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Über den Einfluß neutraler Salze auf die peptische Spaltung des Eiweißes

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{"created":"2022-01-31T13:42:48.808676+00:00","id":"lit18357","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Levites, S.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 48: 187-191","fulltext":[{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflu\u00df neutraler Salze auf die peptische Spaltung\ndes Eiwei\u00dfes.\nVon\nS. Levites.\n(Aus dem pathologischen Laboratorium des K. Instituts f\u00fcr experimentelle Medi\u00efin in St. Petersburg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 19. Mai 1906.)\n\u00dcber den Einflu\u00df der Neutralsalze auf katalytisch verlaufende Reaktionen liegen zahlreiche Untersuchungen vor. Es ist in erster Linie an die klassischen Untersuchungen von Arrhenius, von Ostwald und seinen Mitarbeitern (Katalyse des Acetamids, der Ester usw., Inversion des Zuckers usw.) zu erinnern. Aus allen Untersuchungen geht hervor, da\u00df Salze, wenn sie bei katalytisch verlaufenden Reaktionen zugegen sind, einen betr\u00e4chtlichen Einflu\u00df aus\u00fcben. Ihre Wirkung ist bedeutend, aber wesentlich verschieden : sie wirken bald positiv, bald negativ, meistens aber negativ. Die Ursache der eigent\u00fcmlichen Wirkung der Salze bleibt noch immer unaufgekl\u00e4rt.\nVon praktischer Seite verdient ein besonderes Interesse die Erforschung der Frage \u00fcber den Einflu\u00df der Salze auf solche katalytische Reaktionen, die durch tierische Fermente bedingt sind, und vor allem der Einflu\u00df der Salze auf die peptische Spaltung, denn es ist vielleicht vorauszusehen, da\u00df die verschiedenartigen Salze, die mit der Nahrung aufgenommen werden k\u00f6nnen, nicht ohne Einflu\u00df auf die Verdauungskraft des Magen-resp. Darmsaftes sein m\u00fcssen. Aus verschiedenen in dieser Richtung angestellten Versuchen ist zu ersehen, da\u00df die Neutralsalze auch hier, wie bei den oben genannten katalytischen Reaktionen, einen bedeutenden, hemmenden Einflu\u00df aus\u00fcben. So z. B. gibt Pfleiderer1) an, da\u00df die schwefelsauren Salze die Verdauungskraft der Pepsinsalzs\u00e4ure bis auf Null herabsetzen k\u00f6nnen (Untersuchungsmethode nach Gr\u00fctzner). Die Untersuchungen von Pawlow8) (Mettsehe Methode) weisen auf die\n') Pfleiderer, Pfl\u00fcgers Arch., Bd. LXVI, 1897.\n*) J. P. Pawlow u. Parastschuk, Diese Zeitschrift, Bd. XL1I.","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nS. Levites,\nstarke hemmende Wirkung des essig- und salieylsauren Natriums und auf die erheblich geringere Wirkung des NaCl hin. Endlich erweisen einige Arbeiten aus dem Laboratorium D anile ws-kys die hemmende Wirkung des phosphorsauren Natriums usw.\nWenn man die eben zitierten Arbeiten, wie auch manche anderen \u00fcberblickt, so gewinnt man den Eindruck, da\u00df in der Wirkung der Salze eine gewisse Gesetzm\u00e4\u00dfigkeit herrschen m\u00fcsse. Um hier\u00fcber Klarheit zu gewinnen, hielt ich f\u00fcr notwendig, die Versuche nach einer besser geeigneten Methode aufs neue anzustellen. Und wie es sich weiter heraussteilen wird, haben meine Vermutungen sieh tats\u00e4chlich best\u00e4tigt. Es ergab sich, da\u00df wir in der Wirkung der Salze eine Erscheinung haben, die haupts\u00e4chlich von dem S\u00e4ureanteil bedingt wird, und da\u00df sich die S\u00e4ureanteile (Anionen) betreffs ihrer hemmenden Wirkung in einer Reihe anordnen lassen, die mit den Affinit\u00e4tskonstanten der S\u00e4uren zusammenf\u00e4llt.\nDie Versuchsanordnung war folgende:\nZu ann\u00e4hernd (aber genau gewogen) einem Gramm Eiwei\u00df im Reagenzglas wurden 10 ccm nat\u00fcrlichen Hundemagensaftes zugegeben, der die gew\u00fcnschte Menge Salz enthielt ; der Salzgehalt variierte von Vi6 norm, bis 1 norm. ; 6 solche Reagenzr\u00f6hren wurden auf einmal in den Rrutschrank gebracht; nach Verlauf einer bestimmten Zeit wurden die R\u00f6hren herausgenommen, mit Wasser verd\u00fcnnt und filtriert. Das Filtrat wurde auf 150 ccm ausgef\u00fcllt und in 15 ccm des Filtrates der Stickstoff nach Kjeldahl bestimmt. Zur Untersuchung gelangte haupts\u00e4chlich Blutfibrin von Merck (bei 100\u00b0 C. getrocknet). Die Dauer des Verbleibens im Brutschrank betrug 7 Stunden bei 39,50 C. Zur Kontrolle wurde sp\u00e4ter krystallinisches H\u00fchnereiwei\u00df verwendet ; dieses wurde 24 Stunden lang im Brutschrank aufbewahrt und weiter wie beim Blutfibrin verfahren. Magensaft mit verschiedenem Salzgehalt wurde folgenderma\u00dfen dargestellt: In einem bestimmten Volumen Magensaft wurde so viel Salz gel\u00f6st, wie f\u00fcr 1-Normall\u00f6sung erforderlich war ; aus dieser Normall\u00f6sung wurde durch entsprechende Verd\u00fcnnung mit reinem Magensaft die L\u00f6sung auf Vs norm., 1U norm. usw. gebracht. Im \u00fcbrigen ist n\u00e4heres aus den beiliegenden Tabellen zu ersehen.","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflu\u00df neutraler Salze auf die peptische Spaltung usw. 189\nTabelle I. Blutfibrin.\nSalze\t0\t\u2019/l\u00ab\t7\u00ab\tv\u00ab\t7\u00bb\t1\nLithiumchlorid\t\t100\t\t\t\t\t98,00\t97,20\t94,10\nNatriumchlorid\t\t100\t98,00\t97,15\t96,75\t94,50\t81,60\nKaliumchlorid\t\t100\t\u2014\t101,70\t102,26\t98,50\t96,00\nCalciumchlorid\t\t100\t\u2014\t99,00\t98,49\t98,29\t96,11\nStrontiumchlorid\t\t100\t\u2014\t97,10\t96,55\t94,45\t80,20\nNatriumbromid\t\t100\t\u2014\t96,65\t96,25\t\u2014\t75,49\nKaliumbromid\t\t100\t97,14\t95,63\t94,75\t\u2014\t\u2014\nKaliumjodid\t\t100\t96,40\t94,11\t90,20\t84,00\t\u2014\nLithiumsulfat\t\t100\t\u2014\t90,05\t83,90\t81,09\t68,70\nNatriumsulfat\t\t100\t\u2014\t89,70\t81,60\t79,20\t66,00\nKaliumoxalat\t\t100\t96,11\t88,00\t80,14\t72,57\t47,71\nNatriummalonat\t\t100\t97,00\t86,57\t74,52\t56,72\t39,14\nNatriumacetat\t\t100\t97,12\t81,24\t72,06\t53,15\t38,36\nNatriumpropinat\t\t100\t96,00\t74,72\t51,19\t38,49\t21,75\nNatriumbutyrat\t\t100\t96,19\t70,24\t48,20\t32,00\t14,30\nTabelle II.\nKrystallisiertes H\u00fchnereiwei\u00df.\nSalze\t0\tV8\tV\u00ab\tV*\t1\nNaCl\t\t100\t\t\t94,95\t89,34\t_\nKCl\t\t100\t\u2014\t93,01\t86,05\t\u2014\nCaCl2\t\t100\t\u2014\t95,54\t87,92\t77,77\nSrCl2\t\t100\t\u2014\t91,34\t82,77\t74,11\nNaBr\t\t100\t\u2014\t92,20\t85,00\t\u2014\nKBr\t\t100\t\u2014\t86,47\t82,74\t\u2014\nSrBr8\t\t100\t91,76\t84,00\t77,21\t\u2014\nKJ\t\t100\t\u2014\t82,70\t74,47\t\u2014\nNa2S04\t\t100\t\u2014\t71,69\t64,00\t51,30\nK2S04 \t\t\t100\t\u2014\t79,00\t71,74\t\u2014","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nS. Levites\nDie Ergebnisse unserer Untersuchungen in den Tabellen I und II zusammengefa\u00dft, erlauben folgende Schl\u00fcsse zu ziehen : 1. S\u00e4mtliche Salze, mit wenigen Ausnahmen (KCl bei Blutfibrin) wirken hemmend auf die peptische Eiwei\u00dfspaltung. 2. Die beobachtete Hemmung steigt mit der Konzentration des Salzes. 3. Die hemmende Wirkung eines Salzes wird haupts\u00e4chlich durch den S\u00e4ureanteil des Salzes bedingt. Die Wirkung des metallischen Anteils ist im Vergleich zu dem S\u00e4ureanteil sehr gering. 4. Sieht man von dem Einfl\u00fcsse des metallischen Anteils des Salzes ab und betrachtet nur die Wirkung des S\u00e4ureanteils, so stellt sich alsbald eine sehr bemerkenswerte gesetzm\u00e4\u00dfige Wirkung des Salzes heraus. Vergleichen wir die Wirkung der Salze mit gemeinschaftlichen Kationen und verschiedenen Anionen, so sehen wir, da\u00df die Wirkung der Salze umgekehrt den Affinit\u00e4tskonstanten der S\u00e4uren ist, aus denen die Salze gebildet sind, d. h. Salze schw\u00e4cherer S\u00e4uren \u00fcben eine gr\u00f6\u00dfere hemmende Wirkung aus, als Salze st\u00e4rkerer S\u00e4uren. Zur Best\u00e4tigung des Gesagten f\u00fchren wir in Tabelle III die Quantit\u00e4ten des gel\u00f6sten Stickstoffes unter Wirkung von Vs und 1h normal Na-Salze auf (aus Tabelle I) und daneben die Affinit\u00e4tskonstanten der S\u00e4uren.\nTabelle III.\nGel\u00f6ster N.\nSalze\t7* norm.\tV* norm.\tS\u00e4uren\tAffinit\u00e4tskonstanten l)\nNaCl\t\t97,15\t94,50\tHCl\t\t100\nNaBr\t\t96,65\t\u2014\tHBr\t\t111\nKJ\t\t94,11\t90,20\tHJ\t\t\u2014\nNasS04\t\t89,70\t79,20\tHsS04\t\t73,20\n(COOK),\t\t88,00\t72,87\t(COOH)\t\t18,60\nr\u201e COONa ^COONa\t\t86,57\t56,72\tCH2(COOH)2 . . .\t3,08\nCHsCOONa\t\t81,24\t53,15\tCHjCOOH ....\t0,40\nC2H6COONa\t\t74,72\t38,49\tC2H6COOH ....\t0,304\nIsoC4H9COONa. . . .\t70,24\t32,00\tC4H9C00H ....\t0,335\n*) Nach Ostwald f\u00fcr Zuckerinversion.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber den Einflu\u00df neutraler Salze auf die peptische Spaltung usw. 191\nAus der Tabelle EU ist weiter zu schlie\u00dfen, da\u00df die beobachtete Hemmung nicht einzig den Salzen allein zugeschrieben werden kann, sondern auch der Wirkung der S\u00e4uren, und letzterer vielleicht zum gr\u00f6\u00dften Teil. Denn wenn wir zu dem salzs\u00e4urehaltigen * *) Magensafte Salz hinzusetzen, so wird durch Wechselwirkung S\u00e4ure frei. \u00dcber die Quantit\u00e4t der gebildeten freien S\u00e4ure geben uns die Affinit\u00e4tskoeffizienten Kunde. Wird z. B. zu dem Magensafte essigsaures oder buttersaures Natrium zugegeben, so verl\u00e4uft die Reaktion fast quantitativ nach dem Schema : HCl+NaC4H702 = NaCH-C4Hg02. Setzt man aber schwefelsaures Natrium hinzu, so wird nur die H\u00e4lfte der Schwefels\u00e4ure frei usw. Kurz, an Stelle der HCl-S\u00e4ure tritt eine schw\u00e4chere S\u00e4ure auf und dadurch kommt haupts\u00e4chlich die hemmende Wirkung zustande, au\u00dferdem noch die Wirkung der Salze usw. Da\u00df die hemmende Wirkung in diesem Falle im wesentlichen den S\u00e4uren zugeschrieben werden mu\u00df, ist aus dem Verhalten der Salze bei einem sehr \u00e4hnlichen Prozesse zu schlie\u00dfen, n\u00e4mlich bei der tryptischen Spaltung. Die Versuche von Wei\u00df2) zeigen, da\u00df bei der tryptischen Verdauung die Wirkung der Salze \u00fcberhaupt sehr gering ist, da\u00df erst konzentrierte Salzl\u00f6sungen von 1-normal und weiter und insbesondere die eiwei\u00dff\u00e4llenden Salze einen bedeutenden Einflu\u00df aus\u00fcben.\nWir kommen somit zur L\u00f6sung einer anderen Frage, die bis jetzt noch streitig ist: n\u00e4mlich \u00fcber den Einflu\u00df verschiedener S\u00e4uren auf die peptische Spaltung. Soweit die hier aufgef\u00fchrten Versuche es erlauben, m\u00f6chte ich schlie\u00dfen, da\u00df die S\u00e4uren, nach dem Grade ihrer eiwei\u00dfspaltenden T\u00e4tigkeit, ihren Affinit\u00e4tsgr\u00f6\u00dfen folgen m\u00fcssen. \u00dcbrigens sollen in dieser Richtung spezielle Versuche von mir angestellt werden.\nZum Schlu\u00df m\u00f6chte ich noch bemerken, da\u00df die vorliegenden Untersuchungen in vitro sp\u00e4ter auf Londons Verdauungsfistelhunde ausgedehnt werden. Mein hochgeehrter Kollege Dr. E. S. London veranla\u00dfte mich dazu.\n*) Die Konzentration der S\u00e4ure */u norm.\n*) Wei\u00df, Diese Zeitschrift, Bd. XL.","page":191}],"identifier":"lit18357","issued":"1906","language":"de","pages":"187-191","startpages":"187","title":"\u00dcber den Einflu\u00df neutraler Salze auf die peptische Spaltung des Eiwei\u00dfes","type":"Journal Article","volume":"48"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:42:48.808681+00:00"}

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