieren nach 21 Stunden positiv..\nVersuch 3. Der mit Essigs\u00e4ure stark anges\u00e4uerte Pankreas-extrakt wird zun\u00e4chst 21 Stunden stellen gelassen, dann mit Na\u201eC(),-E\u00fcsimg ungef\u00e4hr neutral gemacht und so in gleicher Menge der Gallerte der Xucleins\u00e4ure zugesetzt. \u2014 Nach wenigen Minuten ist die Masse d\u00fcnnfl\u00fcssig. Probe auf Gelatinieren nach 24 Stunden negativ.'\nDiese Versuche sagen aus, da\u00df Essigs\u00e4ure die Wirkung der Nuclease verhindert, ohne eine Zerst\u00f6rung des Fermentes herbeizuf\u00fchren.\nVersuche mit Natriumcarbonatl\u00f6sung.\nVersuch 1. Zun\u00e4chst wurde auch Na2C03-L\u00f6sung allein der Galleite zugesetzt. Hier war nichts von einer Verfl\u00fcssigung zu konstatieren. Im Gegenteil, das Natriumcarbonat beg\u00fcnstigt eher die Gelatinierbarkei t.\nVersuch 2. Pankreasextrakt von guter Nuclcasenwirkung wird mit Na2U)3-L\u00f6sung alkalisch gemacht und dann in gleicher Menge der Losung des nucleinsauren Natrons zugef\u00fcgt. \u2014 Nach \u00f6\u00f6 Stunden ist die Masse noch starr.\nVersuch 3. Der mit NaXO,-L\u00f6sung alkalisch gemachte Pankreas-extrakt wird im Eisschrank auf bewahrt, nach 1!) Stunden mit Essigs\u00e4ure neutralisiert und unserer Gallerte in gleicher Menge zugesetzt. \u2014 Die Masse bleibt starr.\nVersuch 4 (Kontroliversuch). Derselbe Pankreasextrakt allein ohne Zusatz von Reagentien) zu nucleinsaurem Natron zugesetzt, verfl\u00fcssigt die Masse. Probe auf Gelatinieren negativ.\nVersuch 5. Pankreasextrakt mit Na;CO,-L\u00f6sung alkalisch gemacht, sofort darauf mit Essigs\u00e4ure neutralisiert und dem nucleinsauren Natron in gleicher Menge zugef\u00fcgt. \u2014 Die Masse ist bald d\u00fcnnll\u00fcssig. Probe auf Gelatinieren 72 Stunden darauf negativ.","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"Fritz Sachs,\nVersuch 6. Pankreasextrakt mit einem neutralen Gemisch von Essigs\u00e4ure und Natriumcarbonat versetzt und im Eisschrank aufgestellt. Nach lii Stunden zu nucleinsaurein Natron in gleicher Menge. \u2014 j-s tritt bald Verfl\u00fcssigung ein. Probe auf Gelatinieren 48 Stunden darauf negativ.\nVersuch?. Ein Trockenpr\u00e4parat der Nuclease (von guter Wirkung dessen Herstellungsverfahren sp\u00e4ter beschrieben werden wird, wird m Wasser gelost, mit Na/X), alkalisch gemacht, so stehen gelassen und nach 24 Stunden mit Essigs\u00e4ure schwach anges\u00e4uert. Darauf in gleicher Menge dem nuclei nsaureu Natron zugef\u00fcgt. Nach 1)6 Stunden ist die\nMasse noch starr.\n\\\\ ir schlie\u00dfen aus diesen Versuchen, da\u00df Natriumcarbonat sowohl die W irkung der Nuclease verhindert, als auch hei l\u00e4ngerer Einwirkung eine Zerst\u00f6rung des Fermentes herbeif\u00fchlt ln einem Versuche, wo ein gut wirksamer. frischer Pankreasextrakt'mit Natriumcarbonat neutralisiert wurde, war eine deutliche Schw\u00e4chung der Wirkung auf Nucleins\u00e4ure zu konstatieren.\nMithin ist schwach saure Reaktion, wie sie sich auch im frischen Pankreasextrakt findet, f\u00fcr die Wirkung der Nuclease am g\u00fcnstigsten, vielleicht \u00fcberhaupt erforderlich.\nIV. Darstellung eines Trockenpr\u00e4parates.\nEs sei nun kurz das Verfahren zur Gewinnung des vorhin erw\u00e4hnten Trockenpr\u00e4parates geschildert :\n\u00d670 g Pankreas wurden mit Sand und Kieselguhr zerrieben und mit der B\u00fcchner'sehen Presse gepre\u00dft. Der gewonnene Saft (100 ccm) wurde sofort mit Ammonsulfat bis zur S\u00e4ttigung versetzt, der entstandene Niederschlag abfiltriert und mit Alkohol und \u00c4ther getrocknet.\nDas Filtrat war ohne Wirkung auf Nucleins\u00e4ure. Der getrocknete Niederschlag verfl\u00fcssigte, in destilliertem WTasser gel\u00f6st, nucleinsaures Natron vollkommen in einigen Stunden (Probe auf Gelatinieren fiel nachher negativ aus) und l\u00f6ste eine Fibrinllockebei schw ach alkalischer Reaktion innerhalb 2 Stunden gar nicht, nach 19 Stunden allerdings vollkommen. Das Pulver hatte \u00abeine Wirkung zur Zeit der letzten Pr\u00fcfung (2 Monate nach Herstellung) noch bewahrt.\nGelegentlich einiger F\u00e4llungsversuche wurde festgestellt, da\u00df die Nuclease nicht dialysierbar ist.","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"Iber die Nurlease.\n349\nV. Verbreitung der Nuclease.\nDie vorstehend beschriebenen Versuche wurden, wie schon erw\u00e4hnt, mit einem aus Kindspankreas dargestellten Pr\u00e4parat aiisgef\u00fchrt. Au\u00dferdem fand ich dies Enzvm in Best\u00e4tigung der A rak Eschen Angabe in der Kalbsthymus, fernerhin im Ilnndepankreas (auch bei neugeborenen Tieren), mit W\u2019ahr-M-heinlichkeit in der Kalbsniere; hingegen nicht im Kindsmuskel und im Rinderblut. Auch das Pepsin (Gr\u00fcbler) erwies sich frei von einer entsprechenden Wirkung. Leider hatte ich keine Gelegenheit, das Pankreassekret auf seinen Gehalt an Nuclease zu pr\u00fcfen, was nat\u00fcrlich von gro\u00dfer Wichtigkeit w\u00e4re. Es i>t aber wohl zu vermuten, da\u00df das Ergebnis negativ ausgefallen w\u00e4re.\nVI Tritt eine Spaltung der Nucleins\u00e4ure unter der Wirkung der\nNuclease des Pankreas ein?\nNakayama schlie\u00dft aus seinen oben zitierten Versuchen, \u00abla\u00df unter der Wirkung des Erepsins eine Spaltung der Nucleins\u00e4ure eintritt. Bez\u00fcglich der Phosphors\u00e4ure erscheint dies Ergebnis einwandsfrei, denn die gefundenen Werte der abgespaltenen Phosphors\u00e4ure sind sehr hohe. Nicht so \u00fcberzeugend i>t aber meines Erachtens die Bildung freier Nucleinbasen nach-gewiesen. Hierzu scheint mir die Darstellung eines krystalli-sierenden Salzes dieser Basen und die Pr\u00fcfung der angewandten Eermentl\u00f6sung auf pr\u00e4formierte oder abgespaltene Basen erforderlich. Ferner habe ich bei meinen Versuchen mit der Nuclease des Pankreas das Eindampfen der L\u00f6sung vor der Silberf\u00e4llung vermieden. Auch bei Innehaltung dieser Cautelen war das Ergebnis dasselbe wie das Nakayamas.\nMein Verfahren gestaltete sich folgenderma\u00dfen : Nachdem die L\u00f6sung des a-nucleinsauren Natrons etwa 2-3 Tage lang der Wirkung der zu untersuchenden Fl\u00fcssigkeiten ausgesetzt worden war, wurde das Gemisch filtriert und das Filtrat zur Beseitigung etwa noch vorhandener Nucleins\u00e4ure mit Schwefels\u00e4ure versetzt, da die gel\u00f6ste Nucleins\u00e4ure nach den Beobachtungen von A. Kosself*4) die sp\u00e4ter vorzunehmende Ausf\u00fcllung der Basen mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung hindern mu\u00dfte.","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nFritz Sachs,\nDor dabei etwa ausgefallene Niederschlag wurde abfiltriert, darauf wurden aus dein Filtrat die Purinbasen mit Queeksilbor-sulfatlosungt23) gef\u00e4llt. Der so entstandene Niederschlag wurde\nabgesaugt, in Wasser aufgeschwemmt und unter Zusatz von etwas Salzs\u00e4ure mit Schwefelwasserstoff zerlegt. Dann wurde wiederum filtriert und das Filtrat durch Durchleiten von Luft vom Schwefelwasserstoff befreit. Nun wurde es mit ammnonia-kalischer Silberl\u00f6sung gef\u00e4llt, der entstandene Silberniederschlag abfiitrierl, gut ausgewaschen, in Wasser aufgeschwemmt und unter Zusatz von Salzs\u00e4ure in der W\u00e4rme zersetzt. Das Chlorsilber wurde abliltriert. durch das Filtrat noch einige Blasen Schwefel Wasserstoff geleitet und dann wiederum filtriert. Das letzte Filtrat wurde zwecks Abscheidung von Krystalien (salz-saure Purinbasen) eingedampft. Die etwa ausgeschiedenen Kry-stallo wurden samt dem R\u00fcckstand in salzs\u00e4urehaltigem Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung filtriert und wiederum bis zum v\u00f6lligen Aus-krvstallisiercn eingedampft. Die Krystallc wurden mit Alkohol und \u00c4ther getrocknet und gewogen.*)\nln dieser Weise wurden die Gemische von folgenden Versuchen bearbeitet :\nVersuch I. ;>0 ccm Pankreasextrakt werden unter Toluol angesetzt mit oO ccm einer 1\u00b0 oigen L\u00f6sung des a-nucleinsauren Natrons. Das Resultat der muh 2\u20143 Tagen vorgenommenen Verarbeitung war:\nDe wicht der Krvstalle : 0,1 t\u00f4t \u00bb \u00abc\nVersuch 2. 50 ccm Pankreasextrakt, welches 5 Minuten lang gekocht worden war, werden unter Toluol angesetzt mit 50 ccm der 4>igcn L\u00f6sung des a-nucleinsauren Natrons. Verarbeitung ebenfalls nach 2\u20143 lagen, liier wurde, bevor das erstemal filtriert wurde, etwas erw\u00e4rmt. da die Masse noch etwas dickfl\u00fcssig war.\nGewicht der gewonnenen Krystalle: 0.1020 g.\nVersuch 3. 50 ccm Wasser unter Toluol angesetzt mit 50 ccm der oigen L\u00f6sung von a-nuelemsaurem Natron. V erarbeitung nach 2\u20143 Tagen: auch hier wird vor dem Filtrieren etwas erw\u00e4rmt.\nGewicht der gewonnenen Krystalle: 0,0190 g.\nVersuch L 50 ccm Pankreasextrakt, der 5 Minuten lang gekocht war. blieben allein, vor der Verarbeitung 2\u20143 Tage unter Toluol hei\n*' h\u00bb s\u00e4mtlichen F\u00e4llen, in denen \u00fcberhaupt Krystalle erhalten wurden, pr\u00fcfte icli dieselben mit Hilfe der von Burian als charakteristisch f\u00fcr die freien Nucleinbasen angegebenen Diazoreaktion(*\u00ab) in der Pauly -schen Modifikation.(*T) Die Reaktion fiel stets positiv aus.\ni","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ef ber die Nuclease.\n351\nZimmeitemperatur stehen. Hier war der t^iiecksi!bcrsulfutnied<*rschlag so au\u00dferordentlich sp\u00e4rlich, da\u00df diese Portion nicht weiter untersucht wurde.\nVersuch 5. 50 ccm 4\u00fc,oiger L\u00f6sung von nucleinsaurem Natron wurden unter Toluol angesetzt mit 50 ccm verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure. Hei der nach 2-3 Tagen vorgenommenen Verarbeitung war der Silberniederschlag so gering, da\u00df auch diese Portion nicht weiter untersucht wurde.\nDie erhaltenen Krystalle konnten nach ihrem Verhalten zu Ammoniak sowie aus ihren Krystallformen *\u00bb im wesentlichen mit salzsaurem Guanin identifiziert werden.\nIn einer anderen entsprechenden Versuchsreihe waren angesetzt worden: 1. 125 ccm Pankreasextrakt mit 125 ccm der \\\u00b0,o igen L\u00f6sung des nucleinsauren Natrons. 2. i25 ccm desselben Pankreasextraktes, der aber aut' etwa 80\u00b0 erhitzt war, mit \u00bb1er gleichen Menge der L\u00f6sung des nucleinsauren Natrons und 3. 12o ccm desselben nicht erhitzten Pankreasextraktes f\u00fcr sich allein unter Toluol. Nach entsprechender Verarbeitung ergab sich:\nIm ersten Falle\nGewicht der Krystalle 0,5860 g.\nIm zweiten Falle\nGewicht der Krystalle 0.1071 g.\nIm dritten Falle waren nur Andeutungen (unw\u00e4gbare Spuren) von Krystallen zu erkennen.\nDie Versuche beweisen, da\u00df also eine Abspaltung von Nucl einbasen statt gefunden hat. welche mit Sicherheit auf die Wirkung des Fermentes zu beziehen ist Ihnn die Menge der nachweisbaren Basen war in den F\u00e4llen, wo der Pankreasextrakt durch Essigs\u00e4ure oder Wasser ersetzt wurde, oder wo der Pankreasextrakt f\u00fcr sieh allein untor-Hmht wurde, \u00e4u\u00dferst gering und nicht zu vergleichen mit derjenigen. welche nach Einwirkung von Pankreasextrakt auf Nuclein-\u00fcture festgestellt wurde. Auffallend ist. da\u00df auch dort, wo der l\u2019ankreasextrakt vorher erhitzt war, bemerkenswerte Mengen v<\u00bbn Basen nachgewiesen werden konnten. Allerdings waren fHcse ja immer geringer, als in den F\u00e4llen, wo das Erhitzen unterlassen worden war. Immerhin mu\u00dfte man hier den gr\u00f6\u00dften\n*) cf. A. Kossel in \u00abHehrens, Kussel. Schiefferdetker: Das Mikroskop\u00bb. Braunschweig bei H. Bruhn. 18K9, S. 2KO.","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"352\nF ri t z Sachs,\n'loil dor \\\\ irkung auf den zugesetzten Pankreasextrakt (nicht etwa aul das \\\\ asser oder die saure Reaktion) und somit auf das Ferment beziehen. Und dies ist wohl ang\u00e4ngig, da ja auch andere Fermente bereits bekannt sind, die durch W\u00e4rme nicht zerst\u00f6rt werden. Die Abspaltung von Nucleinbasen aus der Xucleins\u00e4ure durch die Nuclease des Pankreas w\u00e4re somit erwiesen.\nAm Schl\u00fcsse der vorliegenden Arbeit spreche ich Herrn Prof. Dr. Kessel f\u00fcr die Anregung zu diesen Untersuchungen, sowie die entgegenkommendste Unterst\u00fctzung, die er mir bei ihrer Ausf\u00fchrung zuteil werden lie\u00df, den w\u00e4rmsten Dank aus. Ebenso danke ich Herrn Privatdozenten Dr. Stendel nochmals f\u00fcr seine wertvollen Ratschl\u00e4ge bestens.\nLiteratur.\n(.oiii|\u00bbtcs rendus des s\u00e9ances de l\u2019Acad\u00e9mie des sciences tSti.'i. Ihilletin de la Soci\u00e9t\u00e9 chimique de Paris, XXI.\nDomptes rendus des s\u00e9ances de l\u2019Academie des sciences 1*7!\nI h esc Zeitschrift, Hd. IV und V.\nA Ivossvl, Die Xu deine und ihre Spaltungsprodukte. S. le. Strafduirg 1881.\nRiese Zeitschrift, ltd. Vil, S, 14.\nArchiv f. Anal. u. Phys., Physiol. Abt. 1881. S. -Mil.\nDies\u00bb* Zeilsehrit't. ltd. XIII. S. 500.\nZeitschrift f\u00fcr klin. Med., lkl. XVII. Supplem.\nC.cntralbl. f\u00fcr die med. Wissensch., 1889, N r. 13.*\n7. Virchows Archiv, lkl. CXXXVI. S. [H.\n*\t*\tCX1JV, S. 373.\nU. Zeitschrift f\u00fcr Pool.. lkl. XI. S. 117.\n10.\tVerhandlungen der Xaturforsch.-Ges. in Basel. Bd. XIII, S. 3ns\nH. Diese Zeitschrift. Bd. XXXII und XXXIV.\n12.\t>\t\u2022 XVIII.\n13.\t\u00bb\t>\t.\u00bb XXII.\n11.\tZeitschrift f\u00fcr klin. Med., Bd. XLIII.\n13. l\u00eeerl. klin. Wochenscbr.. 190k, Nr. 41.\n10. Diese Zeitschrift, Bd. XXXVIII, S. 84.\n17. Archiv f\u00fcr Phys. u. Anat., Phys. Abt., 1894, S. 195.\nIX. Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX.\n19.\t\u00bb\t. XXXIX.\n20.\t-\t*\tXLI.\n2.1 Archiv f\u00fcr Anat. u. Phys., Physiol. Abt., 1898, S. 374; 18'.\u00bb!*. Suppl. S. 552.\nI.\n\u2022_>\n3.\n3a\nf -\nK\n5.","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Nuclease.\n353\n22.\tHammarsten, Lehrbuch der physiologischen Chemie. Dritte Auflage, S. 265.\n23.\tDiese Zeitschrift, Bd. XXXVIII.\n24.\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb XXII, S. 81.\n25.\t\u00bb\t\u00bb\tXXXVIII, S. 39.\n26.\tRer. d. deutsch, ehern. Ges., Rd. XXXVII, 1, S. 696.\n27.\tDiese Zeitschrift, Rd. XLII, S. 516.","page":353}],"identifier":"lit18273","issued":"1905","language":"de","pages":"337-353","startpages":"337","title":"\u00dcber die Nuclease","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:25:45.175384+00:00"}