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{"created":"2022-01-31T13:30:54.820797+00:00","id":"lit18335","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Kutscher","role":"author"},{"name":"Lohmann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 48: 1-8","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Der Nachweis toxischer Basen im Harn.\nVon\nKutscher und Lohmann.\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Marburg.) (Der Redaktion zugegangen am 28. M\u00e4rz 1906.)\nIn letzter Zeit haben sieh aus Liebigs Fleischextrakt eine Reihe organischer Basen darstellen lassen,die unser Interesse schon deshalb verdienen, weil sie zum Teil heftige Gifte sind, wie das Methylguanidin, Muskarin und andere, \u00fcber die der eine von uns demn\u00e4chst berichten wird. Denn sie sind es wahrscheinlich, auf welche sich einige bisher unerkl\u00e4rbare Wirkungen des genannten Fleischextraktes zur\u00fcckf\u00fchren lassen. Diesen Bestandteilen m\u00fcssen wir auch das Novain und Oblitin zuz\u00e4hlen. Dieselben sind allerdings nicht so wirksam wie das Methylguanidin usw., verm\u00f6gen aber doch namentlich nach subkutaner Injektion bei M\u00e4usen und Katzen schwere Krankheitserscheinungen hervorzurufen und die Tiere zu t\u00f6ten. Von den beiden letztgenannten Basen haben wir besonders das Verhalten des Oblitins, das sich aus Liebigs Fleischextrakt in gr\u00f6\u00dferer Menge darstellen lie\u00df, gepr\u00fcft. Dabei zeigte sich, da\u00df es im Organismus der Katze eine auffallende Ver\u00e4nderung erfuhr. Brachte man es Katzen subkutan bei, so erschien im Harn reichlich Novain, aber kein Oblitin; verf\u00fctterte man es an Katzen, dann lie\u00df sich unver\u00e4ndertes Oblitin im Harn nach-weisen, im Kot hingegen erschien Novain. Wir werden in einer sp\u00e4teren Arbeit hierauf ausf\u00fchrlich eingehen.\nDiese Beobachtungen veranla\u00dften uns, zun\u00e4chst den nach Verf\u00fctterung von Liebigs Fleischextrakt gelassenen Harn und\n') Zeitschrift f. Unters, d. Nahrungs- u. Genu\u00dfmittel, Bd. X, S. 528, und Zentralblatt f. Physiologie, Bd. XIX, Heft 15.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVIII.\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nKutscher und Lohmann,\nim Anschlu\u00df daran normalen Harn auf die ausgeschiedenen Harnbasen n\u00e4her zu untersuchen. Leider eignen sich zu derartigen Versuchen Katzen nicht gut, da sie gegen Liebigs Fleischextrakt wenig tolerant zu sein scheinen, denn bereits 10 g Fleischextrakt, die wir ihnen mit der Schlundsonde eingaben, konnten bei diesen Tieren heftiges Erbrechen und blutigen Durchfall erzeugen. Hunde vertragen Liebigs Fleischextrakt besser. Deshalb benutzten wir einen Terrier von 7150 g Gewicht. Wir verf\u00fctterten t\u00e4glich an ihn 20 g Fleischextrakt, die wir ihm auf Brot gestrichen reichten. Auff\u00e4lligerweise nahm dieses Tier freiwillig niemals mehr als 20 g Fleischextrakt zu sich, w\u00e4hrend es trockenes Brot noch gierig fra\u00df. Wasser bekam der Hund w\u00e4hrend des Versuches nach Belieben. Wir verf\u00fctterten an ihn 140 g Fleischextrakt. Das Extrakt war aus einer hiesigen Handlung (Estor) bezogen worden, das Streifenband, das die B\u00fcchse abschlo\u00df, war unversehrt.\nDie Verarbeitung des Harns geschah in folgender Weise. Die einzelnen Harnportionen wurden, um die Bestandteile der Nubekula m\u00f6glichst zu entfernen, durch ein mit Kieselgur bedecktes Filter gesaugt, mit Schwefels\u00e4ure anges\u00e4uert, vereinigt und mit Phosphorwolframs\u00e4ure ausgef\u00e4llt. Die Phosphorwolframf\u00e4llung wurde abfiltriert, mit Schwefels\u00e4ure gewaschen und daraus nach bekannter Methode durch Behandlung mit Baryt, Kohlens\u00e4ure usw. die kohlensauren Basen gewonnen. Die L\u00f6sung derselben s\u00e4uerten wir mit Salpeters\u00e4ure schwach an, schieden durch Zugabe von Silbernitrat zun\u00e4chst die Alloxur-basen ab, filtrierten, f\u00e4llten im Filtrat durch Silbernitrat und Barytwasser das Kreatinin aus.x) Die Silberverbindung des Kreatinins saugten wir ebenfalls ab, beseitigten im neuen Filtrat das Silber durch Salzs\u00e4ure, den Baryt durch Schwefels\u00e4ure und f\u00e4llten die bisher nicht abgeschiedenen Basen wieder durch Phosphorwolframs\u00e4ure aus. Aus der Phosphorwolframf\u00e4llung erzeugten wir die freien Basen. Dieselben wurden mit Salzs\u00e4ure stark anges\u00e4uert, zum Sirup eingeengt und mit absolutem Alkohol aufgenommen. Ungel\u00f6st blieb dabei haupts\u00e4chlich Kaliumchlorid.\n*) Siehe Zeitschrift f. Unters, der Nahrungs- u. Genu\u00dfmittel, Bd. X,\nS. 528.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Der Nachweis toxischer Basen im Harn.\n3\nDie alkoholische L\u00f6sung wurde abgedampft, wieder mit Alkohol aufgenommen und mit alkoholischer Platinchloridl\u00f6sung ausgef\u00e4llt. Die Platinf\u00e4llung wurde abgesaugt, mit Alkohol gewaschen, in hei\u00dfem Wasser gel\u00f6st,1) mit Tierkohle entf\u00e4rbt und mit Schwefelwasserstoff zersetzt. Das zum Sirup eingeengte Filtrat vom Platinsulfid f\u00e4llten wir mit 30\u00b0/oiger w\u00e4sseriger Goldchloridl\u00f6sung. Die F\u00e4llung schied sich zun\u00e4chst \u00f6lig ab, krystallisierte aber bald. Nach der Umkrystallisation wurde ein in kurzen, vierseitigen S\u00e4ulen krystallisierendes Goldsalz erhalten, dessen Goldwert sich durch weitere Umkrystallisation nicht \u00e4ndern lie\u00df und das sich durch die Analyse und den biologischen Versuch als Novaingoldchlorid erwies. Nur durch den tiefer gelegenen Schmelzpunkt wich es von dem aus Fleischextrakt direkt dargestellten Novaingoldchlorid ab. Diese Abweichung war wohl durch eine geringe Verunreinigung bedingt, die sich nur schwer beseitigen lie\u00df. Die Ausbeute an analysenreiner Substanz betrug 0,8 g.\n0,1202\tg Substanz gaben\t0,0483\tg\tAu\n0,1038\t\u00bb\t\u00bb\t>\t0,0420\t\u00bb\t\u00bb\n0,1425\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t0,0887\t\u00bb\tCO\u201e\tund\t0,0401\tg\tH,0\n0,1308\t\u00bb\t>\t\u00bb\t3,5 ccm N ; T.\t=\t13\u00b0 ;\tBa. = 747 mm.\nF\u00fcr C,H17N03 \u25a0\nBerechnet :\nC = 17,2 \"/o H = 3,7 > N = 2,9 \u00b0/o Au = 40,5 \u00b0/o\nHCl \u2022 AuCla\nGefunden :\nC = 17,0\u00bb/O H = 3,2 >\nN = 3,1 \u00b0/o Au = 40,2, 40,5 \u00b0/o.\n0,13 g der Gold Verbindung f\u00fchrten wir in das Chlorid \u00fcber und injizierten es einer 24 g schweren Maus subkutan. Das Tier erkrankte schnell unter den typischen Erscheinungen derNovainvergiftung,es ging 20 Stunden nach der Injektion ein.\nUm zu entscheiden, ob schon der normale Hundeharn Novain enth\u00e4lt, haben wir nach Ablauf des ersten Versuches 17 1 Harn des gleichen Hundes gesammelt und darauf unter-\n*) Man kann die in Wasser gel\u00f6ste Platinf\u00e4llung vor der Zersetzung mit H2S noch einengen, um die in Wasser schwerl\u00f6slichen Platinate zur Krystallisation zu bringen. Wir sind in der Tat so vorgegangen, erhielten aber nur etwas Ammonium- und Kaliumplatinat.\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"Kutscher und Lohmann,\nsucht. Das Tier erhielt die gew\u00f6hnliche Mischkost. Bei der Verarbeitung des Harns benutzten wir in diesem Fall ein abgek\u00fcrztes Verfahren. Der mit Salzs\u00e4ure anges\u00e4uerte Harn wurde nach Entfernung der auskrystallisierenden Kynurens\u00e4ure mit Phosphorwolframs\u00e4ure gef\u00e4llt. Aus der mit 5\u00b0/oiger Schwefels\u00e4ure gewaschenen F\u00e4llung stellten wir die Basen nach bekannter Methode dar. Die freien Basen f\u00fchrten wir in die Chloride \u00fcber und nahmen dieselben mit absolutem Alkohol auf. Die alkoholische L\u00f6sung dampften wir ab, nahmen sie wieder mit Alkohol auf und f\u00e4llten mit alkoholischer Platinchloridl\u00f6sung. Die F\u00e4llung l\u00f6sten wir in Wasser, zersetzten sie mit Schwefelwasserstoff, dampften zum Sirup ab und f\u00e4llten mit 30\u00b0/oiger w\u00e4sseriger Goldchloridl\u00f6sung. Wir erhielten ein \u00d6l, das nicht krystallisieren wollte. Da bei den Versuchen, es in hei\u00dfem Wasser zu l\u00f6sen, starke Reduktion eintrat, zersetzten wir die Goldverbindungen durch Schwefelwasserstoff, f\u00e4llten die Chloride in alkoholischer L\u00f6sung nochmals mit alkoholischer Piatinchloridl\u00f6sung und f\u00fchrten die Platinate wie oben in die Goldverbindungen \u00fcber. Jetzt krystallisierte die Goldf\u00e4llung bald. Aus ihr wurden 0,65 g eines in d\u00fcnnen Nadeln krystallisierenden Goldsalzes erhalten, das viel \u00c4hnlichkeit mit dem Novaingoldchlorid besa\u00df. Es bestand aber aus einem Gemenge, das sich wegen der geringen Ausbeute nicht weiter trennen lie\u00df. Auffallenderweise blieb bei der Umkrystallisation der Goldwert konstant.\n0,1137 g\tgaben\t0,0459\tg Au =\t40,4 \u00b0/o\n0,1155 \u00bb\t>\t0,0461\t\u00bb >\t=\t40,0\u00b0/o\t(nach Umkrystallisation)\n0,1699 \u00bb\t\u00bb\t0,0978\t\u00bb CO\u00e4 =\t15,7\u00ae,\u00ab\tund 0,0455\tg H,Q = 3,0 \u00b0/o\n0,1536 >\t\u00bb\t7 ccm N; T. = 12\u00ae; Ba.\t= 750 mm,\talso N = \u00f6,4\u00b0/o.\nDie obigen Zahlen lassen eine Formel nicht berechnen.\nAus 0,095 g der Goldverbindung stellten wir auch hier die Chloride dar, die in feinen Nadeln krystallisierten. Wir injizierten sie einer 20 g schweren Maus subkutan. Die eingespritzten Substanzen wirkten sehr st\u00fcrmisch. Es stellte sich bei dem Tiere bald beschleunigte und erschwerte Atmung, weiter Speichelflu\u00df und Harntr\u00e4ufeln ein. Bereits eine Stunde nach der Injektion war das Tier tot. Novain wirkt viel langsamer.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Der Nachweis toxischer Basen im Ham.\n5\nZiehen wir in Betracht, da\u00df bei F\u00fctterung von Liebigs Fleischextrakt bereits 21 Harn 0,8 g Novaingoldehlorid lieferten, w\u00e4hrend in dem Kontrollversuch 17 1 Harn nur 0,65 g eines zweifelhaften Gemenges gaben, so mu\u00df man schlie\u00dfen, da\u00df, wenn \u00fcberhaupt, in der Norm sich nur geringe Mengen von Novain im Organismus des Hundes bilden. Das von uns im ersten Versuch gewonnene Novain mu\u00df demnach haupts\u00e4chlich dem Fleischextrakt entstammen und zwar entweder dem pr\u00e4formiei ten Novain oder dem Oblitin nach dessen Spaltung.\nDa sich Liebigs Fleichextrakt f\u00fcr den tierischen Organismus nicht indifferent erwies, nahmen wir davon Abstand, damit F\u00fctterungsversuche am Menschen vorzunehmen. Wir beschr\u00e4nkten uns darauf, normalen menschlichen Harn zu untersuchen. Verarbeitet wurden 10 1 Sammelharn, der von verschiedenen, angeblich gesunden Personen stammte. Der Harn wurde sorgf\u00e4ltig durch Kieselgur filtriert und nach dem eben geschilderten abgek\u00fcrzten Verfahren behandelt. Die Goldf\u00e4llung schied sich auch hier zun\u00e4chst \u00f6lig ab, kristallisierte aber bald. Sie war nicht einheitlich, sondern bestand zum wenigsten aus 4 verschiedenen Basen, die sich durch fraktionierte Krystallisation trennen lie\u00dfen.\nZun\u00e4chst schied sich ein sehr schwerl\u00f6sliches Goldsalz ab, das in hellgelben, gl\u00e4nzenden Bl\u00e4ttchen kristallisierte. Es schmolz bei schnellem Erw\u00e4rmen unter Zersetzung und lebhaftem Aufsch\u00e4umen bei 248\u00b0 C.1) Der Zersetzungspunkt und die Goldbestimmung zeigten, da\u00df Neuringoldchlorid vorlag. Die Ausbeute daran betrug 0,17 g.\n0,111 g Substanz gaben 0,0516 g Au = 46,5\u00b0/o Au;\nNeuringoldchlorid verlangt 46,4\u00b0/o Au.\nDas Neurin ist unseres Wissens bisher im Harn nicht nachgewiesen worden. Allerdings geben Marino-Zuco und U. Dutto an/2) aus dem Harn bei Morbus Addisonii Neurin erhalten zu haben, und dieser Befund gibt ihnen Veranlassung zu einer\n4) Neuringoldchlorid aus synthetischem von Herrn Dr. Ruckert dargesteilten Neurin zeigte das gleiche Verhalten.\n*) Moleschott, Untersuchungen zur Naturlehre usw., Bd. XIV, S. 617. * *","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nKutscher und Lohmann,\ninteressanten Theorie \u00fcber die Entstehung der Addisonschen Krankheit, die sie als eine chronische Neurinvergiftung betrachten. In der Tat haben aber Marino-Zuco und U. Dutto, wie sich aus der Analyse des Goldsalzes ergibt (sie fanden 43,90\u00b0/o Au), Cholin, nicht Neurin in H\u00e4nden gehabt. Man hielt fr\u00fcher das Cholin und Neurin nicht so scharf auseinander wie jetzt. Die Theorie von Marino-Zuco und U. Dutto ist also dahin zu modifizieren, da\u00df der Morbus Addisonii eine chronische Cholinvergiftung ist. Mag diese Theorie nun richtig oder falsch sein, von Interesse ist zweifellos die Differenz im Verhalten des normalen und des an Addisonscher Krankheit leidenden Menschen, und es w\u00e4re zu w\u00fcnschen, wenn von seiten der Kliniker aufgekl\u00e4rt w\u00fcrde, warum der eine Neurin, der andere Cholin ausscheidet.\nDie Muttersubstanz des von uns aufgefundenen Neurins ist wohl Lecithin. Schwieriger zu beantworten ist dagegen die Frage, wo sich das Neurin gebildet hat. Es kann n\u00e4mlich beim intermedi\u00e4ren Lecithinstoffwechsel in den Geweben entstanden sein, es kann sich aber auch im Darm durch F\u00e4ulnis des Lecithins gebildet haben. Schlie\u00dflich kann es bereits fertig mit den Nahrungs- und Genu\u00dfmitteln aufgenommen worden sein, wie es z. B. in Liebigs Fleischextrakt, wenn auch nicht st\u00e4ndig vorkommt. Da wir \u00fcber das Verhalten des Neurins im tierischen Organismus zurzeit noch nicht unterrichtet sind, ist eine Entscheidung obiger Frage vorl\u00e4ufig nicht m\u00f6glich.\nAus der Mutterlauge vom Neuringoldchlorid lie\u00df sich ein Goldsalz gewinnen, das gro\u00dfe \u00c4hnlichkeit mit Novaingoldchlorid zeigte. Es schied sich wie dieses aus seiner \u00fcbers\u00e4ttigten L\u00f6sung zun\u00e4chst als \u00d6l ab, das dimorph in Bl\u00e4ttchen und S\u00e4ulen kry-stallisieren konnte. Zwischen 155\u2014160\u00b0 C. schmolz es ohne Zersetzung zu einer klaren, roten Fl\u00fcssigkeit. Die Ausbeute betrug leider nur 0,156 g, die zu einer Kohlenstoff-Wasserstoffbestimmung verwandt wurden.\n0,1445 g Substanz gaben 0,0937 g CO\u201e und 0,0292 g H20.\nF\u00fcr C7H17N02 \u2022 HCl \u2022 AuCl,\nBerechnet :\tGefunden :\nC = 17,2\u00ae/\u00bb\tC = 17,7o/o","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Der Nachweis toxischer Basen im Ham.\n7\nVielleicht ist aber auch diese Verbindung identisch mit einer von Dombrowski1) aus dem Harn dargestellten Base, der Dombrowski die Formel C,H15NO\u00e4 zugeschrieben hat. Leider bat Dombrowski nur das Platinsalz untersucht.\nDie Mutterlauge dieses K\u00f6rpers lieferte bei weiterem Einengen Kreatiningoldchlorid. Das Kreatinin erschwert die Darstellung der anderen Harnbasen au\u00dferordentlich. Sein Platin-und Goldsalz ist allerdings leicht l\u00f6slich und man wird den gr\u00f6\u00dften Teil des Kreatinins schon bei der Platinfallung los. Die Verh\u00e4ltnisse liegen aber f\u00fcr die anderen Basen deshalb ung\u00fcnstig, weil sie dem Kreatinin gegen\u00fcber nur in geringer Menge im Harn vorhanden sind. Daher wird sich wahrscheinlich h\u00e4ufig bei der Harnuntersuchung unser erstes Verfahren empfehlen, welches gestattet, die Hauptmenge des Kreatinins als Silberverbindung zu entfernen.2) Au\u00dferdem scheinen auch noch andere die Krystallisation hindernde Substanzen in die Silberf\u00e4llungen zu gehen. Die Ausbeute an Kreatiningoldchlorid betrug ca. 0,5 g.\nDie Mutterlauge vom Kreatiningoldchlorid gab schlie\u00dflich noch ein in kleinen, gl\u00e4nzenden, gelben, zu Drusen vereinigten Nadeln krystallisierendes Goldsalz, das in Wasser leicht l\u00f6slich war. Es schmolz bei 200\u00b0 C. scheinbar ohne Zersetzung zu einer klaren, roten Fl\u00fcssigkeit, nachdem es vorher stark gesintert war. Die Ausbeute daran betrug 0,45 g. Der Goldwert blieb nach Umkrystallisation best\u00e4ndig. Leider ging die C- und H-Bestimmnng verloren.\n0,1220 g Substanz gaben 0,056 g Au = 46,6 \u00b0/o Au 0,1027 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb 0,048 \u00bb \u00bb = 46,7 \u00b0/o \u00bb\nTrotzdem der Goldwert gut zu Neurin pa\u00dft, lag doch sicher eine andere Base vor, wie L\u00f6slichkeit und Schmelzpunkt zeigt.\nEine Fr^ge, die seit langer Zeit die verschiedenen Forscher interessiert hat, bezieht sich auf die Giftigkeit des Harns. Sie ist bald in negativem, bald in positivem Sinne beantwortet\n\u2018) Compt. rend., Bd. CXXXV, S. 244, Jahrg. 1902.\n*) Durch nochmalige Umf\u00e4llung der Platinate w\u00fcrde man wohl ebenfalls eine Beseitigung des Kreatinins erreichen.","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8 Kutscher u. Lohmann, Der Nachweis toxischer Basen im Harn.\nworden. In den seltensten F\u00e4llen ist es jedoch gelungen, gutcharakterisierte K\u00f6rper aus dem Harn zu gewinnen, die giftig wirkten. Die Ursache, warum die aufgewandte M\u00fche den erzielten Resultaten bisher nicht entsprochen hat, ist wohl in der Unvollkommenheit der fr\u00fcher benutzten Methoden zu suchen. Nachdem es uns ohne besondere Schwierigkeit m\u00f6glich gewesen ist, sowohl im Hunde- wie im Menschenharn das Auftreten toxischer Basen nachzuweisen, m\u00fcssen wir nat\u00fcrlich das Erscheinen giftiger K\u00f6rper im Harne bejahen, und wir hoffen, seitdem es uns noch gegl\u00fcckt ist, in einem so gebr\u00e4uchlichen Genu\u00dfmittel wie Liebigs Fleischextrakt eine Quelle derartiger K\u00f6rper aufzufinden, die L\u00f6sung der Frage einen Schritt gef\u00f6rdert zu haben.\nOb sich unsere Methode auch zur Untersuchung pathologischer Harne eignet, wissen wir nicht, doch besch\u00e4ftigen sich vielleicht gelegentlich die Kliniker damit.","page":8}],"identifier":"lit18335","issued":"1906","language":"de","pages":"1-8","startpages":"1","title":"Der Nachweis toxischer Basen im Harn","type":"Journal Article","volume":"48"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:30:54.820803+00:00"}