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{"created":"2022-01-31T14:54:44.689903+00:00","id":"lit18303","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Hoppe-Seyler, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 47: 154-158","fulltext":[{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"Ober den Blutverlust bei der Menstruation.\nII. Mitteilung.\nVon\nG. Hoppe-Seyler.\n(D\u00ab r Uedaklio\u00bb zu geangen am 27. Januar l'.KMi.,\nIm Anschlu\u00df an die fr\u00fcher publizierten Untersuchungen1) \u00fcber den Blutverlust bei der Menstruation habe ich mit den Herrn Doktoren Dammermann, Tollens und Heinemann an Kranken des st\u00e4dtischen Krankenhauses in Kiel weitere Bestimmungen der Blutmenge, welche aus dem Organismus bei der Menstruation verloren geht, gemacht. Ich habe nun namentlich F\u00e4lle gew\u00e4hlt, bei denen st\u00e4rkere Ver\u00e4nderungen an den Genitalien, besonders an dem Uterus und seiner Umgebung vorhanden waren und manchmal auch Unregelm\u00e4\u00dfigkeiten in der Menstruation bestanden. Es kam mir namentlich auch daraut an, solche F\u00e4lle zu untersuchen, bei denen eine abnorm starke Menstruation vorhanden zu sein schien und nach den Angaben der betreffenden Kranken oder auch des Pflegpersonals eine erheblichere Blutung bemerkbar war. Ich wollte sehen, wie hoch sich in solchen F\u00e4llen der Blutverlust gestaltet und in wiefern daraus die Entstehung von An\u00e4mie sich ableiten lie\u00df. Die bei abnorm starker Menstrualblutung gefundenen Zahlen konnten auch f\u00fcr die richtige Einsch\u00e4tzung der in der fr\u00fcheren Publikation gegebenen Resultate der Bestimmung des normalen Blutverlustes von Wert sein, zumal die dabei gefundenen Zahlen manchem etwas klein erscheinen konnten und hinter den gew\u00f6hnlich durch Sch\u00e4tzung gewonnenen Werten zur\u00fcckblieben.\nDie Untersuchungsmethode war dieselbe, wie sie in der ersten Mitteilung angegeben ist.2)\n\u2018> Diese Zeitschrift, Bd. XLU, S. 515 ff\n* I. c S 517.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"155\nOber den Rlutverlust bei der Menstruation. 11.\nNa- me\tAlter Jahre \u2019\tBlutverlust bei Menstruation in ccm\tZahl der roten Blutk\u00f6rperchen in cmm\tArt und Dauer der Menstruation\tGenitalien\t; \u2022 . 1\tBemerkungen\n1 G, \u25a0\t20\t231\t5 280000\tRegelm\u00e4\u00dfig, immer sehr stark, oft nach 1 ITagen noch l'/t Tage lang, schmerzlos. 4\u20146 Tage.\tUrethritis gon. End\u00f6-metritis cervic. et corp. uteri. Leichte Perimetritis, chron. Salpingo-( lophoritis.\tBeginnende Tube! kulose der linken Spitze. Gut gen\u00e4hrt. K\u00f6rpergewicht: 61 kg.\nL \u25a0 I\":\tl.S '\t205\t3 800 000 \u25a0\tRegelm\u00e4\u00dfig, zu stark, schmerzhaft. 4\u20145 Tage.\tEndometritis. Fro-sion der Cervix. Parametritis.\tFr\u00fcher Syphilis. Etwas an\u00e4misches Aussehen und w\u00e4sseriger Ern\u00e4hrungszustand!\n\t_\t\t\t\t\tK.-G.: 63 kg.\n.} T. 1 1\t15\t111\t5 060 000\tRegelm\u00e4\u00dfig, zu , Urethritis gon. F.ro-stark,schmerzlos.Jsion der Cervix. Cof-4\u20145 Tage.\ti vicalkatarrh, Sal-\t\tSehr gro\u00df und kr\u00e4ftig, sieht viel \u00e4lter aus, als sie\n. ..\tj\t\t\t\tpingitis chronica.\tist. K.-G.: 78 kg.\ni J.\t17\t66\t\u2014\tZiemlich stark, regelm\u00e4\u00dfig. 5 Tage.\tUrethritis gon. Eitriger (lervicalka1 tarrli, Parametritis.\tK.-G.: 52 kg.\n\u25a0\"* llu. '\t1\u00ab*'* \t\t60 .\t5 300 000 1 - v-, V\tUnregelm\u00e4\u00dfig, schmerzlos, gew\u00f6hnlich 6 Tage.\tUrethritis gonorrhoica.\tK.-G.: 55 kg.\nSell. .\t22\t40\t5 400000\tRegelm\u00e4\u00dfig, schmerzlos,\tChronische Parametritis.\tSyphilis 1, indolente Bubonen.\n\t\t.\t\t4\u20145 Tage.\t\tK.-G.: 43 kg.\n7 K.\t20\t27\t\u2014\tRegelm\u00e4\u00dfig, schmerzlos, 2\u20143 Tage.\t\u25a0 ' T'\"\"'\t' Urethritis gon. Erosion der Cervix. Cervicalkatarrhi\t- Syphilis 11. 1. Aortenton unrein. 2. klappend.\n\t\t\t\t\t\tK.-G.: 60 kg.\nS V.\t20 . i\t26 f. i\t4060000\tRegelm\u00e4\u00dfig, schmerzlos, 3\u20146 Tage. \u25a0 \u25a0\tUrethritis gon. Cer-vicalkatarrh, Salpingitis, faustgro\u00dfer Ovarial- und Tubentumor, Adh\u00e4sionen. i\tK.-G.: 53 kg\n!) He,\t10 [\t17,7\t4000000\t! ; Unregelm\u00e4\u00dfig, schmerzhaft,\ti | Urethritis gon. Erosion der Cervix.\tEtwas bla\u00df. Syphilis 1.\n\t\t1\t|\t5 Tage.\t1\t| K.-G.: 57 kg.\ni(> Hu\t21 !\t: 11.7 \u25a0 t\ti\tRegelm\u00e4\u00dfig, 5\u20146 Tage.\tUrethritis gon.-LeichteF.ndometritis.\tSyphilis i. K.-G.: 61 kg.","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"i r>f>\n0. Hoppe-Seyler,\nKs handelte sich in den untersuchten F\u00e4llen um gonorrhoische Ver\u00e4nderungen im Uterus und an den Adnexen: Endometritis l\u2019ara- und Perimetritis, Salpingitis etc. Die Kranken wurden 7.. r. auch von den Herrn Oberarzt Dr. Hoehne und Dr. Knoop von der Universit\u00e4ts-Frauenklinik untersucht: wir sind ihnen f\u00fcr die Mitteilung der IJefunde zu Dank verpflichtet.\nDie 10 F\u00e4lle, \u00fcber die ich jetzt verf\u00fcge, sind in der Tabelle, nach der (h\u00fclle des Blutverlustes geordnet, eingetragen.\nEine ganze Anzahl von Versuchen, die nicht einwandfrei waren, sind hierbei nicht verwertet. Gerade bei den F\u00e4llen mit Eiterung, mit Vaginalausfluli kommt es leicht zu rascher Zersetzung des Blutes, so dal! es br\u00e4unlich und Iriibe wird, indem sich H\u00e4matin bildet. Dieses haftet der Gaze oder Watte, die zu Vorlagen tin den Genitalien benutzt wird, so fest an. da\u00df es nicht mehr vollkommen aus ihnen ausgewaschen werden kann besonders wenn das Blut eingetrocknet war. Thymolzusalz schien dies einigerma\u00dfen zn verh\u00fcten. Nach unseren Erfahrungen eignet sich Verbandgaze besser zu Vorlagen als Walte, da die\nGaze sich leichter auswaschen l\u00e4\u00dft und das Menstrualsekrel besser aufsaugt.\nZun\u00e4chst sind angef\u00fchrt 3 F\u00e4lle, in denen von den betreuenden Personen und dem Pflegepersonal angegeben wurde, dall die Menstruation immer sehr stark sei. Die gefundenen Werte (231, 20n und 141 ccm) sind auch wesentlich h\u00f6her, als die bei normaler Menstruation gefundenen. Hei allen bestanden Ver\u00e4nderungen am Uterus und seiner Umgebung (Endometritis, Salpingitis, Parametritis). Diese sind wohl f\u00fcr die Erh\u00f6hung des Hlutaustritts verantwortlich zu machen. Doch war nur hei der einen Kranken die Menstruation mit wesentlichen He-schwerden verbunden: diese war auch die einzige, die Zeichen der An\u00e4mie darhot. Es konnten leider keine genauen Bestimmungen\ndes I l\u00e4moglobingehaltes, sondern nur Z\u00e4hlungen der roten Blutk\u00f6rperchen damals vorgenommen werden. Die anderen Kranken waien nicht deutlich an\u00e4misch: die eine war, obwohl erst In \u00abfahre alt, besonders kr\u00e4ftig gebaut und gut gen\u00e4hrt. Sie machte daher den Eindruck einer etwa zwanzigj\u00e4hrigen.\nKs folgt eine Kranke mit einem Blutverlust von Ob ccm,","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"I her den Blutverlust bei der Menstruation. II.\nwelc he angab, nach ihrer Meinung immer ziemlic h vied Hlut zu verlieren. Sie hatte eine eitrige Endometritis und Parametritis. Eine andere mit 60 ccm Blutverlust litt an unregelm\u00e4\u00dfiger, aber beschwerdefreier Menstruation. Sie war nicht an\u00e4misch, st\u00e4rkere Ver\u00e4nderungen an den inneren Organen fehlten.\nWenn diese Werte nach unseren fr\u00fcheren Bestimmungen etwas hoch erschienen, so zeigten B F\u00e4lle ziemlich normalen Blutverlust (40, 2/ und 26 ccm). Fs bestanden bei ihnen mehr chronische Ver\u00e4nderungen in Gestalt von Fndo- und Parametritis, hei der letzten auch chronische Salpingitis und ein Ovarial- und Tubentumor. Die Menstruation war bei ihnen regelm\u00e4\u00dfig und schmerzlos.\nDie letzten zwei Kranken, die in der Tabelle angef\u00fchrt >ind und die subnormale Werte des Blutverlustes zeigen, hatten wenig Ver\u00e4nderungen an den inneren Genitalien und litten dabei an Syphilis; die eine war etwas an\u00e4misch. Bei dieser war die Menstruation unregelm\u00e4\u00dfig und mit heftigen Schmerzen verbunden.\nIm ganzen stimmen die von uns gefundenen Werte des Blutverlustes mit den von den Kranken in bezug auf die St\u00e4rke der Menstruation gemachten Angaben \u00fcberein, indem da, wo die Blutung eine starke sein sollte, auch h\u00f6here Werte sich ergaben, w\u00e4hrend da, wo keine zu starke Menstruation vorhanden sein sollte, die Werte sich auch in den fr\u00fcher gefundenen Grenzen hielten.\nStarke frische Entz\u00fcndungsvorg\u00e4nge in und um den Uterus scheinen manchmal den Blutverlust zu verst\u00e4rken, entsprechend der erh\u00f6hten Hyper\u00e4mie der Schleimhaut, wie in den F\u00e4llen 1 bis 4.\nDer fr\u00fcher gefundene Wert von 26 bis \u00f62 ccm f\u00fcr den Blutverlust bei normaler Menstruation, im Mittel B7 ccm, w\u00fcrde auch nach den hier angef\u00fchrten F\u00e4llen zutreffen. \u00dcber 60 ccm wird wohl als reichlicher Blutverlust und eine Menge von \u00fcber 100 ccm als abnorm hoch anzusehen sein. Doch werden, wie unsere Beobachtungen zeigen, solche Verluste oft ohne St\u00f6rung ertragen und brauchen auch nicht zu An\u00e4mie zu f\u00fchren. Bei Hillen von Endometritis und anderen st\u00e4rkeren Erkrankungen","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"Io\u00ab G. Iloppc-Seyle r, \u00dcber Blutverlust bei der Menstruation. II.\nin und an dom Uterus wird die Produktion des reichlichen Sekrets, die hitenmg. das Fieber etc. oft mehr den Organismus sch\u00e4digen, als dies ein solcher st\u00e4rkerer Blutverlust tut Ob ein h\u00e4utig sich wiederholender st\u00e4rkerer Blutverlust, wie dies bei abnormer Menstruation stattlinden kann, wirklich eine bleibende Ver\u00e4nderung der Blutbeschaffenheit, eine An\u00e4mie, mit ihren Holgen erzeugen kann, wird weniger von dem Blutverlust als vielmehr von der F\u00e4higkeit des Organismus zur Regeneration des Blutes abh\u00e4ngen. So trat in Fall 14 unserer ersten Publikation starke An\u00e4mie ein, da die Kranke in 3 Tagen 375 ccm Blut verlor und. wie die rasche Abnahme des H\u00e4moglobingehaltes im Blute zeigte, nur einen kleinen Teil wieder neu bilden konnte und auch ui Fall 2 unserer obenstehenden Tabelle ist daher wohl etwas An\u00e4mie entstanden. Kr\u00e4ftige, stark entwickelte Personen. wie z. B. die M\u00e4dchen von Fail 1 und 3, bieten, wie die Zahlen l\u00fcr die Menge ihrer roten Blutk\u00f6rperchen zeigen dagegen gute Regenerationskr\u00e4fte dar und leiden daher nicht unter dem .st\u00e4rkeren Blutverlust.","page":158}],"identifier":"lit18303","issued":"1906","language":"de","pages":"154-158","startpages":"154","title":"\u00dcber den Blutverlust bei der Menstruation. II. Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"47"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:54:44.689908+00:00"}