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{"created":"2022-01-31T14:21:38.136450+00:00","id":"lit18361","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Oppenheimer, Carl","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 48: 240-251","fulltext":[{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Darmg\u00e4rung.\nVon\nDr. phil. et med. Car] Oppenheimer.\nMit einer Abbildung ira Text.\n(Aus dem tierphysiologischen Institut der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin. Geh.-Rat Zuntz.)\n(Der Redaktion zugegangen am 2. Juni 1906.)\nDie Darmgase der verschiedensten Tiere und auch des Menschen sind h\u00e4ufig untersucht worden. Man hat in ihnen neben Kohlendioxyd vor allem Wasserstoff, Methan und geringe Mengen anderer Gase nachgewiesen. Da man gew\u00f6hnlich die Gase so analysierte, wie sie aus der After\u00f6ffnung austraten, oder andererseits Darminhalt an der Luft g\u00e4ren lie\u00df, so hat man ferner stets Reste der im Darm enthaltenen atmosph\u00e4rischen Luft, insbesondere also Stickstoff in ihnen gefunden.\nMir kam es nun bei den Versuchen, die ich im folgenden kurz schildern m\u00f6chte, gerade auf die Frage an, ob sich bei Darmg\u00e4rung Stickstoff neu bildet. Es bildet diese Frage einen Teil des gr\u00f6\u00dferen Problems, ob sich \u00fcberhaupt Stickstoff aus komplizierteren Verbindungen im tierischen K\u00f6rper abspaltet. Vor kurzem ist bekanntlich von Schittenhelm und Schr\u00f6ter1) die Behauptung aufgestellt worden, da\u00df sich bei F\u00e4ulnisvorg\u00e4ngen, wie sie auch im Darm vorhanden sein k\u00f6nnten, freier Stickstoff neu bilden k\u00f6nnte. Ich habe indessen bei einer Kritik dieser Arbeit2) zeigen k\u00f6nnen, da\u00df dieser Schlu\u00df auf groben Irrt\u00fcmern beruht, da\u00df vielmehr die Zahlen der genannten Autoren keinen Schlu\u00df auf eine Neubildung von Stickstoff zulassen. Mir erschien \u00fcberhaupt die bisher allgemein angewandte Methodik,\n*) Schittenhelm und Schroeter, \u00dcber die Spaltung der Hefe-nucleins\u00e4ure durch Bakt., Diese Zeitschrift, Bd. XL, S. 70.\n2) Oppenheimer, Angebl. Stickstoffg\u00e4rung durch F\u00e4ulnisbakterien, Diese Zeitschrift, Bd. XLI, S. 3.","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Darmg\u00e4rung.\n241\ndie G\u00e4rung in Anwesenheit von Luft stattfinden zu lassen, f\u00fcr die Entscheidung grade dieser Frage nicht geeignet. Ich habe deshalb einen etwas anderen Weg eingeschlagen, indem ich den Inhalt des Blinddarms von Kaninchen usw. im Vakuum g\u00e4ren lie\u00df.\nIm einzelnen war die angewandte Methodik folgende. Frisch get\u00f6teten, gesunden Kaninchen oder Pferden wurde der Blinddarm entnommen und sein Inhalt mit etwas d\u00fcnner Kochsalzl\u00f6sung zu einem homogenen Brei verrieben. Dieser wurde nun in ein zu diesem Zweck konstruiertes G\u00e4rungsk\u00f6lbchen gebracht. (Fig. 1.)\nDies besteht aus einem starkwandigen Gef\u00e4\u00df von ca. 300 ccm Inhalt mit rundem Boden, das ein Vakuum ertr\u00e4gt. Es ruht in einem ausgeh\u00f6hlten Holzfu\u00df. Es tr\u00e4gt einen luftdicht aufgeschliffenen Helm, der von 2 eingeschmolzenen Kapillaren mit kleinen Glash\u00e4hnen durchbohrt ist. Die eine Kapillare geht bis fast auf den Boden des K\u00f6lbchens, die andere nur bis an den Hals. An dem Hals ist ferner ein Glasmantel aufgeschliffen, der zum Zwecke der luftdichten Absperrung mit einer Sperrfl\u00fcssigkeit gef\u00fcllt werden kann.\nIn dieses K\u00f6lbchen wird nun der Darminhalt eingef\u00fcllt, der Helm und der Mantel aufgesetzt, die lange Kapillare\tFig. i.\ndurch den Hahn verschlossen, und dann die kurze an der Strahlpumpe bis auf 20\u201430 mm evakuiert. Dies geschieht, um die Luft aus der Fl\u00fcssigkeit zu entfernen. Man l\u00e4\u00dft dann 24 Stunden in der K\u00e4lte stehen. Dann wird an der Blutgaspumpe v\u00f6llig evakuiert, der Mantel mit Quecksilber gef\u00fcllt, in die \u00fcberstehende Kapillare ebenfalls ein Quecksilbertropfen eingebracht, um auch hier jede Diffusion von Luft zu verh\u00fcten, und dann 1\u20142 Tage im Brutschrank der Inhalt der G\u00e4rung \u00fcberlassen. Dann wurde die \u00fcberstehende Kapillare mit Hilfe eines mit Quecksilber gef\u00fcllten Kapillarschlauches und einer hakenf\u00f6rmig gekr\u00fcmmten Glaskapil-","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nCarl Oppenheimer\nlare mit einem Absorptionsrohr verbunden, beide H\u00e4hne ge\u00f6ffnet, und durch Aufgie\u00dfen von Quecksilber das G\u00e4rungsgas in ein gradiertes Absorptionsrohr hineingedr\u00fcckt. In diesem wurde es roh gemessen, dann durch eine Kalikugel am Draht die Kohlens\u00e4ure weggeschafft. Der Rest wurde durch Hineinbringen einer Phosphorkugel auf Sauerstofffreiheit gepr\u00fcft, und wenn durch diese die Abwesenheit atmosph\u00e4rischer Luft erwiesen war, in ein Eudiometer \u00fcbergef\u00fchrt, und im Geppertschen Apparat analysiert. Die Analyse wurde entweder komplet durchgef\u00fchrt, indem die brennbaren Gase ebenfalls quantitativ bestimmt wurden, oder es wurde ein vereinfachtes Verfahren angewendet, indem die brennbaren Gase und die aus ihnen bei der Explosion gebildete Kohlens\u00e4ure einfach weggeschafft wurden, und dann das Restgas quantitativ auf Stickstoff gepr\u00fcft wurde.\nIm ersteren Falle ist der Gang der Analyse folgender. Das gemessene Gas wird im Eudiometer mit der etwa sechsfachen Menge reinen, aus chlorsaurem Kali gewonnenen Sauerstoffversetzt, abgelesen, und die Kontraktion nach der Explosion bestimmt. Dann wird 7\u00b0/oige Kalilauge eingef\u00fchrt, und die gebildete Kohlens\u00e4ure ebenfalls gemessen. Aus diesen beiden Werten erh\u00e4lt man dann die vorhandenen Mengen an Wasserstoff und Methan nach den Gleichungen:\n2 H, -j- Os = 2 HaO (4 Vol. + 2 Vol. = 0 Vol.)\nCH4 + 2 02 = C02 + 2 H20 (2 Vol. + 4 Vol. = 2 Vol.)\nCH4 + 2 O, + KOH \u2022= K2C03 + 2 H20 (2 Vol. + 4 Vol. = 0 Vol.).\nDas nun zur\u00fcckgebliebene Gas soll, wenn kein Stickstoff vorhanden ist, nur aus dem \u00dcberschu\u00df an zugesetztem Sauerstoff bestehen. Es wird zur Feststellung des noch vorhandenen 0 mit \u00fcbersch\u00fcssigem Wasserstoff im Verh\u00e4ltnis von 1 zu 8 verpufft, und die Kontraktion gemessen. Betr\u00e4gt diese weniger als 300 \u00b0/o des Restgases, so ist Stickstoff in einer Menge vorhanden, die dem dritten Teil der an 300 \u00b0/o fehlenden Kontraktion entspricht. In einigen F\u00e4llen wurde die Genauigkeit der Analyse durch eine Kontrolle gepr\u00fcft, indem nun der \u00fcbersch\u00fcssige Wasserstoff wieder mit Sauerstoff zur\u00fcck bestimmt wurde. Der nicht als Wasserstoff anzusehende Rest, d. h. 2k der an 150 \u00b0/o fehlenden Kontraktion ist wieder als Stickstoff","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Darmg\u00e4rung.\n243\nanzusehen, und es m\u00fcssen bei der Umrechnung auf das urspr\u00fcngliche Gasvolumen beide Stickstoffzahlen denselben Wert ergeben. Diese Kontrolle erm\u00f6glicht insbesondere die Pr\u00fcfung, ob die eingef\u00fchrten Gase zur Verbrennung rein gewesen sind.\nDie abgek\u00fcrzte Methode entspricht denselben Prinzipien. Der Gang ist auch genau derselbe, es werden jedoch einige Ablesungen unterlassen. Man bestimmt nur das Anfangsvolumen, der n\u00f6tigen Umrechnung halber, dann wird aber einfach mit einem gen\u00fcgenden, aber nicht genau gemessenen \u00dcberschu\u00df von Sauerstoff verpufft, Lauge hinzugesetzt, und nun erst wieder abgelesen. Man hat also ein Gas, das frei ist von C02 und brennbaren Gasen, und das man einfach auf Stickstoff zu untersuchen hat, indem man mit \u00fcbersch\u00fcssigem Wasserstoff verpufft und die Kontraktion mi\u00dft. Wenn die Menge zu gro\u00df ist, um in das Eudiometer den gen\u00fcgenden \u00dcberschu\u00df, mindestens 700\u00b0/o, einf\u00fchren zu k\u00f6nnen, so entfernt man vorerst einen Teil des \u00fcbersch\u00fcssigen Sauerstoffes durch Explosion mit einer ungen\u00fcgenden Menge Wasserstoff, wobei man nur auf die Explosionsgefahr zu achten hat, und setzt dann erst die gemessene Menge hinzu. Die Methode hat auch ihre Schattenseiten, besonders deshalb, weil man nur geringe Gasmengen untersuchen kann, da sonst infolge der gro\u00dfen zuzusetzenden Gasmengen zur Explosion die Eudiometer nicht ausreichen w\u00fcrden. Sie gestattet indessen doch den Nachweis von irgendwie in Betracht kommenden Mengen von Stickstoff mit absoluter Sicherheit. Unbedingt n\u00f6tig ist allerdings, da\u00df man sich stets der Abwesenheit von Sauerstoff versichert h\u00e4lt, denn sonst ist man nicht imstande, die Berechnung der Analyse durchzuf\u00fchren, abgesehen davon, da\u00df etwa vorhandene Stickstoffmengen dann mit gr\u00f6\u00dfter Wahrscheinlichkeit auf Reste atmosph\u00e4rischer Luft zur\u00fcckzuf\u00fchren w\u00e4ren. Da\u00df man sich vor der Analyse von der Unversehrtheit des Quecksilberverschlusses \u00fcberzeugen mu\u00df, braucht wohl nicht erw\u00e4hnt zu werden.\nIch habe nun mit Hilfe dieser Methodik eine Reihe von Darmg\u00e4rungsgasen untersucht. Bei einer gro\u00dfen Zahl war das Verfahren dadurch wesentlich vereinfacht, da\u00df sie fast ausschlie\u00dflich aus Kohlendioxyd bestanden. Es gen\u00fcgte also","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\nCarl Oppenheimer,\ndie Einf\u00fchrung einer Kalikugel in das Absorptionsrohr, um das Gas ganz oder bis auf einen winzigen, nicht mehr analysierbaren Rest verschwinden zu machen.\nIn anderen F\u00e4llen blieb ein analysierbarer, Rest, der in ein Eudiometer umgef\u00fcllt werden konnte. Wenn dann die Analyse durchgef\u00fchrt war, so fanden sich stets geringe Abweichungen von der berechneten Kontraktion, die aber immer unter einem Kubikzentimeter, auf das gesamte Gas berechnet, zur\u00fcckblieben. Ob man diese auf Analysenfehler oder auf das tats\u00e4chliche Vorhandensein von minimalen Quantit\u00e4ten Stickstoff zur\u00fcckf\u00fchren will, ist ziemlich gleichg\u00fcltig. Es ist im \u00fcbrigen auch das Vorhandensein so winziger Mengen nicht einmal ganz auszuschlie\u00dfen, wenn man sie auch als nicht metabolisch entstanden ansieht. Erstens kann doch in dem dicken Rrei des Darminhaltes trotz des Evakuierens an der Pumpe eine Spur Luft absorbiert geblieben sein, oder aber man hat doch mit den gro\u00dfen Mengen Wasserstoff oder Sauerstoff die Spuren Stickstoff hineingebracht. Dabei ist ganz davon abgesehen, da\u00df sich alle Analysenlehler nat\u00fcrlich auf den Stickstoff h\u00e4ufen. Meiner Meinung nach ist mit so geringen Mengen tats\u00e4chlich nichts anzufangen. Ich m\u00f6chte \u00fcbrigens an dieser Stelle bemerken, da\u00df ich zuerst eine etwas andere Methode verwendete, indem ich n\u00e4mlich nach der Verbrennung der brennbaren Gase den \u00fcbersch\u00fcssigen Sauerstoff mit alkalischer Pyrogalloll\u00f6sung zu entfernen versuchte. Diese scheinbar so bequeme Methode bew\u00e4hrte sich aber nicht, da der Sauerstoff in seinen letzten Spuren durch das Pyrogallol anscheinend nicht aufgenommen wird, und au\u00dferdem das undurchsichtige Absorptionsmittel im Eudiometer das Ablesen ungemein erschwerte. Trotzdem also diese Analysen nicht absolut genau sind, ergeben doch auch sie nur \u00e4u\u00dferst geringe Stickstoffmengen.\nSchlie\u00dflich gibt es noch eine M\u00f6glichkeit, diese geringen Stickstoffmengen zu erkl\u00e4ren, wenn man sie als wirklich in dem G\u00e4rungsgas vorhanden annehmen will. Es ist n\u00e4mlich bekannt, da\u00df bei Gegenwart von Nitriten einige Rakterien freien Stickstoff entwickeln. Dieser ist dann nat\u00fcrlich nicht metabolisch im strengen Sinne entstanden, sondern durch die","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Darmg\u00e4rung.\n245\nT\u00e4tigkeit der denitrifizierenden Bakterien im Darm der Herbi-voren. Es ist nun nat\u00fcrlich nicht auszuschlie\u00dfen, da\u00df in dem Darminhalt der Kaninchen geringe Mengen Nitrite vorhanden waren, aus denen dann diese Spuren von Stickstoff entstanden sein k\u00f6nnten. Wie gesagt, ist diese Frage nicht sehr wichtig, da es sich um so au\u00dferordentlich geringf\u00fcgige Mengen handelt. Ich habe indessen einige Versuche in dieser Richtung angestellt, indem ich zu dem Darmgemisch 1\u20142 ccm einer sehr verd\u00fcnnten Natriumnitritl\u00f6sung zuf\u00fcgte und damit g\u00e4ren lie\u00df. Es zeigte sich dabei h\u00e4ufig, da\u00df die Gase nach Stickstoffdioxyd rochen, indem das durch Reduktion gebildete NO bei Ber\u00fchrung mit der Luft in Stickstoffdioxyd \u00fcberging. Diese Erscheinung machte mir insofern unerwartete Schwierigkeiten, als bei einer Reihe von Gasen bei der Kontrolle auf eingedrungene Luft mit Pyrogallol sich eine Kontraktion zeigte, die mich dazu veran-la\u00dfte, eine Reihe von Analysen aufzugeben, obwohl ich absolut keinen Grund f\u00fcr das danach zu vermutende Eindringen von Luft ausfindig machen konnte. Sp\u00e4ter zeigte sich, da\u00df Pyrogallol Stickoxyd zu Stickoxydul reduziert, wie ich an anderer Stelle1) genauer ausgef\u00fchrt habe, und au\u00dferdem noch einen betr\u00e4chtlichen Teil des Stickoxyds absorbiert. Dadurch war der scheinbare \u00abSauerstoff\u00bb erkl\u00e4rt.\nVersuch vom 31. Oktober 1902.\nBestimmung der brennbaren Gase, Absorption des Restsauerstoffes durch Pyrogallol.\nDas Gas enthielt an Kohlendioxyd: 89,69\u00b0/o Das Restgas (6,96 ccm) ergab: H 94,12\u00b0/o\nCH4 0,26 \u00b0/o\nN 5,62 \u00b0/o = 0,39 ccm.\nSauerstoffverbrauch bei der Explosion: 47,58\u00b0/o absorb. Pyrogallol : 47,62 \u00b0/o .\t95,20 >\nEs bleibt also ein durch Pyrogallol nicht absorbierbarer Rest von dem im ganzen zugesetzten Sauerstoff, n\u00e4mlich 100,38 \u00b0/o, von\tN =\t5,18\u00b0/o\n*) Oppenheimer, \u00dcber d. Red. von Stickoxyd durch alkal. Pyrogallol, Chem. Ber., Bd. XXXVI, S. 1744 (1903).\nHoppe-Seyler\u2019s Zeitschrift f. physiol. Chemie. XLVIII.\n17","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"246\nCarl Oppenheimer,\nDie beiden Zahlen f\u00fcr den Stickstoff stimmen also \u00fcberein. Allerdings fehlt bei dieser Analysenart der absolute Beweis, da\u00df das Restgas wirklich Stickstoff ist, es ist aber kaum ein anderes Gas anzunehmen, in dem Falle w\u00e4re also ein Stickstoffgehalt von 0,39 ccm sichergestellt, jedenfalls aber kann es nicht mehr sein als die angegebene Ziffer. Insofern ist also die Analyse vollkommen brauchbar.\nVersuch vom 19. Dezember 1902.\nDarminhalt ohne Zusatz. Methode : Explosion mit Sauerstoff, dann Absorption des \u00fcbersch\u00fcssigen 0 mit Phosphorkugel und der Kohlens\u00e4ure mit KOH.\nRestgas nach Absorption von 88,30 \u00b0/o CO, = 8,28 ccm Davon zur Analyse:\t6,40 \u00bb\nZusatz von 26 ccm Sauerstoff mit 5\u00b0/o N aus einer Bombe1) nach Explosion, Phosphorkugel und KOH als N anzusehender Rest = 1,40 ccm\nN im 0 (5 \u00b0/o) = 1,25 \u00bb Stickstoff also im G\u00e4rungsgasrest:\t0,15 ccm\noder ca. N im Gesamtgas 0,20 ccm.\nVersuch vom 25. Januar 1903.\nEine komplette Analyse:\nKohlens\u00e4uregehalt des Gesamtgases: 89,92\u00b0/o Restgas mit ganz geringem Verlust in ein Eudiometer Anfangsvolum: 2,088 ccm Bestimmt : Wasserstoff 60,82 \u00b0/o Methan\t9,56 \u00b0/o\nDaraus berechnet der verbrauchte Sauerstoff\tin Kubikzentimeter 1,035\nTats\u00e4chlich zugesetzter Sauerstoff\t\u201e\t\u201e\t4,155\nEs mu\u00dften also noch vorhanden sein\t\u201e\t\u201e\t3,120\nDie Analyse des Restgases ergibt Sauerstoff\t\u201e\t\u201e\t3,127\nFolglich enthielt das Gas an brennbaren Gasen nur H und CH4, es bleibt also ber. Stickstoffrest 29,62 \u00b0/o oder 0,62 ccm In dem Restgas nach Explosion und KOH finden sich nach der Sauerstoffanalyse 0,831 ccm N, davon gehen ab 0,219, die aus dem zugesetzten\n0 stammen, *) es bleiben also\t0,612 ccm oder 29,03 \u00b0/o\nEs findet sich also \u00fcbereinstimmend ein Stickstoffgehalt des urspr\u00fcnglichen Gases von\t0,615 ccm.\n*) Es wurde analysierter Sauerstoff aus einer Bombe verwendet, wie mehrfach zu den fr\u00fcheren Analysen.","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Darmg\u00e4rung.\n247\nVersuch vom 11. Dezember 1902.\nAbgek\u00fcrzte Analyse:\nVerpuffen mit \u00fcbersch\u00fcssigem 0 unter Zusatz von etwas H zur Explosion, dann Absorption des Restes mit Pyrogallol.\nGehalt des sehr sp\u00e4rlichen Gases an Kohlendioxyd 68,818 \u00b0/o, quantitativ in ein Eudiometer.\nAnfangsvolumen 0,757 ccm.\nDavon Stickstoff nach Absorption mit Pyrogallol 0,67 ccm.\nDie Zahl ist wie bei allen Analysen mit Pyrogallol als Maximum anzusehen, da wie erw\u00e4hnt die Absorption die letzten Spuren nicht entfernt, besonders f\u00e4llt dies bei so geringen Gasmengen ins Gewicht.\nVersuch von Ende November 1905.\nBlinddarm von Kaninchen ohne Zusatz. Nach dem Evakuieren mit der Strahlpumpe 24 Stunden stehen gelassen. Dann total evakuiert.\nAnalyse : Verpuffung mit Sauerstoff, dann mit Wasserstoff, schlie\u00dflich zur Kontrolle nochmals mit Sauerstoff.\nResultat: Das urspr\u00fcngliche Gasvolumen, nach Entfernung der Kohlens\u00e4ure, von 7,71 ccm, das ca. die H\u00e4lfte des Gesamtgases bildete, enthielt nach dem Ergebnis der Verpuffung mit Wasserstoff N 3,31 \u00b0/o Kontrolle mit 0 N 2,94 \u00b0/o Mittel: N 8,12\u00b0/o = 0,24 ccm.\nGanz analoger Versuch. Dieselbe Methode.\nResultat: Das urspr\u00fcngliche Gasvolumen nach Entfernung der Kohlens\u00e4ure betrug zirka die H\u00e4lfte des Gesamtgases und war gleich 9,53 ccm. Es enthielt nach der Verpuffung mit Wasserstoff N 6,55 \u00b0/o Kontrolle mit 0 N 6,03 \u00b0/o Mittel: 6,29\u00b0/o = 0,6 ccm N.\nVersuch vom 12. Dezember 1905.\nPferdeblinddarminhalt. Ebenso behandelt. Die Kontrolle mit Sauerstoff wurde fortgelassen. Der Darminhalt war ein ziemlich dicker Brei, der schwer zu evakuieren war.\nGesamtgas Aach Entfernung der Kohlens\u00e4ure: 8,64 ccm.\nDieses enthielt an Stickstoff: 8,8\u00bb/\u00bb = 0,74 ccm.\nVersuch vom 19. Dezember 1902.\nG\u00e4rung unter Zusatz von Nitrit.\nAbgek\u00fcrzte Analyse.\nAbsorption von 68,18 \u00b0/o CO,.\n17*","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\nCarl Oppenheimer,\nRestgas zur Analyse 13,40 ccm. Pr\u00fcfung mit Pyrogallol ergibt keine Absorption, also weder 0 noch Stickoxyd darin.\nNach Zusatz von \u00fcbersch\u00fcssigem 0 wird mit Hilfe von etwas Wasserstoff die Explosion bewirkt, dann sehr lange, bis zur Konstanz der \u00fcbersch\u00fcssige Sauerstoff durch Pyrogallol absorbiert. Es bleibt ein Rest von\n91,17\u00b0/o oder 12,22 ccm Stickstoff aus dem G\u00e4rgas.\nVersuch vom 12. Februar 1903.\nDesgleichen.\nDas sehr sp\u00e4rliche G\u00e4rungsgas betrug nach Entfernung der Kohlens\u00e4ure 1,76 ccm.\nNach Zusatz von 0 betrug das Volumen 2,16 ccm Nach Explosion mit Hilfe von Knallgas 2,14 \u00bb\n0,02 ccm\nDiese winzige Kontraktion lie\u00df sich, wie die gleichzeitige Kontrolle des Knallgases ergab, darauf zur\u00fcckf\u00fchren, da\u00df dies bei der Explosion etwas Sauerstoff verbrauchte. Es besteht also das gesamte G\u00e4rungsgas aus Kohlens\u00e4ure und Stickstoff.\nZwei Versuche vom 26. Februar 1903.\nDasselbe G\u00e4rungsgemisch, die eine Probe mit einem, die andere mit 2 ccm der ca. 5 \u00b0/o igen Nitritl\u00f6sung versetzt.\nAnalysenmethode: Entfernung der Kohlens\u00e4ure, Behandeln mit Pyrogallolkugel, Explosion mit Sauerstoff.\nDas Gas 1 mit 2 ccm Nitrit:\nKohlens\u00e4ure in 36,63 ccm\t48,64 \u00b0/o\nVom Restgas (18,81 ccm) absorbiert Pyrogallol\t6,83 \u00b0/o\nDavon werden zur Analyse \u00fcbergef\u00fcllt\t12,51 ccm\nDie Explosion mit \u00fcbersch\u00fcssigem Sauerstoff\nergibt\tkeine Kontraktion\n(Explosion mit Hilfe von Knallgas).\nGas 2 mit einem Kubikzentimeter Nitrit:\nKohlens\u00e4ure in 31,64 ccm\t75,67 \u00b0/o\nPyrogallol absorbiert im Restgas von 7,70 ccm 5,6 \u00b0/o\nZur Analyse im Eudiometer\t7,03 \u00bb\nExplosion mit \u00fcbersch\u00fcssigem 0 und Knallgas ergibt\tkeine Kontraktion.\nDas Ergebnis dieser Analysen ist folgendes:\nZun\u00e4chst geht daraus hervor, da\u00df brennbare Gase \u00fcberhaupt nicht vorhanden waren. Da aber die Gase beim Umf\u00fcllen nach Stickstoffdioxyd rochen, so kann man mit Sicherheit annehmen, da\u00df sie Stickstoffoxyd enthielten. Dieses gibt","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Darmg\u00e4rung.\n249\naber, wie ich an anderer Stelle1) ausgef\u00fchrt habe, bei der Reduktion mit Pyrogallol Stickoxydul, das sich also in den Restgasen vorgefunden haben mu\u00df. Dies Gas ist aber, wie bekannt, gegen Sauerstoff selbst bei hohen Temperaturen nicht empfindlich, so da\u00df die Kontraktion ausgeblieben ist. Nach meinen Erfahrungen wird unter dem Einflu\u00df des Pyrogallols etwa 60\u00b0/o des Stickoxyds absorbiert, und daraus ca. 40\u00b0/o Stickoxydul gebildet, w\u00e4hrend 20\u00b0/o anderweitig, wahrscheinlich durch Bildung von Nitriten verschwinden. Danach l\u00e4\u00dft sich der Gehalt an Stickoxydul in dem analysierten Restgas ann\u00e4hernd bestimmen. In dem einen Fall betr\u00e4gt die Kontraktion rund 7, in dem andern rund 6\u00b0/o. Danach w\u00e4ren also in den analysierten Restgasen 5 resp. 4\u00b0/o Stickoxydul enthalten.\nDer Rest ist zweifellos als Stickstoff anzusehen. Da die Absorption durch Pyrogallol nicht genau 60\u00b0/o zu betragen pflegt, sind die Zahlen nicht absolut scharf, es kann sich um Schwankungen um einige Zehntelprozent handeln. F\u00fcr die Hauptfrage ist dies aber v\u00f6llig gleichg\u00fcltig. Ob das Restgas au\u00dfer dem Stickstoff 4 oder 5\u00b0/o Stickoxydul enth\u00e4lt, ist ohne Belang, da jedenfalls die Bildung von erheblichen Mengen von Stickstoff, n\u00e4mlich mindestens 6,5 resp. 17,5 ccm erwiesen erscheint. Es ist noch darauf hinzuweisen, da\u00df in dem Falle der Zuf\u00fcgung von 2 ccm Nitrit fast die dreifache Menge Stickstoff gebildet wird, als in dem Fall mit 1 ccm. Man k\u00f6nnte ja wohl durch umst\u00e4ndlichere Methoden die s\u00e4mtlichen Bestandteile des mit Pyrogallol behandelten Gases bestimmen, es erscheint dies jedoch angesichts der Hauptfrage des Nachweises von neugebildetem Stickstoff ohne gro\u00dfen Belang.\nVersuch vom 29. Mai 1903.\nG\u00e4rgemisch vom frisch get\u00f6teten Kaninchen mit 2 ccm Ammonnitrit versetzt. Das G\u00e4rungsgas riecht absolut nicht nach Stickstoffdioxyd. Infolgedessen nur Verpuffung mit Sauerstoff.\nRestgas nach Absorption von 68,73 \u00b0/o C02 = 8,17 ccm.\nNach Explosion mit Sauerstoff und Knallgas keine Kontraktion.\nDas Restgas bestand also aus reinem Stickstoff.\n') Oppenheimer, \u00dcber die Reduktion von Stickoxyd durch alkalisches Pyrogallol, Ber. d. Deutsch, ehern. Ges., Bd. XXXVI, S. 1744 (1903).","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nCarl Oppenheimer,\nVersuch vom 9. Juli 1903.\nEbenfalls 2 ccm Ammonnitrit.\nBei diesem Versuche wurde, um etwa vorhandenes Stickoxyd zu beseitigen, eine Blase reiner Sauerstoff bei Anwesenheit einer Kalikugel in das Gas gebracht, der etwa vorhandene Stickoxyd in Stickstoffdioxyd \u00fcbergef\u00fchrt h\u00e4tte, das von dem Kali aufgenommen wird. Dann wurde im Eudiometer wie \u00fcblich mit Sauerstoff verpufft.\nDas Restgas mi\u00dft nach Entfernen der Kohlens\u00e4ure 22,44 ccm.\nBei der Verpuffung keine Kontraktion.\nAuch dieses Gas besteht aus reinem Stickstoff.\nStickoxyd war nicht vorhanden gewesen, da die kleine Sauerstoffmenge gemessen wurde und keine Kontraktion bei dem Zusatz erfolgte :\nAbgemessener Zusatz 6,52 ccm. Zunahme des Volumens des Gases 6,70 ccm.\nVersuch vom 16. M\u00e4rz 1903.\nZur Erg\u00e4nzung dieser Befunde wurde auch ein Versuch eines G\u00e4rungsgemisches mit einem Zusatz von 3 ccm einer 5 \u00b0/o igen L\u00f6sung von Ammon ni trat angesetzt.\nMethode. Nach Entfernung der Kohlens\u00e4ure (68,7 \u00b0/o) Absorption mit Pyrogallol, dann Explosion mit Sauerstoff.\nVom kohlens\u00e4urefreien Gas mit\t6,31 ccm\nabsorbiert Pyrogallol\t14,48 \u00b0/o.\nBei der Verpuffung von 2,91 ccm mit 0 und Knallgas ergibt sich keine Kontraktion.\nF\u00fcr dies Gas gilt also das oben Gesagte. Nach einem Abzug von rund 10\u00b0/o f\u00fcr Stickoxydul bleibt ein Rest von rund 5,7 ccm Stickstoff. Indessen m\u00f6chte ich auf diesen Befund, der ja auch etwas von meinem eigentlichen Thema entfernt liegt, doch weniger Gewicht legen. Es bleibt n\u00e4mlich der Einwand offen, da\u00df in diesem Falle sich Stickoxydul schon vorher direkt aus dem Nitrat gebildet haben k\u00f6nnte, und da\u00df das, was sich scheinbar als Stickstoff darstellt, in Wirklichkeit Stickoxydul sein k\u00f6nnte. Leider unterblieb eine zweite Verpuffung mit Wasserstoff, die dies h\u00e4tte entscheiden k\u00f6nnen, da diese Versuche in die Zeit fielen, als ich \u00fcber die Grundlage der Absorption durch Pyrogallol noch keine Klarheit gewonnen hatte.\nAus diesen Analysen geht also hervor, da\u00df auch der Darm der Pflanzenfresser bei gew\u00f6hnlicher Kost ein Gas liefert, das","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Kenntnis der Darmg\u00e4rung.\n251\nfrei von Stickstoff ist. Versuche an Fleischfressern anzustellen, schien mir \u00fcberfl\u00fcssig, da eine in Betracht kommende Darmg\u00e4rung bei ihnen nicht vorhanden ist. Auch diese m\u00f6gliche Quelle einer Stickstoffbildung im Organismus kann man also ausschlie\u00dfen. Dagegen geben meine Befunde eine Best\u00e4tigung und Erg\u00e4nzung der bekannten Tatsache, da\u00df im Darm der Pflanzenfresser denitrifizierende Bakterien Vorkommen, die aus den etwa vorhandenen Nitriten der Nahrung Stickstoff in nicht unbetr\u00e4chtlichen Mengen abzuspalten imstande sind. Bekanntlich hat Jensen1) solche Bakterien im Kote von Herbivoren konstant gefunden, w\u00e4hrend sie sich im Darm anderer Tiere nicht halten k\u00f6nnen.\nDiese Arbeit wurde auf Anregung von Herrn Prof. Zuntz ausgef\u00fchrt im Anschlu\u00df an \u00e4hnliche fr\u00fchere Versuche von Tacke in seinem Institut, die aber infolge Verlust der Protokolle nie publiziert worden sind.\n\u2019) Jensen, in Lafar, Techn. Mykol., Jena 1904, S. 188.","page":251}],"identifier":"lit18361","issued":"1906","language":"de","pages":"240-251","startpages":"240","title":"Zur Kenntnis der Darmg\u00e4rung","type":"Journal Article","volume":"48"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:21:38.136456+00:00"}