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{"created":"2022-01-31T13:37:27.250654+00:00","id":"lit18360","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Palladin, W.","role":"author"},{"name":"S. Kostytschew","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 48: 214-239","fulltext":[{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung und Acetonbildung bei den Samenpflanzen.\nVon\nW. Palladin und S. Kostytschew.\nMit zwei Kurvenzeichnungen im Text.\n(Pflanzenphysiologisches Institut der Universit\u00e4t St. Petersburg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 26. Mai 1906.)\nWir sind beide zu verschiedener Zeit und auf Grund verschiedener Erw\u00e4gungen zu einem und demselben Schlu\u00df gekommen: die typische anaerobe Atmung ist mit der Alkoholg\u00e4rung (Zymaseg\u00e4rung) nicht identisch.1) Da nun diese unsere Anschauung mit der laufenden Vorstellung von dem Wesen der anaeroben Atmung in offenbarem Widerspruch steht, so ist es geboten, die Frage nach dem Chemismus der anaeroben Atmung einer neuen experimentellen Untersuchung zu unterwerfen. Die Resultate dieser Untersuchung bilden den Inhalt der vorliegenden Abhandlung.\nDa\u00df voreingenommene Ansichten bei der Entwickelung der Lehre von der anaeroben Atmung der Pflanzen eine sehr wichtige Rolle gespielt hatten, scheint kaum zweifelhaft zu sein ! Diese Tatsache wird am besten dadurch erl\u00e4utert, da\u00df die Identit\u00e4t der anaeroben Atmung mit der Alkoholg\u00e4rung im Verlauf von 25 Jahren (1872\u20141897) durch keinen einzigen direkten Versuch nachgepr\u00fcft und trotzdem von allen Fachgenossen als festgestellt betrachtet wurde. So haben z. B. Pfeffer2) und W'ortmann3) ihre wohlbekannten Theorien auf\n\u2018) Kostytschew, Berichte d. D. bot. Ges., 1904, S. 207. Zentral-blatt f\u00fcr Bakteriol., II. Abt., Bd. XIII, 1904, S. 490.\nPalladin, Diese Zeitschrift, Bd. XLVII, 1906, S. 407.\n*) Pfeffer, Landwirtsch. Jahrb\u00fccher, Bd. VII, 1878, S. 805.\n3) Wortmann, Arbeiten d. botan. Inst, zu W\u00fcrzburg, Bd. II, 1880,\nS. 500.","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung usw. bei den Samenpflanzen. 215\nder Annahme gegr\u00fcndet, da\u00df der Dissoziationsproze\u00df der Kohlenhydrate bei der anaeroben Atmung genau nach der Gleichung der Alkoholg\u00e4rung erfolgt. Auch Diakonow1) hat sich folgenderma\u00dfen ausgesprochen: \u00abOhne Sauerstoffatmung oder die sie vertretende Alkoholg\u00e4rung findet kein Leben statt\u00bb. Derselbe Gedanke lag den Versuchen Chudiakows2) zugrunde. Nur durch die trefflichen Untersuchungen von Godlewski und Polzeniusz3) wurde zuerst der Nachweis daf\u00fcr geliefert, da\u00df die anaerobe Atmung der Erbsensamen in allen wesentlichen Punkten mit der Zymaseg\u00e4rung \u00fcbereinstimmt, denn das Verh\u00e4ltnis C02 : C2HrO bei der anaeroben Atmung der Erbsensamen entspricht der Gleichung CsH1206 = 2 C02 -f- 2 C2H5OH. Es ist aber den genannten Forschern nicht gelungen, die Anwesenheit eines g\u00e4rungserregenden Enzyms in Erbsensamen festzustellen. Sp\u00e4terhin hat Godlewski4) nachgewiesen, da\u00df die anaerobe Atmung der Lupinensamen ebenfalls mit der Alkoholg\u00e4rung identisch ist.\nDie Untersuchungen von Godlewski und Polzeniusz wurden von Nabokich5) wiederholt und fortgesetzt. Dieser Forscher hat gefunden, da\u00df die anaerobe Atmung nicht immer mit der Alkoholg\u00e4rung \u00fcbereinstimmt. So schwankt z. B. C02 : C2H60 bei der anaeroben Atmung der Rizinussamen von 100: 50 bis zu 100 : 80. Auch bei Erbsensamen wird der G\u00e4rungsquotient durch Einwirkung stark saurer L\u00f6sungen bis auf die H\u00e4lfte herabgedr\u00fcckt.\nNach den Untersuchungen von Stoklasa6) ist auch die anaerobe Atmung der Zuckerr\u00fcbe mit der Alkoholg\u00e4rung identisch. Dieser Forscher hat au\u00dferdem die wichtige Tatsache hervorgehoben, da\u00df ihm die Darstellung der Zymase aus ver-\nq Diakonow, Berichte d. botan. Ges., Bd. IV, 1881, S. 1.\ns) Chudiakow, Landw. Jahrb\u00fccher, Bd. XXIII, 1894, S. 833.\n*) Godlew&kiu. Polzeniusz, Bulletin de T Academie des sciences de Cracovie, 1897, S. 267; 1901, S. 227.\n4)\tGodlewski, 1. c. 1904, S. 115.\n5)\tNabokich, Berichte d. botan. Gesellschaft, Bd. XXI, 1903, S. 467. Journal f\u00fcr experim. Landwirtschaft, 1903, S. 696; 1904, S. 305 (russisch).\n6)\tStoklasa, Jelinek u. Vitek, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. IH, 1903, S. 460.\n15*","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\nW. Palladin und S. Kostytschew\nschiedenen pflanzlichen und tierischen Objekten gelungen sei.!) Da aber eine ganze Reihe von Beobachtungen verschiedener Forscher (Cohnheim,* 2) Batelli,3) Arnheim und Rosenbaum,4) Landsberg,5) Maz\u00e9,6) Maz\u00e9 et Perrier,7) Portier8) u. a.) den Angaben Stoklasas widerspricht und schlagende Einw\u00e4nde gegen die Methodik des b\u00f6mischen Forschers seitens Maz\u00e96) und Portier8) geltend gemacht worden sind, so k\u00f6nnen wir die Frage nach dem Vorhandensein der Zymase in Samenpflanzen und Tiergeweben noch nicht f\u00fcr abgeschlossen halten.\nSchlie\u00dflich sei noch erw\u00e4hnt, da\u00df Hahn9) im Pre\u00dfsaft von Arum maculatum eine starke Glykolyse ohne gleichzeitige Alkoholbildung beobachtet hat. Das zuckerspaltende Agens von Arum maculatum ist also mit der Zymase nicht identisch.\nUnsere eigenen Unt\u00e9rsuchungen sind zum gr\u00f6\u00dften Teil mit Hilfe der unl\u00e4ngst von einem von uns10) ausf\u00fchrlich beschriebenen Gefriermethode ausgef\u00fchrt wrorden. Gefrorene Versuchsobjekte wurden in ger\u00e4umige U-R\u00f6hren gebracht ; alsdann wurde ein konstanter Strom von reinem Wasserstoff durch die R\u00f6hren geleitet.u) Die von dem Versuchsmaterial ausgeschiedene C02 wurde im Barytwasser aufgefangen und durch Titration mit Oxals\u00e4ure bestimmt. War eine detaillierte Kenntnis des\n\u2018) Stoklasa und Cerny, Berichte d. Deutsch, chem. Gesellsch., Bd. XXXVI, 1903, S. 622.\nStoklasa, Pfl\u00fcgers Archiv, Bd. CI, 1904, S. 311.\nStoklasa u. Cerny, Zentralbl. f. Physiol., Bd. XVI, 1903, S. 652. Stoklasa, ebenda, Bd. XVII, 1903, S. 465.\nStoklasa, Zentralblatt f. Bakteriologie, 1904.\n*) Cohnheim, Diese Zeitschrift, Bd. XXXIX, 1903, S. 336. s) Batelli, Comptes rendus, Bd. CXXXVII, 1903, S. 1079.\n4) Arnheim u. Rosenbaum, Diese Zeitschrift, Bd. XL, 1903/4, S. 220.\n6)\tLandsberg, ebenda, Bd. XLI, 1904, S. 505.\n6)\tMaz\u00e9, Annales de l\u2019Institut Pasteur, Bd. XVIII, 1904, S. 378 u. 535.\n7)\tMaz\u00e9 u. Perrier, ebenda, Bd. XVIII, S. 382.\n8)\tPortier, ebenda, Bd. XVIII, 1904, S. 633.\n9)\tHahn, Ber. d. Deutsch, chem. Ges., Bd. XXXIII, 1900, S. 3555.\n10)\tPalladin, Diese Zeitschrift, Bd. XLVII, 1906, S. 407.\n\u201c) Die Wasserstoffdurchleitung wurde auch w\u00e4hrend der Nachtstunden nicht unterbrochen.","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung usw. bei den Samenpflanzen. 217\nGanges der enzymatischen Atmung w\u00fcnschenswert, so wurde C02 direkt in Pettenkof er sehen R\u00f6hren absorbiert; sonst wurde die Hauptmenge der C02 in einem gro\u00dfen mit 500 ccm Barytwasser beschickten Kolben zur\u00fcckgehalten; das Pettenkof er sehe Rohr diente dann nur zur Kontrolle. Um einer Verdunstung des Alkohols vorzubeugen, wurde zwischen dem U-Rohr und den Absorptionsgef\u00e4\u00dfen eine in schmelzendes Eis getauchte und mit Wasser gef\u00fcllte Waschflasche eingeschaltet. Ein vollst\u00e4ndiges Sterilbleiben des Versuehsmaterials wurde dadurch gesichert, da\u00df letzteres m\u00f6glichst locker im Rezipienten verteilt und mit einer mit Toluol getr\u00e4nkten Watteschicht bedient wurde ; es befand sich folglich in einem fortw\u00e4hrend mit Toluold\u00e4mpfen ges\u00e4ttigten Gasstrome. Die Wasserstoffdurchleitung dauerte bis zum vollst\u00e4ndigen Auf h\u00f6ren oder wenigstens bis zu einer sehr starken Herabminderung der Kohlens\u00e4urebildung. Alsdann schritt man zur Bestimmung des gebildeten Alkohols. Zu diesem Zwecke wurde das Versuchsmaterial samt dem Wasser der Waschflasche in einen ger\u00e4umigen Rundkolben gebracht, mit noch ca. 500 ccm destillierten Wassers versetzt und alles mehrfacher Destillation unterworfen, wobei jedesmal nicht weniger als die H\u00e4lfte der Fl\u00fcssigkeit in die Vorlage \u00fcberging. Bei der ersten Destillation wurde immer eine gewisse Menge von Toluol in der Vorlage gefunden; derselbe lie\u00df sich aber von der \u00fcbrigen Fl\u00fcssigkeit im Scheidetrichter leicht abtrennen. Die zweite Destillation erfolgte aus schwach saurer und die dritte aus schwach alkalischer L\u00f6sung. Zur Ans\u00e4uerung des ersten Destillates wurde Weins\u00e4ure, zur Alkalisierung des zweiten wurde Natriumcarbonat verwendet. Ohne Ber\u00fccksichtigung dieser Vorsichtsma\u00dfregel wird man schwerlich ein ganz neutrales Destillat erhalten ; meistens enth\u00e4lt es dann eine auf Kongorot alkalisch reagierende und durch Phosphorwolframs\u00e4ure f\u00e4llbare Substanz. Die Menge des gebildeten Alkohols wurde1 aus dem spez. Gewichte des vierten bzw. f\u00fcnften Destillates ermittelt. Das spez. Gewicht wurde mit Hilfe eines genauen, mehr als 30 ccm fassenden Pyknometers bestimmt. S\u00e4mtliche F\u00fcllungen des Pyknometers wurden bei 15,5\u00b0 C. ausgef\u00fchrt. Zur Identifizierung des \u00c4thylalkohols dienten folgende Reaktionen :","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\tW. Palladin und S. Kostytschew,\n1.\tDie Reaktion von Berthelot,1) die folgenderma\u00dfen ausgef\u00fchrt wird : man sch\u00fcttelt die zu untersuchende Fl\u00fcssigkeit mit einer ganz geringen Menge von Benzoylchlorid und \u00fcbersch\u00fcssiger Natronlauge bis zum Verschwinden des stechenden Geruchs des Benzoylchlorids. Bei Gegenwart des \u00c4thylalkohols entwickelt sich der charakteristische Geruch des Benzoes\u00e4ure\u00e4thylesters. Diese Probe hat den Vorzug, da\u00df sie nur mit \u00c4thylalkohol positiv ausf\u00e4llt; ihre Empfindlichkeit l\u00e4\u00dft nichts zu w\u00fcnschen \u00fcbrig.\n2.\tDie Jodoformprobe. Diese Reaktion haben wir immer nach der Modifikation von M\u00fcntz2) ausgef\u00fchrt, die, unseren Erfahrungen nach, die empfindlichste ist. 10 ccm des Destillates werden mit 2 g Natriumcarbonat und 0,1 g Jodpulver versetzt und dann auf dem Wasserbade bei 60\u00b0 bis zur vollst\u00e4ndigen Aufl\u00f6sung des Jods erw\u00e4rmt. Nach dem Erkalten scheiden sich die charakterischen Krystalle des Jodoforms aus. Diese Probe ist zwar empfindlich, doch nicht ganz zuverl\u00e4ssig: sie f\u00e4llt mit verschiedenen Substanzen positiv aus, von denen in erster Reihe Aldehyde und niedere Ketone in Betracht kommen, da sie sich auch im Destillat vorfinden k\u00f6nnen. Ist aber die Abwesenheit fl\u00fcchtiger Aldehyde und Ketone im Destillat festgestellt, so eignet sich die Jodoformprobe zum Nachweis des \u00c4thylalkohols in ganz ausgezeichneter Weise. Wir haben das Destillat jedesmal mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure gepr\u00fcft, wodurch sich minimale Spuren von Aldehyden und Aceton entdecken lassen. Aus der nachfolgenden Darlegung wird ersichtlich sein, da\u00df die Jodoformprobe allein f\u00fcr den Nachweis des \u00c4thylalkohols ganz und gar belanglos ist. Nun gehen wir zur Beschreibung der einzelnen Versuche \u00fcber.\nVersuche mit Zymin.\nVersuch 1.\n20 g Zymin wurden mit 200 ccm destillierten Wassers und 3 ccm Toluol in einen Kolben gebracht; alsdann wurde ein konstanter Wasserstoffstrom durch die Fl\u00fcssigkeit getrieben.\n\u2018) Berthelot, Comptes rendus, Bd. LXXIII, S. 496 (Neubauer und Vogel, Analyse des Harns, 10. Auflage, 1898).\n!) M\u00fcntz, Ann. de ch. et de phys., S\u00e9r. 5, Bd. XIII, 1878, S. 543.","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"\u25a0robe Atmung, Alkoholg\u00e4rung usw. bei den Samenpflanzen. 219\n\u00e4itdauer in Stunden\tC02 in mg\tC02 pro 1 Stunde in mg\n6\t99,6\t16,6\n6\t261,0\t43,5\n211/\u00bb\t475,6 \u2022)\t22,1\n16\t306,0\t19,1\n57\u00bb\t80,4\t14,6\n137*\t82,4\t6,1\n2\t9,6\t4,8\n707\u00bb\t1314,6 \u2018)\t\ndie quantitative Alkoholbestimmung ergab : G2H5OH = ' mg.\nVersuch 2.\nX) g Zymin wurden mit soviel destillierten Wassers ver-da\u00df sieh ein z\u00e4hfl\u00fcssiger Brei gebildet hat. Mit diesem wurden Flie\u00dfpapierstreifen bestrichen, welche sodann in ger\u00e4umigen U-Rohr m\u00f6glichst locker verteilt und mit nit Toluol getr\u00e4nkten Watteschicht gedeckt wurden. Durch )hr wurde dann ein konstanter Wasserstoffstrom geleitet.\neitdauer in Stunden\tC02 in mg\tC02 pro 1 Stunde in mg\n2\t116,8\t58,4\n27 >\t243,0\t97,2\n6\t511,2\t85,2\n14\t419,4\t29,9\n87\u00bb\t131,2\t15,4\n14\t73,2\t5,2\n2\t6,0\t3,0\n49\t1500,8\t\n\u00bb) Eine betr\u00e4chtliche Menge von C02 ist w\u00e4hrend der Nachtstunden n gegangen. Darum wurde in diesem Versuche das Verh\u00e4ltnis 2H6OH nicht berechnet.","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nW. Palladin und S. Kostytschew,\nDie Menge des gebildeten Alkohols war 1511,3 mg. Da das Destillat nicht acetonfrei war,1) so wurde es noch einmal mit Natriumbisulfit und einmal mit Natriumcarbonat abdestilliert. Im letzten Destillat, das keine Acetonreaktionen aufwies, war die Menge des Alkohols gleich 1500,3 mg gefunden. Folglich war der durch die Anwesenheit des Acetons verursachte Fehler ganz unbedeutend.\nC02 : C2H50H = 1500,8 : 1500,3 = 100 : 100.\nEbendasselbe Verh\u00e4ltnis wurde von Buchner2) f\u00fcr die Zymaseg\u00e4rung unter Zuckerzusatz gefunden.\nAus diesen beiden Versuchen ist folgendes ersichtlich:\n1.\tVon der Zymaseg\u00e4rung unter Zuckerzusatz unterscheidet sich die Selbstg\u00e4rung des Zymins nicht qualitativ, sondern nur quantitativ.\n2.\tDurch unsere Versuchsanstellung wird eine ganz genaue Bestimmung des gebildeten Alkohols erm\u00f6glicht: trotzdem da\u00df im Versuch 2 die Bedingungen zur Verdunstung des Alkohols sehr g\u00fcnstig waren, fand dennoch kein Verlust des Alkohols statt.\n3.\tIm Wasserstoffstrome kommt die Selbstg\u00e4rung des Zymins schneller zu Ende, als im Wasser. Dieses Ergebnis ist durch die Fig. I graphisch dargestellt worden; es bildet die Grundlage der von E. Buchner und Mitscherlich3) angegebenen Methode der Darstellung des glykogenarmen Zymins. Auch hat einer von uns 4) schon fr\u00fcher gefunden, da\u00df erfrorene Weizenkeime nur in Gasmedien eine ausgiebige Kohlens\u00e4urebildung entwickeln.\nVersuche mit etiolierten Bl\u00e4ttern und Stengelgipieln von Vicia Faba.\nNach den Untersuchungen von Maz\u00e95) und Polowzow6) enthalten verschiedene frische Pflanzen eine gewisse Menge\n*) Das Aceton war im lufttrockenen Zyminpr\u00e4parat reichlich vorhanden.\ns) E. Buchner, H. Buchner u. M. Hahn, Zymaseg\u00e4rung.\n3)\tE. Buchner und Mitscherlich, Diese Zeitschrift, Bd. XLII, 1904, S. 554.\n4)\tPalladin, ebenda, Bd. XLVII, 1906, S. 441.\n6) Maz\u00e9, Comptes rendus, Bd. CXXVIII, 1899, S. 1608.\nMaz\u00e9; Annales de l\u2019Institut Pasteur, Bd. XVI, 1902, S. 195.\n\u00b0) Polowzow, Untersuchung, \u00fcb. d.Pflanzenatmung, 1901 (russisch).","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung usw. bei den Samenpflanzen. 221\n\u00c4thylalkohol. Daher ist eine quantitative Bestimmung des Alkoholgehaltes frischer Versuchsobjekte f\u00fcr unsere Zwecke unentbehrlich. Eine solche Bestimmung wurde im folgenden Versuche ausgef\u00fchrt.\nVersuch 3 (Kontroll-versuch).\n213 g frischer Stengelgipfel von Vicia Fall a wurden mit einer betr\u00e4chtlichen Menge destillierten Wassers versetzt und in der auf S. 217 beschriebenen Weise mehrfacher Destillation unterworfen. Das letzte Destillat gab-folgende Reaktionen :\n1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure negativ.\n2. Jodoformprobe nach\nM\u00fcntz positiv. 3. Reaktion von Berthelot positiv.\nDie quantitative Bestimmung ergab: C2H5OH = 58,2 mg (27,3 mg auf 100 g der Frischsubstanz).\n\tH\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\\\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\u00ab\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\u2018\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\u00ab\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\u2022\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\\\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\tr\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\tK\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n1\t\t\t\t\t\t\t\\\t\t\t\t\t\t\n\u2022 1\t\t\t\t\t\t\t'\t\t\t\t\t\t\n\\J\t\t\t\t\t\t\t\t\\\t\t\t\t\t\nf\t\t\t\t\t\t\t\t\t\\\t>\t\t\t\nm\nzo\n30\noo\n30\n60 K) Stundete\nFig. I.\nKohlens\u00e4ureausscheidung von 20 g Zymin im Wasser (\u00ab) und im Wasserstoffe (&).","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\nW. Palladin und S. Kostytschew,\nVersuch 4.\nEtiolierte Stengelgipfel von Vicia F aba wurden in zwei Portionen geteilt : a) Bl\u00e4tter (120 g) und b) Gipfel ohne Bl\u00e4tter (117 g). Beide Portionen wurden erfroren und in den Petten-kof er sehen Apparat gebracht. Temperatur 20\u00b0.\nWasserstoff str\u00f6m.\na)\tErfrorene Bl\u00e4tter\t\tb) Erfrorene Gipfel ohne Bl\u00e4tter\t\t\nZeitdauer\tC02 in\tC02 pro 1 St. in\tZeitdauer\tC02 in\tC02 pro 1 St. in\nin Stunden\tmg\tmg\tin Stunden\tmg\tmg\n2\t48,0\t24,0\t4\t59,2\t14,8\n2\t57,6\t28,8\t3\t40,4\t13,5\n4\t41,2\t10,3\t6 '/*\t36,8\t5,6\n6\t20,0\t3,3\t9\t20,4\t2,3\n13\t14,8\t1,1\t24 V*\t26,0\t1,1\n\u2014\t\u2014\t\u2014\t4 */>\tSpur\t\u2014\n27\t181,6\t\t57 7\u00bb\t182,8\t\nAlkoholbestimmungen.\na)\tErfrorene Bl\u00e4tter. Reaktionen des Destillates wie im Versuch 3.\nDie quantitative Bestimmung ergab : C2H5OH = 63,9 mg C2H5OH in 120 g frischer Bl\u00e4tter = 32,8 \u00bb Von den erfrorenen Bl\u00e4ttern wurde gebildet : C2H5OH = 31,1 \u00bb C02 : C2H5OH = 181,6 : 31,1 = 100 : 17,1.\nb)\tErfrorene Gipfel. Das Destillat gab dieselben Reaktionen wie im Versuch 3.\nDie quantitative Bestimmung ergab : C2H50H = 65,7 mg C2H5OH in 117 g frischer Gipfel = 31,9 \u00bb\nVon den erfrorenen Gipfeln wurde gebildet C2H50H = 33,8.\nC02 : C2H5OH = 182,8 : 33,8 = 100 : 18,5.\nDieser Versuch zeigt, da\u00df zwischen der anaeroben Atmung erfrorener Gipfel und Bl\u00e4tter gar kein Unterschied besteht. Darum wurden in den weiter folgenden Versuchen die Bl\u00e4tter nicht von den Gipfeln abgetrennt.","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung usw. bei den Samenpflanzen. 223\nVersuch 5.\nDie Gipfel der alten etiolierten Stengel von Vicia F ab a (145 g) wurden erfroren und in den Pettenkoferschen Apparat gebracht. Temperatur 19 \u00b0.\nErfrorene Gipfel.\nZeitdauer in Stunden\tWasserstoffstrom\t\n\tC02 in mg\tCO\u201e pro 1 Stunde in mg\n3\t101,8\t36,2\n37*\t58,8\t16,8\n197*\t101,6\t5,2\n26\t269,2\t\nAlkoholbestimmung.\nDas Destillat gab dieselben Reaktionen wie im Versuch 3. Die quantitative Bestimmung ergab: C2H50H = 40,6 mg.\nC2H5OH in 145 g frischer Gipfel = 39,6 mg.\nVon den erfrorenen Gipfeln wurde gebildet C2H5OH = Spur.\nVersuch 6.\n209 g etiolierter Stengelgipfel von Vicia F ab a wurden erfroren und in den Pettenkoferschen Apparat gebracht. Temperatur 19\u00b0.\nErfrorene Gipfel von Vicia Faba (Wasserstoffstrom).\nZeitdauer in Stunden\tC0\u00e4 in mg\tC0S pro 1 Stunde in mg\n3\t100,4\t33,5\n6\t124,8\t20,8\n18\t82,0\t4,5\n17\u00bb\t6,4\t4,3\n0) 00 <M\t313,6\t\nAlkoholbestimmung.\nReaktionen des Destillates wie im Versuch 3.","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nW. Palladin und S. Kostytschew\nDie quantitative Bestimmung ergab: C2H5OH = 83,7 mg. C2H5OH in 209 g frischer Gipfel = 57,1 mg.\nVon den erfrorenen Gipfeln wurde gebildet C2H50H = 26,6 mg. C02 : C2H5OH = 313,6 : 26,6 = 100 : 8,4.\nDurch diese Versuche wird der Nachweis daf\u00fcr erbracht, da\u00df die anaerobe Atmung erfrorener Stengelgipfel von Vicia F ab a keine Alkoholg\u00e4rung ist. Die von dem Versuchsmaterial gebildeten unbedeutenden Mengen des Alkohols bleiben beinahe in den Grenzen der Versuchsfehler. Es darf n\u00e4mlich nicht au\u00dfer acht gelassen werden, da\u00df die zum Kontrollversuch benutzten Keimlinge nicht gleichzeitig mit den \u00fcbrigen gezogen wurden. Folgender Versuch zeige, da\u00df die k\u00fcnstliche Zuckerzufuhr keinen gro\u00dfen Einflu\u00df hat auf die Gr\u00f6\u00dfe von C02 : C2H50H erfrorener Gipfel.\nVersuch 7.\nDie Gipfel der etiolierten Stengel von Vicia F ab a wurden im Verlauf von drei Tagen auf 10\u00b0/oiger Saccharosel\u00f6sung im diffusen Lichte kultiviert. Ein Teil der Gipfel (69 g) wurde f\u00fcr den Kontrollversuch verwendet, das \u00dcbriggebliebene (178 g) wurde erfroren und in den Pettenkoferschen Apparat gebracht. Temperatur 20\u00b0.\na)\tKontrollportion. 69 g frischer Gipfel wurden in der auf Seite 217 beschriebenen Weise bearbeitet. Das letzte Destillat gab dieselben Reaktionen wie im Versuch 3.\nDie quantitative Bestimmung ergab : C2H5OH = 17,3 mg (25,1 mg auf 100 g der Frischsubstanz).\nb)\tVersuchsportion. Versuchsdauer26Stunden. C02 =\n224.0\tmg. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen :\n1.\tReaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure schwach posittiv.\n2.\tJodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. 3. Reaktion von Berthelot positiv.\nDie quantitative Bestimmung ergab: C2H5OH = 118,6 mg.\nC2H\u00e4OH in 178 g frischer Gipfel = 44,6 mg.\nVon den erfrorenen Gipfeln wurde gebildet: C2H50H =\n74.0\tmg.\nC02 : C2H50H = 224 : 74 = 100 : 33.","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung usw. bei den Samenpflanzen. 225\nVersuche mit Samen und Keimlingen von Lupinus luteus.\nVersuch 8 (Kontrollversuch).\nSamen von Lupinus luteus wurden im Verlauf von 2 Tagen unter einer d\u00fcnnen Wasserschicht geweicht, dann abgesch\u00e4lt und in zwei Portionen geteilt. Die erste Portion (a) wurde zur Alkoholbestimmung unmittelbar, die zweite (b) nach vorhergehender Erfrierung verwendet.\nPortion a) 400 frische Lupinensamen (88 g) wurden zur Alkoholbestimmung verwendet. Das letzte Destillat gab folgende Reaktionen : 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure negativ. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz sehr schwach. 3. Reaktion von Berthelot sehr schwach.\nDas spezifische Gewicht der Fl\u00fcssigkeit war gleich 1,0000. Die Menge des gebildeten Alkohols war also unme\u00dfbar gering.\nPortion b) 400 Lupinensamen (87 g) wurden erfroren und dann zur Alkoholbestimmung verwendet. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure negativ. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz sehr schwach. 3. Die Reaktion von Berthelot zweifelhaft. Die quantitative Bestimmung ergab, da\u00df die Menge des Alkohols unme\u00dfbar gering war.\nVersuch 9.\nSamen von Lupinus luteus wurden im Verlauf von zwei Tagen unter einer d\u00fcnnen Wasserschicht geweicht, dann abgesch\u00e4lt und in zwei Portionen zu je 500 Samen geteilt. Die eine Portion (120g) wurde unmittelbar in den Pettenkoferschen Apparat gebracht. Die zweite Portion (104 g) wurde erst erfroren, dann ebenfalls in den Pettenkoferschen Apparat gebracht. Temperatur 20\u00b0. Wasserstoffstrom.\na) Lebende Samen. Versuchsdauer 24 Stunden. C02 = 192,0 mg. Das- erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen : 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure sehr schwach. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. 3. Reaktion von Berthelot positiv.\nDie quantitative Bestimmung ergab: C2H5OH= 174,0 mg.\nC02 : C2H5OH = 192 : 174 = 100 : 90,6.","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"226\nW. Palladin und S. Kostytschew,\nDieses Resultat stimmt mit den Angaben Godlewskis1) vollkommen \u00fcberein, der f\u00fcr lebende Samen von Lupinus luteus C02 : C2H5OH = 100 : 96 gefunden hat.\nb) Erfrorene Samen. Versuchsdauer 25 Stunden. COa \u2014 84,0 mg.\nDas erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure sehr schwach. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. Reaktion von Berthelot zweifelhaft.\nDie quantitative Bestimmung ergab, da\u00df die Menge des Alkohols unme\u00dfbar gering war (spezifisches Gewicht = 0,99998).\nC02 : C2H5OH = 84:0.\nVersuch 10.\n500 Samen von Lupinus luteus (130 g) wurden im Verlauf von zwei Tagen unter einer d\u00fcnnen Wasserschicht geweicht, dann abgesch\u00e4lt, erfroren und in den Pettenkof er sehen Apparat gebracht. Temperatur 20\u00b0. Wasserstoffstrom.\nVersuchsdauer 24 Stunden. C02 = 152,0 mg.\nDie Alkoholbestimmung ergab, da\u00df die Menge des Alkohols unme\u00dfbar gering war. Reaktion von Berthelot zweifelhaft.\nC02 : C2H5OH = 152 : 0.\nVersuch 11.\n400 Lupinensamen (101 g) wurden im Verlauf von zwei Tagen im Wasser geweicht, dann abgesch\u00e4lt, erfroren und in den Pettenkof er sehen Apparat gebracht. Temperatur 20\u00b0. W asserstoffstr om.\nVersuchsdauer 46 Stunden. C02 = 238,8 mg.\nAlkoholbestimmung.\nDas letzte Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure negativ. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. 3. Reaktion von Berthelot positiv.\nDie quantitative Bestimmung ergab : C2H6OH = 83,6 mg.\nC02 : C2H50H = 238,8 : 83,6 = 100 : 35,0.\n*) Godlewski, Bulletin de l\u2019Acad\u00e9mie des sciences de Cracovie, 1904, S. 115.","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung usw. bei den Samenpflanzen. 227\nBei diesem Versuche war die Erfrierung keine befriedigende: die Temperatur der K\u00e4ltemischung war zuf\u00e4lligerweise bedeutend h\u00f6her, als bei allen \u00fcbrigen Versuchen. Daher l\u00e4\u00dft sich wahrscheinlich der Umstand erkl\u00e4ren, da\u00df in diesem Falle eine Alkoholbildung stattgefunden hat.\nVersuch 11.\n8t\u00e4tige Keimlinge von Lupinus luteus (L\u00e4nge des Hypo-kotyls 5\u20149 cm) wurden in drei Portionen geteilt. Die erste Portion (200 Keimlinge = 125 g) wurde unmittelbar zur Alkoholbestimmung verwendet. Die zweite Portion (220 Keimlinge = 140 g) wurde unmittelbar in den Pettenkoferschen Apparat gebracht. Die dritte Portion (350 Keimlinge = 217 g) wurde erst erfroren und dann ebenfalls in den Pettenkoferschen Apparat gebracht. Temperatur 20\u00b0. Wasserstoffstrom.\na)\tKontrollportion. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure negativ. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. 3. Reaktion vonBerthelot positiv. Die quantitative Bestimmung ergab jedoch, da\u00df nur Spuren von Alkohol im Destillat vorhanden waren.\nb)\tLebende Keimlinge. Versuchsdauer 23 Stunden. C02 = '336,0 mg. Die quantitative Bestimmung ergab, da\u00df die Menge des Alkohols gleich 240,1 mg war. Da aber das letzte Destillat eine sehr starke Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure gab, so wurde eine abgewogene Menge der Fl\u00fcssigkeit mit Natriumbisulfit abdestilliert; das erhaltene Destillat wurde mit Natriumcarbonat neutralisiert und wieder abdestilliert. Das letzte Destillat gab folgende Reaktionen : 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure negativ. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. 3. Reaktion von Berthelot positiv.\nDie quantitative Bestimmung ergab: C2H50H = 212,1 mg.\nC02 : ,C2H5OH = 336 : 212,1 = 100 : 63,1.\nc)\tErfrorene Keimlinge. Versuchsdauer 23'/2 Stunden. C02 = 46,0 mg. Das letzte Destillat gab. folgende Reaktionen : 1. Reaktion mit fuchsinschwefiiger S\u00e4ure positiv. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. Eine abgewogene Menge der Fl\u00fcssigkeit wurde erst mit Natriumbisulfit und dann mit Natriumcarbonat","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nW. Palladin und S. Kostytschew,\nabdestilliert. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen : 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure negativ. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz negativ. 3. Reaktion von Berthelot negativ. Das spezifische Gewicht der Fl\u00fcssigkeit war gleich 1,000. Folglich war kein Alkohol im Destillat.\nC02 : C2H50H = 46 : 0.\nVersuch 12.\n500 9 t\u00e4giger Keimlinge von Lupinus luteus (L\u00e4nge des Hypokotyls 3\u20146 cm) wurden erfroren und in den Petten-koferschen Apparat gebracht. Temperatur 20\u00b0 Wasserstoffstrom.\nVersuchsdauer 29 Stunden. C02 = 56,8 mg.\nDer Alkohol wurde nicht bestimmt.\nAus den Versuchen mit Lupinensamen und Lupinenkeimlingen l\u00e4\u00dft sich folgendes schlie\u00dfen:\nDie anaerobe Atmung lebender Lupinensamen ist mit der Alkoholg\u00e4rung beinahe identisch. Die anaerobe Atmung lebender Lupinenkeimlinge ist zwar keine typische Alkoholg\u00e4rung, doch entstammt auch in diesem Falle mehr als die H\u00e4lfte der C02 dem Proze\u00df der Alkoholg\u00e4rung. Die anaerobe Atmung erfrorener Lupinensamen und Keimlinge hat dagegen mit der Alkoholg\u00e4rung nichts zu tun, da in diesem Falle \u00fcberhaupt keine Alkoholbildung stattfindet. Es ist danach zu schlie\u00dfen, da\u00df die Alkoholproduktion lebender Samen und Keimlinge entweder durch die T\u00e4tigkeit des Plasmas selbst erfolgt, oder es wird die Lupinenzymase durch niedere Temperaturen zerst\u00f6rt; diese letztere Ansicht scheint uns wahrscheinlicher zu sein. Die Gefriermethode erm\u00f6glicht jedenfalls eine Trennung anaerober Atmungsvorg\u00e4nge und liefert zugleich den Beweis, da\u00df die anaerobe Atmung auch bei nachgewiesener Abwesenheit der Zymase m\u00f6glich ist. Auf der Fig. II. sind C02-Ausscheidung und Alkoholbildung der Lupinensamen und Lupinenkeimlinge (auf 100 g der Frischsubstanz bezogen) graphisch dargestellt worden.\nVersuche mit Samen von Ricinus communis.\nVersuch 13.\nSamen von Ricinus communis major wurden im Verlauf von drei Tagen im Wasser geweicht, dann abgesch\u00e4lt und","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung usw. bei den Samenpflanzen. 229\nin drei Portionen zu je 200 Samen geteilt. Die erste Portion (82 g) wurde direkt zur Alkoholbestimmung verwendet, die zweite Portion (83 g) wurde unmittelbar in d en P e 11 e n k o f e rschen Apparat gebracht; die dritte Portion wurde erst erfroren und dann ebenfalls in den Pettenkoferschen Apparat gebracht. Temperatur 20\u00b0. Wasserstoffstrom.\na)Kontrollportion.\nDas erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure positiv. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. Das spezifische Gewicht des Destillates war gleich 1,0000. Eine abgewogene Menge der Fl\u00fcssigkeit wurde erst mit Natriumbisulfit und dann mit Natriumcarbonat abdestilliert. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1.\nReaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure nega- Scun&v tiv. 2. Jodoformprobe\nnach M\u00fcntz negativ Lupinus luteus. o) anaerobe Atmung der lebenden\nSamen und Keimlinge, V) Alkoholbildung der leben-3. Reaktion von Rer- den Samen und Keimlinge, c) anaerobe Atmung der thelot negativ. Das\terfrorenen Samen und Keimlinge.\nspezifische Gewicht der Fl\u00fcssigkeit war gleich 1,0000. Folglich war das Destillat vollst\u00e4ndig alkoholfrei.\nDurch dieses Ergebnis wird das Unzul\u00e4ngliche der Jodoformprobe in \u00fcberzeugender Weise klar gelegt.\nb) Lebende Samen. Versuchsdauer 23 Stunden. C02 = 90,0 mg. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure positiv. 2. Jodoform-probe nach M\u00fcntz positiv. 3. Reaktion von Rerthelot positiv.\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVIII.\t16","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\nW. Palladin und S. Kostytschew,\nDie quantitative Bestimmung ergab : C2H5OH = 53,9 mg.\nC02 : C2H5OH = 90 : 53,9 = 100 : 59,9.\nc) Erfrorene Samen. Versuchsdauer 47 Stunden. C02 = 171,6 mg. Das letzte Destillat gab dieselben Reaktionen, wie das Destillat von lebenden Samen. Die quantitative Bestimmung ergab: C2H50H = 101,0 mg.\nC02 : C2H50H = 171,6 : 101 = 100. : 58,9.\nAus diesem Versuche ist ersichtlich, da\u00df das Gefrieren keinen Einflu\u00df hat auf die Gr\u00f6\u00dfe des Verh\u00e4ltnisses C02:C2H50H bei den Ricinussamen. Es darf jedoch nicht vergessen werden, da\u00df die gequollenen Ricinussamen viel \u00d6l und wenig Wasser enthalten, wodurch ein totales Gefrieren bedeutend erschwert wird.\nVersuche mit Weizenkeimen.\nVersuch 14.\n170 g geweichter und dann erfrorener Weizenkeime wurden mit 400 ccm eines ausgekochten Weizenkeimextraktes und 8 g NaF in einen ger\u00e4umigen Kolben gebracht. Alsdann wurde ein konstanter Wasserstoffstrom durch die Fl\u00fcssigkeit getrieben. Temperatur 19\u00b0.\nWasserstoffstrom.\nZeitdauer in Stunden\tCO 2 in mg\tC08 pro 1 Stunde in mg\n8'/*\t50,4\t5,9\n25\t134,0\t5,3\n18\t33,2\t1,9\n27 V\u00bb\t28,0\t1,0\n22\t20,0\t0,9\n18\t9,2\t0,5\n119\t274,8\t\nAlkoholbestimmung.\nDas letzte Destillat gab folgende Reaktionen : 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure positiv. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. 3. Reaktion von Berthelot positiv.","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung usw. bei den Samenpflanzen. 231\nDie quantitative Bestimmung ergab: C2H5OH = 111,2mg. Das Destillat gab die Jodoformreaktion in der K\u00e4lte. Auch bei Zusatz von NH3 und Jodtinktur wurde Jodoformbildung beobachtet (Reaktion, von Gunning). Danach ist zu schlie\u00dfen, da\u00df das Destillat acetonhaltig war. Die Menge des Alkohols wurde also vielleicht etwas zu gro\u00df gefunden; auch wurde leider kein Kontrollversuch ausgef\u00fchrt. Aus diesen Gr\u00fcnden wurde bei diesem Versuche C02 : C2H5OH nicht berechnet.\nVersuch 15.\nIm Wasser geweichte Weizenkeime. 247 g davon wurden unmittelbar zur Alkoholbestimmung verwendet. Eine andere Portion (100 g) wurde erfroren und in den Pettenkoferschen Apparat gebracht. Temperatur 19\u00b0.\nErfrorene Weizenkeime (Wasserstoffstrom).\nZeitdauer in Stunden\tC02 in mg\tC02 pro 1 Stunde in mg\n5\t187,8\t37,6\n2\t76,0\t38,0\n2 V\u00bb\t56,4\t22,6\n6\t100,8\t16,8\n14\t118,8\t8,5\n8 7*\t72,8\t8,5\n20\t138,0\t6,9\n23\t94,4\t4,1\n16\t56,4\t3,5\n97\t901,4\t\nAlkoholbestimmungen.\na) Kontrollportion. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure positiv. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. 3. Reaktion von Berthelot positiv. Die quantitative Bestimmung ergab: C2H5OH == 104,9 mg. Eine abgewogene Menge der Fl\u00fcssigkeit wurde erst mit Natriumbisulfit, dann mit Natriumcarbonat abdestilliert. Das letzte Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsin-\n16*","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\nW. Palladin und S. Kostytschew,\nschwefliger S\u00e4ure negativ. 2. Jodoformprobe positiv. 3. Reaktion von Berthelot positiv.\nDie quantitative Bestimmung ergab: C2H5OH = 106,1 mg. Die mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure reagierende Substanz war also in minimaler Menge vorhanden. Der R\u00fcckstand von der unter Zusatz von Natriumbisulfit ausgef\u00fchrten Destillation wurde mit Natriumcarbonat zerlegt und wieder abdestilliert. Das erhaltene Destillat gab mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure rote F\u00e4rbung; die Jodoformprobe in der K\u00e4lte (Liebensche Reaktion) und die Reaktion von Gunning fielen jedoch negativ aus.\nb) Versuchsportion. Das durch Destillation mit Natriumbisulfit und Natriumcarbonat gereinigte Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure negativ. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. 3. Reaktion von Berthe lot positiv.\nDie quantitative Bestimmung ergab: C2H5OH = 879,2 mg.\nC2H5OH in 100 g frischer Keime = 42,5 mg.\nVon den erfrorenen Keimen wurde gebildet: C2H5OH = 836,7 mg.\nC02 : C2H5OH = 901,4 : 836,7 = 100 : 92,8.\nDie anaerobe Atmung erfrorener Weizenkeime ist also mit der Alkoholg\u00e4rung beinahe identisch.\nDer R\u00fcckstand von der unter Zusatz von Natriumbisulfit ausgef\u00fchrten Destillation wurde mit Natriumcarbonat zerlegt und wieder abdestilliert. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Mit f\u00fcchsinschwefliger S\u00e4ure rote F\u00e4rbung. 2. Mit Nitroprussidnatrium in schwach alkalischer L\u00f6sung rote F\u00e4rbung (Legalsche Reaktion). 3. Mit Jodtinktur und NH3 in der K\u00e4lte Jodoformbildung (Gunningsche Reaktion). 4. Mit Jodjodkalium und Natronlauge ausgiebige Jodoformausscheidung in der K\u00e4lte (Liebensche Reaktion).\nDurch diese Proben wird die Anwesenheit des Acetons im Destillat festgestellt. F\u00fcr eine quantitative Bestimmung war jedoch die Menge des Acetons zu gering. Die Acetonbildung erfolgt auch bei Sauerstoffzutritt, wie es aus folgendem Versuche ersichtlich ist.","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung usw. bei den Samenpflanzen. 233\nVersuch 16.\n100 g in Wasser geweichter Weizenkeime wurden erfroren, in ein U-Rohr gebracht und mit einer mit Toluol getr\u00e4nkten Wasserschicht bedeckt. Im Verlauf von 97 Stunden wurde ein konstanter Luftstrom durch das Rohr geleitet. Alsdann wurde das Versuchsmaterial und das Wasser der Waschflasche in einen Destillationskolben gebracht, mit destilliertem Wasser versetzt und mehrfacher Destillation unterworfen. Das letzte Destillat wurde mit Natriumbisulfit versetzt und wieder abdestilliert. Der R\u00fcckstand von dieser Destillation wurde mit Natriumcarbonat behandelt und wieder abdestilliert. Das erhaltene Destillat gab s\u00e4mtliche im Versuch 15 angegebenen Acetonreaktionen. Es bleibt noch einstweilen dahingestellt, ob bei der Atmung erfrorener Weizenkeime direkte Acetonbildung stattfindet: es ist ja wohl m\u00f6glich, da\u00df sich eine nicht best\u00e4ndige, bei der Destillation Aceton abspaltende Substanz (wie z. B. Acetessigs\u00e4ure) im Versuchsmaterial anh\u00e4uft.\nDie Acetonbildung bei der Atmung ist eine in der tierischen Physiologie schon l\u00e4ngst bekannte Tatsache.x) In der letzten Zeit wurde u. a. die nicht unwahrscheinliche Vermutung ausgesprochen,l 2) da\u00df Aceton bei der Oxydation des Leucins ab-abgespalten wird:\nch3 ch3\tch3 ch3\n\\ /\t\t\\ /\nCH\t\tCO\n1\t\t+\nch2\t\t\t>\tch3\nCHNHj\t\tchnh2\nCOOH\t\tCOOH\nIn unseren Versuchen haben wir eine zweifellose Acetonbildung nur bei Weizenkeimen beobachtet.\nl) Eine gute Zusammenfassung der Literatur \u00fcber das Aceton findet man bei R. Waldvogel \u00abDie Acetonk\u00f6rper\u00bb, Stuttgart 1903.\n*) v. Noorden u. Embden, Zentralblatt f\u00fcr die gesamte Physiologie u. Pathologie des Stoffwechsels, Bd. I, 1906, S. 2. Embden, Salomon und Schmidt, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. VIII, 1906, S. 129.","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nW. Palladin und S. Kostytschew,\nVersuche mit Samen von Pisum sativum.\nVersuch 17.\nSamen von Pisum sativum wurden im Verlauf von 24 Stunden unter einer d\u00fcnnen Wasserschicht geweicht, dann abgesch\u00e4lt und in zwei Portionen zu je 250 Samen geteilt. Die erste Portion (180 g) wurde zur Kontrolle verwendet, die andere (185 g) wurde erfroren und in den Pettenkoferschen Apparat gebracht. Temperatur 19\u00b0.\nWasserstoffstrom.\nZeitdauer in Stunden\tC02 in mg\tC02 pro 1 Stunde in mg\niv\u00ab\t39,2\t26,1\n27*\t92,0\t36,8\n3 7\u00bb\t108,2\t30,9\n127\u00bb\t186,4\t15,0\n3\t43,2\t14,4\n27\u00bb\t27,2\t10,9\n33/\u00ab\t30,0\t8,0\n17\t80,4\t4,8\n7\t36,8\t5,2\t\u2022\n21\t79,6\t3,8\n22\t56,4\t2,6\n21\t48,0\t2,3\n117\t827,4\t\nAlkoholbestimmungen.\na)\tKontrollportion. Das letzte Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure schwach positiv. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. 3. Reaktion von Berthelot positiv.\nDie quantitative Bestimmung gab : C2H50H \u2014 106,4 mg.\nb)\tVersuchsportion. Das letzte Destillat gab dieselben Reaktionen wie das Kontrolldestillat.\nDie quantitative Bestimmung ergab: C2H\u00e40H \u2014 728,3 mg. C2H40H in 250 frischen Samen == 106,4 mg.","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung usw. bei den Samenpflanzen. 235\nVon den erfrorenen Samen wurde gebildet: C2H\u00e4OH = 621,9 mg.\nC02 : C2H5OH = 827,4 : 621,9 = 100 : 75,2.\nVersuch 18.\nSamen von Pisum sativum wurden im Verlauf von 24 Stunden unter einer d\u00fcnnen Wasserschicht geweicht, dann abgesch\u00e4lt und f\u00fcr 2 Stunden auf Flie\u00dfpapier gelegt. Alsdann wurden die Samen in drei Portionen zu je 200 St\u00fcck geteilt. Die erste Portion wurde zum Kontrollversuch verwendet; die beiden anderen wurden erfroren und in den Pettenkoferschen Apparat gebracht. Temperatur 20\u00b0.\nErfrorene Erbsensamen.\nVersuchsdauer in Stunden\tCOj in\tMilligramm\t\n\t2. Portion (119 g) Luftstrom\t\t3. Portion (121 g) Wasserstoffstrom\n98\t1482,0\t\t775,2\nAlkoholbestimmungen.\na)\tKontrollportion. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure positiv. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. 3. Reaktion von Berthelot schwach positiv. 4. Legalsche Reaktion positiv. 5. Reaktion von Gunning negativ.\nDie quantitative Bestimmung ergab: C2H5OH = Spur.\nb)\tLuftportion. Das letzte Destillat gab dieselben Reaktionen wie im Versuch 17. Die quantitative Bestimmung ergab: C2H5OH = 1013,4 mg.\nC02 : C2H50H = 1482,0 : 1013,4 = 100 : 68,4.\nc)\tWasserstoff portion. Das letzte Destillat gab dieselben Reaktionen wie im Versuch 17.\nDie quantitative Bestimmung ergab: C2H5OH = 552,7 mg.\nC02 : C2H5OH = 775,2 : 552,7 = 100 : 71,8.\nDie Versuche 17 und 18 zeigen, da\u00df die anaerobe Atmung erfrorener Erbsensamen zum gr\u00f6\u00dften Teil Alkoholg\u00e4rung ist. Das Verh\u00e4ltnis C02 : C2H50H entspricht jedoch nicht demjenigen,","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"236\nW. Palladin und S. Kostytschew,\ndas von Godlewski und Polzeniusz1) bei lebenden Erbsensamen gefunden wurde. Es scheint also nicht ganz unwahrscheinlich zu sein, da\u00df durch die Einwirkung niedrigerer Temperatur eine totale Zerst\u00f6rung der Erbsenzymase bewerkstelligt werden k\u00f6nnte. Derartige Versuche (unter Anwendung der fl\u00fcssigen Luft) beabsichtigen wir zu unternehmen.\nObschon die in unseren Versuchen ausgef\u00fchrte Erfrierung f\u00fcr die Zerst\u00f6rung der Erbsenzymase unzureichend war, waren die Samen dennoch get\u00f6tet; ein Zeugnis daf\u00fcr ist die Tatsache, da\u00df C02 : C2H5OH erfrorener Samen bei SauerstofFzutritt derselbe ist, wie bei Sauerstoffabschlu\u00df. Bei der Sauerstoffatmung lebender Samen wird im Gegenteil eine nur unbedeutende Menge Alkohol gebildet, wie aus dem folgenden Versuche ersichtlich ist.\nVersuch 19.\nSamen von Pisum sativum wurden im Verlauf von 24 Stunden unter einer d\u00fcnnen Wasserschicht geweicht, dann abgesch\u00e4lt und f\u00fcr 2 Stunden auf Flie\u00dfpapier gelegt. Alsdann wurden die Samen in drei Portionen zu je 300 Samen geteilt. Die erste Portion wurde zum Kontrollversuch verwendet, die beiden anderen Portionen wurden in den Pettenkof er sehen Apparat gebracht. Temperatur 22\u201424\u00b0.\nLebende Erbsensamen (Luftstrom).\n2. Portion\t\t3. Portion2)\t\nVersuchsdauer in\tC02 in\tVersuchsdauer in\tC02 in\nStunden\tmg\tStunden\tmg\n24\t1204,0\t22\t1052,8\nAlkoholbestimmungen.\na) Kontrollportion. Das erhaltene Destillat gab dieselben Reaktionen wie im Versuch 17.\nDie quantitative Bestimmung ergab: C2H\u00e4OH \u2014 113,1 mg.\n\u2018) Godlewski u. Polzeniusz, Bulletin de l\u2019Academie des sciences de Cracovie, 1901, S. 227.\n!) Die Luftdurchleitung wurde bei der Portion 3 f\u00fcr die ganze Nacht unterbrochen. Infolgedessen hat sich eine bedeutende Menge des Alkohols gebildet.","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung usw. bei den Samenpflanzen. 237\nb)\t2. Portion. Das erhaltene Destillat gab folgende Reaktionen: 1. Reaktion mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure positiv. 2. Jodoformprobe nach M\u00fcntz positiv. 3. Reaktion von Berthelot positiv.\nDie quantitative Bestimmung ergab: C2H5OH = 273,0 mg.\nC2H5OH in 300 frischen Samen = 113,1 mg.\nBei der Sauerstoffatmung lebender Samen wurde gebildet: C2H50H = 159,9 mg.\nC02 : C2H5OH = 1204 :159,9 = 100 :16,6.\nc)\t3. Portion. Das Destillat gab dieselben Reaktionen wie bei b).\nDie quantitative Bestimmung ergab : C2H\u00e40H = 879,4 mg.\nC2H5OH in 300 frischen Samen = 113,1 mg.\nVon den lebenden Samen wurde gebildet: 766,3 mg.\nC02 : C2H5OH = 1052,8 : 766,3 = 100 : 72,7.\nWie aus der Anmerkung auf S. 236 ersichtlich, befand sich die Portion 3 haupts\u00e4chlich in einer sauerstofffreien Atmosph\u00e4re.\n\u00dcberblicken wir die Ergebnisse unserer Versuche, so ersehen wir eine vollkommene Best\u00e4tigung der von einem von uns bereits vor 2 Jahren ausgesprochenen Voraussetzung: \u00abWenn so h\u00e4ufig von der Identit\u00e4t der anaeroben Atmung mit der Alkoholg\u00e4rung gesprochen wird, so l\u00e4\u00dft sich dies wahrscheinlich dadurch erkl\u00e4ren, da\u00df . . . eine Anzahl von \u00dcbergangstypen existiert, die gleichzeitig mit der anaeroben Atmung . . . eine mehr oder weniger typische Alkoholg\u00e4rung hervorzurufen imstande sind.\u00bb\nAuch der andere von uns hat. sich folgenderma\u00dfen ausgesprochen :2) \u00ab... der in gefrorenen Bl\u00e4ttern sich abspielende anaerobe Prozess der Kohlens\u00e4urebildung nichts mit der Alkoholg\u00e4rung gemein hat, da jener Prozess am energischsten in denjenigen Bl\u00e4ttern verl\u00e4uft, die keine Kohlehydrate enthalten, ja sogar durch Einf\u00fchrung von Saccharose nur abgeschw\u00e4cht\n*) Kostytschew, Zentralbl. f. Bakteriol., II. Abt., Bd. XIII, 1904,\nS. 401.\ns) Pallad in, Diese Zeitschrift, Bd. XLVII, 1906, S. 417.","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238\tW. Palladin und S. Kostytschew,\nwird...... Durch alle diese Ausf\u00fchrungen will ich keines-\nwegs die M\u00f6glichkeit der Alkoholg\u00e4rung bei den h\u00f6heren Pflanzen verneinen, glaube aber nur, da\u00df sie eine Nebenrolle spielt und nicht als ein Fundamentalproze\u00df bezeichnet werden kann.\u00bb\nIn der Tabelle S. 239 sind die wichtigsten Zahlenresultate einzelner Versuche zusammengestellt.\nZusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse.\n1.\tBei der anaeroben Atmung lebender Lupinensamen und Lupinenkeimlinge wird eine betr\u00e4chtliche Menge Alkohol gebildet. Die anaerobe Atmung dieser Objekte ist also im wesentlichen mit der Alkoholg\u00e4rung identisch. Bei der anaeroben Atmung erfrorener Lupinensamen und Lupinenkeimlinge findet \u00fcberhaupt keine Alkoholbildung statt; auch bei der anaeroben Atmung erfrorener Stengelgipfel von Vicia Faba werden keine nennenswerten Mengen Alkohol gebildet. Die anaerobe Atmung erfrorener Lupinensamen, Lupinenkeimlinge und Stengelgipfel von Vicia Faba hat also mit der Alkoholg\u00e4rung nichts zu tun.\n2.\tBei der anaeroben Atmung lebender und erfrorener Erbsensamen, Ricinussamen und Weizenkeime findet eine betr\u00e4chtliche Alkoholbildung statt. Die anaerobe Atmung dieser Objekte ist also zum gr\u00f6\u00dften Teil Alkoholg\u00e4rung. Durch das bei unseren Versuchen in Anwendung gebrachte Gefrieren wurden die genannten Pflanzen get\u00f6tet, die in ihnen befindliche Zymase wurde jedoch nicht zerst\u00f6rt.\n3.\tBei lebenden Erbsensamen wird eine Anh\u00e4ufung des Alkohols nur bei Sauerstoffabschlu\u00df beobachtet. Erfrorene Erbsensamen h\u00e4ufen dagegen betr\u00e4chtliche Mengen Alkohol bei vollem Sauerstoffzutritt an. Dies erkl\u00e4rt sich dadurch, da\u00df die Oxydationsvorg\u00e4nge in Pflanzenzellen infolge der Abt\u00f6tung bedeutend abgeschw\u00e4cht werden.\n4.\tDie Meinung Maz\u00e9s, Godlewskis und Stoklasas bez\u00fcglich der Anwesenheit der Zymase bei Samenpflanzen wird durch unseren Versuch best\u00e4tigt. Es bleibt noch freilich dahingestellt, ob die Zymase der Samenpflanzen mit der Hefezymase identisch ist.","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung usw. bei den Samenpflanzen. 239\n5. Bei der normalen und anaeroben Atmung lebender und erfrorener Pflanzen werden unter Umst\u00e4nden Aceton und andere mit fuchsinschwefliger S\u00e4ure reagierende Substanzen gebildet.\nErfrorene Pflanzen\tF rischgewicht in g\tVer- suchs- dauer in Stun- den\tMenge der ausgeschiedenen C02 in mg\tMenge des gebildeten Alkohols in mg\tMenge des Alkohols auf 100 mg der C02\nWeizenkeime\t\t100\t97\t901,4\t836,7\t92,8\n250 Samen von Pisum sativum .\t165\t116\t827,4\t621,9\t75,2\n200 \u00bb \u00bb \u00bb \u00bb.\t119\t98\t1482,0\t1013,4\t68,4\n200 \u00bb \u00bb \u00bb \u00bb.\t121\t98\t775,2\t552,7\t71,3\n200 Samen von Ricinus com-\t\t\t\t\t\nmunis\t\t81\t47\t171,6\t101,0\t58,9\nGipfel der etiolierten Stengel von\t\t\t\t\t\nVicia Faba . \u2022\t\t145\t26\t269,2\tSpur\t0\nDasselbe\t120\t27\t181,6\t31,1\t17,1\nDasselbe\t117\t\u00f6l'/s\t182,8\t33,8\t18,5\nDasselbe\t209\t28 V\u00bb\t313,6\t26,6\t8,4\nGipfel der Stengel von Vicia Faba\t\t\t\t\t\nnach Zucker- und Lichtern\u00e4hrung\t178\t26\t224,0\t74,0\t33,0\n500 Samen von Lupinus luteus .\t130\t24\t152,0\t0\t0\n500\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb.\t104\t25\t84,0\t0\t0\n400\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb.\t101\t46\t238,8\t83,6\t35,0\n350 Lupinenkeimlinge\t\t217\t23 V\u00ab\t46,0\t0\t0\n500\t\u00bb\t\t\t335\t24\t56,8\t\u2014\t\u2014","page":239}],"identifier":"lit18360","issued":"1906","language":"de","pages":"214-239","startpages":"214","title":"Anaerobe Atmung, Alkoholg\u00e4rung und Acetonbildung bei den Samenpflanzen","type":"Journal Article","volume":"48"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:37:27.250659+00:00"}