Open Access
{"created":"2022-01-31T13:40:01.345487+00:00","id":"lit18359","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Warburg, Otto","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 48: 205-213","fulltext":[{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"Spaltung des Leucinesters durch Pankreasferment.\nVon\nOtto Warburg.\n(Aus dem I. Chemischen Institut der Universit\u00e4t Berlin.) (Der Redaktion zugegangen am 25. Mai 1906.)\nIn einer Notiz1) habe ich mitgeteilt, da\u00df der Leuein\u00e4thyl-ester durch Pankreasferment asymmetrisch verseift wird. Ich habe jetzt festgestellt, da\u00df die Reaktion auch nach Entfernung der Lipase stattfmdet und da\u00df sie zur Darstellung des nat\u00fcrlichen (l)-Leucins sich gut eignet.\nZum Nachweis des fettspaltenden Ferments bediente ich mich des Butters\u00e4ure\u00e4thylesters, denKastle und Loevenhart2) als empfindlichstes Reagens empfehlen. Die proteolytische Wirksamkeit wurde mit den Mett sehen R\u00f6hrchen3) gemessen. Es kam darauf an, die Lipase zu entfernen und dabei das proteolytische Ferment m\u00f6glichst wenig zu sch\u00e4digen. \u00dcber lipasefreies \u00abTrypsin\u00bb finden sich in der Literatur Angaben von Gulewitsch4) und von Schwarzschild5 6). Gulewitsch stellte seine Pr\u00e4parate zun\u00e4chst aus der Dr\u00fcse nach 24 st\u00e4ndiger Autolyse dar; dann fand er, da\u00df das Gr\u00fcblersche \u00abTrypsin\u00bb vollst\u00e4ndig lipasefrei sei, und benutzte dieses f\u00fcr die Mehrzahl seiner Versuche. Er pr\u00fcfte auf fettspaltendes Ferment mit\n\u2018) Berichte d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXXVIII, S. 187.\n!) Am. Chem. Journ., Bd. XXIV, S. 491; Bd. XXVII, S. 481; Bd. XXXI,\nS. 521.\n3)\tS. G. Mett, Du Bois-Archiv 1894.\nA. Samojloff, Archives des sciences biolog. (St. Petersb.), T. 2, p. 699 (1893).\n4)\t\u00dcber das Verhalten des Trypsins gegen einfachere chemische\nVerbindungen. Diese Zeitschrift, Bd. XXVII, S. 540.\n6) \u00dcber die Wirkungsweise des Trypsins, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. IV, S. 155.","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nOtto Warburg,\nSalol und Oliven\u00f6l. Schwarzschild dehnte die Autolyse \u00fcber 8 Tage aus und f\u00e4llte mit Uracylacetat. Er gibt nicht an, wie die Abwesenheit der Lipase festgestellt wurde. Das Gr \u00fcb 1 ersehe \u00bbTrypsin\u00bb, das ich in H\u00e4nden hatte, verseifte \u00c4thylbutyrat sehr deutlich (Versuch 6), kam also f\u00fcr meine Versuche nicht ohne weiteres in Betracht. Die F\u00e4llung mit Uracylacetat ist nach Ros eil1) f\u00fcr die Trennung von fettspaltendem und proteolytischem Ferment nicht brauchbar.\nIch benutzte f\u00fcr alle Versuche in dieser Arbeit das Pankreatin der Firma Rhenania, das aus Ochsenpankreas hergestellt wird. Es enth\u00e4lt eine sehr wirksame Lipase (Versuch 7a und 7b). L\u00e4\u00dft man es mit Wasser unter Toluol 24 Stunden im Brutraum stehen (Autolyse), so ist die Hauptmenge des fettspaltenden Ferments zerst\u00f6rt (Versuch 8), insbesondere, ohne das proteolytische Ferment zu schw\u00e4chen ; doch l\u00e4\u00dft sich der Rest nicht fortschaffen, selbst wenn man die Autolyse auf 10 Tage ausdehnt. Dagegen gelingt die Entfernung der Lipase bis auf minimale Spuren (Versuch 9), wenn man das Wasser durch etwa J/io normale Natronlauge ersetzt und 20 Stunden im Brut-raum stehen l\u00e4\u00dft. Ob man dies der Autolyse in alkalischer L\u00f6sung oder der Wirkung des freien Alkalis zuschreiben mu\u00df, bleibt unentschieden. Die proteolytische Wirksamkeit sank nur auf etwa den dritten Teil, die Reaktion auf Leucin\u00e4thylester war sehr deutlich (Versuch 9). Da der Leucinester stark basisch ist, w\u00e4re der Einwand m\u00f6glich, da\u00df im \u00abPankreatin\u00bb mehrere Lipasen enthalten sind, und da\u00df eine in alkalischer L\u00f6sung wirkende nicht entfernt ist. Es wurden deshalb in dieser Richtung zwei Versuche angestellt (10 a und 10 b), die zeigten, da\u00df ein solcher Einwand unbegr\u00fcndet ist.\nEs kann somit als festgestellt betrachtet werden, da\u00df der Leucinester verseift wird, wenn aus dem Gemisch der Pankreasfermente die Lipase entfernt ist. Gekochte Fermentfl\u00fcssigkeit wirkt nicht anders als Wasser (Versuch 4). Abgesehen von Lipase und \u00abTrypsin\u00bb sind im \u00abPankreatin\u00bb zweifellos noch einige andere von der gro\u00dfen Zahl der Pankreasfermente vorhanden; ob sie durch die Behandlung mit Alkali zerst\u00f6rt wurden, unter-\n9 Rosell, Inauguraldissertation, Stra\u00dfburg 1901.","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Spaltung des Leucinesters durch Pankreasferment.\n207\nsuchte ich im allgemeinen nicht ; nur auf Diastase pr\u00fcfte ich, mit St\u00e4rke und Fehlin g scher L\u00f6sung, stets mit positivem Erfolg. Trotzdem wird man, bei der Beziehung des Leucins zu den Proteinstolfen, kein Bedenken tragen, die Hydrolyse des Leucinesters dem proteolytischen Ferment zuzuschreiben. Vielleicht ist es nicht aussichtslos, eine Trennung der leucinesterspaltenden von der peptidspaltenden Wirksamkeit zu versuchen.\nWie schon erw\u00e4hnt, findet die Verseifung des Leucinesters asymmetrisch statt. Aus dem inaktiven Ester entsteht 1-Leucin, w\u00e4hrend der d-Leucinester unver\u00e4ndert bleibt. Hierbei hat es sich gezeigt, da\u00df lipasereiche Fermentfl\u00fcssigkeiten zur Darstellung optisch einheitlichen Leucins nicht brauchbar sind, da stets auch einige Prozente des Antipoden verseift werden. Die Lipase reagiert weniger fein auf sterische Unterschiede, als das proteolytische Ferment. Dakin1) erhielt mit Leberlipase aus inaktivem Mandels\u00e4uremethylester eine S\u00e4ure von der spezifischen Drehung \u2014j\u2014 270 (gegen -f- 156\u00b0 der reinen S\u00e4ure). Ist aber die Hauptmenge der Lipase entfernt, so erh\u00e4lt man Leucinpr\u00e4parate, die in 20\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure die spezifische Drehung \u2014{\u2014 150 (Ausbeute 83\u00b0/o) und -f- 15,5\u00b0 (Ausbeute 70\u00b0/o) zeigen. (Vorschrift Versuch 13.) Die spezifische Drehung des 1-Leucins wurde von E. Fischer und 0. Warburg2) unter den gleichen Bedingungen mit gro\u00dfer Wahrscheinlichkeit zu -j- 15,6\u00b0 gefunden.\nWie man aus der Vorschrift ersieht, wurde der \u00c4thylester durch den Normalpropylester ersetzt (Darstellung des Propylesters, Versuch 11); dies geschah haupts\u00e4chlich, um die spontane Verseifung zu verlangsamen.\nF\u00fcr die Konzentration des Ferments gibt es ein Optimum. Je gr\u00f6\u00dfer man sie w\u00e4hlt, um so schneller geht die fermentative Verseifung, um so weniger st\u00f6rt also die spontane Verseifung. Andererseits wird die Isolierung des Leucins durch gr\u00f6\u00dfere Fermentmengen \u2019erschwert.\nDas inaktive Leucin wurde nach der Vorschrift von E. Fischer aus Isovaleraldehyd dargestellt. Es war frei von\n>) Journ. of Physiol., Bd. XXX, S. 253; Bd. XXXII, S. 199.\nProceed. Chem. Soc., Bd. XIX, S. 161.\n2) Berichte d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXXVIII, S. 3997.","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nOtto Warburg\nIsoleucin. Der Methylalkohol blieb beim Auskochen des Kupfersalzes fast farblos. Der Ester drehte die Polarisationsebene nicht, w\u00e4hrend nach Ehrlich1) der unter den Bedingungen der Darstellung entstandene Isoleucinester optisch aktiv sein m\u00fc\u00dfte.2)\nHerrn Geheimrat Emil Fischer bin ich f\u00fcr Interesse und Ratschl\u00e4ge zu gr\u00f6\u00dftem Dank verpflichtet.\nVersuche.\nUm auf Lipase zu pr\u00fcfen, wird zu der Fermentfl\u00fcssigkeit Toluol, Phenolphtaleinl\u00f6sung und Butters\u00e4ure\u00e4thylester zugegeben, mit Eis gek\u00fchlt und mit normaler Natronlauge unter kr\u00e4ftigem Sch\u00fctteln neutralisiert. Dann stellt man kurze Zeit in den Thermostaten, k\u00fchlt wieder auf 0\u00b0 ab und neutralisiert wie oben mit Normalnalronlauge. Um einen deutlichen Umschlag zu erhalten, sind ganz bestimmte Mengenverh\u00e4ltnisse n\u00f6tig. Konzentrierte Fermentl\u00f6sungen sind sehr ungenau zu titrieren, es wird deshalb stets entsprechend verd\u00fcnnt. Unter meinen Versuchsbedingungen war es nicht zweckm\u00e4\u00dfig, die Natronlauge verd\u00fcnnter als normal zu w\u00e4hlen. Die Phenolphtaleinl\u00f6sung war eine 2\u00b0/oige alkoholische.\nVersuch 1 (Kontrollversuch) : Gekochtes Ferment und \u00c4thylbutyrat.\n0,24 g Pankreatin; 10 ccm Wasser; durchgesch\u00fcttelt; 15 Minuten in kochendes Wasser; 0,5 ccm Toluol; 0,1 ccm Phenolphtaleinl\u00f6sung; 2 ccm \u00c4thylbutyrat. Eis. Neutralisiert mit n.-NaOH. 12 Stunden Brutraum. Verbraucht 0 ccm n.-NaOH.\nVersuch 2 (Kontrollversuch): \u00c4nderung der Reaktion der Fermentfl\u00fcssigkeit, wenn kein \u00c4thylbutyrat zugegeben wurde.\n0,24 g Pankreatin; 10 ccm Wasser; 0,1 ccm Phenolphtaleinl\u00f6sung; 0,5 ccm Toluol; Eis. Neutralisiert mit n.-NaOH. 20 Stunden Brutraum. Verbraucht 0 ccm n.-NaOH. Die Reaktion wird also durch die Selbstverdauung der Fermente nicht me\u00dfbar ge\u00e4ndert, soda\u00df hierdurch bei der Pr\u00fcfung auf Lipase keine Fehlerquelle entsteht.\nVersuch 3 (Kontrollversuch): Leucinester und Wasser.\n*) Zeitschrift des Vereins der deutschen Zuckerindustrie, Bd. LV, Heft 592.\n2) Der Valeraldehyd, der als Ausgangsmaterial dient, ist h\u00e4ufig optisch aktiv.","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"Spaltung des Leucinesters durch Pankreasferment.\n209\n1 ccm Wasser; 0,1 ccm Toluol; 1 ccm Leucin\u00e4thylester; Thermostat 25 0 unter h\u00e4ufigem Umsch\u00fctteln. Nach 7 Stunden ist noch keine Abscheidung von Krystallen zu bemerken. Beim Versetzen mit Alkohol und \u00c4ther entsteht eine feine Tr\u00fcbung.\nVersuch 4 (Kontrollversuch) : Leucinester und gekochtes Ferment.\nBehandelt man 1 ccm Leucin\u00e4thylester unter den Bedingungen von Versuch 3 mit Fermentfl\u00fcssigkeit, die 0,05 g Pankreatin auf 1 ccm Wasser enth\u00e4lt und die 15 Minuten in siedendes Wasser gebracht war, so ist nach 7 Stunden keine Abscheidung von Krystallen zu sehen.\nVersuch 5: Leucinester und Pankreatin.\n1 ccm Leucin\u00e4thylester; 1 ccm einer Fermentfl\u00fcssigkeit der gleichen Konzentration wie Nr. 4, aber nicht gekocht. 21/* Stunden Thermostat 25\u00b0. Von Krystallen durchsetzt. Mit Alkohol und \u00c4ther versetzt. Abgesaugt 0,2 g.\nVersuch 6: Nachweis der Lipase im \u00abTrypsin\u00bb Gr\u00fcbler.\n0,8 g Trypsin; 40 ccm Wasser; 1 ccm Toluol; 1 ccm Phenolphtalein-l\u00f6sung; 2 ccm \u00c4thylbutyrat; Eis; neutralisiert mit n.-NaOH. Thermostat 38,6\u00b0 15 Minuten. Verbraucht 0,3 ccm n.-NaOH. (Bei diesem Versuch ist der Umschlag nicht scharf, weil die Fermentkonzentration zu gro\u00df.)\nVersuch 7: Nachweis der Lipase im \u00abPankreatin\u00bb.\na)\t0,24 g Pankreatin; 10 ccm Wasser; 0,5 ccm Toluol; 0,1 ccm Phenolphtaleinl\u00f6sung; 2 ccm \u00c4thylbutyrat. Eis. Neutralisiert mit n.-NaOH. 20 Minuten Thermostat bei 38,6\u00b0. Verbraucht 0,7 ccm n.-NaOH.\nKonzentrierte Pankreatinl\u00f6sungen verseifen schneller. Der Umschlag ist aber dann ziemlich unscharf.\nb)\t0,8 g Pankreatin; 10 ccm Wasser; 0,5 ccm Toluol; 0,2 ccm Phenolphtaleinl\u00f6sung; 2 ccm \u00c4thylbutyrat. Eis. Neutralisiert mit n.-NaOH.\n\tZeit im Thermostat bei 38,6\u00b0\tVerbrauchte Kubikzentimeter Minuten\tn.-NaOH\t\n1 e\t20\t2,6\n2 \u00bb\t20\t2,6\n3 \u00bb\t20\t2,6\n4 \u00bb\t20\t2,1\n5 \u00bb\t20\t1,9\n6 \u00bb\t20\t1,3\n7 \u00bb\t20\t0,8\n8 \u00bb\t. 20 Jetzt wurde noch 1 ccm \u00c4thylbutyrat\t0,3 zugegeben und neutralisiert.\n20 Minuten Thermostat bei 38,6\u00b0. Verbraucht 2,1 ccm n.-NaOH.\nVersuch 8 : Abnahme der lipolytischen Wirksamkeit bei der Selbstverdauung.\n1,6 g Pankreatin; 20 ccm Wasser; 3 ccm Toluol; durch-","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"210\nOtto Warburg,\ngesch\u00fcttelt ; Brutraum 23 Stunden. Dann filtriert, ') bis die Fl\u00fcssigkeit klar durchlief.\n3 ccm des Filtrats; 7 ccm Wasser; 0,5 ccm Toluol; 0,1 ccm Phenolphtaleinl\u00f6sung; 2 ccm \u00c4thylbutyrat; Eis; neutralisiert mit n.-NaOH. 20 Minuten Thermostat bei 38,6\u00b0. Verbraucht 0 ccm n.-NaOH. Dieses Resultat ist zu vergleichen mit 7a. Die proteolytische Wirksamkeit der beiden Fl\u00fcssigkeiten ist ungef\u00e4hr gleich. Erst nachdem die Fl\u00fcssigkeit 1 Stunde im Brutraum gestanden hatte, wurde die Verseifung me\u00dfbar. Verbraucht 0,15 ccm n.-NaOH. Eine derartig hergestellte L\u00f6sung verseift Leucinester kr\u00e4ftig. Dehnt man die Selbstverdauung auf 10 Tage aus, so ist die lipolytische Wirksamkeit nicht erheblich gesunken.\nVersuch 9 : Entfernung der Lipase durch verd\u00fcnntes Alkali.\n1,6 g Pankreatin; 20 ccm Wasser; 3 ccm Toluol; 0,4 ccm Phenolphtaleinl\u00f6sung; Eis; neutralisiert mit n.-NaOH (nur ann\u00e4hernd m\u00f6glich bei der gew\u00e4hlten Fermentkonzentration). Dann noch 1,7 ccm n.-NaOH dazu und die Fl\u00fcssigkeit 21 Stunden in den Brutraum. In den ersten Stunden wurde einigemal umgesch\u00fcttelt. Dann wurde durch ein Faltenfilter gegossen, bis die Fl\u00fcssigkeit klar durchlief.\n3 ccm des Filtrats; 7 ccm Wasser; 0,5 ccm Toluol; 0,05 ccm Phenolphtaleinl\u00f6sung ; Eis ; neutralisiert mit n.-HCl und dann mit 1 Tropfen n.-NaOH rot gef\u00e4rbt. 5 Stunden Brutraum. Verbraucht 0 ccm n.-NaOH. Erst nach 13 Stunden wird die Verseifung me\u00dfbar. Verbraucht 0,15 ccm n.-NaOH. Dieses Resultat ist zu vergleichen mit 7a. Es sind also nur noch ganz minimale Spuren von Lipase vorhanden gewesen. Die proteolytische Wirksamkeit ist nur auf ein Drittel zur\u00fcckgegangen. Um dies nachzuweisen, wurde mit Eis gek\u00fchlt, mit n.-HCl neutralisiert und mit Mett sehen R\u00f6hrchen gemessen.\nl) Kastle u. Loevenhart (loc. cit.) haben gefunden, da\u00df Filtration durch Filtrierpapier die Lipase unter gewissen Bedingungen fast vollst\u00e4ndig zerst\u00f6rt. Ich konnte eine Schw\u00e4chung der lipolytisenen Wirksamkeit deutlich konstatieren; sie lie\u00df sich jedoch nicht weiter als etwa auf */4 zur\u00fcckbringen. Die Fermentfl\u00fcssigkeiten wurden durch Faltenfilter Schleicher u. Sch\u00fcll 588 filtriert.","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"Spaltung des Leucinesters durch Pankreasferment.\n211\n1\tccm des bei 0\u00b0 mit n.-HCl neutralisierten Filtrats wurde mit 1 ccm Leucin\u00e4thylester und 0,1 ccm Toluol in den Thermostaten bei 25\u00b0 gestellt. Nach wenigen Stunden war ein Krystall-brei entstanden.\nVersuch 10 a): Einwirkung lipasearmer Fermentfl\u00fcssigkeit in alkalischer L\u00f6sung auf \u00c4thylbutyrat.\nZur Verwendung kam eine Fermentl\u00f6sung, aus der durch mehrt\u00e4gige Autolyse die Hauptmenge der Lipase entfernt war. Sie enthielt 0,2 g Pankreatin in 8 ccm Wasser; dazu 0,5 ccm Toluol; 0,1 ccm Phenol-phtaleinl\u00f6sung; 2 ccm \u00c4thylbutyrat; Eis; neutralisiert mit n.-NaOH. Dann\n2\tccm n.-NaOH dazu und 2 Stunden Brutraum. Mit Eis gek\u00fchlt und mit n.-HCl die \u00fcbersch\u00fcssige n.-Natronlauge zur\u00fccktitriert. Verbraucht 0,6 ccm n.-HCl.\n10 b). Genau wie 10 a; nur war die verwendete Fermentfl\u00fcssigkeit 15 Minuten auf 95\u2014100\u00b0 gebracht; verbraucht 0,5 ccm n.-HCl.\nVersuch 11: Darstellung des Leucin-Normalpropylesters.\nSie geschieht nach der Vorschrift, die E. Fischer1) f\u00fcr den \u00c4thylester gegeben hat. Die Ausbeute betr\u00e4gt 75\u201480\u00b0/o der Theorie. Nach den neueren Vorschriften E. Fischers (2 malige Veresterung, Isolierung der Ester mit Natriummethylat) wird er sich wohl ziemlich quantitativ gewinnen lassen. Der k\u00e4ufliche Propylalkohol mu\u00df fraktioniert werden. Der Ester kocht unter 12 mm Druck bei 95\u201496\u00b0. (Thermometer ganz im Dampf.)\nAnalyse :\n0,2014 g Substanz; 13,9 ccm N \u00fcber 33\u00b0/oiger KOH; 17\u00b0; 763 mm.\nBerechnet:\tGefunden:\n8,1 \u00b0/o N\t8,05 \u00b0/o N.\nVersuch 12 : Fermentfl\u00fcssigkeit zur Darstellung des aktiven Leucins.\n1,6 g Pankreatin wurden mit 20 ccm Wasser und 3 ccm Toluol kr\u00e4ftig durchgesch\u00fcttelt. Die Fl\u00fcssigkeit blieb 23 Stunden im Brutraum. Dann wurde sie filtriert, bis sie klar durchlief. Um sich zu \u00fcberzeugen, aa\u00df die Hauptmenge der Lipase entfernt ist, verd\u00fcnnt man 3 ccm des Filtrats mit 7 ccm Wasser und verf\u00e4hrt nach Versuch 8. \u2014 Die Fermentfl\u00fcssigkeiten behalten ihre Wirksamkeit mehrere Tage ziemlich unver\u00e4ndert bei. Man stellt sie in den Eisschrank.\n\u2018) Berichte d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XXXIV, S. 449.","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nOtto Warburg,\nVersuch 13: Darstellung des 1-Leucins.\na) 10 ccm der nach Versuch 12 bereiteten Fermentfl\u00fcssigkeit werden mit 10 g inaktivem Leucinpropylester durchgesch\u00fcttelt und in einen Thermostaten gebracht, der auf 250 eingestellt ist. Die Mischung bleibt 11 Stunden bei dieser Temperatur. Bald beginnt die Leucinausscheidung ; solange es noch m\u00f6glich ist, sch\u00fcttelt man jede halbe Stunde. . Sp\u00e4ter wird mit einem Spatel sehr sorgf\u00e4ltig durchger\u00fchrt, etwa 10mal. (Um alles von den Gef\u00e4\u00dfw\u00e4nden bequem entfernen zu k\u00f6nnen, wurde in einem zylindrischen Gef\u00e4\u00df gearbeitet.) Bei gr\u00f6\u00dferen Mengen wird es sich empfehlen, fortgesetzt mechanisch zu r\u00fchren. Zum Schlu\u00df gibt man 10 ccm absoluten Alkohol und 10 ccm absoluten \u00c4ther zu, r\u00fchrt um, l\u00e4\u00dft einige Minuten stehen, saugt ab und w\u00e4scht mit \u00c4ther bis zum Verschwinden des Estergeruchs. Die bei 100\u00b0 getrocknete Masse wird staubfein gepulvert, mit 200 ccm Wasser unter Sch\u00fctteln auf dem Wasserbad einige Zeit erw\u00e4rmt, dann mit Tierkohle wenige Minuten aufgekocht, filtriert und auf dem Wasserbad auf etwa 5 ccm verdampft. Da das Leucin sich sehr volumin\u00f6s abscheidet, saugt man ab, wenn bis auf 50 ccm eingeengt ist, und dampft das Filtrat weiter ein. Die Menge des mit wenig Wasser gewaschenen, analysenreinen Leucins betr\u00e4gt 3 g. Filtrat und Waschw\u00e4sser werden auf dem Wasserbad wieder eingeengt und mit Kupferacetat in geringem \u00dcberschu\u00df gef\u00e4llt. Das mit Wasser und Alkohol gewaschene Kupfersalz wiegt 0,19 g, entsprechend 0,15 g Leucin. Die Ausbeute an Leucin betr\u00e4gt also 3,15 g oder 83\u00b0/o der Theorie.\nDie Analyse ergab:\n0,1635 g Substanz; 0,1481 g H20; 0,3292 g CO,.\nBerechnet :\tGefunden :\n54,9 \u00bb/\u00bb C, 9,9 \u00b0/o H.\t54,9 \u00b0/o C, 10,1 \u00b0/o H.\nDie optische Bestimmung:\n0,7016 g Leucin; gel\u00f6st in 20\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure; Gesamtgewicht der L\u00f6sung 15,033 g; spez. Gewicht = 1,1; Drehung im 1-dm-Rohr bei Natriumlicht -f- 0,77\u00b0. Daraus\na[D] = + 15\u00b0 \u00b1 \u00b0>4\u00b0","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"Spaltung des Leucinesters durch Pankreasferment.\n213\nb) Bei einem anderen Versuch, der fr\u00fcher abgebrochen wurde, konnte ein Leucinpr\u00e4parat in einer Ausbeute von 70\u00b0/o isoliert werden, dessen spez. Drehung -j- 15,5\u00b0 in 20\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure betrug.\nVersuch 14: Die \u00e4therische Mutterlauge des 1-Leueins enth\u00e4lt den d-Leucinester. Da die Versuche nie solange ausgedehnt wurden, bis die Ausbeute an 1-Leucin theoretisch war, so enthielt er stets einige Prozente 1-Leucinester. Um das d-Leucin zu gewinnen, verdampft man die \u00e4therische L\u00f6sung, destilliert unter vermindertem Druck Wasser und Propylalkohol ab und nimmt wieder mit absolutem \u00c4ther auf. Es bleibt dann in geringer Menge ein R\u00fcckstand, der teils aus Ferment, teils aus Leucin besteht. Man filtriert davon ab, verdampft den \u00c4ther und kocht den Ester am R\u00fcckflu\u00dfk\u00fchler mit der zehnfachen Menge Wasser, bis die Reaktion nicht mehr alkalisch ist. Hierzu gen\u00fcgen etwa 7 Stunden. Dann behandelt man in der W\u00e4rme kurze Zeit mit Tierkohle, filtriert und verdampft das Filtrat auf dem Wasserbad fast zur Trockene. Das d-Leucin scheidet sich dann rein wei\u00df ab. Die Drehung h\u00e4ngt ab von der Ausbeute, die man an 1-Leucin erhalten hat. Im Falle des Versuches 13 a ergab die optische Bestimmung in 20\u00b0/oiger Salzs\u00e4ure f\u00fcr \u00abpj den Wert \u2014 12,4\u00b0 + 0,4\u00b0.\nAnalyse dieses Pr\u00e4parates:\n0,1954 g Substanz; 18,2 ccm N \u00fcber 33\u00b0/oiger Kalilauge bei 21\u00b0 u. 760 mm.\nBerechnet:\tGefunden:\n10,7 \u00b0/o N.\t10,7 o/o N.\nWenn beim Verseifen des Propylesters keine Rac\u00e9misation eintritt, l\u00e4\u00dft sich das d-Leucin zweifellos optisch einheitlich gewinnen; man mu\u00df dann nur den nach dem Verdampfen des \u00c4thers, Wassers und Alkohols erhaltenen R\u00fcckstand noch einige Zeit mit neuer Fermentfl\u00fcssigkeit stehen lassen.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVIII.\n15","page":213}],"identifier":"lit18359","issued":"1906","language":"de","pages":"205-213","startpages":"205","title":"Spaltung des Leucinesters durch Pankreasferment","type":"Journal Article","volume":"48"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:40:01.345492+00:00"}