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{"created":"2022-01-31T13:32:41.284360+00:00","id":"lit18334","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Schulze, E.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 47: 507-569","fulltext":[{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"I\nNeue Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung und des Stoffwechsels der Keimpflanzen.\nVon\n\u00a3. Schulze.\n(Aus dem agrikultur-chemischen Laboratorium des Polytechnikums in Z\u00fcrich.) (Der Redaktion zugegangen am 27. M\u00e4rz 1<J0<>.)\nDie Untersuchungen, deren Ergebnisse ich im folgenden mitteile, schlie\u00dfen sich den von N. Castoro und mir ausgef\u00fchrten Arbeiten an, \u00fcber welche in dieser Zeitschrift *) in zwei Abhandlungen Bericht erstattet worden ist. In der ersten dieser beiden Abhandlungen wurden in der Einleitung einige Aufgaben erw\u00e4hnt, die bei Fortf\u00fchrung der Untersuchungen \u00fcber die Zusammensetzung der Keimpflanzen noch zu erledigen waren. Eine dieser Aufgaben war die Erweiterung unserer Kenntnisse \u00fcber die in den genannten Objekten sich vorfindenden Monoaminos\u00e4uren. Zur L\u00f6sung dieser Aufgabe haben E. Winterstein und ich eine Arbeit ausgef\u00fchrt, die unter dem Titel < Untersuchungen \u00fcber die aus den Keimpflanzen von Lupinus albus und Vicia sativa darstellbaren Monoaminos\u00e4uren\u00bb in dieser Zeitschrift2) zur Publikation gelangte; es gelang uns, neben den in jenen Pflanzen fr\u00fcher schon aufgefundenen Aminos\u00e4uren noch drei Stoffe solcher Art, n\u00e4mlich a-Pyrrolidiftcarbon-s\u00e4ure, Isoleucin und Tryptophan (Indolaminopropions\u00e4ure) nachzuw eisen.s) Man darf annchmen, da\u00df diese drei K\u00f6r|>er ebenso wie Aminovalerians\u00e4ure, Leucin, Phenylalanin, Tyrosin, Arginin, Lysin und Histidin prim\u00e4re Produkte der mit dem KeimungsVorgang verbundenen Eiwei\u00dfspaltung sind.\nDer obigen Aufgabe schlie\u00dft sich eine andere an. Seitdem man wei\u00df, da\u00df in den Keimpflanzen die prim\u00e4ren Produkte der Eiwei\u00dfspaltung eine Umwandlung erleiden, die schlie\u00df-\n'\u00bb Bd. XXXVIII, S. 199\u2014258 und Bd. XUII, S. 170-198 Bd. XLV, S. 38-60.\n:i' Doch wurde Pyrrolidincarbons\u00e4urc nicht mit v\u00f6lliger Sicherheit nachgewiesen.","page":507},{"file":"p0508.txt","language":"de","ocr_de":"rx)8\nE. Schulze,\nlieh zur Bildung von Asparagin oder Glutamin f\u00fchrt, ist zu fragen, was hei dieser Umwandlung zun\u00e4chst entsteht. Es ist f\u00fcr m\u00f6glich zu erkl\u00e4ren, da\u00df jene prim\u00e4ren Produkte unter Ammoniakbildung rasch desamidiert werden, aber es ist auch denkbar, da\u00df sie einem Abbau unterliegen, bei welchem u. a. basische Stickstoffverbindungen entstehen, wie man sie beim Eiwei\u00dfabbau als sekund\u00e4re Produkte erhalten hat. Als solche nenne ich das Ornithin, das Guanidin, das Tetramethylendiamin, das Pentamethylendiamin, das Phenyl\u00e4thylamin und das Oxyphenyl\u00e4thylamin.1) Auf diese Stoffe war bei Fortf\u00fchrung unserer Untersuchungen R\u00fccksicht zu nehmen. F\u00fcr wahrscheinlich hielten wir von vornherein ein h\u00e4ufigeres Auftreten des' fr\u00fcher schon bei Vicia saliva von uns gefundenen Guanidins, sowie die Bildung von Ornithin aus Arginin in den Keimpflanzen. \\\\ eniger wahrscheinlich erschien es uns a priori, da\u00df man in den Keimpflanzen Tetramethylendiamin, Pentamethylendiamin und Phenyl\u00e4thylamin antrefTen werde, da diese Basen unter den Abbauprodukten der Eiwei\u00dfstoffe bisher nur gefunden worden sind, wenn bei der Zersetzung Bakterien im Spiele waren; insbesondere konnte man kaum erwarten, eine betr\u00e4chtliche Menge von Phenyl\u00e4thylamin in denjenigen Pfl\u00e4nzchen zu finden, in welchen die Muttersubstanz dieser Base, n\u00e4mlich das Phenylalanin, noch in ansehnlicher Quantit\u00e4t enthalten ist. Doch haben wir die Keimpflanzen auch auf diese drei Basen untersucht. Eine Untersuchung der Pfl\u00e4nzchen auf Oxyphenyl\u00e4thylamin haben wir dagegen bis jetzt nicht ausgef\u00fchrt, da nach den vorliegenden Angaben die Isolierung dieser Base schwierig ist und umst\u00e4ndliche Operationen erfordert.2)\nWenn die im vorigen genannten Basen in den Keim-\nV) bekanntlich liefert das Arginin bei hydrolytischer Spaltung Ornithin, bei der Oxydation Guanidin. Bei Einwirkung von Bakterien entsteht aus dein Ornithin Tetramethylendiamin, aus dem Lysin Pentamethylendiamin. Bei der F\u00e4ulnis des Leims hat man Phenyl\u00e4thylamin als Spaltungsprodukt des Phenylalanins, bei der Pankreas-autolyse Oxyphenyl\u00e4thylamin als Spaltungsprodukt des Tyrosins erhalten.\n*' Auch wird diese Base fehlen, wenn Homogentisins\u00e4ure aus dem Tvrosin entsteht.","page":508},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 509\npflanzen enthalten waren, so mu\u00dften sie sieh in den durch Phosphorwolframs\u00e4ure in den Extrakten hervorgebrachten Niederschl\u00e4gen vorfinden. Aus diesen Niederschl\u00e4gen haben wir fr\u00fcher schon eine Anzahl von Hasen, n\u00e4mlich Arginin, Lysin, Histidin und Cholin, in einem Falle auch Betaiu und Guanidin isoliert. Da\u00df aber neben diesen Basen sich noch andere in den Niederschl\u00e4gen vorfinden w\u00fcrden, konnte nach fr\u00fcher von uns gemachten Beobachtungen f\u00fcr nicht unwahrscheinlich erkl\u00e4rt werden. Es galt also, die bei Zerlegung der Phosphorwolframs\u00e4ureniederschl\u00e4ge erhaltenen-Basenlosungen m\u00f6glichst eingehend zu untersuchen. Als Material f\u00fcr unsere Versuche verwendeten wir etiolierte Keimpflanzen von Lupinus albus, Soja bispida, Pisum sativum und Cucurbita Pepo. Die dabei erhaltenen Resultate sind im ersten Abschnitt dieser Abhandlung mitgeteilt.\nDie im zweiten Abschnitt gemachten Mitteilungen beziehen sich auf die Frage, ob in den Keimpflanzen Polypeptide verkommen. Im dritten und vierten Abschnitt finden sich einige Nachtr\u00e4ge zu Angaben, (lie fr\u00fcher \u00fcber die Zusammensetzung der Keimpflanzen von uns gemacht worden sind.\nBei Ausf\u00fchrung eines Teils der Versuche, demi Ergebnisse ich im folgenden mitteile, wurde ich von den Herren 0. Hiestand und .1. K\u00fcrsteiner unterst\u00fctzt. Ich spreche diesen beiden Herren f\u00fcr ihre Mitwirkung meinen besten Dank aus.\nI. Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der in den Keimpflanzen sich vorfindenden organischen Basen.\nDie in den Keimpflanzen enthaltenen Basen lassen sich im allgemeinen leichter zur Abscheidung bringen und auch leichter trennen, als die neben ihnen sich findenden Monoamino-\u25a0 s\u00e4uren. Man kann die Basen durch Phosphor wolframs\u00e4ure, freilich nicht ohne Verlust, aus den Extrakten f\u00e4llen und besitzt auch Mittel zur Zerlegung des in den bez\u00fcglichen Niederschl\u00e4gen enthaltenen Stoflgemenges. \\\\ ie wir zur Erreichung dieses Zieles verfuhren, soll hier m\u00f6glichst kurz insoweit beschrieben werden, als dar\u00fcber allgemeine Angaben sich machen lassen; ich brauche dann weiter unten bei Mitteilung der f\u00fcr","page":509},{"file":"p0510.txt","language":"de","ocr_de":"510\nE. Schulze,\ne einzelnen Objekte erhaltenen Ergebnisse \u00fcber die zur Anwendung gekommenen Trennungsmethoden nur noch weniges zu sagen.\nDie in den Keimpflanzenextrakten durch Phosphorwolframs\u00e4ure hervorgebrachten Niederschl\u00e4ge sind stets ammoniakhaltig. Da sie zugleich auch Kali einschlie\u00dfen, so hielten wir es f\u00fcr w\u00fcnschenswert, die Entfernung des Ammoniaks aus den bei Zerlegung der Niederschl\u00e4ge erhaltenen L\u00f6sungen ohne Anwendung von W\u00e4rme zu bewerkstelligen. In der Regel w urden die in Wasser verteilten Niederschl\u00e4ge nach Zusatz der zu ihrer Zerlegung erforderlichen Quantit\u00e4t zerriebenen Barvumhydroxyds mit einem, durch eine kleine Turbine getriebenen R\u00fchrwerk so lange behandelt, bis der Geruch des Ammoniaks verschwunden war, und ein \u00fcber der Fl\u00fcssigkeit aufgeh\u00e4ngter Streifen von feuchtem roten Lackmuspapier sich nicht mehr blau f\u00e4rbte. Dann wurde die Rasenl\u00f6sung durch Filtration vom Unl\u00f6slichen getrennt, zur Entfernung des darin noch enthaltenen Baryum-hydroxyds mit Kohlens\u00e4ure behandelt, hierauf mit Salpeters\u00e4ure genau neutralisiert, im Wasserbade stark eingeengt und nun mit Silbernitrat versetzt, bis eine Probe der Fl\u00fcssigkeit auf Zusatz von Barytwasser eine gelbe oder br\u00e4unliche F\u00e4llung gab. Durch das Silbernitrat wurde in den L\u00f6sungen, auch ohne Zusatz \\un Barytwasser, stets ein Niederschlag hervorgebracht, der zuweilen ziemlich gering, in anderen F\u00e4llen aber st\u00e4rker war! Dieser Niederschlag schlo\u00df Nucleinbasen (Alloxurbasen) ein. Er wurde ahliltriert: n\u00e4her untersucht wurde er nur dann, w\u2019enn seine Quantit\u00e4t eine ansehnliche war. Aus dem Filtrat von diesem Niederschlage f\u00e4llten wir dann unter Befolgung der von Kossel und Kutscher gegebenen Vorschrift durch Barytwasser zuerst das Histidin, dann das Arginin als Silberverbindungen aus. Die letztere Base lie\u00df sich aus dem als \u00abArgininfraktion\u00bb zu bezeichnenden leile des Niederschlages fast immer ohne jede Schwierigkeit isolieren. Sie wurde in bekannter Weise zuerst in das Nitrat, dann in die Verbindung mit Kupfernitrat \u00fcbergef\u00fchrt; beide Verbindungen waren in der Regel sehr leicht zum Krvstallisieren zu bringen. Anders war es nur hei der Verarbeitung von Phos-phorwolframs\u00e4ureniederschl\u00e4gen, die nur eine \u00e4u\u00dferst geringe","page":510},{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 511\nMenge von Arginin einschlossen; die in der \u00abArgininfraktion, sich findenden Beimengungen machten dann zuweilen im Verh\u00e4ltnis zum Arginin der Quantit\u00e4t nach so viel aus, da\u00df das Auskrystallisieren der oben genannten Argininverbindungen nur sehr langsam vor sich ging. Zu jenen Beimengungen kann bekanntlich auch das Guanidin geh\u00f6ren. Die Trennung dieser Base vom Arginin suchten wir auf dem von Kutscher und seinen Mitarbeitern *) angegebenen und auch von M. Schenck*) eingeschlagenen Wege zu erreichen.\nWeit mehr Schwierigkeiten, als bei der Darstellung des Aiginins, traten uns bei der Isolierung des Histidins entgegen, da die \u00abHistidinfraktion\u00bb des Silberniederschlages offenbar weit mehr Beimengungen einschlo\u00df, als die \u00abArgininfraktion\u00bb. Zur Iu indurstellung des Histidins haben wir diese Base entweder nach der Vorschrift von Kossel und Patten3) mit Quecksilbersulfat gef\u00e4llt oder wir f\u00fchrten sie in freien Zustand' \u00fcber, versetzten die bez\u00fcgliche L\u00f6sung mit Quecksilberchlorid, zersetzten den Niederschlag durch Schwefelwasserstoff und dunsteten das Filtrat von Schwefelquecksilber zur Krystallisation ein. Der zuletzt beschriebene Weg gab im allgemeinen die besten Resultate.\nIm Filtrat vom Argininsilberniederschlage finden sich die\ndurch Silbernitrat und Barytwasser nicht f\u00e4llbaren Basen vor. Zu denselben geh\u00f6ren das Lysin und das Cholin; aber auch Ornithin, Tetramethylendiamin, Pentamethylendiamin und Phenyl\u00e4thylamin m\u00fcssen, falls sie \u00fcberhaupt vorhanden sind, in diesem Filtrat enthalten sein. Wir befreiten das letztere durch Zusatz von Salzs\u00e4ure vom gel\u00f6sten Silber, neutralisierten es mit Schwefels\u00e4ure, engten das Filtrat vom Baryumsulfat stark ein und versetzten es sodann zur Wiederausf\u00e4llung der Basen mit Phosphorwolframs\u00e4ure, nachdem es zuvor mit Schwefels\u00e4ure stark unges\u00e4uert worden war. Aus der bei Verarbeitung des Niederschlags erhaltenen Basenl\u00f6sung suchten wir in manchen\nF\u00e4llen das Lysin\nin bekannter Weise als Pikrat zu isolieren;\n) Zentialblatt f\u00fcr Physiologie, Md. Will. Nr. H (Anmerkung 1 auf der zweiten Seite).\n'\u201c) Miese Zeitschrift, Bd. XXXVIII, S. :W.\n\u25a0') Wochenschrift f\u00fcr Brauerei. 1905. Nr. 16.","page":511},{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"r>i2\nE. Schulze,\ndieses Pikrat wurde sodann durch Sch\u00fctteln mit Salzs\u00e4ure und \u00c4ther zerlegt, das dabei erhaltene Chlorid in das Chloropiatinat \u00fcbergef\u00fchrt. Hei Ausf\u00fchrung der im folgenden beschriebenen Versuche, f\u00fcr welche Lupinen-, Sojabohnen-, K\u00fcrbis-und Erbsen-Keimpflanzen als Objekte dienten, schlugen wir jedoch (\u2018inen anderen Weg ein. Wir neutralisierten die bei Verarbeitung jener Phosphorwolframs\u00e4ureniederschl\u00e4ge erhaltenen Basenl\u00f6sungen mit Salzs\u00e4ure, dunsteten sie im \\\\ asserbade ein und unterwarfen die in dieser Weise gewonnenen Chloride, nachdem sie im Exsikkator vollst\u00e4ndig ausgetrocknet worden waren, einer wiederholten Extraktion mit kaltem absoluten Alkohol; in einigen F\u00e4llen lie\u00dfen wir auch noch eine Behandlung mit hei\u00dfem absoluten Alkohol folgen. Die alkoholischen Extrakte wurden eingedunstet, die Verdampfungsr\u00fcckst\u00e4nde in Wasser gel\u00f6st und nun einer fraktionierten F\u00e4llung mit Mercurichlorid unterworfen. Die von dei* letzten F\u00e4llung abgegossenen oder abliltrierten L\u00f6sungen, denen das F\u00e4llungsmittel im \u00dcberschu\u00df zugesetzt war, wurden stark eingeengt, um die darin enthaltenen Quecksilberdoppelsaba*, insoweit sie schwer l\u00f6slich in Wasser waren, noch durch Krystallisation zu gewinnen. Die von den Krvstallen abgegossene Mutterlauge enthielt stets nur eine geringe Substanzmenge: weitaus der gr\u00f6\u00dfte Teil der in Form salzsaurer Salze in die alkoholische L\u00f6sung eingegangenen Basen gab also mit Mercurichlorid schwer l\u00f6sliche Doppelsalze. Die letzteren wurden aus Wasser unter Zusatz von etwas Mercurichlorid umkrvstallisiert, dahn mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Unter den dabei erhaltenen Chloriden fand sich stets salzsaures Cholin in gro\u00dfer Menge vor.\nIn dem bei Behandlung der Chloride mit absolutem Alkohol ungel\u00f6st gebliebenen Best waren Lysin, Ornithin, Tetramethvlen-diamin uud Pentamethylendiamin vorzugsweise zu suchen: in kleiner Menge konnten die Chloride dieser Basen jedoch in die alkoholische L\u00f6sung eingegangen sein, .lener R\u00fcckstand bestand in allen F\u00e4llen zum gr\u00f6\u00dferen Teil aus anorganischen Salzen, insbesondere Chlorkalium ; organische Basen fanden sich darin nur in relativ geringer Menge vor. Zur Trennung der oben genannten Basen von den anorganischen Substanzen suchten wir","page":512},{"file":"p0513.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpllanzen. 513\ndie L\u00f6slichkeit ihrer Chloride in Methylalkohol sowie ihre F\u00e4llbarkeit durch Mercurichlorid unter Zusatz von Alkali1) zu benutzen. Genauere Angaben \u00fcber den von uns eingeschlageneu W eg und \u00fcber die zum Nachweis der einzelnen Hasen ungeteilten Versuche mache ich hier nicht, da wir bei Untersuchung der verschiedenen Objekte nicht immer in der gleichen Weise verfuhren, ich verweise auf die weiter unten dar\u00fcber gemachten Mitteilungen. Doch sei gleich hier erw\u00e4hnt, da\u00df wir von den genannten Basen nur Lysin nachzuweisen vermochten.\nNach Lysin und den anderen oben genannten Basen suchten wir auch in der Fl\u00fcssigkeit, die nach dem ' Auskrvstallisieren der oben erw\u00e4hnten Quecksilberdoppelsalze \u00fcbrig geblieben war. Diese Fl\u00fcssigkeit untersuchten wir auf Guanidin. Zur Pr\u00fcfung der Extrakte auf Phenyl\u00e4thylamin suchten wir den Umstand zu verwerten, da\u00df das Chlorid dieser Base in w\u00e4sseriger \u2022Losung mit Mercurichlorid eine krvstallinische F\u00e4llung gibt, die sich in Alkohol aufl\u00f6st.\nAn dieser Stelle will ich noch einige Bemerkungen \u00fcber die Art und Weise machen, in welcher die Phosphorwolf ram-s\u00fcureniederschl\u00e4ge dargestellt wurden. Wenn man Keimpflanzenextrakte nach und nach mit einer zur vollst\u00e4ndigen Ausf\u00fcllung der Basen ausreichenden Phosphorwolframs\u00e4uremenge versetzt, >o zeigt sich, da\u00df die verschiedenen Fraktionen der Niederschl\u00e4ge ungleiches Aussehen besitzen. Zuletzt fallen .feinpulverige Niederschl\u00e4ge aus, die erst gewisse Zeit nach dem Zusatz des Reagens sich bilden. Da diese Niederschl\u00e4ge, soweit unser W issen reicht, fast nur anorganische Basen, insbesondere Kali enthalten, so haben wir sie unber\u00fccksichtigt gelassen ; wir f\u00fcgten den Fl\u00fcssigkeiten Phosphorwolframs\u00e4ure nur so lange zu, als dieses Reagens sofort eine F\u00e4llung hervorbrachte. Um so weit als m\u00f6glich zu verh\u00fcten, da\u00df die sp\u00e4ter zugesetzten Phosphorwolframs\u00e4ureportionen auf die zuerst hervorgebrachten F\u00e4llungen lesend wirkten, haben wir vielfach die ersten F\u00e4llungen abfiltriert und erst den Filtraten die zur weiteren Ausf\u00fcllung er-\n') Wie E. Winterstein (Diese Zeitschrift, Bd. XXV. S. 77) gezeigt hat, kann man dieses Verfahren zur Ausf\u00fcllung des Lysins und einiger anderer Basen benutzen.","page":513},{"file":"p0514.txt","language":"de","ocr_de":"514\nE. Schulze,\nforderliche Quantit\u00e4t des Reagens zugesetzt. Vor dem Zusatz der Phosphorwolframs\u00e4ure wurden die Extrakte stets von den durch Bleiessig f\u00e4llbaren Substanzen befreit ; in manchen F\u00e4llen haben wir der Ausf\u00e4llung durch Bleiessig eine solche durch Tannin vorausgehen lassen. Die Filtrate von den Bleiessigniederschl\u00e4gen wurden stets mit Schwefels\u00e4ure stark sauer gemacht (das dabei niederfallende Bleisulfat entfernten wir durch Filtration): doch enthielten die Fl\u00fcssigkeiten vor dem Zusatz der Phosphorwolframs\u00e4ure wohl in keinem Falle mehr als 2\u20143\u00b0/0 Schwefels\u00e4ure. Die Niederschl\u00e4ge wurden mit 5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure ausgewaschen. Zur Zerlegung wurden die Niederschl\u00e4ge stets in Wasser verteilt und mit Baryumhydroxyd zusammen gerieben, dann so behandelt, wie oben angegeben worden ist.\nMonoaminos\u00e4uren fanden wir in diesen Niederschl\u00e4gen niemals vor. Es ist bekannt, da\u00df das Phenylalanin mit Phosphorwolframs\u00e4ure eine schwer l\u00f6sliche Verbindung liefert und dti\u00df auch \u00bbindere Mouoaminos\u00e4uren gelallt werden, wrenn man sie in gen\u00fcgender Quantit\u00e4t in 5\u00b0/oiger oder noch st\u00e4rkerer Schwefels\u00e4ure auf l\u00f6st und dann das genannte Reagens zusetzt;1) unter den Bedingungen aber, wie sie in unseren Versuchen bei Darstellung der Phosphorwolframs\u00e4ureniederschl\u00e4ge obwalteten, wurden Monoaminos\u00e4uren offenbar nicht gef\u00e4llt.\nEs wird angegeben, da\u00df unter Umst\u00e4nden auch Kohlenhydrate in die Phosphorwolframs\u00e4ureniederschl\u00e4ge eingehen. In uns dargestellten Niederschl\u00e4gen konnten wir jedoch\n') Man vergleiche die Angaben von E. Schulze und E. Winterslein (diese Zeitschrift, IM. XXXV. S. 210), von Levene und Beatty (ibidem. Bd. XLY11, S. 147) und von E. Fischer (Berichte der Deutschen ehern. Gesellschaft, Bd. XXXIX, S. 547). E. Fischer sagt in seiner Abhandlung, da\u00df die von E. Schulze und E. Winterstein f\u00fcr die F\u00e4llbarkeil des Glykokolls angegebene Verd\u00fcnnungsgrenze (5%) nicht mehr g\u00fcltig sei. wenn die L\u00f6sungen l\u00e4ngere Zeit stehen. Ich weise darauf lun, da\u00df E. Winterstein und ich in einer Anmerkung in unserer Abhandlung schon angegeben haben, da\u00df bei l\u00e4ngerem Stehen einiger mit Phosphorwolframs\u00e4ure versetzten Monoaminos\u00e4urel\u00f6sungen krystallinische V ei Bindungen sich ausschieden. Unsere damaligen Versuche wurden im \u00fcbrigen in der Weise ausgef\u00fchrt, da\u00df wir die w\u00e4sserigen Monoamino-s\u00e4urel\u00f6sungen mit einigen Tropfen konzentrierter Schwefels\u00e4ure ans\u00e4uerten und sodann Phosphorwolframs\u00e4ure zusetzten.","page":514},{"file":"p0515.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 515\nStoffe solcher Art nicht nachweisen (die bei Zerlegung der Niederschl\u00e4ge erhaltenen L\u00f6sungen reduzierten auch nach dem Kochen mit Salzs\u00e4ure nicht die Fehling sche L\u00f6sung).\nIm folgenden teile ich nun die Resultate mit, die bei Untersuchung der \\erschiedenen, in den \u00dcberschriften der einzelnen Abschnitte genannten Objekte erhalten wurden.\nA. Etiolierte Keimpflanzen von Lupinus albus, a) 18\u201419 t\u00e4gige Pfl\u00e4nzchen.\nDie bei 60\u00b0 getrockneten und fein zerriebenen Keimpflanzen wurden zweimal mit kochendem 90\u201492\u00b0/oigen Weingeist extrahiert. Den weingeistigen Auszug verarbeiteten wir in fr\u00fcher beschriebener Weise auf Aminos\u00e4uren. Die vom Aminos\u00e4urengemenge (Rohprodukt) abfiltrierte Mutterlauge, bei deren Aufsammlung wir Verluste m\u00f6glichst zu vermeiden suchten, wurde mit \u00bbSchwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert und sodann zur Ausf\u00e4llung der Rasen mit Phosphorwolframs\u00e4ure versetzt.\nDer bei der Alkoholextraktion als R\u00fcckstand verbliebene Teil der Pfl\u00e4nzchen enthielt noch eine betr\u00e4chtliche Quantit\u00e4t organischer Rasen. Dieser R\u00fcckstand wurde mit hei\u00dfem Wasser extrahiert. Da der w\u00e4sserige Auszug sehr reich an Asparagin war, so wurde er so stark eingeengt, da\u00df der gr\u00f6\u00dfte Teil des genannten Amids auskrystallisierte. Die durch Abgie\u00dfen, bezw. Abtiltrieren von den Krystaflen getrennte Mutterlauge wurde von den durch Tannin und durch Rleiessig f\u00e4llbaren Stoffen befreit, hierauf mit Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert und mit Phosphorwolframs\u00e4ure versetzt.\nZur Darstellung der Basen, auf welche die nachfolgenden Angaben sich beziehen, dienten also zwei Phosphorwolframs\u00e4ureniederschl\u00e4ge. Der eine derselben enthielt Rasen, die in den weingeistigen Auszug eingegangen waren, der zweite dagegen die .bei der Alkoholextraktion im R\u00fcckstand verbliebenen Rasen. Dieser R\u00fcckstand stammte von nicht weniger als 11 kg luft-trockner Keimpflanzen her. Nur ungef\u00e4hr die H\u00e4lfte dieses Quantums, also ca. 51/* kg, wurde zur Darstellung des auf organische Basen untersuchten Alkoholextraktes verwendet.","page":515},{"file":"p0516.txt","language":"de","ocr_de":"516\nE. Schulze,\nl. Hasen aus dem Alkoholextrakt.\nDie bei Zerlegung des Phosphorwolframs\u00e4ureniedersehlages erhaltene Basenl\u00f6sung gab mit Silbernitrat und Barytwasser eine der Quantit\u00e4t, nach nicht bedeutende F\u00e4llung. Histidin und Arginin konnten darin nicht mit Sicherheit nachgewiesen werden. Aus der bei Zerlegung der Histidinfraktion erhaltenen Fl\u00fcssigkeit suchten wir durch F\u00e4llung mit Quecksilbersulfat reineres Histidin zu gewinnen; doch lieferte die bei Verarbeitung des betreuenden Niederschlages erhaltene, mit Salzs\u00e4ure schwach anges\u00e4uerte L\u00f6sung beim Eindunsten nur eine geringe Menge eines braun gef\u00e4rbten Sirups, aus welchem Krystalle sich nicht ausschieden. Ganz \u00e4hnlich war es mit dem Arginin. Als wir die bei Verarbeitung der Argininfraktion des Niederschlages erhaltene L\u00f6sung mit Salpeters\u00e4ure neutralisierten und dann eindunsteten, erhielten wir einen der Quantit\u00e4t nach nicht bedeutenden Sirup, der auch bei l\u00e4ngerem Stehen keine Arginin-nitratkrystalle lieferte. Auch Guanidin war nicht darin nachzuweisen.\n\nDie im Filtrat vom Argininsilberniedersehlag noch vorhandenen Basen f\u00e4llten wir durch Phosphorwolframs\u00e4ure wieder aus. Die bei Zerlegung dieses Niederschlags erhaltene Basenl\u00f6sung wurde mit Salzs\u00e4ure neutralisiert und sodann zum Sirup eingedunstet. Im Exsikkator verwandelte sich dieser Sirup in eine Krystallmasse, deren Trockengewicht ungef\u00e4hr HO g betrug Diese Krystallmasse l\u00f6ste sich vollst\u00e4ndig in kaltem absoluten\nAlkohol, woraus zu schlie\u00dfen ist, da\u00df sie Chloride des Lysins,\nOrnithins, Tetramethylendiamins und Pentamethylendiamins nicht\neinschlo\u00df. Die durch Verdunsten der alkoholischen L\u00f6sung nieder gewonnenen Chloride wrurden nun in Wasser gel\u00f6st und einei fraktionierten F\u00e4llung mit Mercurichlorid unterworfen. Die ersten Fraktionen des Niederschlags schienen amorph zu sein : sie verwandelten sich nach kurzer Zeit in eine, an den Wandungen des Glasgef\u00e4\u00dfes anhaftende, fast pflasterartige Masse. Die sp\u00e4teren Fraktionen des Niederschlags waren krystallinisch Die letzteren wurden abfiltriert, getrocknet und hierauf mit Alkohol behandelt, um zu pr\u00fcfen, ob durch dieses L\u00f6sungsmitte l","page":516},{"file":"p0517.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 517\ndas Quecksilberdoppelsalz des Phenyl\u00e4thylamins ausgezogen werden k\u00f6nne. Die dabei erhaltene alkoholische L\u00f6sung w\u2019urde eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand in Wasser aufgenommen, die L\u00f6sung mittels Schwefelwasserstoff vom Quecksilber befreit und sodann wieder eingedunstet. Wir erhielten so ein geringes Quantum eines Sirups, aus welchem kein Phenyl\u00e4thylaminchlorid auskrystallisierte. Da dieser Sirup ferner auf Zusatz von Natronlauge nicht den Geruch des Phenyl\u00e4thylamins entwickelte, so ist anzunehmen, da\u00df diese Gase sich nicht vorfand.\nDer bei der Alkoholextraktion ungel\u00f6st geblichene Teil der kristallinischen Quecksiiberdoppelsalze wurde aus kochendem Wasser unter Zusatz von etwas Mereurichlorid umkrystallisiert und dabei in zwei Fraktionen zerlegt. Die Krystalle zeigten zwar das Aussehen des Cholinquecksilberchlorids : keine der beiden Fraktionen lieferte aber bei der Zersetzung mittels Schwefelwasserstoff ein salzsaures Salz, welches f\u00fcr reines Cholinchlorid erkl\u00e4rt werden konnte. Wir l\u00f6sten daher die salzsauren Salze in kaltem absoluten Alkohol, versetzten die L\u00f6sung mit alkoholischer Platinchloridsolution und kristallisierten das so erhaltene Chloroplatinat wiederholt aus Wasser um. Wir erhielten auf diesem Wege ein Doppelsalz, welches gleich dem Cholinplatinchlorid beim langsamen Auskrystallisieren aus w\u00e4sseriger L\u00f6sung sch\u00f6ne orangerote Tafeln bildete; sein Platingehalt entsprach dem von der Formel des Cholinplatinchlorids geforderten Werte (31,6\u00b0/o Pt), wie aus folgenden Angaben hervorgeht:1)\na)\t0,2260 g Substanz gaben 0,0710 g Pl ^ 31,42\u00b0/\u00ab Pt\nb)\t0,2020 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0633 \u00bb * * = 31,34\u00b0/\u00ab *\nBei der Zerlegung mittels Schwefelwasserstoffs lieferte dieses Chloroplatinat ein im Aussehen und Verhalten dem Cholinchlorid gleichendes Chlorid. Dasselbe krystaltisierte in langen zerflie\u00dflichen Nadeln, die sich in kaltem absoluten Alkohol aufl\u00f6sten; seine w\u00e4sserige L\u00f6sung gab die Reaktionen des Cholins.*) Beim Erhitzen mit sehr konzentrierter Kalilauge entwickelte das\n') !)as Salz wurde vor der Analyse bei 100\u00b0 getrocknet,\n*) Man vergleiche die \u00fcber die Reaktionen des Cholins in dieser Zeitschrift, Rd. XI, 369, von mir gemachten Angaben.","page":517},{"file":"p0518.txt","language":"de","ocr_de":"518\nE. Schulze,\nSalz den Geruch des Trimethylamins. Es kann daher nicht bezweifelt werden, da\u00df die in der beschriebenen Weise aus den Keimpflanzen dargestellte Base Cholin war. Es sei dabei erw\u00e4hnt, da\u00df ich diese Base schon fr\u00fcher in den gleichen Keimpflanzen gefunden habe. M\nDie bei der fraktionierten Ausf\u00fcllung der salzsauren Salze durch Mercurichlorid zuerst erhaltenen Fraktionen schlossen das mit dem Namen Lupanin belegte Alkaloid ein, welches in den Samen von Lupinus albus teils in optisch aktiver, teils in racemischer Form, als d- u. i-Lupanin gefunden worden ist.2) Zur Darstellung dieses Alkaloids zerlegten wir jene Fraktionen, die ohne Zweifel auch etwas Cholin, vielleicht auch noch irgend eine andere Substanz einschlossen, durch Schwefelwasserstoff; die vom Schwefelquecksilber abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit wurde stark eingeengt, mit Natronlauge alkalisch gemacht und sodann im Scheidetrichter mit Chloroform gesch\u00fcttelt. Die in die Chloroformschicht \u00fcbergegangene Base f\u00fchrten wir nach dem Abdestillieren des L\u00f6sungsmittels in das salzsaure Salz \u00fcber. Letzteres war leicht zum Krystallisieren zu bringen; es bildete gl\u00e4nzende Prismen, die sich sowohl in Wasser, wie in Alkohol leicht l\u00f6sten. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung erwies sich im Polarisationsapparat als rechtsdrehend. Das durch wiederholtes Umkrystallisieren gereinigte Salz schmolz bei 12\u00f6\u00b0 (unkorr.), w\u00e4hrend f\u00fcr das Chlorid des d-Lupanins als Schmelzpunkt 127\u00b0 angegeben wird. Der Formel des eben genannten Salzes Ci:>H.,4N20, HCl + 2H20 entspricht ein Chlorgehalt von 11,05\u00b0/* * und ein Krystallwassergehalt von ll,25\u00b0/o. Diesen Zahlen liegen die bei der Analyse unseres Salzes erhaltenen Resultate sehr nahe, wie aus folgenden Angaben zu ersehen ist.\n0,2580 g Substanz verloren bei 100\u2014105\u00b0 C. 0,0290 g = 11,24 \u00b0/o an Gewicht und gaben 0,1165 g AgCl = ll,12\u00b0/o CI.\nDas Salz brachte auf der Zunge einen anfangs salzigen, dann intensiv bittern Geschmack hervor. Seine w\u00e4sserige L\u00f6sung gab folgende Reaktionen:\n') bandw. Versuchsstationen, Bd. XLVI, S. 61.\n*) Roscoe-Schorlemmer, Organische Chemie, Bd. VIII. S. 498.","page":518},{"file":"p0519.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 519\nMit Phosphorwolframs\u00e4ure weifte F\u00e4llung \u00bb Phosphormolybd\u00e4ns\u00e4ure gelbliche \u00bb Kaliumquecksilberjodid wei\u00dfliche \u00bb\n\u00bb Kaliumwismutjodid rote \u00bb Jodjodkalium\tbraune\n\u00bb Mercurichlorid\tstarke weifte, anscheinend amorphe F\u00e4llung\n\u00bb Goldchlorid\t\u00bb hellgelbe,\nZum Vergleich stellten wir aus ungekeimten Samen von Lupinus albus ein Lupaninpr\u00e4parat dar, in dem wir 1860 g der lein zerriebenen, getrockneten Samen wiederholt mit salzs\u00e4urehaltigem Alkohol behandelten, den vom Ungel\u00f6sten abfiltrierten Auszug der Destillation unterwarfen, den Verdampfungsr\u00fcckstand in Wasser aufnahmen, die w\u00e4sserige L\u00f6sung durch Filtration von Fett usw. trennten, dieselbe sodann stark einengten, mit Natronlauge \u00fcbers\u00e4ttigten und behufs Extraktion des Alkaloids im Scheidetrichter mit Chloroform sch\u00fcttelten. Die nach dem Abdestillieren des Chloroforms zur\u00fcckgebliebene Base wurde in das salzsaure Salz \u00fcbergef\u00fchrt. Wir reinigten das anfangs stark braun gef\u00e4rbte Produkt durch wiederholtes Umkrystallisieren. Das in dieser Weise erhaltene salzsaure Lupanin stimmte im Aussehen mit dem aus den Keimpflanzen erhaltenen Salze vollst\u00e4ndig \u00fcberein und gab die gleichen Reaktionen, wie das letztere.\nDie im vorigen mitgeteilten Versuchsergebnisse beweisen, da\u00df in den etiolierten Keimpflanzen von Lupinus albus Lupanin sich vorfand und zwar in ansehnlicher Quantit\u00e4t. Offenbar geh\u00f6rt dieses Alkaloid nicht zu den Stickstoffverbindungen, die w\u00e4hrend der Entwicklung der Keimpflanzen aufgezehrt werden. Die M\u00f6glichkeit ist aber nicht ausgeschlossen, da\u00df die genannte Base in den Pfl\u00e4nzchen partiell umgewandelt wird. Diese Frage w\u00fcrde sich nur entscheiden lassen, wenn es m\u00f6glich gewesen w\u00e4re, sowohl in den ungekeimten Samen wie in den Keimpflanzen den Gehalt an Lupanin quantitativ zu bestimmen.\nDie im vorigen gemachten Angaben beziehen sich auf die durch Quecksilberchlorid f\u00e4llbaren Basen. Die nach m\u00f6glichst vollst\u00e4ndiger Gewinnung der Quecksilberdoppelsalze \u00fcbrig gebliebene Mutterlauge untersuchten wir auf Guanidin. Sie wurde vom Quecksilber befreit und sodann mit Phosphorwolframs\u00e4ure versetzt. Dieses Reagens brachte nur einen geringen Nieder-\nHoppe-Seylcr\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVII.\tSi","page":519},{"file":"p0520.txt","language":"de","ocr_de":"520\nE. Schulze,\nschlag hervor, ein Beweis daf\u00fcr, da\u00df die Fl\u00fcssigkeit nur noch eine kleine Menge von organischen Basen enthielt. Die hei Zerlegung des Niederschlags mittels Baryumhydroxyds erhaltene Basenl\u00f6sung wurde, nachdem sie zur Entfernung des Baryts mit Kohlens\u00e4ure behandelt worden war, mit Salpeters\u00e4ure neutralisiert und sodann stark eingeengt. Sie lieferte ein krystallisiertes Nitrat in sehr kleiner Menge, doch besa\u00df dieses Produkt nicht die Eigenschaften des Guanidinnitrats. Auch in der davon abgegossenen Mutterlauge konnte Guanidin nicht nachgewiesen werden.\n2. Basen aus* den in Alkohol unl\u00f6slichen Teilen der\nKeimpflanzen.\nWie fr\u00fcher erw\u00e4hnt worden ist, haben wir im ganzen 11 kg tufttrockene Keimpflanzen von Lupinus albus mit Alkohol extrahiert. Der dabei verbliebene, in Alkohol unl\u00f6sliche R\u00fcckstand wurde nicht auf einmal, sondern in mehreren Portionen verarbeitet. Doch wurden die \u00abLysinfraktionen\u00bb der Phosphorwolframs\u00e4ureniederschl\u00e4ge f\u00fcr die genauere Untersuchung aus allen Portionen zusammengenommen.\nDie bei Zerlegung der Phosphorwolframs\u00e4ureniederschl\u00e4ge erhaltenen, mit Salpeters\u00e4ure neutralisierten Basenl\u00f6sungen gaben mit Silbernitrat F\u00e4llungen, die der Quantit\u00e4t nach nicht bedeutend waren und nicht n\u00e4her untersucht wurden. Aus den Filtraten von diesen Niederschl\u00e4gen f\u00e4llten wir nach bekannter Vorschrift zuerst das Histidin, dann das Arginin aus. Aus der Histidinfraktion suchten wir nach dem Verfahren von Kos sei und Patten (loc. eit.) reines Histidin zu gewinnen. Dies gelang auch, wenigstens in einem Falle, recht gut.1) Als wir die bei Zerlegung des Quecksilbersulfatniederschlages erhaltene Histidin-l\u00f6sung mit Salzs\u00e4ure schwach sauer machten und hierauf stark einengten, schieden sich aus derselben zuerst tafelartige Krystalle aus, welche im Aussehen dem Monochlorid des Histidins glichen und einen, der Formel dieses Salzes entsprechenden Chlorgehalt besa\u00dfen, wie aus folgenden Angaben hervorgeht:\nh *n einom anderen Falle erhielten wir auf dem gleichen Wege kein reines Ilistidinchlorid ; es war diesem Salze eine andere, ziemlich schwer in Wasser l\u00f6sliche Substanz beigemengt.","page":520},{"file":"p0521.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpllanzen. 521\n0,1690 g Substanz gaben 0,1159 g AgCl -\u25a0= 16.93% CI.\nDie Theorie verlangt 16,95 V CI.\nDie von den tafelartigen Krystallen abgegossene Mutterlauge lieferte nach dem Einengen eine krystallinische Ausscheidung, die wahrscheinlich aus einem Gemenge des Monochlorids mit dem Dichlorid des Histidins bestand. Das daraus nach bekanntem Verfahren dargestellte Histidinsilber gab bei der Analyse folgende Resultate:\nPr\u00e4parat a) 0,2270 g Substanz gaben 0,1271 g Ag - 56,12V Ag b) 0,2410 \u00bb\t\u00bb\t*\t0,1345 \u00bb \u00bb\t= 55,81 V \u00bb\nDie Theorie verlangt 55,77\u00b0/o Ag.\nEs sei hier erw\u00e4hnt, da\u00df das Vorkommen von Histidin in den etiolierten Keimpflanzen von Lupinus albus fr\u00fcher schon von uns bewiesen worden ist. Die Ausbeute an dieser Rase war, ebenso wie fr\u00fcher, auch in diesem Falle nur eine geringe; aus 5 kg lufttrockener Keimpflanzen erhielten wir nur ungef\u00e4hr\n0.\t75 g salzsaures Histidin.\nDie Darstellung von Arginin aus der * Argininfraktion* des Silberniederschlages machte in keinem Falle Schwierigkeiten. Wir f\u00fchrten diese Rase zun\u00e4chst in das Nitrat \u00fcber, welches stets leicht zum Krystallisiercn zu bringen war. Es wurde sp\u00e4ter in Argininkupfernitrat umgewandelt; diese Verbindung krystallisierte stets in der charakteristischen Form Einen Reweis daf\u00fcr, da\u00df dieses Salz in reinem Zustande gewonnen werden konnte, geben, au\u00dfer seinem Schmelzpunkt (113\u00b0), die folgenden Restimmungen des Kupfergehaltes:\n1.\t0,2755 g Substanz (bei 100\u00b0 getrocknet) gaben 0,0-103 g CuO \u2014 11,69 V Cu\n2.0,3205 *\t*\t(\u00bb100\u00b0\t\u00bb\t)\t\u00bb\t0,0475* \u00bb\t^ll,84\u00b0/o \u00bb\nNach der Theorie enthielt die wasserfreie Verbindung 11,89V Cu.\nDie Ausbeute an Arginin war bei den verschiedenen von uns untersuchten Kulturen 18\u201419 t\u00e4giger etiolierter Pfl\u00e4nzchen stets ungef\u00e4hr die gleiche; sie betrug 0,07 \u00b0/o vom G\u00e8wicht der Pflanzentrockensubstanz.1 )\nDie im Filtrat vom Argininsilberniederschlag noch enthaltenen Rasen wurden wieder durch Phosphorwolframs\u00e4ure ausgef\u00e4llt. Die bei Zerlegung dieses Niederschlages erhaltene Basen-\n\u2018) Zwei Bestimmungen ergaben die gleiche Zahl.\n34*","page":521},{"file":"p0522.txt","language":"de","ocr_de":"522\nE. Schulze,\nl\u00f6sung wurde mit Salzs\u00e4ure neutralisiert und sodann eingedunstet. Den Verdampfungsr\u00fcekstand behandelten wir, nachdem er durch wochenlanges Stehen im Exsikkator so vollst\u00e4ndig wie m\u00f6glich ausgetrocknet war, mit kaltem absoluten Alkohol, worin er sich zum gr\u00f6\u00dften Teile l\u00f6ste. Zur\u00fcck blieb eine in dem genannten L\u00f6sungsmittel unl\u00f6sliche, fast ungef\u00e4rbte kry-stallinische Masse, deren Quantit\u00e4t jedoch nicht bedeutend war; sie betrug nur etwa 0,1 \u00b0/o vom Gewicht der als Ausgangsmaterial verwendeten lufttrockenen Keimpflanzen. Als wir diese Substanz, die ich mit B bezeichnen will, mit Methylalkohol unter Zusatz von einigen Tropfen konzentrierter Salzs\u00e4ure behandelten, l\u00f6ste sie sich darin nur zum kleineren Teile auf. Der R\u00fcckstand bestand in der Hauptsache aus anorganischer Substanz, insbesondere Chlorkalium, schlo\u00df aber auch eine durch Quecksilberchlorid und Natronlauge f\u00e4llbare Base ein, deren Quantit\u00e4t jedoch zur n\u00e4heren Untersuchung nicht ausreichte. Da zu vermuten war, da\u00df in die methylalkoholische L\u00f6sung auch ein wenig Chlorkalium eingegangen war, so wurde diese L\u00f6sung eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand in Wasser aufgenommen, die Fl\u00fcssigkeit sodann zur Ausf\u00fcllung der Basen mit Mercurichlorid und Barytwasser versetzt (das Filtrat von diesem Niederschlage gab, nach Entfernung des Quecksilbers, mit Phosphorwolframs\u00e4ure eine so schwache F\u00e4llung, da\u00df die darin noch vorhandenen Basen unber\u00fccksichtigt bleiben konnten). Der Quecksilberniederschlag wurde in Wasser verteilt und durch Schwefelwasserstoff zersetzt. Die vom Schwefelquecksilber ab-filtrierte L\u00f6sung lieferte beim Eindunsten einen Sirup, aus welchem bald Krystalle sich abschieden. Er wurde in wenig Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit einer alkoholischen Platinchloridsolution versetzt. Dabei entstand ein sehr kleiner, langsam sich ausscheidender Niederschlag, der sich in hei\u00dfem Wasser l\u00f6ste: die Losung lieferte beim Verdunsten zwei in ihrem Aussehen verschiedene Arten von Krystallen, beide in so geringer Menge, da\u00df eine n\u00e4here Untersuchung nicht m\u00f6glich war. Die von diesem Niederschlag abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit wurde mit mehr \\\\ eingeist versetzt, um Lysinplatinchlorid zur Ausscheidung zu bringen. Dies gelang jedoch nicht \u2014 wahrscheinlich deshalb,","page":522},{"file":"p0523.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 523\nweil die L\u00f6sung etwas zu viel Wasser enthielt und weil das Lysin noch unrein war. Die L\u00f6sung wurde daher nach dem Abdunsten des Weingeists mittels Schwefelwasserstoff vom Platin befreit und sodann zur Krystallisation eingeengt, das so erhaltene Produkt von der Mutterlauge befreit, hierauf in wenig Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung wieder mit alkoholischer Platinchloridsolution versetzt. Aus dieser L\u00f6sung schieden sich, nachdem noch Weingeist zugef\u00fcgt worden war, binnen 24 Stunden gl\u00e4nzende Prismen aus, die im Aussehen mit Lysinplatinchloridkrystallen vollkommen \u00fcbereinstimmten und wie die letzteren im Kxsikkator bald undurchsichtig wurden. Sie schmolzen im Kapillarr\u00f6hrchen fast gleichzeitig mit einem Lysinplatinchloridpr\u00e4parat unserer Sammlung. Das zuerst bei 100\u00b0, dann noch bei 125\u00b0 getrocknete Doppelsalz gab bei der Analyse folgendes Resultat:\n0,2200 g Substanz gaben 0,0770 g Pt -= 35,00% Pt.\nDie Theorie verlangt f\u00fcr Lysinplatinchlorid einen Platingehalt-von 35,05%.\nAus diesen Versuchsergebnissen ist zu schlie\u00dfen, da\u00df Lysinplatinchlorid vorlag. Zur St\u00fctze dieser Annahme kann auch noch der Umstand dienen, da\u00df aus der w\u00e4sserigen L\u00f6sung des salzsauren Salzes, welches aus der vom Chloroplatinat abgegossenen Mutterlauge sich gewinnen lie\u00df, auf Zusatz von Natriumpikrat ein pikrinsaures Salz sich ausschied, das im Aussehen mit Lysinpikrat \u00fcbereinstimmte.\nDie Ausbeute an Lysin war sehr gering. Das Gewicht des salzsauren Salzes, aus welchem das Lysinplatinchlorid dargestellt wurde, betrug nur ungef\u00e4hr 0,5 g (kaum 0,0050 o vom Gewicht der als Ausgangsmaterial verwendeten lufttrocknen Keimpflanzen). Da die nach dem Auskrvstallisieren dieses Chlorids \u00fcbrig gebliebene Mutterlauge Ornithin enthalten konnte, so wurde sie mit Natronlauge alkalisch gemacht und sodann mit Benzoylchlorid gesch\u00fcttelt, um die genannte Rase in die in kaltem Wasser bekanntlich sehr wenig l\u00f6sliche Ornithur-s\u00e4ure \u00fcberzuf\u00fchren; aus der so behandelten Fl\u00fcssigkeit schied sich aber nach dem Zusatz von Salzs\u00e4ure keine in ihren Eigenschaften der Omi thurs\u00e4ure gleichende Substanz aus:1)\n\u2019) Fr\u00fcher schon versuchten wir vergeblich, aus Keimpflanzen von Lupinus angustifolius Ornithin abzuscheiden.","page":523},{"file":"p0524.txt","language":"de","ocr_de":"\u00b024\tE. Schulze,\nEs war denkbar, da\u00df der oben beschriebene schwache Niederschlag, welcher durch alkoholische Platinchloridsolution in der w\u00e4sserigen L\u00f6sung der Chloride hervorgebracht wurde, ein wenig Ornithinplatinchlorid einschlo\u00df. Doch bestand dieser Niederschlag gr\u00f6\u00dftenteils aus in Wasser ziemlich schwer l\u00f6slichen Platindoppelsalzen, w\u00e4hrend das Ornithinplatinchlorid sich leicht in Wasser l\u00f6st. Gesetzt aber, da\u00df man in diesem Niederschlage auf irgend einem Wege etwas Ornithin h\u00e4tte nach-weisen k\u00f6nnen, so w\u00fcrde dieser Befund doch wegen der geringen Quantit\u00e4t des ganzen Niederschlags ohne Bedeutung gewesen sein. Da\u00df Ornithin zu den normalen Stoffwechsel-produkten der Keimpflanzen geh\u00f6rt, w\u00fcrde man nur behaupten k\u00f6nnen, wenn man diese Base in einer nicht gar zu geringen Quantit\u00e4t in den Keimpflanzen nachgewiesen h\u00e4tte; bei Auffindung einer nur minimalen Ornithinmenge w\u00fcrde gegen jene Behauptung der Einwand erhoben werden k\u00f6nnen, da\u00df diese minimale Menge w\u00e4hrend der Verarbeitung der Keimpflanzenextrakte sich aus Arginin gebildet habe.\nW\u00e4re das Lysin von Tetra- und Pentamethylendiamin begleitet gewesen, so w\u00fcrden Chloroplatinate dieser Basen in dem durch alkoholische Platinchloridsolution in der w\u00e4sserigen L\u00f6sung der Chloride hervorgebrachten Niederschlage enthalten gewesen sein. Dieser Niederschlag reichte, wie schon mehrfach erw\u00e4hnt ist, zur genaueren Untersuchung nicht hin; das Gewicht der daraus dargestellten Chloride betrug nur 0,04 g, eine Quantit\u00e4t, die f\u00fcr ganz unbedeutend erkl\u00e4rt werden mu\u00df, wenn man bedenkt, da\u00df zur Darstellung des betreffenden Basengemenges nicht weniger als 11 kg lufttrockner Keimpflanzen verwendet worden waren. Die Auffindung einer minimalen Menge von Tetra- und Pentamethylendiamin w\u00fcrde aber nicht zu der Schlu\u00dffolgerung berechtigen, da\u00df diese Basen als normale Stoflf-wechselprodukte in den Keimpflanzen auftreten; denn man w\u00fcrde den Einw\u2019and machen k\u00f6nnen, da\u00df dieselben an verletzten Stellen der Wurzeln oder anderer Teile der Pfl\u00e4nzchen durch Einwirkung von Bakterien auf normale Eiwei\u00dfzersetzungsprodukte gebildet worden seien.\nAus den im vorigen gemachten Angaben ist zu ersehen,","page":524},{"file":"p0525.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 525\nda\u00df wir Ornithin, Tetramethylendiamin und Pentamethylendiamin in den etiolierten Keimpflanzen von Lupinus albus nicht nachzuweisen vermochten. Es liegt somit kein Grund f\u00fcr die Annahme vor, da\u00df diese drei Basen als normale StofTwechsel-produkte in jenen Keimpflanzen auftreten.\nIch gehe zur Mitteilung der Resultate \u00fcber, die wir bei Untersuchung des in kaltem absoluten Alkohol l\u00f6slichen Teils der Chloride (Substanz A.) erhielten. Beim Verdunsten der bez\u00fcglichen alkoholischen L\u00f6sung blieb ein Sirup, der bei l\u00e4ngerem Stehen im Exsikkator Krystalle absetzte; nach und nach verwandelte er sich, und zwar dem Anschein nach fast vollst\u00e4ndig, in eine strahlig-krystallinische Masse. Die Krystalle stimmten im Aussehen mit salzsaurem Lupanin \u00fcberein und besa\u00dfen einen intensiv bitteren Geschmack. Als die w\u00e4sserige L\u00f6sung dieses Produktes der fraktionierten F\u00e4llung mit Mercurichlorid unterworfen wurde, traten Erscheinungen auf, wie sie auch bei der fraktionierten F\u00e4llung der aus dem alkoholischen Keimpflanzenextrakt erhaltenen Basen beobachtet wurden; zuerst entstand ein dem Anschein nach ganz amorpher Niederschlag, der sich bald in eine dichte, an den Glas Wandungen fest anhaftende Masse verwandelte, sp\u00e4ter kamen krystallinische Niederschl\u00e4ge. Die letzteren wurden aus Wasser umkrystallisiert. Das dabei erhaltene Produkt, welches im Aussehen dem Cholinquecksilberchlorid glich, lieferte bei der Zerlegung mittels Schwefelwasserstoff ein salzsaures Salz, welches nicht f\u00fcr reines Cholinchlorid erkl\u00e4rt werden konnte. Es wurde daher in absolutem Alkohol gel\u00f6st und in das Chloroplatinat \u00fcbergef\u00fchrt. Letzteres stimmte nach mehrmaligem Umkrystallisieren aus Wasser sowohl im Aussehen wie im Platingehalt mit Cholinplatinchlorid \u00fcberein. Die Platinbestimmung in dem bei 100\u00b0 getrockneten Doppelsalz gab folgende Resultate:\na)\t0,2000 g Substanz gaben 0,0626 g Pt = 81,30 \u00b0/o Pt\nb)\t0,2090 >\t\u00bb\t\u00bb\t0,0657 \u00bb \u00bb = 31,44\u00b0/\u00bb \u00bb\nDie Theorie verlangt f\u00fcr Cholinplatinchlorid einen Platingehalt von 31,6 \u2022/\u00bb.\nDas aus diesem Chloroplatinat dargestellte salzsaure Salz krystailisierte in langen, zerflie\u00dflichen Nadeln ; es gab die Reak-","page":525},{"file":"p0526.txt","language":"de","ocr_de":"526\nE. Schulze,\ntionen des Cholinchlorids.l) Beim Erhitzen mit sehr konzentrierter Natronlauge entwickelte es den Geruch des Trimethylamins. Schlie\u00dflich wurde auch noch das Golddoppelsalz dargestellt ; eine darin ausgef\u00fchrte Goldbestimmung gab folgendes Resultat :\n0,3190 g Substanz gaben 0,1425 g Au = 44,67 \u00b0/o Au.\nDie Theorie verlangt 44,5\u00b0/o Au.\nDiese Versuchsergebnisse lassen keinen Zweifel dar\u00fcber, da\u00df Cholin vorlag. Da\u00df daneben auch Lupanin vorhanden war, kann im Hinblick auf die oben gemachten Angaben kaum bezweifelt werden, obwohl wir diese Base hier nicht isoliert haben (bei dem Versuche, sie aus den ersten Fraktionen des Mercurichloridniederschlages nach demjenigen Verfahren zu isolieren, welches bei Untersuchung der aus dem alkoholischen Keimpflanzenextrakt gewonnenen Basen mit Erfolg angewendet wurde, ging durch einen Zufall die Substanz verloren).\n\\\\ ir untersuchten auch noch die nach Ausscheidung der uecksiIberdoppelsalze der Basen \u00fcbrig gebliebene Fl\u00fcssigkeit, sowie die beim \u00fcmkrystallisieren dieser Salze erhaltene Mutterlauge. Beide Fl\u00fcssigkeiten wurden vereinigt, mit Hilfe von Schwefelwasserstoff vom Quecksilber befreit und sodann mit Phosphorwolframs\u00e4ure versetzt, wobei ein der Quantit\u00e4t nach nicht bedeutender Niederschlag entstand. Die bei Zerlegung dieses Niederschlages erhaltene Basenl\u00f6sung wurde mit Salzs\u00e4ure neutralisiert und eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstaud zur Entfernung etwa noch verhandener Reste von Cholin- und Lupanin-chlorid mit absolutem Alkohol behandelt. Den dabei ungel\u00f6st gebliebenen R\u00fcckstand l\u00f6sten wir in Wasser und versetzten die L\u00f6sung mit Quecksilberchlorid und Natronlauge. Der so erhaltene Niederschlag wurde nach dem Abfiltrieren und Auswaschen durch Schwefelwasserstoff zersetzt, die vom Schwefelquecksilber abfiltrierte L\u00f6sung eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand mit Methylalkohol behandelt. Der beim Verdunsten der methylalkoholischen L\u00f6sung verbliebene R\u00fcckstand wog nur 0,2 g. Er wurde in wenig Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit einer alkoholischen Platinchloridsolution versetzt. Dabei entstand nur eine schwache wei\u00df-\n') Diese Zeitschrift, \u00dfd. XI. S. 369.","page":526},{"file":"p0527.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 527\nliehe, unkrystallinische Ausscheidung. Tetra- und Pentamethylendiamin k\u00f6nnen in dieser Substanz nicht enthalten gewesen sein j m\u00f6glich aber ist, da\u00df sie eine kleine Quantit\u00e4t von Lysin eingeschlossen hat. Darauf deutete der Umstand hin, da\u00df aus der mit Platinchlorid versetzten L\u00f6sung, nachdem noch etwas Alkohol zugel\u00fcgt worden war, eine im Aussehen dem Lysinplatinchlorid gleichende Verbindung in sehr kleiner Menge auskrystallisierte.\nWie aus den im vorigen gemachten Angaben zu ersehen ist, haben wir aus den etiolierten Keimp\u00dfanzen von Lupinus albus Arginin, Histidin, Lysin, Cholin und Lupanin isolieren k\u00f6nnen. Die beiden zuletzt genannten Basen fanden sich sowohl in den bei Behandlung der zerriebenen Pfl\u00e4nzchen mit hei\u00dfem Alkohol erhaltenen Extrakten als auch in dem ungel\u00f6st gebliebenen R\u00fcckst\u00e4nde der Pfl\u00e4nzchen vor, w\u00e4hrend Arginin, Histidin und Lysin sich nur aus diesem R\u00fcckst\u00e4nde gew\u00e4nnen lie\u00dfen. Der Quantit\u00e4t nach pr\u00e4valierten Cholin und Lupanin. Lysin konnte nur in sehr kleiner Menge isoliert werden; gr\u00f6\u00dfer war die Ausbeute an Arginin und Histidin. Doch war der Prozentgehalt der Pfl\u00e4nzchen auch an diesen beiden Basen nur ein sehr niedriger. Dies steht im Einklang mit fr\u00fcher gemachten Beobachtungen, sowie mit der Annahme, da\u00df die beim Abbau der Eiwei\u00dfstoffe in den genannten Keimpflanzen entstehenden Hexon-basen sich nicht anh\u00e4ufen, weil sie im Stoffwechsel der Pfl\u00e4nzchen dem Verbrauche unterliegen.\nAu\u00dfer den von uns isolierten Basen fanden wrir noch einige andere Stoffe \u00e4hnlicher Art in den Pfl\u00e4nzchen vor, aber nur in so kleiner Menge, da\u00df es nicht m\u00f6glich w\u2019ar, sie genauer zu untersuchen.\nb) 9\u201410 t\u00e4gige Pfl\u00e4nzchen.\nWie aus den im vorigen gemachten Angaben zu ersehen ist, konnte in den 18\u201419t\u00e4gigen etiolierten Pfl\u00e4nzchen Guanidin nicht nachgewiesen werden. Da es f\u00fcr m\u00f6glich zu erkl\u00e4ren war, da\u00df diese Base in Keimpflanzen von geringerem Alter sich vorfand, sp\u00e4ter aber umgewandelt wurde, so haben wir noch 9\u201410 t\u00e4gige etiolierte Pfl\u00e4nzchen untersucht. Dieselben wurden in frischem Zustande zerkleinert, hierauf mit Wasser von ca. 90\u00b0","page":527},{"file":"p0528.txt","language":"de","ocr_de":"528\nE. Schulze,\n\u00fcbergossen. Nach Verlauf von einigen Stunden wurde die Fl\u00fcssigkeit mittels eines Seihtuches vom Ungel\u00f6sten getrennt, sodann von den durch Bleiessig f\u00e4llbaren Stoffen befreit, hierauf im Wasserbade stark eingeengt, mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert und mit Phosphorwolframs\u00e4ure versetzt. Den Niederschlag behandelten wir so, wie es oben angegeben worden ist. Die dabei erhaltene \u00abArgininfraktion > untersuchten wir auf eine Beimengung von Guanidin. Die bei Verarbeitung dieser Fraktion erhaltene Argininl\u00f6sung wurde mit Salpeters\u00e4ure neutralisiert und sodann bis zur Sirupkonsistenz eingeengt. Der Sirup verwandelte sich bald in eine Krystallmasse, die das Aussehen des Argininnitrats zeigte. Sie wurde in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit Kupferkarbonat im \u00dcberschu\u00df versetzt. Die filtrierte Fl\u00fcssigkeit lieferte nach dem Eineiigen bald Krystalle von Kupferargininnitrat. Die nach dem Auskrystallisieren dieser Verbindung \u00fcbrig gebliebene Mutterlauge wurde mittels Schwefelwasserstoff vom Kupfer befreit und sodann mit einer kalt ges\u00e4ttigten L\u00f6sung von Natriumpikrat versetzt. Dabei entstand keine F\u00e4llung, woraus auf die Abwesenheit von Guanidin zu schlie\u00dfen ist.\nSchon vor l\u00e4ngerer Zeit suchten wir auch aus einem alkoholischen Extrakt, aus getrockneten Keimpflanzen von Lupinus albus Guanidin nach demjenigen Verfahren darzustellen, welches f\u00fcr die Gewinnung dieser Base aus den Keimpflanzen von Vicia sativa sich als das Geeignetste erwiesen hatte;1) das Resultat war aber negativ. Wir vermochten also Guanidin in keiner der von uns untersuchten Kulturen von Lupinus albus nachzuweisen.\nBei Untersuchung der 9\u201410 t\u00e4gigen Pfl\u00e4nzchen auf Guanidin bestimmten wir auch zugleich die Ausbeute an Arginin. Sie betrug ungef\u00e4hr 0,3 \u00b0/o der Pflanzentrockensubstanz und war somit etwas gr\u00f6\u00dfer, als die fr\u00fcher aus 4\u20146 t\u00e4gigen Pfl\u00e4nzchen der gleichen Lupinusart erhaltene Ausbeute. Da sie aber nicht genau angegeben werden konnte, weil der Trockengehalt der f\u00fcr den Versuch verwendeten frischen Pfl\u00e4nzchen nicht genau bestimmt worden war, so wurde ein zweiter Versuch mit Pfl\u00e4nzchen gleichen Alters angestellt. Dabei erhielten wir folgendes Resultat :\n') Diese Zeitschrift, FM. XVII. S. 215.","page":528},{"file":"p0529.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 529\n234,9 g Pflanzentrockensubstanz lieferten 1,22 g Argininkupfernitrat \u2014 0,731 g oder 0,31 V Arginin.\nEin dritter Versuch gab folgendes Resultat:\n130 g Pflanzentrockensubstanz gaben 0,54 g Argininkupfernitrat\n= 0,25 \u00b0/o Arginin.\nDieser Befund macht es sehr wahrscheinlich, da\u00df eine fr\u00fcher f\u00fcr den Arginingehalt 6 t\u00e4giger Pfl\u00e4nzchen von uns angegebene Zahl (0,13\u00b0/o) ') zu niedrig ist. Wenn man diese Zahl aus der damals von uns aufgef\u00fchrten kleinen Tabelle wegl\u00e4\u00dft, dagegen die jetzt von uns gefundene in die Tabelle aufnimmt, so lautet letztere folgenderma\u00dfen:\nAusbeute an Arginin\nUngekeimte Samen\t0,019 \u00b0/o\t\n2 t\u00e4gige Keimpflanzen\t\u00f6,10\u00b0/o\t\n,\tf 0,22 V ) . / 0,28 \u00b0/o J\t\tMittel 0,25 \u00b0/o\n9\u201410 \u00bb\t\u00bb\t|\tf 0,31\u00ab/\u00ab \\ l 0,25 > f \u2019\t* 0,28\u00b0/\u00ab\n18-19 \u00bb\t,\t|\tI 0,12 V 1 l 0,14 V / *\t\u00bb\t0,13 V\nDiese Zahlen zeigen, da\u00df in der ersten Periode der Keimung das Arginin an Menge zunimmt, sp\u00e4ter aber wieder abnimmt. Ich will hier auch noch darauf aufmerksam machen, da\u00df die Ausbeute an Arginin aus 18\u201419 t\u00e4gigen Keimpflanzen nach den weiter oben gemachten Angaben in zwei F\u00e4llen nur 0,07 \u00b0/o der Pflanzentrockensubstanz betrug, also noch etwas niedriger war, als die in der Tabelle angegebene Mittelzahl.\nB. Etiolierte Keimpflanzen von Soja hispida.\nVon diesem Material hatten wir nur eine relativ geringe Quantit\u00e4t zur Verf\u00fcgung, n\u00e4mlich 450 g 3 w\u00f6chentliche und 250 g 2ll%w\u00f6chentliche Keimpflanzen (gewogen nachdem Trocknen). Die Pfl\u00e4nzchen waren im Wintersemester 1903\u201404 in einem verdunkelten Zimmer in Sand gezogen und nach der Ernte bei ca. 60\u00b0 G. getrocknet worden. Wir hatten die Absicht, im folgenden Jahre ein gr\u00f6\u00dferes Quantum solcher Pfl\u00e4nzchen zu ziehen, doch gelang es uns damals nicht, Sojasamen von gen\u00fcgend guter\n\u2022) Diese Zeitschrift, Bd. XXXVIII, S. 253.","page":529},{"file":"p0530.txt","language":"de","ocr_de":"530\nE. Schulze,\nQualit\u00e4t zu erhalten. Erw\u00e4hnt sei hier noch, da\u00df Keimpflanzen von Soja hispida schon vor l\u00e4ngerer Zeit von uns untersucht1 ( worden sind, und da\u00df wir darin Cholin mit v\u00f6lliger Sicherheit nachweisen konnten, w\u00e4hrend die Isolierung von Arginin damals nicht gelang.\nEhe ich die bei Untersuchung dieser Keimpflanzen erhaltenen Resultate mitteile, will ich einige Angaben \u00fcber die in den ungekeimten Sojasamen enthaltenen Basen machen. Um \u00fcber diese Basen Aufschlu\u00df zu erhalten, extrahierten wir ca. 3 kg ungekeimter Samen, nachdem dieselben zerkleinert und zur Entfernung des Fetts mit \u00c4ther behandelt worden waren, mit kaltem Wasser. Aus dem durch Versetzen mit Bleiessig gereinigten Extrakt lallten wir die Basen durch Phosphorwolframs\u00e4ure; der so erhaltene Niederschlag wurde in der weiter oben schon beschriebenen Art und Weise behandelt. Es gelang uns, eine kleine Quantit\u00e4t von Arginin zu isolieren. Wir f\u00fchrten letzteres in Argininkupfernitrat \u00fcber. Diese Verbindung krystallisierte in der charakteristischen Form. Die Krystalle schmolzen bei 113\u00b0 und gaben bei der Analyse folgendes Resultat:\n0.21(K) g bei 100\u00b0 entw\u00e4sserte Substanz gaben 0,0310 g CuO\n=. ll,80\u00b0/o Cu.\nDas bei Zerlegung der Kupferverbindung erhaltene Nitrat gab die Argininreaktionen. Die Ausbeute war nicht gro\u00df: aus 1350 g lufttrockenem Samen erhielten wir 0,630 g Argininnitrat. Daraus berechnet sich f\u00fcr die Samen ein Arginingehalt von 0,033 \u00ab/o.\nFerner lie\u00df sich aus den Samen Cholin darstellen, und zwar in folgender Weise: die im Filtrat vom Argininsilber-niederschlage noch enhaltenen Basen wurden, nachdem sie mit Phosphorwolframs\u00e4ure wieder ausgef\u00e4llt waren, in die salzsauren Salze verwandelt. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung dieser Salze wurde eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand im Exsikkator vollst\u00e4ndig ausgetrocknet, dann mit kaltem absoluten Alkohol wiederholt behandelt ; dieser Behandlung lie\u00dfen wir schlie\u00dflich noch eine Extraktion mit kochendem absoluten Alkohol folgen. Die vereinigten alkoholischen Extrakte wurden eingedunstet, der Ver-\n*) Man vergleiche diese Zeitschrift, Bd. XII, S. 405.","page":530},{"file":"p0531.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 531\ndampfungsr\u00fcckstand in W asser aufgenommen, die konzentrierte w\u00e4sserige L\u00f6sung mit Mercurichlorid versetzt, so lange als dieses Reagens noch eine F\u00e4llung hervorbrachte. Nach l\u00e4ngerem Stehen wurde die Mutterlauge von der krystallinischen Ausscheidung getrennt und im Wasserbade stark eingeengt, nachdem zuvor noch etwas Mercurichlorid zugef\u00fcgt war; die nach dem Erkalten ausgeschiedenen Krvstalle vereinigten wir mit der zuerst erhaltenen krystallinischen Ausscheidung. Die in dieser Weise gewonnenen Quecksilberdoppelsalze wurden nun mittels Schwefelwasserstoffzersetzt. Das Filtrat vom Schwefelquecksilber wurde cingedunstet, der krystallinische Verdampfungsr\u00fcckstand im Exsikkator vollst\u00e4ndig ausgetrocknet, dann mit kaltem absoluten Alkohol behandelt. Er l\u00f6ste sich darin zum gr\u00f6\u00dften Teile auf; zur\u00fcck blieb eine sehr kleine Menge eines in kaltem absoluten Alkohol unl\u00f6slichen Salzes. Die alkoholische L\u00f6sung wurde mit alkoholischer Platinchloridsolution in schwachem \u00dcberschu\u00df versetzt, der dabei erhaltene Niederschlag abfiltriert, mit absolutem Alkohol gewaschen, dann zwischen Flie\u00dfpapier abgepre\u00dft und nun in Wasser gel\u00f6st. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung lieferte beim langsamen Eindunsten \u00fcber Schwefels\u00e4ure sch\u00f6ne orangerote Tafeln, die im Aussehen mit Cholinplatinchlorid vollst\u00e4ndig \u00fcber-oinstimmten. Der Platingehalt dieses Doppelsalzes entsprach dem von der Formel des Cholinplatinchlorids geforderten Werte (31,6\u00b0/o Pt), wie aus folgenden Angaben zu ersehen ist:\n0,2430 g des bei 100\u00b0 getrockneten Salzes gaben 0,0765 g Pt\n= 31,48 \u00b0/o Pt.\nBei der Zerlegung mittels Schwefelwasserstoff gab dieses Chloroplatinat ein in langen d\u00fcnnen Prismen krystallisierendes, zerflie\u00dfliches, in absolutem Alkohol l\u00f6sliches Chlorid, welches die Reaktionen des Cholinchlorids1) gab; beim Erhitzen mit sehr konzentrierter Alkalilauge entwickelte es den Geruch des Trimethylamins. Diese Versuchsergebnisse berechtigten zu der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df die in der beschriebenen Weise erhaltene Base Cholin war.\n\u2018j Man vergleiche in betreff dieser Reaktionen die Angaben in dieser Zeitschrift, Bd. XI, S. 369.\nI","page":531},{"file":"p0532.txt","language":"de","ocr_de":"532\nE. Schulze,\nEs war von Interesse, die bei Verarbeitung der Samen erhaltene Ausbeute von Cholin zu bestimmen. Da man annehmen durfte, da\u00df der in kaltem absoluten Alkohol l\u00f6sliche Teil der bei Zerlegung der Quecksilberdoppelsalze erhaltenen Chlorhydrate nur aus salzsaurem Cholin bestand, so haben wir die bez\u00fcgliche alkoholische L\u00f6sung eingedunstet und den kristallinischen Verdampfungsr\u00fcckstand, nachdem er im Exsikkator bis zur Gewichtskonstanz getrocknet worden war, gewogen und als Cholinchlorid in Rechnung gestellt.1) Dabei ergaben sich folgende Zahlen :\n1.\tl\u00f4lO g lufttrockene Samen lieferten 1,077 g Cholinchlorid\n2.\t1350 \u00bb\t\u00bb\t*\t*\t0,968 \u00bb\nAus einem Kilo lufttrockener Samen wurden also im Mittel 0,708 Cholinchlorid \u2014 0,6102 g oder 0,061 \u00b0/o Cholin erhalten.\nWie oben erw\u00e4hnt wurde, blieb beim Aufl\u00f6sen der aus den Quecksilberdoppelsalzen erhaltenen Chloride ein sehr kleiner R\u00fcckstand. Derselbe bestand h\u00f6chstwahrscheinlich aus dem Chlorid des Betains, einer in den Samen schon \u00f6fter gefundenen Base. Das aus diesem salzsauren Salz dargestellte Chloraurat krvstallisierte wie Betaingoldchlorid in gl\u00e4nzenden Bl\u00e4ttchen. Das bei Zerlegung dieses Chloraurats mittels Schwefelwasserstoff erhaltene Chlorid gab die Reaktion des Betains. Die Quantit\u00e4t dieses Produktes betrug nur 1\u20142 cg und gen\u00fcgte daher nicht zur Ausf\u00fchrung analytischer Bestimmungen.\nIch gehe zur Mitteilung der Resultate \u00fcber, die bei Untersuchung der 2lh- und 3 w\u00f6chentlichen Keimpflanzen erhalten wurden. Aus dem bei Behandlung der zerriebenen Pfl\u00e4nzchen mit Wasser erhaltenen, durch Versetzen mit Bleiessig gereinigten Extrakt f\u00e4llten wir die Basen durch Phosphorwrolframs\u00e4ure. Die bei Zerlegung des Niederschlages gewonnene, mit Salpeters\u00e4ure neutralisierte Basenl\u00f6sung gab mit Silbernitrat einen ziemlich starken Niederschlag, welcher h\u00f6chstwahrscheinlich Alloxur-basen enthielt (die bei Zerlegung dieses Niederschlages erhaltene Fl\u00fcssigkeit gab mit ammoniakalischem Silbernitrat eine\n*) Diese Versuche wurden ausgef\u00fchrt, ehe Stanek (Diese Zeitschrift. Bd. XLVI) sein Verfahren zur quantitativen Bestimmung des Cholin* beschrieben hatte.","page":532},{"file":"p0533.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 533\nstarke, in Ammoniak unl\u00f6sliche F\u00e4llung). Eine genauere Untersuchung dieses Produktes wurde nicht ausgef\u00fchrt. Aus der von diesem Niederschlage abfiltrierten Fl\u00fcssigkeit wurden durch Zusatz einer gr\u00f6\u00dferen Silbernitratmenge und Barytwasser Histidin und Arginin gef\u00e4llt. Das Histidin suchten wir durch F\u00e4llung mit Quecksilbersulfat nach der Vorschrift von Kossel und Patten (loc. cit.) zu reinigen. Die bei Verarbeitung des Niederschlages erhaltene Histidinl\u00f6sung lieferte, nachdem sie mit Salzs\u00e4ure neutralisiert und stark eingeengt worden war, tafelartige Krv-stalle, die offenbar aus dem Monochlorid des Histidins bestanden. Eine Ghlorbestimmung lieferte folgendes Resultat: 0,2290 g des \u00fcber Schwefels\u00e4ure getrockneten Salzes gaben 0,1514 g AgCl\n= l\u00f6,35\u00b0/o CI.\nDie Theorie verlangt f\u00fcr Histidinchlorid l\u00df,95\u00b0/o CI.\nDas aus diesem Chlorid nach bekanntem Verfahren dargestellte Histidinsilber gab bei der Analyse folgendes Resultat:\n0,3520 g der hei 100\u00b0 getrockneten Substanz gaben 0,19159 g Ag\n= 55,94 \u00b0/o Ag.\nDie Theorie verlangt f\u00fcr Histidinsilber einen Gehalt von 55,77 \u00b0/o Ag.\nDas bei Verarbeitung der Argininfraktion des Silberniederschlags erhaltene Arginin wurde in das Nitrat \u00fcbergef\u00fchrt; letzteres war leicht zum Krystallisieren zu bringen. Die Kry-stalle wurden durch Aufstreichen auf eine Tonplatte von der in sehr geringer Menge vorhandenen Mutterlauge befreit und sodann zur Darstellung von Argininkupfernitrat verwendet. Diese Verbindung krystallisierte in der charakteristischen Form; die Krystalle schmolzen bei 112-113 \u00b0. Bei Bestimmung des Kupfergehaltes in dem durch Trocknen bei 100\u00b0 entw\u00e4sserten Produkt wurden folgende Zahlen erhalten:\n0,2840 g Substanz gaben 0,0420 g CuO = ll,80\u00b0/o Cu.\nNach der Theorie enth\u00e4lt die Verbindung ll,89\u00b0/o Cu.\nDie von den Krystallen getrennte Mutterlauge wurde in der fr\u00fcher angegebenen Weise auf Guanidin untersucht, jedoch mit ganz negativem Resultat.\nDie im Filtrat vom Argininsilber noch vorhandenen Basen wurden, nach der Wiederausf\u00e4llung durch Phosphorwolfram-saure, in salzsaure Salze \u00fcbergef\u00fchrt. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung dieser Salze wurde eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand","page":533},{"file":"p0534.txt","language":"de","ocr_de":"534\nE. Schulze,\nnach v\u00f6lligem Austrocknen im Exsikkator mit absolutem Alkohol behandelt (aus der dabei erhaltenen L\u00f6sung lie\u00df sich, wie weiter unten mitgeteilt werden wird, Cholin darstellen). Den bei der Alkoholextraktion ungel\u00f6st verbliebenen R\u00fcckstand behandelten wir mit Methylalkohol. Dabei ging nur eine sehr geringe, zu einer n\u00e4heren Untersuchung nicht ausreichende Substanzmenge in L\u00f6sung. Der in \u00c4thyl- und Methylalkohol unl\u00f6sliche Teil der salzsauren Salze bestand vorzugsweise aus anorganischer Substanz (Chlorkalium); doch schien noch eine organische Base in sehr kleiner Quantit\u00e4t beigemengt zu sein.\nDie bei Behandlung der salzsauren Salze mit absolutem Alkohol erhaltene L\u00f6sung wurde eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand in Wasser aufgenommen, die w\u00e4sserige L\u00f6sung mit Mercurichlorid im \u00dcberschu\u00df versetzt. Dabei entstand eine starke kristallinische Ausscheidung. Die von letzterer abgegossene Mutterlauge wurde stark eingeengt; die nach dem Erkalten sich ausscheidenden Krystalle vereinigten wir mit den zuerst erhaltenen Quecksilberdoppelsalzen und zersetzten dieselben sodann durch Schwefelwasserstoff. Die vom Schwefelquecksilber abfiltrierte L\u00f6sung der Chloride wurde eingedunstet, der krystal-linische Verdampfungsr\u00fcckstand vollst\u00e4ndig ausgetrocknet und sodann mit kaltem absoluten Alkohol behandelt. Er l\u00f6ste sich darin unter Hinterlassung eines sehr kleinen, wahrscheinlich aus salzsaurem Betain bestehenden R\u00fcckstandes. Die L\u00f6sung versetzten wir mit einer alkoholischen Platinchloridsolution. Der dabei erhaltene Niederschlag wurde abfiltriert, mit absolutem Alkohol ausgewaschen und sodann in W7asser gel\u00f6st. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung lieferte beim Verdunsten sch\u00f6ne orangerote Tafeln, die das Aussehen des Cholinplatinchlorids besa\u00dfen. Eine Platinbestimmung gab folgendes Resultat:\n0,2130 g des bei 100\u00b0 getrockneten Chloroplatinats gaben 0,0678 g Pt\n= 31,81\u00b0/\u00a9 Pt.\nDie Theorie verlangt f\u00fcr Cholinplatinchlorid einen Gehalt von 31,6\u00b0/o Pt.\nBei der Zerlegung mittels Schwefelwasserstoff lieferte dieses Chloroplatinat ein in langen d\u00fcnnen Prismen krystallisierendes Chlorid, welches im Aussehen und Verhalten mit Cholinchlorid \u00fcbereinstimmte (wie oben schon erw\u00e4hnt worden ist, wurde","page":534},{"file":"p0535.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 535\ndas Vorkommen von Cholin in den Keimpflanzen von Soja hispida von uns fr\u00fcher schon mit Sicherheit nachgewiesen).\nDa in der alkoholischen L\u00f6sung, die zur Darstellung des im vorigen beschriebenen Ghloroplatinates verwendet wurde neben Cholinchlorid ein anderes Salz nicht aufzufinden war, so konnte man durch W\u00e4gung des im Exsikkator bis zur Gewichtskonstanz getrockneten Verdampfungsr\u00fcckstandes Aufschlu\u00df dar\u00fcber erhalten, wie gro\u00df die aus den Keimpflanzen ' darstellbare Cholinquantit\u00e4t war. Wir erhielten auf diesem Wege folgende Resultate:\n2*/*w\u00f6chentliche Keimpflanzen.\n200 g lufttrockene Pfl\u00e4nzchen (ohne Schalen) lieferten 0,400 g salzsaures Cholin = 0,345 g oder 0,173\u00b0/o Cholin.\n3w\u00f6chentliche Keimpflanzen.\n425 g lufttrockene Pfl\u00e4nzchen (ohne Schalen) lieferten 0,900 g salzsaures Cholin = 0,776 g oder 0,183\u00b0/o Cholin.\nVergleicht man diese Ausbeute an Cholin mit derjenigen, die aus den ungekeimten Samen erhalten wurde, so erh\u00e4lt man Aufschlu\u00df dar\u00fcber, ob die Quantit\u00e4t des Cholins w\u00e4hrend der Entwicklung der Pfl\u00e4nzchen zugenommen hat, oder nicht. Dabei ist jedoch zu ber\u00fccksichtigen, da\u00df die ungekeimten Samen unentsch\u00e4lt, die Keimpflanzen dagegen ohne Schalen zur Verarbeitung gelangten. 100 Teile lufttrockener Samen enthielten fast genau 10 Teile Schalen (lufttrocken). Unter der f\u00fcr wahrscheinlich zu erkl\u00e4renden Voraussetzung, da\u00df das Cholin nur in den Kernen, nicht in den Schalen sich vorfand, kommt man unter Ber\u00fccksichtigung der fr\u00fcher schon \u00fcber die Ausbeute an Cholin gemachten Angaben zu dem Resultat, da\u00df 900 g lufttrockene Samen ohne Schalen 0,6102 g oder 0,068\u00b0/o Cholin lieferten. Die Ausbeute war hier also wreit geringer als bei den Keimpflanzen. Bei Vergleichung der bez\u00fcglichen Zahlen ist jedoch noch zu ber\u00fccksichtigen, da\u00df die Keimpflanzen w\u00e4hrend ihrer unter Lichtabschl^i\u00df stattfindenden Entwicklung infolge der Oxydation von Kohlenhydraten usw. einen starken Substanzverlust erlitten, welcher eine Steigerung des Prozentgehaltes der Pfl\u00e4nzchen an Stickstoffverbindungen bewirken mu\u00dfte. Die Gr\u00f6\u00dfe dieses Substanzverlustes l\u00e4\u00dft sich berechnen, wrenn man\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVII.\t35","page":535},{"file":"p0536.txt","language":"de","ocr_de":"536\nE. Schulze,\ndie den vorliegenden Untersuchungen entsprechende Annahme macht, da\u00df die in den Samen enthaltene absolute Stickstoffmenge w\u00e4hrend der Keimung eine Ver\u00e4nderung nicht erleidet. Die Stickstoffbestimmung ergab f\u00fcr die Sojasamen und Sojakeimpflanzen die folgenden, auf die schalenfreie Trockensubstanz sich beziehenden Zahlen.1)\nUngekeimte Samen\t6,43 \u00b0/o N\n3w\u00fcchentliche Keimpflanzen 8,11 \u00b0 o N.\nUnter der obigen Voraussetzung ist aus diesen Zahlen zu folgern, da\u00df 100 Teile ungekeimte Samen 79,3 Teile 3\\v\u00f6chent-liche Keimpflanzen geliefert haben. Berechnet man nun unter Zugrundelegung der f\u00fcr die Cholinausbeute fr\u00fcher mitgeteilten Zahlen die in diesen Gewichtsmengen enthaltenen Cholinquantit\u00e4ten, so gelangt man zu folgendem Resultat:\nGewichtsteile Cholin\n79,3 Gewichtsteile 3w\u00fcchentl. Keimpflanzen enthielten\t0,145\nIGO \u00bb ungekeimte Samen\t>\t0,068\nDifferenz 0,077\nIn den dw\u00f6chentlichen Keimpflanzen wurde also mehr als doppelt so viel Cholin gefunden, wie in den ungekeimten Samen,\nworaus man auf eine Bildung dieser Base in den Keimpflanzen zu schlie\u00dfen hat.\nDie vorstehenden Angaben beziehen sich auf lufttrockne Samen und Keimpflanzen; das Endresultat w\u00fcrde aber bei Umrechnung der Zahlen auf die Trockensubstanz der Untersuchungsobjekte sich kaum \u00e4ndern, da der Feuchtigkeitsgehalt der Keimpflanzen von demjenigen der Samen nur wenig differierte. Auch w\u00fcrde es kaum einen Unterschied machen, wenn man statt des Cholingehalts der 3w\u00f6chentlichen Keimpflanzen denjenigen der 2 Vg w\u00f6chentlichen Pfl\u00e4nzchen in die Rechnung einf\u00fchrte; denn wir haben, wie aus den fr\u00fcher gemachten Angaben\nAnalytische Belege:\nUngekeimte Samen:\n1.\t1,1771 g Trockensubstanz gaben 0.07692 g oder 6,53\u00b0/oN\n2.\t1,3/82 *\t\u00bb\t\u00bb\t0,0871 * oder 6,32\u00b0/o\u00bb(Mittel:6,43\u00b0/oN).\nKeimpflanzen:\n1. 1,0384 g Trockensubstanz gaben 0,0841 g oder 8,09 \u00b0/o N\n\u00bb\t*\t0,0761 \u00bb oder 8,13\u00b0/o \u00bb(Mittel:8,ll*/oN).\n2. 0.9350","page":536},{"file":"p0537.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 537\nzu ersehen ist, f\u00fcr den Cholingehalt der 2>/\u00ab- und der 3 w\u00f6chentlichen Pfl\u00e4nzchen fast die gleiche Zahl gefunden.\nWie von meinen Mitarbeitern und mir fr\u00fcher nachgewiesen worden ist,1) erleidet in den unter Lichtabschlu\u00df sich entwickelnden Keimpflanzen das Lecithin in starkem Ma\u00dfe eine Zersetzung. Wenn nun gleichzeitig der Gehalt der Pfl\u00e4nzchen an Cholin zunimmt, so darf es f\u00fcr sehr wahrscheinlich erkl\u00e4rt werden, da\u00df diese Base als Spaltungsprodukt des Lecithins in den Pfl\u00e4nzchen auftritt.\nWie aus den im vorigen gemachten Mitteilungen sich ersehen l\u00e4\u00dft, haben wir aus den Keimpflanzen von Soja hispida drei Basen darstellen k\u00f6nnen, n\u00e4mlich Arginin, Histidin und Cholin. Arginin und Cholin fanden sich, jedoch in geringerer Quantit\u00e4t, schon in den ungekeimten Samen vor. W\u00e4hrend man annehmen darf, da\u00df die zuletzt genannte Base, soweit sie nicht schon vor Beginn der Keimung vorhanden war, bei der Spaltung von Lecithin sich gebildet hatte, sind Arginin und Histidin als Produkte der gleichzeitig erfolgenden Zersetzung von Eiwei\u00dfstoflen anzusehen.\nC. 12t\u00e4gige etiolierte Keimpflanzen von Pisum sativum\nDiese Keimpflanzen, von denen wir etwas mehr als 3 kg (gewogen nach dem Trocknen) zur Verf\u00fcgung hatten, wraren nicht reich an organischen Basen. Die Analyse zeigte, da\u00df die aus einem mit Kupferoxyd erhitzten eiwei\u00dffreien Extrakte in den Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag \u00fcbergegangene Stiekstoff-menge nur ca. 0,2 \u00b0/o vom Gewicht der lufttrocknen Pfl\u00e4nzchen betrug; auch vermochten wir aus denselben nur relativ geringe Quantit\u00e4ten von Basen zu isolieren. Diese Pfl\u00e4nzchen bildeten auch insofern kein besonders g\u00fcnstiges Material f\u00fcr unsere Untersuchung, als sie beim Trocknen sich ziemlich stark gef\u00e4rbt hatten und infolge davon bei der Behandlung mit Wasser braun gef\u00e4rbte Extrakte lieferten; auch die in den Extrakten durch Phosphorwolframs\u00e4ure hervorgebrachten Niederschl\u00e4ge undjiie bei Zerlegung dieser Niederschl\u00e4ge erhaltenen Basen-\n\u2018) Ich verweise auf die in dieser Zeitschrift, Bd. XL, S. 116\u201411!) sich findende Zusammenstellung der bez\u00fcglichen Angaben.\n35*","page":537},{"file":"p0538.txt","language":"de","ocr_de":"538\nE. Schulze,\nl\u00f6sungen. waren st\u00e4rker gef\u00e4rbt, als dies bei den anderen von uns untersuchten Objekten der Fall war.\nEhe ich die bei Untersuchung dieser Pfl\u00e4nzchen erhaltenen Resultate mitteile, will ich einige Angaben \u00fcber die in den un-gekeimten Samen von Pisum sativum enthaltenen Basen machen. Aus den genannten Samen kann man, wie fr\u00fcher von uns gezeigt worden ist,1) Cholin und Trigonellin C,H,NOj darstellen. Die Trennung dieser beiden Basen l\u00e4\u00dft sich auf das Verhalten ihrer salzsauren Salze gegen kalten absoluten Alkohol gr\u00fcnden; das salzsaure Trigonellin l\u00f6st sich darin nicht oder nur wenig auf, w\u00e4hrend salzsaures Cholin von dem genannten L\u00f6sungsmittel leicht aufgenommen wird.\u00bb) Auch Arginin kommt in kleiner Menge in den genannten Samen vor. Allerdings konnten wir in einem fr\u00fcher von uns ausgef\u00fchrten Versuche aus einem Kilogramm solcher Samen die genannte Base nicht gewinnen-aus einem anderen Muster solcher Samen konnte aber sp\u00e4ter Herr Rhamneck in meinem Laboratorium Arginin darstellen. Bei Verarbeitung von 4 kg der Samen erhielt er 2,5 g Arginin-nitrat. Die Ausbeute an Arginin betrug also ungef\u00e4hr 0,044\u00bb/<, vom Gewicht des lufttrocknen Ausgangsmaterials. Aus dem Nitrat wurde Argininkupfernitrat dargestellt, welches in der charakteristischen Form krystallisierte und bei 112\u00bb schmolz. Bei Bestimmung des Kupfers in der durch Trocknen bei 100\u00bb vom\nKrvstallwasser befreiten Verbindung wurden folgende Resultate erhalten :\n0.2770 g Substanz gaben 0,0(08 g CuO = ll,84\u00b0/o Cu 0,2703 \u00bb\t>\t\u00bb 0,0(03 \u00bb * = 11,70 \u00b0/o \u00bb\nNach der Theorie soll die wasserfreie Verbindung 11,89\u00b0 o Cu enthalten.\nZur Darstellung der Basen aus den Keimpflanzen hehan-delten wir die letzteren, nachdem sie bei ca. 60\u00bb getrocknet und sodann fein zerrieben worden waren,3) mit kaltem Wasser\n') Landwirtschaft). Vcrs\u00fcchstationcn, Bd. XLVI, S. 40.\n\u2018) Doch ist eine scharfe Trennung der beiden Salze auf diesem Wege nicht zu erreichen; auch ist zur Erzielung eines guten Resultates wiederholte Anwendung dieses Trennungsverfahrens erforderlich.\n*) Em k,eines Quantum der Keimpflanzen wurde in frischem Zustande zerrieben und sodann mit kaltem Wasser extrahiert, das Extrakt hierauf in- der gleichen Weise behandelt, wie die beim Extrahieren der getrockneten Keimpflanzen erhaltene L\u00f6sung.","page":538},{"file":"p0539.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrage zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 539\nund versetzten den mittels Bleiessig gereinigten und hierauf stark anges\u00e4uerten Extrakt mit Phosphorwolframs\u00e4ure. Die bet Zerlegung des Niederschlages in bekannter Weise erhaltene m.t Salpeters\u00e4ure neutralisierte Basenl\u00f6sung gab auf Zusate von Silbern,trat einen starken Niederschlag, der ohne Zweifel Alloxurbasen etnschlo\u00df. Er wurde nach dem Abfiltrieren und Auswaschen mittels Salzs\u00e4ure und Schwefelwasserstoff zersetzt. Die vom Schwefelsilber abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit lieferte nachdem sie stark eingeengt worden war, nadelf\u00f6rmige Krystall\u00e8 eines salzsauren Salzes (oder eines Gemenges von mehreren Salzen solcher Art). Eine n\u00e4here Untersuchung dieses Produktes, dessen w\u00e4sserige L\u00f6sung mit ammoniakalischem Silbernitrat eine in Ammoniak unl\u00f6sliche F\u00e4llung gab, wurde nicht ausgef\u00fchrt, da es in unserer Absicht liegt, die in den Keimpflanzen enthaltenen Alloxurbasen zum Gegenst\u00e4nde einer gesonderten Untersuchung zu machen.\nAus der von diesem Niederschlage abfiltrierten Fl\u00fcssigkeit suchten wir, nachdem noch mehr Sibernitrat zugef\u00fcgt worden war, durch Barylwasser zuerst das Histidin, dann das Arginin in bekannter Weise zu f\u00e4llen.\nDie Histidinfraktion des Niederschlages gab bei der Zerlegung eine dunkelgef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit, aus der wir durch F\u00e4llung mit Quecksilbersulfat reines Histidin zu gewinnen suchten. Die bei Verarbeitung dieses Niederschlages erhaltene Histidinl\u00f6sung wurde mit Salzs\u00e4ure neutralisiert und sodann stark eingeengt. Wir .erhielten dabei eine nicht bedeutende Quantit\u00e4t eines ziemlich dunkelgef\u00e4rbten Sirups, der auch bei l\u00e4ngerem Stehen keine Krystalle von Histidinchlorid lieferte. Wir suchten nun aus diesem Sirup nach bekanntem Verfahren Histidinsilber darzustellen; dabei erhielten wir ein zwar im Aussehen dieser Verbindung gleichendes, aber im Silbergehalt hinter der letzteren zur\u00fcckbleibendes Produkt. Die Silberbestimmung lieferte folgendes Resultat :\n0,234 g bei 100\u00b0 getrocknete Substanz gaben 0,1180 g oder 50,5\u00b0/o Ag ie Formel des Histidinsilbers verlangt einen Gehalt von 55,77 \u00b0/0 Ag.\nDer Nachweis von Histidin gelang also nicht. Vielleicht fand sich in dem in der beschriebenen Weise erhaltenen Sirup","page":539},{"file":"p0540.txt","language":"de","ocr_de":"540\nE. Schulze,\nHistidinchlorid vor, wurde aber durch Beimengungen am Aus-krystallisieren verhindert. Die Quantit\u00e4t dieses Produktes war so gering, da\u00df weitere Versuche damit nicht angestellt werden konnten. Wir konnten also auch nicht entscheiden, ob darin eme der Substanzen enthalten war, die neuerdings von anderen Forschern bei Untersuchung verschiedener Objekte in der Histidinfraktion des Silberniederschlags als Beimengungen gefunden worden sind.\nDie Argininfraktion des Silberniederschlags lieferte, als wir sie nach bekannter Vorschrift verarbeiteten, einen Sirup, aus welchem Argininnitrat nur langsam und in sehr kleiner Menge auskrystallisierte. Nach dem Abgie\u00dfen der Mutterlauge wurde das Produkt auf eine Tonplatte gebracht, sp\u00e4ter in Argininkupfernitrat \u00fcbergef\u00fchrt. Nach dem Umkrystallisieren aus Wasser zeigte diese Verbindung die charakteristische Form ; die Krystalle schmolzen bei 113\u00b0. Das bei Zerlegung der Kupferverbindung mittels Schwefelwasserstoff erhaltene Nitrat gab die Reaktionen des Arginins. Diese Base ist demnach als nachgewiesen zu betrachten. Ihre Quantit\u00e4t war aber sehr gering; das Gewicht\nder von uns erhaltenen Argininkupfernitratkrvstalle betrug nur ca. 0,2 g.\nDie in der Mutterlauge vom Argininnitrat noch enthaltenen basischen Substanzen wurden wieder durch Silbernitrat und Barytwasser ausgef\u00e4llt. Die bei Zerlegung des Niederschlags erhaltene Basenl\u00f6sung gab auf Zusatz einer w\u00e4sserigen Pikrins\u00e4uresolution keine F\u00e4llung. Guanidin schien also nicht vorhanden zu sein.\nDie im F iltrat vom Argininsilber sich vorfindenden Basen wurden, nach der Wiederausf\u00e4llung durch Phosphor wolframs\u00e4ure, in salzsaure Salze \u00fcbergef\u00fchrt. Die w\u00e4sserige L\u00f6sung dieser Salze wurde eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand nach m\u00f6glichst vollst\u00e4ndiger Austrocknung im Exsikkator zuerst mit kaltem, dann mit kochendem absoluten Alkohol behandelt. Die alkoholische L\u00f6sung lieferte Cholin und Trigonellin. Ehe ich die zu diesem Ergebnis f\u00fchrenden Versuche beschreibe, will ich die Resultate mitteilen, die bei der Untersuchung des in Alkohol unl\u00f6slichen R\u00fcckstands erhalten wurden. Dieser","page":540},{"file":"p0541.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usvv der Keimpflanzen. 541\nR\u00fcckstand schlo\u00df anorganische Substanzen in bedeutender Quantit\u00e4t ein. Da er ziemlich stark braun gef\u00e4rbt war und auch eine amorphe Substanz zu enthalten schien, so suchten wir zu einem reineren Produkt zu gelangen, indem wir die w\u00e4sserige L\u00f6sung einer Wiederausf\u00e4llung durch Phosphorwolframs\u00e4ure unterwarfen, jedoch in solcher Weise, da\u00df das zuletzt Nieder-fallende (vorzugsweise aus anorganischer Substanz bestehend) beseitigt w\u00fcrde. Die bei Zerlegung des Niederschlags erhaltene \u00dfasenl\u00f6sung wurde mit alkoholischer Pikrins\u00e4uresolution neutralisiert und dann stark eingeengt. Sie lieferte eine krystal-limsche Ausscheidung, die jedoch gr\u00f6\u00dftenteils aus Kalium-pikrat bestand. Die bei Zerlegung dieser Pikrate mit Salzs\u00e4ure und \u00c4ther erhaltene L\u00f6sung der Chloride wurde eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand mit Methylalkohol behandelt. Nur ein kleiner teil des R\u00fcckstandes ging in L\u00f6sung,, w\u00e4hrend Chlorkalium zur\u00fcckblieb. Die L\u00f6sung wurde eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand w\u00fceder mit Methylalkohol behandelt. Da anzunehmen war, da\u00df auch die so erhaltene L\u00f6sung nicht v\u00f6llig frei von Chlorkalium war, so versetzten wir sie zur F\u00e4llung von Lvsin etc. mit Mercurichlorid und Natronlauge. Der so erhaltene Niederschlag wurde dann durch Schwefelwasserstoff zerlegt. Die vom Schwefeltjuecksilber abfiltrierte L\u00f6sung hinterlie\u00df beim Eindunsten nur einen sehr geringen R\u00fcckstand. Die L\u00f6sung desselben in wenig Wasser wrurde mit alkoholischer Platinchloridsolution versetzt, wobei eine F\u00e4llung nicht erfolgte. Der Versuch, aus dieser Fl\u00fcssigkeit durch Zusatz einer gr\u00f6\u00dferen Menge von Weingeist Lysinplatinchlorid zur Ausscheidung zu bringen, blieb ohne Erfolg. Falls trotzdem Lysin vorhanden war, so kann seine Quantit\u00e4t \u2018 doch nur eine \u00e4u\u00dferst geringe gewesen sein.\nDie von den pikrinsauren Salzen abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit wurde durch Sch\u00fctteln mit Salzs\u00e4ure und \u00c4ther von Pikrins\u00e4ure befreit und dann eingedunstet. Der Verdampfungsr\u00fcckstand gab an absoluten Alkohol noch eine geringe Substanzmenge ab. Der in Alkohol unl\u00f6sliche Teil des R\u00fcckstands wurde in Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit Mercurichlorid und Natronlauge versetzt, die dadurch erzeugte F\u00e4llung, nach dem","page":541},{"file":"p0542.txt","language":"de","ocr_de":"542\nE. Schulze.\nAbfiltrieren und Auswaschen, durch Schwefelwasserstoff zerlegt Die vom Schwefelquecksilber abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit lieferte beim Eindunsten nur einen sehr geringen R\u00fcckstand und gab mit Phosphorwolframs\u00e4ure eine so schwache F\u00e4llung, da\u00df darin nur Spuren organischer Basen sich vorgefunden haben k\u00f6nnen.\nAus den im vorigen gemachten Angaben ist zu schlie\u00dfen, da\u00df der in Alkohol unl\u00f6sliche Teil der salzsauren Salze weder Ornithin noch Tetra-und Pentamethylendiamin enthielt. Lysin war vielleicht in sehr kleiner Menge vorhanden, konnte jedoch nicht isoliert werden.\nAus der bei Behandlung der salzsauern Salze mit Alkohol entstandenen L\u00f6sung konnten, wie oben schon erw\u00e4hnt wurde, Cholin und Irigonellin dargestellt werden, und zwar in folgender Weise: die alkoholische L\u00f6sung wurde eingedunstet der Verdampfungsr\u00fcckstand im Wasser gel\u00f6st und sodann einer fraktionierten F\u00e4llung mit Mercurichlorid unterworfen. Dabei entstand zuerst eine anscheinend ganz amorphe, an den Wandungen des Glasgef\u00e4\u00dfes als fast pflasterartige Masse sich ansetzende F\u00e4llung; sp\u00e4ter kamen krystallinische Niederschl\u00e4ge Die letzteren wurden abfiltriert, getrocknet und sodann mit Alkohol behandelt, um zu pr\u00fcfen, ob durch dieses L\u00f6sungsmittel ein Quecksilberdoppelsalz des Phenyl\u00e4thylamins sich ausziehen lasse. Das Resultat war negativ (bei Untersuchung des alkoholischen Auszuges traten ganz die gleichen Erscheinungen ein, wie sie bei dem analogen Versuche an Lupinus albus beobachtet wurden ; man vergleiche die dar\u00fcber oben gemachten Mitteilungen). Die vom Alkohol nicht gel\u00f6sten Queck-silberdoppelsalze wurden aus hei\u00dfem Wasser umkrystallisiert und dabei in zwei Fraktionen zerlegt. Die bei Zersetzung dieser F raktionen mittels Schwefelwasserstoff erhaltenen Chloride wurden, nach dem Eindunsten der bez\u00fcglichen L\u00f6sungen, im Exsikkator getrocknet und sodann mit kaltem absoluten Alkohol*) behandelt. Der gr\u00f6\u00dfte Teil der Chloride ging in osung: zur\u00fcck blieb ein kleines Quantum von Krystallen. er alkoholische Auszug wurde wieder eingedunstet, der Ver-\n') Zur Verwendung kam absoluter Alkohol, der Atzkalk behandelt und dann destilliert worden war.\nzuvor noch mit","page":542},{"file":"p0543.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 543\ndampfungsr\u00fcckstand wieder nach v\u00f6lligem Austrocknen im Vacuumexsikkator in Alkohol aufgenommen, wobei noch eine sehr kleine Quantit\u00e4t von Krystallen ungel\u00f6st blieb. Die alkoholische L\u00f6sung versetzten wir mit einer alkoholischen Platinchloridsolution, wobei ein starker Niederschlag entstand, der sich, nach dem Abfiltrieren und Auswaschen in Wasser, unter Zur\u00fccklassung einiger dunkelgef\u00e4rbter k locken l\u00f6ste. Die L\u00f6sung wurde zur Krystallisation verdunstet, das so erhaltene Produkt aus Wasser umkrystallisiert. Wir erhielten so ein aus orangeroten Tafeln bestehendes Chloroplatinat, welches im Aussehen mit Cholinplatinchlorid \u00fcbereinstimmte. Die Platinbestimmung in dem bei 100\u00b0 getrockneten Doppelsalze gab folgende Resultate :\n1.\t0,3440 g Substanz gaben 0,1085 g Pt = 31,54o/0 pt\n2.\t0,2730 \u00bb\t\u00bb\t*\t0,0855 \u00bb \u00bb ^ 31,32 \u00b0/o \u00bb\nNach der Theorie enth\u00e4lt Cholinplatinchlorid 31,\u00ab\u00ae/\u00ab Pt.\nF\u00fcr die zweite der vorstehenden Bestimmungen wurde ein Pr\u00e4parat verwendet, welches aus der von der ersten Krystallisation abgegossenen Mutterlauge dargestellt worden war; da der Platingehalt auch dieses Pr\u00e4parates dem berechneten Werte sehr nahe liegt, so darf man annehmen, da\u00df den Cholinplatinchloridkrystaljen ein anderes Chloroplatinat nicht oder nur in unwesentlicher Quantit\u00e4t beigemengt war.1)\nBei der Zerlegung mittels Schwefelwasserstoff lieferte das Chloroplatinat ein in Prismen krystallisierendes, zerflie\u00dfliches, in kaltem absoluten Alkohol l\u00f6sliches Chlorid, welches die Reaktionen des Cholinchlorids gab. Bei der Zersetzung entwickelte es den Geruch des Trimethylamins. Zuletzt wurde noch das Golddoppelsalz dargestellt. Bei Bestimmung des Goldgehalts des bei 100\u00b0 getrockneten Pr\u00e4parates ergab sich folgendes Resultat:\n\u2018) Doch lieferte die vom Chloroplatinat abgegossene Mutterlauge nach Entfernung des Platins mittels Schwefelwasserstoff ein salzsaures Salz, das sich nicht vollst\u00e4ndig in kaltem absoluten Alkohol l\u00f6ste. Offenbar war hier noch etwas Trigonellinchlorid beigemengt. Dieses Salz l\u00f6st sich bei Gegenwart von Cholinchlorid etwas in absolutem Alkohol, soda\u00df eine scharfe Trennung schwierig ist \u2014 ein Umstand, auf den ich, wie oben, schon aufmerksam gemacht habe.","page":543},{"file":"p0544.txt","language":"de","ocr_de":"544\nE. Schulze,\n0,3165 g Substanz gaben 0,1400 g = 44,23\u00b0/\u00ab Au.\nNach tl\u00ab*r Theorie enth\u00e4lt Gholingoldchlorid 44,5\u00b0/o Au.\nDiese Versuchsergebnisse lassen keinen Zweifel dar\u00fcber, da\u00df Cholin vorlag.\nDer krystallinische Hackstand, welcher bei Behandlung der aus den Quecksilberdoppelsalzen durgestellten Chlorhydrate mit kaltem absoluten Alkohol ungel\u00f6st blieb, erwies sich als salzsaures Trigon eil in; ein Befund, der zu erwarten war, da in den ungekeimten Samen von Pisum sativum Trigonellin schon nachgewiesen worden ist. Jener R\u00fcckstand l\u00f6ste sich in kochendem 9o0oigem Alkohol; aus der L\u00f6simg schieden sich nach dem Erkalten tafelartige Prismen ab. Zur Darstellung eines Chloroplatinats wurde die L\u00f6sung der Krystalle in hei\u00dfem Weingeist mit einer alkoholischen Platinchloridsolution vermischt, das dabei niederfallende Chloroplatinat sp\u00e4ter aus Wasser, worin es ziemlich leicht l\u00f6slich war, umkrystallisiert. Es bildete nun sch\u00f6ne orangerote prismatische Kristalle. Bei Bestimmung des Platingehalts des bei 100\u00b0 getrockneten Doppelsalzes erhielten wir folgende Resultate:\n1.\t0,3240 g Substanz gaben 0,0920 g Pt = 28,40 \u00b0/o Pt\n2.\t0.2235 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0.0633 \u00bb \u00bb -. 28,32 > \u00bb\nDie Theorie verlangt f\u00fcr Trigonellinplatinchlorid, (C7H8N02C12)PtCl4, einen Gehalt von 28,45\",\u00bb Pt.\nDie nahe \u00dcbereinstimmung des gefundenen mit dem berechneten Werte berechtigt zu dem Schlu\u00df, da\u00df dem in der beschriebenen Weise von uns erhaltenen Trigonellinplatinchlorid ein anderes Chloroplatinat nicht beigemengt war.\nDas Trigonellin ist dadurch ausgezeichnet, da\u00df es zwei im Verhalten verschiedene Chloraurate gibt; das eine von ihnen, welches sich beim Versetzen einer L\u00f6sung von Trigonellin-chlorid mit Goldchlorid ausscheidet, ist nach der Formel C7H7N02, HCl, AuC13 zusammengesetzt und schmilzt bei 198\u00b0. Krystallisiert man dieses Doppelsalz aus Wasser um, so erh\u00e4lt man ein nach der Formel (C7H7N02)4, 3 HCl, 3 AuC13 zusammengesetztes basisches Salz, welches feine, nadelf\u00f6rmige Krystalle bildet und bei 185\u2014186\u00b0 unzersetzt schmilzt. Wir haben dieses zweite Salz in der angegebenen Weise darge-","page":544},{"file":"p0545.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usvv. der Keimpflanzen. 545\nstellt: dasselbe stimmte im Aussehen vollst\u00e4ndig mit einem in unserer Sammlung befindlichen Pr\u00e4parat von basischem Tri-gonellingoldchlorid \u00fcberein. Die Krystalle schmolzen bei 185 bis 186\u00b0. Eine Goldbestimmung in dem bei 100\u00b0 getrockneten Doppelsalze gab folgendes Resultat:\n0,2030 g Substanz gaben 0,0705 g Au = 87,69\u00b0;,\u00bb Au.\nDie Tiieorie verlangt 37,02 > Au.\nDiese Versuchsergebnisse beweisen, da\u00df das in der beschriebenen Weise erhaltene salzsaure Salz Trigonellinchlorid war.\nCholin und Trigoneil in wurden, wie aus den im vorigen gemachten Angaben sich ersehen l\u00e4\u00dft, aus den bei fraktionierter F\u00e4llung der salzsauren Salze mit Mercurichlorid erhaltenen Niederschl\u00e4gen dargestellt. Nicht zur Verwendung kam dabei der erste dieser Niederschl\u00e4ge, der im Gegensatz zu den sp\u00e4ter erhaltenen Fraktionen dunkel gef\u00e4rbt und dem Anschein nach amorph war. Doch wurde sp\u00e4ter auch dieser Niederschlag noch untersucht. Wir behandelten ihn mit kochendem Wasser, wobei er sich zum Teil aufl\u00f6ste. Die L\u00f6sung lieferte nach dem Einengen ein Quecksilberdoppelsalz, welches aus Wasser umkrystallisiert und hierauf durch Schwefelwasserstoff zerlegt wurde. Reim Verdunsten der vom Schwefelquecksilber abfiltrierten L\u00f6sung blieb ein Sirup, der sich in kaltem absolutem Alkohol unter Hinterlassung eines geringen unkrystallinischen R\u00fcckstands l\u00f6ste. Das beim Eindunsten dieser L\u00f6sung bleibende, bald krystalli-sierende Produkt konnte nach seinem Verhalten f\u00fcr salzsaures Cholin erkl\u00e4rt werden. Der bei der Rehandlung mit hei\u00dfem Wasser ungel\u00f6st gebliebene Teil jenes Niederschlages gab bei der Zersetzung durch Schwefelwasserstoff neben Schwefelquecksilber eine L\u00f6sung, die beim Verdunsten einen unkrystallinischen, braun gef\u00e4rbten Sirup lieferte, welcher in kaltem Alkohol l\u00f6slich war. \u00dcber die Natur dieses Produktes vermag ich Angaben nicht zu machen.\nSchlie\u00dflich untersuchten wir auch noch die nach Ausscheidung der Quecksilberdoppelsalze der Rasen \u00fcbrig gebliebene Fl\u00fcssigkeit, nachdem sie mit der beim Umkrystallisieren dieser Quecksilberdoppelsalze erhaltenen Mutterlauge vereinigt worden war. Diese Fl\u00fcssigkeit konnte Basen enthalten, welche, wie z. B.","page":545},{"file":"p0546.txt","language":"de","ocr_de":"546\nE. Schulze,\ndas Guanidin, mit Mercurichlorid keine in Wasser schwer l\u00f6sliche Verbindungen geben. Sie wurde mittels Schwefelwasserstoff vom Quecksilber befreit und sodann mit Phosphorwolframs\u00e4ure versetzt. Dabei entstand nur ein schwacher Niederschlag, ein Beweis daf\u00fcr, da\u00df weitaus der gr\u00f6\u00dfte Teil der im Filtrat vom Argininsilber noch erhaltenen Basen durch Mercurichlorid f\u00e4llbar war. Jener Niederschlag wurde durch Baryt zersetzt, die dabei erhaltene Basenl\u00f6sung mit Salzs\u00e4ure neutralisiert und sodann eingedunstet. Den Verdampfungsr\u00fcckstand behandelten wir mit einem Gemisch von absolutem Alkohol und etwas \u00c4ther, um etwa vorhandenes Guanidinchlorid auszuziehen. Die L\u00f6sung wurde eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand wieder mit dem gleichen L\u00f6sungsmittel behandelt. Das beim Eindunsten dieser zweiten L\u00f6sung erhaltene Produkt wurde in Wasser gel\u00fcst, dann f\u00fcgten wir Natriumpikrat hinzu. Dabei entstand nur eine schwache Tr\u00fcbung, keine krystallinisehe Ausscheidung. Es ist also anzunehmen, da\u00df Guanidin nicht vorhanden war.\nIch beschlie\u00dfe damit die Mitteilungen \u00fcber die bei Untersuchung der 12t\u00e4gigen Keimpflanzen von Pisum sativum erhaltenen Resultate. Wie aus den von mir gemachten Angaben sich ersehen l\u00e4\u00dft, fanden sich in diesen Pfl\u00e4nzchen Hexon-basen nur in sehr kleiner Menge vor. Bestimmt nachgewiesen wurde nur das Arginin, die Reindarstellung von Histidin gelang nicht wegen der offenbar in starkem Ma\u00dfe vorhandenen Beimengungen, Lysin konnte nicht isoliert werden, und kann jedenfalls nur in sehr kleiner Menge vorhanden gewesen sein. Dieser Befund ist deshalb von Interesse, weil wir fr\u00fcher aus \u00dft\u00e4gigen Keimpflanzen von Pisum sativum sowohl Arginin wie Histidin und Lysin leicht zu isolieren vermochten. Was die damals erhaltene Ausbeute betrifft, so lieferten 600 g lufttrockene Pfl\u00e4nzchen ungef\u00e4hr 1,0 g Argininnitrat, 0,20 g Histidinchlorid und 0,50 g Lysinchlorid. H\u00e4tten die jetzt von uns untersuchten 12 t\u00e4gigen Pfl\u00e4nzchen Arginin in dem gleichen Ma\u00dfe enthalten, so h\u00e4tten die f\u00fcr die Untersuchung verwendeten 3 kg dieses Materials nicht weniger als 5,0 g Argininnitrat liefern k\u00f6nnen, wir vermochten aber nur einige Dezigramme dieses Nitrats zu gewinnen. Diese Wahrnehmungen sind bemerkenswert, weil","page":546},{"file":"p0547.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrage zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 547\nsie einen neuen Beweis daf\u00fcr liefern, da\u00df in den Keimpflanzen die beim Etwei\u00dfzerfall entstehenden prim\u00e4ren Produkte dem Verbrauch unterliegen. Man hat anzunehmen, da\u00df die Bildung dieser Produkte w\u00e4hrend der ersten Keimungsperiode st\u00e4rker ist als ihr Verbrauch und da\u00df sie infolge davon in gewissem Grade sieh in den Pfl\u00e4nzchen anzuh\u00e4ufen verm\u00f6gen, w\u00e4hrend sp\u00e4ter wegen der Zunahme des Verbrauchs und des .Schw\u00e4cherwerdens des Eiwei\u00dfzerfalls der Gehalt der Pfl\u00e4nzchen an diesen Stoffen geringer wird.\nVon den aus den Pfl\u00e4nzchen dargeslelllen Basen war das Cholin diejenige, welche in gr\u00f6\u00dfter Quantit\u00e4t gefunden wurde. Das Trigonellin fand sich in weit kleinerer Menge vor als das Cholin. Beide Basen wurden, wie oben erw\u00e4hnt worden ist schon in den ungekeimten Samen von Pisum sativum gefunden! Man darf es f\u00fcr sehr wahrscheinlich erkl\u00e4ren, da\u00df in den Pfl\u00e4nzchen Cholin als Produkt des Zerfalls vom Licithin sich bildete und\nda\u00df demnach seine Quantit\u00e4t w\u00e4hrend des Keimungsvorganges zunahm.\nDas Vorhandensein von Guanidin, Ornithin, Phenyl\u00e4thyl-amin, Tetramethylendiamin und Pentamethylendiamin konnte nicht nachgewiesen werden. Was die beiden zuletztgenannten Hasen betrifft, so h\u00e4tten dieselben, falls sie in den Pfl\u00e4nzchen enthalten waren, im Filtrat von den bei Untersuchung der \u00abLysinfraktion\u00bb erhaltenen Pikraten oder vielleicht auch im Gemenge mit salzsaurem Trigonellin als Chloride sich vorlinden m\u00fcssen. Jenes Filtrat enthielt aber, wie wir fanden, nur Spuren von organischen Basen, w\u00e4re dem Trigonellin eine jener beiden Basen als Chlorid beigemengt gewesen, so w\u00fcrde das aus dem Chlorid dargestellte Chloroplatinat bei der Platinbestimmung nicht Zahlen gegeben haben, die auf die Formel des Trigonellinplatinchlorids stimmten, denn die Chloroplatinate der genannten beiden Basen sind weit reicher an Platin, als das Chloroplatinat des Trigpnellins.\nD. Etiolierte Keimpflanzen von Cucurbita Pepo.\nZu den fr\u00fcher schon von uns eingehend untersuchten Objekten geh\u00f6ren die Keimpflanzen von Cucurbita Pepo. ') Wir\n') Journal f\u00fcr prakt. Chemie, N. F., Bd. XX, S. 385, und Bd. XXX11 S. 433; ferner Diese Zeitschrift, Bd. XI, S. 59 und 365.","page":547},{"file":"p0548.txt","language":"de","ocr_de":"548\nE. Schulze,\nfanden in denselben Glutamin, Asparagin, Leucin, Tyrosin, Arginin, Alloxurbasen, Cholin und Vernin. Das Vorhandensein von Phenylalanin wurde nicht bestimmt nachgewiesen, konnte aber f\u00fcr wahrscheinlich erkl\u00e4rt werden.\nDie sp\u00e4ter von uns ausgef\u00fchrten Versuche hatten den Zweck, unsere Kenntnisse \u00fcber die in den genannten Keimpflanzen vorhandenen organischen Basen zu erweitern. Schon vor mehreren Jahren untersuchten wir Pfl\u00e4nzchen, deren V\u00e9g\u00e9t\u00e2t ionsdnuer einige Wochen betragen hatte, auf Guanidin. Die Pfl\u00e4nzchen wurden nach dem Trocknen fein zerrieben und sodann mit hei\u00dfem Weingeist extrahiert, die Extrakte nach demjenigen Verfahren behandelt, w'elches sich bei der Isolierung \\on Guanidin auf Keimpflanzen von Vicia sativa als geeignet erwiesen hatte.1) Das Resultat war aber negativ.\nSp\u00e4ter haben wir mehrere Kulturen solcher Keimpflanzen noch in andererWeise auf Guanidin untersucht. Die Pfl\u00e4nzchen einer Kultur wurden nach der Ernte in Alkohol geworfen, nach l\u00e4ngerem Verweilen unter letzterem in gelinder W\u00e4rme getrocknet und nun unter Hinzunahme des beim Abdestillieren des weingeistigen Auszuges verbliebenen R\u00fcckstandes verarbeitet. Die Pfl\u00e4nzchen einer anderen Kultur wurden in frischem Zustande zerkleinert und mit Wasser von ca. 90\u00b0 G. \u00fcbergossen ; nach Verlauf einiger Stunden wurde die Fl\u00fcssigkeit vom Ungel\u00f6sten getrennt. Diese Fl\u00fcssigkeit wurde ebenso wie der bei Verarbeitung der ersteren Kultur erhaltene Auszug von den durch Bleiessig f\u00e4llbaren Stoffen befreit, hierauf im Wasserbade eingeengt, mit Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert und mit Phosphorwolframs\u00e4ure versetzt. Den in dieser Weise erhaltenen Niederschlag verarbeiteten wir nach dem fr\u00fcher beschriebenen Verfahren und pr\u00fcften nun, ob in der Argininfraktion Guanidin als Beimengung sich finde. Die bei Zerlegung der Argininfraktion erhaltene Argininl\u00f6sung wurde mit Salpeters\u00e4ure neutralisiert und sodann zur Sirupskonsistenz eingeengt. Der Sirup verwandelte sich bald in eine Kristallmasse, die das Aussehen von Argininnitrat besa\u00df. Dieses Produkt w\u2019urde nun in Argininkupfernitrat \u00fcbergef\u00fchrt. Die nach dem Auskrystallisieren dieser\n\\> Diese Zeitschrift, Bd. XVII, S. 215.","page":548},{"file":"p0549.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 549\nVerbindung in geringer Menge verbliebene Mutterlauge wurde mittels Schwefelwasserstoff vom Kupfer befreit und sodann mit einer ges\u00e4ttigten w\u00e4sserigen L\u00f6sung von Natriumpikrat versetzt. Dabei entstand kein Niederschlag. Die Argininfraktion schlo\u00df also kein Guanidin ein.\nDa bei Ausf\u00fchrung der im vorigen beschriebenen Versuche sich gezeigt hatte, da\u00df man aus den Keimpflanzen von Cucurbita Pepo das Arginin bei Anwendung des Kossel-Kutscher\u2019schen Isolierungsverfahrens leicht in reinem Zustand gewinnen kann, so wurde noch ein Versuch in solcher Weise ausgef\u00fchrt, da\u00df die Ausbeute an Arginin bestimmt werden konnte. F\u00fcr diesen Versuch verwendeten wir Pfl\u00e4nzchen, deren Alter ungef\u00e4hr drei Wochen betrug. Aus 250,5 g Trockensubstanz erhielten wir 0,994 g = 0,40\u00b0/0 Arginin, berechnet aus dem Gewicht des bei Verarbeitung des Argininsilberniederschlages gewonnenen Argininnitrats. Letzteres konnte als fast ganz rein angesehen werden. Das daraus dargestellte Argininkupfernitrat krystallisierte in der charakteristischen Form; die Krystalle besa\u00dfen, ohne noch einmal umkrystallisiert worden zu sein, den richtigen Schmelzpunkt (112\u00b0).\nUm aus der Histidinfraktion des durch Silbernitrat und Barytwasser erhaltenenNiederschlags reinesHistidin zu gewinnen, behandelten wir diese Fraktion mit Salzs\u00e4ure, f\u00e4llten aus der vom Chlorsilber abfiltrierten Fl\u00fcssigkeit die Basen wieder durch Phosphorwolframs\u00e4ure aus, zersetzten die F\u00e4llung durch Baryum-hydroxid und fugten der dabei erhaltenen Basenl\u00f6sung zur Ausf\u00e4lluug des Histidins Quecksilberchlorid zu. Die bei Zerlegung des Quecksilberchloridniederschlages mittels Schwefelwasserstoff erhaltene L\u00f6sung lieferte beim Eindunsteri einen Sirup, aus welchem nur eine kleine Menge von Krystallen sich abschied. Demnach lag kein reines Histidinchlorid vor. Der Sirup wmrde in Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung mittel:- Silbernitrat von der Salzs\u00e4ure befreit, das Filtrat mit noch etwas Silbernitrat und Ammoniak versetzt. Dabei entstand ein starker wei\u00dfer Niederschlag. Es war hier also eine Substanz vorhanden, die sich gegen F\u00e4llungsmittel wie Histidin verhielt; wahrscheinlich aber war sie durch andere Stoffe stark verunreinigt.","page":549},{"file":"p0550.txt","language":"de","ocr_de":"550\nE. Schulze,\nOie im Filtrat vom Argininsilberniederschlage noch vorhandenen Basen wurden, nach der Wiederausf\u00e4llung durch Phosphorwolframs\u00e4ure, in salzsaure Salze \u00fcbergef\u00fchrt. Letztere wurden nach dem Eindunsten ihrer w\u00e4sserigen L\u00f6sung im Exsikkator vollst\u00e4ndig ausgetrocknet und nun zuerst mit kaltem, dann mit hei\u00dfem absolutem Alkohol behandelt. In der dabei erhaltenen L\u00f6sung fand sich salzsaures Cholin vor, wie aus den weiter unten gemachten Angaben hervorgeht. Den in Alkohol unl\u00f6slichen Teil der Chloride behandelten wir mit Methylalkohol unter Zusatz einiger Tropfen konzentrierter Salzs\u00e4ure. Der beim Verdunsten der methylalkoholischen L\u00f6sung erhaltene, an Quantit\u00e4t nicht bedeutende R\u00fcckstand konnte L . schlie\u00dfen. Doch bestand er ohne Zweifel nicht aus reinem Lysinchlorid. Eine Trennung der in diesem R\u00fcckstand enthaltenen Basen konnte bisher von uns noch nicht ausgef\u00fchrt werden, schon deshalb nicht, weil dieser R\u00fcckstand nur in kleiner Quantit\u00e4t vorlag.\nDie bei Behandlung der Chloride mit absolutem Alkohol erhaltene L\u00f6sung (vgl. die obige Angabe) wurde eingedunstet, der Verdampfungsr\u00fcckstand in wrenig Wasser gel\u00f6st, die L\u00f6sung mit einer ziemlich konzentrierten hei\u00dfen Quecksilberchloridsolution versetzt. Dabei entstand ein langsam sich ausscheidender krystallinischer Niederschlag. Die davon abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit wurde unter Zusatz von noch etwas Quecksilberchlorid im Wasserbade auf ein kleines Volumen eingeengt, die dabei noch erhaltenen Krystalle nach dem Erkalten mit dem zuerst erhaltenen krystallinischen Niederschlage vereinigt, mit wenig kaltem Wasser gewaschen und sodann zwischen Flie\u00dfpapier stark abgepre\u00dft. Dieses Produkt wurde nun zerrieben, im Wasser verteilt und mittels Schwefelwasserstoff zersetzt. Die vom Schwefelquecksilber abfiltrierte Fl\u00fcssigkeit lieferte beim Verdunsten einen krystallinischen R\u00fcckstand, der sich, nachdem er im Vacuumexsikkator bis zur Konstanz des Gewichts ausgetrocknet worden war, in kaltem absolutem Alkohol vollst\u00e4ndig aufl\u00f6ste. Die L\u00f6sung gab auf Zusatz von alkoholischer Platinchloridsolution einen starken gelben Niederschlag, den wir abfiltrierten, mit etwas absolutem Alkohol auswuschen, zwischen","page":550},{"file":"p0551.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 551\nFlie\u00dfpapier ubpre\u00dften und sodann in Wasser l\u00f6sten. Diese L\u00f6sung lielerte beim langsamen Verdunsten ein in kleinen, orangeroten Tafeln kristallisierendes, im Aussehen dem Cliolin-platinehlorid gleichendes Cldoroplatinat. Fine Platinbestimmung in dem einmal aus Wasser umkrystallisiertcn und sodann bei 100a getrockneten Doppelsalz gab fohlendes Resultat:\n0.1510 g Substanz gaben 0.0-180 g Pt -= 81.78% Pt.\nDie Theorie verlangt 81,6% Pt.\nDer Rost des Chloroplatinats wurde mittels Schwefelwasserstoll zerlegt, das dabei erhaltene salzsaure Salz sodann in das Chloraurat \u00fcbergef\u00fchrt. Letzteres glich im Aussehen dem Cholingoldchlorid und stimmte im Goldgehalt mit letzterem \u00fcberein, wTie aus folgenden Angaben hervorgeht:\n0,1810 g dos bei 100\u00b0 getrockneten Doppelsalzes gaben 0,0800 g Au\n= 4-1,20\u00b0/o Au;\nDie Theorie verlangt 44,5% Au.\nDas durch Zerlegung dieses Chloraurats mittels Schwefelwasserstoff erhaltene salzsaure Salz krvstallisierte in langen farblosen, zerflie\u00dflichen Nadeln; es gab die Reaktionen des Cholinchlorids.\nSchlie\u00dflich haben wir auch noch aus der von den Chloro-platinatkrystallen abgegossenen Mutterlauge das salzsaure Salz wieder hergestellt und dasselbe sodann in das Chloraurat verwandelt. Auch dieses Pr\u00e4parat besa\u00df einen der Theorie entsprechenden Goldgehalt, wie aus folgenden Angaben zu ersehen ist :\n0.1/o0 g des bei 100\u00b0 getrockneten Doppelsalzes gaben 0,0775 g Au\n= 44,29% Au.\nDiese Versuchsergebnisse f\u00fchren zu der Schlu\u00dffolgerung, da\u00df der in absolutem Alkohol l\u00f6sliche Teil der salzsauren Salze nur aus Cholinchlorid bestand. Bei dieser Sachlage war es von Interesse, die Ausbeute an Cholin zu bestimmen. Aus 868 St\u00fcck Keimpflanzen, welche 250,5 g Trockensubstanz einschlossen, erhielten wir 0,375 g Cholinchlorid. Letzteres wurde gewogen, nachdem es im Vacuumexsikkator bis zur Gewichtskonstanz ausgetrocknet worden war.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVII.\n86","page":551},{"file":"p0552.txt","language":"de","ocr_de":"552\nE. Schulze,\nLm nun entscheiden zu k\u00f6nnen, ob das Cholin w\u00e4hrend der Entwicklung der Pfl\u00e4nzchen an Menge zugenommen hatte, mu\u00dfte noch die Cholinausbeute aus den imgekeimten K\u00fcrbissamen bestimmt werden. F\u00fcr den bez\u00fcglichen Versuch verwendeten wir 701 St\u00fcck entsch\u00e4lte Samen im Gewicht von 300 g. Dieselben wurden zersto\u00dfen und sodann durch Behandlung mit Petrol\u00e4ther vom gr\u00f6\u00dften Teil des fetten \u00d6ls befreit,l) hierauf mit Wasser extrahiert. Das Extrakt wurde von den durch Bleiessig f\u00e4llbaren Stoffen befreit, sodann im Wasserbade eingeengt, mit Schwefels\u00e4ure stark anges\u00e4uert und mit Phosphorwolframs\u00e4ure versetzt. Den durch dieses Reagens erhaltenen Niederschlag verarbeiteten wir genau in der gleichen Weise, wie denjenigen, welcher im Keimpflanzenextrakt durch Phosphorwolframs\u00e4ure hervorgebracht worden war. Dabei erhielten wir nur 0,115 g Cholinchlorid. Letzteres bestand aus langen zer-flie\u00dflichen Nadeln und war ofTenbar fast v\u00f6llig rein. Das daraus dargestellte Chloroplatinat krystallisierte in orangeroten Tafeln. Eine in diesem Pr\u00e4parat ausgef\u00fchrte Platinbestimmung gab folgendes Resultat :\n0,1280 g des bei 100\u00b0 getrockneten Doppelsalzes gaben 0,0405 g Pt\n= 31,()80/o Pt.\nDie Theorie verlangt 31,6\u00b0/o Pt.\nBerechnet man unter Zugrundelegung der im vorigen mitgeteilten Zahlen die Cholinausbeute pro tausend St\u00fcck ungekeimte Samen und tausend St\u00fcck Keimpflanzen, so ergibt sich folgendes :\n1000 St\u00fcck Keimpflanzen (ohne Schale) lieferten 0,432 g Cholinchlorid\n1000 \u00bb Samen ( \u00bb\t\u00bb\t)\t\u00bb\t0,141 \u00bb\t\u00bb\nDifferenz 0,288 g \u00bb\nAus 1000 Keimpflanzen erhielten wir also ungef\u00e4hr dreimal so viel Cholinchlorid als aus 1000 Samen. Daraus ist zu schlie\u00dfen, da\u00df w\u00e4hrend der Entwicklung der Pfl\u00e4nzchen eine, wahrscheinlich mit dem Abbau des Lecithins in Zusammenhang stehende Zunahme der Cholinmenge erfolgt. Da wir nur die Ausbeute an Cholin ermittelt, nicht aber eine genaue Bestimmung des\n*) ln den fetthaltigen Auszug war kein Cholin eingegangen; denn dieser Auszug gab beim Sch\u00fctteln mit Wasser an letzteres keine durch Phosphorwolframs\u00e4ure f\u00e4llbare Substanz ab.","page":552},{"file":"p0553.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 553\nCholingehalts der Samen und der Pfl\u00e4nzchen ausgef\u00fchrt haben, so w\u00fcrden wir jene Schlu\u00dffolgerung nicht ziehen, falls nur eine geringe Differenz zwischen den aus Keimpflanzen und aus Samen erhaltenen Cholinquantit\u00e4ten hervorgetreten w\u00e4re. Die Differenz ist aber so bedeutend, da\u00df sie nicht auf Unvollkommenheiten des Verfahrens zur\u00fcckgef\u00fchrt werden kann; dies ist um so weniger m\u00f6glich, als wir bei der Darstellung des Cholins aus Samen und aus Keimpflanzen m\u00f6glichst gleichm\u00e4\u00dfig verfuhren. Auch steht ja die obige Schlu\u00dffolgerung in \u00dcbereinstimmung mit dem an Soja hispida erhaltenen Resultat, sowie mit der Tatsache, da\u00df in allen anderen von uns darauf untersuchten etiolierten Keimpflanzen eine relativ betr\u00e4chtliche Cholinmenge vorgefunden wurde.\nAus den Keimpflanzen von Cucurbita Pepo konnten wir somit bis jetzt keine anderen Rasen isolieren als Cholin, Hexon-und Alloxurbasen. Die Pr\u00fcfung auf Guanidin gab ganz negative Resultate, wie aus den im vorigen gemachten Angaben zu ersehen ist. Auch mu\u00df es f\u00fcr h\u00f6chst unwahrscheinlich erkl\u00e4rt werden, da\u00df Tetra- und Pentamethylendiamin vorhanden waren. H\u00e4tten diese Rasen sich vorgefunden, so w\u00fcrden sie doch wohl zum Teil in die bei Rehandlung der Chloride mit hei\u00dfem Alkohol entstandene L\u00f6sung eingegangen sein. In diesem Falle aber w\u00fcrden die bei Verarbeitung dieser L\u00f6sung erhaltenen Oueck-silberdoppelsalze bei der Zerlegung nicht ein in kaltem absoluten Alkohol vollst\u00e4ndig l\u00f6sliches Chlorhydrat gegeben haben ; auch w\u00fcrden wir bei Restimmung des Platin- und Goldgehalts der aus diesem Chlorhydrat dargestellten Platin- und Golddoppel-, salze des Cholins nicht Zahlen erhalten haben, die mit den aus den Formeln dieser Salze berechneten Werten gut \u00fcbereinstimmten.\nBemerkungen zu den im Abschnitt I mitgeteilten Versuchsergebnissen.\nWie aus den in Abschnitt I gemachten Mitteilungen zu ersehen ist, haben wir in den von uns untersuchten vier Keimpflanzenarten weder Guanidin und Ornithin, noch Tetramethylendiamin, Pentamethylendiamin und Phenyl\u00e4thylamin naehweiseri k\u00f6nnen. Dieses negative Resultat bildet nicht einen sicheren Reweis f\u00fcr das\n.%*","page":553},{"file":"p0554.txt","language":"de","ocr_de":"554\nE. Schulze,\nvollst\u00e4ndige Fehlen jener Basen in den Untersuchungsobjekten; denn es ist denkbar, da\u00df dieselben nur in Quantit\u00e4ten sich vorfanden, die zum Nachweis nicht hinreichten. Doch w\u00fcrde h\u00f6chstwahrscheinlich das Vorhandensein selbst recht kleiner Mengen jener Stoffe sich dadurch zu erkennen gegeben haben, da\u00df die Reindarstellung anderer Basen erschwert worden w\u00e4re. So h\u00e4tten wir z. B. ohne Zweifel reine Cholin- und Trigoneilinsalze nicht so leicht darstellen k\u00f6nnen, wenn daneben Tetramethylendiamin, Pentamethylendiamin oder Phenyl\u00e4thylamin sich vorgefunden h\u00e4tte. Es ist daher sehr wahrscheinlich, da\u00df die letzteren Basen ganz fehlten. Das Gleiche gilt auch f\u00fcr das Guanidin, dessen Nachweis in der Argininfraktion des Silberniederschlages doch wohl gelungen w\u00e4re, wenn es darin auch in kleiner Quantit\u00e4t sich vorgefunden h\u00e4tte. Weniger sicher ist es, da\u00df das Ornithin ganz fehlte, da eine kleine Quantit\u00e4t dieser Base neben Lysin wohl nicht ganz leicht nachzuweisen ist.\nBei Ausf\u00fchrung unserer Untersuchungen sind wir zu der \u00dcberzeugung gelangt, da\u00df die aus Keimpflanzen oder anderen pflanzlichen Objekten, z. B. aus Kartoffelknollen,l) zur Abscheidung gebrachten Basengemenge weniger kompliziert zusammengesetzt sind, als diejenigen,, bei deren Bildung Bakterien mitgewirkt hatten. Zu den letzteren geh\u00f6rt z. B. das von E. Winterstein und seinen Mitarbeitern2) in unserem Laboratorium untersuchte Basengemenge aus gereiftem Emmenthaler K\u00e4se, in welchem auch Tetra- und Pentamethylendiamin nachgewiesen werden konnten. Die Trennung und Reindarstellung der Basen verursachte hier viel gr\u00f6\u00dfere Schwierigkeiten als bei den von uns untersuchten pflanzlichen Objekten. Auch das bei der Selbstverdauung der Hefe entstehende Stoffgemenge schlie\u00dft nach der Untersuchung von M. Schenck3) eine gr\u00f6\u00dfere Anzahl von basischen Produkten ein, als wir sie in den von uns untersuchten Keimpflanzen zu finden vermochten.\nl) Landwirtschaftl. Versuchsstationen, Bd. L1X, S. 831.\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XXXVI, S. 28, Bd. XLI, S. 485 und Bd. XLVIl, S. 28.\n3) Wochenschrift f\u00fcr Brauerei, 1905, Nr. IG.","page":554},{"file":"p0555.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpllanzen. 555\nII. Finden sich in den Keimpflanzen Polypeptide vor?\nBekanntlich entstehen bei der Spaltung der Eiwei\u00dfstoffe durch 1 ankreasferment neben Monoaminos\u00e4uren und Hexon-basen auch Polypeptide, Komplexe, die durch das genannte Ferment nicht oder nur sehr langsam weiter gespalten werden, aber beim Erhitzen mit S\u00e4uren in einfachere Verbindungen zerfallen. Seitdem dies nachgewiesen worden ist, ist das Vorkommen solcher Polypeptide in Keimpllanzen, in denen Eiwei\u00dfstoffe durch proteolytische Enzyme gespalten werden, f\u00fcr nicht unwahrscheinlich zu erkl\u00e4ren. Auch scheinen einige von uns gemachte Beobachtungen St\u00fctzen f\u00fcr diese Vermutung zu liefern. So konnten z. B. E. Winterstein und ich l) unter den in Leguminosenkeimpflanzen sich findenden Produkten des Eiwei\u00dfabbaues einige St ickstoffverbind ungen nicht nachweisen, die bei der Spaltung pflanzlicher Eiwei\u00dfsubstanzen durch S\u00e4uren zum Vorschein kommen : als solche nenne ich Glvkokoll, Alanin und Glutamins\u00e4ure. F\u00fcr diese Erscheinung w\u00fcrde man eine Erkl\u00e4rung haben, wenn man annimmt, da\u00df diese Stoffe als Bestandteile von Polypeptiden in den Keimpflanzen sich vorfinden; in der gleichen Weise w\u00fcrde man auch das \u00e4u\u00dferst sp\u00e4rliche Vorkommen von a-Pyrrolidinkarbons\u00e4ure in den Pfl\u00e4nzchen erkl\u00e4ren k\u00f6nnen. Noch auf eine andere Tatsache ist hier aufmerksam zu machen* Wenn man die in den Keimpflanzen auf Eiwei\u00dfstoffe, Aspa-ragin, Ammoniak, organische Basen und Monoaminos\u00e4uren fallenden Stickstoffmengen addiert und die Summe mit dem Gesamtstickstoffvergleicht, so bleibt ein ansehnliches Defizit, dessen Gr\u00f6\u00dfe sich allerdings nicht genau angeben l\u00e4\u00dft, weil die zur quantitativen Bestimmung der verschiedenen Stickstoffverbindungen verwendbaren Methoden unvollkommen sind und weil man insbesondere die Quantit\u00e4t der in den Pfl\u00e4nzchen enthaltenen Monoaminos\u00e4uren nicht analytisch bestimmen, sondern nur absch\u00e4tzen kann. Dieses Defizit betrug z. B. in lH-lBt\u00fcgigen Keimpflanzen von Lupinus albus nach den von N.* Custom und mir2) gemachten Beobachtungen ungef\u00e4hr WJ\u00bb des Gesaint-\n*) Diese Zeitschrift, Bd. XLVI, S. 3H.\n*) Ibidem, Bd. XXXVIII. S. 232.","page":555},{"file":"p0556.txt","language":"de","ocr_de":"556\nE. Schulze,\nStickstoffs. Schon vor l\u00e4ngerer Zeit habe ich die Vermutung ausgesprochen, da\u00df diese Stickstoffmenge in der Hauptsache Verbindungen angeh\u00f6re, die zwischen den ersten Hydrolyseprodukten der Eiwei\u00dfstoffe und den krystallinischen Endprodukten der Spaltung in der Mitte stehen; diese Vermutung l\u00e4\u00dft sich bestimmter aussprechen, nachdem unter den Produkten der tryptischen Verdauung der Eiwei\u00dfsubstanzen die Polypeptide aufgefunden worden sind.\nEs schien angezeigt, die Versuche, welche zu diesem Ergebnis gef\u00fchrt hatten, zu wiederholen und noch durch Ausf\u00fchrung einiger anderer Bestimmungen zu erg\u00e4nzen. Als Objekte verwendeten wir dazu 16\u201417 t\u00e4gige Keimpflanzen von Lupinus albus und 12 t\u00e4gige Keimpflanzen von Pisum sativum, gewachsen unter Lichtabschlu\u00df. In diesen Objekten bestimmten wir: 1. den Gesamtstickstoff, 2. die auf Proteinstoffe fallende Stickstoffmenge (nach Stutzer s Methode), 3. das Asparagin (nach Sachsse\u2019s Methode), L und 5. die Stickstoffmengen, die aus den eiwei\u00dffreien Extrakten in die durch Phosphorvvolframs\u00e4ure und durch Bleiessig hervorgebrachten Niederschl\u00e4ge eingingen, 6. den Stickstoffgehalt der mit kochendem 92\u00b0/oigen Weingeist hergestellten Extrakte. Die dabei erhaltenen Mittelzahlen, berechnet in Prozenten der Pflanzentrockensubstanz, teile ich in der folgenden Tabelle mit.\n16\u201417 t\u00e4gige\t12 t\u00e4gige\nKeimpflanzen Keimpflanzen\nvon Lupinus albus von Pisum sativum\n(iesamtstickstoff\t8,79 \u00b0/o\t4,88 \u00b0/o\nStickstoff in ProteinstofTen\t2.44 \u00b0/o\t2,68 \u00b0/o\n*\tim Asparagin\t4,50 \u00b0/o\tUO\u00b0/o\n\u00bb\t\u00bb Phosphorwolframs\u00e4ure-\t\t\nniederschlag\t0,450/0\t0,20 \u00b0/o\n*\t\u00bb Bleiessigniederschlag\t0,15 0/0\t0,21 \u00b0/o\n\u00bb\t\u00bb alkoholischen Extrakt\t0,80 \u00b0/o\t0,81 \u00b0/o\nFassen wir zun\u00e4chst die\tf\u00fcr Lupinus\talbus erhaltenen\nZahlen ins Auge, so finden wir, da\u00df auf Eiwei\u00dfsubstanzen, Asparagin und durch Phosphorwolframs\u00e4ure aus eiwei\u00dffreiem Extrakt f\u00e4llbare Verbindungen im ganzen 7,39\u00b0/o Stickstoff fallen. Subtrahiert man diese Zahl vom Gesamtstickstoff, so bleiben l,40\u00b0/o Stickstoff \u00fcbrig. Davon ist noch die auf Monoamino-","page":556},{"file":"p0557.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 5o7\ns\u00e4uren fallende StickstofTmenge abzuziehen, die sich nicht genau bestimmen l\u00e4\u00dft. Nimmt man an, da\u00df sie 0,40% betr\u00e4gt \u2014 eine Zahl, die ohne Zweifel hoch gegriffen ist, so bleibt noch ein Defizit von ungef\u00e4hr 1,0% Stickstof\u00ee (= 12% des Gesamt-stickstofTs). Da\u00df die letztere Zahl etwas niedriger liegt, als diejenige, welche von uns fr\u00fcher auf gleichem Wege f\u00fcr 18-20-t\u00e4gige Keimpflanzen der gleichen Lupinusart gefunden wurde, ist leicht erkl\u00e4rlich. Die 18 l\u00dft\u00e4gigen Pfl\u00e4nzchen waren, wie aus den in der zitierten Abhandlung gemachten Angaben zu ersehen ist, reicher an nicht eiwei\u00dfartigen Stickstoffverbindungen und enthielten auch mehr GesamtstickstofT (wahrscheinlich war das damals zur Darstellung der Keimpflanzen verwendete Samenmuster etwas stickstoffreicher, als das jetzt von uns benutzte).\nIn den 12t\u00e4gigen Keimpflanzen von Pisum sativum fielen auf Eiw ei\u00dfsubstanzen, auf Asparagin und auf die aus eiwei\u00dffreiem Extrakt durch Phosphor wolframs\u00e4ure f\u00e4llbaren Verbindungen insgesamt r,l8% Stickstofl. Zieht man diese Zahl vom GesamtstickstofT ab, so bleibt ein Rest von 0,70%. Nimmt man an, da\u00df auf Monoaminos\u00e4uren in diesen Pfl\u00e4nzchen 0,20%\nStickstoff fielen \u2014 eine Zahl, die schwerlich zu niedrig ist___,\nso bleibt ein Defizit von 0,50% Stickstoff == ca. 10% des Gesamtstickstoffs.\nAuch in den jetzt von uns untersuchten Pfl\u00e4nzchen wird also die f\u00fcr den Gesamtstickstoff gefundene Zahl nicht vollst\u00e4ndig von den Stickstoffmengen gedeckt, die den von uns nachgewiesenen einzelnen Verbindungen angeh\u00f6ren; es bleibt bei beiden Objekten ein Defizit. Dieses Defizit ist, wenn man die absoluten Zahlen vergleicht, bei Pisum sativum bedeutend geringer als bei Lupinus albus, was aus dem weit h\u00f6heren Gehalt des letzteren Objektes an Eiwei\u00dfzerfallsprodukten sich leicht erkl\u00e4rt. Gibt man aber das Defizit in Prozenten der im ganzen auf nicht eiwei\u00dfartige Verbindungen fallenden Stickstoffmenge an, so erh\u00e4lt man folgende Zahlen:\nKeimpflanzen von Lupinus albus\t15,7\n>\t\u00bb Pisum sativum\t22,7\u00b0/\u00ab\nAus den im vorigen gemachten Angaben geht hervor, da\u00df die Keimpflanzen au\u00dfer den von uns nachgewiesenen Stickstoff-","page":557},{"file":"p0558.txt","language":"de","ocr_de":"558\nE. Schulze,\nVerbindungen noch andere enthalten, die bisher nicht isoliert werden konnten. Man darf annehmen, da\u00df die letzteren leicht in Wasser l\u00f6slich sind, denn es gelang nicht, sie aus den zur Sirupkonsistenz eingedunsteten w\u00e4sserigen Extrakten durch Krystallisation zu gewinnen. In kochendem 92%igen Weingeist sind sie vielleicht zum Teil, jedenfalls aber nicht vollst\u00e4ndig l\u00f6slich. Andernfalls m\u00fc\u00dfte im weingeistigen Extrakte, in welchen auch Monaminos\u00e4uren, ein Teil der organischen Hasen und ein kleiner Teil des Asparagins eingehen, eine jenes \u00abDefizit\u00bb bedeutend \u00fcbersteigende StickstotTmenge sich vorfinden. Hei Lupinus albus betrug diese StickstotTmenge aber nur 0,81 \u00b0/o, w\u00e4hrend das \u00abDefizit\u00bb ungef\u00e4hr l\u00b0/o ausmachte. Etwas anders liegt die Sache bei Pisum sativum; das Defizit betrug hier 0,50\u00b0/o, die im weingeistigen Extrakt Vorgefundene Stickstoff-menge dagegen 0,80\u00b0/o: es scheint also, da\u00df hier ein gr\u00f6\u00dferer Teil jener nicht n\u00e4her bekannten Stickstoffverbindungen durch den Weingeist gel\u00f6st worden ist.\nDer Niederschlag, welcher in den vom Eiwei\u00df befreiten . Extrakten durch Hleiessig hervorgebracht wurde, enthielt bei Lupinus albus 0,15%, bei Pisum sativum 0,21 \u00b0/o Stickstoff. Da weder Monoaminos\u00e4uren noch organische Hasen durch Hleiessig gelallt werden, so ist anzunehmen, da\u00df jene bis jetzt nicht n\u00e4her gekannten Stickstoffverbindungen zum Teil in den Bleiessigniederschlag eingehen. Mit der von mir ausgesprochenen Vermutung, da\u00df diese Stickstoffverbindungen in der Hauptsache Polypeptide sind, w\u00fcrde au\u00dfer ihrem Verhalten gegen L\u00f6sungsmittel auch ihre partielle F\u00e4llbarkeit durch Hleiessig in Einklang stehen : denn es wird angegeben, da\u00df manche Polypeptide durch das genannte Reagens gef\u00e4llt werden. Als St\u00fctze f\u00fcr jene Vermutung l\u00e4\u00dft sich ferner folgendes anf\u00fchren: es steht au\u00dfer Zweifel, da\u00df die in den Keimpflanzen sich vorfindenden Stickstoffverbindungen, abgesehen von einigen schon in den Samen enthaltenen Stoffen, wie Cholin, Betain, Trigonellin, Lupanin usw. in der Hauptsache Produkte des Eiwei\u00dfabbaues sind. Man wird somit anzunehmen haben, da\u00df auch jene ihrer Natur nach noch nicht n\u00e4her gekannten Stoffe solche Produkte sind. 1st dies aber der Fall, dann mu\u00df es f\u00fcr das wahrscheinlichste erkl\u00e4rt","page":558},{"file":"p0559.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 559\nwerden, da\u00df man es mit Polypeptiden zu tun hat, d. h. mit StolTen, die zwischen den ersten Hydrolyseprodukten und den kri stallinischen Endprodukten der Spaltung stehen. Gegen diese Annahme kann nicht eingewendet werden, da\u00df die in Frage stellenden Keimpllanzenbestandteile im Filtrat vom Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag vorgefunden wurden, w\u00e4hrend F\u00e4llbarkeit durch Phosphorwolframs\u00e4ure eine Eigenschaft gewisser Polypeptide ist. Denn es verh\u00e4lt sich mit dieser F\u00e4llbarkeit offenbar ebenso wie mit derjenigen mancher Monoaminos\u00e4uren, >) die in konzentrierter, mit Schwefels\u00e4ure stark artges\u00e4uerter L\u00f6sung mit dem genannten Reagens F\u00e4llungen geben, aber nicht in die Niederschl\u00e4ge eingehen, welche in den Keimpflanzenextrakten durch Phosphorwolframs\u00e4ure hervorgebracht werden (letzteres gilt auch f\u00fcr das Phenylalanin, dessen reine w\u00e4sserige L\u00f6sung schon bei starker Verd\u00fcnnung mit Phosphorwolframs\u00e4ure eine F\u00e4llung gibt). Sodann aber ist noch darauf aufmerksam zu machen, da\u00df die Gruppe der Polypeptide wahrscheinlich aus einer gro\u00dfen Anzahl von Gliedern besteht, und da\u00df diese Glieder je nach den stickstoffhaltigen Gruppen\u2019 aus denen sie aufgebaut sind, vermutlich Abweichungen in ihrem Verhalten zeigen. Auch erw\u00e4hne ich noch, da\u00df nach N. Zuntz*) schon im Beginn der peptischen Verdauung der Eiwei\u00dfstofTe neben Albumosen und Peptonen nicht n\u00e4her bekannte Substanzen entstellen, die nicht die Biuretreaktion geben und durch Phosphorwolframs\u00e4ure nur teilweise gef\u00e4llt werden. Da man nicht annehmen kann, da\u00df dies Monoaminos\u00e4uren sind, so scheint es sich hier um Polypeptide zu handeln.\nIm Hinblick auf die im vorigen gemachten Angaben darf man es wohl f\u00fcr wahrscheinlich erkl\u00e4ren, da\u00df in den Keimpflanzen Polypeptide Vorkommen. Um den sicheren Beweis daf\u00fcr beizubringen, m\u00fc\u00dfte man zeigen, da\u00df die Extraktbestandteile. deren Identit\u00e4t mit Polypeptiden vermutet wird, beim\n1J Ich verweise auf die Angaben, die K. Fischer vor kurzem (Berichte der Deutschen ehern. Gesellschaft, Bd. XXXIX, S. f?7fo \u00fcber das \\ erhalten der Polypeptide und der Monoaminos\u00e4uren gegen IMiosphor-wolfrarns\u00e4ure gemacht hat.\n* Hofmeister s Beitr\u00e4ge zur ehern. Physiologie und'Pathologie Bd. II. S. 472.\t\u2019","page":559},{"file":"p0560.txt","language":"de","ocr_de":"560\nE. Schulze,\nKodien mit S\u00e4uren Monoaminos\u00e4uren oder Hexonbasen liefern. Dodi ist es nicht leicht, auf diesem Wege zu einer Entscheidung der Frage zu kommen: denn man besitzt keine Mittel, um die Extrakte, ehe man sie mit S\u00e4ure kocht, von Monoaminos\u00e4uren sowie von Asparagin vollst\u00e4ndig zu befreien. Auch w\u00fcrde ein Peptongehalt der Extrakte das Resultat unsicher machen. Allerdings kommen Peptone, so viel man bis jetzt wei\u00df, in den Keimpflanzen nur in minimalen Mengen vor.\nIch will schlie\u00dflich noch darauf aufmerksam machen, da\u00df\ndie in der obigen Tabelle angef\u00fchrten Zahlen nur eine unvollkommene Vorstellung von der Verteilung des Gesamtstickstoffs auf die verschiedenen Stoffe und Stoffgruppen geben. So fehlt z. R. eine quantitative Restimmung der auf Monoaminos\u00e4uren fallenden Stickstoffmenge. Auch schlie\u00dfen die f\u00fcr den \u00bbStickstoff im Phosphorwolframs\u00e4ureniederschlag* angegebenen Zahlen nicht .den Alloxurbasenstickstoff vollst\u00e4ndig ein; denn ein Teil dieser Rasen kann in dem bei der Extraktion mit Wasser verbliebenen R\u00fcckst\u00e4nde enthalten oder auch beim Erhitzen der Extrakte mit Kupferhydroxyd nach Stutzer\u2019s Verfahren gef\u00e4llt\nworden sein.\nIII. Zur Kenntnis der Umst\u00e4nde, welche au! die Aspar&gin-bildung in den Keimpflanzen Einflu\u00df haben.\nIn einer im Jahre 1904 publizierten Abhandlung hat D. Prianischnikow1) mitgeteilt, da\u00df der Zutritt von Leuchtgas zu Keimpflanzen auf letztere einen Reiz aus\u00fcbte, der eine st\u00e4rkere Asparagin bildung in den Pfl\u00e4nzchen zur Folge hatte. F\u00fcr die bez\u00fcglichen Versuche dienten Erbsen- und Bohnenkeimpflanzen verschiedenen Alters, von denen je eine Kultur im Gew\u00e4chshause, die andere in der durch Leuchtgas verunreinigten Laboratoriumsluft gewachsen war. Die Pfl\u00e4nzchen der letzteren Kulturen waren reicher an Asparagin und zeigten\n\u2018) Rerichte der Deutsch, botan. Gesellschaft. 1904, S. 38 und 39. Ober den Einflu\u00df des Leuchtgases auf die Gestaltung der Stengelteile elidierter Keimpflanzen hat auch Nelubow (Tageblatt des XI. Naturforscherkongresses in St. Petersburg 1902, S. 190; Zitat bei Prianischnikow) berichtet.","page":560},{"file":"p0561.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 561\nauch ein anderes Aussehen, als die im Gew\u00e4chshaus gezogenen Pfl\u00e4nzchen; ihre Stengel halten nicht vertikale Stellung, sondern waren krumm und im L\u00e4ngenwachstum zur\u00fcckgeblieben (hei 15t\u00e4gigen Bohnenkeimpllanzen zeigten sich in der L\u00e4nge der Stengel Unterschiede, die bis zu 21 cm gingen i.\nIm Hinblick auf diese Wahrnehmungen k\u00f6nnte man fragen, ob etwa die sehr starke Asparaginbildung, welche vnn mir und* meinen Mitarbeitern bei Keimpflanzen der Papilionaceen, insbesondere der Lupinusarten beobachtet wurde, zum Teil durch die Einwirkung leuchtgashaltiger Luft auf die Pfl\u00e4nzchen hervor-gerulen worden sei. Ich teile daher mit, da\u00df die von uns untersuchten Keimpflanzen, soweit sic nicht im Freien gewachsen sind, mit sehr wenigen Ausnahmen in einem durch einen breiten Vorplatz von den Laboratoriumsr\u00e4umen getrennten Zimmer unseres Institutes gezogen worden sind. In diesem Zimmer, welches eine H\u00f6he von 4,1 m besitzt, befinden sich nur an der Decke ein Gasleitungsrohr und eine zur Beleuchtung dienende, aber nur selten benutzte Gaslampe. Der Geruch nach Leuchtgas war in diesem Zimmer niemals zu bemerken. Da\u00df die minimalen Leuchtgasmengen, welche m\u00f6glicherweise aus der Gasleitung in die Luft des Zimmers \u00fcbergegangen sein k\u00f6nnen, einen merklichen Einflu\u00df auf die Entwicklung der Keimpflanzen ausge\u00fcbt haben, war von vornherein f\u00fcr unwahrscheinlich zu erkl\u00e4ren; w\u00e4re es anders, so m\u00fc\u00dfte man ja die Gasbeleuchtung aus pflanzenphysiologischen Laboratorien oder anderen Instituten, in denen man mit keimenden Samen, Pflanzen usw. Versuche zu machen hat, ganz verbannen. Doch war es angezeigt, dies durch einen Versuch zu pr\u00fcfen. Wir f\u00fchrten diesen Versuch im Sommer 1905 aus. In flache Gef\u00e4\u00dfe, die eine 4\u20145 cm hohe Schicht von reinem Sand enthielten, wurde Samen von Lupinus albus ausges\u00e4t. \u2022 Die Keimlinge wurden teils in dem beschriebenen Zimmer, teils in einem im Garten unseres Instituts befindlichen Gew\u00e4chshause (ohne Gasleitung) zur Entwicklung gebracht. Das Zimmer war verdunkelt, das Fenster w\u00e4hrend des Versuchs geschlossen. Die im Gew\u00e4chshaus aufgestellten Gef\u00e4\u00dfe mit Pflanzen wurden durch dar\u00fcber gest\u00fclpte undurchsichtige H\u00fcllen vor dem Lichtzutritt gesch\u00fctzt. Nach","page":561},{"file":"p0562.txt","language":"de","ocr_de":"562\nE. Schulze,\n12t\u00e4giger Dauer der Vegetation wurden die Pfl\u00e4nzchen zu gleicher Zeit geerntet. Die Untersuchung zeigte zun\u00e4chst, da\u00df die im Zimmer und im Gew\u00e4chshause gezogenen Pfl\u00e4nzchen im Aussehen keine Verschiedenheiten aufwiesen; da\u00df das L\u00e4ngenwachstum der beiden Kulturen das gleiche war, lie\u00df sich aus den Resultaten ersehen, die bei der Messung des hypokotvlen Gliedes an einer gr\u00f6\u00dferen Anzahl von Pfl\u00e4nzchen erhalten wurden. (Die L\u00e4nge dieses Gliedes betrug bei den Pfl\u00e4nzchen der einen wie der andern Kultur im Durchschnitt ungef\u00e4hr 17 cm.) In den bei 60\u00b0 getrockneten und sodann fein zerriebenen Pfl\u00e4nzchen wurde nun der Asparagingehalt nach Sachsse's Methode bestimmt: dabei erhielten wir die folgenden, auf die Pflanzentrockensubstanz sich beziehenden Zahlen:\nPll\u00e4nzchen aus dem Gew\u00e4chshause 18,75 \u00b0/o \u00bb\t\u00bb\t\u00bb Zimmer\t18,74 \u00b0/o\nLine Verschiedenheit im Asparagingehalt der beiden Kulturen lie\u00df sich also auf diesem Wege nicht nachweisen.\nWir haben auch noch das Asparagin gewogen, welches aus den Extrakten sich durch Krystallisation gewinnen lie\u00df, um auf diesem Wege eine Kontrolle der nach Sachsse's Verfahren gefundenen Zahlen zu haben. Dieses Verfahren ist ja in Wirklichkeit nur ein Verfahren zur Bestimmung der Ammoniakmenge, die beim Kochen mit Salzs\u00e4ure in den Extrakten sich bildet: wenn man daraus den Asparagingehalt der Untersuchungsobjekte berechnet, so geschieht dies unter der Voraussetzung, da\u00df neben dem Asparagin andere, beim Kochen mit verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure unter Ammoniakbildung sich zersetzende Stickstotfverbindungen in den Extrakten nicht vorhanden waren \u2014 eine Voraussetzung, die wahrscheinlich in keinem Falle vollst\u00e4ndig zutrif\u00eet. Da es nun denkbar ist, da\u00df eine bei der Einwirkung leuchtgashaltiger Luft, eintretende \u00c4nderung in der chemischen Zusammensetzung der Keimptlanzen weniger das Asparagin als andere, durch Salzs\u00e4ure zersetzbare StickstofTverbindungen betritft, so schien es w\u00fcnschenswert, auch noch die Ausbeute an Asparaginkrvstallen zu bestimmen. Die Bestimmungen wurden in der in dieser Zeitschrift1] fr\u00fcher beschriebenen Art und Weise ausgef\u00fchrt\n\u2022) \u00abd. xxiv, s. 11a.","page":562},{"file":"p0563.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 563\nund gaben folgende, auf die Pflanzentrockensubstanz berechnete Resultate :\nn. l)n..\t.\t,\tAsparagin (wasserfrei)\nDie t llanzchen aus dem Gew\u00e4chshause lieferten\t15,55\u00b0/o\n*\t* Zimmer\t.\tu\u201975.,,\nDie Ausbeute an Asparagin war also bei den aus dem Gew\u00e4chshause stammenden Pfl\u00e4nzchen etwas gr\u00f6\u00dfer; doch liegt die Differenz der Zahlen wohl innerhalb der Schwankungen, die bei solchen Bestimmungen hervortreten k\u00f6nnen.\nNach den im vorigen mitgeteillen Versuchsergebnissen waren die im Gew\u00e4chshaus gezogenen Pfl\u00e4nzchen ebenso reich an Asparagin, als diejenigen, welche im Zimmer sieh entwickelt hatten. Da auch das Aussehen der an den beiden verschiedenen Orten gezogenen Pfl\u00e4nzchen keine Verschiedenheiten aufwies, wie oben schon dargelegt worden ist, so hat man keinen Grund\u2019 anzunehmen, da\u00df die Luft des liir unsere Versuche benutzten Zimmers anders auf die Entwicklung und auf die chemische Zusammensetzung der Pfl\u00e4nzchen eingewirkt habe, als die vielleicht ein wenig reinere Luft des Gew\u00e4chshauses.\nEs sei hier noch daran erinnert, da\u00df N. Gastoro und ich') auch in bezug auf den Arginingehalt bei zwei Kulturen 6t\u00e4giger Keimpflanzen von Lupinus luteus, von denen die eine im Zimmer, die andere im Gew\u00e4chshause gezogen worden war, eine wesentliche Verschiedenheit nicht konstatieren konnten' Wir erhielten bei der Untersuchung folgende Kesultate:\nDip Pfl\u00e4nzchen aus dem Gew\u00e4chshause lieferten 2,18\u00bb/\u00bb Arginin *\t\u2019\t\u2022\t\u00bb Zimmer\t.\t2,35\u201c/\u00bb\t.\nAuf die kleine Differenz der Zahlen ist um so weniger Gewicht zu legen, als die im Gew\u00e4chshause gezogenen Pfl\u00e4nzchen dieser Art unter Zutritt des Lichtes sich entwickeltem Freilich macht es bekanntlich w\u00e4hrend der ersten Keimungsperiode\nkeinen gro\u00dfen Unterschied, ob man das Licht zutreten l\u00e4\u00dft oder nicht.\nEs sei hier endlich noch darauf aufmerksam gemacht, da\u00df ein sehr hoher Gehalt an Asparagin nicht nur bei etioli\u2019crlen Keimpflanzen, sondern auch bei normalen, im Freien gewachsenen\n') Diese Zeitschrift, Bd. XL1IJ, S. 17\u00ab.","page":563},{"file":"p0564.txt","language":"de","ocr_de":"564\nE. Schulze,\nPfl\u00e4nzchen Vorkommen kann. So fand z. B. N. Wassilieff1) in einer in meinem Laboratorium ausgef\u00fchrten Untersuchung 14 t\u00e4giger, im Freien, in fruchtbarem Boden gewachsener Pfl\u00e4nzchen von Lupinus albus in den Cotyledonen 17,59 \u00bb/o, in den Stengeln 21,12 \u00b0,o Asparagin, obwohl diese Pfl\u00e4nzchen schon 5\u20146 Laubbl\u00e4ttchen entwickelt und demgem\u00e4\u00df ohne Zweifel im Assimilationsproze\u00df schon Kohlenhydrate in betr\u00e4chtlicher Menge gebildet hatten. Starke Anh\u00e4ufung von Asparagin kann also auch bei Pfl\u00e4nzchen eintreten, die sich unter ganz normalen Verh\u00e4ltnissen entwickeln.\nSchlie\u00dflich sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df der Asparagingehalt der beiden 12 t\u00e4gigen Keimpflanzenkulturen, auf welche die oben gemachten Angaben sich beziehen, ungef\u00e4hr so hoch ist, wie man nach fr\u00fcher gemachten Beobachtungen erwarten konnte. Denn wir haben fr\u00fcher nach Sachsse\u2019s Methode in 16-17-t\u00e4gigen etiolierten Keimpflanzen der gleichenLupinusart ca. 21 \u00b0/o, in 18\u201419t\u00e4gigen Pfl\u00e4nzchen gleicher Art ca. 25\u00b0/o Asparagin gefunden.\nAnalytische Belege zum Abschnitt m.\nA. Im Gew\u00e4chshause gezogene Pfl\u00e4nzchen.\na)\tBestimmung des Ammoniakstickstoffs in einem mit Salzs\u00e4ure gekochten Extrakt: Angewendet 4,615 g Trockensubstanz. Extrakt = -BJO ccm ; 100 ccm davon gaben 0,02410 g N.\nb)\tBestimmung des Ammoniakstickstoffs in einem nicht mit Salzs\u00e4ure gekochten Extrakt: Angewendet 6,807 g Trockensubstanz. Extrakt = 00 ccm; 65 ccm davon gaben 0,00400 g N.\nAus der Differenz berechnet sich die oben f\u00fcr den Asparagingehalt der Pflanzentrockensubstanz angegebene Zahl.\nc)\tErmittelung der Ausbeute an Asparaginkrystallen: 7,00 g lufttrockene Substanz = 6,461 g Trockensubstanz gaben 1,142 g krystallisiertes Asparagin \u00e0 12\u00b0/o Krystallwasser.\nB. Im Zimmer gezogene Pfl\u00e4nzchen:\na) Bestimmung des Ammoniakstickstoffs in einem mit Salzs\u00e4ure gekochten Extrakt: Angewendet 4,645 g Trockensubstanz. Extrakt = 450 ccm ; 100 ccm davon gaben 1. 0,02243 g N ; 2. 0,02133 g N. (Im Mittel : 0,02188 g N.)\n*) Landwirtschaft!. Versuchsstationen, Bd. LV, S. 45.","page":564},{"file":"p0565.txt","language":"de","ocr_de":"Beitrage zur Kenntnis der Zusammensetzung usw, der Keimpflanzen. 505\nb) Bestimmung des Ammoniakstickstoffs in einem nicht mit Salzsaure gekochten Extrakt: Angewendet 3.817 g Trockensubstanz. Extrakt = 90 ccm ; 75 ccm davon gaben 0.00419 g N,\ne,>^eSVmm\"I!g der Ausbeutc an Asparagin kr y stallen: ,,00 g lui ttrockene Substanz = 8,503 g Trockensubstanz gaben 1.090 g kristallisiertes Asparagin \u00e0 12\u00b0 u Krystallwasser.\nFur den Gehalt der l\u2019llanzentrockensubslanz an wasserfreiem\nAsparagin berechnen sich aus diesen Zahlen die oben angegebenen Werte.\nIV. \u00fcber die Argininbildung in den Keimpflanzen von Lupinus luteus (Nachtrag).\nWie fr\u00fcher von uns gezeigt wurde, erf\u00e4hrt in den Keimpflanzen von Lupinus luteus w\u00e4hrend der ersten Entwicklungs-periode der Arginingehalt eine sehr starke, sp\u00e4ter dagegen nur eine sehr langsame Zunahme. Zum Beweise entnehmen wir einer Tabelle, die in der von N. Castoro und mir publizierten Abhandlung \u00bbj zu finden ist, die nachfolgenden Zahlen :\nDie schalenfreie Trockensubstanz lieferte:\n\u00abt\u00e4gige Pfl\u00e4nzchen 2,85> Arginin 11\t\u00bb\t\u00bb\t3,23\t\u00b0/o\n15\u201cf6\t\u00bb\t\u00bb\t3,78\t\u2022/\u00ab\n19~20\t\u00bb\t\u00bb\t3,84\t\u00b0;o\nAus den von uns ausgef\u00fchrten Bestimmungen lie\u00df sieh ferner schlie\u00dfen, da\u00df die Argininbildung in den Pfl\u00e4nzchen gleichen Schritt mit dem Eiwei\u00dfzerfall hielt. Ganz anders war es mitderAsparaginbildung, welche noch in starkem Ma\u00dfe fortdauerte, als der Eiwei\u00dfzerfall sehr schwach geworden und ein Eiwei\u00dfverlust der Pfl\u00e4nzchen nicht mehr nachzuweisen war.\nDa\u00df die Argininbildung sich sehr stark verlangsamt, nachdem die Pfl\u00e4nzchen ein Alter von 15\u201416 Tagen erreicht haben, wurde aus den Resultaten geschlossen, die bei Untersuchung von je einer Kultur von 15\u2014l\u00f6t\u00e4gigen, bezw. 19\u201420 t\u00e4gigen Pfl\u00e4nzchen erhalten wurden. Man kann es als einen Mangel betrachten, da\u00df nur diese beiden Bestimmungen jener Schlu\u00dffolgerung zugrunde lagen. Wir haben daher sp\u00e4ter noch 15t\u00e4gige und 24t\u00e4gige Keimpflanzen von Lupinus luteus untersucht, die von fr\u00fcher her in unseren H\u00e4nden waren.\nl) Diese Zeitschrift, Bd. XLIII, S. 176.","page":565},{"file":"p0566.txt","language":"de","ocr_de":"566\nE. Schulze,\nIn diesen Pfl\u00e4nzchen bestimmten wir die Argininmenge nach dem auch fr\u00fcher von uns angewendeten Verfahren und erhielten dabei folgende Resultate:\nl\u00f6t\u00e4gige Pfl\u00e4nzchen.\n17.72 g Pflanzenlrockensubstanz lieferten 0,734 g Argininnitrat \u2014 0,52114 g oder 2,94\u00b0/\u00ab Arginin.\n24t\u00e4gige Pfl\u00e4nzchen.\n19.7t\u00bb g Pflanzentrockensubstanz lieferten 0,860 g Argininnitrat 0.01 Ot\u00bb g oder 3,10\u00b0/o Arginin.\nHie aus den 24t\u00e4gigen Pfl\u00e4nzchen erhaltene Argininmenge war also nur um 0,16\u00b0/o h\u00f6her, als diejenige, welche aus den 15t\u00e4gigen Pfl\u00e4nzchen gewonnen worden war: die Differenz \u00fcbersteigt wohl nicht die Fehlergrenze solcher Bestimmungen. Auch bei diesen Pfl\u00e4nzchen hatte also die Argininbildung sich, nachdem dieselben ein Alter von 15 Tagen erreicht hatten, sehr stark verlangsamt* * Der Arginingehalt war hier aber in beiden F\u00e4llen geringer, wie bei den fr\u00fcher untersuchten Pfl\u00e4nzchen; worin die Ursache daf\u00fcr liegt, vermag ich nicht anzugeben.\nIn Pfl\u00e4nzchen von gleichem Alter, die unter den gleichen Verh\u00e4ltnissen sich entwickelt hatten, ist fr\u00fcher der Asparagin-gehalt nach Sachsse's Methode bestimmt worden. Dabei ergaben sich folgende, auf die Pflanzentrockensubstanz sich beziehende Zahlen:1)\nl\u00f6t\u00e4gige Pfl\u00e4nzchen 24,5\u00b0/o Arginin 24\t\u00bb\t\u00bb\t29,2 \u00b0/o\nDer Asparagingehalt war also w\u00e4hrend der letzten Vegetationsperiode in den Pfl\u00e4nzchen bedeutend gestiegen,2) trotzdem da\u00df die letzteren w\u00e4hrend dieser Periode keinen Eiwei\u00dfverlust erlitten hatten. Ihr Eiwei\u00dfgehalt war sogar um einen,\n') niese Zeitschrift, Bd. XXIV, Seite 67. Diese Pfl\u00e4nzchen waren ebenso wie die fr\u00fcher untersuchten 20 t\u00e4gigen Pfl\u00e4nzchen in der letzten \\ egetationsperiode ans Licht gebracht worden, um sie l\u00e4nger am Leben zu erhalten. Das Wachstum der ans Licht gebrachten Pfl\u00e4nzchen war aber ein geringes, weil sie durch den langen Aufenthalt im Dunkeln schon ersch\u00f6pft waren.\n*) Dies wurde auch durch W\u00e4gung der aus den Extrakten durch Kristallisation gewonnenen Asparaginquantit\u00e4ten nachgewiesen (man vergleiche die Angaben in der zitierten Abhandlung).","page":566},{"file":"p0567.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw. der Keimpflanzen. 5\u00df7\nfreilich nur sehr geringen, die Fehlergrenze der Bestimmungen kaum \u00fcbersteigenden Betrag gestiegen, und zwar deshalb, weil die Pfl\u00e4nzchen in der letzten Periode dem Lichte ausgesetzt waren. Ob das gleiche auch f\u00fcr die Pfl\u00e4nzchen gilt, in denen wir jetzt die Argininmenge bestimmten, l\u00e4\u00dft sich nicht mit Sicherheit sagen, da wir wegen Mangels an Material bez\u00fcgliche Bestimmungen nicht auszul\u00fchren vermochten, immerhin kann es f\u00fcr wahrscheinlich erkl\u00e4rt werden. Wenn trotzdem die Argininmenge noch eine, freilich nur \u00e4u\u00dferst geringe, Steigerung erfuhr, so ist dies leicht zu erkl\u00e4ren, das Aufh\u00f6ren des Eiwei\u00dfverlustes ist ja nicht gleichbedeutend mit Aufh\u00f6ren des Eiwei\u00dfzerfalles, der letztere wird, so mu\u00df man annehmen, in gewissen Teilen der Pfl\u00e4nzchen fortdauern, solange letztere am Leben sind; dieser Eiwei\u00dfverlust kann aber durch die in anderen Pflanzenteilen erfolgende Liwei\u00dfbildung aufgew\u2019ogen werden. Falls nun das beim Eiwei\u00dfzerfall entstandene Arginin nicht dem Verbrauche unterliegt, was ja f\u00fcr die Keimpflanzen von Lupinus luteus zu gelten scheint, so kann trotz Aufh\u00f6ren des Eiwei\u00dfverlustes die Argininmenge noch eine Steigerung erfahren. Es ist aber hier noch einmal darauf hinzuweisen, da\u00df die Differenz im Arginingehalt bei den jetzt untersuchten Pfl\u00e4nzchen die Fehlergrenze der Bestimmungen wohl nicht \u00fcber-steigt, demnach kann nicht mit Sicherheit behauptet werden, da\u00df in denselben w\u00e4hrend der letzten Vegetationsperiode die Argininmenge sich noch vermehrt hatte. Die jetzt erhaltenen Resultate stehen also in \u00dcbereinstimmung mit der Schlu\u00dffolgerung, die aus den fr\u00fcher ausgef\u00fchrten Versuchen von mir abgeleitet worden ist.\nSchlo\u00dfbemerkungen.\nEs war ein Hauptzweck der vorliegenden Untersuchung, die Keimpflanzen auf das Vorhandensein von Guanidin, Ornithin, Phenyl\u00e4thylamin, Tetramethylendiamin und Pentamethylendiamin zu pr\u00fcfen. Keine dieser Basen konnte in den von uns untersuchten Objekten aufgefunden werden: wir vermochten nur Arginin, Histidin, Lysin, Cholin, Trigonellin und Lupanin zu isolieren. Arginin konnte in allen Untersuchungsobjekten\nHoppe-Seyler's Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVII.\tH7","page":567},{"file":"p0568.txt","language":"de","ocr_de":"of>\u00ab\nE. Schulze,\nnanhgcwiesen werden, in den meisten auch Histidin, w\u00e4hrend Lysin nur aus den Keimpflanzen von Lupinus albus isoliert wurde. Da\u00df aber die zuletzt genannte Base auch in den \u00fcbrigen Untersuchungsobjekten nicht v\u00f6llig fehlte, darf wohl angenommen werden, da ihre Entstehung bei dem mit dem Keimungsvorgang verbundenen Eiwei\u00dfabbau au\u00dfer Zweifel steht. Da\u00df der Gehalt der I (l\u00e4nzchen au Arginin, Histidin und Lysin ein sehr niedriger war, entspricht der aus fr\u00fcher gemachten Beobachtungen von uns abgeleiteten Schlu\u00dffolgerung, da\u00df die genannten Basen sieh nicht anh\u00e4ufen, weil sie im Stoffwechsel der Pfl\u00e4nzchen dem Verbrauche unterliegen - eine Schlu\u00dffolgerung, f\u00fcr welche die an Pisiun sativum gemachten Beobachtungen einen neuen' Beweis geliefert haben.\nIn allen unseren Untersuchungsobjekten konnte Cholin nach-\ngewiesen werden, und zwar in relativ betr\u00e4chtlicher Quantit\u00e4t. Da\u00df diese schon in den ungekeimten Samen sich vorfindende Base w\u00e4hrend des KeimungsVorganges nicht verbraucht wird, sondern im Gegenteil an Menge zunimmt, ist aus den an Soja hispida und an Cucurbita Pepo gemachten Beobachtungen zu ersehen. Man wird kaum irren, wenn man annimmt, da\u00df die Bildung von Cholin mit dem w\u00e4hrend des Keimungsvorganges erl\u00f6senden Abbau der Lecithine zusammenh\u00e4ngt.\nAuch das Lupanin und das Trigonellin, Bestandteile der Samen von Lupinus albus bezw. Pisum sativum, finden sich in etiolierten Keimpflanzen, deren Vegetationsdauer einige Wochen betragen hat, noch vor und geh\u00f6ren demnach nicht zu den-\njenigen Samenbestandteilen, die w\u00e4hrend des Keimungsvorganges aufgezehrt werden. Das Gleiche gilt f\u00fcr das Betain, welches nach einer fr\u00fcher von uns ausgef\u00fchrten Untersuchung bei Vicia sativa sowohl in den Samen wie in den etiolierten Keimpflanzen sich findet. Ob die in den umgekeimten Samen enthaltenen Quantit\u00e4ten dieser Basen w\u00e4hrend des Keimungsvorganges ganz unver\u00e4ndert bleiben oder ob sie eine geringe Abnahme erleiden, das ist eine Frage, die wir nur entscheiden k\u00f6nnten, wenn der Gehalt der Samen und der Keimpflanzen an diesen Basen quantitativ bestimmt worden w\u00e4re; solche Bestimmungen liegen aber bis jetzt nicht vor.","page":568},{"file":"p0569.txt","language":"de","ocr_de":"Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung usw der Keimpflanzen. 569\nAus dem negativen Resultat, das wir bei der Untersuchung der Pfl\u00e4nzchen auf Guanidin, Ornithin, Tetramethylendiamin, Pentamethylendiamin und Phenyl\u00e4thylamin erhielten, l\u00e4\u00dft sich selbstverst\u00e4ndlich nicht mit v\u00f6lliger Sicherheit der Schlu\u00df ziehen, da\u00df diese Basen in jenen Objekten niemals auftreten ; es w\u00e4re ja m\u00f6glich, da\u00df sie beim Abbau prim\u00e4rer Eiwei\u00dfzersetzungsprodukte zwar entstehen, aber bald wieder umgewandelt werden und infolge davon in den Untersuchungsobjekten nicht in einer f\u00fcr ihren Nachweis gen\u00fcgenden Quantit\u00e4t enthalten sind. Zieht man aber in Betracht, da\u00df wir diese Basen in keiner der von uns untersuchten vier Keimpflanzenarten fanden, obwohl wenigstens zwei von diesen Objekten in gro\u00dfer Quantit\u00e4t f\u00fcr die Untersuchung verwendet wurden, so mu\u00df es doch wohl f\u00fcr sehr wahrscheinlich erkl\u00e4rt werden, da\u00df die genannten Basen im Stoffwechsel dieser Keimpflanzen gar nicht entstehen. Nicht\nunerwartet war uns die Abwesenheit von Tetramethylendiamin, Pentamethylendiamin und Phenyl\u00e4thylamin, da man diese Basen unter den Produkten des Eiwei\u00dfabbaues bisher nur gefunden hat, wenn eine Zersetzung durch Bakterien eingetreten war. \u00dcberraschender war es, da\u00df wir Guanidin, dessen Vorkommen bei Vicia sativa fr\u00fcher schon von uns nachgewiesen worden ist, in keiner der jetzt untersuchten Keimpflanzenarten aufzufinden vermochten ; man mu\u00df daraus schlie\u00dfen, da\u00df diese Base nicht zu den normalen Stoffwechselprodukten der Keimpflanzen geh\u00f6rt und da\u00df ihr Auftreten bei Vicia sativa auf besondere Umst\u00e4nde zur\u00fcckzuf\u00fchren ist.\nden bisher von uns gemachten Beobachtungen sind als Produkte des mit dem Keimungsvorgang verbundenen Eiwei\u00dfabbaues folgende Stickstoffverbindungen zu nennen: Amino-valerians\u00e4ure, Leucin, Isoleucin, Phenylalanin, Tyrosin, Tryptophan, ct-Pyrrolidincarbons\u00e4ure, Arginin, Lysin, Histidin, As-paragin, Glutamin und Ammoniak. Da\u00df daneben auch Polypeptide \u25a0si(\u2019h vorfinden, ist zwar nicht sicher bewiesen, kann aber doch wohl f\u00fcr wahrscheinlich erkl\u00e4rt werden. Au\u00dfer den genannten Stoffen treten auch Alloxurbasen, wahrscheinlich als Abbauprodukte des Nucleins, in den Keimpflanzen auf.","page":569}],"identifier":"lit18334","issued":"1906","language":"de","pages":"507-569","startpages":"507","title":"Neue Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Zusammensetzung und des Stoffwechsels der Keimpflanzen","type":"Journal Article","volume":"47"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:32:41.284365+00:00"}