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{"created":"2022-01-31T15:50:18.865225+00:00","id":"lit18284","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Siegfried, M.","role":"author"},{"name":"H. Mark","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 46: 492-496","fulltext":[{"file":"p0492.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Jecorins.\nVon\nM. Siegfried und H. Mark.\n(Aus der fl\u00e4mischen Abteilung 'les physiologischen Instituts der Universit\u00e4t Leipzig.) (Der Itediiktion zugegangen am 2S. November l\u2018J05.)\nBine in dom soeben ausgegebenen Hefte dieser Zeitschrift erschienene Mitteilung \u00fcber Jecoriu von .1. Meinertz1) aus dem Thierfelder'schon Laboratorium veranla\u00dft uns, schon jetzt \u00fcber eine noch im Gange befindliche Untersuchung \u00fcber Jecoriu kurz zu berichten.\n.1. Meinertz kommt auf Grund seiner Versuche zu dem Schl\u00fcsse, da\u00df in dem Jecorin ein Gemenge von verschiedenen anorganischen und organischen, stickstoffhaltigen und stickstofffreien Substanzen vorliegt, die vielleicht in lockerer chemischer V erbindung miteinander stehen. Wir sind auf ganz anderem Wege zu \u00e4hnlichem Resultate gelangt, da\u00df n\u00e4mlich das DrechseUsche Jecorin sicher keine reine Substanz ist. Allerdings ist es nicht ausgeschlossen, ja es sprechen sogar weiter unten mitzuteilende Befunde daf\u00fcr, da\u00df in dem sogenannten Jecorin eine Schwefel- und phosphorhaltige Substanz sui generis enthalten ist.2)\nBei der Darstellung des Jecorins haben wir genau die Angaben Drechsels befolgt, nur das Eindampfen der alkoholischen Ausz\u00fcge im Vacuum anstatt wie Drechsel in offenen Schalen bei niederer Temperatur vorgenommen. Das durch Alkohol aus der \u00e4therischen L\u00f6sung gef\u00e4llte Jecorin wurde an-\n*) Hirse Zeitschrift. Ikl. XLVI, S. 37f>.\n*i Vor kurzem (Naturforscherversammlung. Meran 1905; Chem.-Ztg., Nr. 709,1905, S. 1 (mi hat R. Offer rnitgeteilt, da\u00df er durch F\u00e4llung mit Aceton eine jecorin\u00e4hnlichc Masse, die frei von jeglicher Kohlehydratgruppe ist. erhalten hat.","page":492},{"file":"p0493.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Jecorins.\n493\nhaltend mit absolutem Alkohol dekantiert und dann in einem zu diesem Zwecke konstruierten Apparate, in dein durch gro\u00dfe Fl\u00e4chen Kaliumcarbonat die Luft trocken gehalten wurde, filtriert. Wir erhielten so das Jecorin als ein fast farbloses, feines Pulver, das an der Luft sehr leicht zerflie\u00dft. Verarbeitet wurden bis jetzt 30 kg Pferdeleber. Aus 12800 g Leber wurden 54 g Jecorin gewonnen. Dieses Jecorin ist leicht l\u00f6slich in Wasser und verd\u00fcnnten S\u00e4uren, etwas l\u00f6slich in Methylalkohol, \u00c4thylalkohol, Amylalkohol, Phenol, unl\u00f6slich in wasserfreiem \u00c4ther, Essigester, Aceton, Benzol. Die qualitative Zusammensetzung stimmte mit der von Drechsel angegebenen \u00fcberein, die quantitative Zusammensetzung wich ab. Drechsel fand C = 51,5\u00b0/o,\nH = 8,2 \u00ae/o, N = 2,9 \u00b0/o, S== 1,4\u00bb/\u00ab, P =.3,4\u00ae/\u00ab, Asche = 12,1\u00ae/#; wir fanden in doppelten bezw. dreifachen Bestimmungen im Mittel: C = 39,7%\u00bb, H = 6,4\u00ae/o, N = 5,2\u00ae/\u00ab, S = 2,2\u00ae/*, P = l,9\u00b0/o, Na \u20145,9'Vn, Asche: 15,7\u00b0/o. Es sind a\\M) nicht nur die absoluten Werte verschieden, sondern auch die Verh\u00e4ltniszahlen der Prozente der einzelnen Elemente.\nDie Pr\u00fcfung auf Einheitlichkeit des Jecorins geschah durch fraktionierte F\u00e4llungen und Analysen der einzelnen Fraktionen.\nZun\u00e4chst wurden 5,3 g Jecorin in 10 ccm Wasser gel\u00f6st und mit absolutem Methylalkohol gef\u00e4llt. Auch hier wurde nach dem Abfiltrieren und Trocknen \u00fcber Schwefels\u00e4ure ein fast farbloses, feines Pulver erhalten. F\u00e4llung I, Ausbeute 2,5 g. In dem Filtrate der F\u00e4llung I wurde durch \u00c4thylalkohol eine rasch verschmierende F\u00e4llung erhalten. Die von dieser F\u00e4llung abgegossene L\u00f6sung wurde auf dem Wasserbade bei niederer Temperatur eingedampft, der R\u00fcckstand mit Methylalkohol und etwas Wasser aufgenommen, von etwas ungel\u00f6stem abfiltriert und mit \u00c4thylalkohol ausgef\u00e4llt; das Filtrat hiervon wurde bei niederer Temperatur eingedampft, der R\u00fcckstand in Schiffchen \u00fcber Schwefels\u00e4ure bis zur Gewichtskonstanz getrocknet. Die Analysen der F\u00e4llung 1 und des R\u00fcckstandes ergaben folgende Werte:\nF\u00e4llung I\n27,8 \u00bb/o\n4,4 V\n1,8J u\nR\u00fcckstand 39,7 \u00ab/u 6,4\nr. = H -X =","page":493},{"file":"p0494.txt","language":"de","ocr_de":"m\nM. Siegfried und H. Mark,\nKs ist also in den 2 Fraktionen das Verh\u00e4ltnis C : N ein ganz verschiedenes.\nNach diesem Vorversuch wurde eine weitergehende Fraktionierung auf folgende Weise durchgef\u00fchrt. Wir hatten beobachtet, da\u00df, wenn zu der w\u00e4sserigen L\u00f6sung, des Jecorins Essigs\u00e4ure oder eine Minerals\u00e4ure gegeben wird, eine geringe Kohlens\u00e4ureentwickelung auftritt. Es war daher m\u00f6glich, da\u00df die Unterschiede in der Zusammensetzung der von den verschiedenen Untersuchern, Dreehsel, Manasse, Baldi und uns, erhaltenen Jeeorine, sowie das stark abweichende Verh\u00e4ltnis C : N in den von uns dargestellten Fraktionen durch Beimischungen von Natriumcarbonat zum Teil ihre Erkl\u00e4rung linden. Deshalb s\u00e4uerten wir die zu diesem Versuche verwendete L\u00f6sung des Jecorins mit Essigs\u00e4ure an: allerdings ist es nicht ausgeschlossen, da\u00df hierdurch eine Zersetzung des Jecorins entsteht, denn es ist m\u00f6glich, da\u00df das Jecorin ein Natronsalz ist, dessen freie S\u00e4ure jedoch nicht best\u00e4ndig ist, sondern im Augenblicke des Entstehens Kohlens\u00e4ure abspaltet\u2019. In diesem Falle w\u00e4re \u00e8s jedoch unwahrscheinlich, da\u00df hierbei das Molek\u00fcl des Jecorins weitgehend zerliele.\n22 g Jecorin in 30 ccm Wasser gel\u00f6st, mit Essigs\u00e4ure anges\u00e4uert, die L\u00f6sung in 2 kg absoluten Alkohols verr\u00fchrt. Die ausgeschiedene F\u00e4llung im Apparate filtriert. Fast wei\u00df. Ausbeute 8,7 g. Das Filtrat bei 40\u00b0 eingedampft, der R\u00fcckstand in wenig Wasser gel\u00f6st, mit Alkohol gef\u00e4llt, die F\u00e4llung in wenig Wasser gel\u00f6st, in absoluten Alkohol verr\u00fchrt Fraktion II. Ausbeute 2 g. In dem alkoholischen Filtrate wurde durch alkoholisches Kupferacetat eine F\u00e4llung erzeugt. Fraktion III. Ausbeute 2 g. Das Filtrat hiervon lieferte beim Abstumpfen mit alkoholischem Ammoniak Fraktion IV. Ausbeute 1,8 g. Das Filtrat hiervon lieferte nach Vermischen mit dem dreifachen Volumen Wasser eine F\u00e4llung V. Ausbeute 4,2 g. Durch Destillation mit stark verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure wurde nachgewiesen, da\u00df die Kupferf\u00e4llungen frei von Acetat waren.\nDie Analysen ergaben folgende Werte f\u00fcr die einzelnen Fraktionen:","page":494},{"file":"p0495.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis des Jecorins.\n195\nln Prozenten\tFraktion I\tFraktion 11\tFraktion 111\tFraktion IV\tFraktion V'\nC\t85,26\t\u202210,33\t28,44\t28,96\t19.59\nII\t6.02\t6.03\t3.84\t4,45\t3,52\nN\t\u25a0\t4,55\t2,29\t4,59\t1.45\nP\t3.16\t2.40\t0.64\t0.72\t0,38\nS\t1,84\t1.74\t0,49\t0,66\t0,39\nNa\t5.10\t2,05\t1,22\t2,04\t1,13\nAsche\t17,00 \u25a0\t17.03\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nCu\t\t\u2014\t31,80\t30,66\t41,58\nHei den Analysen wurde, da die Bestimmung des P und S relativ gro\u00dfe Substanzmengen erforderte, P, S und Na bezw. Cu in ein und demselben Quantum bestimmt, letzteres elektrolytisch.\nDie sich aus den Analysen berechnenden Verh\u00e4ltniszahlen sind folgende:\nIn Prozenten\tFraktion I\tFraktion II\tFraktion III\tFraktion IV\tFraktion V\nC : N\t7,75\t8,86\t12.42\t6,30\t13,51\nP: S\t1.71\t1,38\t1,30\t1,09\t1,00\nDiese Zahlen zeigen, da\u00df das Jecorin keine einheitliche Substanz ist, vorausgesetzt, da\u00df durch Ans\u00e4uren mit Essigs\u00e4ure keine tiefergehende Zersetzung eingetreten ist. Immerhin f\u00e4llt es auf, da\u00df alle Fraktionen Phosphor und Schwefel und zwar abgesehen von der ersten Fraktion in nicht allzu abweichendem Verh\u00e4ltnis enthalten. Wenn daher die Fortf\u00fchrung der von verschiedenen Seiten auf verschiedenen Wegen wieder aufgenommenen Bearbeitung des Jecorins definitiv ergeben sollte, da\u00df dieses kein einheitliches Produkt ist, so besteht doch die Hoffnung, da\u00df die Untersuchungen Drechsel s zur Erkenntnis eines Schwefel- und phosphorhaltigen, dem Lecithin verwandten K\u00f6rpers f\u00fchren werden.\nIn bezug auf die Mitteilung von J. Meinertz ist zu bemerken, da\u00df sich unser Jecorin anders als das seinige verhielt.","page":495},{"file":"p0496.txt","language":"de","ocr_de":"4% M. Siegfried und H. Mark, Zur Kenntnis des Jecorins.\nDas Pulver l\u00f6st sich in Wasser sofort und leicht auf; die absolut klare L\u00f6sung gibt mit Salzs\u00e4ure auf keine Weise eine Tr\u00fcbung oder F\u00e4llung. Unser Jecorin enth\u00e4lt also nicht den Bestandteil, den J. Meinertz als Lecithin oder lecithin\u00e4hnlich ansieht. Hingegen gibt es die von Drechsel f\u00fcr das Jecorin\nangegebenen Reaktionen, insbesondere die Reduktionsproben und die Reaktion mit ammoniakalischer Silberl\u00f6sung, sehr stark. Unser Pr\u00e4parat scheint auch reiner als das von Drechsel untersuchte zu sein, denn auch Drechsel erhielt wenigstens durch eine gr\u00f6\u00dfere Menge Salzs\u00e4ure einen Niederschlag in seiner\nJecorinl\u00f6sung. Der Grund d\u00fcrfte darin liegen, da\u00df wir das Jecorin als feines Pulver gef\u00e4llt und sehr reichlich mit Alkohol dekantiert und gewaschen haben.\nt","page":496}],"identifier":"lit18284","issued":"1905","language":"de","pages":"492-496","startpages":"492","title":"Zur Kenntnis des Jecorins","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:50:18.865231+00:00"}