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{"created":"2022-01-31T13:41:29.867279+00:00","id":"lit18314","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Fischler, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 47: 336-338","fulltext":[{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Urobilinfrage.\nVorl\u00e4ufige Mitteilung.\nVon\nDr. F. Fischler.\n(Der Redaktion zugegangen am 28. Februar 1906.)\n(Aus dem Laboratorium der med. Klinik zu Heidelberg.)\nDie rein enterogene Entstehung des Harnurobilins wird seit Fr. M\u00fcller s1) Publikationen in Deutschland wenigstens von den meisten Forschern f\u00fcr bewiesen angesehen.\nKlinische Beobachtungen wiesen aber immer wieder darauf hin, da\u00df au\u00dfer der enterogenen auch noch andere M\u00f6glichkeiten der Entstehung des Urobilins best\u00fcnden. Dies betont auch D. Gerhardt2) z. B., der sagt \u00abda\u00df die klinische Erfahrung doch manchmal nur schwer mit dieser Theorie (n\u00e4mlich der enterogenen) in Einklang zu bringen sei*.\nAuch mich haben \u00e4hnliche Betrachtungen zu diesem Schl\u00fcsse gebracht, weshalb ich die klinischen Daten im Tierexperiment einer Nachpr\u00fcfung unterzog.\nUm den Darm v\u00f6llig urobilinfrei zu bekommen, unterband ich den ductus choledochus bei Hunden und resezierte ein kleines Zwischenst\u00fcck. Dann wurde eine Gallenblasenfistel nach der Haut zu angelegt. Sektionsbefunde ergaben die richtige Ausf\u00fchrung der Operation.\nSelbst bei monatelangem Bestehen dieser Versuchsanordnung gelang es mir nie, den Darminhalt v\u00f6llig frei von Urobilin zu bekommen. Da\u00df etwa die Tiere irgendwie Gelegenheit gehabt h\u00e4tten, das Gallensekret aus der Fistel aufzulecken, war durch sorgf\u00e4ltigen Verband, \u00fcber den ein den Tieren jeweils\n*) Fr. M\u00fcller, Jahresbericht der Schles. Gesellschaft f\u00fcr vaterl\u00e4ndische Kultur, 1892.\n*) D. Gerhardt, Zeitschrift f\u00fcr klin. Med., Bd. XXXII.","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Urobilinfrage.\n337\nangemessener \u00dcberzug aus Segelleinen festgeschnallt wurde, ferner durch dauerndes Tragen eines aus sehr engmaschigem Drahtgeflecht hergestellten Maulkorbes, der jeweils nur zur F\u00fctterung usw. unter Aufsicht abgenommen wurde, ausgeschlossen. Der Urobilingehalt der Faeces war stets ein sehr geringer und schwankte nur um kleine Werte.\nDer Urin enthielt in kleineren Proben bei dieser Anordnung nie Urobilin oder Urobilinogen.\nDie Galle aber enthielt fast stets kleine Mengen Urobilin, meist kein Urobilinogen.\nDie Vergiftung der Tiere mit Mischungen von \u00c4thyl- und Amylalkohol bis zu schweren Rauschzust\u00e4nden hatte nun jeweils eine immense Steigerung des Urobilingehaltes der Galle und auch eine geringe Steigerung ihres Urobilinogengehaltes zur Folge. Nach 24\u201448 Stunden war diese \u00dcberproduktion einer normalen wieder gewichen. An denselben Tieren konnte das Experiment zu wiederholten Malen mit dem gleichen resp. \u00e4hnlichen Effekt angestellt werden.\nWurden derartige Tiere chronisch mit Phosphor vergiftet, so trat meist am zweiten Tag schon eine sehr starke Steigerung der Urobilinproduktion in der Galle ein, die mit fortschreitender Vergiftung einen gewissen H\u00f6hepunkt erreichte, um gegen Ende der Vergiftung geringer zu werden.\nAuch Vergiftung mit Toluylendiamin (a-Diamidotoluol) bewirkte eine Zunahme des Urobilingehaltes der Galle, doch sind meine Versuche in der Richtung noch nicht abgeschlossen.\nDer Gehalt des Stuhles blieb unter den angegebenen Verh\u00e4ltnissen an Urobilin ziemlich konstant, d. h. schwankte in den minimalen Werten, wie zu Zeiten vor der Vergiftung.\nDer Harn enthielt bei allen diesen Versuchsanordnungen auf dem H\u00f6hepunkt der Vergiftungen geringe, aber meist deutlich wahrnehmbare Urobilinmengen, nie aber Urobilinogen.\nDiese Versuchstatsachen beweisen meines Erachtens mit Sicherheit, da\u00df eine extraintestinale Entstehung des Urobilins m\u00f6glich ist.\nDie geringen Mengen des in den Faeces ausgeschiedenen Urobilins stammen wahrscheinlich vom Bilirubin des Blutes,","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nF. Fi schier, Zur Urobilinfrage.\nwas in den Darm ausgeschieden wird. Die Hunde werden \u00bbehr leicht icterisch resp. geben leicht Bilirubin aus Blut ab, wie dies ja aus vielen Versuchen anderer Autoren gel\u00e4ufig ist, ich nenne nur Stadelmann,3) der es in seinem \u00abIcterus* einige-male hervorhebt.\nAls Ort der extraintestinalen Urobilinbereitung m\u00fcssen wir die Leber ansehen, da sowohl Amylalkohol, wie Phosphor, wie a-Diamidotoluol speziell die Leberfunktionen alterieren.\nEs d\u00fcrften diese Versuche auch f\u00fcr unsere klinischen Vorstellungen einige neue und wichtige Hinweise enthalten.\n3j Stadelmann, Der Icterus, 1891.","page":338}],"identifier":"lit18314","issued":"1906","language":"de","pages":"336-338","startpages":"336","title":"Zur Urobilinfrage. Vorl\u00e4ufige Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"47"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:41:29.867288+00:00"}