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{"created":"2022-01-31T15:09:51.473514+00:00","id":"lit18290","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Krafft, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 47: 5-14","fulltext":[{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Bedeutung des Wassers f\u00fcr die Bildung kolloidaler\nHohlk\u00f6rper aus Seifen.\nVon\nF. Krafft.\niDer Redaktion zugegangen am :\u00bb>. Dezember lyo.Y)\nIn zwei fr\u00fcheren Mitteilungen1) \u00fcber Quellungserschei-nungen \u2014 sogenannte Myelinformen \u2014 bei Heptylaminseifen wurde zun\u00e4chst kurz berichtet \u00fcber die \u00e4lteren Arbeiten \u00fcber derartige Vorg\u00e4nge, die seit mehr als f\u00fcnfzig Jahren wegen ihrer aullallenden \u00c4hnlichkeit mit Prozessen in der Natur immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich gezogen haben. Es wurde weiterhin gezeigt, da\u00df meine vorausgehenden Untersuchungen,*/ denen zufolge die Seifen in ausgesprochener W eise zur gro\u00dfen Klasse der 'Kolloidsubstanzen* od(*r Membranbildner \u2014 gegen\u00fcber den Krystalloiden \u2666 oder Krystallbildnern- geh\u00f6ren, diese Erscheinungen in ein jedem Chemiker aus t\u00e4glicher Erfahrung vertrautes, wenn auch mitunter schwierig zu begehendes Ce-biet verweisen. Dabei wurde festgestellt, da\u00df es keinen wesentlichen, sondern nur (\u2018inen stufenweisen Unterschied zwischen krystalloiden und kolloidalen L\u00f6sungen gebe. Hiernach war es leicht, den meist \u00fcbersehenen Unterschied zwischen der Bildung kolloidaler Hohlk\u00f6rper aus trockenen Kolloidsubstanzen und WLasser einerseits, und derjenigen von Emulsionen andererseits genauer zu pr\u00e4zisieren.\nHegen \u00fcber der gro\u00dfen L\u00f6slichkeit von Alkaliseifen, wie Natriumoleat, in Wasser, welche die Unbest\u00e4ndigkeit der Quellungsk\u00f6rper, ein zu rasches Werden und Vergehen derselben zur folge hat, wurde f\u00fcr Versuche und Demonstrationen die Verwendung von Aminseifen, namentlich den von meinen pr\u00e4parativen Arbeiten her bequem, auch k\u00e4uflich, zug\u00e4nglichen\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. XXXV, S. 801-885.\nBerliner Mer., Md. XXVIII. S. 2578; Md. XXIX, 182\u00ab, 1881.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"G\nF. Krafft,\nHeptylaminseifen empfohlen. Mit Hilfe meiner Theorie kolloidaler L\u00f6sungen (I. c,), vvelehe einen gesetzm\u00e4\u00dfigen Zusammenhang zwisc hen den kleinsten Teilclien aller Fl\u00fcssigkeiten und L\u00fcstingen. ein Rotieren der Molek\u00fcle in sehr kleinen geschlossenen Halmen oder (ileiohgewiehtslagen und Oberfl\u00e4chen annimmt, konnte unschwer gezeigt werden, dal) diese und \u00e4hnliche, das Licht sehr stark polarisierenden, zwischen zwei Nicols Farbenkreuze von gr\u00f6\u00dfter Sch\u00e4rfe und Regelm\u00e4\u00dfigkeit geltenden Ouellungsk\u00f6rper wesentliche Higenschaften von Fl\u00fcssigkeiten und Krystallen mit einander vereinigen, also: zwei Aggregatzust\u00e4nden gleichzeitig angeh\u00f6ren. Dem entspricht auch die sonst schwer verst\u00e4ndliche Kombination von Kugelform und Prisma resp. Zylinder, welche dem \u00e4u\u00dfern Ansehen der Myelinformen die oft hervorgehobene, endlose Abwechslung gibt.\nIch bemerkte hierzu ('S. 1171): 'F\u00fcr die vollst\u00e4ndige Kr-kl\u00e4rung der Myelinformen > wird man diese letztere sehr auffallende Tatsache nie au\u00dfer acht lassen d\u00fcrfen. Geht man von meiner Theorie kolloidaler L\u00f6sungen aus und nimmt demgem\u00e4\u00df auch bei der Lntstehung organisierter Gebilde, wie es die Myelinformen sind. an. da\u00df das Wasser beim Quellungsproze\u00df sich zwischen die Fetts\u00e4ure- und Ileptylaminmolek\u00fcle schiebt, ohne ihren Zusammenhang aufzuheben, so wird man weiter noch annehmen m\u00fcssen, da\u00df eine polare Orientierung der abwechselnd stark positiven und negativen Spaltungsst\u00fccke | Alkalien und freien S\u00e4uren| durch den ganzen gequollenen Hohlk\u00f6rper hindurch stattfinde. Man hat also, soweit sich bis jetzt sehen l\u00e4\u00dft, eine Art von Krystallbildung, etwa \u00e4hnlich krystallwasserreichen Salzen, jedoch im fl\u00fcssigen Zustande, also mit Isolierung der einzelnen Molek\u00fcle, aber nicht unter Kintritt von vollkommenen Rotationsbewegungen. Vielmehr findet durch polare Orientierung eine partielle Einschr\u00e4nkung der fortschreitenden Bewegung und Achsendrehung f\u00fcr die einzelnen Molek\u00fcle statt. Dieser Umstand verhindert die Diffusion in das umgebende L\u00f6sungsmittel und l\u00e4\u00dft den kolloidalen Hohlk\u00f6rper als Individuum oder organisiertes Gebilde fortbestehen.\nNachdem in den fr\u00fcheren Mitteilungen wesentlich das","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Die Bedeutung des Wassers f\u00fcr die Bildung kolloidaler Hohlk\u00f6rper usw.\nVerhalten der urspr\u00fcnglich wasserfrei krystallisierten oder geschmolzenen Seifenteilehen, deren (Quellbarkeit oder L\u00f6sung ins Auge gefallt wurde, soll nunmehr auch die andere H\u00e4lfte solcher Ph\u00e4nomene, das Verhalten des Wassers, n\u00e4her betrachtet werden.\nDen kolloidalen, schon mit schwachen Vergr\u00f6\u00dferungen gut wahrnehmbaren Quellungsk\u00f6rpern. die aus lleptylaininseifen und \u00e4hnlichen Salzen mit reinem Wasser und auch aus den relativ l\u00f6slichen Alkaliseifen unter besonders g\u00fcnstigen Bedingungen, wie (berschu\u00df von freiem Alkali oder Alkalikarbonat, erh\u00e4ltlich sind \u2014 stehen deren scheinbar homogene, bei passender Konzentration auch unter der st\u00e4rksten Vergr\u00f6\u00dferung keine sichtbaren regelm\u00e4\u00dfigen Ausscheidungen zeigende Quellungen' oder L\u00f6sungen gegen\u00fcber. Ich habe auch derartige L\u00f6sungen bereits lS(.)t> d. c.) erkannt als Aggregate au\u00dferordentlich vieler ultramikroskopiseher kleinster Zellen, mit z\u00e4hfl\u00fcssigen W\u00e4nden von isolierten Fetts\u00e4ure- und Alkalimolek\u00fclen und erf\u00fcllt mit Wasser, also als einen waben\u00e4hnlichen Bau, der kleine K\u00f6rperchen \u2014 indem diese an Stelle der Wasserf\u00fcllung treten \u2014 wie ein Netz umspannen kann und derart auf leste Partikelchen sowohl wie auf Oltr\u00f6pfchen emulgierend wirkt. Schon 1K23 f\u00fchrte Ghevreul die Wirkung der Seite mit auf deren emulgierende F\u00e4higkeit zur\u00fcck.\nHiernach treten kUgel- oder zellenf\u00f6rmige Aggregate von mehr oder weniger fremdk\u00f6rperfreiem Wasser stets bei Ber\u00fchrung von Seilen (und anderen Kolloiden) mit hinreichenden Wassermengen auf, das Innen; des kolloidalen Hohlk\u00f6rpers, \u00e4hnlich wie bei lebenden Organismen, erf\u00fcllend.\nBereits fr\u00fcher wurde gen\u00fcgend betont die hervorragende Rolle, welche das Wasser als chemisches Agens bei l ber-f\u00fchrung der festen krystallisierten Seifen, wie Natrium- oder Kaliumpalmitat, -oleat. -siearat, sowohl in solche kolloidale L\u00f6sungen, wie auch in membran\u00dfse Quellungsk\u00f6rpcr spielt, indem es deren hydrolytische Spaltung in freie S\u00e4ure und freie Base bewirkt, bei einer Temperatur, welche nach meinen Beobachtungen1 ) f\u00fcr die Seifen der h\u00f6heren Fetts\u00e4uren nahezu\nBerliner Ber.. Bd. XXXII, S. 1597: vgl. Bd. XXVIII. S. 256\u00ab.","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"H\nF. Krafft.\nmit (loin Schmelzpunkt der letzteren selbst zusammenf\u00fcllt. Beispielsweise krystallisiert Natriumstearat aus einer abk\u00fchlenden 20\u2018>,oi{*on L\u00f6sung bei lit)\", wahrend freie Stearins\u00e4ure bei 1)9,40 aus ihrem Schmelzflu\u00df erstarrt: und umgekehrt gibt eine solche Krystallisation, wenn man sie mit dem zwischenstebenden Wasser wieder erw\u00e4rmt, gleich oberhalt) lit)0 eine wasserbelle kolloidale L\u00f6sung. Aber nicht nur Seifen verhalten sich so, sondern auch andere hochmolekulare Salze: Hexadecylamin-ehlorhydrat. (l16ll;,.| \u2022 NHtCI, das in w\u00e4sseriger L\u00f6sung sich in ausgesprochener Weise wie ein Kolloid verh\u00e4lt, erstarrt in 20\",oiger L\u00f6sung zwischen 45 und 42\" deutlich krystallinisch, w\u00e4hrend der Schmelzpunkt des freien Hexadeeylamins bei 4f>\u00b0 liegt; gellt man mit der Temperatur wieder in die H\u00f6he, so erfolgt in umgekehrter W'eise der Aufl\u00f6sungsproze\u00df. Nach diesen und \u00fcberaus zahlreichen anderen Tatsachen wird die L\u00f6sung von Salzen in Wasser in erster Linie mit durch ihre hydrolytische Spaltbarkeit, ihre Verseilung durch dabei selbst zerfallende Wassermolek\u00fcle bewirkt.\nSehen wir nun, um auf experimentellem Woge auch zu der f\u00fcr alles Leben ungemein wichtigen mechanischen W irkung des WTissers bei derartigen Zellbildungen gef\u00fchrt zu werden, n\u00e4her zu, in welchen F\u00e4llen reines, m welchen dagegen passend verunreinigtes Wasser f\u00fcr das Zustandekommen der Lrschoinungen bei den Seifen erforderlich ist.\nDie Kmplindlichkeit quellbarer Alkaliseifen und lleptyl-aminscifen gegen verunreinigtes W'asser ist eine \u00fcberaus gro\u00dfe, und d\u00fcrfte dieser 1 instand mit Ursache davon sein, da\u00df myelin-artige Quellungen nicht noch viel \u00f6fter beobachtet wurden, als das der Fall war.\nKbenso wie ein besonders hartes, kalkhaltiges W'asser zur Herstellung von Seifenl\u00f6sungen ungeeignet ist, liefert es auch keim\u00bb Quellungsk\u00f6rper mit den schwerl\u00fcslichen Heptvl-aminseifen. In dieser Richtung hat M. Russo (f)iss. 1904) auf meine Veranlassung einige aufkl\u00e4rende Versuche angestellt. (Us\u00e2mes lleptylamin, das mit destilliertem Wasser schon bei tiefen Temperaturen sehr gro\u00dfe Quellungsk\u00f6rper gab, und erukasaures lleptylamin, das sich von Zimmertemperatur an","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"I)if Bedeutung des \\\\ assers f\u00fcr die Bildung kolloidaler Hohlk\u00f6rper usw\n9\naufw\u00e4rts ebenso verhielt, lieferten die Frscheinung nicht mehr, als dem Wasser 0,1\u00b0;\u00bb Kalk, oder 0.1 \u00b0/<> Calciumchlorid, oder 0,1 (\\o Baryumchlorid oder 0.1\u201c,o Kupferchlorid zugesetzt Worden waren. Der Zusatz kleiner Mengen von Alkalisalz verhindert dagegen die Bildung von Myelinformen nicht, da erst gr\u00f6\u00dfere Quantit\u00e4ten solcher Salzt; durch Aussalzen >t\u00f6ren. Das mit den vorher genannten Metallsalzen versetzte Wasser, erhielt daher, nachdem jene Metallsalze durch Soda ausgef\u00e4llt worden waren, die F\u00e4higkeit wieder, mit lloptylaminsalzen Myelinformen zu bilden. Man mu\u00df annehmen, dal! in den angegebenen F\u00e4llen auf der Oberfl\u00e4che der Heptylaminseife \u00ablie unl\u00f6slichen Kalk- oder Baryt- oder Kupfersalze der Ols\u00e4ure oder Fruka-s\u00e4ure als l berzug entstehen, welcher das Findringen des Wassers in das Ueptylaminsalz und dessen hydrolytische'Spaltung verhindert. Im allgemeinen l\u00e4\u00dft sich der Satz aufstellen, da\u00df die an und f\u00fcr sich kaum l\u00f6slichen fieptylaminseifen um so leichter und sch\u00f6ner kolloidale Quellungsk\u00fcrper geben. je reiner das W asser ist, mit dein sie zusammengebracht werden.\nBereits aus Versuchen, die B. Funcke iDiss. 1900) auf meint* Veranlassung mit den Natron- und Kalisalzen von Ols\u00e4ure. Frukas\u00e4ure, Balmitins\u00e4ure ausf\u00fchrte, geht hervor, da\u00df es ungemein schwierig, wenn nicht geradezu unm\u00f6glich ist. stabile Myelinformen von der Sch\u00f6nheit und den Figenschaftcn, wie sie bereits \u00f6fter beschrieben worden sind, beim Zusammen-bringen z. B. reiner \u00f6lsaurer Salze mit reinem Wasser zu beobachten. Die Schwierigkeit r\u00fchrt daher, da\u00df beispielsweise \u00f6lsaures Natron in reinem W asser leicht l\u00f6slich ist und da\u00df es bereits in einem geringen Vielfachen von reinem Wrasser sich zu einer wasserhellen L\u00f6sung verteilt. Fs kann daher auch, im Gegensatz zu den schwerl\u00f6slichen Ifeptyiaminsalzon. und zwar infolge der gro\u00dfen Wasserl\u00f6slichkeit der Alkaliseife, umgekehrt der Fall eintreten, da\u00df ein Zusatz von \u00fcbersch\u00fcssigem freien Alkali oder von Alkalicarbonat zum Wasser erforderlich ist. um die auftretenden kolloidalen Quellungsk\u00fcrper selbst nur f\u00fcr kurze Zeit zu erhalten und vor Aufl\u00f6sung durch das Wasser zu sch\u00fctzen.\nNachdem die Natron- und Kaliseifen in dieser Richtung","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nK. Krafft.\nschon vielfach, auch von anderer Seite, studiert waren, hat Kusso \u00abI. <\u2022.) auch mit Kuhidiurn- und C\u00e4siumseifen analoge Versuche angeslellt, nachdem er bei einem vorl\u00e4ufigen Lr-w\u00e4rmen von Lrukas\u00e4ure mit w\u00e4sserigem Kubidiiimhvdroxyd das Kntstehen sehr grober und sch\u00f6ner Oiiellungsk\u00f6rpor wahrgenommen hatte. Keine Kuhidiurn- oder C\u00e4siumseiten, die mit aller Soi'gtalt dargestellt und analysiert wurden, geben dagegen, wie reine Kaliumseifen, mit destilliertem Wasser nur schwer \u2022Ouellungsk\u00f6rper von grober Unbest\u00e4ndigkeit, was bei ihrer Ueiebtlosliehkeif und Hygroskopizit\u00e4t nach obigem ganz verst\u00e4ndlich ist : die Kildung von Myelinformen lieb sich jedoch aul einem hohlen < )bjekltisch bei passender Temperatureinstellung leicht realisieren, sobald man dem Wasser von vornherein einige Prozente Kuhidiurn- oder C\u00e4siumcarbonat zugab. Derart lieferte C\u00e4siiimstearat bei (>b\u00b0, Kubidimnerukat bei 2\">\u00b0 myelinartige Ouellungsl\u00f6rmen von ausgezeichneter Sch\u00f6nheit; die Quellnngs-temperaluren liegen also auch in diesen F\u00e4llen der oben erw\u00e4hnten Cesetzm\u00e4bigkeit entsprechend und als eine Folge der hydrolytischen Spaltung ganz in der N\u00e4he des Schmelzpunkts det Ireien S\u00e4ure. Fin 0rund inejir, auch in den Myelinformen Isolierung der Molek\u00fcle (Verfl\u00fcssigung) anzunehmen.\nWie das bei der Natur der benutzten Alkalimetalle von vornherein zu erwarten war, ist die Wasserl\u00f6slichkeit dieser Seifen eine grobe, sodab man beispielsweise mit den Stcaraten dos Iluhidiuins und C\u00e4siums, wenn reines Wasser verwendet wird, bei ;>0 \u2014 klare BO'/oige L\u00f6sungen herstellen kann. l),(\u2018se konzentrierten L\u00f6sungen sind auch hier, wie bei allen \u00fcbrigen hochmolekularen Seifen, kolloidale: der Siedepunkt des zu ihrer Herstellung verwendeten Wassers erh\u00f6hte sich nach dein Aufl\u00f6sen des Salzes, wie die genauere Messung zeigte, mir um wenige Tausendstel Crade, haupts\u00e4chlich eine Folge der nicht unbetr\u00e4chtlichen Niveausteigerung im Siedezylinder. Durch einen Siedeversuch mit der L\u00f6sung in absolutem Alhohol wird jedoch das Molekulargewicht aller Kuhidiurn- und C\u00e4sium-seifen normal gefunden. So gab reines Kubidiumpalmitat das Molekulargewicht :\n(ichnuten : 33\u00ceU5.\tBerechnet f\u00fcr: C16Hsl0sRb ^ 340.0","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"Dio Bedeutung des Wassers f\u00fcr dit* Bildung! koHoidalerllohlk\u00fcrper usw.\n1!\nRubidiumstearat Molekulargewicht :\nGefunden: 3(59.\tBerechnet f\u00fcr: .C1SHI40S-Rl> = 3(58.7.\nC\u00e4siumpalmitat Molekulargewicht :\nGefunden: 387,9.\tBerechnet f\u00fcr: (\u2019,\u201eU;),Ofr.s - 388.2\nC\u00e4siumstearat Molekulargewicht:\nGefunden: ll\u00e4.\u00e4.\tBerechnet f\u00fcr: ('.HH3fO#(:s\t41(5,3.\nDurch diosf* Versucht\u00bb ist t\u00bbin weiterer experimenteller Beleg f\u00fcr die wesentliche Bedeutung, welche dein Wasser hei der Bildung kolloidaler L\u00f6sungen zukommt, gegeben.\nDie Wasserstoffverhindungen der im periodischen System benachbarten, bei sehr tiefen Temperaturen erst kondensierbaren Klemente Sauerstoff, Stickstoff und Fluor, n\u00e4mlich Wasser, Ammoniak und Fluorwasserstoff, sind auffallend schwer ll\u00fcchtig. Vor allem ist das heim Wasser der Fall, dessen Siedepunkt, wenn er nur vom Molekulargewicht abhinge. zwischen denen des Wasserstoffs ('Siedepunkt ca. \u20142LH0) und Sauerstoffs -( Siedepunkt ca. 182\") liegen sollte, also hei ca. \u2014 210\", w\u00e4hrend er tats\u00e4chlich bei -[-1(H)0 liegt, also beil\u00e4ufig 300\u00b0 h\u00f6her, ids die obige Voraussetzung f\u00fcr sich allein ergehen w\u00fcrde. Ks ist hier nicht der Ort, n\u00e4her darauf einzugehen, dal\u00bb das Wasser-mokek\u00fcl je nach Fmst\u00e4nden wi(\u00bb eine1 schwache S\u00e4ure oder schwache Base reagiert, und die Frage zu er\u00f6rtern, oh Wassermolek\u00fcle sieh zu ihren Nachbarn einerseits wie eine S\u00e4ure, andererseits wie eine Base verhalten und dadurch bis zu einem gewissen Grade fixieren k\u00f6nnen. Da aber die Bewegungssph\u00e4re der Molek\u00fcle von tropfbarfl\u00fcssigen K\u00f6rpern nur eine engbegrenzte sein kann, erscheint es als das einfachste, die relativ sehr gro\u00dfe Stabilit\u00e4t der Wasserteilchen auf die Bewegung der Wassermolek\u00fcle in fest geschlossenen kleinen Kurven zur\u00fcekzilf\u00fchren. Das Wasser w\u00e4re somit im Sinne der oben erw\u00e4hnten Theorie eine unter den H\u00fcssigkeiten ganz hervorragende Kolloidsubstanz.\nWenn dem so ist, mu\u00df man eine gr\u00f6\u00dfere Wassermasse nicht als eine regellose\u00bb Anh\u00e4ufung rasch rotierender und sieh durcheinander w\u00e4lzender Molek\u00fcle betrachten, sondern man hat sie aufzufassen als ein regelm\u00e4\u00dfiges System eng aneinander liegender, an den Grenzfl\u00e4chen mit einander verflie\u00dfender kleinster Wirbel. Man kann diese letzten Klemente einer, wie wir sogleich","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nF. Krafft.\nsrlif'ii werden, mikroskopisch noch nachweisbaren * Struktur des Wassers> als Wussertr\u00fcpfehen erster Ordnung bezeichnen, irn (iogensatz zu den gew\u00f6hnlichen makroskopischen Tropfen zweiter Ordnung. Der Nachweis nun einer solchen im Wasser vorhandenen kleinsten Wirbelbewegung ist schon l\u00e4ngst geliefert worden durch die Erscheinungen der sogenannten Hrowu schen Molekularbewegung (1H27). Dabei handelt es sich bekanntlich um mikroskopische, andauernde Kotationsbewegungen kleiner, in Wasser suspendierter, aber nicht gel\u00f6ster Partikelchen, kry-slalliniseher wie auch kolloidaler. Sehr sch\u00f6n sieht man solche Bewegungen bei vielen lein zerteilten, sich langsam absetzenden Niederschl\u00e4gen, wobei jedoch darauf zu achten ist, da\u00df der Proze\u00df nicht durch Neutralsalze, S\u00e4uren und andere Krvstalloide beeintr\u00e4chtigt.- offer auch aufgehoben wird. Organische K\u00f6rperchen, deren spezifisches dewichl sich dem des Wassers n\u00e4hert, zeigen 'die Bewegung tage- und wochenlang. Diese Erscheinung, die als gen\u00fcgend bekannt vorausgesetzt werden darf, ist bis in die neueste Zeit oft genug mit kolloidalen L\u00f6sungen verwechselt worden, von denen sie aber, unbeschadet des Auftretens aller m\u00f6glichen Zwischen- und t bergangsformen, sehr verschieden ist.\nVerwendet man nun zur Darstellung der kolloidalen Hohlk\u00f6rper aus llcptylaminseifon ein vollkommen reines destilliertes Wasser und legt die Dockgl\u00e4schen mit Hilfe kleiner St\u00fctzen so auf die Pr\u00e4parate, da\u00df ein gen\u00fcgender Zwischenraum zwischen Objekttr\u00e4ger und Deckgl\u00e4schen verbleibt, dann verharrt auch nach dem v\u00f6lligen Aul h\u00f6ren der Ouellungserseheinungen keines der ncugebildclen llohlk\u00f6rpercheii in v\u00f6lliger Hube, solange es nicht am (\u00abl\u00e4se anklebt. Werden die K\u00f6rperchen in unbedecktem Wasser durch ririr\u00fchren vom (Hase losgel\u00f6st, dann befinden sie sich sofort alle im Zustande einer von der Verdunstung usw. sichtlich unabh\u00e4ngigen, lebhaften und andauernden Bewegung. Die von f. Diehl (Diss. HlOli, welcher diese Beobachtungen aul meine Veranlassung machte, vorgenommene n\u00e4here Pr\u00fcfung der Erscheinung f\u00fchrte zu dem Schl\u00fcsse, da\u00df es sich dabei um einen besonders interessanten Fall der Brown sehen Molekularbewegung handelt. Diese Erscheinung wurde an Pr\u00e4paraten,","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"Hie Mcdctitiirijrdi.'S Wassers fiir <li<* Bildung kolloidaler Huhlk\u00f6rp\u00ab\u00bbi usw. 13\ndie im Sommer 1908 hergestellt waren, nach dm Wochen ohne jode merkliche Ver\u00e4nderung in den mannigfaltigen Formen des inzwischen gegen Verdunstung und Temperaturschwankung gesicherten Objekts noch genau in urspr\u00fcnglicher St\u00e4rke wahr-\ngenommen.\nKontrollversuche mit gereinigtem Gummigutt, wie cs Kxner zu seinen IBeobachtungen diente, die er auch als eine Folge der Molekularbewegungen des Wassers betrachtet, ergaben, wie schon dem Genannten, gleichfalls eine Botationsdauer von etwa vierzehn Tagen.\nFs wurden nun mit besonderer Vorsicht Knde .luni und Mitte Juli 1908 einige Pr\u00e4parate angefertigt aus \u00f6lsaurem Heptyl-amin mit destilliertem Wasser, sowie mit Wasser, dem eine geringe Menge Heptylamin zugesetzt worden war. Ktwa sechs Wochen lang konnten diese Pr\u00e4parate zeitweilig beobachtet werden, ohne da\u00df ihre urspr\u00fcngliche Form sich sichtlich ge\u00e4ndert, oder die langsam tanzende Bewegung \u2018der kleinsten K\u00f6rperchen, die schwimmende oder in anderer Weise fast das\nLehen naeht\u00e4usehende Bewegung der gr\u00f6\u00dferen, schlangen f\u00f6rmigen oder perlschnurartigen, h\u00e4ufig auch noch komplizierterend \u00ab(\u2018bilde nur im geringsten abgenommen h\u00e4tte. Besondere Kontroll-versuche zeigten allerdings, da\u00df geringe Erw\u00e4rmung die Bewegung beschleunigt, es ist das aber nur in sehr geringem Ma\u00dfe der Fall: die wesentliche Ursache ist eben, wie sehr zahlreiche Versuche zeigten, der fl\u00fcssige Zustand des Wassers,\ndie Wirbelbewegungen in seinem Innern, wie oben besprochen wurde.\nAls f\u00fcnf dieser Pr\u00e4parate, die sich schon nach wenigen Tagen als besonders gut verfertigt erwiesen hatten und daher zur Auf bewahrung bestimmt wurden, nach fast \\ Monaten, Ende Oktober und Anfang November 1908 nochmals untersucht wurden, hatten sie die rotierende Bewegung ganz unver\u00e4ndert beibehalten. Aber die kleinen Gebilde selbst waren, wenn, man so sagen darf, mehr oder weniger gealtert, indem sich durch Zusammenflie\u00dfen, oder Teilung, oder Abrundung derselben meist kleine Kugeln gebildet hatten, die \u00fcbrigens teilweise zwischen zwei Nicols noch sehr sch\u00f6n die urspr\u00fcnglichen Farbenkreuze","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nh. Krafft, \u00dcber kolloidale Hohlk\u00f6rper.\ngaben. I)ie .stark wechselnden und zu tiefen Wintertemperaturen machten .schlie\u00dflich der Erscheinung ein Ende.\nMan darf nun ohne weiteres annehmen, da\u00df das Wasser nicht nur um kleine durchl\u00e4ssige Zellw\u00e4nde herum, sondern auch im Innern derselben regelm\u00e4\u00dfige Wirbel und Str\u00f6mungen besitzt, und wenn man die bez\u00fcgliche umfangreiche Literatur durehsieht, kann man nicht in Zweifel dar\u00fcber sein, da\u00df mindestens ein 'feil der Str\u00f6mungen und Bewegungen in den Zellen direkt auf den fl\u00fcssigen Zustand des Wassers und die fortdauernden regelm\u00e4\u00dfigen Molekularbewegungen desselben, im ober\u00bb angegebenen Sinne, zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.\nHeidelberg, Laboratorium des Prof. E. Krafft.","page":14}],"identifier":"lit18290","issued":"1906","language":"de","pages":"5-14","startpages":"5","title":"\u00dcber die Bedeutung des Wassers f\u00fcr die Bildung kolloidaler Hohlk\u00f6rper aus Seifen","type":"Journal Article","volume":"47"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:09:51.473521+00:00"}