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{"created":"2022-01-31T13:41:53.155589+00:00","id":"lit18332","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Winterstein, E.","role":"author"},{"name":"O. Hiestand","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 47: 496-498","fulltext":[{"file":"p0496.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der pflanzlichen Lecithine.\nVorl\u00e4ufige Mitteilung.\nVon\nE. Winterstein und O. Hiestand.\n(Ans dom agrikultur-ch^misihen Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich.) (Der Redaktion zugegangen am 23. M\u00e4rz 1906.)\nDie in der Abhandlung von E. Schulze und E. Winterstein \u2018) schon angek\u00fcndigte und im Einverst\u00e4ndnis mit E. Schulze von uns fortgesetzte Untersuchung \u00fcber die pflanzlichen Lecithine hat einige bemerkenswerte Resultate gehabt, die hier in aller K\u00fcrze vorl\u00e4ufig initgeteilt werden sollen.\nVon E. Schulze und S. Frankfurt* 2) ist schon gefunden worden, da\u00df die nach einem fr\u00fcher beschriebenen Verfahren aus Roggen und Gerste dargestellten Lecithinpr\u00e4parate3) nur einen Gehalt von ca. 2\u00b0/\u00ab Phosphor aufwiesen,4) w\u00e4hrend die nach dem gleichen Verfahren aus Leguminosen hergestellten Pr\u00e4parate einen weit h\u00f6heren Phosphorgehalt aufwiesen; es war w\u00fcnschenswert, die Ursache dieser Erscheinung aufzukl\u00e4ren. In der bez\u00fcglichen Untersuchung ergab sich, da\u00df die in der angegebenen Weise aus Cerealien hergestellten Lecithinpr\u00e4parate beim Kochen mit verd\u00fcnnten S\u00e4uren neben den be-\nkannten Spaltungsprodukten des Lecithins (Fetts\u00e4uren, Glycerin-phosphors\u00e4ure und Cholin) Zucker lieferten. Die Quantit\u00e4t des Zuckers war eine recht betr\u00e4chtliche, sie betrug bei manchen Pr\u00e4paraten ca. l\u00f6\u00b0/o. Die Zucker bestanden aus einem Gemisch von Hexosen und Pentosen. Es gelang, mit Hilfe von Benzyl-\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XL, S. 101.\n*) Landwirtschaftliche Versuchsstation, Bd. 43, S. 310.\n3)\tDiese Zeitschrift, Bd. XV, S. 405.\n4)\tl)|eser Hefund ist sp\u00e4ter von VV. Koch best\u00e4tigt worden. Diese Zeitschrift, Bd. XXXVII, S. 188.","page":496},{"file":"p0497.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der pflanzlichen Lecithine.\t497\nphenylhydrazin eine Hexose abzuscheiden, deren physikalische und chemische Eigenschaften mit der Galaktose \u00fcbereinstimmten ; doch war die bei Oxydation des Glukosengemisches erhaltene Schleims\u00e4uremenge nicht sehr gro\u00df, woraus geschlossen werden mu\u00df, da\u00df neben der Galaktose sich noch andere Hexoson vor-fanden; wahrscheinlich ist das Vorhandensein von d-Glukose, denn es gelang, ein Osazon herzustellen, dessen Schmelzpunkt 204\u00b0 betrug. Eine Pentose und eine Methylpentose wurden mit der Furfurolreaktion qualitativ nachgewiesen und auch der Quantit\u00e4t nach bestimmt. Eine vollst\u00e4ndige Abspaltung des Zuckers wurde durch 5 st\u00e4ndiges Kochen mit 5\u00b0/0iger Schwefels\u00e4ure erreicht. Durch Fermente konnte nur eine geringe Menge Zucker abgespalten werden.\nMit R\u00fccksicht auf dieses Ergebnis wurden nun aus verschiedenen pflanzlichen Objekten Lecithinpr\u00e4parate dargestellt und in der gleichen Weise untersucht, es ergab sich, da\u00df ein Lecithin aus den Samen von Lupinus albus mit 2,74\u00b0/,, P beim Kochen mit Schwefels\u00e4ure Zucker abspaltete und zwar ungef\u00e4hr die gleiche Menge wie das C\u00e7realienlecithin. Das gleiche gilt f\u00fcr Lecithinpr\u00e4parate, die aus Kielern- und Erlenpollen dargestellt worden waren; auch ein aus Boletus edulis erhaltenes Lecithin gab beim Kochen mit S\u00e4uren eine die Fehling*sehe L\u00f6sung reduzierende Fl\u00fcssigkeit, doch war die Quantit\u00e4t der reduzierenden Substanz nicht bedeutend. Sehr bemerkenswert aber auch war der Befund, der bei Untersuchung von Kastanienbl\u00e4ttern und Gr\u00e4sern erhalten wurde. Die getrockneten, fein gemahlenen Kastanienbl\u00e4tter wurden mit \u00c4ther m\u00f6glichst vollst\u00e4ndig extrahiert und der R\u00fcckstand mit Alkohol wiederholt ausgekocht. Das \u00e4therische Extrakt lieferte nach dem Entfernen des \u00c4thers einen R\u00fcckstand, welcher beim Kochen mit S\u00e4ure eine die Fehling\u2019sehe L\u00f6sung reduzierende Fl\u00fcssigkeit gab. Die von den L\u00f6sungsmitteln befreiten Extrakte wurden vereinigt, getrocknet und mit \u00c4ther wieder behandelt ; die filtrierte \u00e4therische Losung wurde vom \u00c4ther befreit und der farbstoffhaltige R\u00fcckstand mit 5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure 9 Stunden gekocht; die vom Ungel\u00f6sten getrennte Fl\u00fcssigkeit wurde mit Baryumhydroxyd neutralisiert, die vom Baryumsulfat getrennte L\u00f6sung zum","page":497},{"file":"p0498.txt","language":"de","ocr_de":"498 Winterstein u. Hiestand, Zur Kenntnis der pflanzl. Lecithine.\nSirup eingedunstet, letzterer mit Alkohol ausgezogen, die alkoholische L\u00f6sung wurde eingedunstet und mit Salpeters\u00e4ure oxydiert; dabei entstand eine nicht unbetr\u00e4chtliche Menge von Schleims\u00e4ure; es gelang ferner, aus dem Syrup ein Osazon herzustellen, welches bei 204\u00b0 schmolz.1)\nVielleicht liegt eine physiologische Bedeutung des Lecithins nicht nur darin, da\u00df es von kolloidalen K\u00f6rpern adsorbiert wird, sondern da\u00df es auch mit gewissen Substanzen feste Verbindungen eingeht, die z. B. bei der Assimilation eine Rolle spielen.\nAuf Grund einer Reihe von Beobachtungen k\u00f6nnen wir jetzt schon behaupten, da\u00df in den aus Cerealien dargestellten \u00abLecithinpr\u00e4paraten\u00bb der phosphorhaltige Komplex, welcher sich in Verbindung mit den Kohlehydraten vorfindet, nicht nur Lecithin ist; es konnte bis jetzt nicht mit aller Sicherheit entschieden werden, ob unsere Pr\u00e4parate auch Kephalin einschlie\u00dfen.\nIm Hinblick auf die Ergebnisse unserer Untersuchung ist es nicht mehr statthaft, f\u00fcr alle in \u00c4ther und Alkohol l\u00f6slichen organischen Phosphorverbindungen, die in den Pflanzen Vorkommen, den Namen Lecithin zu gebrauchen, es erscheint uns zweckm\u00e4\u00dfig, dieselben unter der von Thudichum f\u00fcr die phosphorhaltigen Verbindungen des Gehirns gebrauchten und auch von Hammarsten2 adoptierten Bezeichnung Phosphatide zusammenzufassen.\nEs sei uns gestattet, der Firma Blattmann & Co. in W\u00e4densweil bei Z\u00fcrich f\u00fcr die \u00dcberlassung gr\u00f6\u00dferer Mengen Cerealienlecithine, ferner aber auch f\u00fcr die sorgf\u00e4ltige und sachgem\u00e4\u00dfe Herstellung gr\u00f6\u00dferer Quantit\u00e4ten von Lecithinpr\u00e4paraten aus Lupinen und Gr\u00e4sern unseren verbindlichsten Dank auszusprechen.\n>) Dieser Befund hat mit R\u00fccksicht auf die von Hoppe-Seyler ausgesprochene Ansicht, da\u00df das Chlorophyll ein kompliziertes Lecithin ist, besonderes Interesse. Wir m\u00f6chten uns die weitere Untersuchung der durch S\u00e4uren abspaltbaren in Wasser l\u00f6slichen Substanzen Vorbehalten.\n*) Ergebnisse der Physiologie 1905.","page":498}],"identifier":"lit18332","issued":"1906","language":"de","pages":"496-498","startpages":"496","title":"Zur Kenntnis der pflanzlichen Lecithine. Vorl\u00e4ufige Mitteilung","type":"Journal Article","volume":"47"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:41:53.155594+00:00"}