Open Access
{"created":"2022-01-31T13:36:36.953743+00:00","id":"lit18369","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Magnus, R.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 48: 376-379","fulltext":[{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"Die Wirkung synthetischer Gallens\u00e4uren auf die pankreatische\nFettspaltung.\nVon\t\u00ea\nR. Magnus.\n(Aus dem pharmakologischen Institut in Heidelberg.)\n(Der Redaktion zugegangen am 26. Juni 1906.)\nAnschlie\u00dfend an den von mir fr\u00fcher in dieser Zeitschrift ver\u00f6ffentlichten Befund,1) da\u00df die esterspaltende Wirkung des Rindslebersaftes durch das Zusammenwirken zweier trennbarer Bestandteile bewirkt wird, einer Lipase und eines kochbest\u00e4ndigen \u00abCofermentes\u00bb, habe ich mich schon seit l\u00e4ngerer Zeit mit der Untersuchung eines \u00e4hnlichen Falles, der Verst\u00e4rkung der fettspaltenden Wirkung des Pankreassaftes durch die Galle, besch\u00e4ftigt.\nEbenso wie schon vorher Rachford2) konnte auch ich feststellen, da\u00df die verst\u00e4rkende Wirkung auch von den gallensauren Salzen ausge\u00fcbt wird. Schwierig zu entscheiden war aber die Frage, ob die wirkungsverst\u00e4rkende Substanz, welche die gleichen Eigenschaften wie das fr\u00fcher untersuchte Leber-coferment hatte (Kochbest\u00e4ndigkeit, Alkoholl\u00f6slichkeit, \u00c4therunl\u00f6slichkeit), mit den gallensauren Alkalien identisch sei oder diesen nur in kleiner Menge als Verunreinigung anhafte, was gerade bei einem derartigen \u00abCoferment\u00bb durchaus im Bereich der M\u00f6glichkeit lag.\nVersuche, reinste Gallens\u00e4uren nach Tengstr\u00f6m3) durch Aussalzen zu gewinnen und dann deren aktivierende Wirkung auf die Pankreaslipase zu pr\u00fcfen, f\u00fchrten zu keinem eindeutigen Ergebnis.\n') Diese Zeitschrift, Bd. XLII, S. 149, 1904.\n*) Journ. physiol., Bd. XII, S. 72, 1891.\n3) Diese Zeitschrift, Bd. XL, S. 210, 1904.","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"Wirkung synthetischer Gallens\u00e4uren auf pankreatische Fettspaltung. 377\nAls nun im hiesigen chemischen Laboratorium von Geh. Rat Curtius durch Bondi und M\u00fcller1) die Synthese der Glykochol-s\u00e4ure und Taurochols\u00e4ure ausgef\u00fchrt worden war, ergab sich dadurch die M\u00f6glichkeit, die Frage zu entscheiden.\nInzwischen sind auch von anderer Seite Wichtige hierhergeh\u00f6rige Befunde ver\u00f6ffentlicht worden. Zun\u00e4chst teilte Loeven-hart auf der letzten Versammlung der American physiological Society mit, da\u00df er meine Versuche \u00fcber die Leberlipase best\u00e4tigen k\u00f6nne, und da\u00df die Zugabe von Gallensalzen dieselbe Wirkung wie das \u00abCoferment\u00bb habe. Weiter haben k\u00fcrzlich v. F\u00fcrth und Sch\u00fctz2) in einer vorl\u00e4ufigen Mitteilung angegeben, da\u00df die f\u00f6rdernde Wirkung auf die Pankreaslipase nicht nur vom glykocholsauren Natron, sondern auch vom cholsauren Natron ausge\u00fcbt wird. Besonders der letztere Befund spricht schon mit gro\u00dfer Wahrscheinlichkeit gegen eine zuf\u00e4llige Beimengung.\nDurch die Liebensw\u00fcrdigkeit der Herren Dr. Bondi und Dr. M\u00fcller gelangte ich in den Besitz der von ihnen synthetisch dargestellten Gallens\u00e4uren. Ihre Natronsalze verst\u00e4rken die Wirkung der Pankreaslipase in kr\u00e4ftigster Weise.\nZu den Versuchen benutzte ich je 5 ccm neutralen, nach der Vorschrift von Hammarsten3) gereinigten Oliven\u00f6ls. Dieses wurde mit >/* ccm Pankreassaft versetzt, der aus der Pawlowschen Fistel eines von Herrn Dr. PI en ge im physiologischen Institut operierten und freund-lichst zur Verf\u00fcgung gestellten Hundes stammte. Die Einzelproben wurden gut durchgesch\u00fcttelt und f\u00fcr 5\u201410 Minuten in ein Wasserbad von K\u00f6rpertemperatur versenkt. Danach wurde die gebildete Fetts\u00e4ure mit Barytlauge (1 ccm = 0,61 ccm \u201c/io-S\u00e4ure) und Pbenolphtalein titriert.\nDie synthetische Glykochols\u00e4ure und Taurochols\u00e4ure wurden in der theoretischen Menge n/io-NaOH gel\u00f6st und reagierten danach ganz schwach gegen Lackmus alkalisch. Ich benutzte 2,5 \u00b0/o ige L\u00f6sungen der Natronsalze.\nWeder gekochter Pankreassaft noch die gallensauren Salze selber bewirkten eine Sp\u00fcr von Fettspaltung. Durch geringe Mengen S\u00e4ure oder Alkali wurde die fettspaltende Wirkung des Pankreassaftes nicht deutlich verst\u00e4rkt.\n\u2018) Diese Zeitschrift, Bd. XLVII, S. 499, 1906.\n*) Zentralbl. f. Physiolog., Bd. XX, S. 47, 1906.\n3) Lehrb. f. physiol. Chemie, 1904, S. 326.","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"378\nR. Magnus,\nVio ccm der 2,5 \u00b0/o igen L\u00f6sung taurocholsauren und glyko-cholsauren Natrons bewirkte nun jedesmal eine starke Vermehrung der Fettspaltung.x) Zwei Versuche m\u00f6gen als Beispiel dienen :\nVersuch 4.\nZehn Minuten bei 40\u00b0\t\t\tZur Neutralisation gebr. ccm Ba(OH),\n5 ccm \u00d6l 5 \u00bb \u00bb\t0,5 ccm Pankreassaft 0,5 \u00bb V\t0,1 ccm Wasser 0,1 \u00bb Natrium glyko-cholic. 2,5 \u00b0/o ersuch 13.\t6 11\nZehn Minuten bei 37\u00b0\t\t\tZur Neutralisation gebr. ccm Ba(OH)s\n5 ccm \u00d6l 5 \u00bb \u00bb\t0,5 ccm Pankreassaft 0,5 \u00bb\t0,1 ccm Wasser 0,1\t\u00bb Natrium tauro- cholic. 2,5 \u00b0/o\t2,5 6\nW\u00e4hrend so 2,5 mg der beiden Salze die Fettspaltung sehr kr\u00e4ftig verst\u00e4rkten, war mit 0,25 mg von glykocholsaurem Natron eine geringere, aber deutliche, mit 0,025 mg keine sichtbare Wirkung unter den gleichen Versuchsbedingungen zu erzielen.\nBei der synthetischen Darstellung der beiden Gallens\u00e4uren, welche von der Cholals\u00e4ure ausgehend \u00fcber den \u00c4thylester, das Hydrazid und das Acid dieser S\u00e4ure ausgef\u00fchrt wird, werden so zahlreiche und eingreifende Prozeduren (langes Kochen mit S\u00e4uren und Laugen, Behandeln mit Hydrazinhydrat, Natriumnitrit usw.) vorgenommen, da\u00df es ganz ausgeschlossen erscheint, da\u00df dabei eine in kleinen Mengen wirksame Substauz intakt bleibt und in nahezu unver\u00e4nderter Menge durch alle diese Prozesse hindurchgeht.\nl) Auch 0,1 ccm Hundegalle aus der Gallenblase verst\u00e4rken die Fettspaltung unter den Versuchsbedingungen auf das deutlichste.","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"Wirkung synthetischer Gallens\u00e4uren auf pankreatische Fettspaltung. 379\nDie verst\u00e4rkende Wirkung der Galle auf die Fettspaltung durch Pankreassaft beruht daher auf ihrem Gehalt an gallensauren Alkalien. Der Organismus arbeitet hier mit \u00e4hnlichen Mitteln wie die chemische Technik, welche die Fette jetzt ebenfalls durch Fermente spaltet und diese durch kleine Mengen MnS04 aktiviert. r) Auch die Pankreaslipase wird durch geringe Mengen MnS04 (0,01\u20140,001 g bei den angegebenen Versuchsbedingungen) in sehr betr\u00e4chtlichem Ma\u00dfe aktiviert.\nDie Gallensalze sind aber jedenfalls keine allgemeinen Aktivatoren f\u00fcr alle Arten der fermentativen Fettspaltung, da sie weder die Wirkung der Lipase des Darmsaftes* 2) noch des Magens3) verst\u00e4rken.\n*) Vgl. Hoyer, Seifensiederzeitung 1905, Nr. 32, u. Chem. Zentralbl., 1905, Bd. II, S. 582.\n\u00bb) Boldireff, Zentralbl. f. Physiol., Bd. XVIII, S. 460, 1904.\n3) Laqueur, Hofmeisters Beitr\u00e4ge, Bd. VIII, S.-281, 1906.","page":379}],"identifier":"lit18369","issued":"1906","language":"de","pages":"376-379","startpages":"376","title":"Die Wirkung synthetischer Gallens\u00e4uren auf die pankreatische Fettspaltung","type":"Journal Article","volume":"48"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:36:36.953749+00:00"}