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{"created":"2022-01-31T13:41:04.218823+00:00","id":"lit18345","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Mey, Paul","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 48: 81-84","fulltext":[{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Pepsinverdauung.\nVon\nstud. med. Paul Mey (Reval).\n(Aus dem physiologischen Institut der Universit\u00e4t Marburg.) (Der Redaktion zugegangen am 15. April 1906.)\nNamentlich die Arbeiten von Lawrow1) und Zuntz2) haben gezeigt, da\u00df entgegen der Theorie K\u00fchnes die peptische Verdauung \u00fcber die Bildung von Peptonen hinausgeht und im Laufe derselben biuretfreie Verdauungsprodukte von mehr oder weniger komplizierter Zusammensetzung entstehen. Die Darstellung derselben macht jedoch Schwierigkeiten, weil die Pepsinverdauung stets unvollkommen ist, so da\u00df sich in den Verdauungsfl\u00fcssigkeiten immer noch weniger ver\u00e4nderte Abbauprodukte des Eiwei\u00dfes, wie Syntonin, Albumosen etc. nachweisen lassen, die bei der Verarbeitung der peptischen Verdauungs-fl\u00fcssigkeiten betr\u00e4chtliche Hindernisse bereiten.\nNun haben k\u00fcrzlich Kutscher und Lohmann3) bei der Papayotinverdauung, die insofern der Pepsinverdauung \u00e4hnlich ist, als es dabei auch nicht gelingt, die Biuretreaktion zum Verschwinden zu bringen, das Tannin benutzt, um die kolloidalen Bestandteile zu beseitigen. Es lie\u00df sich erwarten, da\u00df die von Kutscher und Lohmann angewandte Methode sich mit Vorteil zum Studium der Pepsinverdauung verwerten lassen w\u00fcrde. Da sich sowohl das Eiwei\u00df, wie die Albumosen und Peptone4) durch Tannin niederschlagen lassen sollen, hoffte ich mit\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. XXVI, S. 513, und Bd. XXXIII, S. 312.\ns) Diese Zeitschrift, Bd. XXVHI, S. 132.\n3) Diese Zeitschrift, Bd. XLVI, S. 383.\n*) Nenmeister, Lehrb. d. phys. Chemie, II. Aufl., S. 234.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVIII.\n6","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\nPaul Mey,\nHilfe dieses Reagenses leicht zu den biuretfreien Verdauungsprodukten zu gelangen. Ich habe zwei dahingehende Versuche angestellt.\nZu Versuch I benutzte ich 83 g gut ausgepre\u00dftes, frisches Fibrin, das in 1 1 k\u00fcnstlichen Magensaftl) gebracht und 7 Tage bei 37\u00b0 C. im Brutschrank gehalten wurde.\nIn Versuch II \u00fcberlie\u00df ich 16 g H\u00fchnereiwei\u00df in 2 1 k\u00fcnstlichem Magensaft 7 Tage der Verdauung. In beiden Versuchen pr\u00fcfte ich die Verdauungsfl\u00fcssigkeit nach der Vorschrift von G\u00fcrber t\u00e4glich mit G\u00fcnzburgs Reagens auf die Gegenwart freier Salzs\u00e4ure.\nDie Verarbeitung der Verdauungsfl\u00fcssigkeiten geschah in beiden F\u00e4llen gleichm\u00e4\u00dfig. Die Fl\u00fcssigkeiten wurden zun\u00e4chst mit Natriumcarbonat versetzt, bis sie gegen Lackmuspapier ganz schwach alkalisch reagierten. Den dabei entstehenden Niederschlag saugte ich ab. Das klare Filtrat f\u00e4llte ich mit Tanninl\u00f6sung aus unter Vermeidung eines gr\u00f6\u00dferen \u00dcberschusses des F\u00e4llungsmittels. Die abgeschiedenen Tannate saugte ich ab und beseitigte im neuen Filtrate das \u00fcbersch\u00fcssige Tannin der Hauptsache nach durch F\u00e4llung mit Barytwasser. Das Filtrat vom Baryumtannat s\u00e4uerte ich schwach mit Schwefels\u00e4ure an und trug Bleioxyd im \u00dcberschu\u00df ein. Nach einiger Zeit nahm die h\u00e4ufig umger\u00fchrte Fl\u00fcssigkeit alkalische Reaktion an. Nunmehr filtrierte ich das Baryumsulfat etc. ab und dampfte die Fl\u00fcssigkeit unter Zugabe von etwas Bleioxyd ein. Die auf ein kleines Volumen gebrachte Fl\u00fcssigkeit saugte ich vom Bleioxyd ab und engte sie zum Sirup ein, den ich mehrmals mit 96\u00b0/oigem Alkohol auskochte. Ungel\u00f6st zur\u00fcck blieb dabei haupts\u00e4chlich anorganische Substanz, doch lie\u00dfen sich in den R\u00fcckst\u00e4nden auch biuretgebende K\u00f6rper nachweisen. Ich habe die L\u00f6sung derselben nur auf ihr Verhalten gegen Ammonsulfat n\u00e4her gepr\u00fcft. Sie lie\u00dfen sich durch Ammonsulfat nicht abscheiden und m\u00fcssen daher den echten Peptonen zugez\u00e4hlt werden. Die Hauptmasse der organischen Substanz war jedoch in Alkohol\n*) Der k\u00fcnstliche Magensaft war aus der Schleimhaut eines Schweinemagens nach den Angaben von Thierfelder (Hoppe-Seylers Handbuch d. physiol, u. pathol.-chemisch. Analyse, Aufl. 7, S. 382) dargestellt.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Pepsinverdauung.\n83\nl\u00f6slich. Sie hinterblieb nach dem Verdunsten des Alkohols als wenig hygroskopischer, stark alkalisch reagierender Sirup.\nIn dem aus Versuch I stammenden alkoholl\u00f6slichen Teil lie\u00dfen sich noch merkliche Mengen Chlor, etwas Blei und Baryum und reichlich Natrium nachweisen, der im Versuch II gewonnene alkoholl\u00f6sliche Teil war frei von Chlor, Blei und Baryum, enthielt aber reichlich Natrium. Das Natrium schien in beiden F\u00e4llen an organische Verbindungen sauren Charakters gekn\u00fcpft zu sein. In Versuch II habe ich den alkoholl\u00f6slichen R\u00fcckstand bei 100\u00b0 C. getrocknet und gewogen, er wog 8,6 g. Mit diesen R\u00fcckst\u00e4nden habe ich noch folgende Reaktionen angestellt.\nAlkoholl\u00f6slicher R\u00fcckstand von Versuch I.\nA.\tFarbenreaktionen.\n1.\tBiuretreaktion, stark. Die Farbe, die bei dieser Reaktion erhalten wird, ist ein sch\u00f6nes, feuriges Rot, wie es nach K\u00fchne f\u00fcr die Peptone charakteristisch seinsoll.\n2.\tXanthoproteinreaktion, stark.\n3.\tMilions Reaktion. Auf Zugabe von Milions Reagens zun\u00e4chst wei\u00dfe F\u00e4llung. Beim Erw\u00e4rmen intensive R\u00f6tung der Fl\u00fcssigkeit.\n4.\tReaktion nach Moli sch, auffallend stark.\n5.\tReaktion nach Adamkiewicz, sehr intensiv.\n6.\tBromwasser gab gelben, reichlichen Niederschlag.\n7.\tSchwefelreaktion, vollkommen negativ.\nB.\tF\u00e4llungsreaktionen.\n1.\tBleizucker undTUeiessig, negativ.\n2.\tBr\u00fcckes Reagens -f- HCl, schwache Tr\u00fcbung.\n3.\tSalpeters\u00e4ure, negativ.\n4.\tMetaphosphors\u00e4ure, negativ.\nAlkoholl\u00f6slicher R\u00fcckstand von Versuch II.\nA. F\u00e4rbenreaktionen.\n1.\tBiuretreaktion wie bei I.\n2.\tXanthoproteinreaktion, stark.\n3.\tMil Ions Reaktion wie bei I.\n4.\tReaktion nach Mo lisch, schwach.\n5.\tReaktion nach Adamkiewicz, intensiv.\n6.\tBromwasser, wirkt wie bei I.\n7.\tSchwefelreaktion, vollkommen negativ.\nB. F\u00e4llungsreaktionen.\n1.\tBleizucker und Bleiessig, gaben starke, in Essigs\u00e4ure l\u00f6sliche F\u00e4llungen.\n2.\tBr\u00fcckes Reagens wirkt wie beil.\n3.\tSalpeters\u00e4ure, negativ.\n4.\tMetaphosphors\u00e4ure, negativ.","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\nPaul Mey, Zur Kenntnis der Pepsin Verdauung.\n5.\tPhosphorwolframs\u00e4ure, reichlicher Niederschlag. Beim Erhitzen l\u00e4uft die Hauptmasse zu einem \u00d6l zusammen, das in Wasser unl\u00f6slich ist. Der in L\u00f6sung gegangene Teil scheidet sich beim Erkalten krystallinisch ab.\n6.\tEsbachs Reagens, nach einiger Zeit geringe Tr\u00fcbung.\n7.\tTannin, negativ.\n8.\tFerrocyankalium -f- Essigs\u00e4ure, negativ.\n9.\tS\u00e4ttigung mit Ammonsulfat erzeugt in einer konzentrierten L\u00f6sung nur eine ganz schwache Tr\u00fcbung.\n5. Phosphorwolframs\u00e4ure wirkt wie bei I.\n6.\tEsbachs Reagens, nach einiger Zeit Tr\u00fcbung. *\n7.\tTannin, negativ.\n8.\tFerrocyankalium -f- Essigs\u00e4ure, negativ.\n9.\tS\u00e4ttigung mit Ammon sulfat erzeugt in einer sehr konzentrierten L\u00f6sung nur eine Tr\u00fcbung, aber keinen Niederschlag.\nMeine Versuche zeigen, da\u00df man mit Hilfe der Tanninmethode die bei der Pepsinverdauung gebildeten Albumosen bis auf Spuren beseitigen kann. Dagegen scheinen bei der Pepsinverdauung auch reichliche Mengen peptonartiger K\u00f6rper, die mit Tannin keine schwer l\u00f6slichen Verbindungen eingehen und daher durch dieses F\u00e4llungsmittel sich nicht entfernen lassen, zu entstehen.","page":84}],"identifier":"lit18345","issued":"1906","language":"de","pages":"81-84","startpages":"81","title":"Zur Kenntnis der Pepsinverdauung","type":"Journal Article","volume":"48"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:41:04.218829+00:00"}