Open Access
{"created":"2022-01-31T15:12:54.560741+00:00","id":"lit18286","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schumm, O.","role":"author"},{"name":"C. Westphal","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 46: 510-514","fulltext":[{"file":"p0510.txt","language":"de","ocr_de":"Ober den Nachweis von Blutfarbstoff mit Hilfe der Adler\u2019schen\nBenzidinprobe.\nVon\nO. Sch\u00fcmm und C. Westphal.\n(Aus dem chemischen Laboratorium des Allgemeinen Krankenhauses\nHamburg-Eppendorf.)\n(Der Redaktion zugegangen am 7. Dezember 1905)\n0. und R. Adler haben im vorigen Jahre zwei Reaktionen zum Nachweis von Blutfarbstoff angegeben. Zur Erkennung von Blutflecken benutzen sie das Leukomalachitgr\u00fcn, zum Nachweis von Blutfarbstoff in Faeces das Benzidin, w\u00e4hrend sie f\u00fcr Harn beide Stoffe verwenden.\tV\nDie Probe mit Leukomalachitgr\u00fcn haben wTir weniger oft angewandt, sie schien uns vor der Benzidinprobe nichts voraus zu haben. Dagegen haben wir die Benzidinprobe eingehend gepr\u00fcft, da uns in erster Linie der Nachweis von Blutfarbstoff in Faeces interessierte und dazu von 0. und R. Adler eine spezielle Vorschrift unter V erwendung von Benzidin angegeben ist.\n\\\\ ir haben zun\u00e4chst die Benzidinprobe als solche in ihrem allgemeinen Verhalten gepr\u00fcft und sie dann auf blutfarbstoff-haltige1 Faeces angewandt.\nDie im Handel befindlichen Pr\u00e4parate von \u00abBenzidin.puriss. sind durchaus nicht gleichwertig. Ein Pr\u00e4parat von Merck war mindestens zehnmal so wirksam als ein frisch bezogenes \u00abBenzidin. puriss. > anderer Herkunft. \u2014 Die vorschriftsm\u00e4\u00dfig hergestellten L\u00f6sungen, auch der sehr wirksamen Pr\u00e4parate, zeigten gelegentlich schon nach f\u00fcnf Tagen eine deutliche Abnahme ihrer Wirksamkeit. \u2014 Es kommt vor, da\u00df \u00e4ltere Benzidinl\u00f6sungen an sich bei Zusatz von Wasserstoffsuperoxyd und Essigs\u00e4ure schon eine bl\u00e4ulich-gr\u00fcne F\u00e4rbung gaben.\nDer Ausfall der Reaktion ist abh\u00e4ngig von dem Mengenverh\u00e4ltnis. in dem die einzelnen Reagentien angewandt werden.","page":510},{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis von Blutfarbstoff.\n511\n\\\\ eiterer Zusatz von \\\\ asserstoffsuperoxyd kann eine entstandene Gr\u00fcnf\u00e4rbung nachtr\u00e4glich zum Verschwinden bringen. \u2018 Wendet man von vornherein einen \u00dcberschu\u00df von Wasserstoffsuperoxyd an, so kann die Farbstoffbildung unter Umst\u00e4nden ganz aus-bleiben. Die Anwendung st\u00e4rkerer Wasserstoffsuperoxydl\u00f6sungen ist daher nicht zu empfehlen. Zahlreiche Versuche, in denen wir das Mengenverh\u00e4ltnis der Reagentien auf die verschiedenste Weise \u00e4nderten, ergaben, da\u00df man zu der zu pr\u00fcfenden Fl\u00fcssigkeit zweckm\u00e4\u00dfig zun\u00e4chst etwa 2 ccm frische, konzentrierte Benzidinl\u00f6sung, dann einige Tropfen Essigs\u00e4ure und endlich 2 ccm Wasserstoffsuperoxyd (3\u00b0/0) zusetzt. Das ist dasselbe Verh\u00e4ltnis, das von 0. und R. Adler in der Vorschrift f\u00fcr die Stuhluntersuchung angegeben ist.\nDiese Empfindlichkeit der Benzidinprobe haben wir an frischem, deformiertem menschlichen Aderla\u00dfblute gepr\u00fcft, indem wir es kurz nach der Entnahme stufenweise mit Wasser verd\u00fcnnten und unverz\u00fcglich feststellten, bei welchem Grade der Verd\u00fcnnung innerhalb zwei Minuten noch eine deutliche Reaktion erhalten wurde. Gleichzeitig und an derselben Blut-1 l\u00f6sung haben wir auch die Empfindlichkeit der Sch\u00f6nbein-van Deen\u2019sehen Guajakprobe unter Benutzung zuvor gepr\u00fcften verharzten Terpentin\u00f6ls und frischer Guajaktinktur festgestellt. Unter Anwendung von je 8 ccm der Blutl\u00f6sung er^ab sich folgendes :\n\t\t\u00dfenzidinprobe\tGuajakprobe\nL\u00f6sung\t1 :200 000 . \u2022\tFl\u00fcssigkeit innerhalb 1 Minute gr\u00fcnlich, innerhalb 2 Minuten bl\u00e4ulich-\t\u25a0 negativ\n\t\tgr\u00fcn\t\nvon Blut\t1:100000\tFl\u00fcssigkeit innerhalb 1 Minute bl\u00e4ulich-gr\u00fcn\t. negativ\n\t1: 50 000\tstark positiv\tnegativ\nin Wasser\t1 : 25 000\tstark positiv\tInnerhalb 1 Minute Bl\u00e4ulich-Gr\u00fcn-, innerhalb 2 Minuten Gr\u00fcnlich-Bl au- F\u00e4rbung der oberen i Terpentin\u00f6l-) Schicht.","page":511},{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"512\n0. Schumin und C. Westphal,\nDemnach ist defibriniertes menschliches Blut in reiner w\u00e4sseriger L\u00f6sung mittels der Benzidinprobe noch in einer Verd\u00fcnnung von 1 :2(X)(KKJ\u00bb) und mittels der Guajakprobe in einer Verd\u00fcnnung von 1 : 25000 nachzuweisen. Durch eine sachgem\u00e4\u00df ausgef\u00fchrte Benzidinprobe sind wir also im ge-gebenen Falle imstande, die Anwesenheit selbst winziger Spuren Blut mit Bestimmtheit ausschlie\u00dfen zu k\u00f6nnen, wie dies auch von O. und B. Adler hervorgehoben ist. Die Benzidinprobe ist deshalb sowohl lur gerichtliche wie auch f\u00fcr medizinisch-chemische Fntersuchungen wertvoll. Da\u00df Fisensalze die Anwendung der Probe verbieten, ist zu beachten. \u2014 Leider ist ein positiver Ausfall der Probe weniger beweisend als der negative. Im allgemeinen kommen hier die gleichen Fehlerquellen in Betracht wie bei der Guajakprobe: nur macht die au\u00dferordentliehe Empfindlichkeit der Benzidinprobe doppelte Vorsicht n\u00f6tig.\nDa\u00df oxydierende Fermente einen positiven Ausfall der Benzidinprobe bewirken, ist schon von 0. und B. Adler-angegeben worden. Die Autoren weisen darauf hin, da\u00df in tierischen. Leucocyten f\u00fchrenden Fl\u00fcssigkeiten (Harn, Speichel. Fiter) solche Fermente zu vermuten sein werden, die ja bekanntlich durch Kochen zerst\u00f6rt werden k\u00f6nnen.\nIn einer Abhandlung \u00abI ber den Nachweis von Blutfarbstoff in den Faeces\u00bb bezeichnet M. Siegel es als einen Vorteil der Benzidinprobe gegen\u00fcber der Guajakprobe, \u00abda\u00df sie mit .Mi'eh und Fiter, d. h. also mit Oxvdasen keine positive Reaktion gd>t.\u00bb Da diese Bemerkung zu den Angaben von 0. und R. Adler in Widerspruch steht, haben wir sie nachgepr\u00fcft und k\u00f6nnen die Angaben Ad 1er\u201cs vollauf best\u00e4tigen: Oxydierende Fermente, sowohl tierischer wie pflanzlicher Herkunft, geben ausgesprochen positive Benzidinreaktion. Hiervon kann man sich leicht \u00fcberzeugen. Man braucht nur die Bruchfl\u00e4che einer rohen, frischen Kartoffel mit den Reagentien zu benetzen, um sogleich eine intensive Gr\u00fcnblauf\u00e4rbung zu erhalten, w\u00e4hrend bei einer gut durchgekochten Kartodel die Reaktion nicht (\u2018intritt.\n') Nach (). und R. Adler 1 : 100000.","page":512},{"file":"p0513.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Nachweis von Blutfarbstoff.\n513\nAnalog verhalten sich z. B. frische Walln\u00fcsse, zersto\u00dfene Erbsen, Bohnen, pulverisiertes Gummi arabicum, Pre\u00dfhefe, Milch, kalt hergestellte w\u00e4sserige Ausz\u00fcge aus Hafergr\u00fctze, Weizenmehl, frischen Laubbl\u00e4ttern etc. Auch Eiter, Speicht*!, das Sekret der Nasenschleimhaut, Darmdetritus und Darmsehleim (in dem sich mikroskopisch nur Leucocyten nachweisen lie\u00dfen) gaben mehr oder weniger stark positive Proben, Ferner best\u00e4tigte .sich die Angabe von O. u. B. Adler, da\u00df Rhodansalze und Eisenoxvdulsalze positive Reaktion geben. Wirerhielten au\u00dferdem positive Heaktion mit Kupferoxydul, .lodkalium, .Carbo animal is puriss. \u00bb und endlich auch mit metallischem Eisen, Platin, Kupfer, die sowohl in Form von Pulver oder feinen Sp\u00e4nen als auch in (\u00abestait von Blech reagieren. Dies ist zu beachten, wenn Flecke, die sich an metallischen Gegenst\u00e4nden befinden, auf Biut gepr\u00fcft werden sollen.\nZur Untersuchung der Faeces auf Blutfarbstoff geben 0. u. R. Adler tolgende Vorschrift:\n'Eme kleine Quantit\u00e4t der zu untersuchenden Faeces wird mit etwas W asser auf'geschwoinmt. Man versetzt 3 ccm der unliltrierten Aufschwemmung mit 2 ccm der fr\u00fcher erw\u00e4hnten Benzidinl\u00f6sung und mit 2 ccm Wasserstoffsuperoxyd (3\u00abV\u00abj und f\u00fcgt einige tropfen Essigs\u00e4ure hinzu. Bei Gegenwart von Blut tritt eine intensive Gr\u00fcn F\u00e4rbung ein.\u00bb\nDiese Probe ist einfach, sehr empfindlich und Ihm negativem Ausfall im allgemeinen eindeutig, soda\u00df sie sehr wohl geeignet ist, die Abwesenheit von Blutfarbstoff darzutun. Ein positiver Ausfall ist aber durchaus nicht eindeutig, da er auch durch andere in den Faeces vorkommende Stoffe verursacht werden kann. Die Vorschrift von 0. u. K. Adler gen\u00fcgt also nicht\nallen Anforderungen, die man an eine zuverl\u00e4ssige klinische Probe stellen mu\u00df.\nMan kann allerdings eine Reihe von Fehlerquellen dadurch ausschlie\u00dfen, da\u00df man die Faecesaufschwemmung vor Anstellung der Probe kocht und wieder abk\u00fchlt. Dadurch geht aber ein wesentlicher Vorzug des urspr\u00fcnglichen Adlerschcn Verfahrens, n\u00e4mlich die Einfachheit verloren, soda\u00df es dann doch richtiger scheint, die Probe \u00fcberhaupt wie hei der","page":513},{"file":"p0514.txt","language":"de","ocr_de":"514 Sch\u00fcmm u. Westphal, \u00dcber den Nachweis von Blutfarbstoff.\nWeber\u2019sehen Methode am Essigs\u00e4ure\u00e4therextrakt der Faeces auszuf\u00fchren.\nWir f\u00fchren die Reaktion so aus, da\u00df wir das durch Aussch\u00fctteln mit Wasser gereinigte Essigs\u00e4ure\u00e4therextrakt mit 2 ccm Benzidinl\u00f6sung und einigen Tropfen Essigs\u00e4ure vermischen und dann vorsichtig 2 ccm Wasserstoffsuperoxyd (8\u00b0/o) Unterschichten.\nln dieser Form haben wir die Methode angewandt, um Aufschlu\u00df \u00fcber die etwaige Anwesenheit geringster Mengen von Blutfarbstoff in Faeces zu erhalten, und gefunden, da\u00df sie bei wissenschaftlichen Untersuchungen vorz\u00fcgliche Dienste leisten kann, w\u00e4hrend sie uns f\u00fcr die allgemeine klinische Verwendung zu empfindlich erscheint. \u00dcber unsere bei Faecesuntersuchungen gewonnenen praktischen Erfahrungen mit der Benzidinprobe soll an anderer Stelle ausf\u00fchrlicher berichtet werden.\nLiteratur :\nO. und R. Adler, \u00dcber das Verhalten gewisser organischer Verbindungen gegen\u00fcber Blut mit besonderer Ber\u00fccksichtigung des Nachweises von Blut. Diese Zeitschrift, Bd. XLl, S. 59\u2014(>7, 1904.\nM. Siegel, \u00dcber den Nachweis von Blutfarbstoff in den Faeces. M\u00fcnchener med. Wochenschrift, 1905, Nr. 33, S. 1579\u20141581.\nH. Schade, Die elektro-katalytische Kraft der Metalle. Leipzig, Verlag von F. C. W. Vogel, 1904.","page":514}],"identifier":"lit18286","issued":"1905","language":"de","pages":"510-514","startpages":"510","title":"\u00dcber den Nachweis von Blutfarbstoff mit Hilfe der Adler'schen Benzidinprobe","type":"Journal Article","volume":"46"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:12:54.560747+00:00"}