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{"created":"2022-01-31T14:10:11.167347+00:00","id":"lit18376","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie","contributors":[{"name":"Fischler, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Physiologische Chemie 48: 419-421","fulltext":[{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"Eine weitere kurze Mitteilung zur Urobilinfrage.\nVon\nF. Fischler.\n(Aus dem Laboratorium der medizinischen Klinik zu Heidelberg: Geheimrat Erb.) (Der Redaktion zugegangen am 2. Juli 1906.)\nVor kurzem habe ich in dieser Zeitschrift, Bd. XLV1I. H. 4\u20146, eine vorl\u00e4ufige Mitteilung \u00fcber die M\u00f6glichkeit der Entstehung des Urobilins in der Leber gemacht. Weitere Versuche, die ich in der Zwischenzeit anstellte, haben mich belehrt, da\u00df dies Ph\u00e4nomen sich aber nur unter gewissen Kautelen der Versuchsanordnung erzielen l\u00e4\u00dft, die ich bisher unbewu\u00dft anwendete und erst auf sie aufmerksam wurde, als weitere Versuche zun\u00e4chst meine ersten Angaben durchaus nicht best\u00e4tigten.\nWenn man die Tiere mit kompletter Gallenfistel von der Operation an mit aller Vorsicht so verbindet, da\u00df sie keine Galle auflecken k\u00f6nnen, erzielt man mit Vergiftung durch Amylalkohol, Phosphor und Toluilendiamin zun\u00e4chst keine Urobilinbildung in der Galle. Sie tritt erst ein, wenn so behandelte Tiere eine Zeitlang Gelegenheit gehabt haben, ihre Galle auflecken zu k\u00f6nnen. Tiere, die z. B. 4\u20146 Wochen verbunden waren, ohne ihre Galle per os aufnehmen zu k\u00f6nnen, bekommen, wenn ihnen diese Gelegenheit durch Aufbinden gegeben wird, eine schwere Gastro-Enteritis, ja selbst Nephritis, in den ersten Tagen nach dem Auf binden, dann sind sie wieder wohl, trotz Aufleckens ihrer Galle. Werden sie nun erneut verbunden und ist das Urobilin aus der Galle wieder verschwunden, dann reagieren sie auf die fr\u00fcher geschilderte Weise auf die Vergiftungen. Da ich meine erst operierten Tiere erst nach und nach so exakt verbunden habe, da\u00df jedes'Auflecken der Galle eine Unm\u00f6glichkeit wurde, so hatten sie im Anfang ihrer Beobachtungszeit Gelegenheit gehabt, Galle aufzulecken. Es kostete mich erhebliche M\u00fche und viele Versuche, bis ich auf diese versteckte Tatsache aufmerksam wurde. Oh nicht unter anderen Bedingungen etwa auch noch ein Wiederauftreten von Urobilin bei den genannten Vergiftungen","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nF. Fischler,\nin der Galle der Gallenfisteltiere statthaben kann, sei dahingestellt. Ebenso mu\u00df ich es unterlassen, auch nur vermutungsweise eine Erkl\u00e4rung dieser im h\u00f6chsten Grade sonderbaren Tatsache zu geben. Daf\u00fcr sei auf meine alsbald erscheinende ausf\u00fchrliche Publikation verwiesen.\nIch h\u00e4tte nun \u00fcberhaupt mit der Mitteilung des oben erw\u00e4hnten Umstandes bis dahin gewartet, wenn ich nicht f\u00fcrchten m\u00fc\u00dfte, da\u00df unliebsame Erfahrungen etwaigen Nachfolgern nicht erspart blieben. Zugleich d\u00fcrfte eine kurze Pr\u00e4zision meines Standpunktes in der Frage nach der Rolle der Leber in der Urobilinfrage nach meinen jetzt abgeschlossenen Experimenten angebracht sein, da auch von anderer Seite (Hildebrandt, Zeitschrift f\u00fcr klin. Med., Bd. LIX) Publikationen vorliegen, welche sich intensiv mit meinem Thema ber\u00fchren.\nDie jetzt feststehende Tatsache, da\u00df die Leber unter gewissen pathologischen Bedingungen als Ort der Urobilinbildung angesehen werden mu\u00df, was f\u00fcr gewisse klinische Beobachtungen von einschneidender Bedeutung ist, veranla\u00dft mich nicht, jede Urobilinurie als eine durch in der Leber selbst entstandenes Urobilin anzusehen. Ganz im Gegenteil ist die Leber sogar selten der Ursprung des im Harn ausgeschiedenen Urobilins. Und doch ist die Leber, wie ich sofort zeigen werde, verantwortlich f\u00fcr Urobilinurie ganz allgemein. Wir wissen, da\u00df der vom Darm normalerweise durch die Pfortader der Leber zuflie\u00dfende Urobilinstrom von der Leber aufgefangen wird. Das Urobilin wird in der Galle wieder abgeschieden und in den Darm ergossen. Normalerweise passiert offenbar nur ein Minimum von dem Darmurobilin die Leber, um im Harn zum Vorschein zu kommen. Diese Deduktionen lassen sich klar aus der Tatsache ableiten, da\u00df nach Anlegung einer kompletten Gallenfistel alles Urobilin aus der Galle verschwindet, aus dem Darm bis auf Spuren ebenfalls.\nIch habe Tieren nun subkutan und intraperitoneal Urobilin beigebracht. Sofort tritt eine Urobilinurie auf, d. h. es wird das Urobilin, das die Leber nicht passieren mu\u00df, einfach mit dem Urin wieder ausgeschieden.\nFolglich mu\u00df jede Insuffizienz des Mechanismus in der Leber, der das Urobilin, welches vom Darm kommt, sammelt,","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"Eine weitere kurze Mitteilung zur Urobilinfrage.\n421\neine Urobilinurie zur Folge haben, da ja Urobilin, das jenseits der Leber gelangt ist, von den Nieren ausgeschieden wird. Mit anderen Worten, es ist jede Urobilinurie ein Zeichen einer gewissen Insuffizienz der Leber, die tempor\u00e4r, oder die dauernd sein kann.\nExperimentell l\u00e4\u00dft sich der Beweis am Tier folgenderma\u00dfen erbringen. Gallenfisteltiere, deren Leber in dem Stadium ist, da\u00df sie auf Amylalkohol- und Phosphorvergiftung mit Urobilinausscheidung in der Galle antworten, bekommen beim Aufbinden, d. h. wenn ihnen Gelegenheit zum Auflecken der Galle gegeben ist, Urobilinurie, deshalb weil ihre Leber nicht mehr imstande ist, den nun wieder normalen vom Darm stammenden Urobilinstrom in der Leber v\u00f6llig zur\u00fcckzuhalten.\nF\u00fchrt man solchen Tieren Ochsengalle in den Magen ein, solange sie noch gut verbunden sind, so tritt ebenfalls Urobilinurie auf, noch st\u00e4rker, wenn sie aufgebunden sind und Ochsengalle erhalten.\nEine gesch\u00e4digte Leber verarbeitet also Urobilin nicht mehr richtig, sie verarbeitet aber auch die Vorstufen des Urobilins, das H\u00e4moglobin, nicht mehr richtig. Erzeugt man bei Gallenfisteltieren in dem oben genannten Stadium eine starke H\u00e4mo-globin\u00e4mie durch intraven\u00f6se Injektion von Aqua destillata, so tritt in der vorher urobilinfreien Galle Urobilin auf und im Harn in Spuren ebenfalls.\nAus diesen Versuchsergebnissen ist meines Erachtens nur der Schlu\u00df abzuleiten, da\u00df Urobilinurie die Folge einer gewissen Insuffizienz der Lebert\u00e4tigkeit ist, die sich entweder darin \u00e4u\u00dfert, da\u00df sie den normalen Urobilinstrom vom Darm aus nicht mehr bew\u00e4ltigen kann, oder bei schwerer Erkrankung sogar selbst das normaliter ihr zustr\u00f6mende Bildungsmaterial der Galle (das Bilirubin) nicht mehr richtig verarbeitet.\nDie Gewinnung dieses jetzt experimentell begr\u00fcndeten Standpunktes in der Urobilinfrage ist nat\u00fcrlich f\u00fcr unsere klinischen Anschauungen von sehr gro\u00dfer Bedeutung, auf die hier einzugehen aber nicht der Ort ist.","page":421}],"identifier":"lit18376","issued":"1906","language":"de","pages":"419-421","startpages":"419","title":"Eine weitere kurze Mitteilung zur Urobilinfrage","type":"Journal Article","volume":"48"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:10:11.167353+00:00"}