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{"created":"2022-01-31T14:56:24.198610+00:00","id":"lit18341","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Abderhalden, Emil","role":"author"},{"name":"Eduard Strauss","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 48: 49-53","fulltext":[{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"Die Spaltprodukte des Spongins mit S\u00e4uren.\nVon\nEmil Abderhalden und Ednard Strauss.\n(Aus dem I. Chemischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 30. M\u00e4rz 1906.)\nAus der heterogenen Gruppe der Albuminoide sind bis jetzt ganz verschiedenartige Vertreter nach der Estermethode von Emil Fischer untersucht worden. Es hat sich gezeigt, da\u00df zwar die einander nahe stehenden Glieder dieser Reihe in ihrer Zusammensetzung an Aminos\u00e4uren manche \u00c4hnlichkeit aufweisen, da\u00df dagegen im \u00fcbrigen die Proteine dieser mehr nach morphologischen Gesichtspunkten aufgestellten Klasse die einzelnen Bausteine in recht verschiedenen Mengenverh\u00e4ltnissen enthalten.x) Immerhin kommt ein gemeinsamer Zug bei allen hierher geh\u00f6renden Proteinen zum Ausdruck. Es fehlen einmal einzelne Bausteine, so das Tyrosin dem Leim, und wie wir gezeigt haben, auch dem Spongin, ferner scheint das Phenylalanin ihm und den Keratinsubstanzen des Haares und der Federn nicht anzugeh\u00f6ren. Andererseits \u00fcberwiegen bei den Albuminoiden Gruppen von Aminos\u00e4uren, von denen uns bekannt ist, da\u00df sie bei der Verdauung durch Trypsin schwer oder gar nicht angegriffen werden. Emil Fischer und Emil Abderhalden2)\n*) Vergl. Emil Fischer und Aladar Skita, \u00dcber das Fibroin der Seide, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIII, S. 177, 1901. \u2014 \u00dcber das Fibroin und den Leim der Seide, Ebenda, Bd. XXXV, S. 221, 1902. \u2014 Emil Fischer, P. A. Levene und R. H. Aders, \u00dcber die Hydrolyse des Leims, Ebenda, Bd. XXXV, S. 70, 1902. \u2014 Emil Fischer und Theodor D\u00f6rpinghaus, Hydrolyse des Horns, Ebenda, Bd. XXXVI, S. 462, 1902. \u2014 Emil Abderhalden und A. Schittenhelm, Die Abbauprodukte des Elastins, Ebenda, Bd. XLI, S. 293, 1904. \u2014 Emil Abderhalden und Gideon Wells, Die Monoaminos\u00e4uren des Keratins aus Pferdehaaren, Ebenda,, Bd. XLVI, S. 31, 1905. \u2014 Emil Abderhalden und E. R.-Le Count, Die Monoaminos\u00e4uren des Keratins aus G\u00e4nsefedern, Ebenda, Bd. XLVI, S. 40, 1905.\n*) Emil Fischer und Emil Abderhalden, \u00dcber die Verdauung einiger Eiwei\u00dfk\u00f6rper durch Pankreasfermente, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX, S. 81, 1903. \u2014 \u00dcber die Verdauung des Caseins durch Pepsinsalzs\u00e4ure und Pankreasfermente, Ebenda, Bd. XL, S. 215, 1903.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVIII.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nEmil Abderhalden und Eduard Strauss,\nfanden in dem der Verdauung mit Pankreassaft widerstehenden Produkt, dem sogenannten Polypeptid, auffallend viel Phenylalanin, Prolin tmd Glykokoll. Letztere beiden Aminos\u00e4uren sind neben Glutamins\u00e4ure in sehr gro\u00dfen Mengen im Spongin enthalten. Wir halten es nicht f\u00fcr unwahrscheinlich, da\u00df der tierische Organismus durch die Bevorzugung derartiger Gruppierungen bestimmte, aus dem allgemeinen Stoffwechsel gewisserma\u00dfen ausgeschaltete Proteine vor den Gewebsfefmenten sch\u00fctzt und sie so in gewissem Sinne ihrer ganzen Funktion als St\u00fctz-und Grund subs t anzen entsprechend stabil macht.\nExperimenteller Teil.\nDas Spongin wurde mechanisch von dem anhaftenden Sand befreit und zuerst durch Sp\u00fclen mit Wasser, dann durch Digerieren mit 5\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure in der K\u00e4lte und schlie\u00dfliches Nachsp\u00fclen mit Wasser gereinigt. Die ann\u00e4hernd getrocknete Substanz enthielt noch 8\u00b0/o Asche und hatte einen beim Trocknen bis 100\u00b0 auf Gewichtskonstanz sich ergebenden Feuchtigkeitsgehalt von 4,5\u00b0/o.\nZur Hydrolyse gelangten 300 g Spongin, welche in der dreifachen Menge konzentrierter Salzs\u00e4ure vom spezifischen Gewicht 1,19 bei Wasserbadtemperatur gel\u00f6st wurden. Zur vollst\u00e4ndigen Hydrolyse wurde die L\u00f6sung, wie \u00fcblich, 6 Stunden gekocht. Die Menge des dabei gebildeten Melanins betrug 8,89 g = 2,9 \u00b0/o. Die L\u00f6sung wurde im Vakuum zum Sirup eingedampft, und der R\u00fcckstand viermal mit Alkohol und Salzs\u00e4uregas ver-estert. Beim Einengen der alkoholischen Fl\u00fcssigkeit schieden sich in der K\u00e4lte 46 g Glykokollesterchlorhydrat ab.\nAus der sirup\u00f6sen Fl\u00fcssigkeit wurden in bekannter Weise mit N\u00e4trontauge und Kaliumcarbonat die Ester in Freiheit gesetzt, und diese durch fraktionierte Destillation in 3 Anteile zerlegt:\nI. 1*2 mm Dt\u00e0ck bei 100\u00ae (Temperatur des Wasserbades)\nn. o,4 \u00bb\t\u00bb\t\u00bb too\u00ab (\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t)\nIII. 0,4 \u00bb\t\u00bb bis 200\u00b0 (\t\u00bb\t. \u00d6lbades).\nFraktion I.\nDie Gesamtmenge der Fraktion betrug 45 g. Die Ester wurden sofort verseift, und die L\u00f6sung zur Trockne verdampft.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Die Spaltprodukte des Spongins mit S\u00e4uren.\n51\nDie verbleibende Krystallmasse kochten wir zur Entfernung des Prolins zweimal mit absolutem Alkokol aus. Ungel\u00f6st blieben 15 g. Aus diesem R\u00fcckstand konnten 8 g Glykokollester-chlorhydrat abgeschieden werden.\nDie Analyse des Glykokollesterchlorhydrats gab folgende Werte:\n0,2002 g Substanz ergaben 0,1328 g Ha0 und 0,2627 g C02 Berechnet f\u00fcr C4H10NOsC1 :\tGefunden:\nG = 34,41 o/o\tC = 34,42 >\nH = 7,17\u00b0/o\tH = 7,37 \u2022/#\nFraktion II.\nNach der Verseifung der Estermenge, welche 56 g betrug, wurde der Trockenr\u00fcckstand zweimal mit absolutem Alkohol ausgekocht, und diese alkoholische L\u00f6sung mit der aus Fraktion I gewonnenen vereinigt. Beim Verdampfen in Vakuum hinterblieb ein R\u00fcckstand von 16 g Prolin. Hiervon wurde das Kupfersalz dargestellt, und das beim Auskochen mit absolutem Alkohol verbliebene racemische Kupfersalz analysiert.\n1.\tW as Serbestimmung: 0,8248 g Substanz verloren bei 110\u00ab : 0,0899 g H\u201e0.\nBerechnet f\u00fcr C10Hw04NsCu-f 2 H20 : 10,90 \u00b0/o H20 Gefunden:\t10,89 \u00b0/o \u00bb\n2.\tKupferbestimmung: 0,1915g bei 110\u00b0 getrockneter Substanz gaben\n0,0514 g CuO = 0,0410 g Cu = 21,4 \u00bb/o Cu.\nBerechnet f\u00fcr C10H16O4N2Cu : 21,8 \u00b0/o Cu.\nWie sich aus der Veresterung einer Probe des in Alkohol unl\u00f6slichen krystallinischen R\u00fcckstandes \u2014 30 g \u2014 dieser Fraktion ergab, enthielt er Glykokoll. Es wurden 12 g Gly-kokollesterchlorhydrat gewonnen. Die gr\u00f6\u00dfte Menge der Fraktion bestand aus Leucin, welches durch fraktionierte Krystallisation rein erhalten wurde und zwar in einer Menge von 21 g.\nEs war, wie schon sein Zersetzungspunkt und vor allem auch sein Geschmack zeigte, nicht ganz rein. Mit gro\u00dfer M\u00fche gelang es durch wiederholte Krystallisation, Verwandlung in das Kupfersalz und durch dessen Fraktionierung Pr\u00e4parate in sehr kleinen Mengen zu gewinnen, welche das Aussehen und die Eigenschaften des Alanins zeigten. Ferner erhielten wir eine Substanz, die einen recht einheitlichen Ein-\n4*","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nEmil Abderhalden und Eduard Strauss,\ndruck machte und Zahlen gab, die auf Aminovalerians\u00e4ure stimmen. Wir sch\u00e4tzen die Gesamtausbeute an beiden Aminos\u00e4uren auf etwa 2 g. Wir halten ihren Nachweis trotz der gut stimmenden Analysenzahlen nicht f\u00fcr ganz einwandsfrei, weil uns eine reiche Erfahrung gezeigt hat, da\u00df oft Mischkrystalle einheitliche Substanzen vort\u00e4uschen.\n0,1858 g Substanz gaben 0,2758 g C02 und 0,1312 g HjO Berechnet f\u00fcr\tCsH,N02:\tGefunden:\n40,45\u00b0/o G und 7,86\u00b0/o H 40,48> C und 7,84\u00b0/o H.\n0,1820 g Substanz gaben 0,3406 g C02 und 0,1520 g H,0 Berechnet f\u00fcr\tCgHjjNO,:\tGefunden:\n51,28% C und 9,40\u00bb/o H 51,04% G und 9,28 \u00b0/o H.\nDie Analyse des Leucins ergab:\n0,1812 g Substanz gaben 0,3840 g C02 und 0,1636 g H20 Berechnet f\u00fcr\tCSH13N02 :\tGefunden:\n54,96% C und\t9,92% H 54,78% C und 10,03% H.\nFraktion III.\nDie Gesamtmenge dieser Fraktion betrug 50 g. Beim Versetzen mit der f\u00fcnffachen Menge Wasser schieden sich geringe Mengen eines \u00d6les ab, welches ausge\u00e4thert wurde. Nach dem Waschen mit Wasser wurde der \u00c4ther verjagt, und der R\u00fcckstand durch zweimaliges Abrauchen mit Salzs\u00e4ure verseift. Die braune Masse wurde nun zweimal mit Ammoniak auf dem Wasserbade digeriert. Es hinter blieben 6 g Trockenr\u00fcckstand, aus welchem mittels der Phenylcyanatverbindung und durch darauffolgende Umwandlung derselben in das entsprechende Benzyl-phenylhydantoin das Phenylalanin nachzuweisen versucht wurde. Es gelang nicht, den Beweis seiner Anwesenheit in einwandsfreier Weise zu f\u00fchren. In einem zweiten Versuch waren wir nicht gl\u00fccklicher, so da\u00df wir es noch offen lassen m\u00fcssen, ob das Phenylalanin zu den Bausteinen des Spongins hinzuzurechnen ist.\nDie w\u00e4sserige L\u00f6sung der Ester wurde durch zweist\u00fcndiges Kochen mit konzentrierter Barytl\u00f6sung verseift. Beim Stehen in der K\u00e4lte schieden sich Krystalle von asparaginsaurem Baryt aus. Dieselben wurden abgesaugt, mit verd\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure zerlegt, und die gewonnene Asparagins\u00e4ure mehrfach aus Wasser umkrystallisiert. Wir erhielten so 12 g Asparagins\u00e4ure. Die Analyse ergab:","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Die Spaltprodukte des Spongins mit S\u00e4uren.\n53\n0,2102 g Substanz gaben 0,2789 g C02 und 0,0999 g H20 Berechnet f\u00fcr C4H7N04:\tGefunden:\n36,09 > C und 5,26 \u00bb/o H 36,18 \u00b0/o C und 5,32 > H.\nDas Filtrat vom ausgeschiedenen asparaginsauren Baryt wurde vom Baryt befreit und eingeengt. Hierbei schied sich Glutamins\u00e4ure ab. Wir erhielten im ganzen 32,0 g dieser S\u00e4ure. Die Mutterlauge wurde weiter eingeengt, ergab aber nur noch geringe Mengen von Glutamins\u00e4ure. Analysiert wurde das Glutamins\u00e4urechlorhydrat.\n0,1947 g Substanz gaben 0,2353 g C02 und 0,0977 g H20. Berechnet f\u00fcr C6H,0NO4Cl:\tGefunden:\n32,69 \u00b0/o C und 5,45 \u00b0/o H. 32,96> C und 5,57 \u00b0/o H.\nDer bei der Vakuumdestillation hinterbleibende braune R\u00fcckstand wurde durch mehrst\u00fcndiges Kochen mit Barytwasser verseift, das Filtrat barytfrei gemacht, eingeengt und mit Salzs\u00e4uregas ges\u00e4ttigt. Dabei wurden noch 18 g Glutamins\u00e4urechlorhydrat gewonnen (= 14 g der freien S\u00e4ure).\nTyrosin konnte im Spongin nicht nachgewiesen werden. Auf 100 g Gewichtsteile asche- und wasserfreien Spongins berechnet, ergeben sich \u2014 abz\u00fcglich des Melanins \u2014 folgende Mengen von Monoaminos\u00e4uren:\nGlykokoll\t13,9 \u00b0/o\nLeucin\t7,5 \u00b0/o\nProlin\t6,3 \u00b0/o\nGlutamins\u00e4ure\t18,1 \u00b0/o\nAsparagins\u00e4ure\t4,7 >\nAlanin und Aminovalerians\u00e4ure m\u00f6chten wir, trotz der gut stimmenden Analysen, noch nicht als sicher festgestellte Bausteine des Spongins betrachten. Wir erw\u00e4hnen noch, da\u00df bereits A. Kossel und F. Kutscher auf den hohen Gehalt des Spongins an Glutamins\u00e4ure hingewiesen haben. Sie fanden auf 100 g lufttrockene Substanz ann\u00e4hernd 15 g salzsaure Glutamins\u00e4ure.J) Ferner erhielten sie aus derselben Menge 5\u20146 g Arginin'und 3\u20144 g Lysin.l 2)\nl) A. Kossel und F. Kutscher, Beitr\u00e4ge zur Kenntnis der Eiwei\u00dfk\u00f6rper, Diese Zeitschrift, Bd. XXXI, S. 165 (214), 1901.\ns) 1. c. (S. 205).","page":53}],"identifier":"lit18341","issued":"1906","language":"de","pages":"49-53","startpages":"49","title":"Die Spaltprodukte des Spongins mit S\u00e4uren","type":"Journal Article","volume":"48"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:56:24.198615+00:00"}