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{"created":"2022-01-31T13:35:59.943951+00:00","id":"lit18311","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Koch, Waldemar","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 47: 327-330","fulltext":[{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Lecithingehalt der Milch.\nVon\nWaldemar Koch.\n(From the Laboratory of Physiological Chemistry of the University or Missouri,\nColumbia, Mo.)\n(Per Redaktion zugegangen am 20. Februar 190*5.)\nDas Vorkommen des Lecithins in der Milch ist wohl zuerst von 1 olmatscheff1) in Hoppe-Seyler's Laboratorium beobachtet worden. Seit \u2018der Zeit liegen von Stoklasa,2) Unrow3 *) und Bordas und de Raczkowski1) quantitative Bestimmungen vor. Stoklasa bedient sieb zur Extraktion des redenden Alkohols und erh\u00e4lt daher bedeutend h\u00f6here Werte als Burow oder Bordas und de Raczkowski, welche nur mit warmem Alkohol oder einer Mischung von Alkohol und \u00c4ther den zuerst erhaltenen Niederschlag aus waschen. Nun ist aber nach den Untersuchungen von Schulze5) bei Pllanzensamen eine langdauernde Extraktion mit kochendem Alkohol unumg\u00e4nglich notwendig, um alles Lecithin auszuziehen. l)ie Bestimmung des Lecithins in der Milch ist eben wegen seiner geringen Quantit\u00e4t und der gro\u00dfen Wassermenge be-sonders schwierig. Auch tr\u00e4gt die von Bordas und de Raczkowski6) beobachtete Zersetzlichkeit des Lecithins beim Kochen der Milch mit dazu bei, die analytischen Resultate zu beein-\nl) Tolmatscheff, Hoppe-Seyler\u2019s med.-ehern.Untersuchungen, W, Bd. II, S. 272.\n8i J. Stoklasa, Diese Zeitschrift, 1897, Bd. XXIII, S. 843,\n*) R. Burow, Diese Zeitschrift, 1900, Bd. XXX, S. 49f\u00bb.\nBordas und de Raczkowski, Journal de Pharmacie et de Chimie, 1!\u00bb02 (<>), Bd. XVI, S. 292.\n*) E. Schulze, Diese Zeitschrift, 1894, Bd. XX, S. 22\">.\n\u00b0i Bordas und de Raczkowski, Comptes rendus de l'Acad\u00e9mie i s Sciences, 1903, Bd. CXXXVI, S. M.\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLV1I.\t22","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"328\nWaldemar Koch,\ntr\u00e4chtigen. In einer k\u00fcrzlich erschienenen Arbeit hat nun Schlo\u00dfmann1) infolge g\u00e4nzlich negativer Resultate bei seinen eigenen Untersuchungen die M\u00f6glichkeit, da\u00df in der Milch gar kein Lecithin vorhanden, als sehr wahrscheinlich hingestellt. Bei einer Arbeit2) \u00fcber das Verhalten der Kreatininausscheidung zum Lecithingehalt der Nahrung w\u00e4re mir nun eine derartige lecithinfreie N\u00e4hrfl\u00fcssigkeit sehr zustatten gekommen. Die Pr\u00fcfung der Milch mit einer von Woods3) im hiesigen Laboratorium ausgearbeiteten verbesserten Methode zur Bestimmung des Lecithins ergab aber nicht das gew\u00fcnschte Resultat. Die Lecithinmengen liegen zwischen denen Stoklasa's und Burow\u2019s.\nDa Schlo\u00df mann auf Grund seiner nicht einwandsfreien Untersuchungen die Arbeiten anderer einer Kritik unterzieht, so scheint es mir angemessen, auf seine Arbeit des n\u00e4heren einzugehen und einige von mir erhaltene Resultate hinzuzuf\u00fcgen. Wood's Methode (f\u00fcr die genaueren Angaben verweise ich auf das Original) ist im Prinzip die folgende: Die Milch (100 g) wird,, mit dem doppelten Volumen Alkohol eine halbe Stunde gekocht, abfiltriert und der Niederschlag noch zweimal mit Alkohol ausgezogen. Die Alkoholfiltrate werden vereinigt und bei m\u00f6glichst niedriger Temperatur (60\u00b0 G.) auf dem Wasserbade verdunstet. Der R\u00fcckstand wird mit hei\u00dfem \u00c4ther mehrmals ausgezogen, die \u00c4therl\u00f6sung filtriert und verdunstet. Der \u00e4therl\u00f6sliche R\u00fcckstand wird mit 40\u201450 ccm Wasser emulgiert und mit chloroformhaltiger 0,5\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure niedergeschlagen. Der Niederschlag wird abfiltriert, in Alkohol gel\u00f6st, das Kephalin mit ammoniakaliseher Bleizuckerl\u00f6sung entfernt und das Lecithin im Filtrat aus dem vorhandenen Phosphor bestimmt. Aus dem Phosphorgehalt des Niederschlages berechnet sich das Kephalin. Was von anderen Autoren bis jetzt als Lecithin angegeben, bestand aus einer Mischung von Lecithin und Kephalin.\n*) A. Schlo\u00dfmann, Archiv f\u00fcr Kinderheilkunde, 1905, Bd.XL, S.ls\n*) W. Koch, American Journal of Physiology, 1905, Bd. XV, S. l\u00f6\n3) Koch and Woods, Journal of Biological Chemistry, 1905, Bd. I.\nS. 203.","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Lecithingehalt der Milch.\n329\nFolgende Tabelle enth\u00e4lt Wood s analytische Resultate:\n\tLecithin \u2022/o\tKephalin OL\tSumma OL*\nFrauenmilch\t0,041\t/** 0,037\t/0 *. \u2022 0,078\nKuhmilch\t0,049\t0,037\t0,086\n>\t0,036\t0,045\t0,081\n\u00bb\t0,045\t0,027\t0,072\nStoklasa\t\u2014\t\u2014\t0,09 \u20140,113\nliordas u.deRaczkowski \u00bb\t\u2014\t\u2014\t0,043\u20140,058\nDie von Schlo\u00dfmann erw\u00e4hnte M\u00f6glichkeit, da\u00df phosphor-haltige Zersetzungsprodukte des Caseins in der \u00c4therl\u00f6sung vor^ handelt und das Lecithin Vort\u00e4uschen k\u00f6nnten, wird also durch obige Methode umgangen, denn es ist wohl kaum zu erwarten, da\u00df derartige K\u00f6rper in salzs\u00e4urehaltigem Wasser unl\u00f6slich sind. Lecithin und Kephalin sind au\u00dfer den Fetten, so viel ich wei\u00df, die einzigen in \u00c4ther l\u00f6slichen K\u00f6rper, welche durch Chloroform in salzs\u00e4urehaltigem\\V asser niedergeschlagen werden. \\\\ egen der M\u00f6glichkeit, da\u00df Lecithin sich in einer.solchen L\u00f6sung etwas zersetzt, sind die Resultate daher eher als minimale Werte aufzufassen. Ich habe mich dann noch des weiteren mit der pr\u00e4parativen Darstellung wie folgt befa\u00dft:\n3 1 mit der Zentrifugalmaschine (Cream separator) entfetteter Milch wurden, wie bei der quantitativen Analyse, mit Alkohol und dann mit \u00c4ther behandelt. Aus der klaren \u00c4therl\u00f6sung wurden Lecithin und Kephalin mit Aceton niedergeschlagen. Der Niederschlag wurde in Alkohol gel\u00f6st und das Kephalin mit Rleizucker entfernt. Aus der mit Schwefelwasser-stolf entbleiten Alkoholl\u00f6sung wurde dann die bekannte Chlorcadmiumverbindung des Lecithins dargestellt. Die Ausbeute war gering, doch kann es sich wohl kaum um efnen anderen K\u00f6rper als Lecithin gehandelt haben. Die Schlu\u00dffolgerung scheint daher berechtigt, da\u00df Milch Lecithin und Kephalin, wenn auch in geringer, so doch in bestimmbarer Menge enth\u00e4lt.\nWie kommt es nun, da\u00df Schlo\u00df mann bei seinen Verbuchen so g\u00e4nzlich negative Resultate erhalten hat? Kinfach weil er in den so h\u00e4ufigen Fehler verfallen ist, wegen der nahen chemischen Verwandtschaft das Lecithin als ein Fett zu","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330 Waldemar Koch, \u00dcber den Lecithingehalt der Milch.\nbetrachten. Nun habe ich1) schon vor einiger Zeit darauf hingewiesen, da\u00df sich Lecithin in seinen physikalischen Eigenschaften, besonders in seinem Verhalten gegen Wasser, von den Fetten streng unterscheidet. Schlo\u00dfmann\u2019s Versuch, mit \u00c4ther aus Milch das Lecithin quantitativ auszusch\u00fctteln, konnte daher kein richtiges Ergebnis liefern. Schon Thudichum2) hat darauf hingewiesen, da\u00df es beinahe unm\u00f6glich ist, aus der feuchten Gehirnsubstanz, welche doch bekanntlich sehr viel Lecithin enth\u00e4lt, das Lecithin mit \u00c4ther auszuziehen, bis nicht das Wasser entfernt ist. Das Lecithin verh\u00e4lt sich ehern in der Milch gar nicht als Fett und geht deshalb auch nicht in besonderer Menge in den Rahm \u00fcber. Ob das Lecithin frei oder an Casein gebunden in der Milch vorkommt, ist noch nicht einwandsfrei entschieden, wahrscheinlich handelt es sich in derartigen F\u00e4llen um Ausllockungserscheinungen zwischen Kolloiden, verschiedener Ladung. \u00c4\u00bbf die physiologische Bedeutung des Lecithins in der Milch gehe ich nicht weiter ein, da meine Arbeiten \u00fcber diesen Gegenstand noch nicht weit genug fortgeschritten, um mir ein Urteil zu gestatten.\n') W. Koch, Diese Zeitschrift, 1902, Bd. XXXVII, S. 181,\n*) Thudichum, Die chemische Konstitution des Gehirns des Menschen und der Tiere, 1902. S. 101.","page":330}],"identifier":"lit18311","issued":"1906","language":"de","pages":"327-330","startpages":"327","title":"\u00dcber den Lecithingehalt der Milch","type":"Journal Article","volume":"47"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:35:59.943956+00:00"}