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{"created":"2022-01-31T13:44:45.647639+00:00","id":"lit18321","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Samuely, Franz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 47: 376-390","fulltext":[{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Aminos\u00e4uren im normalen und pathologischen\nHarn.\nVon\nFranz Samuely, Assistent der Klinik\n(Aus dom Laboratorium der medizinischen Klinik zu G\u00f6ttingen: Geheimrat Ebstein.) (Der Redaktion zugegangen am 6. M\u00e4rz 1906.)\nDie vorliegende Arbeit wurde begonnen, als \u00fcber die wichtige trage der im Harn ausgeschiedenen Aminos\u00e4uren und ihren direkten Nachweis mit Hilfe der Naphthalinsulfochlorid-methode nach E. Fischer und P. Bergell1) vor allem die Arbeit von Ignatowski*) und eine vorl\u00e4ufige Mitteilung von E mb den,3) zur Diskussion standen. Ignatowski hatte das Auftreten gr\u00f6\u00dferer Mengen von Glykokoll im Harn bei Gicht, I neumonie und Leuk\u00e4mie festgestellt, und es war zu entscheiden, ob dieser Befund eine speziell f\u00fcr die Stoffwechsel-st\u00f6rung der Gicht konstante oder typische Erscheinung darstellte. Embden4) teilt nun in ausf\u00fchrlicherer Arbeit in Gemeinschaft mit Heese mit, da\u00df auch der Harn des gesunden Menschen Glykokoll und andere Aminos\u00e4uren enthalte, und Li pst ein5) findet die nach der Embden\u2019sehen Methode gefundenen Werte an Aminos\u00e4uren im Harn des Gichtikers und Leuk\u00e4mikers nicht gesteigert gegen die beim Gesunden er-\n\u2018) R- Fischer u. P. Bergell, Ber. d. Deutsch, chem. Gesellsch Bd. XXXV, S. 1903.\n*) A. Ignatowski, \u00dcber das Vorkommen von Aminos\u00e4uren im Harn, vorzugsweise bei Glicht, Diese Zeitschrift, Bd. XLII, S. 388, 401.\ns) Kongre\u00dfberichte f\u00fcr innere Medizin, Wiesbaden 1905.\n4) G. Embden und H. Beese, \u00dcber die Gewinnung von Aminos\u00e4uren aus normalem Harn, Beitr\u00e4ge zur chem. Phys. u Path Bd VII S. 411 ff., 1905.\n*) A. Lipstein, Die Ausscheidung der Aminos\u00e4uren bei Gicht und Leuk\u00e4mie.","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Aminos\u00e4uren im normalen u. pathologischen Harn. 377\nhobenen Zahlenwerte. Nach Abschlu\u00df dieser Arbeit erschien eine Abhandlung von G. Forssner,1) der das Ergebnis von Ignatowski dahin einschr\u00e4nkt, da\u00df das Auftreten von Gly-kokoll nicht generell, aber auch nicht pathognomon isch f\u00fcr Gicht ist. Durch die Publikation von Embden wurden meine Versuche naturgem\u00e4\u00df auf den Weg der Nachpr\u00fcfung geleitet, und es sei sofort vorausgeschickt, da\u00df ich bei allen Versuchen in normalen und pathologischen Harnen in keinem Fall Glvkokoll vermi\u00dft habe. Es mu\u00df danach das Glvkokoll zu den normalen Bestandteilen des Harns gez\u00e4hlt werden.\nWas die Methodik betrifft, so hat man nur die urspr\u00fcnglichen Angaben von Fischer und Bergeil auf den Harn zu \u00fcbertragen, mit der Vorsicht, Nebenreaktionen auszuschalten. Die Bleif\u00e4llung des Harnes hat in verd\u00fcnnter L\u00f6sung zu geschehen, da bei st\u00e4rkerer Konzentration das schwerl\u00f6sliche, vielleicht vorhandene Leucinblei ausfallen kann. Die Bleif\u00e4llung m\u00f6chte ich entgegen Forssner nicht unterlassen. Sie ist t\u00fcr ein sauberes Arbeiten, speziell bei Sch\u00fcttelreaktionen des Harns unerl\u00e4\u00dflich. Man vermeide dabei einen \u00dcberschu\u00df an Bleiacetat, da die beim Entbleien entstehende Essigs\u00e4ure sp\u00e4ter st\u00f6rend wirken kann.\nDie Sch\u00fcttelreaktion mag mit dem eingeengten Tagesharn ausgef\u00fchrt werden. Ich habe vom Einengen auf den quantitativen Verlauf der Reaktion keinen Einflu\u00df beobachtet. Das Einengen des Tagesharns \u2014 in der Hegel auf 600 ccm \u2014 soll nach Ignatowski im Vacuum geschehen, bei einem Temperaturoptimum von 47\u00b0. Ich habe mich \u00fcberzeugt, da\u00df auch nach dem Einengen auf dem Wasserbad, selbst nach 12st\u00fcndigem Kochen des Harns in stark alkalischer L\u00f6sung, die mit Naphthalin-sulfochlorid reagierenden Substanzen nicht zerst\u00f6rt werden. Vorl\u00e4ufig aber m\u00f6chte ich das Einengen im Vacuum beibehalten, solange nicht die Gegenwart hoher zusammengesetzter Aminos\u00e4ureverbindungen \u2014 Peptide \u2014 ausgeschlossen ist.\nIgnatowski \u00e4thert danach den mineralsauren Harn aus. Ich habe das in allen F\u00e4llen getan, in denen ich eine positive\n*) G. Forssner, \u00dcber das Vorkommen von freien Aminos\u00e4uren im Harn und deren Nachweis, Diese Zeitschrift, Bd. XLV1I, H. 1, S. 15.\nf\t25*","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"Franz Samuely,\noder angedeutete Mil Ion sehe Reaktion im Harn erhielt, zur Beseitigung der Phenole undOxys\u00e4uren \u2014 sonst aber unterlassen.\nKrnbden hat ferner durch Sch\u00fctteln mit reichlichen Mengen von Essig\u00e4ther die Hippurs\u00e4ure entfernt, um zu entscheiden, ob die Anwesenheit der Hippurs\u00e4ure \u2014 d. h. des Benzoyl-glykokolls \u2014 das Auftreten von Glvkokoll bedingt. Er hat diese Pnige im negativen Sinn entschieden und unterl\u00e4\u00dft das Aus-\nsch\u00fctteln der Hippurs\u00e4ure. Ich konnte dies (vergl. Tabelle, Nr. 18) best\u00e4tigen. Die Gegenwart von Hippurs\u00e4ure steigert nicht wesentlich die Ausbeuten an Glykokoll.1)\nDer so vorbereitete Harn wird alsdann alkalisch gemacht. Krnbden hat nun die urspr\u00fcngliche Methode, nach der man die Reaktion w\u00e4hrend der Sch\u00fcttelung eben alkalisch halten soll, abge\u00e4ndert, indem er den Harn stark alkalisch macht. In\ndiesem starken Alkaleszenzgrad sieht er \u00fcberhaupt eine Bedingung f\u00fcr das Gelingen im Nachweis von Aminos\u00e4uren im normalen Harn. Ich habe vor der ausf\u00fchrlichen Mitteilung von Krnbden genau nach der fr\u00fcheren Vorschrift von Fischer gearbeitet. Danach sollen 2 g Glykokoll in der f\u00fcr 1 Molek\u00fcl\nberechneten Menge Natronlauge gel\u00f6st mit der \u00e4therischen L\u00f6sung \\on 2 Molek\u00fclen Naphthalinsulfochlorid gesch\u00fcttelt werden. Dazu wird im Verlaut von 8 Stunden noch dreimal dieselbe Menge Normalalkali gef\u00fcgt. Unter Zugrundelegung der doppelten Zahlenwerte, als sie Ignatowski gefunden hat, von hypothetischem Glykokoll in dem zu untersuchenden neutralisierten Harn und bei Einhalten obiger Mengenverh\u00e4ltnisse an Alkali habe ich ein amidfreies Reaktionsprodukt bekommen, das durchaus die Eigenschaften des Naphthalinsulfoglycins hatte. Schmelzpunkt 152\u00b0, etwas zu nieder.\nBei diesem Versuch habe ich allerdings nur geringe Mengen erhallen, auch keine gr\u00f6\u00dferen Mengen anderer Aminos\u00e4uren-sulfone, wie sie Embden mit hohen Alkaleszenzgraden erzielte. Jedenfalls aber ist diese stark alkalische Reaktion keine conditio sine qua non f\u00fcr den qualitativen Nachweis. In Anbetracht aber der betr\u00e4chtlichen Menge an Rohprodukt der Aminos\u00e4ure-\n') Die in der Tabelle, Nr. 18. erfolgte Steigerung des Rohproduktes liegt innerhalb auch sonst beobachteter Schwankungen.","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Aminos\u00e4uren im normalen u. pathologischen Harn. 379\nVerbindungen bei Anwendung der Modifikation nach Embden habe ich mich sp\u00e4ter an EmbdeiPs Vorschritt gehalten und auf den Liter nicht konzentrierten Harn 40\u201450 ccm Normal-NaOH verwendet.\nZu der alkalischen Harnl\u00f6sung wurden im Laufe von 24 Stunden 5 g \u00df-Naphtalinsulfochlorid in 10\u00b0/oiger \u00e4therischer L\u00f6sung allm\u00e4hlich zugesetzt. Es ist ratsam, den Harn vorher mit \u00c4ther zu s\u00e4ttigen. Bei allen Sch\u00fcttelungen, speziell bei der ersten und zweiten, tr\u00fcbt sich die L\u00f6sung mehr oder weniger und beim Stehen scheidet sich ein fein krystallinischer Niederschlag ab, auch wenn die alkalische L\u00f6sung zur Entfernung des \u00fcbersch\u00fcssigen S\u00e4urechlorids mit \u00c4ther extrahiert wurde. Es gelingt, durch Krystallisation aus Alkohol und saurem Wasser den K\u00f6rper zu reinigen. Ich habe mich \u00fcberzeugt, da\u00df die Substanz aus einem stickstofffreien und einem N-haltigen K\u00f6rper besteht. Letzterer mit (5*58\u20146,72\u00b0/o N d\u00fcrfte Naphthalinsulfamid sein. Schmelzpunkt 216\u00b0. Ersterer hinterlie\u00df beim Verbrennen auf dem Platinblech eine reichliche natriumhaltige Asche. Die weitere Untersuchung aber mu\u00df ergeben, ob es sich dabei nicht um ein unl\u00f6sliches Na-Salz eines Disulfons einer Oxyaminos\u00e4ure handelt.1)\nBeide K\u00f6rper sind in Alkali nicht ganz unl\u00f6slich. Die Zahl der Sch\u00fcttelungen: Embden wiederholt die Sch\u00fcttelung, bis beim Ans\u00e4uern keine Keaktionsprodukte mehr ausfallen.\nEine getrennte Untersuchung der erhaltenen Hohprodukte \\on je einer Sch\u00fcttelung von 8 Stunden \u2014 es wurden dazu die Proben von 6 mal 1 1 Harn verwendet \u2014 ergab an N in Prozenten :\nRohprodukt der\tI. Sch\u00fcttelung\t4,53 >\tN\n\u00bb\tII. \u00bb\t5,81\u00b0/\u00ab\t\u00bb\n*\t\u00bb\tHI. \u00bb\t\u00df,7<)\u00b0/o\t\u00bb\nbestimmt nach Kjeldahl mit der trockenen Substanz.\nEs folgt daraus, da\u00df bei der dritten Wiederholung der Reaktion anscheinend nur Naphthalinsullamid erzielt w ird. Um aber Vergleichs werte mit den Ausbeuten von Embden zu er-\n) \\ eigl. E. Abderhalden, Abbau und Aufbau der Eiwei\u00dfk\u00f6rper nn tierischen Organismus, Diese Zeitschrift, Bd. XLIV, 8. 51 ; 1905.","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nFranz Samuely,\nhalten, habe ich die Sch\u00fcttelung 3mal ausgef\u00fchrt, allerdings bei Zimmertemperatur, 18\u00b0.\nOer von dem \u00fcberstehenden \u00c4ther getrennte und filtrierte Harn wird mit HCl anges\u00e4uert und der ausfallende K\u00f6rper sofort mit reichlichen Mengen \u00c4ther aufgenommen. Es ist auffallend, da\u00df das Reaktionsprodukt der Aminos\u00e4uren nicht bei eben saurer Reaktion ausf\u00e4llt, sondern erst bei erheblicher Acidit\u00e4t eine wolkige oder milchige Tr\u00fcbung auftritt.\nDie Nachteile einer gro\u00dfen Menge S\u00e4ure machen sich sofort darin bemerkbar, da\u00df sich der Harn r\u00f6tet und der \u00c4ther einen Teil dieser gef\u00e4rbten Substanz aufnimmt. Mehrmals sah ich bei \u00fcberm\u00e4\u00dfigem Ans\u00e4uern die Harnfurbe zu gr\u00fcnroter Opalescenz Umschl\u00e4gen und den \u00c4ther sich danach tiel violett f\u00e4rben. Es mag sich bei dieser Reaktion um Farb-stolfverbindungen der Naphthole oder Phenole handeln. Jedenfalls aber gehen bei dieser Gelegenheit Substanzen in den \u00c4ther \u00fcber, die nicht zu der Reihe der Aminos\u00e4uresulfone geh\u00f6ren, und die sowohl auf Natur, wie auf die Gewichtsmenge des Rohproduktes st\u00f6rend wirken.\nEs folgt daraus die Vorsicht, den Grad der S\u00e4uerung so zu w\u00e4hlen, da\u00df der Niederschlag eben ausf\u00e4llt. Die Sulfone selbst sind \u00e4u\u00dferst leicht in \u00c4ther l\u00f6slich: es empfiehlt sich, den \u00c4ther sehr gut zu waschen, da sonst nach dem Abdunsten des getrockneten \u00c4thers konzentrierte S\u00e4uren (Salzs\u00e4ure, Eisessig) Zur\u00fcckbleiben und speziell die eben beschriebenen farbigen Anteile des Rohproduktes in tiefrote, \u00f6lharzartige K\u00f6rper verwandeln.\nDer gewaschene, leicht getrocknete \u00c4ther wird bei nicht zu hoher Temperatur verdunstet. Zun\u00e4chst hinterblieb nur ein rotbraunes 01, seltener eine salbenartige Masse. Man darf sich in diesen f\u00e4llen durch den Regriff der \u00abSchmiere\u00bb nicht ab-schrecken lassen, wie dies anscheinend Forssner, 1. c. S. 19. getan hat. Durch vorsichtiges Zuf\u00fcgen von Wasser, starkes Reiben und oft tagelanges Stehen auf Eis erstarrt die Masse krystallinisch und l\u00e4\u00dft sich nach dem Filtrieren mitunter staubtrocken pulvern. Es h\u00e4ngt das Gelingen ganz von den gef\u00e4rbten \u00f6ligen Substanzen ab, deren Anwesenheit sich durch vorsichtigen Gebrauch der f\u00e4llenden S\u00e4ure. ausschlie\u00dfen l\u00e4\u00dft.","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Aminos\u00e4uren im normalen u. pathologischen Harn. 381\nZur Reinigung dieses Rohproduktes von ihm beigemengtem Naphthalinsulfamid hat Embden den Weg \u00fcber die Ammonsalze erfolgreich eingeschlagen. In der Tat gelingt es so auf einfache \\\\ eise, naphthalinsulfamidfreie, ganz schwach am-moniakalische L\u00f6sungen zu erhalten. Aus dieser L\u00f6sung k\u00f6nnen die Sulfone, mit S\u00e4ure in Freiheit gesetzt, nur in \u00c4ther wieder aufgenommen werden. Nach dem Verdunsten kann das amidfreie Rohprodukt zur W\u00e4gung kommen. Es ist mir nicht ersichtlich, ob Embden die Zahlen seiner Ausbeuten auf diese Weise oder durch Abzug des Amids von dem urspr\u00fcnglichen Rohprodukt gewonnen hat. Meine sp\u00e4ter anzuf\u00fchrenden Zahlen sind dutch direkte W\u00e4gung des R\u00fcckstandes aus dieser zweiten Atherextraktion gewonnen.\nF\u00fcr die Ausbeuten dieses Rohproduktes, das sicher ein Gemisch von mehreren Substanzen ist, gibt nun Embden und ebenso Lipstein Zahlenwerte bis zur dritten D\u00e9cimale an; die Autoren f\u00fcgen aber gleichzeitig hinzu, da\u00df diese Werte keinen Anspruch machen k\u00f6nnen, als quantitativ zu gelten. Ich habe mich durch Einhalten ganz gleicher Versuchsteehnik bei ein und demselben Harn bem\u00fcht, gleiche W\u2019erte an diesem Rohprodukt zu erhalten, bin aber oft auf sehr erhebliche Differenzen gesto\u00dfen. Sind schon aus vorerst nicht zu \u00fcbersehenden Bedingungen diese Zahlen mit Kritik zu beurteilen, so ist es aber sicher nicht festgestellt, diese ganze Fraktion einfach als Aminos\u00e4ureverbindung anzusprechen. Zun\u00e4chst hat dieser K\u00f6rper noch immer die Eigenschaft, leicht \u00f6lig zu werden, zu verharzen und sich beim Behandeln mit S\u00e4uren tiefrot zu f\u00e4rben, letzteres eine Eigenschaft, die sicher nicht den Sulfonen der Aminos\u00e4uren eigen ist. Ich habe wiederholt, bei vorsichtigem Ans\u00e4uern des gesch\u00fcttelten alkalischen Harns und gutem Auswaschen aller \u00c4therausz\u00fcge, ein Rohprodukt erhalten, das nur ganz schwach gelb war und aus dem letzten \u00c4iherextrakt sofort auskrystallisierte. In diesen F\u00e4llen waren die Ausbeuten an Rohprodukt aber immer geringer, die Ausbeute daraus an Glykokoll aber nicht vermindert. Nat\u00fcrlich ist es noch nicht entschieden, ob durch diese Reinigung nicht N-haltige Produkte entfernt werden, dieselben aber als Aminos\u00e4urensulfone direkt aufzufassen, dazu fehlt noch der Beweis.","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"382\nFranz Samuely,\nEbenso auffallend ist es, da\u00df man aus diesem Rohprodukt sp\u00e4ter Glykokollwerte erh\u00e4lt, die in keinem Verh\u00e4ltnis stehen zu der gro\u00dfen Menge Rohprodukt, gar nicht zu sprechen von den Spuren anderer Aminos\u00e4uren, die Embden in den glykokoll-freien Mutterlaugen gefunden hat.\nIgnatowski hat zur Gewinnung von Glykokoll dieses Rohprodukt direkt mit 15\u00b0/oigem Alkohol hei\u00df extrahiert und dabei das krystallisierte Naphthalinsulfoglycin erhalten. Dies Verfahren ist mit gro\u00dfen Verlusten verbunden. Ich bin, ehe die Publikation von Embden erschien, so vorgegangen, da\u00df ich das Rohprodukt mit frisch gef\u00e4lltem Baryumcarbonat in reichlicher Menge Wasser l\u00e4ngere Zeit kochte. Aus den hei\u00dfen Filtraten oder eingeengten Mutterlaugen krystallisierte direkt das sch\u00f6n wei\u00dfe Baryumsalz des Glycinsulfons. Diese Methode hatte den Vorteil, da\u00df vor allem alle harzigen Bestandteile mit dem BaCOjj zusammenkleben und auf dem Filter Zur\u00fcckbleiben, sie ist aber keineswegs quantitativ. Da\u00df aber die Methode sehr schnell zu einem analysenreifen K\u00f6rper f\u00fchrt, geht daraus hervor, da\u00df das in HCl in Freiheit gesetzte Sulfon sich restlos in \u00c4ther l\u00f6st, beim Verdunsten krystallisiert und nach einmaliger Umkrystallisierung den richtigen Schmelzpunkt aufweist.\nIn allen sp\u00e4teren Versuchen folgte ich Embden, der dies amidfreie Produkt nach dem Vorschl\u00e4ge von Emil Abderhalden und Bergeil1) in NH3 l\u00f6st, und in eben neutraler Reaktion bei gro\u00dfer Verd\u00fcnnung mit BaCl., f\u00e4llt. Er unterscheidet dabei zwei verschiedene Ba-Salze, ein in Wasser sehr schwer l\u00f6sliches, angeblich viel schwerer l\u00f6slich als das Ba-Salz des Naphthalinsulfoglycins, und eines von mittlerer L\u00f6slichkeit. Ich habe zur Entscheidung aus sehr gro\u00dfer Verd\u00fcnnung gef\u00e4llt, filtriert und aus der Mutterlauge noch 2 oder 3 Fraktionen durch Kinengen gebildet. Aus allen Fraktionen habe ich nach dem Umsetzen mit HCl die Glykokollverbindung krystallisiert erhalten, auch aus dem ersten sehr schwer l\u00f6slichen Ba-Salz. Die Identit\u00e4t ist festgestellt durch den Schmelzpunkt\n) Emil Abderhalden und Peter Bergeil, ( her das Auftreten \\\u00b0n Mnnoan\u00fcnos\u00e4uren im Harn von Kaninchen nach Phosphorvergiftung. Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX, S. 46t, 1903.","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Aminos\u00e4uren im normalen u. pathologischen Harn. 383\nder isolierten Substanzen und ihrer Mischung mit einander. Sch\u00fcttelt man den Harn ohne den starken Alkalizusatz, d. h. ohne die Modifikation von Embden, so findet sich die S\u00e4ure, die dieses ganz schwer l\u00f6sliche Baryumsalz bildet, nicht in dem entstehenden, vom Amid befreiten Rohprodukt. Untersucht man aber die bei schwacher Alkalescenz bei der Sch\u00fcttelreaktion aus dem Harn ausfallenden Substanzen, d. h. l\u00f6st man sie in einer dem Harn gleichen Wassermenge, mit Zusatz von 40 ccm NaOH normal \u2014 es geht nur ein Teil in L\u00f6sung \u2014 und behandelt diese weiter wie einen bereits gesch\u00fcttelten Harn auf Aminos\u00e4uren, dann gewinnt man reichliche Mengen dieses schwerl\u00f6slichen Ra-Salzes. Es mag sein, da\u00df dies der Grund f\u00fcr die geringeren Ausbeuten an Glykokoll ist ohne starken Alkalizusatz zum Harn. Sicher aber ist, da\u00df dies schwer l\u00f6sliche Baryumsalz auch glykokollfrei sein kann, also eine Substanz sui generis noch ist, n\u00e4mlich dann, wenn ich \u00fcberhaupt kein Glykokoll im Harn fand, wie dies im Harn bei einem Hungerhund der Fall war.\nIch kann mich Embden aber nicht anschlie\u00dfen, da\u00df auf diesem Weg eine quantitative Trennung des Glykokolls gelingt. Aus demselben Grund aber mu\u00df man alle Zahlen, die als Ausbeuten die sogenannte Glykokollfraktion darstellen, z. B. von Forssner, ebenso anzweifeln. Ich habe wohl zur Bestimmung des Glykokolls immer die Gesamtheit der Baryumsalze verarbeitet, lege aber auf die Ausbeutezahlen der aus dem \u00c4ther verbleibenden Krystallmenge keinen allzu gro\u00dfen Wert. Auch ist dieser K\u00f6rper immer noch nicht frei von fremden Beimengungen, wie sie beim Rohprodukt beschrieben sind.\nZur Isolierung des Glykokolls haben Ignatowski und Forssner aus verd\u00fcnntem Alkohol, Embden aus hei\u00dfem Wasser v krystallisiert. In beiden F\u00e4llen bleibt ein sich rotf\u00e4rbendes \u00d6l schwer l\u00f6slich oder ungel\u00f6st, das am Boden des Gef\u00e4\u00dfes schwimmt und hartn\u00e4ckig einen Teil der Glycinverbindung festh\u00e4lt. Man tut nun gut, bei der Reindarstellung die \u00abGlykokollfraktion\u00bb nur leicht mit W asser zu erw\u00e4rmen, gut zu r\u00fchren, dies in kleinen Portionen oft zu wiederholen, und getrennt zu filtrieren. W\u00e4hrend in den letzten Filtraten entweder nur schlechte Krystallisation","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384\nFranz Samuely,\noder \u00fcberhaupt nur r\u00f6tliche \u00d6ltropfenf\u00e4llung erfolgt, fallen aus den ersten Filtraten wohlausgebildete farblose Nadeln vom beinahe richtigen Schmelzpunkt 152/153.\nMan kann dann mit den F\u00e4llungen der sp\u00e4teren Filtrate wieder genau so verfahren und sich von den \u00f6ligen Verunreinigungen frei machen. Einmaliges Umkrystallisieren der Krystall-mengen aus den ersten beiden Filtraten hat mir analysenreifes Material gegeben. Auf diese Weise sind die Zahlenwerte in den I abellen gewonnen, die ohne allzu gro\u00dfe Verluste erzielt sind, vergleiche S. 380. Aus den \u00f6ligen R\u00fcckst\u00e4nden habe ich mich bem\u00fcht, durch Veresterung mit Salzs\u00e4ure in alkoholischer L\u00f6sung greifbare Substanzen zu erhalten, aber vergeblich. Ich erhielt tiefrot gef\u00e4rbte L\u00f6sung, und beim Eintr\u00e4gen in Wasser \u00f6lige rote F\u00e4llung, die nicht erstarrte. Ich glaube bei der Schwerl\u00f6slichkeit des Glycinsulfons, da\u00df diese Methode des Umkrystalii-sierons nicht mit Verlusten an Glycinverbindung verkn\u00fcpft ist, sondern mit der Entfernung von Nebenprodukten.\nZugleich sei erw\u00e4hnt, da\u00df man in der Beurteilung der Reinheit und der Identifizierung der Aminos\u00e4urensulfone nicht\nvorsichtig genug sein kann. Jedenfalls gen\u00fcgt eine F\u00e4llung mit Metallsalzen oder ein Schmelzpunkt keineswegs. Speziell die Schmelzpunkte sind kritisch zu beurteilen. Schmelzpunkte von Substanzen bei 149\u00b0 \u2014 Leucin Verbindung (?) \u2014 sah ich nach abermaligem Umkrystallisieren1) auf 155\u00b0 steigen. Auch die alleinige Bestimmung des Stickstoffgehaltes ist in keiner Weise ausreichend. Es lassen sich da, besonders bei der Vermutung von Sulfoverbindung mit Peptiden oder peptid\u00e4hnlichen K\u00f6rpern,2) alle m\u00f6glichen Identit\u00e4ten rechnerisch feststellen. Die gut stimmende Elementaranalyse mu\u00df da entscheiden, da die Werte z. R. f\u00fcr das Sulfon des Glykokolls und des Alanins schon sehr nahe aneinander liegen.\nDie folgenden Analysen beziehen sich auf die F\u00e4lle, die in der Tabelle mit Nr. 10 und 1 / und Nr. 5, 0 und 7 angegeben sind, eine dritte Analyse von Nr. 12, 13, 14 gab richtigen Wert f\u00fcr H, fiir C einen Wert, der den theoretischen um l\u00b0/0 \u00fcbertraf.\n') Vergl. hierzu Forssner, 1. c. S. 23.\nt] Mohr, Zeitschrift fiir experimentelle Pathologie.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Aminos\u00e4uren im normalen u. pathologischen Harn. 385\nDer theoretische Wert f\u00fcr Gl0H7SO,NHCH4COOH :\nC = 54,34\u201c/o H = 4,l\u00f6\u00b0/o\n0,1578 g Substanz gaben 0.3128 g CO, und 0,060\u00ab g H,0, Schmelzp. 15\u00ab \u00bb\nG gefunden: 54,080 o H\t\u00bb : 4,27 \u00b0/o\n0.176\u00ab g Substanz gaben 0,3518 g C02 und 0,0691 g 11,0, Schmelzp. 155*\nG gefunden: 51,79%\nH\t\u00bb\t: 1,31 \u00b0/o\nWas die Ausbeuten an reinem Glykokoll betriITt, so macht Kmbden die eine Angabe: aus 600 ccm Harn gewann er 0,4 g der \u00abGlykokollfraktion\u00bb, d. h. pro die bei maximaler .Ausbeute von 2,80 g Rohprodukt der Ami nos\u00e4ure Verbindungen .= 0,83 g Glykokollverbindung.\nAus den Mutterlaugen der Baryumsalze der Sulfone hat Kmbden noch die Anwesenheit von Leucin und Tyrosin wahrscheinlich gemacht. Ich habe keine Drehung der Polarisationsebene durch die alkoholische L\u00f6sung dieser Reste gesehen, die wie die Ba-Salze des Glykokolls weiter verarbeitet worden waren. In einem Versuch der Veresterung kam ich zu Produkten, deren Schmelzpunkt um 76\u00b0 herum lag.\nIn einem Versuch habe ich die von allen Versuchen vereinigten Mutterlaugen eingeengt und aus den R\u00fcckst\u00e4nden nach der Vorschrift von Fischer durch Salzs\u00e4ure im Rohr die freien Aminos\u00e4uren abgespalten. Nach Abscheidung des Naphthalin-sulfochlorids zeigte die L\u00f6sung keine optische Aktivit\u00e4t. Die Frage, ob und welche anderen Aminos\u00e4uren au\u00dfer Glykokoll noch vorhanden sind, habe ich unbeantwortet gelassen.\nIch lasse nun tabellarisch die F\u00e4lle folgen, bei denen ich (juantitativ, d. h. bei Konstanz der Versuchsanordnung und Mengenverh\u00e4ltnisse zu Vergleichswerten gekommen bin.\nDie Zahlen beziehen sich, wo nichts N\u00e4heres angegeben i\u00abt, auf den Tagesharn. In allen F\u00e4llen habe ich 1000 ccm des bereits bleigelallten und entbleiten Harns in Arbeit genommen. Die sogenannte \u00abGlykokollfraktion\u00bb habe ich wegen ihrer Unreinheit sp\u00e4ter nicht mehr gewogen, sondern direkt weiter verarbeitet. Die Zahlen der dritten Kolonne beziehen sich auf analysenreines Naphthalinsulfoglvcin.","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"m\nFranz Samuelv\nNr.\nNamen\nProdukt Glv- j thalinamidfrei * I -*<\u2022-\nKrankheit\nkokoll- |\u201cydn\nTages- r auf\ni . Tages- r . _\tim\nharn ! harn ! ,IdK Tages i herech- tion\tharn\nnot\t; rein\nNahrung\nTherapie\nWilling\nGesund\n1250 1.282\t\u2014\n1200; 1,393; -1220 j 1,196 ! -\n4\n0.134, Gew\u00f6hnliche Kost 0,1\u00ab\nGewichtszunahme\n;>\n6\n/\n8\n!\nRichard ; Spastische Spinal-; 1130 1,92\naufeinander folgende Tage\nw\u00e4hrend d. Versuchs J Gewichtszunahme j\n9\nWeisshagen Gichtanfall vor von 3 Tagen :\t8 Jahren\n10\n11\n12\n13\n5010\n14\n15\nvon 1 Tag Kolm\narthritische u.neuri-; tische Beschwerden, ireichl. L\u2019ratsediment 4\nCroup\u00f6se Pneumonie\n16\n17\n,4. u. 5. Krankheitstag! 3000 davon 1500 von j ; Hippurs\u00e4ure befreit |\nI 1500 unver\u00e4ndert j 1\t1 R- Tag der Krise j 1380\nIserrbiel Anaemia splenica !\nMilztumor i\n\u20221 1.758\ti i\n' 1,92 0,921 ! 1,432 1,110\t1 0,2702 0,269\n8,23\t\n5.492\ti\n1 ! 1,82 ! 7\t\u2014\nI 0,824\t\u2014\n0.729\t\n0,832\t\u2014\n0,0578\t\u2014\n0.141 ; Gew. Kost 4-3 Pfund I Kalbshries\n0,2702 0.1790 Gew\u00f6hnliche K<\u00bb>t Desgl.-f 11 Eier Gew\u00f6hnliche Kost\n0,1761\n0,1592\n\u2022 Desgl. -f- 16 Ki,.r I 120 g Nut rose\n0,73\n0,126\nOhne Medikation gew\u00f6hnl. Kost\n2 Tage gew. Kost -2'/*// Kalbsbr.p.i Gew\u00f6hnl. Kost\n0,144 ; Ohne Medikation\n0,034\n0,056\n0,293\npro die 10,0 Natron benzoicum\nvon 2 Tagen; 2800 j 2,554 10 Tage nach Aufnahme\t! lg\n^0 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb von 2 Tagen 3G\ndavon 1500 ! 1500 alkal. gekocht*)!\n18\n19\n20\nW.\nErhebl. Besserung\n2800\tI 2,554\t1,346\n1500 3000\t1.192\t\u2014\n\t1,162 1,4-43\t0.353\n1500\t1.621\t\n1200\t2.432\t\u2014\n1220 .*\t2,520\t\n0,522\n0,1823\n0,152\nOhne Medikation\nT\u00e4gl. Arsentherap Kakodylinjoktione\n*] Stunden bei starker Alkaleszenz gekocht.\nKeine Medikation gew\u00f6hnl. Kost 0,3640 12 Tage intensive\nj R\u00f6ntgenbestrahlj 0,220 4 Tage vorher Bf\nStrahlung ausgeseti","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage (1er Aminos\u00e4uren im normalen u. pathologischen Harn. 387\n/w den einzelnen Versuchen ist nicht viel zu bemerken. Ich habe au\u00dfer den angef\u00fchrten F\u00e4llen von Gesunden zahlreiche andere normale Harne qualitativ auf Glykokoll gepr\u00fcft und von 8 F\u00e4llen nur 2 glykokollfrei gefunden. Die Glykokoll-ausscheidung ist keine f\u00fcr das Individuum konstante Gr\u00f6\u00dfe (vgl. Nr. 5 u. 7, Nr. 1 u. 2).\nGetrachtet man ganz allgemein diese Zahlen, so ergibt >ich bei der Konstanz der angewandten Methode auch eine Konstanz der Ausbeuten an Rohprodukten im Tagesharn. Die einzigen F\u00e4lle, in denen diese Menge erheblicher ist, betreffen den Fall 5 und 4. Verglichen mit den Zahlen, die Kmbden f\u00fcr den normalen Harn, und Lippstein speziell f\u00fcr den Leu-k\u00e4mikerharn angibt, sind die Differenzen nicht gro\u00df genug, um daraus Schl\u00fcsse zu ziehen. Bei dem Fall 19 und 20 der Leuk\u00e4mie ist es schon m\u00f6glich, da\u00df die Bestrahlung mit R\u00f6ntgenstrahlen die Steigerung der Ausbeute bedingt hat. Eindeutig aber ist diese Beeinflussung nicht, da die Steigerung auch nach dem Aussetzen der R\u00f6ntgentherapie anh\u00e4lt.\nVergleicht man die Werte f\u00fcr das Rohprodukt bei Krankheiten (12\u201418) mit denen der Normalen, so machen sich au\u00dfer bei der Pneumonie keine nennenswerten Differenzen bemerkbar. Nur bei der Pneumonie sto\u00dfen wir auf geringere Zahlenwerte. \u00dcbereinstimmend mit Ignatowski steigt die Menge der Aminos\u00e4uren im Harn nach erfolgter Krisis.\nDie F\u00fctterungsversuche sind nicht zahlreich genug, um bindende Schl\u00fcsse zu liefern, aber nicht sehr ermutigend. Bei F\u00fctterung mit Bries (Nr. 3, 10) findet sich keine Steigerung, sondern eher eine Verminderung des Rohproduktes, das gleiche gilt auffallenderweise f\u00fcr die F\u00fctterung mit Eiwei\u00df Es mu\u00df aber zugegeben werden, da\u00df einerseits zur Entscheidung der Frage die Eiwei\u00dfmasse nicht gro\u00df genug ist, andererseits wahrscheinlich der momentane Ern\u00e4hrungszustand des Versuchsobjektes mit entscheidend ist, ob die Aminos\u00e4urenausscheidung ansteigt.\nDa ich schon fr\u00fcher ausgef\u00fchrt habe, da\u00df ich in den\nW erten des Rohproduktes keine Minimalzahlen, sondern eher\nMaximalzahlen im Sinne von Substanzgemischen sehe, will ich\n0","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nFranz Samuely,\nauf diese Zahlen selbst keinen allzu gro\u00dfen Wert legen. Viel wichtiger aber erscheinen mir die Zahlen, die f\u00fcr Naphthalin-sulfoglycin angegeben sind. In diesen kann ich Vergleichswerte untereinander sehen, die nun sicher Minimalzahlen sind. Vielleicht sind andere Untersucher in den Ausbeuten gl\u00fccklicher. Die Zahlen beziehen sich auf analysenreines Naphthalinsulfo-glycin. Eine \u00dcbersicht \u00fcber diese Werte aber zeigt eine gewisse Konstanz in dem Auftreten von Glykokoll, ohne allzugro\u00dfe Differenzen.\nEin bestimmtes Mengenverh\u00e4ltnis Rohprodukte zu Glykokoll wert aber lie\u00df sich vorerst nicht feststellen.\n\\V ichtig erscheint es mir, da\u00df bei den F\u00fctterungsversuchen 5, 6, 8 die Werte f\u00fcr Glykokoll sehr gut \u00fcbereinstimmen, indes die Werte des Rohproduktes erheblich am Normaltag und F\u00fctterungstag auseinander liegen. Eine wirklich bedeutendere Steigerung an Glykokoll findet sich nur wieder in Analogie zum Steigen der Rohproduktmenge im Fall 19, bei der Leuk\u00e4mie.\nDie Zahlenwerte f\u00fcr die Glykokollverbindung, die zwischen 182\u2014165 bezw. 134 mg schwankt, differierten nicht allzusehr von der Ausbeute, die Forssner in einem Fall von 186 mg angibt. Es mag Zulall sein, da\u00df diese Werte bei den einzelnen Patienten so nahe aneinander liegen, w\u00e4hrend Forssner F\u00e4lle fand, in denen das Glykokoll nur spurenweise vertreten war. Ich selbst will auch nur mit Vorsicht darauf hinweisen, da die untersuchten F\u00e4lle sicher nicht zahlreich genug sind.\nEiner gesonderten Resprechung bedarf der Fall von Pneumonie, denn er gestattet eine Vermutung \u00fcber die Form, in der m\u00f6glicherweise das Glykokoll im Harn vertreten ist. Die Steigerung an Glykokoll am Tage der Krise gegen den Krankheitsverlauf ist schon erw\u00e4hnt; sie entspricht durchaus der Vorstellung des pl\u00f6tzlichen Eiwei\u00dfzerfalls und Abbaus in der Lunge und dem Entstehen reichlicher Abbauprodukte, die wir mit der Krise in Verbindung bringen. Nun differieren die Werte an Rohprodukt am I age der Aufnahme ohne Medikation nicht von den Tagen der Benzoes\u00e4ureeinfuhr, wohl aber verringern sich die Werte an reinem Glykokoll nach Benzoes\u00e4uregaben ganz erheblich. Was l\u00e4\u00dft sich daraus folgern? Es verschw\u00e4ndet trotz der abun-","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Frage der Aminos\u00e4uren im normalen u. pathologischen Ham. 389\ndanten Benzoes\u00e4uregaben nicht alles Glykokoll im Harn, sondern nur ein Teil. Forssner teilt mit, da\u00df er nach Benzoes\u00e4ure und Salieyls\u00e4ure den Harn glvkokollfrei fand. Arbeitet man nun nach der Methode von Embden, so l\u00e4\u00dft sich trotz der Benzoes\u00e4ure noch Glykokoll nachweisen. Das f\u00fchrt eigentlich zu der Vorstellung, da\u00df das Glykokoll in 2 Formen auf dem Blutweg in den Harn gelangt. Einmal als freies Glykokoll, das im Fall 13 und 14 durch Benzoes\u00e4ure als Hippurs\u00e4ure abgelangen wird. Zum andern aber ist noch Glykokoll in einer noch unbekannten Bindung vorhanden, das durch das Behandeln mit starker Al-kaleszenz freigemacht wird, das aber wegen seiner Bindung der Kuppelung an Benzoes\u00e4ure nicht zug\u00e4ngig ist. Zu entscheiden, ob dieser glvkokollhaltige K\u00f6rper ein Produkt des intermedi\u00e4ren Stoffwechsels oder ein polypeptidartiger Restk\u00f6rper des Nahrungseiwei\u00dfes in Sinne des Befundes von Abderhalden und Pregl1) ist, reicht die Zahl der vorliegenden Versuche nicht aus.\nBemerkenswert aber ist, da\u00df mir nach der Methode von Einbden der sichere Nachweis von Glykokoll im Harn des Neugeborenen gelungen ist. Es handelt sich um den eiwei\u00df-lioien Harn von 2 gesunden Brustkindern, aufgefangen vom 1 f. und 16. l\u00e4ge nach der Geburt. leb habe mich \u00fcberzeugt, da\u00df der Harn allantoinfrei war.\nNach der Methode von Embden, d. h. bei starker Al-kaleszenz, habe ich aus 6(H) ccm Harn 0,031 g Naphtbalinsulfo-gl\\cin gewonnen. Das mit Hille von BaCO., gewonnene Baryum-salz ergab sofort nach dem Umsetzen mit HCl ein krystalli-sieiendes Irodukt; nach Umkristallisieren hatte es den genauen Schmelzpunkt von 156\u00b0, sein \u00c4thylester von 77\u00b0.\nIch habe diesen Befund ein zweites Mal best\u00e4tigt. Das Auftreten von Glykokoll im Harn des nur mit Casein, d. h. einem glykokollfreien Eiwei\u00df ern\u00e4hrten Organismus, ist ein Fingerzeig, da\u00df dieser glykokollhaltige K\u00f6rper wohl ein Produkt des intermedi\u00e4ren Stoffwechsels ist.\n) Emil Abderhalden und trit/. Pregl, \u00dcber einen im normalen menschlichen Harn vorkommenden, schwer dialysierbaren Eiweibabk\u00f6mmling, Diese Zeitschrift, Bd. XLVI, S. 19, 1905.","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"390 Franz Samuely, Zur Frage der Aminos\u00e4uren im Harn.\nVon Neuberg und Wohlgemuth1) ist k\u00fcrzlich mitgeteilt worden, da\u00df der Glykokollgehalt des normalen Harns ca. 0,0025 \u00b0/o betr\u00e4gt. Die Bestimmung desselben geschah durch Isolierung mit Naphthylcyanat. Wenn ich einzelne der hier gefundenen Sulfonwerte auf freies Glykokoll umrechne, so ergibt sich z. B. f\u00fcr den Fall 1 des Gesunden in Prozenten = 0,00244 g Glykokoll, f\u00fcr Fall 4 desgl. gesund, 0,0030 g f\u00fcr Fall 5 0,0030 g usw., d. h. Schwankungen innerhalb nicht zu gro\u00dfer Grenzen.\nIch will mir aber nicht verhehlen, da\u00df diese Rechnungen in gewissem Sinn Spielereien sind, und da\u00df es jetzt zweckm\u00e4\u00dfiger ist, quantitative Entscheidungen noch zu unterlassen. Vor allem aber ist es durchaus hinf\u00e4llig, die Ausbeuten des Rohprodukts an Aminos\u00e4uren etwa in klinischen Fragen quantitativ zu bewerten. Man w\u00fcrde vorerst in diese Fragen einen Begriff eindringen lassen, der eher verwirrend als kl\u00e4rend wirken kann.\n-....: . \\ '\n') Neuberg und Wohlgemuth, Sitzung der Gesellschaft der Charite\u00e4rzte vom 1. Februar 1905.\nJ","page":390}],"identifier":"lit18321","issued":"1906","language":"de","pages":"376-390","startpages":"376","title":"Zur Frage der Aminos\u00e4uren im normalen und pathologischen Harn","type":"Journal Article","volume":"47"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:44:45.647644+00:00"}